Johannes Brahms - wie finde ich einen Zugang zu diesem Komponisten?

  • Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe, habe ich mich vom Gesang her der Klassik genähert. Meine symphonischen und kammermusikalischen Kenntnisse vervollständige ich jetzt. Nur bei Johannes Brahms finde ich keinen richtigen Einstieg. Auch bei meinen Liederabenden habe ich Brahms immer tunlichst vermieden, obwohl ich weiß, dass er sehr schöne Lieder geschrieben hat.



    Könnt Ihr mir vielleicht diesen Einstieg leichter machen, indem Ihr mir Tipps gebt?


    Voller Spannung wartend Uwe

  • Lieber Uwe,


    wenn Du Dich über den Gesang der Klassik näherst, könnte in Sachen Brahms die neue Einspielung der ersten Symphonie von Gardiner etwas für Dich sein. Gardiner hat bei dieser Aufnahme die Symphonie mit Vokalwerken von Brahms und Mendelsohn kombiniert um Entwicklungslinien aufzuzeigen:



    Brahms:


    Begräbnisgesang op. 13; Schicksalslied op. 54


    Mendelssohn:


    Mitten wir im Leben sind wir vom Tod umgeben


    Der Monteverdi Choir ist- wie eigentlich immer- vorzüglich. Die Symphonie dirigiert Gardiner zügig, im Klang sehr transparent und gar nicht melancholisch-schwerblütig.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ich bin bekanntlich kein Kammermusikjunkie und tue mich auch mit der von Brahms schwerer als mit der von manch anderem Komponisten vor und nach ihm. So gehörte die alte DG-Box mit seiner gesamten Kammermusik gelegentlich zu den größten Herausforderungen meiner frühen Klassik-Periode.


    Ein Werk aber hat mich von Anfang an begeistert und tut das bis heute, nämlich das Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8. Zu dem gibt es einen ganz instruktiven Thread hier: Johannes Brahms: Klaviertrio Nr. 1 H-Dur, op. 8


    Mit Alfreds Einführungsstatement kann ich mich voll identifizieren, und auch meine Lieblingsaufnahme wird dort von Anthracis erwähnt und geteilt: Szeryng, Rubinstein, Fournier



    Aber das Werk ist so stark, dass es selbst mittelprächtige Aufnahmen überleben dürfte.


    Bei den Werken mit größerer Besetzung mag ich neben den Symphonien die Konzerte besonders gern, zu denen es hier bereits ausführliche Threads gibt. Besonders melodisch und deshalb alles andere als sperrig finde ich das Doppelkonzert, vornehmlich in dieser Einspielung:



    Und dann gibt's natürlich noch die Serenaden, besonders preiswert und schön in dieser alten Einspielung:



    Versuch's mal damit.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Uwe,


    mir ist der Zugang zu den Kompositionen von Brahms sehr leicht gefallen, obwohl es auch welche gibt die mir nicht recht zusagen.


    Ich begann zum Glück mit der Sinfonie Nr.2. :jubel: :jubel: :jubel: Hätte ich stattdessen mit dem Violinenkonzert angefangen, würde Brahms wohl nicht mein Lieblingskomponist sein.


    Mein Tipp ist also den Zugang über die Sinfonien zu versuchen. Mit der 4. habe ich mich anfänglich etwas schwer getan, doch jetzt höre ich sie um so lieber.


    LG


    Maggie

  • Hallo Uwe,


    Was magst Du denn von anderen Komponisten an Symphonik und Kammermusik? Zum Beispiel von Beethoven, Schumann? Welche Komponisten und Werke bevorzugst Du auf diesen Gebieten?



    Gruß,
    Frank.

  • Ich wage mal eine Liste mit guten Einstiegswerken aus meiner Sicht:


    Haydnvariationen
    Violinsonaten 1 und 2
    Cellosonate e-Moll
    Rhapsodien g-Moll und h-Moll für Klavier
    H-Dur Trio Op. 8
    g-Moll Quartett Op. 25
    Sextette Op. 18 & 36 B-Dur/G-Dur


    Das schöne ist bei Brahms, die genannten Werke sind zwar offensichtlich leichter zu hören als andere, aber nicht weniger gehaltvoll. :yes:


    Die großen sinfonischen Werke dürften sperriger sein, wenn du dort anfangen willst, würde ich eher mit dem 2. als dem 1. KK beginnen (Richter/Leinsdorf) und auch eher mit dem Violinkonzert als dem Doppelkonzert. Bei den Sinfonien dürften die mittleren beiden der beste Einstieg sein.


    Kann aber natürlich bei jedem anders sein, je nachdem woher er kommt.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Was spräche als Sänger dagegen, sich Lieder oder Chorwerke vorzunehmen (einstudieren oder anhören)?


    z.B. die anderswo schon empfohlene Auswahl mit Brigitte Fassbaender?



    Sonst 1. + 2. Sinfonie und die Klavierkonzerte. Außer dem H-Dur-Trio sind auch die drei Violinsonaten, die Streichsextette und das Klavierquintett recht eingängig.


    Brahms schien mir seit meiner Einsteigerzeit immer so fest im Standardrepertoire verankert (jedenfalls die Orchesterwerke), daß mich noch immer wundert, wenn manche Leute da Schwierigkeiten haben, obwohl ich es auf einer gewissen Ebene auch wieder nachvollziehen kann.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Auch wenn ich über die Angelegenheit mit den Liedern ein bisschen hinwegsehe, halte ich folgende Werke für gut einstiegsgeeignet:




    Ein deutsches Requiem (z.B. in der Aufnahme von Giulini / Deutsche Grammophon)


    Erste Sinfonie (ja, warum nicht die genannte neue Gardiner-Aufnahme...)


    Altrhapsodie (am besten sich noch in der kommentierten "frankfurter" (Hg.: W. Wiethölter et. al.) Goethe-Gesamtausgabe über den Text "Harzreise im Winter" informieren, da sonst etwas unverständlich) (Abbado/DG, Klemperer/EMI, .... diverse gute Einspielungen)


    Dritte Sinfonie


    Erstes Klavierkonzert (wild und romantisch!)


    Schicksalslied (Hölderlin)


    Nänie (Schiller: "Auch das Schöne muß sterben")


    Ungarische Tänze (Klavier zu 2 oder 4 Händen oder Orchester: z.B. Fritz Reiner)


    Rhapsodie h-moll op. 79/1 (Glenn Gould)


    Violinsonate Nr. 1 G-Dur op. 78 (z.B. mit Leonid Kogan)


    Violinkonzert


    Geistliches Lied op. 30 "Laß dich nur nichts dauern) (nur 4-5 minuten)


    Akademische Festouvertüre (sehr humorvoll! z.B. Abbado)




    ... so viel für´s erste.

  • Hallo Uwe,


    wenn der Einstieg etwas "schwermütiger" sein soll empfehle ich:


    Johannes Brahms, Ein Deutsches Requiem, Berliner Philharmoniker, Wiener Singverein, Anna Tomowa-Sintow, José van Dam, Herbert von Karajan, 1977.


    Sollten Dir die Sänger(in) oder Karajan nicht liegen:


    Johannes Brahms, Ein Deutsches Requiem; Philharmonia Orchestra und Chorus, Elisabeth Schwarzkopf, Dietrich Fischer-Dieskau, Otto Klemperer, 1962.


    Wenn der Einstieg etwas "leichter" sein soll empfehle ich:


    Johannes Brahms, Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 ("1. kleine Detmolder Symphonie" ;)), Wiener Symphoniker, Gary Bertini, 1989 (2. Serenade A-Dur op. 16 ist ebenfalls dabei).


    oder:


    Johannes Brahms, Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a.
    Ich bevorzuge Arturo Toscanini, NBC Symphony Orchestra, 1952; aber auch Christoph von Dohnányi, Cleveland Orchestra, 1988 ist eine nicht schlechte Wahl.


    Sollte es "noch leichter" einhergehen:


    Johannes Brahms, Ungarische Tänze, Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado, 1982.


    Wenn es kammermusikalisch sein soll empfehle ich:


    Sonaten für Klavier und Violine:
    Sonate G-Dur op. 78
    Sonate A-Dur op. 100
    Sonate d-moll op. 108

    Eine von mir geschätzte Aufnahme ist: Daniel Barenboim, Pinchas Zukerman, 1975.


    Wenn es "krachen" ;) soll empfehle ich:


    Johannes Brahms, 1. Symphonie c-Moll op. 68, Arturo Toscanini, NBC Symphony Orchestra, 1951.


    oder


    Johannes Brahms, Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15, Artur Rubinstein, Chicago Symphony Orchestra, Fritz Reiner, 1954.


    Viel Spaß.
    Bis dann.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • ich schlage als Zugang das Klaverquintett vor. Ein ganz praktischer Grund: größere Wahrscheinlichkeit eine sinnvolle Aufnahmen zu hören, bei der der Funke rüberspringt...
    Auch beim Doppelkonzert ist es - nach meiner Erfahrung - einfacher, eine sinnvollle Wiedergabe zu hören, als beim Violinkonzert.
    Bei der Sinfonik sieht es ab der 3. Sinfonie leider schlechter aus: die meisten Aufführungen gelingen nicht. Oft Routine, gepflegte Langeweile oder breiiger Klang
    Ausnahme: 3. Sinfonie Klee (Frankfurt) , Roberston mit NYlern
    4. Sinfonie C. Davis mit den Bayern (1989) aber alles nur als Radiomitschnitt.. sehr schade..



    :hello:

  • Am Fuße dieses bisherigen repräsentativen Gesamtquerschnitts stimme ich für das von Rideamus und rappy vorgeschlagene Trio Op. 8.



    audiamus



    .

  • Das Doppelkonzert ist aber ziemlich sperrig...
    Beim Violinkonzert greift man einfach zu den großen alten Geigern und macht nichts falsch (wobei ich persönlich Kremer ziemlich gut finde).

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Und wie wär's mit den beiden Streichsextetten? Der 3. Satz des 1. erwärmt doch das Herz ganz unmittelbar! (Oh, ich bemerke gerade, rappy hat's schon erwähnt - aber macht nichts.)


    Für Brahms habe ich mich schon früh geöffnet; allerdings gab es auch längere Phasen, in denen ich etwa die Symphonien wie einen "Sturm im Wasserglas" empfand, also als eine Art Emotionalität hörte, die mich weniger berührte.

  • Hallo Uwe,


    da du vom Gesang her kommst, erscheint es mir auch naheliegend, mit Brahms schönen Liedern anzufangen. Neben der schon erwähnten Cd mit Brigitte Fassbaender, die mir auch sehr gut gefällt, finde ich auch diese herausragend mit Jessye Norman, Daniel Barenboim:



    Dann vielleicht mit der Alt Rhapsodie zum Orchesterlied übergehen? - Z.B. mit Kathleen Ferrier:



    Auf dieser sind außerdem noch die Kunstlieder "4 ernste Gesänge", "Gestillte Sehnsucht" und "Wiegenlied". Kathleen Ferrier hat aber noch viele weitere Lieder von Brahms ganz wunderbar aufgenommen.


    Die Alt Rhapsodie gibt es aber auch noch ganz großartig mit Janet Baker.


    Als Übergang zur Orchestermusik vielleicht die Akademische Festivalouvertüre. Das Humorvolle spielt hier m. noch besser Szell raus als Abbado.


    Bei den Symphonien finde ich Toscanini, Szell, Abbado und Günter Wand sehr gut.


    Für die Kammermusik könnte ich mir auch vorstellen, dass die Streichsextette ein guter Einstieg sind, der Lust auf mehr macht.


    :hello: Matthias

  • Lieber Uwe,


    obwohl Brahms mittlerweile bei mir schon lange zu den ganz großen gehört (einer meiner drei Lieblingskomponisten), hatte ich auch eine Weile lang Mühe mich ihm zu nähern. Und wie man ja unschwer an den Beiträgen meiner Vorgängern sehen kann, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als seinen ganz individuellen Zugang zu suchen, denn was dem einen sofort ins Ohr geht, liegt dem anderen schwer im Magen. Zudem ist wenigstens für mich Brahms DER Bing-Komponist (siehe Blackadders Thread), d.h. meist braucht es mindestens 4 bis 5 Anläufe, bis es mir wie Schuppen von den Ohren fällt.


    Für mich zum Beispiel waren gerade die mehrfach genannte 1. Symphonie wie auch das von vielen geliebte Klavierquintett harte Brocken. Die 1. Symphonie wird von mir übrigens immer noch stiefmütterlich behandelt, während das Klavierquintett (vor allem durchs Selber-Spielen) mir mittlerweilse langsam ans Herz gewachsen ist.


    Besonders unterstützen möchte ich gerne diesen Vorschlag,


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Was spräche als Sänger dagegen, sich Lieder oder Chorwerke vorzunehmen (einstudieren oder anhören)?


    denn vor kurzem wurde ich auf diese ganz besonders wunderbare Aufnahme mit weltlichen Chorstücken von Johannes Brahms aufmerksam gemacht:


    Kann man "Vineta" hören und nicht unweigerlich zum Brahms-Fan werden? :jubel:


    Bei den empfohlenen Aufnahmen mit Brahms-Liedern möchte ich vor allem auf die wunderbaren zwei Lieder für Alt, Bratsche und Klavier op 91 hinweisen, die sowohl auf der genannten Fassbaender-CD

    Zitat

    z.B. die anderswo schon empfohlene Auswahl mit Brigitte Fassbaender?


    als auch auf der ebenfalls empfohlenen Aufnahme mit Jessye Norman enthalten sind.


    Zuletzt möchte ich noch folgenden ketzerischen Vorschlag beisteuern: Ich persönlich fände auch nichts dabei, den Zugang zu Brahms über Einzelsätze mehrsätziger Werke zu finden. Für mich waren frühe Lieblingsstücke beispielsweise der Finalsatz aus dem ersten Klavierkonzert, der zweite Satz aus dem zweiten Klavierkonzert, das Scherzo aus der dritten Symphonie und der zweite Satz aus dem Deutschen Requiem. Hat man erstmal einen Satz so richtig ins Herz geschlossen, beschäftigt man sich auch gerne mit dem Rest des Opus. :)

  • Als Übergang zur Orchestermusik vielleicht die Akademische Festivalouvertüre
    da gibt es eine tolle Wiedergabe unter Kna aus der frühen Stereozeit


    :hello:

  • Zitat

    Original von bachiana
    Zudem ist wenigstens für mich Brahms DER Bing-Komponist (siehe Blackadders Thread), d.h. meist braucht es mindestens 4 bis 5 Anläufe, bis es mir wie Schuppen von den Ohren fällt.


    Das dürfte jedem so gehen. Viele hier bei Tamino sind wohl schon so lange mit Brahms vertraut, dass sie sich nicht mehr darin erinnern können. Aber ich brauchte und brauche immer noch bei jedem neuen Werk ein paar Anläufe. Erklärungsversuch: Brahms beginnt oft mit mehr oder weniger unauffälligem Material, dessen Potenzial sich erst im Laufe des Werkes voll erschöpft. Beim ersten Hören merkt man dies allerdings nicht, da das Ursprungsmaterial, was ja wie gesagt zu Beginn eher unauffällig vorgestellt wird, noch nicht hängen geblieben ist.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Lieber Moses, jemandem der vom Gesang kommt und Probleme mit Brahms hat, müsste folgende Cd eigentlich einen serh guten Einstieg bieten. Hier gibt es neben den Cellosonaten 1. und 2 (das Cello ist ja der menschlichen Stimme serh nahe) Transkriptionen einiger wunderschöner Lieder, die so suggestiv dargeboten werden, dass man sich dem Zauber kaum entziehen kann.

    Mir ist der Einstieg über die Kammermusik serh leicht gefallen, weil ich Brahms in diesem Bereich für einer der Allergrössten halte . Es gibt hier immer wieder Sätze die so gesanglich sind , dass Du sofort hineinspringen kannst- Andere sind dagegen erstmal sperrig und in der Struktur nicht leicht zu durchschauen- aber immer unverkennbar und bereichernd.
    Die tollen Sextette hatt Gurnemanz schon genannt- aber was ist mit dem Klarinettenquintett oder dem Klavierquartett?
    Für Liebhaber kleiner Formen fidne ich Kammermusik immer eine bessere Lösung zum Geschmackdranfinden als Symphonien.


    Viel Freude- das lohnt sich in diesem Fall absolut! :yes: :hello:


    Lieben Sie Brahms? Jaaaaa!


    F.Q.

  • Lieber Uwe,


    ich habe schon von vielen Klassikinteressenten gehört (auch im Freundeskreis) und von Mitgliederrn hier im Forum, dass diese mit Brahms ihre Schwierigkeiten beim Einstieg haben.
    Mich wundert das, da Brahms direkt bei mir gezündet hat.


    *** Mein Einstieg war die Sinfonie Nr.1 und dann gleich alle weiten sinfonischen Werke. Damals in meiner Jugendzeit auf EMI - LP mit Klemperer.
    Ich war so begeistert, dass ich im Abstand von je einem Tag (vier Tage) immer wieder die EMI-LP´s mit Klemperer gekauft habe, bis ich alle 4 zusammen hatte.
    Dann folgten LP-Aufnahmen mit dem VC (Szeryng/Monteux (RCA)), Doppelkonzert (Fournier/Walter) CBS)), die bis heute meine Lieblingsaufnahmen, jetzt auch auf CD, geblieben sind.
    Die Klavierkonzerte damals mit Rubinstein (RCA) waren auch ein großer Einstieg für mich, der heute Serkin und Fleisher (SONY) bevorzugt.


    Heute begeistern mich die Klavierwerke von Brahms, die ich seit September 2008 komplett habe.


    Da Du von der Gesangsschiene her kommst wird Deine Zugangsmöglichkeit für Brahms eine andere sein, als bei mir.
    Es liegen ja bereits einige und alle gutgemeinte Empfehlungen vor - probier es mal.


    Ich meine:
    Wenn man das KK Nr.1 hört oder die Sinfonie Nr.1 ( :D die 10te von Beethoven), dann ist doch für Brahms alles gegessen - das zündet doch "megamäßig".


    :hello: Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Brahms .

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Wow,


    so viele Antworten. Es ist ja nicht so, dass ich nichts von Brahms in meinem CD-Schrank hätte. Dort stehen jede Menge Aufnahmen, allerdings noch nicht gehört :no: :untertauch:.


    Ich fange jetzt erst mal mit den Sinfonien an und zwar chronologisch.


    Danke sehr für die vielen Tipps. :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

  • Fetzige Klavierwerke im Radio (ob die Wiedergabe was taugt weiß ich nicht, aber diese Klavierwerke sind schon mal Kavier-Hits von brahms, um mit der Brahmsklaviermusik vertraut zu werden)


    WDR 3 Donnerstag, den 29. Januar 2009, 20:05 - 22:00
    Kammerkonzerte in NRW
    Klavierwerke von Johannes Brahms


    2 Rhapsodien, op. 79
    Variationen über ein eigenes Thema, op. 21,1
    6 Klavierstücke, op. 118
    Sonate Nr. 3 f-moll, op. 5


    Andreas Boyde, Klavier
    Aufnahme aus der Konzertgalerie Bagno, Burgsteinfurt



    eine echt fetzige Wiedergabe der ersten Sinfonie , auch um Zugang zu Brahms zu finden
    mdr figaro Dienstag, 27. Januar 2009
    Johannes Brahms: Sinfonie Nr.1 c-Moll op. 68
    Staatskapelle Weimar, Leitung: George Alexander Albrecht


    (Aufzeichnung vom 28. Februar 1998, Redoute, Weimar)
    ohne Expowiederholung, aber die macht wand auch nicht


    (so spart man Geld für Teuer-CDs)


    :hello:

  • Zitat

    Original von rappy


    Das dürfte jedem so gehen. Viele hier bei Tamino sind wohl schon so lange mit Brahms vertraut, dass sie sich nicht mehr darin erinnern können.


    Bitte etwas mehr Respekt vor dem fortgeschrittenen Alter mancher Brahms-Freunde! :D


    Bei mir ist es zwar auch schon etwas länger her, aber ich erinnere mich sehr genau, dass viele Brahms-Werke bei mir sofort gezündet haben. Die ersten waren die dritte und vierte Sinfonie - das Kopfsatz-Hauptthema der letzteren finde ich ganz im Gegensatz zu Hugo Wolf überaus schön und außerdem apart instrumentiert.


    Nur mit ganz wenigen Werken habe ich aufgrund der von mir als spröde und stachelig empfundenen Faktur zunächst Schwierigkeiten gehabt - dazu gehörten z.B. das Streichquartett op. 67 und das Klaviertrio op. 87.


    Bei den Empfehlungen kann ich mich deshalb vielen Nominierungen anschließen und unterstütze besonders diejenige für das Klarinettenquintett. Ein Werk, das ich von Anfang an besonders ins Herz geschlossen habe, ist übrigens das Horntrio!



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Bitte etwas mehr Respekt vor dem fortgeschrittenen Alter mancher Brahms-Freunde! :D


    Überdies kann ein entsprechendes Elefantengedächtnis das fortgeschrittene Alter wenigstens manchmal kompensieren. ;)


    Zitat


    Bei mir ist es zwar auch schon etwas länger her, aber ich erinnere mich sehr genau, dass viele Brahms-Werke bei mir sofort gezündet haben. Die ersten waren die dritte und vierte Sinfonie - das Kopfsatz-Hauptthema der letzteren finde ich ganz im Gegensatz zu Hugo Wolf überaus schön und außerdem apart instrumentiert.


    Ich erinnere mich noch recht gut, wie ich anfangs kaum verstehen konnte, daß ein Freund Brahms' 1. Sinfonie ebenso schätzte wie die von Beethoven (von denen ich damals allerdings auch noch gar nicht alle kannte). Einige Stellen wie der dritte Satz oder die Hornstelle im Finale haben mir sofort gefallen, aber weite Strecken des Kopfsatzes fand ich eher unverständlich. (Diese "Große Komponisten"-Heftchen+MC/LP, die es damals gab, waren eher zuviel des Guten, mit einer Analyse, die ich höchstens annähernd nachvollziehen konnte, wie mehrere Motive der Einleitung zuerst im Kopfsatz, dann im Finale (Einleitung) auftauchen usw., ziemlich anspruchsvolle "Volksbildung" der 80er Jahre). Aber lange hat das nicht gedauert und bald war Brahms eine Zeitlang nach Beethoven mein Lieblingskomponist.
    Das Klavierquintett liebte ich jedenfalls vom ersten Hören im Radio(?) an, da kannte ich die Sinfonien vermutlich aber alle schon.


    Ich hatte meine Bemerkung oben auch ein wenig anders gemeint. Unbestritten sind einige Werke von Brahms nicht ganz leicht zugänglich (und ich bin auch nicht sicher, ob die ungarischen Tänze (wenn dann bitte in der Klavierfassung) oder die Akademische Festouverture ein guter Einstieg sind, da eher untypisch). Aber sie sind so allgegenwärtig im Betrieb, daß man sich schon ein wenig anstrengen muß, jahrelang Klassik zu hören (oder zu musizieren) und sie wegzulassen.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Hallo Uwe, mein symphonischer Einstieg zu Brahms waren die Klavierkonzerte und das Violinkonzert, mein kammermusikalischer die Soloklavierstücke (z. B. Händel-Variationen), die Klavierquartette, das Klavierquintett und die beiden Cellosonaten.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo Uwe,


    mir ist der Einstieg damals "von Beethoven kommend" nicht schwer gefallen: Die 1. Sinfonie hat mir sofort gefallen. Auch die weiteren Sinfonien gefielen mir recht schnell, besonders die 4. Auch die Klavierkonzerte (besonders kraftvoll: das 1.). Wie mir die anderen Konzerte gefallen haben, kann ich jetzt nicht mehr sagen, ist schon zu lange her. (Allerdings kann man daraus folgern, das es wohl keine große Zuneigung war.) Dazu kommen noch ein paar Orchesterstücke, etwa die Akademische Festovertüre, ein Stück, zu dem der Zugang auch nicht schwer fallen sollte.


    Viel mehr kenne ich von Brahms leider nicht wirklich. (Früher haben mich in erster Linie Sinfonien und Konzerte interessiert, allenfalls noch Werke für Klavier solo.) Heute würde ich aber auch mehr Kammermusik von Brahms ausprobieren. Was ich bisher so gehört habe (live/TV), hat mir gut gefallen.


    Mein (nicht-repräsentativer!) Eindruck von Brahms -- z. B. von Konzertprogrammen -- war übrigens immer, dass er außerordentlich beliebt ist und habe das u. a. auch auf eine leichte Zugänglichkeit geschoben.


    maticus

  • Es ist natürlich eine Frage WARUM man schwer Zugang zu Brahms findet. Bei mir war es der IMO relativ dichte Orchestersatz (oder zu dick aufgenommene Einspielungen ?) gepaart mit einer gewissen "Sprödheit"
    Beethovensches konnte ICH an Brahms NICHT entdecken. Schlagartig änderte sich dies, als ich das Klaviertrio op. 8 via Freikarten kennenlenen durfte, bzw musste. Ich war zwar begeistert - hatte allerdings nach wenigen Tagen Opuszahl und Nummer vergessen......
    Irgendwann sah ich im Fernsehen einen Film, (natürlich nur hineingezappt), eine Liebesgeschichte zwischen 2 jungen Musikern, die andauernd dieses Stück probten, welches sich wie ein roter Faden durch den Film zog. Noch am gleichen Tag beschaffte ich mir die Aufnahme.


    Dazu ist zu sagen, daß ich damals alles andere als ein Kammermusikfreund war, das Werk brachte mir Brahms einerseits (dessen Werke ich inzwische sehr schätze)und die Kammermusik andrerseits wesentlich näher.


    Hier (nur als Beispiel) eine Aufnahme wo dieses Werk drauf ist,
    Hör mal in den Track Nr 1 hinein.....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint: JA


    Ein Komponist, zu dem ich bei fast allen seinen Werken ( ich habe fast alle) einen spontanen Zugang fand,wobei ich es so witzig finde, dass sich in mir der alte Konflikt abspielt, der damals stattfand, Brahms ja, Bruckner kaum, Wagner nein.


    Dann zu schreiben, welches Werk öffnet den Zugang, ist nicht leicht, aber ich denke, die ungarischen Tänze, die Liebesliederwalzer, die Haydnvariationen ( in der umwerfenden Interpretation durch Norrington!), der vierte Satz des Klavierquartetts op. 25 ( mit Argerich und Kremer!) sind absolut Türoffner zu diesem Komponisten, auch wenn man die Klavierstücke opp. 116,117,118 nicht schätzt.


    Ich habe als erstes 1961 die erste Sinfonie gehört und war gleich hingerissen, wurde sofort zum Brahms-Fan, ja Fanatiker.Ich erinnere gut, wie ich 1963 das Klavierquintett mit Leon Fleisher kennenlernte und dann wochenlang jeden Tag gehört habe.
    Im Laufe der Jahrzehnte haben sich einige Lieblingsstücke herausgebildet, aber die Liste ist ziemlich lang:


    Sonate op. 5, Mariengesang op. 12, Begräbnisgesang op. 13,Klavierkonzert op. 15,Streichsextett op. 18, so fängt das an.


    Ich glaube, die Liste der Werke, die ich weniger gerne höre, wäre deutlich kürzer. Viele Lieder sprechen mich so unmittelbar an, wie diejenigen von Schumann und Schubert,seltsamerweise sagen mir die Streichquartette weniger zu, das letzte Werk op. 122 kenne ich kaum ( wohl, weil es mich weniger anspricht).


    Brahms ,ansonsten, war immer einer meiner Hausgötter.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Irgendwann sah ich im Fernsehen einen Film, (natürlich nur hineingezappt), eine Liebesgeschichte zwischen 2 jungen Musikern, die andauernd dieses Stück probten, welches sich wie ein roter Faden durch den Film zog.



    Lieber Alfred,


    weißt Du noch, welcher Film das war?
    Oder vielleicht kennt ihn sonst jemand hier?



    audiamus



    .


  • Das würde mich auch interessieren. Der einzige mir bekannte Film, in dem das Trio gespielt wird, ist Bob Rafelsons THE HOUSE ON TURK STREET von 2002, der bei uns unter dem idiotischen Titel NO GOOD DEED erst 2006 auf DVD heraus kam, also kaum gemeint sein kann.


    Wer sich mal orientieren will, wie oft und in wie vielen Filmen Musik von Brahms eingesetzt wurde, kann einen großen Teil hier finden: http://www.imdb.com/name/nm0005974/


    Am häufigsten ist es natürlich das Wiegenlied, aber es ist schon erstaunlich, wie sehr Brahms von den verschiedensten Regisseuren geschätzt und wie extrem verschieden seine Musik eingesetzt wurde.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner