Wolfgang Amadeus Mozart: Waisenhausmesse KV 139

  • Sagitt meint.


    Wenn man auf die Mozartmessen schaut, die nicht KV 427 und das Requiem sind, darf die sog. Waisenhausmesse KV 139 nicht fehlen. Schon vom Umfang her eher eine längere Messe ( ca. 40 min), geradezu unglaublich, was ein so junger Mensch hier zustandebringt. Die Experten werden das sicher fachlich anreichern.


    Ich lernte sie vor langer Zeit durch Abbado kennen, lange Zeit die einzige Aufnahme. Viele Jahre später hat Harnoncourt eine sehr schöne Aufnahme gemacht, aber ich bin sicher, wir werden noch weitere interessante Aufnahmen hier kennenlernen.

  • Zitat

    sagitt meinte:
    […] Die Experten werden das sicher fachlich anreichern […]


    Nun denn:


    Vorausgeschickt: Ich habe [ebenfalls?] eine Aufnahme unter Abbado mit Janowitz, von Stade, Ochman, Moll, Konzertvereinigung Wiener Staatsoper, Wiener Philharmoniker. Das ganze ist mir allerdings zu schwer beladen, auch die Besetzung finde ich in dieser Aufnahme zu pompös. Das Werk wurde übrigens von KV 139 [1772] auf KV 47a [1768] in K8 umverlegt.


    Die Messe wurde vermutlich zur Einweihung der Waisenhauskirche am Rennberg in Wien komponiert. Diese Einweihung fand am 7. Dezember 1768 statt. In Leopold Mozarts Verzeichniß alles desjenigen, was dieser 12jährige Knab seit seinem 7ten Lahre componiert, und in originali kann aufgezeiget werden führt er unter Nr. 34 an:


    Über dies eine große Messe mit 4 Singstimmen, 2 Violinen, 2 Hautb., 2 Violen, 4 Clarinis, Tymp. &c.


    Das erwähnte Verzeichnis wurde am 4. August 1799 von Maria Anna [Nannerl] Mozart von St. Gilgen aus an den Verlag Breitkopf & Härtel gesandt. Bei dieser Gelegenheit fügte sie die Jahreszahlen der Entstehung aus ihrer Erinnerung hinzu. Im Falle der Missa [solemnis] war es 1768. Das Autograph der Messe ist noch vorhanden und befindet sich – wenn es nicht gerade auf Reisen ist - in der Preußischen Staatbibliothek zu Berlin. Es umfasst 46 Blatt, davon 90 beschriebene Seiten. Die Bezifferung der Orgel scheint von der Handschrift Leopold Mozarts zu sein.


    Die von mir oben angehauchte „Fehlinterpretation“ bezieht sich grundlegend erst einmal auf das Kyrie. Sollte es sich nämlich bei diesem Werk tatsächlich um die Waisenhausmesse handeln, was keineswegs jeder Musikhistoriker annimmt – und dies kann lediglich anhand der geteilten Bratschen [welche nämlich in Salzburg teilweise nicht einmal einfach zu Verfügung standen] dingfest gemacht werden – so ist dem c-moll der Messe erhöhte Feierlichkeit beizumessen und dieses nicht als Beginn einer Trauermesse zu verstehen.


    Vater Leopold schreibt über die Einweihung am 12. November 1768 an L. Hagenauer in Salzburg:


    Am fest der unbefleckten Empfängniß, wird die neue Kirche des P. Parhamerischen Waisenhauses Benedicirt werden; der Wolfgangl hat ihm zu diesem fest eine Solenne [sic!] Meß, offertorium, und ein Trompeten Concert für einen Knaben dazu componiert […]


    Das genannte Offertorium [oft verwechselt mit Veni, Sancte Spiritus KV 47] sowie das erwähnte Trompetenkonzert sind bis heute nicht bekannt geworden.


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Sagitt meint:


    Heute würde ich sicher auch nicht zu Abbado greifen, aber , wie ich schon schrieb, war dies m.W. die erste und längere Zeit die einzige Aufnahme dieser Messe. Jahre später kam dann Mc Creesh mit dem herrlichen Rias-Kammerchor, dann wenige Zeit später Harnoncourt mit dem concentus und dem Schönberg-Chor.


    Beide Aufnahme ziehe ich Abbado vor, Harnoncourt wegen der größeren emotionalen Tiefe derjenigen von McCreesh.

  • Hallo sagitt,


    ist das eine Verwechslung? Paul McCreesh hat meines Wissens noch keinen Mozart aufgenommen - meinst Du vielleicht Marcus Creed, den langjährigen Leiter des (in der Tat wunderbaren) RIAS-Kammerchores (und jetzigen Leiter des SWR-Vokalensembles IIRC)? Ich kenne seine Aufnahme der "Waisenhaus"-Messe nicht, aber viele andere mit Creed und diesem Chor; und kaum eine hat mich enttäuscht....


    Kennt BTW jemand die Aufnahme mit Peter Neumann und dem Kölner Kammerchor, die Virgin Classics in einer günstigen 5-CD-Box vertreibt? Um die Box laufe ich schon länger herum, aber immer kam mir was dazwischen.....



    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo,


    die Waisenhausmesse KV 139 hat man als Einbruch des Opernstils in die Kirchenmusik Mozarts bezeichnet.
    Es ist obiges wohl so zu erklären, daß aus der Tiefe des Religiösen der jugendliche Mozart alle ihm zur
    Verfügung stehenden Mittel, auch die in der Oper entwickelte Dramatik, zur Größe dieser Aufgabe über-
    nommen hat.
    Die Musikforschung stellte wegen der enormen künstlerischen Qualität, der Grösse des Werkes und der geradezu pompösen Orchesterbesetzung dieses Werk des gerade erst 12 jährigen W.A. Mozart lange
    Zeit die Autorenschaft in Frage.
    Die neueste Musikforschung ergab, dass zuweilen auch hinsichtlich der Instrumentation, Textaufteilung,
    Musikrhytmen und im Tempi sich das Werk eng an der C-Dur-Messe von Vater Leopold orientiert.
    Der Vater muß seinem Sohn bei der Niederschrift zur Seite gestanden haben, da er die Bezifferung
    des Generalbasses hinzugefügt hat.
    Unbestritten ist, daß der 12-jährige bereits sein ganzes Können und kontrapunktisches Geschick in
    diesem Werk unter Beweis stellen konnte.


    Folgende Wiederveröffentlichung der Waisenhausmesse ist für den 19.4.2005 geplant:





    Janowitz/Moll/Abbado/Wp/Wiener
    Komponist: Mozart,Wolfgang Amadeus
    Genre: Chor/Lied
    Erscheinungsdatum (unverbdl.*): 19.04.2005
    5,49 €



    in 2004 veröffentlicht:



    Wolfgang Amadeus Mozart
    Messen
    Waisenhausmesse« & »Krönungsmesse« KV 317, »Orgelsolo-Messe« KV 259, »Exsultate, jubilate« KV 165 u.a.):
    Celina Lindsley (Sopran), Gabriele Schreckenbach (Alt), Werner Hollweg (Tenor), Walton Grönroos (Bariton);
    RIAS-Kammerchor; Radio-Sinfonie-Orchester Berlin (u.a.), Ltg. Marcus Creed

    eine weitere Einspielung als
    WELT-ERSTEINSPIELUNG Missa KV 139 c-moll (Waisenhausmesse)
    von
    Thomas C. Pumberger
    DOMINO Musik + Produktion + Vertrieb




    Edith Kaltenböck Sopran)
    Julia Bernheimer (Alt)
    Kurt Azesberger (Tenor)
    Claus Kühbacher (Baß)
    Orchesterensemble Linz
    Innviertler Barockbläser
    Chor von St. Laurentius Altheim
    Orchester von St. Laurentius Altheim
    Wolfgang Pumberger (Orgel)
    Thomas C. Pumberger (Dirigent)
    17,95 €


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat

    Original von reklov
    Die Waisenhausmesse KV 139 hat man als Einbruch des Opernstils in die Kirchenmusik Mozarts bezeichnet.


    Salut,


    was ist denn das für ein Scheißtag heute? Erst eine nicht mit Worten zu umschreibende Zauberflöte live aus der Metropolitan Opera mit Levine [auf Bayern 4 Klassik, läuft leider noch] und dann sowas...


    Reklov, wo hast Du den Mist abgeschrieben?


    Der 12jährige Wolfgang hat vor der Messe KV 47a [139] eine Oper, nämlich La finta semplice und ein Singspiel namens Bastién und Bastienne komponiert. Da kann man doch wohl nicht vom Einbruch des Opernstils in die Kirchenmusik schreiben... tstststs.


    Was hat es mit der "Welt-Ersteinspielung" auf sich?


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    nun einmal auf Deine Aussagen zurückzukommen, die von Dir wie folgt lauten:


    Der 12jährige Wolfgang hat vor der Messe KV 47a [139] eine Oper, nämlich La finta semplice und ein Singspiel namens Bastién und Bastienne komponiert. Da kann man doch wohl nicht vom Einbruch des Opernstils in die Kirchenmusik schreiben... tstststs.
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    Was hat es mit der "Welt-Ersteinspielung" auf sich?
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    Von Deiner Formulierung, wie Du Dich hier artikulierst, eigentlich eine nicht übliche Sprachformulierung in diesem Forum.... darum möchte ich sie auch nicht wiederholen.....
    man kann über alles Diskutieren, aber das Niveau sollte eingehalten werden.


    Was hat man dem grossen Komponisten Bach nicht alles vorgeworfen, opernhaftes Getue in seinen
    Oratorien, so ist die Aussage über Mozart ebenfalls nachvollziehbar.


    Die Weltersteinspielung der Waisenhausmesse auf CD wurde Thomas C. Pumberger und dem
    Linzer Orchesterensemble zugeschrieben.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Salut, reklov,


    pardon wegen der unmenschlichen Ausdrucksweise gestern; ich war ziemlich enttäuscht von der besagten [vielgerühmten] Zauberflötenaufführung in der Metropolitan und dann auch noch so ein Spruch... den wollte ich so nicht stehenlassen, weil er absolut falsch ist. Nachvollziehbar finde ich die Aussage keinesfalls. Von wem stammt sie denn nun?


    Ich hoffe, Du fühlst Dich nicht persönlich angegriffen, meine Aggression ging lediglich gegen den Inhalt der Aussage.


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    die Aussage wurde in einem Diskussionsforum über die Oratorien und Messen in einer Klassikradio-Sendung gemacht, um welchen Sender es sich da gehandelt hat, enzieht sich meinem
    Kenntnisstand, da ich die Diskussion während einer Autofahrt mithörte.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Sagitt meint:


    Natürlich Marcus Creed. Danke. Auf dem Wege in die Verwirrung mit Mc Creesh verwechselt. Der Eindruck vom Chor bleibt. Auch der Schönberg-Chor ist gut und KV 139 ist natürlich keine Herausforderung und die Solisten sind bei Harnoncourt ohnehin besser ( leider scheint die Aufnahme gestrichen zu sein).


    Auf eine Anmerkung zu Neumann bin ich ebenfalls gespannt....

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