Als Vorwort sei gesagt, daß mich schon in den frühen siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts Aufnahmen mit "Originalinstrumenten" interessiert haben. Vorreiter war damals Harmonia Mundi mit seinen Interpreten.
Nicht immer waren die Einspielungen überzeugend, oft von falschen Tönen und dünnem Klang gezeichent - oft aber sehr beeindruckend.
Inzwischen sind etliche Jahre ins Land gegangen und zumindest 2 Generationen von HIP-Interpeten unterschiedlichster Herkunft durften wir erleben. Heute bekommen wir sogar des öfteren HIP Einspieluingen angeboten, die überhaupt nicht mehr auf Originalistrumenten der Zeit (oder Kopien derselbe) interpretiert werden, sondern auf modernem Instrumentarium.
Historisch sei lediglich - so wird uns versichert - die alte Spieltechnik und Spielweise.
Ohne mich jetzt darüber verbreitern zu wollen wie angenehm oder unangenehm solche Aufnahmen denn nun klingen, möchte ich vilelmehr die Frage aufbeinden, wie nahe diese Interpretationen denn nun tatsächlich am historischen Original anzusiedeln seien.....
Der mehrheitlich (wenn auch nicht immer) handelt es sich um eine Spielweise, die mit agressiven Tempi, sprödem Ton und krassen Dynamiksprüngen agiert.
Meiner Ansicht nach widerspricht ein solcher Interpretationsansatz so ziemlich allen Eigenarten des 17. und 18. Jahrhundert, wo alles ziemlich überladen, geziert und langatmig war, "Behübschung" war erstes Gebot, sei es die Anreder in einem Brief, die Einleitung eines Buches, die Ausführung eines Gemäldes, die Architektur eines Gebäudes.
Überall fand sich Schönheit und (übertriebene?) Harmonie.
Gerade in der Musik jedoch, der harmonischesten aller Künste (zumindest bis ins 20. Jahrhundert)soll ein rauher und aggressiver Ton vorherrschend gewesen sein.
Es geht hier nicht darum inwieweit dier "frische Wind" einige Werken getan hat, (Vivaldi, Bach, Haydn) bzw er andere Werke "zerstört" oder verfremdet hat (Mozart, Beethoven, Schubert) sondern was den nun wirklich "historische Wahrheit " ist.
Des weiteren ist dieser Thread gedacht, Interpetationsansätze der Böhm- , Bernstein, und Karajanzeit unter die Lupe zu nehmen, etwa under dem Bliclwinkel, wie es zu deren Musizierstil kommen konnte, wieso Notenmatereial im Laufe der Jahrhunderte "verstümmelt" werden konnte, soll heissen Ursache - beispielsweise ob hier "verbesserungen" der Werke angestrebt wurden - oder ob es sich lediglich um Schlampereien handelte. Ich bin geneigt ersteres anzunehmen.
Auch über HEUTIGE Interpretationen kann gelästert - äh geschrieben werden. Allmählich kehrt man ja wieder zum modernen Intrumentarium zurück (Hier stellt sich die Frage: WARUM ?) - aber man bleribt den Dynamiksprüngen und dem kantig -rhythmischen Gesamteindruck treu - fast als handle es sich um Musik des 20. Jahrhunderts..
Ich orte in der HIP-Bewegung einen Riesen-Etikettenschwindel, der lediglich über Umwege in der Instrumentalmusik das erreichen will, was das Regietheater mit der Oper bereits gemacht hat. (Regietheater hat einen eigenen Thread bitte bei Bedarf dort drüber weiterzudiskutieren - hier wurde es nur als Gleichnis herangezogen)
mfg aus Wien
Alfred