Die Pauke - der Grund des Orchesters

  • Oder eben mit Karl Richter. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eben kam mir dieser Thread noch mal unter - das letzte Posting, so alleine und ohne Bezug auf der Seite, kann so oder so ausgelegt werden:


    "Ohne Pauken kann es langweilig werden" - "oder eben mit Karl Richter" - ein Brüller, wenn man es so liest! :D KR-Fans mögen es mir nachsehen...


    Oder es bezieht sich auf die Langeweile ohne Pauken, die neben Gardiner und Rilling auch mit K.R. geheilt werden kann.


    Lieber Jospeh II., wie ist es denn wirklich gemeint??


    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Lieber Accuphan,


    ich meinte natürlich letzteres: Auch bei Karl Richter klingen die Pauken in der h-Moll-Messe hervorragend präsent. ;)


    Apropos Klemperer und Pauken: Ich schiebe das mittlerweile ausdrücklich nicht mehr auf Klemperer. Man vergleiche nur beispielsweise die kurz nacheinander entstandene Live- und Studio-Aufnahme der 9. Symphonie von Beethoven von 1957: Live sind die Pauken sehr mächtig und quasi referenzträchtig, im Studio deutlich schlechter zu vernehmen. Ich glaube so langsam, es war das Klangideal der EMI in jener Zeit, also das von Legge. Auch Mahlers 2. live 1965 und besonders 1971 ist von den Pauken her viel beeindruckender als die berühmte EMI-Aufnahme aus dem Studio. Ähnliche Beispiele: Bruckners 6. live vs. EMI, verschiedene "Eroicas" live vs. EMI usw.


    LG
    :hello:

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Joseph II, das dachte ich mir schon... ;)


    Die Beobachtungen zur Pauke den verschiedenen Aufnahmen finde ich interessant. Ähnliches erzählte mir damals ein Mitarbeiter eines Plattenladens zu den Bruckner-Aufnahmen der Berliner unter Wand (und Schubert auch, meine ich). Die seien auf CD (RCA) deutlich zurückgenommen, was die Pauken betrifft; er hatte ein paar Sinfonien live gehört und meinte, dass Wand sehr prägnante Pauken spielen lies...


    In die "57er-Klemperer" würde ich gerne reinhören, die Pauken im 2. Satz wurden im Beethoven-9-Thread schon genannt. Leider findet sich im Laden nur der 60er-Zyklus aus Wien. Mal schauen, ob ich sowas nicht im Netz zum Reinhören finde.


    Viele Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ein wunderbarer thread, den ich leider jetzt erst entdecke. Viele meiner Lieblinspaukenstellen sind hier schon beschrieben, ich kann mich daher hier auf meinen Janacek beschränken. Als Kind gab es keine Pauke in seinem Dorf, daher haben er und ein Freund als Schuljungen einmal eine Pauke aus dem Nachbardorf "ausgeliehen" (nachzulesen in Sarembas Janacek-Biografie). Vielleicht daher seine lebenslange Liebe zur Pauke. Auf Anhieb fallen mir ein: die Sinfonietta, die Ouvertüre zu Katja Kabanowa (das Paukenmotiv zieht sich wie ein Leitmotiv durch die ganze Oper), Ouvertüre und Schluss der "Sache Makropulos".

    Manchmal ist wenig immer viel! (Thorsten Legat)

  • Hallo Herr Doktor, eine sehr nette Geschichte von Janacek ist das. :)
    Die Opern kenne ich gar nicht, aber die Sinfonietta natürlich (einst vom hr Sinfonieorchester beim RMF in der Basilika des Klosters Eberbach gespielt - hatte das nicht sogar Blomstedt dirigiert...???). Auch zu erwähnen: die Glagolitische Messe, deren Finale (mit einer "Intrada" endend) eine ähnliche Paukenverwendung zeigt wie die Sinfonietta. Ganz am Ende spielt die Pauke sogar solo: auch wenn es klanglich zum Schlussakkord gehört, sind die letzten beiden Töne der Messe von der Pauke alleine...


    Neben der schon charakteristischen Verwendung der Pauke ist vor allem das Blech zu nennen, das in einer Janacek-typischen Weise schon "Signatur"-Wert hat. Wenn man das einmal gehört hat, erkennt man es immer wieder.
    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Lieber Accuphan, danke für die Ergänzungen, vor allem bei der Glagolitischen Messe, die ja auch ein unglaubliches Orgelsolo hat.
    Und eine Empfehlung eines Janacek-Sommeliers: jemand, der so viel von Wein und von Janacek versteht wie du: die Opern sind die allerbesten Lagen (grand cru), die es von Janacek gibt. Und diskographisch ist es supereinfach: einfach die Box mit allen bekannten Janacek-Opern von Charles Macerras kaufen. Und dann hören; aber das dauert natürlich. Aber einen guten Wein kippe ich ja auch nicht runter.

    Manchmal ist wenig immer viel! (Thorsten Legat)

  • Und eine Empfehlung eines Janacek-Sommeliers: jemand, der so viel von Wein und von Janacek versteht wie du: die Opern sind die allerbesten Lagen (grand cru), die es von Janacek gibt. Und diskographisch ist es supereinfach: einfach die Box mit allen bekannten Janacek-Opern von Charles Macerras kaufen. Und dann hören; aber das dauert natürlich. Aber einen guten Wein kippe ich ja auch nicht runter.


    Lieber Doktor, vielen Dank für Kompliment und Empfehlung. Ich werde mich auf den Tipp des Janacek-Sommeliers einlassen und bei Gelegenheit einen dieser musikalischen Tropfen probieren. Gerne von Winzer Mackerras. Schade, dass der schon unter seinen Reben liegt... Oder schnackt er mit Janacek und Mozart??

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • ...einfach die Box mit allen bekannten Janacek-Opern von Charles Macerras kaufen...


    Heute genauso gemacht:

    Blind gekauft auf Deine Empfehlung. Ich bin gespannt! :)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ein Stelle durchdringt mein Gefühlsleben in ganz besonderer Weise: der Paukenschlag im Lacrimosa von Mozarts "Requiem". Der ist besonders prägnant und furchterregend in seiner Eindringlichkeit in Karajans Einspielung mit seinen "Berlinern" zu erleben - das muß man gehört haben!


    Einige meiner Lieblingspaukenstellen sind im Dies irae von Verdis "Messa da Requiem", die wunderbaren Paukenszenen im Beethoven-Violinkonzert und besonders auch die "sprechenden", ausdrucksstarken Paukenpassagen in der Todesverkündigung von Wagners "Walküre" ...


    Grüße aus Wien und dankbares Gedenken an "unseren" Hochrainer
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • ...der Paukenschlag im Lacrimosa von Mozarts "Requiem". Der ist besonders prägnant und furchterregend in seiner Eindringlichkeit in Karajans Einspielung mit seinen "Berlinern" zu erleben - das muß man gehört haben!


    Die Pauke spielt im Lacrimosa mehrmals einzelne Schläge. Es beginnt in Takt 8, auf "re-us", dann Takt 14 auf [ho]mo-re-us und dann deutlich lauter in Takt 21, als Auftakt zu "dona eis". Beeindruckend finde ich dann das Crescendo mit Paukenschlägen auf die Viertelnoten (vier Viertel mit Achtel = 12/8-Takt) und vor allem der Wirbel, der durch die beiden letzten Takte durchgehalten wird. Großartig!


    Bei Bernstein ist das Metrum so langsam, dass die letzte Achtel im vorletzten Takt (ein G) wie ein Vorhalt zum A (oder Fis) wirkt, auch das ist toll. Ich liebe Vorhalte! :) Spielt man es viel schneller, wie z.B. Gardiner, ist das zwar als Durchgangsnote noch hörbar, wenn man aufmerksam ist, der Effekt ist aber nicht da.


    Meinst Du mit "dem" Paukenschlag den Wirbel in den letzten beiden Takten?


    Richard Hochrainer ging 1970 in Pension. Seine "Paukenschule" gibt es bis heute und war auch mir Inhalt (und Teils Frust) des Übens an den Kesseln. Ein großer Name in der "Branche"...
    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ich meinte den (ffff*-)Paukenschlag als Auftakt zu Takt 21 "Dona eis", wie Du richtig vermutest. Der ist in dieser Aufnahme ein unglaubliches Erlebnis!


    Da Du kein Opernspezialist bist, möchte ich Dir nochmals die grandiosen Paukenstellen in der Todesverkündigung ("Walküre", 2. Aufzug) ans Herz legen und hoffen, dass Du später einmal Deine Eindrücke darüber mitteilst.


    * Da ich die Partitur leider nicht besitze, kann ich nur mutmaßen, welches Fortissimo hier notiert sein dürfte.



    Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • f muss bei Mozart reichen... ;)
    Welche Stelle in der Walküre meinst Du? Der zweite Aufzug hat fünf Szenen und nun bin ich ja schon soooo neugierig, dass ich die Stelle unbedingt hören muss! :)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Die vierte Szene. Vorschlag fürs erste: Gib unter Google "Boulez Walküre" oder "Todesverkündigung" ein. Leider beginnt dieses Video erst knapp vor dem Einsatz der Brünnhilde mit "Siegmund, sieh auf mich!", aber dennoch kannst Du einen ersten Eindruck dieser ergreifenden Szene bekommen, in der die Pauke den musikalischen Ausdruck in einer überirdisch zärtlichen, ja beklemmenden Weise gestaltet - für mich einfach einzigartig!


    Bitte schreibe Deinen Eindruck darüber, wenn Du diese Szene gesehen und gehört hast!


    Liebe Grüße aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Hallo Milletre, nun habe ich die Walküre fast durch... Ich habe mit dem 2. Aufzug angefangen und mir mit der Musik die Zeit beim Bügeln verkürzt. Besagte Szene Nr. 4 ist dann tatsächlich die erste Stelle mit nennenswerter Verwendung der Pauken. Die aber ist tatsächlich beeindruckend. Quasi-solistische Quarten, pp gespielte Triolen, Sechzehntel-Vorschläge, in einer beklemmenden Atmosphäre. Diese Stelle hätte ich dann auch ohne Hinweis als außergewöhnlich identifiziert. ;)
    Enorm wichtig ist an solchen Stellen eine saubere Stimmung der Pauken. Man hört bei der MET, dass das meist, aber nicht immer ganz sauber gelingt. Allerdings ist der Tonarten-/Noten-/Stimmungswechsel schon auch nicht ohne. Von cis nach h runter ist eben auch nicht immer sauber(st) machbar, vor allem, wenn es schnell gehen muss. Die Stimmung nach oben zu ändern ist immer leichter.


    Zu den sog. "Vorschlägen" (in der Paukenstimme) fällt mir spontan das "Stabat Mater" von Dvořák ein. Das Stück bietet auch tolle Stellen für die Pauken.
    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Mein lieber Accuphan,


    ich danke Dir für Deine Eindrucksschilderung zur "Todesverkündigung". Offenbar war es doch ein guter Tip von mir - hoffentlich hast Du diese beeindruckende Szene nicht so weltvergessen gehört, dass ein Hemd beim Bügeln darunter gelitten hätte.


    Grüße und Dank aus Wien
    von Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Etwas ganz anderes fiel mir heute mal wieder in die Augen, undramatisch und doch von Bedeutung für die Entwicklung der Paukenstimme:
    in Beethovens Neunter findet sich die erste (mir bekannte) Stelle, an der der Pauker zwei Pauken gleichzeitig spielt: im dritten Satz, in den letzten fünf Takten ist einige Male B und F gleichzeitig zu spielen, synchron, oder auch "syn-phonisch", wenn man so will.
    Vielleicht gibt es exotische Paukenliteratur, die sowas schon früher zeigt. Gibt es vielleicht irgendein Barock-Paukenkonzert, in dem sowas vorkommt? Ich kann nicht behaupten, dass Beethoven das erfunden habe, kenne aber wie gesagt in der "bedeutenden" Literatur nix vergleichbares.
    Mit freundlicher Quinte
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)


  • Auch in dieser Aufnahme trägt der vorzügliche Paukist wesentlich zum hervorragenden Gesamteindruck der ganzen Sinfonie bei.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Moin Willi, danke für den Hinweis. Das CSO hatte immer gute Pauker, das kann und muss man wohl so sagen. Ich habe mich früher über Soltis (digitalen) Beethovenzyklus an diese Sinfonien herangemacht, selbst reingehört und ausgesucht; es waren mit meine ersten eigenen CDs. Bei Mahler allerdings ist Solti in meinem Regal nur mit der Achten vertreten, eine Aufnahme, die ich v.a. für den ersten Teil schätze und bei der ich auch die Pauke sehr mag. Allerdings, und jetzt kommt die Einschränkung, habe ich beim CSO oft das Problem, dass man die Plastikfelle der (riesigen) Pauken deutlich hört - oft etwas dröhnig, wabernd, "wurstkesselig". Ich habe das CSO einmal live gehört - es war toll! Aber die Pauken waren nicht mein Fall - von der Spieltechnik des Paukers mal abgesehen, aber das ist ein spezieller Fall...
    Ich gestehe, dass das ein klangliches Phänomen ist, welches sicherlich die große Mehrheit der Hörer nicht stört, das wahrscheinlich kaum jemandem überhaupt auffällt, und wenn, dann wohl nicht negativ. Jedenfalls schaue ich demnächst mal, ob ich die Siebte mit Solti im Laden sehe, dann werde ich mal reinhören. Der letzte Satz mit dem einleitenden Paukensolo ist natürlich eine der Stellen, an denen sich bei mir Gut und Böse scheiden... ;) Ebenso das Finale der Dritten, oder die markante kurze Solostelle im ersten Satz der Zweiten, wenn die Pauke das absteigende Streichermotiv im ff wiederholt (Damm' da-damm). Ich bin mir nicht mehr sicher, weil es so lange her ist, ich meine aber, dass das CSO mit Solti u.a. oder sogar wegen der Pauken bei meiner Wahl ausgeschieden war. Ich bin wieder neugierig... :hello:
    Beste Grüße, Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Hallo Accuphan,


    das kann ich nun nicht nachvollziehen, dass Dir die CSO-Pauken nicht gefallen. Es ist ja bekannt, dass ich mit Solti und gerade so ziemlich alle Solti-Aufnahmen (die mich interessieren) mit dem CSO besitze.
    Ich finde diese Pauken genial gut und so klingen sie auch bei mir auf meiner Anlage. Das Schwingen der Felle zu hören ist doch absolut wünschenswert !


    :thumbsup: Wenn es ein audiophiles Positiv-Beispiel für einen Super-Pauken-Sound gibt, :angel: dann diese CD mit der Sinfonie Nr.6.
    :thumbup: Aber man sollte alle Mahler-Sinfonien mit Solti haben !



    Decca, 1992, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang



  • Blind gekauft auf Deine Empfehlung. Ich bin gespannt! :)


    Hallo Accuphan,


    Du hattest Mitte Juli die abgebildete Janacek-CD gekauft - schöne Aufnahmen von bisher uneingespielten Werken.


    Aber die Sinfonietta und Taras Bulba finde ich mit Mackerras und den Wiener PH (Decca) vorzuziehen.
    :thumbup: Die Pauken und der Gesamteindruck der WPO sind auf Decca für mich nochmal eine Steigerung dazu.



    DEcca, 1991, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Aber die Sinfonietta und Taras Bulba finde ich mit Mackerras und den Wiener PH (Decca) vorzuziehen. ... Die Pauken und der Gesamteindruck der WPO sind auf Decca für mich nochmal eine Steigerung dazu.


    Würde ich gerne verstehen ?( Es sind doch beide Aufnahmen mit dem WPO. Ich dachte bisher, die von Dir gezeigte Jubilee-CD sei nur ein weiterer Aufguss der Aufnahme von Ende 70er/Anfang 80er Jahre - ist das eine Neuaufnahme?


    Schöne Grüße


    Ulrich

    Einmal editiert, zuletzt von Ullrich ()

  • Hallo teleton, ich teile Ulrichs Verwirrung um Deine Deca-Empfehlungen! Meinst Du vielleicht eine Chailly-Einspielung mit den Wienern? Bin mir gerade nicht ganz sicher, aber ich habe eine Einzel-CD von Decca, mit Chailly und den Wienern (??), mit der Sinfonietta, wenn mich nicht alles täuscht.


    Ich finde diese Pauken genial gut und so klingen sie auch bei mir auf meiner Anlage. Das Schwingen der Felle zu hören ist doch absolut wünschenswert !

    Das Schwingen der Felle zu hören, heißt, die Pauken zu hören - das ist mal grundsätzlich so und damit wünschenswert. ;)


    Wenn es ein audiophiles Positiv-Beispiel für einen Super-Pauken-Sound gibt, :angel: dann diese CD mit der Sinfonie Nr.6.

    Ich kenne es nicht, habe aber aufgrund Deiner Ausführungen genug Grund, bei Gelegenheit dort hineinzuhören. Vielleicht bestätigt sich mein Eindruck von früher, vielleicht erlebe ich eine positive Überraschung.
    Die Pauken des CSO sind nicht immer pauschal "schlecht". Beethoven ging gut, wie gesagt; Mahler Acht auch. Aber einiges ist mir zu dröhnened, zu sehr nach fiesem Platikfell klingend. Entsprechende Schlägel und Spieltechnik dazu und es gibt einen Klang, den ich absolut nicht ausstehen kann. Es geht dabei nicht mehr um das Schwingen der Felle, es geht um den Anschlag und den Ton/ das Geräusch, der/ das damit verbunden ist. Dazu unterscheidet sich die Klangqualität von Plastik- und Naturfellen.
    Anspruchsvolle Pauker verwenden immer Naturfelle und weichen davon nur selten in besonderen Ausnahmefällen ab. Selbst in den USA haben sich in den letzten Jahren die Naturfelle wieder durchgesetzt. Bei San Francisco weiß ich es definitiv, bei Los Angeles und New York (NY Phil. mit deutschem Solopauker!) bin ich mir auch sicher. Beim CSO zweifle ich aus langer Erfahrung, werde aber mal versuchen, das zu recherchieren... :P
    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Hallo Accuphan und Ulrich,


    Eure Verwirrung ist verständlich - sorry ! ;( Mein Fehler: Ich hatte die blaue Janacek-Box für die Supraphon-Aufnahmen mit der Tschechischen PH gehalten. Der optische Eindruck sieht in der Tat farblich ähnlich aus, :stumm: wenn man wie ich nicht genau hingeschaut hat:



    Der Unterschied zur Tschechischer PH und den Wiener PH geht für mich für die Decca-Aufnahmen aus. Besonders was das Thema dieses Threads angeht - :thumbup: die Pauken der WPH sind eine Wucht in diesen Aufnahmen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • ...Der Unterschied zur Tschechischer PH und den Wiener PH geht für mich für die Decca-Aufnahmen aus. Besonders was das Thema dieses Threads angeht - :thumbup: die Pauken der WPH sind eine Wucht in diesen Aufnahmen !


    Na, da freue ich mich, dass ich die richtige Aufnahme gewählt habe... Und auf die Wiener Pauken bin ich auch gespannt. Ich glaube, einen Link hatte ich vorher schon mal gepostet: wir haben es nämlich mit anders geformten Kesseln, einer Zentralstimmung per Flügelschraube (statt Pedal) und einer Bespannung mit Ziegenfellen zu tun. Das zusammen, besonders Form und Felle, ergeben einen spezifischen Klang der Wiener Pauke. Wenn der richtig gut ist, dann ist das wie mit den Wiener Hörnern: schwer perfekt zu spielen, wenn's gelingt, ist es aber traumhaft! :)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Das Schwingen der Felle zu hören ist doch absolut wünschenswert !


    Zum Einen schreibst du da am Erstposter vorbei. Er hat sich ja nicht darüber beschwert, dass er die Pauken hört, sondern dass sie ihm klanglich nicht gefallen.


    Zum Andern ist die Aussage generell überlegenswert. Man soll die Pauken natürlich entsprechend hören können, aber sie soll von der Wiedergabeanlage nicht aufgebläht werden, was schon einmal passieren kann (es können Raumresonanzen angeregt werden).


    Und in der Praxis ist es so, dass es bei der großen Trommel gelegentlich vorkommt, dass man sie hörbar ausschwingen lässt. Aber wenn man den Schlagwerkern an den Pauken zusieht, dann ist das Ausschwingen der Pauken eher die Ausnahme denn die Regel. In der Mehrheit der Fälle stoppt der Schlagwerker die Felle gleich nach seinem Einsatz wieder ab. Der Ton der Pauken soll nicht den Klang der nachfolgenden Musik beeinträchtigen. Von den Pauken ist fast immer nur der Schlag als akustisches Element von Interesse, nicht das Nachschwingen. Die wichtigste Ausnahme ist wohl der Trommelwirbel, wo das Nachschwingen der Pauken gezielt für das Erreichen des gewünschten klanglichen Effekts eingesetzt wird (der Pauker kann durch die Wahl der Schlägel den klanglichen Eindruck stark beeinflussen).


    Ob das CSO wirklich Pauken mit Kunststoffmembranen verwendet, kann ich nicht sagen. Ich würde mich aber wundern, dass dies bei einem Top-Orchester der Fall sein soll. Es könnte aber auch der Effekt zu hören sein, der bei Pedalpauken öfter beschrieben wird. Diese sollen bei sehr hoher Lautstärke dazu tendieren, ihren Klang zu verändern und so aus dem Orchester "herauszufallen". Ich halte es durchaus für möglich, dass Solti gelegentlich größere Lautstärke verlangte als das Instrument in entsprechender Qualität wiederzugeben in der Lage ist.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Zum Einen schreibst du da am Erstposter vorbei. Er hat sich ja nicht darüber beschwert, dass er die Pauken hört, sondern dass sie ihm klanglich nicht gefallen.

    Hä, wer jetzt? Wer ist Erstposter und wer schreibt an wem vorbei? Mein Satz war a weng ironisch... ;)


    Zum Andern ist die Aussage generell überlegenswert. Man soll die Pauken natürlich entsprechend hören können, aber sie soll von der Wiedergabeanlage nicht aufgebläht werden, was schon einmal passieren kann (es können Raumresonanzen angeregt werden).

    Wobei ich das dann zuhause auf die technische Klangqualität der Aufnahme zurückführen würde - dafür kann der Pauker mal nix.


    Und in der Praxis ist es so, dass es bei der großen Trommel gelegentlich vorkommt, dass man sie hörbar ausschwingen lässt. Aber wenn man den Schlagwerkern an den Pauken zusieht, dann ist das Ausschwingen der Pauken eher die Ausnahme denn die Regel. In der Mehrheit der Fälle stoppt der Schlagwerker die Felle gleich nach seinem Einsatz wieder ab. Der Ton der Pauken soll nicht den Klang der nachfolgenden Musik beeinträchtigen. Von den Pauken ist fast immer nur der Schlag als akustisches Element von Interesse, nicht das Nachschwingen. Die wichtigste Ausnahme ist wohl der Trommelwirbel, wo das Nachschwingen der Pauken gezielt für das Erreichen des gewünschten klanglichen Effekts eingesetzt wird (der Pauker kann durch die Wahl der Schlägel den klanglichen Eindruck stark beeinflussen).

    Das erste stimmt - gelegentlich. Bei den Pauken kann man es nicht verallgemeinern. Das "Stoppen" nennt man (ab)dämpfen, und man macht es mit den gespreizten Fingern, nicht und niemals mit den Schlägeln, wie man es bei besonders faulen oder nachlässigen Zeitgenossen ab und an sehen kann! Es gibt aber viele Stellen, an denen man das Fell nicht dämpft, weil der Ton klingen darf und soll und sich eben in den Gesamtklang mischt. Teilweise geht er auch so schnell unter (das Fell schwingt nicht lange laut), dass man nicht dämpfen muss, teilweise hat man gar nicht die Zeit dazu.
    Der Wirbel ist ein Sonderfall, bei dem es nicht um Nachschwingen geht, sondern um das Erhalten einer durchgehenden, harmonischen Schwingung, um einen "stehenden Ton" zu erreichen. Dazu muss die Geschwindigkeit der nacheinander auf das Fell treffenden Schlägel zur Spannung (= Tonhöhe) des Fells passen.


    Ob das CSO wirklich Pauken mit Kunststoffmembranen verwendet, kann ich nicht sagen. Ich würde mich aber wundern, dass dies bei einem Top-Orchester der Fall sein soll.

    Das ist tatsächlich der Fall! Auf allen Bildern, die ich dazu auf der Website heute finden konnte, sind Pauken mit Kunststoff-Fellen zu sehen. Und man (ich zumindest) hört das auch meistens. Es gibt übrigens viel mehr Top-Orchester, bei denen Plastikfelle verwendet werden. Sie sind günstiger, pflegeleicht, einfacher zu stimmen und in der Stimmung zu halten. Sie klingen aber echt besch*****. Die Amis sind schon seit vielen Jahrzehnten damit verseucht, aber auch in Europa findet man sowas häufig. Bei Solopauker des Boston Symphony habe ich das gesehen, auch beim London Symphony, bei französischen, spanischen oder osteuropäischen oder russischen Orchestern. Leider...
    Das NY Phil. hatte bis ca. 1962/63 Naturfelle im Einsatz, Saul Goodman (der "Hochrainer Amerikas", für alle Wiener hier) spielte im Orchester, als das auf Plastik umgestellt wurde.
    Das SFS hat schon länger Naturfelle auf den Kesseln. Der jetzige Solopauker ist seit etwa 1995 im Amt und spielt deutsche Pauken, sogar in deutscher Aufstellung, was für die USA sehr ungewöhnlich ist. Markus Rhoten, Solopauker des NYPhil. spielt als Deutscher natürlich auch in der deutschen Aufstellung, und selbstverständlich auch Naturfelle. Aber das ist ein weites Feld und vielleicht etwas speziell...


    Es könnte aber auch der Effekt zu hören sein, der bei Pedalpauken öfter beschrieben wird. Diese sollen bei sehr hoher Lautstärke dazu tendieren, ihren Klang zu verändern und so aus dem Orchester "herauszufallen". Ich halte es durchaus für möglich, dass Solti gelegentlich größere Lautstärke verlangte als das Instrument in entsprechender Qualität wiederzugeben in der Lage ist.

    Den Effekt kenne ich so nicht, und ich weiß nicht genau, was Du meinst. Möglicherweise ist das ein Effekt, der gerade bei Kunstfellen auftritt: es wird bei sehr lautem Spiel sehr knallig und die Felle offenbaren ihr "Klangqualität" am deutlichsten - zu ihrem Nachteil, heißt das in dem Fall.
    Beste Grüße
    Accuphan

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)


  • Auch in dieser Aufnahme trägt der vorzügliche Paukist wesentlich zum hervorragenden Gesamteindruck der ganzen Sinfonie bei.


    Liebe Grüße


    Willi :)




    Gestern habe ich die von Willi hochgelobte Solti-Aufnahme der Sinfonie Nr.7 wieder einmal nach vielen Jahren aus meiner GA gehört. Die Pauken dominieren in den Sätzen 1, 3 Scherzo und ganz besonders im positiv gestimmten 5. Satz Finale.
    Gleich zu Beginn des Final-Satzes wird der Hörer durch einen volles Paukenmotiv, das aus dem Orchester überdeutlich herausfällt "geweckt". Die Pauke klingt rund und man hört das nachschwingen deutlich, ohne dass es Raumresonanzen anregen würde und dadurch irgendwie auch nur ansatzweise verwaschen klingt. Fabelhafter trockener Decca-Klang !
    *** Auch bei Bernstein / NYP (SONY) klingt dieses Paukenmotiv sehr schön, aber im Vergleich schon deutlich weniger trocken in Richtung verwaschen, aber dennoch zufriedenstellend präsent. (Die Bläser klingen bei Bernstein aber noch festlicher !)
    ** Dann Chailly / RCGO (Decca), dem so präsente Aufnahmetechnik attestiert wird. :wacko: Klingt mir zu weich, zu harmlos. Die Pauken wirken sehr entfernt und das "Schwingen der Felle" dröhnt von Schlag zu Schlag zu sehr ineinander über, sodass die einzelnen "Punchschläge" nicht so deutlich voneinander abgegrenzt sind. (Das festliche in den Bläsern fehlt mir dann bei Chailly auch !)


    :hello: Ich kann Willi nur zustimmen, das die Pauken bei Solti wirklich begeistern. Solti inzeniert diesen Satzanfang für meinen Geschmack am besten. Und er macht genau das was theophilius erwähnt: Er läßt die Pauken deutlich herausfallen und damit das Thema sehr deutlich werden - Klasse so - tolle Decca-Analogaufnahme !



    8) Ob nun Plastikfelle oder Naturfelle beim Chicago SO zum Einsatz kammen - egal - die Pauken klingen fabelhaft präsent, direkt und sind von der Decca plastisch aufgenommen.
    :thumbup: Ich bin voll zufrieden.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • ...Ob nun Plastikfelle oder Naturfelle beim Chicago SO zum Einsatz kammen - egal - die Pauken klingen fabelhaft präsent, direkt und sind von der Decca plastisch aufgenommen. :thumbup: Ich bin voll zufrieden.


    Heute nun war ich extra in einem Laden, um den Beginn des fünften Satzes aus Mahlers Siebter mit dem CSO unter Solti zu hören, und um zu prüfen, ob sich mein Eindruck von vor vielen Jahren bestätigen oder doch widerrufen lässt.


    Dieser Satzanfang lässt ganz hervorragend hören, was ich an den Pauken des CSO schon immer auszusetzen habe! Ich muss leider dabei bleiben:
    - Plastik-bezogene Wurstkessel par Excellence - das klingt nicht, das "dumpft" mehr. Ein fürchterlicher Klang.
    - Der Pauker ist zwar flott genug, im Detail aber nachlässig: die vier gewirbelten Viertel werden von der ersten bis zur vierten Note immer schlechter, fast wie Pressschläge. Das gibt im Probespiel leider Abzüge in der A-Note... Das ist schlicht inakzeptabel.
    - man hört die fiesen Schlägel, wahrscheinlich aus vielen dünnen Filzringen aufgebaut: "pitsch-pitsch" macht es, wenn die Schlägel auf das Plastikfell treffen.
    Kurz und schmerzlos: das geht gar nicht !!! :thumbdown:


    Spontan und aus dem Kopf würde ich vor allem Chailly/RCO, Tilson Thomas/LSO oder SFS, Inbal/RSO Frankfurt nennen, sicherlich auch die Berliner unter Abbado. Ich müsste zuhause noch mal gezielt reinhören, aber das machen sicherlich alle besser.
    Beste Grüße
    Accuphan
    :hello:

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ich glaube, ich weiß, welchen Klang Accuphan meint. Die Pauken von diversen alten Solti-Aufnahmen (z. B. Tschaikowsky) klingen in der Tat "anders" als bei vielen anderen. Ich würde allerdings nicht so kritisch sagen, sie klängen schlechter, nur eben anders. ;)


    Diesen Klang meine ich auch bei Klemperers Beethoven-Aufnahmen aus Philadelphia, 1962, gehört zu haben.


    Vielleicht hatten/haben die US-Orchester das wirklich verbreiteter als die europäischen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões