Ich bin schon immer auf der Suche nach neuen Sachen gewesen. Angeregt durch die Filmmusikszene bin ich erst kürzlich auf diesen niederländischen Komponisten gestossen, den ich an dieser Stelle aufgrund seiner meines Erachtens sehr bemerkenswerten Musik gerne erwähnen möchte.
Johan de Meij schrieb unter anderem bereits 3 Symphonien, wobei ich hier die aktuellste (Planet Earth) mal näher beschreiben möchte:
Es ist für mich einfach nur eine Wonne, wie sehr Meijs Musik auf eine äusserst subtile Art und Weise eine wahrhaftige Elegie für den blauen Planeten zelebriert. Allein schon im ersten Satz (Lonely Planet), wo sich der Planet ausgehend von einer leblosen - hervorragend von elektronischen Klangmassen intoniert - feurigen Kugel zu einem wasserreichen sich mit immer komplexeren Lebensformen füllenden Paradies wandelt. Man kann sich die Urozeane so richtig vorstellen, wenn sich beim Abschwellen der fremdartig wirkenden elektronischen Eingangssequenz ganz allmählich ligetiartige Chorklangschichten steigern um schliesslich in einer lieblich anheimelnden Melodie zu münden, die sich postminimalistisch zu einer wahren Hymne emporschwingt.
Der zweite Satz (Planet Earth) beginnt dann mit einem ausgedehnten Flügelhorn-Solo, auf dem dann gewissermassen eine instrumentale Beschreibung der ganzen Vielfalt der Flora und Fauna folgt.
Im dritten und letzten Satz dann (Mother Earth) erklingt dann ein fast schon ehrfurchtsvoller - von einem Chor unterstützter Hymnus der das Werk dann feierlich zu Ende führt. Ganz zum Schluss ertönen dann wieder die fremdartigen elektronische Klänge, deren Bedeutung sich an dieser Stelle des Werkes ein jeder wohl selbst ausmalen kann...
Auch wenn diese Musik durchaus viele klanglichen Erfahrungen aus der Spätromantik, Minimalistik und auch Moderne nutzt, so finde ich, verströmt ihre mystische und lebensbejahende Art meiner Meinung nach Eines ganz besonders intensiv: So etwas hätte es in dieser Neukombination bekannter Elemente im zwanzigsten Jahrhundert nicht gegeben, obwohl einzelne "Soundideen" durchaus schon am Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts existierten aber eben in dieser Kombination sind sie für mich bisher einzigartig und zeigen eindeutig in eine Richtung, wo meines Erachtens die symphonische Musik generell hintendiert.
Als Vorbilder für dieses sehr schöne Werk fallen mir insbesondere die Komponisten Ligeti (insbesondere zu Beginn), Hovhaness, James Newton Howard (ein viel beschäftigter aktueller Filmkomponist), Philip Glass (formal gesehen), aber auch - und das finde ich besonders bemerkenswert - auch Mahler und Beethoven: Letztere finden sich vor Allem in der Ausarbeitung der symphonischen Form (Hornsolo, Schlusschor, räumliche Staffelung der Instrumentengruppen) grundlagengebend wieder. Sehr interessant finde ich auch, dass sich sowohl Mahlers Dritte als die hier vorliegende "Dritte" gewissermassen mit dem selben Thema - aber aus eben anderen philosophischen Grundströmungen entwickelt beschäftigen. Die Erstere noch aus eher romatischer Sicht der Dinge mit Erlösungssuchen am Ende, die Zweite eher kosmisch denkend und weniger geozentrisch ausgerichtet (am Ende wieder Chaos ausgedrückt in elektronischen Klängen wie zu Beginn der Symphonie).
Seinem bisherigen Schaffen nach kann man vermuten, dass Johan de Meij ca alle 10 Jahre eine Symphonie hervorbringt. Die Aktuelle ist seine Dritte. Bei einem Alter von Mitte 50 können bei dieser Frequenz durchaus noch einige folgen.
Für mich eine grosse Bereicherung.