Epochenunterteilung in der klassischen Musik

  • Zitat

    Original von John Doe
    Nichts für ungut, aber deine Einteilung wird zum Schluss hinaus lückenhaft: Wo ordnest du Mahler, Reger und Richard Strauß ein? Wo bleibt der Verismo? Was ist mit den ganzen Skandinaviern (Sibelius, Nilsson, Langgaard, Alfven) und den sozialistischen Realisten (Schostakowitsch, Miaskowsky, Kabalewski, Prokofieff, Chatschaturian etc.)?


    Mahler, Reger, Strauss = Jahrhundertwende/Moderne (1890 - 1914)
    (wobei natürlich viele Komponisten auch nach 1914 bei ihrem Stil dieser Zeit bleiben, etwa Pfitzner, Schmidt, Szymanowsky)


    Wo bleibt der Verismo? Da ist er:
    Verismo (1883 - 1920)
    :P Auch unter Jahrhundertwende/Moderne zu subsummieren, so wie der Impressionismus


    Sibelius und Nielsen kommen auch bei Jahrhundertwende/Moderne unter. Ebenso Langgaard.


    Sozialistischer Realismus (1932 - 1991)
    Die Frage ist, was von Schostakowitsch z.B. da dazugezählt werden soll. 11. ja, 8. nein? Ich glaube, man verwendet besser internationale Begriffe wie Expressionismus und Neoklassizismus um den heute noch geschätzten Komponisten auf den Leib zu rücken. Schostakowitsch und Prokofieff haben ja auch international ausgestrahlt, ich denke, da denkt kaum jemand an "Sozialistischen Realismus".

  • Hallo Lullist!


    du sagst:


    Zitat

    da hatte ich keine Lust mehr


    Das kann ich nachvollziehen, weil´s mir genauso ergeht. D.h. die Einteilung, die ich z.Z. treffe, ist rein chronologisch, also 17., 18., 19., 20. Jhdt., wobei ich einzig im 18. Jhdt. zwischen Barock und Klassik unterscheide. :)


    Viele Grüße
    John Doe

  • Hallo Kurzstückmeister,


    ich hab mir´s angewöhnt, den sozialistischen Realismus als Untergruppe der Modernen zu betrachten und Schostakowitsch und Prokofieff als seine besten Repräsentanten dazuzuzählen. Deswegen, weil sonst ihr Gesamtwerk wieder unterteilt werden müßte.


    Aber ganz was anderes! Was ist mit Richard Strauß? Der war doch bis 1949 aktiv.


    Ich persönlich könnte auch damit leben, wenn Strauß unter die Rubrik "Fossilien" eingeordnet werden würde, worin übrigens auch die ganzen 20. Jhdt.-Operettenschreiber gut untergebracht wären. :D


    Viele Grüße
    John Doe

  • Zitat

    Original von John Doe
    ich hab mir´s angewöhnt, den sozialistischen Realismus als Untergruppe der Modernen zu betrachten und Schostakowitsch und Prokofieff als seine besten Repräsentanten dazuzuzählen. Deswegen, weil sonst ihr Gesamtwerk wieder unterteilt werden müßte.


    Es läßt sich aber nicht vermeiden, Gesamtwerke zu unterteilen.
    Prokofieff läßt sich ja überhaupt ganz schlecht schubladisieren.
    Und zwar nicht nur als Ganzes, sondern auch seine einzelnen Werke.
    Aber damit hat man nur solange Probleme, solange man den Sinn der Stilbegriffe nicht ganz verstanden hat.


    Strawinsky läßt sich besser schubladisieren, aber dafür muss man ihn vorher in (mindestens) drei Stücke zerteilen.


    Zitat

    Aber ganz was anderes! Was ist mit Richard Strauß? Der war doch bis 1949 aktiv.


    Und was soll man da jetzt antworten? "Fossil" ist übertrieben. Aber es gibt doch sehr viele Komponisten, deren Spätwerk so gar nicht recht zum gleichzeitigen Avantgarde-Stand passt.

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  • Zitat

    Das kann ich nachvollziehen, weil´s mir genauso ergeht. D.h. die Einteilung, die ich z.Z. treffe, ist rein chronologisch, also 17., 18., 19., 20. Jhdt., wobei ich einzig im 18. Jhdt. zwischen Barock und Klassik unterscheide.


    ich mach das noch nicht mal - ich nenne das einfach "Musik des Absolutismus" :D

  • Und Du meinst dann, dass "Absolutismus" einfacher abzugrenzen und umfassender gültig ist als "Barock"?


    Was ist mit Ländern, wo weniger absolutistisch geherrscht wurde als in Frankreich?

  • Zitat

    Und Du meinst dann, dass "Absolutismus" einfacher abzugrenzen und umfassender gültig ist als "Barock"?



    nö das habe ich nicht behauptet, nur das ich das so nenne :D :lips:



    ´
    ich denke das die oberflächliche und ziemlich grobe Einordnung:


    bis 1400 Mittelalter
    1400 - 1600 Renaissance
    1600 - 1750 Barock
    1730 - 1780 Vorklassik
    1770 - 1830 Klassik
    1820 - 1900 Romantik
    ab 1900 Spätromantik / Moderne


    vollkommen ausreicht um sich zu erstmal zu orientieren.


    Sobald man wirklich ins Thema rein geht, kann man eh nur noch mit komplizierten Diagrammen arbeiten, falls man nix besseres zu tun hat :rolleyes:


    ..ich glaub ich mal eine Art Graphische Zeitlinie für Barock / Vorklassik / Klassik :wacky:

  • Hallo Kurzstückmeister,


    Ende 19. Jhdt. fängt der Stilpluralismus an, um im 20. Jhdt. schier zu explodieren, mit der Folge, dass man einzelne Komponisten nicht mehr so einer bestimmten Musikrichtung zuordnen kann, wie das vielleicht noch 2 Generationen früher machbar gewesen ist.
    Wenn man im 20. Jhdt. ein Stiltypisierungen durchführen will, dann ist das eigentlich nur noch werkspezifisch möglich. Diesbezüglich braucht man nur, wie von dir schon genannt, Strawinsky anschauen, oder Prokofieff, aber auch Schostakowitsch, dessen sinfonisches Werk alleine schon in mindestens 4 Gruppen zerfällt.


    Letztendlich macht genau das die Musik ab 1900 aufwärts so spannend, wobei das nur dann zu Problemen führt, wenn man diese Stilrichtungen als Ordnungskriterien für sein CD-Regal hernimmt.


    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Ohne hier irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen: Diese Aufteilung habe ich mal für Schüler erstellt:


    Epochen der europäischen Musikgeschichte


    Frühstufe
    vorchristliche Zeit - etwa 600 n. Chr.


    Mittelalter: Romanik und Gotik
    ca. 600 - 1400
    Italien: Gregorianischer Choral
    Frankreich: Romanik: Frühe Mehrstimmigkeit (geistlich), Troubadours und Trouvères (weltlich)
    Gotik: Notre-Dame-Epoche, Ars antiqua, Ars Nova
    Weltlicher Minnesang in Deutschland


    Renaissance
    1400 - 1600
    Frankoflämische (Niederländische) Vokalpolyphonie (bis gegen 1500),
    ab ca.1550 Italien: Römische und Venezianische Schule


    Barockzeitalter
    1600 - 1750
    Italien: Monteverdi, Corelli, Vivaldi; Frankreich: Lully; England: Purcell; Deutschland: Telemann
    Spätbarock: Bach, Händel


    Zeit des Übergangs
    Musikalisches Rokoko, Galanter Stil, Empfindsamer Stil


    Klassik
    1750 – 1820
    Frühklassik, Sturm und Drang: Mannheimer Schule
    Hochklassik oder Wiener Klassik, 1780-1820
    Österreich/Deutschland: Haydn, Mozart, Beethoven


    19. Jh. / Romantik
    1820 – 1900
    Spätromantik (bis um 1920)
    Deutschland, Frankreich, Nationale Schulen
    Schubert, Mendelssohn, Schumann, Chopin, Liszt, Verdi, Wagner, Bruckner, Brahms, Tschaikowsky,
    Mahler, Strauss, Reger


    Impressionismus
    1870 - ca. 1920. Frankreich
    Claude Debussy, Maurice Ravel


    Expressionismus
    1900 - ca. 1940.
    Bela Bartók, Igor Strawinsky, Paul Hindemith


    Moderne / 20. Jh.
    Atonalität - Zwölftonmusik: Schönberg, Webern, Berg
    Futurismus: Pratella, Russolo, Varèse
    Elektronische Musik und Musique concrète: Eimert, Schaeffer, Ligeti, Stockhausen
    Serielle Musik: Boulez, Stockhausen
    Aleatorische Musik: Cage, Boulez
    Klangflächenmusik (Ligeti, Penderecki)
    Intuitive Musik (Stockhausen)
    Minimal Music (USA: Riley, Reich, Glass)
    Postmoderne/Neue Einfachheit
    Rihm u. a. (s. o.)



    In diesem Zusammenhang erstellte ich auch mal eine Liste wichtiger Formen und Gattungen:



    Musikalische Formen und Gattungen


    BAROCK


    Vokalgattungen
    Kantate, Oratorium und Passion sind mehrsätzige Gesangswerke mit Instrumentalbegleitung und verwenden, in Anlehnung an die Opernszene, Rezitative, Ariosi, Arien, Chorsätze (Chöre und Choräle) und instrumentale Teile.


    Kantate (lat. cantare = singen): Nachfolgegattung der Motette im Zeitalter der Monodie und des Generalbasses. Inhalt geistlich und weltlich, sowohl als Solo- wie als Chorkantate.


    Oratorium: Abendfüllendes Werk meist geistlichen Inhalts für Sologesang, Chor und Orchester ohne szenische Darstellung (konzertant aufgeführt)


    Passion: Ein Oratorium, das die Leidensgeschichte Jesu von seiner Gefangennahme bis zur Kreuzigung mit ihrer dramat. Aktion darstellt. Mit Solorollen (Evangelist, Jesus etc.).


    Messe: Vertonung des Messordinariums (feststehende Textteile der Messliturgie) für Soli, Chor und Orchester in der Satzfolge Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei


    Madrigal: Eine zunächst mehrstimmige italienische, rein vokale Gattung der Chormusik mit weltlichem Inhalt; im Barock dann auch als Solomadrigal (mit Generalbass-Begleitung) und als konzertantes Madrigal


    Motette: Geistliches a capella Chorwerk (ähnlich dem weltlichen Madrigal), evtl. mit Instrumenten; jeder Textteil mit eigener Vertonung; später auch als solistisch besetzte Generalbass-Motette


    Oper: Weltliches Bühnenwerk mit musikalisch-dramatischen Mitteln, Sängern und Orchester


    Lied, Choral: Strophische Vertonung geistlicher (Choral, Kirchenlied) wie weltlicher (Lied) Texte


    Instrumentalgattungen


    Fuge: mehrmalige Abfolge von thematisch geprägten Durchführungen und freieren Zwischenspielen. Das Thema erscheint dabei in zwei Ausprägungen: dux und comes.


    Invention: Komposition mit meist einem Thema, das erfindungsreich immer wieder neu in den Stimmen erscheint, auch in Umkehrung, Vergrößerung, Verkleinerung oder in Engführung


    Konzert: dreisätziges Werk in der Folge schnell-langsam-schnell. Konzertierendes Musizieren des Streichorchesters mit einem Soloinstrument (Solokonzert, wird von Klassik und Romantik übernommen) oder mit einer Solistengruppe (Concerto grosso, wichtigster Konzerttyp im Barock). Älteste Form ist das Gruppenkonzert (mehrchöriges Konzert).


    Präludium, Toccata, Fantasie: Freiere Formen, meist für Tasteninstrumente


    Rondo (s. u.)


    Sonate: ursprünglich Bezeichnung für jedes Instrumentalstück, keine Formbezeichnung. Allmählich zwei Typen: sonata da camera und sonata da chiesa (vgl. unter Triosonate)


    Suite, Partita: Folge von Tanzsätzen (lose miteinander verbundenen, meist tänzerischen Musikstücken) in gleicher Tonart mit den Kernsätzen Allemande – Courante – Sarabande – Gigue. Gelegentlich Hinzufügung weiterer Tanzsätze, oder einer Ouvertüre (bei der Orchestersuite). Höhepunkt: um 1700


    Triosonate: Komposition für zwei gleichberechtigte Melodieinstrumente in Sopranlage mit Generalbassbegleitung. Im Barock die meistgepflegte Gattung der weltlichen (Kammersonate: dreisätzig, schnell-langsam-schnell; greift auf Tanzformen zurück) und geistlichen (Kirchensonate: vier Sätze, langsam-schnell-langsam-schnell) Instrumentalmusik


    Variation: (s. u.) Chaconne und Passacaglia sind V. über ein ständig wiederkehrendes Bassthema




    KLASSIK und ROMANTIK


    Vokalgattungen


    Oratorium, Messe, Motette, v. a. aber die Oper werden von der Klassik übernommen.


    Operette: Bühnenstück vorwiegend heiteren Charakters mit gesprochenem Dialog, Gesang und Tanz (kleinere, heitere Oper mit gesprochenen Texten)


    Musikdrama: Bei Wagner Aufgabe der „Nummernoper“ zugunsten der durchkomponierten Oper


    Lied: Kunstlied als Strophenlied, variiertes Strophenlied und durchkomponiertes Lied


    Instrumentalgattungen


    Sonate: drei- bis viersätziges Instrumentalwerk für ein oder mehrere Instrumente, oft für Klavier oder Melodieinstrument (Geige) und Klavier. Je nach Besetzung unterscheiden wir zwischen
    Solosonate, Duo, Trio, Quartett, Quintett etc. bis hin zu Sinfonie und Konzert


    Streichquartett: (s. o.) höchste Form der klassischen Kammermusik, Quartett für 4 Streichinstrumente: 1. und 2. Violine., Viola und Violoncello


    Sinfonie: (griech. Symphonia, Zusammenklang): Drei- bis viersätziges Werk für Orchester. Zwei Schreibweisen: Symphonie (griech.), Sinfonie (von italien. sinfonia)


    Solokonzert: Dreisätzige Sinfonie für Orchester mit zusätzlichem Solisten: Klavier-, Violin-, Flötenkonzert etc. Der 3. Satz der viersätzigen Sinfonie (Menuett, Scherzo) entfällt. Bei zwei/drei/vier Solisten: Doppel-/Tripel-/Quadrupelkonzert


    Suite: Aus Orchesterwerken oder Balletten werden die Instrumentalsätze zu Orchester- und Ballettsuiten zusammengestellt


    Variation: (Veränderung) Die Variation existiert als selbstständiges Werk oder als Satz in einem größeren Werk. Ein vorgegebenes Melodie- oder Bass-Modell wird mehrmals variiert.


    Rondo: (Rundgesang, Rundtanz) musikalische Form, bei der ein feststehender Refrain und verschiedene Couplets sich abwechseln:
    Offene Rondoform: A B A C A D A ...
    Geschlossene Rondoform: A B A C A B A (meist dreiteilig: A-B-A C A-B-A)


    Charakterstück: kurzes, meist lyrisches instrumentales Stück, meist für Klavier. Zum Charakterstück zählen Präludien, Préludes, Impromptus, Fantasien, Bagatellen, Moments musicaux, Balladen, Lieder ohne Worte, Romanzen etc. Viele Charakterstücke sind programmatischen Inhalts und tragen außermusikalische Titel.



    Mit Romantik bezeichnet man in der Musikgeschichte das 19. Jahrhundert. Sie wächst bruchlos aus der Tonsprache, den Gattungen und der Harmonik der Klassik heraus, so dass Klassik und Romantik vielfach als eine zusammenhängende Epoche angesehen werden können.
    Die Romantik übernimmt die Formen der Klassik, erweitert diese allerdings in verschiedener Hinsicht.
    Neu hinzu kommt die Richtung der Programm-Musik, die vor allem im sinfonischen Bereich zunächst in der Programmsinfonie (Berlioz), später dann v. a. in der Sinfonischen Dichtung (Liszt, Strauss) enorme Bedeutung erlangt.


    Grüße, WG :hello:

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  • Nur eine Anmerkung: Es hat schon gute Gründe, daß die Bezeichnung "Rokoko" in der Musik niemals wirklich eine Rolle gespielt hat. Wenn überhaupt trifft das jedenfalls eher auf einige (bei weitem nicht alle!) Richtungen des Spätbarock oder der Frühklassik zu, kaum aber auf Werke wie Haydns Abschiedssinfonie (ca. 1772), Glucks Iphigenien (1774 u. 1779) oder Mozarts Don Giovanni (1787).
    Ebenso scheint mir offensichtlich, daß Beethoven von Kompositionstechnik (und teils auch Ästhetik) viel näher an Haydn und Mozart ist als an Schumann...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • J

    Zitat

    ohannes Roehl schrieb:
    Nur eine Anmerkung: Es hat schon gute Gründe, daß die Bezeichnung "Rokoko" in der Musik niemals wirklich eine Rolle gespielt hat. Wenn überhaupt trifft das jedenfalls eher auf einige (bei weitem nicht alle!) Richtungen des Spätbarock oder der Frühklassik zu, kaum aber auf Werke wie Haydns Abschiedssinfonie (ca. 1772), Glucks Iphigenien (1774 u. 1779) oder Mozarts Don Giovanni (1787).


    Vielen Dank für die Anmerkung! Ich stimme voll und ganz zu.


    Zitat

    Ebenso scheint mir offensichtlich, daß Beethoven von Kompositionstechnik (und teils auch Ästhetik) viel näher an Haydn und Mozart ist als an Schumann...


    Ja, war laut meiner Tabelle auch so intendiert.


    Ich sehe die Sache folgendermaßen: Epocheneinteilungen sind Eingriffe in die Natur der Musikentwicklung, die vieles erleichtern, aber auch viele Fragen aufwerfen.
    Friedrich Blume spricht in MGG von der klassisch-romantischen Epoche, die er als eine Einheit auffasst. Oder man denke an den Aufsatz von E. Th. Hoffmann über Beethovens Fünfte, die er in die romantische Richtung schiebt. Zu berücksichtigen bleibt zudem immer, dass auch manche Komponisten sich wandeln, zumindest nicht immer in ein und demselben Stil komponieren.


    Ein weiteres Beispiel: In obiger Tabelle habe ich Debussy und Ravel dem Impressionismus zugeordnet. Dies deshalb, weil es zwei bekannte Musiker sind und ich den Schülern diese Orientierung geben wollte. In der Tat gehört Debussy (urspr. ja de Bussy) durchaus hierher, Ravel aber nicht. Da gibt es andere Komponisten, die diese Schublade trefflicher bedienen.


    LG WG :hello:

  • Ich glaube, das XX. Jahrhundert ist so derartig vielschichtig, dass es sich einer Einteilung und Klassifizierung ziemlich widersetzt.


    Das FonoForum hatte mal in einer Artikelreihe eine Klassifizierung probiert und die einzelnen Richtungen kurz vorgestellt. Die Artikel kann ich hier natürlich nicht verlinken, sie unterliegen dem Urheberrecht - aber Abonnenten können auch die zurückliegenden Artikel einsehen und herunterladen - alle Anderen auch, dann aber kostenpflichtig.

  • Hm, naja.
    Wenn man sagt "Barock 1600 - 1750" ist das genausowenig einteilend, wie wenn man sagt "Moderne / Neue Musik" 1890 - offen".
    Und im Gegensatz zum Barock ist es in der Moderne - aufgrund der Verschiedenartigkeit der Strömungen - eher leichter, ein paar Ismen sinnvoll anzuführen.
    Wofür man natürlich kein "FonoForum" braucht ...

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  • Hallo zusammen,


    - die"Kunst der Fuge", das WK II, die h-moll-Messe u. a. Werke von Joh. Seb. Bach wurden nach den Orchestertrios op. 1 von Joh. Stamitz komponiert. Ersterer wird gerne als Barockkomponist einsortiert, letzterer als Frühklassiker.


    - Beethoven ist 1827 gestorben, Schubert 1828


    - Beethovens 9. Sinfonie wurde Jahr 1824 fertiggestellt und uraufgeführt, der Freischütz von Carl Maria v. Weber im Jahre 1821.


    - die Metamorphosen für 23 Solostreicher von R. Strauss wurden 1945 komponiert und 1946 uraufgeführt, Stravinskys Sacre du printemps 1909 komponiert und uraufgeführt.


    Epochengrenzen sind unscharf und bestenfalls eine erste Orientierung. Zum Zweck eines ersten Überblicks sind sie natürlich hilfreich. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, Epochen allzu fein zu granulieren (Vorklassik - Frühklassik - Hochklassik - Spätklassik), die o. g. Widersprüche würden dadurch noch inakzeptabler.


    Manchmal hilft es, eher epochale Werken zu benennen, z. B.:


    Monteverdi: L'orfeo - 1609
    Bach: Kunst der Fuge - ca. 1740-49


    C. Ph. E. Bach: Württembergische Sonaten - 1744
    Beethoven: Sinfonie Nr. 9 - 1824


    Carl Maria v. Weber: Freischütz - 1821
    Mahler: Sinfonie Nr. 9 - komp. 1909/10 (?)


    Schönberg: Klavierstücke op. 11 - 1909


    Usw. usw.

  • Zitat

    Original von Wolfram
    Stravinskys Sacre du printemps 1909 komponiert und uraufgeführt.


    Ich dachte, 1913

    Zitat

    Epochengrenzen sind unscharf und bestenfalls eine erste Orientierung. Zum Zweck eines ersten Überblicks sind sie natürlich hilfreich. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, Epochen allzu fein zu granulieren (Vorklassik - Frühklassik - Hochklassik - Spätklassik), die o. g. Widersprüche würden dadurch noch inakzeptabler.


    Überlappungen sind doch keine Widersprüche ...
    Und "bestenfalls eine erste Orientierung" ist auch eine Unterbewertung des Epochen-Konzepts.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    [...]Wofür man natürlich kein "FonoForum" braucht ...


    Brauchen sicher nicht. Ich fand die Artikel in ihrer Kürze trotzdem ganz gelungen. Haben sie Dir nicht gefallen?

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  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Barock bis 1740 geht nicht.
    Barock bis 1750 (mindestens)
    dafür Vorklassik ab 1730


    Klassik bis 1810 ist auch etwas rabiat ...


    Warum? Schubert ist für mich Klassisch und nicht Romantisch.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Klassik bis 1810 ist auch etwas rabiat ...


    Die 'klassische' Epoche endet ja einvernehmlich 1828... das heißt ja nicht, daß Kompositionen vor 1828 nicht romantische Eisenbahnen haben können.


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Zitat

    Original von Ulli


    Die 'klassische' Epoche endet ja einvernehmlich 1828... das heißt ja nicht, daß Kompositionen vor 1828 nicht romantische Eisenbahnen haben können.


    :hello:


    eben. darum ist "bis 1810" etwas zu rabiat.

  • Ist ja ein wenig so etwas wie ein Dauerthema in diesem Forum ...


    Spätklassik:
    1812 Beethoven: 7. Sinfonie
    1824 Beethoven: 9. Sinfonie


    Frühromantik:
    1811 Field: Nocturnes
    1821 Weber: Freischütz
    1827 Schubert: Winterreise


    Zählt man eigentlich die "Grande Opéra" zur Romantik? Ich tippe eher auf: nein.
    1807 Spontini: La vestale (Vorläufer)
    1828 Rossini: Guillaume Tell
    1831 Meyerbeer: Robert le diable


    und die komische Oper der Zeit hat wohl auch keine Lust, epochenmäßig eingeteilt zu werden:
    1825 Boieldieu: La dame blanche
    1830 Auber: Fra Diavolo

  • Letztendlich bin ich ja der Meinung, dass die deutsche Musik (ja, Österreich
    inbegriffen, wir können es dann auch deutschsprachige Musik nennen), dass
    also die deutsche Musik nach 1750 in ihren Grundfesten romantisch ist...
    kühne These, ich weiß, aber man höre doch einmal nur Mozarts Klaviersonate
    KV 310. (So wie ich justamente). Wir wollen erst gar nicht von Friedemann
    Bach sprechen.


    .