Carl Maria von Weber: Der Freischütz

  • Zitat

    Caruso41: So leid es mir tut, aber Schreier und Adam sind nicht einfach nur Kompromisse! Sie sind- ich habe es oben schon gesagt- als Max und Kaspar eklatante Fehlbesetzungen.


    Das sehe ich auch so, lieber Caruso, und ich will aus meiner sicht auch sagen, warum. Sie sind für diese Rollen einfach stimmlich zu leichtgewichtig. Schreier ist meines Erachtens ein rein lyrischer Tenor, wenn auch mit einer Power, die für eine ansehnliche "Winterreise" reicht, aber für den Max oder auch für den Florestan braucht es doch etwas heldisches Potential. Das lässt vielleicht auf Jonas Kaufmann hoffen.
    Theo Adam als Bassbariton fehlt die profunde Schwärze, die der Kaspar unbedingt braucht, wie sie z.B. die Idealbesetzungen Kurt Böhme und Gottlob Frick hatten, oder auch in neuerer Zeit noch Matti Salminen. Dem gegenüber konnte Theo Adam einen großartigen Pizarro geben. Dafür hatte er die notwendige Ausdruckskraft und brauchte nicht diese Tiefe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wenn ich aber heute - h e u t e - über Freischütz-Aufnahmen spreche, dann interessieren mich weder die historischen Umstände noch das geschäftspolitische Kalkül der Produzenten.
    Dann interessiert mich das künstlerische Profil und die Qualität der Produktion.


    Das ist schon wahr, lieber Caruso41! Im Gegensatz zu Dir will ich aber trotzdem wissen, warum eine Aufnahme so und nicht anders produziert wurde, welche Überlegungen eine Rolle spielten usw. usf. Beurteilen kann man am Ende tatsächlich nur das, was es gibt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das ist schon wahr, lieber Caruso41! Im Gegensatz zu Dir will ich aber trotzdem wissen, warum eine Aufnahme so und nicht anders produziert wurde, welche Überlegungen eine Rolle spielten usw. usf. Beurteilen kann man am Ende tatsächlich nur das, was es gibt.


    Da gibt es keinen Gegensatz, lieber Rheingold!
    Mich interessiert das alles schon auch, aber die Aufnahme hat für viele Taminos den Status einer Offenbarung. Und sie wird gerühmt für die kompromisslose Unbedingtheit der Interpretation.
    Und wenn wir auf der Ebene sind, höre ich einfach mal genau hin und prüfe, ob ich die Urteile teilen kann.
    Und dann ist das ganze Wissen um die Entstehung eher sekundär für mich!


    Das sind wir ja - wenn ich das recht sehe - ganz und gar einer Meinung!


    William B.A. hat ja noch mal darauf hingewiesen, warum Schreier und Adam Fehlbesetzungen sind. Ich kann da zustimmen. Bei Adam würde ich auch noch die unruhige und unausgeglichene Stimmführung sowie die in den Randlagen merkwürdig ungenaue Intonation kritisieren. Sie passen nun wirklich überhaupt nicht zu Kleibers analytischer Klarheit!


    Richtig ist natürlich, dass Schreier das heldische Kaliber für die Rolle nicht hatte und auch nicht kompensieren konnte. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass rein heldische Tenöre der Partie oft auch nicht gerecht werden. Für mich gehören die Ausschnitte, die Richard Tauber hinterlassen hat, zu den schönsten Beispielen romantischer Gesangskunst wie sie dem Ideal der Zeit entsprach. Heldisches Format hat Tauber ja auch nicht gerade, aber wie er nicht nur den lyrischen Teil sondern auch den Schluss der Arie singt, das finde ich schon imponierend. Da ist Schreier meilenweit von entfernt, nicht nur weil seine stimmlichen Mittel begrenzt sind sondern weil ihm die Welt des Max doch eher fremd ist.


    Also denn: die Freischütz-Szenen mit Rethberg und Tauber hören! Es gibt Weber-Erfüllung auch ohne Kleiber!


    Viel Vergnügen



    Caruso41


    :!:

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Rein sängerisch fand ich diesen Freischütz brillant:



    Peter Seiffert lässt nicht nur Peter Schreier, sondern auch Ernst Kozub alt aussehen und verweist sonstige Sänger der Partie auf die Plätze (ich habe noch Aufnahmen mit Schock/Kubelik, Wottrich/Harnoncourt und Silvastri/Metzmacher). Grandios. Matti Salminen ist als Kaspar in derselben Liga. Die Damen sind sehr gut besetzt (Inga Nielsen und Malin Hartelius).


    Leider ist die Inszenierung todlangweilig, aber man kann das Bild ja abstellen. Seiffert alleine ist es wert.


    Ob man nun Harnoncourts Rhetorik oder Kleibers Illusion der "Natürlichkeit unter dem Vergrößerungsglas" bevorzugt, ist natürlich Geschmackssache.

  • Was miir bei meinen Freischütz DVD`S bzw Aufführungen die ich besucht habe aufgefallen ist, das es keine einzige Aufnahme bzw AUfführung gab, wo alle Rollen adequat besetzt worden isnd. Schwachpunkt der meisten Auffüührungen ist meistens der Sänger des Kaspar, da man für diese Rolle gerne einen ältern Sänger nimmt, der meist nicht mehr so gut bei Stimme ist. Die Sängerinnen der Agathe verwechseln leider manchmal diese Rolle mit der Rolle der Brünhilde und brüllen was das Zeug hält. Der Freischütz wird leider nicht mehr so häufig an den deutschen Bühnen aufgeführt. An der Rheinoper gab es eine ganz hervorragende Inszenierung, sogar mit einer echten Wolfsschucht. Nur leider ist diese Inszenierung seit Ewigkeiten nicht mehr gezeigt worden. Welche Aufnahme mir noch sehr gut geällt ist die DVF aus Hamburg in einer Konwitschny Inszenierung.

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  • Caruso41

    Heldisches Format hat Tauber ja auch nicht gerade, aber wie er nicht nur den lyrischen Teil sondern auch den Schluss der Arie singt, das finde ich schon imponierend.

    Lieber Caruso,


    ich habe mir gerade nochmal Taubers "Durch die Wälder, durch die Auen" (1946) angehört. Man muss schon zu Aufnahmen von Urlus, Völker oder Anders greifen, um Vergleichbares zu hören. Tauber singt bei der tiefen Tessitura mit einer unbeschreiblichen Fülle und Resonanz. Genial! Für mich ist diese Einspielung die gesanglich vollkommenste!


    Viele Grüße
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Tauber singt bei der tiefen Tessitura mit einer unbeschreiblichen Fülle und Resonanz. Genial! Für mich ist diese Einspielung die gesanglich vollkommenste!


    Freut mich, Manfred, Dass Du das auch so siehst. Ich kenne 4 Aufnahmen von Tauber! Sie sind alle grossartig gesungen. Vor allem gesteltet er die Zerrissenheit der Figur ziwschen Sehnsucht nach der heilen Welt, Verzweiflung und Aufbegehren wie kein anderer. Die etwas nasalen Höhen kann man bestens ertragen! Phantastisch ist er auch im Finale (Mit Rethberg als Agathe, Ziegler als Ottokar, Friedrich Schorr als Kaspar und Otto Helgers als Eremit!) - allerdings ist da die Klangqualität nicht so toll!




    Gruß




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Zitat Manfred:Tauber singt bei der tiefen Tessitura mit einer unbeschreiblichen Fülle und Resonanz. Genial! Für mich ist diese Einspielung die gesanglich vollkommenste!

    Kann ich mir kaum vorstellen, kenne diese Aufnahme aber nicht. Sein Mozart und sein Lehar sind mir bestens bekannt. Werde seinen Vortrag der Freischütz-Arie mal mit Anders vergleichen, schaun' wir mal.


    Habe mir Tauber angehört, Aufnahme 24.7.46. Er interpretiert den Max mit seinen stimmlichen Mitteln sicher hervorragend, mir ist aber die Stimme etwas zu dünn. Anders und Gedda, um nur zwei zu nennen, gefallen mir besser.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Habe mir Tauber angehört, Aufnahme 24.7.46. Er interpretiert den Max mit seinen stimmlichen Mitteln sicher hervorragend, mir ist aber die Stimme etwas zu dünn.


    Als dünn kann ich die Stimme nun wirklich nicht empfinden. Sie hat Rundung und klingt auch im Piano ("...Liebesgruss...") füllig und verliert nicht ihre Farben! Wenn Du allerdings metallischen Strahl und mehr heldisches Auftrumpfen erwartest, dann bist Du bei anderen Tenören besser aufgehoben. Ob das aber der Figur des Max angemessen ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.


    Ich will Tauber überhaupt nicht gegen Anders oder gar gegen Urlus ausspielen. Mir ging es nur darum, einmal ein Argument gegen die ständig wiederholte Behauptung, Schreier sei für den Max zu lyrisch, vorzubringen. Man kann den Max eben - und bei Tauber hört man das - auch als lyrischer Tenor absolut überzeugend singen. - Im Übrigen ist ja dieser Thread vielleicht gar nicht der Richtige, um über die verschiedenen Max-Interpreten zu streiten. Das habe ich auch nicht vor. Hier geht es um das Werk und was ihm eigen ist und was es verlangt! Und da bin ich mir nun ganz sicher, dass die Vorstellung, der Max sei allein mit einem Heldentenor richtig zu besetzen, der über großes Volumen und strahlende Höhe verfügt, der also fast schon für den Siegfried taugt, nicht ganz Webers Intentionen entsprochen haben dürfte. Man darf ja nicht vergessen: Das Werk ist 1821 uraufgeführt worden!


    Mit bestem Gruß



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Ja Caruso. Lyrische Tenöre können es auch. Wunderlich hätte es bestens gekonnt, sang es aber nicht. Höre gerade die Arie im Loriot-Freischütz von Uwe Heilmann. Der konnte es auch. In diesem Zusammenhang würde ich gern einen neuen Thread anregen, falls er nicht schon vorhanden ist. Welche Arie/Duett gefällt mir von welchem Sänger interpretiert am besten und warum? Nicht zu verwechseln mit wer ist der beste oder so. Dies könnte getrennt nach Tenor, Sopran Alt/Mezzo, Bariton und Bass (bei Duetten in Verbindung mit Sopran oder Mezzo) geschehen. Vielleicht in interessanter Vorschlag. Ein Beispiel würde ich gleich anfügen: Gigli - Hör ich die Stimme im Traum/Je crois d'entendre encore... und Björling/Merrill - Der Tempel Brahmas/Au fond Du Temple Saint sowie Prey/Wunderlich Strahlt auf mich der Blitz des Goldes ...


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • In diesem Zusammenhang würde ich gern einen neuen Thread anregen, falls er nicht schon vorhanden ist. Welche Arie/Duett gefällt mir von welchem Sänger interpretiert am besten und warum? Nicht zu verwechseln mit wer ist der beste oder so. Dies könnte getrennt nach Tenor, Sopran Alt/Mezzo, Bariton und Bass (bei Duetten in Verbindung mit Sopran oder Mezzo) geschehen. Vielleicht in interessanter Vorschlag. Ein Beispiel würde ich gleich anfügen: Gigli - Hör ich die Stimme im Traum/Je crois d'entendre encore... und Björling/Merrill - Der Tempel Brahmas/Au fond Du Temple Saint sowie Prey/Wunderlich Strahlt auf mich der Blitz des Goldes ...


    Mach das ruhig. Sicher findet so ein Thread seine Liebhaber.
    Mich interessiert eigentlich nicht so sehr, was der eine oder die andere gerne mag und hört.
    Ich wäre eher daran interessiert, darüber zu diskutieren, wer eine Arie wie singt und wie adäquat seine Interpretation ist.
    Persönliche Vorlieben sind halt etwas, worüber man nicht wirklich diskutieren kann.
    Ich habe auch so meine Vorlieben obwohl ich genau weiss, dass andere Aufnahmen besser gesungen sind und dem Charakter der Partie sowie dem dramatischen Sinn der Arie besser entsprechen.
    Beispiel? Nun gut: Das Mondlied der Rusalka liebe ich in der Aufnahme von Elfriede Trötschel. Ich weiss, dass andere Soprane es besser und schöner gesungen haben, aber mich berührt der Ton der Trötschel gerade in der Aufnahme so sehr, dass ich sie viel eher auflege als andere.


    Aber das hat nun mit dem Freischütz ganz und gar nichts mehr zu tun. Sorry lieber Adminitrator, aber ich wollte Bernward antworten!


    Und damit zurück zum Freischütz: Das Ideal für den Max sind sicher Tenöre zwischen lyrischem und heldischem Fach. Eben der junge Urlus, der junge Anders und natürlich der bisher noch nicht erwähnte Sandor Konya. Dessen Aufnahme unter Brückner-Rüggeberg ist ideal - auch wenn man hört. dass der Jägerbursche aus entlegneren Gebieten des Habsburger Reiches kam.
    Der Mitschnitt aus New York unter Leopold Ludwig mit Lorengar als Agathe, Mathis als Ännchen, Feldhoff als Kaspar und eben Konya als Max ist insgesamt aber noch besser! Eine Aufnahme, die für mich zu den must-have- Aufnahmen gehört!


    Heilmanns Max kenne ich nicht. Da ich Oper eigentlich nie auf DVD höre, werde ich sie vielleicht auch nicht so leicht kennenlernen können. Immerhin kann ich ihn mir vorstellen. Die tiefe Tessitura müsste ihm sehr entgegen gekommen sein. Ob Wunderlich sich darin wohlgefühlt hätte, weiss ich eher nicht.



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Mein lieber Caruso!


    Da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich doch unsere Meinungen sind. Obwohl ich ein großer Fan von Sandor Konya bin, aber einen optimalen MAX sehe ich in ihm keineswegs! Ich kann ihn mir stimmlich nicht als Naturburschen und Jäger vorstellen. Da werden mir Sänger wie Hans Hopf, Ernst Kozub oder auch Schock und Richard Holm in jungen Jahren doch der Rolle weitaus gerechter.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Obwohl ich ein großer Fan von Sandor Konya bin, aber einen optimalen MAX sehe ich in ihm keineswegs!


    Über die Entstehung der Hamburger Freischütz-Aufnahme mit Konya vom November 1957 habe ich weiter oben schon geschrieben: Er war zufällig als Gast an der Staatsoper in Hamburg, als die Schulfunk-Redaktion im Studio III des NDR Hamburg den Freischütz aufnahm; hatte die Rolle des Max noch nie gesungen, war aber bereit, für ein paar Mark Gage und ein warmes Essen in der Funkhauskantine die Rolle vom Blatt zu singen - so entstand unter Brückner-Rüggeberg jener Schulfunk-Freischütz, der eigentlich nie zur allgemeinen Veröffentlichung gedacht war.
    [Allerdings hat Konya 15 Jahr später tatsächlich den Max an der MET gesungen, er mochte die Rolle allerdings nicht. Ekkehard Pluta schrieb mal dazu: Dass ihn Verzweiflung fasst und Spott - das glaubt ihm kein Mensch!]


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Über die Entstehung der Hamburger Freischütz-Aufnahme mit Konya vom November 1957 habe ich weiter oben schon geschrieben: Er war zufällig als Gast an der Staatsoper in Hamburg, als die Schulfunk-Redaktion im Studio III des NDR Hamburg den Freischütz aufnahm; hatte die Rolle des Max noch nie gesungen, war aber bereit, für ein paar Mark Gage und ein warmes Essen in der Funkhauskantine die Rolle vom Blatt zu singen - so entstand unter Brückner-Rüggeberg jener Schulfunk-Freischütz, der eigentlich nie zur allgemeinen Veröffentlichung gedacht war.


    Das ist ja wirklich interessant. Man glaubt kaum, dass ein Tenor, der diese vom Blatt singt, so fabelhaft phrasiert! Respekt, Sandor Konya!!!



    [Allerdings hat Konya 15 Jahr später tatsächlich den Max an der MET gesungen, er mochte die Rolle allerdings nicht. Ekkehard Pluta schrieb mal dazu: Dass ihn Verzweiflung fasst und Spott - das glaubt ihm kein Mensch!]


    Die Aufnahme kann man sich ja ohne große Probleme besorgen!
    Wenn Herr Pluta sagt, man könne Konya nicht glauben , dass ihn Verzweiflung fasst, ja dass er gar von Spott gefoltert wird, ist das für mich nicht wirklich nachvollziehbar.
    Ich zumindest höre schon, wie entmutigt, verzagt und niedergedrückt dieser Mann ist und dass er unter dem Spott der Leute schwer leidet. Aber vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich ihn oft live gehört habe. Als Max habe ich ihn allerdings leider nicht live gehört, da es seinerzeit in Berlin keinen Freischütz gab.


    Konya war schon ein Sänger, dem es gegeben war, die frivole Bedenkenlosigkeit des Pinkerton genau so auszudrücken wie die grüblerische und verzagte Schüchternheit des Laca.
    Er war ein von Eifersucht zerfressener, leidenschaftlicher Don José und fand am Ende Töne tiefer Erschütterung und Verzweiflung.
    Ihm war es gegeben, Klang in Ausdruck zu verwandeln.
    Und so kann man in dem MET-Mitschnitt schon hören, wie niedergeschlagen und verzweifelt dieser Max ist und dass er bereit ist, alles aufs Spiel zu setzen, damit sich ihm noch ein Ausweg öffnet.
    Aber vielleicht ist das nicht Jedem hörbar? Kann natürlich sein.


    Aber unabhängig davon: Der Max hat viele Passagen zu singen, in denen Konya nun wirklich keine Konkurrenz zu scheuen braucht.
    Wer hätte "Durch die Wälder, durch die Auen..." zugleich so schwärmerisch und so wehmütig gesungen wie er?
    Und "Noch trübt sich nicht die Mondenscheibe..." wird bei ihm geradezu zur tief romantischen Erfahrung von der dunklen Seite der Natur. Sorry, aber die meisten Tenöre sind da meilenweit von entfernt!
    Und wenn er sich dann an Agathe wendet und fragt " Doch hast Du auch vergeben den Vorwurf, den Verdacht.." dann wird die ganze Ungeheuerlichkeit dessen, was er tun will, so unmittelbar, dass es den Hörer wirklich graust, weil dieser Max eben selbst zu seiner Braut nicht mehr aufrichtig sein kann! - Und dessen ist er sich im dritten Akt ganz bewusst: "..Unwert bin ich euerer Gnade...". Bei Konya ist das keine Formel sondern da gesteht ein junger Mensch sich selber ein, dass er sein Leben verspielt hat. Und deshalb klingt in dem "Die Zukunft soll mein Herz bewähren..." das eigene Erschrecken darüber nach, dass er schuldig geworden ist!
    Ich verkneife mir, mal zu schauen, welcher andere Interpret des Max diese im wahren Sinne romantische Gebrochenheit der Figur so fein in klangliche Gesten umgesetzt hat wie Konya. Viele sind es aber nicht.


    Deshalb sollte man den endlich leicht greifbaren (und wirklich preisgünstigen) Mitschnitt aus der Met nicht einfach beiseite tun.


    Er lohnt - nicht nur wegen Lorengar und Mathis, sondern auch wegen Konya! Und Feldhoff gehört immerhin zu den wenigen guten Interpreten des Kaspar.



    Bitte versteht mich jetzt nicht so, dass ich alle anderen Interpreten des Max mit diesem Beitrag gleichsam aus Wald und Auen vertreiben wollte.
    Ich habe ja in früheren Beiträgen Urlus, Tauber und Völker als glänzende Interpreten der Partie genannt - obwohl ich sie leider nur durch Ausschnitte kenne habe ich die Überzeugung, sie könnten der schwierigen Partie voll gerecht geworden sein. Schock ist ohne Frage trotz seiner Probleme mit der tiefen Tessitura nicht weit von diesen drei entfernt! Gleiches würde ich über Gedda sagen.


    Hopf? Ich will mich nicht mit der Legion seiner Fans hier im Forum anlegen, aber er wäre für mich als Interpret der Partie nicht in der ersten Reihe obwohl er in der Erich-Kleiber-Aufnahme schon eindrucksvoll singt. Die oben zitierten Passgen des Max aus dem zweiten und dritten Akt sind mir bei ihm durchweg zu eindimensional - er folgt zu sehr dem gängen Klischee. Von Kozub kann ich nicht viel sagen, da ich nur eine recht pauschal gesungene Aufnahme der Arie von ihm kenne. Und dann nennst Du, lieber Wolfgang noch Holm? Den habe ich in den 60er Jahren noch im Prinzregenten-Theater in München als Max gehört. Das war so unbefriedigend, dass ich an ihn nie gedacht hätte. Seine Aufnahme unter Jochum ist allerdings ordentlich gesungen . Aber ich finde sein Portrait des Max ziemlich blutleer!
    Da wäre etwa Goldberg schon ein anderes Kaliber! Auch Kollo würde ich vorziehen.


    Wie so oft: es kommt halt drauf an, welches Bild man von der Partie hat. Zu meinem Bild passt Konya schon sehr gut!


    Caruso41
    .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ja, mein lieber Caruso41!


    Deine Meinung sei Dir unbenommen!


    Aber ich kann Dir mal diese Aufnahme empfehlen. Natürlich, Ernst Kozub wirkt hier schauspielerisch sehr statisch. Aber die Stimme paßt zu einem jungen Jägerburschen!





    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Danke, lieber Wolfgang! Die Aufnahme kenne ich natürlich aber bisher nur den - wie muss man das denn nennen? - Soundtrack.
    Insofern ist es kein Problem, dass Kozub, wie Du sagst, schauspielerisch eher statisch wirkt.
    Leider aber ist er stimmlich auch nicht gerade sehr beweglich. Natürlich imponiert das urgesunde und unbekümmert eingesetzte Material.
    Aber mich überzeugt sein Singen nicht. Kritiker im englischsprachigen Raum nennen diese Art des Singens "clumsy" - also schwerfällig oder unbeholfen.
    Max ist doch ein höchst komplizierter Charakter, der einen Weg eingeschlagen hat, auf dem er nun nicht glücklich werden kann, - ja: auf dem er sich selbst zu verlieren droht. Und er weiss um seine Gefährdung! Das ist eine zutiefst gebrochene Figur, gewissermaßen eine echt romantische Figur! Ein Kozub ist aus anderem Holz.



    Bei der Gelegenheit: inzwischen ist mir noch ein anderer Tenor eingefallen, der den Max ausgezeichnet gesungen und höchst differenziert gestaltet hat: Waldemar Kmentt. Ich weiss nicht, ob es von ihm mehr als nur eine Aufnahme der Arie gibt. Aber die zu hören lohnt sich schon! Würde mich doch interessieren, ob sie Dir gefällt.
    Leider sagst Du nichts zu Konyas Max. Ich habe extra mal versucht anzudeuten, was meiner Meinung nach seine Interpretation so überzeugend macht.
    Da ist es doch etwas desillusionierend, wenn einem nur gesagt wird, dass mir die eigene Meinung unbenommen sei.


    Nichts für ungut!



    Einen herzlichen Gruß


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • Weber
    DER FREISCHÜTZ
    Aufnahme: 1957, Studio
    Dirigent: Heinrich Hollreiser
    Wiener Symphoniker
    Chor der Wiener Staatsoper
    Großer Querschnitt
    Label: Philips S 06 185 R (1 LP), Philips G 03 094 L (1 LP)


    Agathe: Gré Brouwenstijn
    Ännchen : Rosl Schwaiger
    Kaspar: Walter Berry
    Max: Waldemar Kmentt


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Für mich gibt es keine ideale akustische Aufnahme des FREISCHÜTZ. Aber es gibt viele Einspielungen, die sehr gut gelungen sind. Einige habe ich zusammengetragen. Diese Vielfalt ist mir persönlich letztlich lieber als das eine verbindliche Monument. Ich teile die Auffassung, dass Max schwer zu besetzten ist. Er muss auch und vor allem im Kontext zu Kaspar gesehen und gehört werden. Beides sind junge Männer, denen es schwer fällt und schwer gemacht wird, um Aganthe zu werben. Sie sind anfällig und zerrissen, gezeichnet durch die Nachwirkungen eines langen Krieges. Der wundersame Schluss der Oper ist bei nährem Hinsehen und Hinhören keine glückliche Lösung. Wie soll das Probejahr gelingen mit der Leiche Kaspar im Keller? Der Wegfall des Probeschusses mit all seinen Versagensängsten, ist noch keine Perspektive. Das alles will auch gesungen sein.


    Es grüßt Rheingold


    Freischütz: Behrens, Donath, Kollo, Meven - Kubelik, Rafael Decca 1980 Studio
    Freischütz: Brandstetter, Frei, Müller, Winkler - Pllack, Christian Fukuoda 1999 live
    Freischütz: Cervinkova, Subrtova, Zidek, Mraz - Pinkas, Jiri Prag 1953 Studio
    Freischütz: Cunitz, Loose, Hopf, Rus, Poell, Edelmann - Ackermann, Otto Decca 1951 Studio
    Freischütz: Cunitz, Nentwig, Bensing, Hann (Kasper und Eremit) Hodapp - Müller-Kray, Hans HR 1950 Studio
    Freischütz: Grümmer, Otto, Schock, Kohn, Prey, Frick - Keilberth, Joseph EMI 1959 Studio CD Grümmer, Elisabeth
    Freischütz: Grümmer, Streich, Hopf, Böhme, Poell, Czerwenka, Edelmann - Furtwängler, Wilhelm Salzburg 1954 live
    Freischütz: Heidersbach, Madsen, Treffner, Böhme, Kunz, Nilsson - Prade, Ernst Reichssender Breslau 1939 Studio
    Freischütz: Janowitz, Holm, King, Ridderbusch, Wächter, Jungwirth, Crass - Böhm, Karl Wien 1972 live
    Freischütz: Janowitz, Mathis, Schreier, Adam, Weikl, Vogel, Crass - Kleiber, Carlos DG 1973 Studio
    Freischütz: Johnson, Sonntag, heilmann, Nimsgern, Stzabell - Gönnenwein, Wolfgang Ludwigsburger Festspiele 1988 (Loriot - DvD)
    Freischütz: Jurinac, Moscucci, Albanese, Christoff, Renzi, Vinco - Gui, Vittorio RAI Torino Radio
    Freischütz: Ligenza, Otto, Hering, Lagger - Jochum, Eugen Tokyo 1970 live
    Freischütz: Lorengar, Mathis, Konya, Feldhoff, MacWerther, Macurdy - Ludwig, Leopold Met 1972 live
    Freischütz: Martinpelto, Tynan, Kaufmann, Relyea, Maltman, Rose - Mackerras, Charles Edinburgh 2004
    Freischütz: Nilsen, Hartelius, Seiffert, Salminen - Harnoncourt, Nicolaus Opernhäuse Zürich (Berghaus - DVD)
    Freischütz: Nilsson, Köth, Gedda, Berry, Crass - Heger, Robert EMI 1969 Studio
    Freischütz: Mathis, Ghazarian, Jerusalem, Wlaschiha, Rydl - Schneider, Peter Barcelona 1988 live
    Freischütz: Muszely, Duske, Konya, van Mill, Wiemann, Günther - Brückner-Rueggeberg, Wilhelm NDR 1960 (1958) Radio
    Freischütz: Price, Donath, King, Ridderbusch, Ferrara, Diakov - Sawallisch, Wolfgang RAI Rom / Ponto Studio
    Freischütz: Saunders, Mathis, Kozubg, Frick, Sotin, Krause - Ludwig, Leopold Staatsoper Hamburg 1968 (DVD)
    Freischütz: Schnitzer, Stojkovic, Paregardien, Zeppenfeld, Gerhaer, Hörl - Weil, Bruno WDR Köln 2001 / HM Studio
    Freischütz: Seefried, Streich, Hol, Böhme, Wächter, Peter, Kreppel - Jochum, Eugen DG 1960 Studio
    Freischütz: Teschemacher, Trötschel, Fehenberger, Böhme, Schellenberg, Pflanzl, Nilsson - Elmendorff, Karl Reichssender Dresden 1944
    Freischütz: Trötschel, Beilke, Aldenhoff, Böhme, Paul, Faulhaber, Krämer - Kempe, Rudolf Dresden 1949 Studio
    Freischütz: Watson, Freedmann, Uhl, Proebstl, Metternich, Kohn - Keilberth, Joseph München 1964 live
    Freischütz (Berlioz-Fassung): Kaune, Massis, Forbis, van Dam - Eschenbach, Christoph Paris 2002 live
    Freischütz: Watson, Schädle, Schock, Frick, Nicolai, Böhme - Matacic, Lovro von RCA 1967 Studio
    Freischütz Kurzfassung: Lemnitz, Beilke, Wittrisch, Bohnen, Hüsch, Böhme - Steiner, Heinrich Reichsrundfunk Berlin
    Freischütz Sz.: Brouwenstijn, Schweiger, Kmentt, Berry - Hollreiser, Heinrich Philips 1956 Studio
    Freischütz Sz.: Cloos, Schöner, Wilhelm, Roth-Ehrang - Lange, Mathieu LP Opera / Phonoclub Studio
    Freischütz Sz.: Eipperle, Beilke, Ostertag, Nissen, Schmitt-Walter, Hann - Rother, Artur Reichssender Berlin 1942 Radio
    Freischütz Sz.: Müller, Spletter, Seider, Hann, Domgraf-Fassbaender, Greindl - Heger, Robert DG 1943 Studio
    Freischütz Sz.: Rethberg, Völker, Manowarda - Krips, Josef Wien 1933 live
    Freischütz Sz.: Schlemm, Schöner, Frei - Zallinger, Meinhard von LP Supraphon Studio
    Freischütz Sz.: Schlemm, Streich, Windgassen, Uhde - mehrere Dirigenten LP 1953-1955
    Freischütz Sz. : Croonen, Schöner, Gruber, Klemm, Adam - Kegel, Herbert Rundfunk Leipzig 1958 (es exisioert auch eine Gesamtaufnahme)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Neuntausender,


    es gibt auch noch eine sehr schöne Aufnahme mit Cloos, Schöner, Wilhelm und Roth-Ehrang, Dirigent M. Lange. Hast Du die etwa auch? Würde mich nicht wundern.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • es gibt auch noch eine sehr schöne Aufnahme mit Cloos, Schöner, Wilhelm und Roth-Ehrang, Dirigent M. Lange.


    Mehrfach auf Vinyl: Baccarola, Opera, Ariola....


    Das ist mein derzeitiger Favorit als Max: Fritz Soot


    Der Freischütz
    Oper in drei Akten
    Von Carl Maria von Weber

    Libretto von Friedrich Kind
    Als Kurzoper für die Heimbühne eingerichtet von
    Hermann Weigert und Hans Maeder


    Ottokar, regierender Fürst : Armin Weltner
    Max, Jägerbursche : Fritz Soot
    Kaspar, Jägerbursche : Eduard Kandl
    Agathe : Elfriede Marherr
    € ¦Ännchen : Tilly de Garmo
    Kuno : Deszö Ernster
    Kilian, ein Bauer : Albert Reiss
    Ein Eremit : Rudolf Watzke
    1. Brautjungfer : Hertha Klust
    Samiel, der schwarze Jäger : Waldemar Henke


    Mitglieder des Chors und des Orchesters der Staatsoper Berlin
    Dirigent: Hermann Weigert
    Auf vier doppelseitigen 78er Platten elektrisch aufgenommen: 1929


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Mein lieber Harald!


    Diesen Freischütz als Kurzoper in einer Box besaß ich auch einmal. Leider sind mir davon zwei Platten zerbrochen. Ich fand die Schellackaufnahmen wirklich gut. Ich lese hier den Eremiten Rudolf Watzke. Diesen Sänger hörte ich mehrfach in dem Baß-Solo der 9. Sinfonie von Beethoven auf Schellack. Leider gibt es von ihm kaum Aufnahmen.



    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Hallo Neuntausender,


    es gibt auch noch eine sehr schöne Aufnahme mit Cloos, Schöner, Wilhelm und Roth-Ehrang, Dirigent M. Lange. Hast Du die etwa auch? Würde mich nicht wundern.


    LG, Bernward


    Hier ist eines der Cover für diese Aufnahme:



    Ursprünglich ist der Querschnitt beim Europäischen Schallplattenclub unter dem Label "opera" erschienen. Im Thread über Roth-Ehrang müßte die Platte erwähnt sein....


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Für mich gibt es keine ideale akustische Aufnahme des FREISCHÜTZ. Aber es gibt viele Einspielungen, die sehr gut gelungen sind. Einige habe ich zusammengetragen. Diese Vielfalt ist mir persönlich letztlich lieber als das eine verbindliche Monument. Ich teile die Auffassung, dass Max schwer zu besetzten ist. Er muss auch und vor allem im Kontext zu Kaspar gesehen und gehört werden. Beides sind junge Männer, denen es schwer fällt und schwer gemacht wird, um Aganthe zu werben. Sie sind anfällig und zerrissen, gezeichnet durch die Nachwirkungen eines langen Krieges. Der wundersame Schluss der Oper ist bei nährem Hinsehen und Hinhören keine glückliche Lösung. Wie soll das Probejahr gelingen mit der Leiche Kaspar im Keller? Der Wegfall des Probeschusses mit all seinen Versagensängsten, ist noch keine Perspektive. Das alles will auch gesungen sein.


    Es grüßt Rheingold



    Das kann ich nur voll zustimmen! Vor allem aber: Danke, lieber Rheingold, für die Auflistung der Aufnahmen. Das ist wirklich nützlich! Da sind einige drunter, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Aber der Freischütz ist auch nicht gerade mein bevorzugtes Sammelgebiet. Trotzdem hat sich inzwischen - so geht das halt - mehr als ein Dutzend Gesamtaufnahmen angesammelt!
    Warum? Nun genau aus dem genannten Grund! Es gibt einfach nicht die eine Aufnahme, die alles ausschöpfen könnte, was in dem Werk drin ist. Übrigens darf ich auch Deiner Liste noch zwei Aufnahmen hinzufügen. Es sind nicht gerade hervorragende Interpretationen des Werkes, aber beide haben ihre Stärken.
    Vor allem die RCA-Einspielung ist wegen Janowski, der Staatskapelle Dresden und Peter Seiffert interessant! Seiffert singt hier entschieden differenzierter und in den lyrischen Passagen geschmeidiger als in dem bekannten DVD-Mitschnitt. Allerdings ist er in der Gestaltung - sagen wir es höflich - sehr zurückhaltend! - "...doch sag ich nicht, dass das ein Fehler sei!"
    Leider ist Goldberg auf der DENON-Aufnahme eine herbe Enttäuschung. Was war er für ein großartiger Max - aber eben nicht mehr 1983. An der Aufnahme ist eigentlich nur der Kaspar von Wlaschiha wirklich lohnend! Der gehört freilich zu den eindrucksvollsten Interpreten der Partie.


    1983 DENON C 376433-5 (3 CDs)
    Staatskapelle Dresden, Wolf Dieter Hauschild (cond.)
    Jana Smitkova (Ag), Andrea Ihle (Än), Reiner Goldberg (M), Ekkehard Wlaschiha (Ka), Hans-J. Ketelsen (O, Ki), Günther Emmerlich (Ku), Theo Adam(E)


    1994 RCA 09026 62538 (2 CDs)
    Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Marek Janowski (cond.)
    Sharon Sweet (Ag), Ruth Ziesack (Än), Peter Seiffert(M), Matthias Hölle (Ka), Andreas Schmidt(O), Kurt Rydl(Ku)




    Bin gespannt, welche weiteren Aufnahmen noch genannte werden.


    Caruso41


    :hello:

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Mein lieber Harald!
    Diesen Freischütz als Kurzoper in einer Box besaß ich auch einmal. Leider sind mir davon zwei Platten zerbrochen. Ich fand die Schellackaufnahmen wirklich gut. Ich lese hier den Eremiten Rudolf Watzke. Diesen Sänger hörte ich mehrfach in dem Baß-Solo der 9. Sinfonie von Beethoven auf Schellack. Leider gibt es von ihm kaum Aufnahmen.


    Herzlichst
    Wolfgang


    Lieber Wolfgang,


    von diesen Kurzopern unter Weigert habe ich ca ein Dutzend. Rudolf Watzke ist mehrfach darauf vertreten, beim Lohengrin, der Martha usw....



    +++++++


    Rüdiger hat einen Querschnitt in seiner Liste aufgeführt, die ich hier noch als Unikum vorstellen möchte:



    Auf dieser 10" LP aus Prag ist ein Querschnitt durch den "Freischütz" enthalten, auf dem zu hören sind: Anny Schlemm als Agathe und Sonja Schöner als Ännchen sowie der Baß Gerhard Frei als Kaspar. Meinhard von Zallinger dirigiert das Orchester der Komischen Oper Berlin. Aufgenommen wurden die Szenen im Supraphon-Studio in Prag anläßlich eines Gastspiels der Berliner Truppe unter Felsenstein im Smetana-Theater.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • An anderer Stelle wurde schon einiges über die spektakuläre Verfilmung des "Freischütz" geschrieben.
    Seit ca 2 Wochen gibt es ihn auch auf DVD und BlueRay:



    Ich habe ihn noch nicht gesehen, bei uns im Kino-Center war er groß angekündigt und lief im größten Saal, vor fast leerem Haus, dann in einem kleinen Schachtelkino; und als ich endlich auch 'rein wollte, hatten sie ihn mangels Publikumsinteresse schon abgesetzt....
    Vielleicht lege ich mir jetzt die DVD zu - wenn der Preis sinkt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Neuntausender,


    es gibt auch noch eine sehr schöne Aufnahme mit Cloos, Schöner, Wilhelm und Roth-Ehrang, Dirigent M. Lange. Hast Du die etwa auch? Würde mich nicht wundern.


    Wenn ich der "Neuntausender" sein soll, dann möchte ich Dir antworten, dass ich den von Dir genannten schönen Querschnitt auch habe. :) Danke.


    Dem Harald möchte ich ausdrücklich Dank sagen für den Soot-Tipp.


    GHruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • 1983 DENON C 376433-5 (3 CDs)
    Staatskapelle Dresden, Wolf Dieter Hauschild (cond.)
    Jana Smitkova (Ag), Andrea Ihle (Än), Reiner Goldberg (M), Ekkehard Wlaschiha (Ka), Hans-J. Ketelsen (O, Ki), Günther Emmerlich (Ku), Theo Adam(E)


    Lieber Caruso41, ist dies nicht der Mitschnitt der Eröffnungsvorstellung in der wieder aufgebauten Semperoper Dresden? Es müsste davon sogar ein Video geben. Ansonsten freue ich mich, dass Du meine Bemerkungen zur Vielfalt beim Hören des Freischütz teilst. Ich habe dieser Tage wieder Elisabeth Schwarzkopf gehört mit den beiden Agathe-Arien. Die sind für mich eine Offenbarung. Es ist, als sänge sie in diesen Szenen das ganze Stück. Anders ausgedrückt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es danach noch irgedwie weiter gehen kann. Es ist alles gesagt - gesungen. Auch Hanne-Lore Kuhse, die Du auch kennst, hat in der großen Arie sehr viel zu geben. Für Hinweise immer sehr dankbar.


    Grüße vbon Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe dieser Tage wieder Elisabeth Schwarzkopf gehört mit den beiden Agathe-Arien. Die sind für mich eine Offenbarung. Es ist, als sänge sie in diesen Szenen das ganze Stück. Anders ausgedrückt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es danach noch irgedwie weiter gehen kann. Es ist alles gesagt - gesungen. Auch Hanne-Lore Kuhse, die Du auch kennst, hat in der großen Arie sehr viel zu geben. Für Hinweise immer sehr dankbar.



    Lange habe ich um die Schwarzkopf-Aufnahmen der Agathe-Szenen einen Bogen gemacht. Mein Agathen-Bild ist so stark durch viele Aufführungen geprägt, die ich von Elisabeth Grümmer gehört habe. Und ich hatte einfach das Vorurteil, dass Schwarzkopf mit ihren ausgeklügelten und oft auch manirierten Interpretationen weit entfernt sein würde von dem, was ich mit der Agathe verbinde. Natürlich habe ich sie dann doch mal anghört und ich war ganz positiv überrascht: Sie singt beide Szenen wirklich wunderbar. Besonders in der Cavatine hat sie eine Innigkeit, die sehr berührend ist! Und sie flutet jedes mal das heikle "As", dass sich der Himmel zu öffnen scheint. Gut, dass Du auf die Aufnahmen hingewiesen hast! Sie kann neben der Grümmer-Aufnahmen voll bestehen.


    Kuhse ist da vielleicht nicht ganz in der selben Klasse, aber sie sie singt Rezitativ und Arie schon auch sehr schön und durchmisst die Gefühls- und Empfindungswelten sehr überzeugend.
    Wenn ich noch zwei ältere Aufnahmen der Szene aus dem 2. Akt hinweisen darf, die zu hören lohnt, dann sind das die Aufnahmen von


    • Lotte Lehmann, die in ihrer Aufnahme von 1918 wunderbare Bögen singt, hinreißend phrasiert und eine ganz ungewöhnliche Spontanietät hat. Man muss schon mal ihr "Er ist's" gehört haben und vor allem auch das "Himmel nimm des Dankes Zähren", in dem man die Erleichterung und das Überfliessen des Herzens vor Dankbarkeit erfahren kann wie in keiner anderen Aufnahme, die ich kenne!
    • Meta Seinemeyer, die mit einem ebenmäßigen und runden Klang allen Gefühlsregungen der Agathe gerecht wird. Vieles klingt bei ihr intimer und zärtlicher als bei fast allen anderen Sopranistinnen. Aber das "Oh süsse Höffnung" singt sie dann mit einer wahrhaft romantischen Verzückung und ihr Jubel, wenn sie Max entgegeneilt, kommt wirklich aus der Tiefe eines liebenden Herzens. Das kann einfach so befreit und hoffnungsvoll klingen, weil eine Meta Seinemeyer keine Probleme im technischen Bereich hat. Phantastisch!


    Vielleicht magst Du Dir die Aufnahmen ja mal anhören?



    Viel Freude daran


    wünscht Dir (und natürlich allen Freunden der Agathe)


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lange Zeit galt die Freischützaufnahme unter Joseph Keilberth mit Grümmer, Otto, Schock, Prey, Kohn und Frick als Referenzaufnahme. Kaspar war eine der besten Partien von Karl Kohn. Frick sang in dieser Aufnahme den Eremiten. In dieser Partie gefällt er mir fast noch besser als als Kaspar. Hier kann er seinen Prachtsbass so richtig strömen lassen.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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