TMOO - Huguenots, Les

  • Italienische Fassung: cd 1962



    Orchester und Chor der Scala Milano, Dir.: Gianandrea Gavazzeni - 5


    Margaritha de Valois - Joan Sutherland - 5 + Eine Nachtigall mit Ausdruck.
    Raoul de Nangis - Franco Corelli - 5 + Herrlich, wie immer!"
    Valentina - Giulietta Simionato -5 + grandios im Duett
    Urbano - Fiorenz Cosotto - 5
    Il Conte di Nevers - Wladimiro Ganzarolli - 5
    Rest - 5 Nicolai Ghiaurov als Marcel, trotz, und oder wegen eine Live Aufnahme, diese Qualität!


    Wertung: 35/7= 5


    TQ - 4,5 LIVE aus der Scala vom 7.6.1962.


    Links:
    Opernführer: http://www.tamino-klassikforum.at/thread.php?threadid=2514

  • Italienische Fassung: cd 1962 TKM Records TNS



    Orchester und Chor der Scala Milano, Dir.: Gianandrea Gavazzeni - 4 (sauberes Dirigat, das man wegen der grauenhaften Tonqualität nur bedingt gerecht beurteilen kann)


    Margaritha de Valois - Joan Sutherland - 4 (großartig gesungen, aber wenig gestaltet)
    Raoul de Nangis - Franco Corelli - 4 (das Material für diese extrem anspruchsvolle Rolle ist da, aber das Rollenverständnis fehlt weitgehend. Sein großes Duett mit Sutherland im dritten Akt ist fantastisch gesungen, grenzt aber in Corellis prunksüchtiger Weinerlichkeit zugleich an Parodie)
    Valentina - Giulietta Simionato - 4 (stimmlich tadellos, aber... Ob sie wohl zu sehr darunter litt, sich gegen Corelli behaupten zu müssen?)
    Urbano - Fiorenza Cosotto - 4 (dito, nur überhaupt kein Page, eher dessen Mutter)
    Il Conte di Nevers - Wladimiro Ganzarolli - 4 (gute und in dem Umfeld erfreulich diskrete, werkgerechte Leistung)
    Rest - 4 (kompetent, aber wenig herausragend)


    Wertung: 28/7= 4


    TQ - 2 allenfalls adäquate "Privat"-Aufnahme live aus der Scala vom 7.6.1962. Klingt extrem topfig


    Diese mit gutem Grund legendäre Mailänder Aufführung war lange Zeit konkurrenzlos und, außer in der Tonqualität und Vollständigkeit, auch durch die Bonynge-GA mit ihrem fachlich deplatzierten Tenor nicht wirklich verdrängt worden. Davon profitiert sie noch heute, obwohl spätestens durch die Aufnahme von Cyril Diedrich mit einem grandiosen Richard Leech deutlich wurde, wieviel mehr als ein bloßes Stimmfest man aus der Oper machen kann. Das Problem beginnt bereits mit der italienischen Sprache, manifestiert sich aber hauptsächlich in der Rampensingerei der Protagonisten, vor allem in deren Solonummern, die man selbst bei der sehr dürftigen Tonqualität verzeichnen kann und muss. Würden Sutherland und Corelli nicht so hervorragendes Stimmmaterial über die Partitur verströmen, wäre auch die 4 geschmeichelt. Was man hier fraglos hören kann, ist ein Fest großer Stimmen. Die Oper selbst und ihren wahren Klang muss man anderswo suchen, zumal die Partitur für die Aufführung auch kräftig gekürzt wurde.


    Das gilt nicht zuletzt wegen der katastrophal topfigen Tonqualität dieses Piratenmitschnitts (man höre nur mal die Schwerterweihe), welche die Sutherland wie eine höhensichere Callas ohne deren Charakterisierungskunst klingen lässt und oft nur eine Ahnung von dem vermittelt, was vor allem das Orchester leistet. Ich habe zwar eine andere Aufnahme als Peter, kann mir aber nicht vorstellen, dass man aus dem Ausgangsmaterial so viel mehr machen konnte. Dennoch ist es natürlich verdienstvoll, dass diese Aufführung für die Nachwelt überliefert wurde - und sei es nur zur Überprüfung der Legende, deren Goldglanz unter der konkreten Überprüfung doch ziemlich zu leiden hat.


    :hello: Jacques Rideamus


  • Bitte verdoppeln, ich sehe das auch so. Beim Rest ragt für mich eigentlich schon Nicolai Ghiaurov als Marcel heraus. Diese Oper war mein glücklichster Kauf 2008 - ein Fest der schönen Stimmen


    Viele Grüße von Kristin

  • cd Erato 1990



    Orchestre Philharmonique de Montpellier, Dir.: Cyril Diedrich - 4,5 (mit einem noch besseren Orchester wäre es eine glatte 5, denn Diedrich weiß, was er hier spielen lässt, und das auch noch, als einziger Dirigent aller Einspielungen überhaupt, auch noch ganz ohne Striche)


    Margaritha de Valois - Ghylaine Raphanel - 5 (bis auf ein paar extreme Spitzentöne singt sie nicht schlechter als die Sutherland, kann dafür aber gestalten und liefert ein werkgerecht warmes Charakterportrat)
    Raoul de Nangis - Richard Leech - 5 (Eine Idealbesetzung, mit der unter den mir bekannten Raouls lediglich Nicolai Gedda ernsthaft konkurrieren kann)
    Valentine - Francoise Pollet - 5 (auch sie ist deutlich mehr als tadellos)
    Urbain - Danielle Borst - 5 (In jedem anderen Ensemble wäre sie herausragend. Hier fügt sie sich "nur" in das allgemein sehr hohe Niveau ein)
    Comte de Nevers - Gilles Cachemaille - 5 (für ihn gilt das Gleiche wie für Danielle Borst)
    Rest - 4,5 (unauffällig auf dem sehr hohen Niveau der Aufnahme. Herausragend Nicolai Ghiuselev als Marcel, den ich gerne als Solisten genannt hätte um auch ihm eine 5 zu geben)


    Wertung: 34/7= 4,86


    Ein absoluter Glücksfall der Schallplattengeschichte! Dass man diesen Kornzertmitschnitt, der als einzige Aufnahme diesem extrem schwer adäquat zu realisierenden Werk in fast jeder Hinsicht gerecht wird, schon sehr früh wieder gestrichen hat, stellt den Klassikkäufern und ihrem Interesse an den großen Werken der französischen Oper ein schlechtes Zeugnis aus, gehört aber auch zu den schlimmsten Untaten der Schallplattenindustrie, denn diese Aufnahme gehört für jeden Opernliebhaber zu den unverzichtbaren. Allein die Zusammenstellung dieser idiomatisch sicheren Spitzenbesetzung war eine Glanztat, die nur von deren Leistung übertroffen wird, welche keine Konkurrenz vermissen lässt, von der es ohnehin nicht sehr viel ähnlich qualifizierte gibt. Wer Meyerbeers monumentale Großtat nicht nur vollständig, sondern auch in ihrem vollen Potenzial hören will, für dessen Wahrnehmung die französische Sprache unverzichtbar ist, kommt an dieser Aufnahme nicht vorbei.


    :hello: Jacques Rideamus

  • cd Myto 1971



    ORF Sinfonieorchester und Chor, Dir.: Ernst Märzendorfer - 4 (Märzendorfer lässt das ORF SO und den Chor über sich selbst hinauswachsen und hätte damit mindestens einen halben Punkt mehr verdient. Leider muss er auch die massiven Striche in dieser Aufführung mit verantworten)


    Margaritha de Valois - Rita Shane - 5 (wenn möglich, ist sie noch stupender als Sutherland und bietet ein sehr ansprechendes Rollenportrait mit sicherer Tongebung. Raphanel ist aber idiomatischer)


    Raoul de Nangis - Nicolai Gedda - 5 (Manchmal muss er zwar auf die - bravourös eingesetzte - Kopfstimme ausweichen, davon abgesehen aber eine hinreißend gesungene und als Charakterportrait überzegendes Darstellung)


    Valentine - Enriqueta Tarres - 4 (wahrlich nicht schlecht, aber gegenüber Pollet und Simionato doch hörbar im Nachteil)


    Urbain - Jeanette Scovotti - 4 (für einen Pagen vibriert sie etwas stark, singt aber sonst recht gut und mit sicherer Höhe)


    Comte de Nevers - Pedro Farres - 4 (nicht schlecht, tut aber trotz ordentlichem Fundament zu wenig um dieser, zugegeben undankbaren, Rolle mehr abzugewinnen)


    Rest - 4 (kompetent, aber nicht exzeptionell. Das gilt auch für Justino Diaz, dessen Marcel beeindruckt, aber leider Schwächen in der bei dieser Rolle sehr wichtigen Tiefe hat)


    Wertung: 32/7= 4,57


    Ton: 3 (für den Live-Mitschnitt eines Rundfunkkonzertes von immerhin schon 1971 klingt alles überraschend eng und leicht topfig, aber deutlich besser als der Scala-Mitschnitt)


    Wären nicht die drastischen Kürzungen, deretwegen die Aufnahme fast eher ein großer Querschnitt ist, und die deutlich unterlegene Tonqualität, hätte dieser Mitschnitt eine bessere Chance gegen Diedrichs maßstavsetzende Aufnahme, denn sie ist, wenn überhaupt, nur unwesentlich schwächer besetzt als diese und hat ebenfalls einen sehr guten Dirigenten. Wer das Werk noch nicht kennt und die Diedrich-Aufnahme nicht auftreiben oder finanzieren kann, der sollte es in dieser Aufnahme kennen lernen, denn was hier bei im Ganzen annehmbarem Ton geboten wird, ist großartig und weit von der Stimmprotzerei entfernt, welche die Mailänder Aufnahme bei allen Qualitäten manchmal recht irritierend macht. Trotzdem vermittelt sie in ihrer Kürze leider nur eine begrenzte Ahnung von dem, was wirklich in der Oper steckt.


    :hello: Jacques Rideamus

  • In deutscher Sprache, aber Vieles gestrichen.


    Chor und Orchester der Wiener Staastoper, Dir.: Robert Heger - 5


    Marguerite de Valois - Valerie Bak - 5
    Raoul - Karl Terkal - 5
    Le Comte de Nevers - Walter Berry - 4
    Valentine - Maud Cunitz - 4
    Urbain- Eva Köhrer - 4
    Rest - 5 Besonders Gottlob Frick hervorragend.


    Wertung: 32/7 = 4,57



    TQ - 4 für eine Aufnahme, vom Dezember 1955, aus Wien.

  • In deutscher Sprache, aber Vieles gestrichen.


    Chor und Orchester der Wiener Staastoper, Dir.: Robert Heger - 5


    Marguerite de Valois - Valerie Bak - 5
    Raoul - Karl Terkal - 5
    Le Comte de Nevers - Walter Berry - 4
    Valentine - Maud Cunitz - 4
    Urbain- Eva Köhrer - 4
    Rest - 5 Besonders Gottlob Frick hervorragend.



    Auch bei dieser Aufnahme kann ich Peter nur zustimmen...

  • "Italienische Fassung" cd 1962 TKM Records TNS


    Der Begriff "Italienische Fassung" ist ein wenig irreführend, da Meyerbeer neben der originalen französischen Fassung nur noch eine alternative deutsche Version sanktioniert hat (zu hören u.a. auf der DVD der Dew-Inszenierung aus Berlin). Im Juni 1962 wurde das Stück mit heftigen Strichen (dafür aber immerhin mit einem (gekürzten) fünften Akt) in italienischer Übersetzung gesungen.



    Orchester und Chor der Scala Milano, Dir.: Gianandrea Gavazzeni - 3,5 (Ordentliches Routinedirigat, das keinen sonderlichen Eindruck hinterlässt)


    Margaritha de Valois - Joan Sutherland - 4 (Rein technisch gesehen sehr gut (wenn auch nicht auf dem Niveau ihrer Studioaufnahme), aber sie wirkt doch sehr unbeteiligt)


    Raoul de Nangis - Franco Corelli - 3 (Man kann verstehen, warum Liebhaber prächtigen Stimmmaterials hier hohe Noten vergeben, da Corelli sicherlich über eine der schönsten und durchschlagkräftigsten Tenorstimmen des 20. Jhd. verfügte. Aber leider war diese prächtige Naturstimme technisch zu wenig geschult (Corelli war größtenteils Autodidakt), was sich in dieser Rolle besonders negativ auswirkt. Corellis Raoul wirkt auf mich wie ein riesiges T-Bone-Steak, das außen sehr scharf angegrillt wurde, innen aber noch blutig ist: Raw excitement. Das ist vordergründig umwerfend und hoch emotional - und damit völlig an der Rolle und am Stil der Grand Opéra vorbei. Corelli singt dynamische Vorschriften reihenweise über den Haufen, lässt Noten ganz aus oder komponiert sie völlig neu. Stilistisch ist diese Interpretation fast eine Travestie des Originals: Ein Sizilianer in Paris. Beim Hören kam mir immer wieder ein Ausspruch Nietzsches in den Sinn: "Mit einer sehr lauten Stimme im Halse, ist man fast außer Stande, feine Sachen zu denken.")


    Valentina - Giulietta Simionato - 3,5 (Leider läßt sich auch die sonst fast immer exzellente Simionato vom stilistischen Berzerkertum Corellis anstecken und läßt ganze Teile der Rolle aus)


    Urbano - Fiorenza Cossotto - 3,5 (Der Mezzo Cossottos ist für diese Rolle zu schwer und unbeweglich)


    Il Conte di Nevers - Wladimiro Ganzarolli - 4 (Sticht für mich positiv heraus, sowohl gesanglich als auch stilistisch)


    Rest - 3 (Wenig beeindruckende Leistungen, insbesondere von Ghiaurov (rauhstimmig) und Tozzi (leblos))


    Wertung: 24,5/7= 3,5


    TQ - 3- (Mulmig, topfig)



    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Live-Rundfunkmitschnitt einer konzertanten Aufführung Wien 1971
    (im Studio nachgebessert)
    ALLEGRO 2006 (oben wurde die MYTO-Edition besprochen)


    Zum Verständnis: Die Kürzungen müßten nicht nur Märzendorfer, sondern auch Marcel Prawy angelastet werden, der diese Aufführung damals organisierte und wunderbar begleitete. Das war eine Großtat, weil sich niemand sonst an die Hugenotten wagte, in Wien blieb er obis jetzt ohne Nachfolge, leider!. Ohne die Striche wäre das Ganze gar nicht zustandegekommen. Den Kompromiß würde ich daher den Mitwirkenden nicht zur Last legen.


    Ernst MÄRZENDORFER, ORF-Symphonieorchester: 4,5 (eine Aufnahme mit Leidenschaft und enormer Musikalität; hier gewinnt Meyerbeer tolle Farbe und Profil)


    Rita SHANE (Königin): 4,5 (sie kämpft natürlich mit den ganz hohen Tönen und den Gickser beim höchsten, den man ihr bei der Aufführung gern verzieh, hat sie im Studio ausgebessert; aber die Rollenidentifikation und die Ausstrahlung machen das mehr als wett; ich ziehe sie daher so wie Rideamus der korrekt-sachlichen Sutherland vor)


    Nicolai GEDDA (Raoul): 5 (eine Idealbesetzung mit minimalen Einschränkungen)


    Enriqueta TARRÈS (Valentine): 4,5 (sicher keine Spitzenstimme, bringt aber eine großartige und stimmige Leistung)


    Jeanette SCOVOTTI: 4,5 (auch sie verfehlte im Saal den Spitzenton, was hier nicht der Fall ist; auch sie entschädigt durch bedingungslose Hingabe an die Rolle)


    Pedro FARRES (Nevers): 4,5 (beeindruckt mich sehr)


    Rest: 4,5 (ich bin unglücklich, daß Justino Diaz Diaz als Marcel keine eigene Note bekommt, die wäre der zweite Fünfer)



    Gesamturteil: 32 : 7 = 4,57


    Tonqualität: 4


    Zum vollen Genuß würden eigentlich die verbindenden Worte "Marcellos "gehören, an die ich mich mit großem Vergnügen erinnere. Ansonsten war es schon damals sensationell, wie man zum Teil mit Stimmen der zweiten Reihe eine erstklassige Leistung erzielte, die an Intensität und Stilgefühl zu den besten "Hugenotten"-Interpretationen gehört, die ich kenne.


  • Möchte meine Wertung nicht ändern, aber wenn man bedenkt, dass Franco Corelli als "Autodidakt" 360 Mal, an der MET, mit einem der kritischten Zuhörer und Zuschauer in Opernhäusern überhaupt, mit größtem Erfolg, mit den besten Sängerinnen (wie Maria Callas, Joan Sutherland, Renata Tebaldi, Birgit Nilsson, Giulietta Simionato und Sängern wie Siepi, Bastianini, Zaccaria u.a.m. gesungen hat), dann muss ich es bewundern, und kann ihn nur zu den größten Tenören des 20.Jahrhunderts zählen.
    Außerdem gehörte er nicht nur in Wien, sondern eben auch an der MET zu den beliebtesten Tenören, selbst Birgit Nilsson meinte, Franco Corelli wär der beste Tenor, mit dem sie gesungen hat.