Placido Domingo - Plus Ultra

  • Zitat aus dem oben verlinkten Interview (ganz am Ende).

    "Oder müsste das Publikum vielmehr zeigen: Wir boykottieren Kunst, der ein ungeklärter #MeToo-Verdacht anhängt?

    Hoffmann: Das wäre eine fantastische Idee."


    Sie plädiert also offen dafür, dass ein bloßer Verdacht für den Boykott mit der Folge mindestens der Rufschädigung, besser des wirtschaftlichen und sozialen Schadens oder gar Ruins des Beschuldigten, ausreicht. Es ist dabei vollkommen egal, wie gut belegt die Beschuldigungen sind und ob es sich überhaupt um justitiable Delikte handelt. Es ist eigentlich alles egal, es reicht als Beleg, dass jemand metoo brüllt.

    Da fällt einem eigentlich nichts mehr ein. Nur finden das anscheinend viele genau richtig. Da fällt mir tatsächlich noch weniger ein. Es gibt einfach kein Diskussionsgrundlage mehr. Nur die Hoffnung, dass man vielleicht sehen wird, dass so Rechtsstaatlichkeit und praktisch alle moralischen und Verfahrensgrundsätze außer Kraft gesetzt werden können. Denn damit ist nahezu jeder Art von Verleumdung und Denunziation Tür und Tor geöffnet.


    Besonders ironisch dabei ist, dass die, die zu solchen Aktionen aufrufen, meinen, damit "nur" ungerechtfertigte Machtstrukturen schleifen. Was für eine Art gerechtfertigter? Machtstruktur nutzt man denn, wenn man jemanden wie Kachelmann aus seiner öffentlichen und beruflichen Position oder Benny Fredrikson in den Selbstmord treibt? Das ist alles eine Art Notwehr? Nicht vielleicht Machtmissbrauch in ziemlich perfider Weise?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Bezeichnend ist auch ein rhetorischer Trick, da Hofmann im Kontext des oben zitierten Bekenntnis zum Boykottieren auf Verdacht als Beispiel für einen Boykott den gegen die Wiener Philharmoniker früherer Zeiten, die keine Frauen aufnahmen, nennt.

    Nun kann man sicher auch geteilter Meinung darüber sein, ob solch ein Boykott berechtigt wäre, er beruht aber jedenfalls nicht auf einem bloßen Verdacht, sondern reagiert auf eine offene und unstrittige Praxis. D.h. die Situation bzgl. Domingo und Wiener Philharmoniker damals unterscheiden sich in einem wensentlichen Punkt, werden hier aber als analog und als gleichermaßen boykottwürdig dargestellt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Da fällt einem eigentlich nichts mehr ein. Nur finden das anscheinend viele genau richtig. Da fällt mir tatsächlich noch weniger ein. Es gibt einfach kein Diskussionsgrundlage mehr. Nur die Hoffnung, dass man vielleicht sehen wird, dass so Rechtsstaatlichkeit und praktisch alle moralischen und Verfahrensgrundsätze außer Kraft gesetzt werden können. Denn damit ist nahezu jeder Art von Verleumdung und Denunziation Tür und Tor geöffnet.

    Lieber Johannes,

    danke für den ausgezeichneten Beitrag, der klar aufzeigt wohin jede Einseitigkeit in dieser Debatte führen kann, ja führen wird. Ich bin voll Deiner Meinung. Holger und ich haben in früheren Beiträgen zumindest ähnlich argumentiert.


    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Johannes Röhl hat eine der entscheidenden Stellen zitiert: Frau Hoffmann antwortet auf die ironisch gemeinte Frage: Soll das Publikum auf ungeklärte (!) MeToo-Vorwürfe hin Kunst boykottieren (der Frager meinte offensichtlich, das könne doch wohl nicht sein, das ginge zu weit) ganz unironisch und überraschend emphatisch: das sei eine "phantastische Idee". Fantastik ist das allerdings, nur nicht phantastisch, sondern beklemmend. Besser lässt sich der fatale Einfluss von MeToo nicht demonstrieren: Die Grenzzäune, die den Bereich des Rechtmäßigen vom Unrechtmäßigen ausgrenzen, sie sind für die MeToo-Gläubigen längst demontiert. Recht und die Klärung von Rechtsfragen gerade auch die des Rechtsschutzes von Beschuldigten vor Diffamierung und Verleumdung, spielen keine Rolle. Hier zeigt sich die pseudoreligiösen Seite von MeToo. Es geht um einen manichäischen Kampf der guten gegen die bösen Mächte, wobei natürlich MeToo immer das Gute verkörpert und sich damit als eine Meta-Instanz über das Recht setzt. Deswegen hält Frau Hoffmann auch die rechtliche Unschuldsvermutung für etwas Böses, nämlich Opferverhöhnung. Auch das ist eine pseudoreligiös motivierte Suspendierung des Rechts. Es ist leider zu befürchten, dass die MeToo-Gläubigen das gar nicht durchschauen. Säkularisierter religiöser Fundamentalismus und Puritanismus ist das und populär.


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Es gibt noch einen wesentlichen Aspekt, welcher die Suspendierung des Rechts zeigt:


    Hoffmann setzt das Rechtsprinzip der Unschuldsvermutung psychologisierend mit einer Opferverdächtigung gleich. In der Erkenntnistheorie ist der einer solchen Argumentation zugrundeliegende Fehler als "Psychologismus" bekannt. Rechtsprinzipien sind aber so wenig wie logische Grundsätze psychologisch begründet. Übersieht man das, dann wird das Unbestreitbare bestreitbar: Mit demselben Psychologismus kann man dann die Klage gegen eine mit Ehren überhäufte Person als unehrenhaft und anmaßend verdächtigen und so als ungerechtfertigt hinstellen. Die Folgen sind fatal, wenn man nicht sieht, dass über die Berechtigung von Rechtsansprüchen allein das Rechtsverfahren und nicht eine Psychologie der Verdächtigung im rechtsfreien Raum entscheidet.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ich bin gerade eben Mitglied geworden, um in diesem Thread einen Beitrag aus eigener Erfahrung einzustellen.


    Ich war bis zur Pensionierung Gymnasiallehrer für Englisch und Französisch, hatte tolle Kollegen und meist ganz normal interessierte Schüler, sowohl solche mit guten Leistungen aber auch welche mit miserablen Leistungen. Eine Schülerin im Alter von ca. 16 Jahren konnte u.a. wegen mangelhafter Leistungen in zwei von mir unterrichteten Fächern nicht versetzt werden. Zu Beginn des neuen Schuljahres behauptete sie, ich hätte mich ihr “unsittlich genähert“ (Zitat der 16jährigen) und ihr in Aussicht gestellt, ihr bessere Zensuren zu geben, wenn sie mir „gefällig“ (Zitat) wäre.


    Natürlich verlangten die Eltern meine sofortige Entlassung mit allen Konsequenzen, andere Eltern, die ins gleiche Horn stiessen, waren schnell gefunden und es folgten einige höchst angespannte Wochen.

    Was besagte Schülerin aber nicht wusste, war die Tatsache, dass ich seit Jahren in einer festen schwulen Beziehung lebte. Alle meine Kollegen wussten Bescheid, dass ich am weiblichen Geschlecht keinerlei Interesse hatte und sagten zu meinen Gunsten aus.


    Die Schülerin gestand dann auch, dass der Annäherungsversuch frei erfunden war, um sich an mir zu rächen. Den gleichen Shitstorm von Seiten der Eltern, den ich erleben musste, erlebte nun sie von Seiten ihrer Mitschüler, einiger Eltern und auch von einigen meiner Kollegen. Sie verliess noch im gleichen Schuljahr unser Gymnasium.


    Gewinner gab es keine bei diesem Vorfall. Auch ich kann mich nicht als Gewinner sehen, denn wann man von einer Welle von Verleumdungen und Verdächtigungen überrollt wird, hinterlässt das Spuren, auch nachdem man vollkommen rehabilitiert wird.


    Aus diesem Grunde kann ich auch ungeklärte(!) MeToo-Vorwürfe gegen Domingo nicht akzeptieren. Es gilt die Unschuldvermutung solange nicht einwandfrei erwiesen ist, dass er seine Machtposition ausgenützt hat. Der Mann atmet noch heute den Geist der 60er/70er Jahre, als man ohne nachzudenken den früher beliebten Spruch „wer zweimal mit der/dem gleichen pennt, gehört schon zu Establishment“ verinnerlicht hatte und Typen wie Domingo hinter jedem Rock herliefen und Frauen reihenwiese anbaggerten. Dieses Verhalten ist moralisch diskussionswürdig aber nicht strafbar. In den letzten Jahrzehnten hat ein Wertewandel stattgefunden, den er wahrscheinlich nicht so richtig mitbekommen hat. Was früher mal akzeptabel oder sogar als sexuelle Befreiung gefeiert wurde, wird heute nicht mehr akzeptiert.

  • Gewinner gab es keine bei diesem Vorfall.

    Ich würde Sagen: Selber schuld.

    Ich hätte auf 50.000 Euro geklagt (und letztlich 30.000.-- bekommen)

    Verleumdung- Rufmord, Schädigung des beruflichen Weiterkommens, Zwangsouting der Umstände wegen...


    Dazu würde ich noch die Versetzung der Schülerin betreiben etc....


    WIki über die deutsche Rechtslage:

    Zitat

    Nach allgemeiner Meinung stellt die Strafunmündigkeit ein Prozesshindernis dar, welches in jeder Lage des Verfahrens zu berücksichtigen ist.[5] Wird dennoch ein Ermittlungsverfahren gegen ein Kind eingeleitet, so hat die Staatsanwaltschaft es nach § 170 Abs. 2 StPO einzustellen.[5]

    Unbeschadet dessen können jedoch zivilrechtliche Ansprüche gegen das Kind und eventuell gegen die Aufsichtspflichtigen (z. B. Haftung für Aufsichtspflichtverletzung) geltend gemacht werden, da die Deliktsfähigkeit nach anderen Kriterien zu beurteilen ist als die Strafmündigkeit.

    Jugendliche (also Personen ab Vollendung des 14. – also mindestens 14 Jahre alt – bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres – also bis zum Alter von 17 Jahren, § 1 Abs. 2 Jugendgerichtsgesetz – JGG) sind gemäß § 3 JGG individuell strafrechtlich verantwortlich, wenn sie zur Zeit der Tat nach ihrer sittlichen und geistigen Entwicklung reif genug sind, das Unrecht der Tat einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln.

    Letzteres wäre im konkreten Fall leicht zu beweisen gewesen , die wusste GENAU was sie tat...


    Situation lt Wiki in Österreich:

    Zitat

    War der Täter zur Zeit der Tat zwar 14, aber noch nicht 18 Jahre alt (Jugendlicher), so wird ihm die Tat nicht zugerechnet, wenn er aus besonderen Gründen noch nicht reif genug war, das Unerlaubte der Tat einzusehen oder dieser Einsicht gemäß zu handeln. Die Höchststrafe beträgt gemäß § 5 Nr. 2 Jugendgerichtsgesetz 1988 zehn Jahre, ab dem vollendeten 16. Lebensjahr fünfzehn Jahre.Hier wäre es ebenfalls schwer nachzuweisen, daß die Verleumderin nicht in der Lage war das Unerlaubte ihrer Tat zu erkennen. Gradezu ein Fall aus dem Bilderbuch


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Ich würde Sagen: Selber schuld.

    Ich hätte auf 50.000 Euro geklagt (und letztlich 30.000.-- bekommen)

    Verleumdung- Rufmord, Schädigung des beruflichen Weiterkommens, Zwangsouting der Umstände wegen...

    Lieber Alfred,


    da kocht wohl der Hölle Rache in Deinem Herzen!

    RACHE ist meiner Meinung nach genau das, was ein grosser Teil der Anhänger der "Me-Too" Bewegung will, vielen von denen geht es nämlich gar nicht um Gerechigkeit, sondern nur um populisitische Hetze.


    Mir selber ging es nur um den Beweis meiner Unschuld, der mir ja auch gelungen ist. Wozu also eine Klage anstrengen? Verleumdung trifft zwar zu, Schädigung des beruflichen Weiterkommens fand aber längerfristig nicht statt, Zwangsouting der Umstände wegen auch nicht, denn ausser den Schülern und deren Eltern war mein Umfeld über meine sexuelle Orientierung informiert. Die grösste Strafe für die Verleumdung war mit Sicherheit, dass die Beroffene anschliessend von den meisten Mitschülern gemobbt wurde. Eine Zahlung von 30.000 (damals noch) DM hätten die Eltern leisten müssen, also letztendlich keine Konsequenzen für die Verleumderin persönlich gehabt.


    Ich wollte eigentlich mit meinem Beitrag nur klar machen, dass jede Art von vorzeiitiger Parteinahme für oder gegen den angeblichen Täter bzw. das angebliche Opfer vor einer überzeugenden Klärung des Sachverhalts nichts bringt. In meinem Falle war das angebliche Opfer in Wirklichkeit die Täterin, im Falle Domingo steht bisher nicht fest, wie der Sachverhalt vor dreissig Jahren wirklich war. Bis zu Klärung sollten wir alle uns zurückhalten.


    Einen schönen Gruss

    Ascanio (Peter)

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  • Der Mann atmet noch heute den Geist der 60er/70er Jahre, als man ohne nachzudenken den früher beliebten Spruch „wer zweimal mit der/dem gleichen pennt, gehört schon zu Establishment“ verinnerlicht hatte und Typen wie Domingo hinter jedem Rock herliefen und Frauen reihenwiese anbaggerten. Dieses Verhalten ist moralisch diskussionswürdig aber nicht strafbar. In den letzten Jahrzehnten hat ein Wertewandel stattgefunden, den er wahrscheinlich nicht so richtig mitbekommen hat. Was früher mal akzeptabel oder sogar als sexuelle Befreiung gefeiert wurde, wird heute nicht mehr akzeptiert.

    Es geht eben gerade nicht darum, dass Domingo eine dem Geist der Zeit entsprechende Promiskuität lebte oder Frauen "anbaggerte". Dagegen ist nichts einzuwenden. Etwas ganz anderes ist es, wenn jemand - wie es Domingo vorgeworfen wird - seine leitenden Positionen und seinen Einfluss ausnutzt, um (in diesem Fall) Frauen unter Druck zu setzen, indem er ihnen Karrierevorteile in Aussicht stellt, wenn sie mit ihm ins Bett gehen, oder Nachteile, wenn sie es nicht tun. Oder wenn er körperlich zudringlich wird, indem er Frauen begrapscht oder ihnen feuchte Küsse in Liebesszenen auf der Bühne aufzwingt. Ich finde diese Verharmlosungen unerträglich, weil da jemand zum Opfer stilisiert wird, der ein mutmaßlicher Täter ist, und den mutmaßlichen Opfer gesagt wird, dass sie sich doch mal nicht so anstellen sollten, das sei doch damals alles normal und den Umständen der Zeit geschuldet gewesen. Nein, das war es eben nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • ... Etwas ganz anderes ist es, wenn jemand - wie es Domingo vorgeworfen wird - seine leitenden Positionen und seinen Einfluss ausnutzt, um (in diesem Fall) Frauen unter Druck zu setzen, indem er ihnen Karrierevorteile in Aussicht stellt, wenn sie mit ihm ins Bett gehen, oder Nachteile, wenn sie es nicht tun.

    Da stimme ich zu, aber leider ist das "wenn jemand..." bisher nur hypothetisch. Oder liegen inzwischen Beweise vor, dass er einigen Frauen Karierevorteile in Ausssicht stellte? Ist es nicht auch möglich, dass sie sich solche erhofften und Domingo sie im Glauben liess, das mit Beischlaf erreichen zu können.

    Deine Bemerkung, dass "jemand zum Opfer stilisiert wird, der ein mutmaßlicher Täter ist" könnte ja eventuell auch in der Umkehrung zutreffen.


    Ich weiss nicht - genau so wie du es nicht wissen kannst -, was an den Vorwürfen gegen Domingo dran ist und es liegt mir fern, diese Vorfälle tu verharmlosen, aber ich weiss aus eigener Erfahrung, was falsche Vorwürfe und Anschudigungen bewirken können. Daher rate ich allen zu mehr Zurückhaltung bis zur Klärung. Die öffentliche Meinung besitzt zwar eine gewaltige Kraft, hat aber nicht immer recht.

    Allen, die sich jetzt schon festgelegt haben auf Schuldzuweisungen ohne Beweise, sollten einfach mal abwarten und die Klappe halten.

  • Allen, die sich jetzt schon festgelegt haben auf Schuldzuweisungen ohne Beweise, sollten einfach mal abwarten und die Klappe halten.

    Gut gesagt. Zumal sprichst Du ja (bedauerlicherweise) aus eigener Erfahrung. Danke für die offenen Worte - und bei der Gelegenheit ein ganz herzliches Willkommen! :)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Diese ganze sich entwickelnde "Beschuldigugsindustrie" ist einfach nur furchtbar. Heute konnte ich lesen, daß der Fußball-Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder beschuldigt wurde der Kinderpornographie. Gerade in dem Moment, wo er bei der ARD als Fußballexperte verpflichtet werden sollte.

    Und wodurch kam das alles ans Licht? Eine Exfreundin hat ihn angezeigt, entsprechende Whatts app erhalten zu haben. Die Presse ist sofort angesprungen. Gerade vor wenigen Tagen hat meine Heimatzeitung großkotzig vom "Ehrenkodex" des Journalismus gesprochen und erklärt warum bei manchen Vergehen/Verbrechen Namen und Nationalität nicht genannt werden.

    Das trifft bei Metzelder, bei Domingo u.a. offenbar nicht zu. Hier werden Hetzjagden veranstaltet!!

    Ich habe vor etwa 50 Jahren einer Kellnerin mal auf den Hintern geklopft. Nun habe ich Angst, dafür an den Pranger gestellt zu werden. Eine schreckliche Zeit, das Heute!!

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Oder wenn er körperlich zudringlich wird, indem er Frauen begrapscht oder ihnen feuchte Küsse in Liebesszenen auf der Bühne aufzwingt.

    Bei solchen Szenen auf der Bühne ist es doch auch möglich, daß der Zuschauer gar nicht mitbekommt, wer gegen wen körperlich zudringlich wird. Kann nicht ein attraktiver Sänger auch erlebt haben, daß seine weibliche Bühnenpartnerin nicht mit einem Bühnenkuß zufrieden ist??

    Ich finde diese Verharmlosungen unerträglich, weil da jemand zum Opfer stilisiert wird, der ein mutmaßlicher Täter ist, und den mutmaßlichen Opfer gesagt wird, dass sie sich doch mal nicht so anstellen sollten, das sei doch damals alles normal und den Umständen der Zeit geschuldet gewesen. Nein, das war es eben nicht.

    Ich finde Deine Vorverurteilungen unerträglich, weil sie die Rufmord fördern und eine unbewiesene "Wahrheit" als Tatsache suggerieren !

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Das trifft bei Metzelder, bei Domingo u.a. offenbar nicht zu.

    Diese beiden Fälle aneinandergereiht in einem Satz aufzuzählen, ist aber schon sehr kühn! Im ersteren Fall wird inzwischen ermittelt wegen Kinderpornographie, das ist so ziemlich das Schlimmste, was man jungen schutzbedürftigen Menschen antun kann!


    Ich stimme dir aber bei deinen weiteren Ausführungen aber insofern zu, dass ich auch das Grausen bekomme, wenn ich die Moderatorin des RTL-Nachtjournals hören sage: "Die Polizei wollte nur bestätigen, dass gegen einen 38-Jährigen ermittelt wird. Nach RTL-Recherchen handelt es sich jedoch um Christoph Metzelder." Wie weit sind wir eigentlich gekommen?!


    P.S.: Und wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte den Namen, den die Polizeit aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen wollte, jetzt nocht nochmal zitiert.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Auf Seiten der Mee Too-Gegner gibt es hier zwei Gruppen. Die eine Gruppe - ich möchte stellvertretend die immer bereichernden Beiträge von Johannes Roehl erwähnen - betonen die Bedeutung der Unschuldsvermutung und die beträchtlichen Konsequenzen, wenn man diese über Bord wirft.

    Doch es gibt auch eine Gruppe - unser Foreninhaber gehört dazu -, der es um etwas anders geht. Hier wird grundsätzlich hinter jeder Mee Too-Veröffentlichung ein Rachefeldzug gewittert oder eine persönliche Bereicherung unterstellt. Das finde ich wirklich schwer erträglich, wobei ich gar nicht ausschließe, dass so etwas vorkommt.

    Meine Erfahrung als Produzent von Spiel- und Fernsehfilmen ist, dass dort, wo es Macht gibt, sie in jeder Hinsicht auch ausgenutzt wird. Und zwar wirklich schamlos und unverblümt ausgenutzt - wenn es keine Compliance-Regeln gibt.

    Ich stelle hier mal einen Vertragspassus ein, den ich bei der Produktion von Spielfilmen strikt in meinen Verträgen umzusetzen habe. Solche Vertragszusätze gäbe es nicht, wenn sie nicht dringend notwendig wären. Offenbar sind sie im Klassikbetrieb jedoch nicht üblich. So hat James Levine gegen seine Kündigung an der MET geklagt, weil in seinem Vertrag "sexuelle Belästigung" gar nicht als Kündigungsgrund aufgeführt wird. Das spricht nun wirklich für sich - bekanntlich hat man sich dann außergerichtlich geeinigt.


    Hier nun also ein Passus, wie ich ihn als Produzent unterschreiben und umsetzen muss:


    1.       Beide Parteien lehnen jede Form von Diskriminierung im Sinne des AGG, insbesondere jede Form von sexueller Gewalt, Missbrauch und sexueller Belästigung ab.

    2.       Der Vertragspartner stellt die Einhaltung diesbezüglich bestehender branchenüblicher Maßnahmen (z. B. durch den „Verhaltenskodex zu sexueller Belästigung und Gewalt“) sicher und wird auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme der überbetrieblichen Vertrauensstelle hinweisen.

    3.       Der Vertragspartner versichert, alles Zumutbare unternommen zu haben, um jede Form von sexueller Gewalt, Missbrauch und sexueller Belästigung im Zusammenhang mit dieser Produktion durch ihn als Auftragnehmer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden, Verdachtsmomenten nachzugehen und Verstößen durch geeignete Maßnahmen (z. B. arbeits- und vertragsrechtliche Mittel, bis hin zu strafrechtlichen Anzeigen) entgegenzuwirken.

    4.       Der Vertragspartner erkennt dies durch seine Unterschrift unter den Vertrag an und versichert ausdrücklich, dass er keine Kenntnis von Verstößen oder konkreten Verdachtsmomenten im Zusammenhang mit dieser Produktion gegen ihn als Auftragnehmer und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen sexueller Gewalt, Missbrauch und sexueller Belästigung hat.

    5.       Der Vertragspartner wird dem Auftraggeber unter Wahrung berechtigter Datenschutz - und Persönlich-keitsrechte der betroffenen Personen und der Geschäftsgeheimnisse seines Unternehmens über konkrete Verdachtsmomente und Verstöße gegen Ziffer 3 oder 4 unverzüglich informieren und einvernehmlich einer gemeinsam bestimmten geeigneten Stelle (z. B. Vertrauensstelle oder einer/einem Rechtsanwältin/Rechtsanwalt oder einer/einem Psychologin/Psychologen) Einsicht in seine produktionsbezogenen Unterlagen gewähren, um diese Verdachtsmomente zu überprüfen.

    6.       Unbeschadet sonstiger Rechte ist der Sender im Falle des Verstoßes gegen die in den Ziffern 3, 4 und 5 genannten Verpflichtungen zu weiteren verhältnismäßigen Maßnahmen berechtigt. Dies kann im Einzelfall bis zur außerordentlich fristlosen Kündigung führen.


    Viele Grüße

    Christian

  • Ich stelle hier mal einen Vertragspassus ein, den ich bei der Produktion von Spielfilmen strikt in meinen Verträgen umzusetzen habe.

    Darf ich nachfragen, seit wann es diesen Passus so unverändert in den Spielfilm-Verträgen gibt?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Darf ich nachfragen, seit wann es diesen Passus so unverändert in den Spielfilm-Verträgen gibt?

    In dieser Form mit Hinweis auf fristlose Kündigung (#6) erst seit diesem Jahr, vorher war das allgemeiner gehalten. Es handelt sich hierbei um einen leicht modifizierten Vertragsauszug mit einem öffentlich-rechtlichen Sender. Entsprechend gibt es nun einen neuen Passus mit den Mitarbeitern und Teammitgliedern, die ich für eine Produktion befristet beschäftige.

  • Vielen Dank für die freundliche Aufklärung und Beantwortung meiner Frage. Das ist dann also noch jünger, als ich vermutet hätte. Vor 20 Jahren hat es solche Vertragsklauseln sicher auch in der Filmbranche noch nicht gegeben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Gerne! Auch davor gab es natürlich einen Passus, dass eine Produktion im gesetzlich erlaubten Rahmen zu erfolgen hat, dies betrifft bspw. die Arbeitszeiten, aber auch alles andere muss natürlich auf legale Weise erfolgen (wobei das beim Film gerade mit den Arbeitszeiten mitunter eine Gradwanderung ist).

    Nur weil nicht explitzit im Vertrag steht, dass sexuelle Übergriffe nicht erlaubt sind, heißt das ja noch lange nicht, dass sie erlaubt sind. (Die Anwälte von Levine haben hier jedoch offenbar bzgl. seiner Kündigung an der MET ein Schlupfloch gefunden, das immerhin zu einem Vergleich geführt zu haben scheint.)


    Viele Grüße

    Christian

  • Dann aber noch eine Nachfrage: Seit wann sind Dinge wie Diskriminierung etc. (jenseits von schriftlicher Kündigungsandrohung, die es so erst seit einem Jahr gibt) überhaupt Bestandteil solcher Verträge? Ich würde wetten: nicht länger als seit 10 bis 15 Jahren, oder? Seit wann spielt dieses Thema in verträgen eine Rolle?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das kann ich nicht exakt beantworten. Ich arbeite zwar seit ca. 20 Jahre in der Branche, aber die ersten 10-12 Jahre musste ich mich nicht detailliert mit Verträgen auseinandersetzen (dafür gab es Juristen, mit denen man sich abgestimmt hat), wenn überhaupt. Aber es gab in den größeren Firmen immer Compliance Regeln. Vor allem der Fall Dieter Wedel hat sehr viel in Gang gesetzt - das ist ja noch nicht so lange her. Aber findest Du es denn falsch, dass Diskriminiering welcher Art auch immer nun ein Vertragsbestandteil ist? Ich finde es wirklich sehr wichtig und ich war erstaunt, dass die Vertrauensstelle, wie an anderem Ort schon gesagt, mehr zu tun hat als gedacht. Es ist wichtig, weil es gerade bei kreativen Prozessen oft keine Grenzen gibt - das meinte die weiter oben angegriffene Spiegel-Autorin Hoffmann -, bzw. würde ich sogar sagen, dass die Grenzüberschreitung dazu gehört.

  • Aber findest Du es denn falsch, dass Diskriminiering welcher Art auch immer nun ein Vertragsbestandteil ist?

    Nein, das finde ich nicht falsch, auch wenn hierbei natürlich ebenfalls streng zwischen bewiesenen und nicht bewiesenen Fällen unterschiedenen werden muss.


    Aber ich finde es in der Tat falsch, Maßstäbe von heute (mit solchen Vertragsklauseln) einfach auf frühere Zeiten, z.B. vor 20 oder 30 Jahren, eins zu eins übertragen zu wollen, wo diese Maßstäbe noch nicht so klar waren wie heute, weil z.B. solche Klauseln noch nicht in Verträgen standen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke, Ascanio, für Deine engagierten und zur Besonnenheit mahnenden Beiträge! Bezeichnend ist auch und sehr bedenklich, wie in Deinem Fall nachgewiesener falscher Anschuldigung dann andere Beschuldigte auf das Trittbrett aufspringen. Das, die offenbar suggestive Wirkung, wirft auch ein Licht auf die MeeToo-Aktionen.


    Wenn man Deinen traurigen Fall abwandelt mit Blick auf Domingo, dann sähe er ungefähr so aus:


    20 oder 30 Jahre nach dem Abitur erscheint ein Zeitungsbericht, wo sich anonym einige ehemalige Schülerinnen so äußern, dass sie das Abitur nur deshalb nicht bestanden oder schlechte Noten erhalten hätten, weil sie sich von ihrem Lehrer nicht sexuell nötigen lassen wollten. Daraufhin suspendiert die Schule den Lehrer und sagt die Feierlichkeiten zu seiner Pensionierung ab. Ohne gerichtliche Grundlage will die Schule eigene Nachforschungen anstellen und dann auf dieser Grundlage über eine eventuelle Kündigung entscheiden. Der Lehrer flieht an einen unbekannten Ort vor Drohungen und Verleumdungen. Obwohl sich andere Schülerinnen namentlich melden und die Vorwürfe als absurd bezeichnen, geht die Verleumdingskampagne unvermindert weiter.


    Bezeichnend werden im Fall Domingo auch verschiedene Dinge vermischt: ob ein Kuss zu intim war und ob er als sexuelle Aufdringlichkeit empfunden wurde, ist eine Sache. Was jedenfalls nicht geht, solche Äußerungen als Beleg dafür anzuführen für einen angeblichen Machtmissbrauch was die Karriere der Sängerinnen angeht. Genau für diesen schwer wiegenden Vorwurf gibt es aber keine beweiskräftigen Aussagen. Er wurde sogar von einer Zeugin entkräftet. Nur nutzt das offenbar nichts. Der Schuldvorwurf wird aufrecht erhalten.


    Wenn in einer Branche wie dem Film Praktiken herrschen, die sexuelle Nötigung begünstigen, dann soll man das wie Christian es tut vertragsrechtlich unterbinden. Es wäre töricht, das nicht zu tun. Nur ist bei uns einigermaßen klar definiert, was der Straftatbestand ist. Da bin ich mir im Falle der USA aber leider nicht so sicher ob da Rechtssicherheit für alle Seiten besteht.


    Schöne Grüße

    Holger

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  • "Focus online" äusserte sich heute zum Fall Metzeler und erlaubt sich dabei eine unglaubliches Mass an Scheinheiligkeit, s.u. (Markierung von mir vorgenommen)

    Anmerkung der Redaktion

    Die Abwägung, ob und wann Medien in einem solchen Fall den Namen eines Verdächtigen nennen, ist schwierig. Die Vorwürfe wiegen schwer und können das Leben einer Person dauerhaft verändern. FOCUS Online hat deshalb entschieden, mit der Nennung des Namens zu warten, bis die Redaktion sich ein eigenes Bild von den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler machen konnte. Nach unseren Recherchen haben die Ermittler belastbare Hinweise, weshalb wir uns schließlich für eine Berichterstattung mit Namen entschieden haben. Dennoch handelt es sich zum jetzigen Zeitpunkt lediglich um einen Verdacht, für den Verdächtigen gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

    Der Focus will dem Leser vermitteln, dass es ihm nicht um die Sensation geht, sondern dass man sich vor der Veröffentlichung des Namens gewissenhaft mit der Problematik der Namensnennung beschäftigt hat. Der Appell ans sensationlüsterne Publikum, die Unschuldsvemutung gelten zu lassen, dient letztendlich nur dazu, sich abzusichern, falls die Beweise schlussendlich doch nicht belastbar sind.


    Ein sehr ausgewogener Artikel zur Unschuldsvermutung wurde im SÜDKURIER veröffentlicht

  • Inzwischen hat sich die Zahl der Frauen, die Vorwürfe gegen Domingo erheben, offenbar weiter erhöht:


    https://www.zeit.de/kultur/mus…go-opernsaenger-vorwuerfe

    Kein Wunder. Je angeschlagener er wirkt, umso mehr trauen sich aus ihren Löchern heraus. Die Hoffnung auf Pekuniäres mag da eine Rolle spielen. Wahrer wird die Kampagne deswegen aber nicht automatisch.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


    Was Domingo betrifft, so möchte ich diesen Satz wie folgt abwandeln: Der Alptraum ist noch nicht aus, aber auf jede Nacht folgt unweigerlich ein neuer Tag.


    Nemorino















    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Deswegen hält Frau Hoffmann auch die rechtliche Unschuldsvermutung für etwas Böses, nämlich Opferverhöhnung

    Bezeichnend ist, dass Veröffentlichungen entstellt werden oder sogar vollkommen ignoriert werden, wenn sie die vorgefertigte Meinung ins Wanken bringen könnten.

    Die einzige Frau, die sich nicht hinter der Anonymität versteckt, Patricia Wulf, hat mehrmals NEIN gesagt

    und trotz ihrer Befürchtungen keinerlei negative Konsequenzen für ihre Karriere erleben müssen.

    Sie ist in die Öffentlcihkeit gegangen, um anderen Frrauen zu sagen, dass sie den Mut zum NEIN-Sagen haben sollen. Siehe letzter Satz des Artikels unten.

    In T-Online NEWS (nicht unbedingt bekannt für seriösen Journalismus) war ein Bericht über sie mit einem Photo, das sie in schönster Eintracht mit ihrer Tochter und Placido Domingo zeigt - jawohl, die Hand auf Domingos Schulter ist die von Frau Wulf!

    Patricia Wulf zog sich erst Jahre später von Bühne zurück.


    https://www.t-online.de/unterh…egen-placido-domingo.html



    aus juristischen Gründen wurde der zitierte Text duch einen Direktlink ersetzt.

    Der Inhalt ist jedoch identisch

    MOD 001 Alfred

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