Geschmacklos hoch hundert?? Mir doch egal!

  • Genau. In diesem thread möchte ich euch einladen, alle Hüllen fallenzulassen und ganz offenherzig solche Werke zu benennen, die euch durchaus begeistern können, bei denen aber eure innere Stimme - vielleicht schon immer, vielleicht aber auch erst seit kurzem - flüstert: Mein lieber Schwan, da leistest Du Dir aber eine Geschmacklosigkeit, das geht auf keine Kuhhaut mehr.


    Gemeint sind durchaus Werke der klassischen Musik, bei denen aber der Nimbus der geschmacklichen Grenzwertigkeit schon desöfteren formuliert wurde.


    Wer also hier z.B. Bachs h-moll-Messe nennt, mag dies zwar tun, es blebt aber nicht nachvollziehbar, da die h-moll-Messe nicht dafür bekannt ist, aus ästhetischem Standpunkt fragwürdig zu sein.


    Ganz anders bei meinem ersten Bekenntnis. Nein, nicht etwa Richard Strauss.
    Ich gestehe ganz freimütig, mich hin -und wieder an den Klavierkonzerten, v.a. an zweiterem, von Franz Liszt erfreuen zu können. Ebenso an seiner "fetzigen" Totentanz-Paraphrase. Das packt mich, das nimmt mich gefangen und dennoch spüre ich diese ästhetische Grenzwertigkeit.


    Wo liegen eure geschmacklichen Laster??


    :hello:
    Wulf

  • Hi Wulf,


    ich bin sogar so dreist und ergänze deine Liszte um sein wohl bestes Werk: die h-Moll Sonate!
    Die macht so richtig süchtig, vor allem mit Horowitz. Aber ich halte sie dennoch für überschätzt, wenn man nach dem "Gehalt" (was immer das sein soll) beurteilt. Die Harmonik ist ja wirklich kühn und sorgt für so manche magischen Momente, ebenso bewundere ich die formale Anlage, aber irgendwie scheint mir der Inhalt bei kritischer Betrachtung leer. Immer wenn es laut wird, wird alles dreifach in Oktaven verdoppelt. In den schnellen Teilen (z. B. wenn am Anfang h-Moll sicher erreicht wird) erscheint fast jeder Takt doppelt. Und die Satztechnik beschränkt sich annähernd durchgehend auf unisoni oder Melodiestimme + virtuose Begleitformel. Ich habe lange nach einem richtigen Kontrapunkt gesucht (ja, ich weiß, Kontrapunkt ist nicht alles, aber in diesem Stil finde ich ihn wichtig) und alles was ich gefunden habe, war ein zweistimmiger als letzte Steigerung des Fugatos. Wer sich das Fugato vorher genauer anguckt, wird feststellen: immer wenn in einer Stimme das Hammermotiv einsetzt, treten die anderen Stimmen zurück und beschränken sich auf Akkordbrechungen (also rein harmonische Funktion ohne wesentliche Motivik).
    Man mag mich schelten, aber obwohl ich die Sonate einerseits liebe und bewundere, beim kritischen Hören begegnet mir immer wieder diese Leere, wahrscheinlich empfinde ich das bei Liszt, was Edwin beim Anhören von Strauss empfindet.


    Natürlich ist die Sonate nicht geschmacklos (das Wort ist übertrieben), aber da du das 2. Klavierkonzert angebracht hast, was ich genauso wie das erste nicht vieel schlechter finde und auch gerne höre, hab ich mich mal getraut, sie hier aufzuzählen. :untertauch:

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Ungern verteidige ich Liszt, bei dem sich sicher einiges an Geschmacklosigkeiten finden läßt, aber die h-moll-Sonate und auch die Klavierkonzerte sind doch ziemlich gut!
    Opernparaphrasen, Ungarische Rhapsodien, Liebesträume sind da schon eher verdächtig...


    Wenn man sich die Sachen nicht zu oft antut, kann ich manche Geschmacklosigkeiten durchaus goutieren, z.B. einige der Ungar. Rhapsodien, wie abgedroschen sie auch sein mögen.


    Ein paar andere "guilty pleasures":


    - Finlandia und Karelia-Suite, stellenweise hart an oder jenseits der Kitschgrenze, ziemlich substanzlos, aber dennoch irgendwie sehr hübsch


    - neulich hörte ich im Supermarkt die (wahrscheinlich nicht von Haydn stammende) "Serenade", und die ist eigentlich auch ganz schön --- einmal im Jahr (es war allerdings ein kitschiges Arrangement)


    - z.B. Suppé-Ouverturen. Aber die sind ebenso wie die Rossinis und Straußsche Walzer überhaupt nicht geschmacklos, sondern ganz unprätentiös, gut gemacht und mitreißend.


    Was richtig Schlimmes fällt mir gerade nicht ein... vermutlich verdrängt. :D
    Wenn ich aber zB im Easy-Listening-Thread sehe, was für einen widerstandsfähigen Magen einige hier haben :rolleyes: ... da kann ich nicht mithalten...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Lieber Wulf,


    da Du's auf Klassik beschränkt hast, kann ich die wirklichen Leichen in meinem Keller nicht offenbaren :D


    LG
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Ich gebe zu, mich hin und wieder am fetzigen Les Préludes von Liszt zu erfreuen. :stumm: :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Ich gebe zu, mich hin und wieder am fetzigen Les Préludes von Liszt zu erfreuen. :stumm: :D


    Genau dasselbe wollte ich auch grade schreiben. Vor allem die leider allzu bekannte Stelle, fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Ansonsten kann ich mich nur den Stimmen für die Straußwalzer anschließen.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Hallo Wulf!


    Zitat

    "ästhetische Grenzwertigkeit" der Liszt- Klavierkonzerte bzw. Totentanz


    Kannst Du das auch begründen? Oder wird hier nur nachgeplappert?


    Ich sehe schon den nächsten Puccini-, Strauss-, etc. bashing thread....

  • Zitat

    Original von georgius1988


    Genau dasselbe wollte ich auch grade schreiben. Vor allem die leider allzu bekannte Stelle, fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Ansonsten kann ich mich nur den Stimmen für die Straußwalzer anschließen.


    Was Besseres hätte Dr. G. für die Deutsche Wochenschau aber auch kaum finden können als diese Fanfare, noch dazu von einem passenden Komponisten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Na gut, dann leg ich auch mal den Lieblingskitsch-Striptease hin, alphabetisch geordnet...


    Canteloube - Chants d'Auvergne (die sind einfach so schön, obwohl ich eigentlich dagegen bin, schöne echte Volksmusik mit einem romantischen Sinfonieorchester aufzublasen...)


    Orff - Carmina Burana (finsterstes Pseudomittelalter, aber immer wieder schön!)


    Rutter - Requiem (ist der Flöteneinsatz im Agnus Dei nicht hinreißend?)


    Josef Strauß - Walzer und Polka-mazur (ist das seicht? Mir gefällts!)


    :untertauch: :untertauch: :untertauch:


    Martin

  • Zitat

    Original von flotan
    Hallo Wulf!
    Kannst Du das auch begründen? Oder wird hier nur nachgeplappert?


    Hallo Flotan,


    teils teils. Ich habe ja in meinem Eingangsposting gesagt, daß es mir mehr um Werke geht, denen eine solche Etikettierung bereits anhängt. Natürlich möchte ich nur solche nennen, bei denen ich es selber sehr gut nachvollziehen kann. Im Falle von Liszt: 1. Klavierkonzert: komisch, gigantische Hybris, die ich für sehr effektvoll halte, "substanziell" IMO an Schumann nicht heranreicht.
    Das 2. Klavierkonzert, das ein Thema von Kitschnähe bis zu einem selbstherrlichen, triumphalen Marsch aufbläst begeistert mich hin und wieder, hinterlässt aber ein Gefühl von zu schnell gegessenem Nugat.


    Anderes Beispiel, das ich gerne höre, das aber die Liebhaber dieses komponisten lieber "totschweigen" würden? Brahms' Akademische Festouverture, wobei ich sagen muss, daß ich es nicht wirklich nachvollziehen kann, warum das grenzwertig sein sollte. Da schon eher Liszt.


    Andere Beispiele von Werken, bei denen ich es mehr als nachvollziehen kann, die ich aber sowieso nicht gerne höre: Strauss- Festliches Präludium, Schlagobers etc.


    :hello:

  • Die Akadem. Festouverture ist ja auch nicht ganz ernst gemeint. (Ich vermute immer noch, daß besonders das Ende eine Veräppelung des Meistersinger-Vorspiels (das freilich selbst ironische Züge trägt, selbst wenn die meistens ignoriert werden) ist.)
    Klar, kann man immer noch der Ansicht sein, daß sie eben nicht besonders witzig wäre, der Humor eher altbacken oder was weiß ich.
    Liszts Ungarische Rhapsodien oder Opernparaphrasen verfolgen freilich auch keine hohen Ziele. Dennoch hat man hier manchmal den Eindruck, daß ein paar Melodien und sehr viele pianistische Hexenkunststücke nicht ganz auslangen, um die Spieldauer zu füllen...


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Die Akadem. Festouverture ist ja auch nicht ganz ernst gemeint. (Ich vermute immer noch, daß besonders das Ende eine Veräppelung des Meistersinger-Vorspiels (das freilich selbst ironische Züge trägt, selbst wenn die meistens ignoriert werden) ist.)
    :hello:


    JR



    Den Eindruck habe ich auch immer. Was Brahms mit dem Gaudeamus igitur anstellt, kann unmöglich sein Ernst gewesen sein! Aber es soll Leute geben, die freuen sich wenn sie ihr Lieblingsstudentenlied so "prächtig" hören (selbst erlebt!).

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • hmm, also ich bin immer wieder entsetzt, wieso liszt hier als 'geschmackloser' komponist rüberkommt ... unbegreiflich ... vielleicht nicht der beste, vielleicht langweilig, aber doch nicht geschmacklos ..


    gerade die klav.konzerte und les preludes sind doch gut komponierte, mitreißende werke


    :no: :no: :no: :no: :no: :no: :no: :no: :no: :no: :no: :no:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Da ich's selber spielen kann, und auch stellvertretend für ähnliche Salonmusik, und (zumindest) in (meiner Aufnahme) der Weill'schen Mahagonny-Oper kommt es, präsentiert auf einem verstimmten Klavier, vor (und zwar mit dem Kommentar" Das ist die wahre Kunst") ...


    Ja, was?


    Das schlechteste Klavierstück aller Zeiten ...


    "Gebet einer Jungfrau" von Thekla Badarczewska-Baranowka (Schreibung gilt, solange sich niemand beschwert ...)


    :D:hello: Wolfgang


    PS: Das meiste, was bisher genannt wurde, ist doch nicht wirklich geschmacklos. Meine Nummer ist es mit Sicherheit!

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber klingsor,


    das ist doch kein Widerspruch. Es kann etwas außerordentlich gut komponiert sein und trotzdem bei manchen den eindruck erwecken, kitschig bzw. ästhetisch fragwürdig zu sein. Für mich ist das2. KK von Liszt so ein Fall.
    Und daß es mitreißend ist, schreibe ich doch auch.


    Natürlich sollte man eine solche Etikettierung nicht zu ernst nehmen, aber so halb im Spaß und Ernst kann man sich doch dazu bekennen. ;)


    :hello:

  • Zitat

    Meine Nummer ist es mit Sicherheit!


    Stimmt!
    Das "Gebeht einer Jungfrau" von Tekla Bdarzewska-Baranowska dürfte schwer zu toppen sein.
    Aber, lieber Wolfgang,
    das gefällt Dir doch hoffentlich nicht wirklich..............




    Mir gefallen z.B. die überaus seichten Kompositionen von Claus Ogerman richtig gut.
    Teile seines Oeuvre finde ich geradezu toll.


    http://www.bjbear71.com/Ogerman/Claus.html



    http://www.amazon.de/Lyrical-W…ic&qid=1235789519&sr=1-13

  • Also grundsätzlich ist es mir egal was irgendjemand über meinen Geschmack denkt (das betrifft nicht nur die Musik)


    Aber es ist schon nicht so leicht, etwas als Kitsch zu definieren, mancheiner empfindet alles barocke als Kitsch - da hätte ich ja dann den Jackpot :D


    Aber ich mag z.B. das "Concerto d'Aranjuez" und die "Fantasia para un Gentilhombre" von Rodrigo ganz gerne.


    Ebenso die "Alten Tänze und Weisen" & "die Vögel" von Respighi.



    Das liegt wohl daran, dass sowohl Rodrigo als auch Respighi Musik aus dem 17. und 18. Jahrhundert verwurstet haben.


    Von Richard Strauss mag ich auch sehr sehr gerne seine instrumentierten Couperin - Cembalowerke.
    (Immer noch das einzige was mir von Strauss gefällt)




    Für viele ist das ganze Zeugs Kitsch, mir gefällts, na und ? :D

  • Selbst wenn mich alle Taminos u. Paminas auf mein folgendes Posting hin aus dem Tamino-Forum verjagen möchten, da ich nicht wirklich beurteilen kann, ob Kitsch oder nicht! Doch für mich hat Mozarts "Kleine Nachtmusik" so einen Hauch von Kitsch. :untertauch:
    Mag es daran liegen, dass "Die kleine Nachtmusik" mittlerweile schon als Klingelton, bzw. "Pausenfüller" in Telefonwarteschlangen ertönt, und dass sie beinahe schon ein Gassenhauer ist, den die Spatzen von den Dächern pfeifen, ich mag sie zwischendurch immer wieder mal hören. :pfeif:
    Ich weiss wohl, dass nicht nur Mozart als Klingelton oder Pausenfüller in Warteschlangen zu hören ist.
    Abgesehen davon höre ich u. a. auch sehr gerne "Finlandia" von Sibelius, sowie
    das "Capriccio Italian" von Peter I. Tschaikowsky. :angel:


    Sollte ich hier mit meiner Meinung völlig danaeben liegen bin ich zur Korrektur oder Löschung meines Postings gerne bereit!


    Mit lieben Grüßen,
    Diotima. :hello:

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  • Mindestens grenzwertig, besonders, wenn es aus seinem Zusammenhang in der THAIS gelöst wird, ist "Le dernier sommeil d'une vierge" von Massenet.


    Aber eine wahre Sammlung solcher Hits sind die Programme der drei Tenöre. Mein Topper:


    "Be My Love" von Brodsky (Mario Lanza, anyone?)


    Aber in derartigen Präsentationen zieht einem auch Bernsteins "Maria" schon mal die Schuhe aus, und das Kitschpotenzial von "Nessun dorma" hat auch nicht erst Paul Potts freigelegt.


    Die Sammlung ließe sich in dieser Richtung noch ziemlich weit verlängern, und trotzdem höre ich degleichen - teilweise auch aus biographisch-nostalgischen Grünen wie der von Audiamus schon angesprochene Elgar - immer wieder ganz gerne, wenn auch bestimmt nicht in Interpretationen von Paul Potts u. ä. Da sollte es schon wenigstens Björling oder Karajan sein.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Hallo,


    mein, wenn ich das mal so nennen darf, "kleiner innerer Faschist" kommt bei Respighis "Pinien der Via Appia" immer ziemlich heftig ins Marschieren, bevorzugt in der Aufnahme des wahrhaftig kongenialen HvK. Dessen Album mit preussischen und österreichischen Märschen drehe ich auch mal ganz gern in einer schwachen Stunde. Ach ja, und da wir schon im Beichstuhl sind: Albert Ketelbeys musikalische Hervorbringungen wie etwa "In a Persian Market"... :untertauch:


    Sündige Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Obwohl ich bei Publikationen oft zur kritischen Analyse gezwungen werde, empfinde ich Musik in erster Linie genießerisch und emotional.
    Deshalb gehören alle die Werke, die genannt wurden zu den Lieblingstücken, die mich bei einem Glas Wein, das ich bei solchen Gelegenheiten gerne zusammen mit meiner lieben Frau trinke, immer wieder begeistern.
    Erst kürzlich führten wir beim Heilbronner Sinfonie Orchester unter dem Titel "Sie wünschen - Wir spielen" eine Publikumsumfrage durch. Unter den Favoriten waren natürlich die Klassik-Reisser wie, die Moldau, Les Preludes, Liszt "Ungarische Rhapsodien",Brahms "Ungarische Tänze" Bruch "Violinkonzert Nr.1, L'Arlésienne Suite usw. Das ging hin bis zu sinfonischen Suiten von Franz Grothe. Natürlich waren auch viele Nennungen von anspruchsvollen Werken, der Komponisten, Bruckner, Wagner, Mahler bis Bernstein dabei. Ein Provinzorchester, dass 1500 Abonennten binden und einen Durchschnittsbesuch von 1800 - 2000 Besuchern braucht, um finanziell überleben zu können, muss ein an den Publikumsinteressen orientiertes Programm gestalten. Das sind beileibe keine "Wunschkonzert-Programme" sondern durchaus ambitionierte, anspruchsvolle Konzertabende, in die geschickt die Lieblingsstücke des Publikums eingebaut werden.
    Deshalb erstaunt mich Euer Mut, berühmte, populäre Werke der Musikliteratur in die Nähe des Kitschs zu rücken. Der "normale" Konzertbesucher und Musikkonsument, der nicht über Eure Kennerschaft verfügt, empfindet sicherlich anders.
    Herzlichst
    Operus
    ?(?(

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • ?( Genau wie Jörg (klingsor) bin ich wiedermal verwundert wie man die Liszt-Werke LesPreludes, KK Nr.1+2, Totentanz und KS h-moll in einen Topf mit der Bezeichnung "Kitsch" werfen kann !???!


    Und noch verwunderlicher - dann auch noch in diesem Thread mit der Überschrift "Geschmacklos ..." !?! :no: :no: :no:


    :hello: Bitte lest die den Titel dieses Threads mal ganz genau.
    Geschmacklos und Kitsch !
    :( Wo soll das bei Brahms kleinem Meisterwerk, der Akademischen Festouvertüre sein ??? Das ist ein Stück, mit dem ich meine Töchter zur Klassik gebracht habe. Ein Werk voller größter Lebensfreide und Humor --- :evil: aber nicht für diesen Thread !



    :yes: Musik, die ich für Kitsch oder Geschmacklos halten würde, höre ich mir erst gar nicht freiwillig an. Diese kitschbehaftete auch geschmacklose Art Musik wäre aber auch für meine Begriffe mehr in nichtklassischen Bereichen, wie Schlager und Pop, angesiedelt. Dort könnte ich mehrere Beispiele nennen.



    Kitsch (nicht Geschmacklosigkeit) empfinde ich aber in vielen Werken, die beim wiener Neujahrskonzert gespielt werden.
    Wie und wer sich sich so etwas antut, kann man mit dem jährlich fast gleichen Programm jedes Jahr im TV sehen.
    :D Den Massen scheint das zu gefallen, genau wie diese Volksmusik-Kitschsendungen in der ARD .... da sieht man was die Massen brauchen und bekommen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Zitat

    Original von teleton


    Und noch verwunderlicher - dann auch noch in diesem Thread mit der Überschrift "Geschmacklos ..." !?! :no: :no: :no:


    :hello: Bitte lest die den Titel dieses Threads mal ganz genau.


    Der lautet sogar "Geschmacklos hoch hundert...." - ganz im Sinne Alfreds provokant angelegt, nicht ganz ohne Augenzwinkern. ;):D


    Nocheinmal: Es geht um Werke, die man hin -und wieder gerne hört, oder sogar solche, die min heiß und innig leibt, bei denen man einen Vorwurf der - sagen wir -zumindest Kitschnähe bzw. geschmacklichen Fragwürdigkeit nachvollziehen kann.


    Schau mal: Johannes R. hat die "Karelia-Suite" von Sibelius nominiert. Bis dato hatt ich dabei kein Empfinden von Kitsch - wenn ich aber versuche emotional einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, was könnte der Johannes kitschig finden, muss ich gestehen: ja, ist diese Suite ist durchaus ein Kandidat.
    Und dennoch liebe ich diese Werk so sehr, daß ich jedem, der die Meinung vertritt, es hätte keinen gestört, wäre das Werk nicht geschrieben worden antworten würde es hätte auch keinen gestört, wäre derjenige nicht geboren worden.


    Beim nächsten Hören der Karelia-Suite denke ich auch nicht mehr an den Kitsch-Bezug , sondern schwelge im Klangbad. :P


    Alles klärchen?


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Stimmt!
    Das "Gebeht einer Jungfrau" von Tekla Bdarzewska-Baranowska dürfte schwer zu toppen sein.
    Aber, lieber Wolfgang,
    das gefällt Dir doch hoffentlich nicht wirklich..............


    Um Gotteswillen, Michael, nein! :D


    Da sieht man wieder mal die Gefahr mimik- und intonationsfreier Internet-Kommunikation.


    Der unterstrichene Satz "Meine Nummer ist es mit Sicherheit" bedeutet ganz wörtlich, dass diese Nummer dem Thread-Titel quasi objektiv (nur ganz kleiner ;) - Smiley :P) entspricht. OK, nur dem ersten Teil. Das so benannte Klavierstück ist mir nicht egal, schließlich hat es Tausende höherer Töchter für den Wert von Musik verdorben ...


    Das heißt: Manchmal macht es Spaß, diese Elends-Komposition mit meinen Eigenkreationen zu vergleichen. Da find ich mich dann besser ...


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Da ich jetzt den Thread-Titel noch etwas besser zu verstehen glaube:


    Ein paar - teilweise bereits genannte - Titel, die ich (aus unterschiedlichen Gründen - Nostalgie, technische Minimalfertigkeit, Kitschstimmung ...) recht gerne höre oder spiele, obgleich ich ihren Wert nicht hochschätze und niemandem verübeln könnte, sie abgrundtief abzulehnen:


    Aram Khatschaturian: "Toccata" für Klavier (andere Kompositionen von ihm mag ich aber wirklich) - klingt nach was und ist doch ganz banales Effektgeklimper


    Anton Rubinsteins Schmalznummern aus Omas Klavieranthologieschinken: "Melodie in F", "Romanze in Es"


    Albert W. Ketelbey: die Orchesternummern "Auf einem persischen Markt", "In einem Klostergarten", "In einem chinesischen Tempelgarten" - einfach herzig


    Adolf Jensen: "Die Mühle" für Klavier - auch nach drei Gläsern Wein kongenial zu interpretieren


    Edward Elgar: "Salut d'amour"


    In einer eher andere Richtung der Geschmacklosigkeit würden manche - sicher diskussionswürdige - großorchestrale Nummern gehen wie Tschaikowskys "1812er" Ouvertüre. Die höre ich aber wirklich nur gaaanz selten.


    etc.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von teleton
    ?( Genau wie Jörg (klingsor) bin ich wiedermal verwundert wie man die Liszt-Werke LesPreludes, KK Nr.1+2, Totentanz und KS h-moll in einen Topf mit der Bezeichnung "Kitsch" werfen kann !???!


    Meine Nominierung betreffend sind Kitsch und Geschmacklosigkeit mit Sicherheit völlig unzutreffende Begriffe. Ich würde doch auch niemals zugeben, dass ich geschmacklose Musik höre 8)
    Eher zutreffend wäre vllt: macht einen weitaus größeren Eindruck, als dahinter steckt. ?(

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Zitat

    Original von teleton
    ?( Genau wie Jörg (klingsor) bin ich wiedermal verwundert wie man die Liszt-Werke LesPreludes, KK Nr.1+2, Totentanz und KS h-moll in einen Topf mit der Bezeichnung "Kitsch" werfen kann !???!


    Hallo,


    dem möchte ich auch noch zustimmen. Was die KK von Liszt mit diesem Thema zu tun haben sollen ist mir absolut rätselhaft! (man überlege sich nur mal die Reihe der Interpreten dieser Werke: z.B. W. Kempff, S. Richter, D. Lipatti, etc. !) Und die Nennung der Sonate von LISZT zeugt meiner Meinung eher von grober Unkenntniss, und ist eigentlich lächerlkich).
    Was Les Preludes betrifft- ein Werk, welches ich wenig kenne- so höre ich gerade jetzt extra eine Aufnahme mit K. Ancerl! Der großartige tschechische Dirigent, der unter dem Nazi-Terror extrem zu leiden hatte, und sogar ins KZ verschleppt wurde, hat diese Werk (wohl ini den 70er Jahren) sehr schön eingespielt, und zeigt damit für mich deutlich, dass der M i s s b r a u c h dieser Musik von den Nazis keineswegs LISZT und seinen Werken anzulasten ist.


    Irgendwie scheint es hier einerseits eher auf pathetische Werke hinauszulaufen, aber da gibt es von BRUCKNER, MAHLER, STRAUSS, TSCHAIKOWSKY,uvm etliches, andererseits ebenso "südlich Schmelz" (= Belcanto) von Komponisten wie PUCCINI, MASSENET, etc.- ich kann an all dem nichts schlimmes finden. Ich selber habe keinen besonderen Hang zu Bombast und Krach, aber hin und weider ist es doch recht eindrucksvoll!
    Was die "leichte Muse" betrifft, so stört es mich eigentlich nur, wenn seichte Stücke eine Tiefe vortäuschen wollen (wie z.B. das wertlose "Gebet eineer..."), die nicht vorhanden ist. Leichtes, was sich auch als Leichtes zu erkenen gibt, finde ich eigentlich meist unproblematisch.


    Gruß pt_concours



    PS: Auch ich liebe die "Chants d' Auvergne" von CANTELOUBE sehr, und bin zeitweise immer wieder süchtig nach der Aufnahme mit Upshaw/ Nagano. Kitschiges kann ich dort nirgendwo erkennen!

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

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