Verdis vergessene Juwelen

  • Vielleicht sollte man sich die Oper mal im Konzerthaus oder im Radio (Ö1) anhören:


    Radio Ö1: Samstag, 31. Mai 2008 - 19:30 Uhr


    Giuseppe Verdi: "I due Foscari"


    Mit Leo Nucci (Francesco Foscari), Francisco Casanova (Jacopo Foscari), Manon Feubel (Lucrezia Contarini) und Dan Paul Dumitrescu (Jacopo Loredano).
    Slowakischer Philharmonischer Chor;
    Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigent: Bertrand de Billy


    (Aufgenommen am 19. Mai im Wiener Konzerthaus)
    (Übertragung in Dolby Digital 5.1 Surround Sound)


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Danke Harald,
    ich hätte diesen "Pflichttermin" sicher übersehen (bin so oft in der Oper, dass ich so gut wie nie ins Radioprogramm schau)
    Grazie tante
    LG
    Isis

  • Ich habe da eine ganz orignielle Aufnahme, mindestens 20 Jahre habe ich die, und die ist auf 3 MCs,


    nur bei der Besetzung, da ist etwas "originell:


    Albino Gaggi singt nämlich 4 Rollen,
    den Federico Barbarossa, die beiden Konsule von Mailand, und den Marcowaldo.


    Nun da die Rollen, ohne beiliegenden Text, ist es schon schwierig, herauszufinden, wer gerade dran ist.


    Der Rolando ist Rolando Panerei,
    die Lida - Caterina Mancini,
    Amigo - Amadeo Berdini,
    Imelda - Edmea Limberti,
    Ein Herold - Manfredi Ponz de Leon


    Orchester und Chor des Radiotelkevisione Roma.


    Dirigent: Fernando Previtali.


    Aus dem Jahr 1951.


    Wir denke ich Zeit mir eine neuere Fassung zu kaufen, obwohl diese nicht schlecht ist, nur bei den ersten 5 Darstellern - Sängern ist es schon schwierig, zu wissen, wer jetzt gerade dran ist.


    Liebe Grüße Peter aus dem kühler gewordenen Wien.

  • Da habe ich eine ähnliche Gesamtaufnahme wie bei der Schlacht von Legnano.


    Il Conte di Walter - Giacomo Vaghi,
    Rudolfo - Giacmo Lauri Volpi,
    Federica - Miti Truccato Pace,
    Wurm - Dullio Baronti,
    Miller - Scipio Colombo,
    Luisa - Lucy Kelston
    Laura - Grazia Colarescu,


    Orchester und Chor von Radio Rom,


    Dirigent: Maria Rossi (1979)


    3 MC in Kasette.


    un dann noch eine deutschsprachige Gesamtaufnahme mit


    Maria Cebotari - Luisa,
    Kurt Böhme - Graf von Walter,
    Hans Hopf - Rudolf,
    Helena Rott - Amalia,
    Georg Hann - Wurm,
    Trude Eipperle - Laura.


    Chor der Staatsoper Dresden, Sächsische Staatskapelle,


    Dirigent: Karl Elmendorff, aufgenommen 1944 in Dresden.


    Muss mir nur eine neue italienische besorgen, denn die MCs sind nicht das ideale, aber es wird beibeiden Aufnahmen sehr gut musziert.


    Liebe Grüße Peter aus Wien.


  • Sorry, aber das kann ich mir nicht vorstellen: Lauri-Volpi ist im Jahr 1979 gestorben und hat im Jahr 1972 sein letztes Konzert gegeben, von der Opernbühne ist er 1959 abgetreten. Irgendwas hats da mit deiner Jahreszahl!


    LG Joschi

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  • Die Aufnahme der Cetra, von der hier die Rede ist, stammt aus dem Jahre 1951, und die Dirigentin Maria ist tatsächlich der nicht ganz unbekannte Mario Rossi, der u.a. für Cetra auch einen sehr beachtlichen FALSTAFF mit Giuseppe Taddei eingespielt hat.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Tschuldigung kleiner Tipp - Fehler, meinerseits.


    Bitte nichts für ungut. Danke, natürlich ist der


    Dirigent: Mario Rossi.


    Ich denke auch dass, das mit 1951 stimmen wird, aber auf der 3erMC Kasette steht eben 1979.


    Das habe ich abgeschrieben.


    Liebe Grüße und Danke für das Aufmerksammachen, Peter aus Wien.

  • Liebe Elisabeth!


    Danke für den Thread (gemeint war der Opernführer) von einer Verdi - Oper aus seinen "Galeerenjahren" ("anni di galera";), wie er selbst diese Zeit seines Schaffens nannte.
    Leider hat auch Verdi zur spärlichen Produktion seiner eigenen Oper beigetragen, denn er fand seine Oper als nicht besonders gut, dabei ist ganz das Gegenteil der Fall.


    Ich selbst besitze die Gesamtaufnahme:



    und ich kann sie jeden Verdi - Freund nur empfehlen, die Besetzung alein ist es schon wert da einmal nicht nur Renzuhören, sondern die ganze Oper zu genießen.


    Ich habe sie noch auf einer 2er Musikkasetten - Kasette. M 057 832 H, Orfeo


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello::hello:

  • Alfreds Wunsch aus dem Portal, diesen Thread mal wieder aufzugriffen, komme ich doch gerne nach.


    Zunächst einmal etwas pauschal: wer sich dafür interessiert, wie andere Taminos die "vergessenen Juwelen" Giuseppe Verdis beurteilen, schaue sich mal diesen Thread an: Eure liebsten Verdi-Opern


    Auch der Thread darf übrigens gerne mal wieder aufgegriffen und weiter geführt oder alte Nominiereúngen ergänzt und korrigiert werden. Wenn es genügend neues Material gibt, aktualisiere ich gerne die Auswertung.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Hallo Christoph ( Glaus )
    Mich würde bei Deiner Aufzählung von Einspielungen " Ernani " die mit Corelli interessieren, könntest Du mir noch ein paar Daten dazu nennen, ich würde sie mir gerne kaufen,denn von den nicht so bekannten habe ich fast nichts, außer Attila !
    Danke Odabella

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  • Hallo Odabella,


    ich bin zwar nicht Christoph, aber ich kenne die gefragten "Ernani"-Aufnahme mit Corelli:


    Aufnahme: 10.4.1965, live, New York
    Dirigent: Thomas Schippers
    Metropolitan Opera Orchestra
    Metropolitan Opera Chorus
    Chorleitung: Kurt Adler
    Inszenierung: Dino Yannopoulos


    Don Carlo: Mario Sereni
    Don Riccardo: Charles Anthony
    Don Ruy Gomez de Silva: Cesare Siepi
    Elvira: Leontyne Price
    Ernani: Franco Corelli
    Giovanna: Carlotta Ordassy
    Iago: Russell Christopher


    Lt Ommer ist die Aufnahme auf folgenden Plattenlabels erschienen:


    1) Great Opera Performances CD: GOP 702 (2 CD),
    2) Verona CD: 27025/26,
    3) MYTO 2 MCD 993.209 (2 CD)


    +++++++++++++++++++++++++++


    Die andere Aufnahme stammt aus der Arena von Verona, die kenne ich allerdings nur aus dem Katalog:


    Aufnahme: 15.7.1972, live, Verona
    Dirigent: Oliviero de Fabritiis
    Orchestra dell'Arena di Verona
    Coro dell'Arena di Verona


    Don Carlo: Piero Cappuccilli
    Don Riccardo: Piero di Palma
    Don Ruy Gomez de Silva: Ruggero Raimondi
    Elvira: Ilva Ligabue
    Ernani: Franco Corelli
    Giovanna: Marisa Zotti
    Iago: Bruno Grella


    Hier stehen bei Ommer folgende Labels zur Auswahl:


    1) GAO CD: GAO 131/2,
    2) House of Opera CD-ROM,
    3) Myto 2 MCD 044 299 (2 CD),
    4) Bongiovanni GAO 131-2 (2 CD)


    Viele Grüße


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine Lieben!


    Ich habe schon seit längere Zeit diese Aufnahme der ersten Verdi Oper


    "Oberto" Conte di San Bonifacio,


    die vorher "Roccester" hieß, und die für eine Benefizvorstellung, die sich die Sänger aussuchen konnten, an der Scala, aufgeführt.



    Der Impressario Merelli hat, auf Anraten des Tenors Muriani und der Sopranistin Giuseppina Strepponi,


    diese Oper angenommen, die ein Erfolg wurde.


    Merelli meinte es wäre viel Bellini, Donizetti, aber auch schon viel Verdi, in der Musik drin. Das Libretto schrieb Temistocle Solera.


    Sie ist hörenswert und wer den Weg Verdis vom Anfang der Komposition kennenlernen will, ist gut beraten, sich diese Opern CD zu kaufen


    Dass, kurz nach der Premiere, Verdis erste Frau Margaritha Barezzi und seine Kinder starben, hat dann zur ersten und bis zum "FalstafF" einzigen komischen Oper "Il giorno di Regno", die ein Mißerfolg war - und Verdi wollte nie mehr komponieren.



    Jedoch finde ich diese Oper gar nicht so schlecht, und es wird dann natürlich vom "aufgedrängten" "Nabucco" überstrahlt, zu dem ja auch Temistocle Solera das Libretto schrieb.


    Lieb Grüße sendet Euch Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Tausend Dank, :yes:
    hilft mir enorm weiter, wobei ich mich nun wieder nicht entscheiden kann !
    Corelli wollte ich - Cappucilli und Raimondi gehören auch zu meinen Lieblingen- aber Verona-ob sich das gut anhört ?
    Vielleicht sind sie nicht ganz so teuer, dann nehme ich halt beide !
    Ist ja bald Weihnachten und man gönnt sich ja sonst nichts Hi !!!


    Also vielen Dank !


    Odabella :hello:


  • Hi Odabella!


    Ich hab auch eininges aus der Arena di Verona, allerdings nicht die von dir genannte Aufnahme.
    Die Arena-Aufnahmen musst du unbedingt Probehören, denn da steckt oft nicht mal das drinnen, was drauf steckt.
    Bei einem Troubadour stand Arena di Verona drauf, kam aber aus dem Teatro San Carlo und war nicht anzuhören, da schlampig aufgenommen wurde. Grundsätzlich sind die Arena-Aufnahmen gesanglich top, allerdings musst du auf die Tonqualität achten, die ist oft mehr schlecht als recht. Da hören sich manche Live-Mitschnitte aus den 50ern besser an als einer aus den späten 80er.


    Mein Rat: Einfach Probe hören!


    LG joschi

  • Leider sind die meisten Aufnahmen aus der Arena von Verona für mich ziemlich starr.


    Ich habe da einen "Nabucco", der mir trotz Bruson nicht besonderes gefällt, weil eben diese Starrheit, außerdem fehlt die Ouvertüre.


    Diese Starrheit trifft ja nicht allein Verona zu, auch St. Margarethen im Burgenland hat dasselbe Flair.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Hallo Peter ("oper337"),


    dein Tipp, in die Aufnahme der Alzira unter Lamberto Gardelli (mit Ileana Cotrubas, Francisco Araiza, Renato Bruson und Jan-Hendrik Rootering in den Hauptrollen) nicht nur hinein- sondern sie ganz anzuhören, ist auf fruchtbaren Boden gefallen: ich habe mir die Aufnahme beschafft, und bin begeistert!


    Natürlich ist das Textbuch, wenn man es genau nimmt, ein Schmarren und nichts Anderes als ein Gerüst "moralisch-dramatischer Situationen", an denen Verdi seine emotionsgeladene Musik aufhängen kann - immerhin hat der Librettist Salvatore Cammarano schön dahinrollend klingende Verse geschrieben, aber auf den Inhalt konzentriert man sich besser nicht allzu genau.


    Gesungen wird jedenfalls in dieser Aufnahme (aus dem Jahre 1982) überragend: Araiza war noch in richtig guter Verfassung, Cotrubas in Top-Form, Bruson "at his best", was bei den Qualitäten gerade dieses Baritons etwas heißen will, und selbst Rootering, dessen eigentlich höchst beeindruckende Stimme ich "live" auf der Bühne öfter als ziemlich ungefüge und roh empfunden habe - was in den richtigen Rollen durchaus großartig sein kann - singt stilistisch sehr schön.


    Zur Zeit der Entstehung der Oper (1845) war der "Spät-Belcanto" im Sinne Bellinis oder Donizettis im Untergang begriffen, und einer der Hauptverursacher dafür war Verdi. Immerhin dürften sowohl Verdi wie auch das damalige Publikum eine Erinnerung an den Gesang dieses Stils gehabt haben. Uns erlaubt diese Aufnahme eine Ahnung dessen, was wohl in jenen Zeiten des Umbruchs des Gesangs auf höchstem Niveau zu hören gewesen sein mag. Ein Fest für jeden Stimm-Fetischisten!


    Gruß
    Pylades

  • Lieber Pylades!


    Da hast Du völlig Recht - das Libretto ist ein Schmarrn,


    aber Verdi wurde ja gezwungen Opern in Masse zu schreiben, da hatte er nicht viel Auswahl.


    Er bekam ja zumeist vom Impressario das Textbuch und er musste komponieren, das auch beim "Alzira",


    aber auch den anderen Opern der "Galeerenjahre", wie er sie retorspektiv bezeichnete.


    Die Musik ist prachtvoll und die Besetzung, ja da kann ich Dir nur Deine Meinung abschreiben.


    Interessant ist der "Oberto", da merkt man schon noch Bellini und Donizetti - aber auch Verdi in den Massenszenen,


    diese Musik hatte er ja in Busseto, wo er bei den "Philharmonikern", wie sie sich selbst bezeichneten, ja oft genug komponiert.


    Leider ist aus dieser Zeit so gar nichts erhalten geblieben, außer ein Teil des "Nabucco", wo er für ein Hauskonzert bei Barezzi "Sie saßen an den Ufern in Babylon" komponierte, welches dann in den "Nabucco" einfloss.


    Ich habe alle Verdi Opern, zum Teil auf LPs, MCs, CDs und auch DVDs,


    wobei meine Lieblingsoper, der Frühzeit Verdis, "Macbeth" ist.


    Du merkst ich bin ein glühender Verdi-aner. Liebe aber auch Puccini.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem kühlem Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    Zitat

    Original von Peter:
    [...] Er [Verdi] bekam ja zumeist vom Impressario das Textbuch und er musste komponieren, das auch beim "Alzira", aber auch den anderen Opern der "Galeerenjahre", wie er sie retorspektiv bezeichnete.


    so einfach ist es meiner Meinung nach nicht - auch wenn der Meister selbst das gerne im Rückblick so darstellte. Verdi legte in dieser Zeit, zwischen 1840 und 1850, den Grundstein für seinen später beträchtlichen Reichtum, und 1845 war er schon kein armer Mann mehr. Es gab, was die Qualität der Libretti anging, sicher Komponisten, die mehr Skrupel hatten als der junge Verdi, und zwar sogar solche, denen es schlechter ging.


    Dennoch glaube ich nicht, dass Verdi "wahllos" zur Sache ging und dass ihm die Qualität egal war. Verdi wollte diese Texte vertonen, und zwar deshalb, weil ihm die Handlung in gewisser Weise gleichgültig war. Er wollte, ganz im frühromantischen Sinne, Emotionen vertonen, die Logik der Stoffe interessierte ihn nicht so sehr, und "Alzira" ist eine Vorlage, die ihm dafür geeignete Bilder und Schablonen bot. Ich vermute, dass er sich über das Alles auch völlig im Klaren war, Verdi war nämlich weder ungebildet noch unbelesen (obwohl er nach Außen hin gerne das Image des "einfachen Mannes vom Lande" pflegte).


    Erst etwas später begann Verdi, das "Schablonenhafte" zu meiden, und so griff er zu literarischeren Libretti - wobei aber selbst in einem späten Werk wie im "Simon Boccanegra" das emotional Bildhafte, die Darstellung der großen Gefühle, noch Vorrang vor einer stringenten Handlung haben. Und noch in seiner "logischsten", folgerichtigsten Oper überhaupt, im Otello, versuchte Verdi seinen Librettisten Boito zu bewegen, zum Ende des zweiten Akts, als "Höhepunkt" vor der Pause, einen Überfall der Türken in den Shakespeare-Stoff zu montieren. Boito hat Verdi überzeugen können, dass dies denkbar ungeeignet gewesen wäre (nachzulesen im Briefwechsel zwischen Verdi und Boito). Ich persönlich glaube (und halte das auch für einen sympathischen Zug des verehrten Maestro), dass er in Hinsicht auf die Stoffwahl seiner Opern ein "Überzeugungstäter" war...


    Gruß
    Pylades

  • Weil der Beitrag später wohl eher hier als dort gesucht wird, kopiere ich die für diesen Thread relevanten meiner heutigen Zeilen aus dem parallelen Der Lösungsthread um die fragwürdigen Könige auch mal hierher:


    Verdis zweite Oper war bis zu dessen letzter, FALSTAFF, seine einzige Komödie. Da er sich diese unter schlimmsten privaten Umständen abrang, denn seine Frau und seine beiden Kinder starben, während er dieses heitere Werk zu vertonen versuchte, steht es bei den Anhängern dieses Komponisten nicht sehr hoch im Kurs. Im Thread über Eure liebsten Verdi-Opern steht die Oper nur an der 24. Stelle der 26 Opern Verdis.


    Meiner Ansicht nach tut man damit dieser Komödie ziemlich Unrecht. Natürlich ist das Libretto Temistocle Soleras, das man diesem damals noch unerprobten Komponisten anvertraute, ein ziemlich routiniertes Buch ohne besondere Distinktion, und natürlich findet sich auch in Verdis orchestraler Guitarre sowie manchen Chören und Ensembles noch viel Handwerk, das nicht durchgehend inspiriert ist. Unter den, während der Komposition für Verdi gegebenen, Umständen ist das wahrlich kein Wunder. Dennoch steckt in dieser von Verdi selbst aus den genannten biographischen Gründen wenig geschätzten Oper mehr gute Musik und Unterhaltungswert als in vielen der besten Werke seiner Zeitgenossen.


    Die hier offenbar ziemlich unbekannte Handlung spielt zur Zeit des polnischen Erbfolgekrieges 1733, aber nicht in Polen, sondern in Brest. Dort gibt sich der Chevalier Belfiore für den polnischen König Stanislaus aus um dem wirklichen König die Möglichkeit zu geben, incognito nach Polen zu reisen und dort seinen Thronanspruch durchzusetzen. Wegen diverser Missverständnisse, die aus seiner angenommenen Rolle resultieren, verliert Belfiore fast die Frau, die er liebt. Da es sich hier aber um eine Komödie handelt, regelt sich natürlich in letzter Minute doch noch alles, wie es sich gehört, denn der echte Stanislaus hat in Polen den Thron bestiegen und Belfiore von seinem Freundschaftsdienst befreit. Dass er das an einem einzigen Tag geschafft haben soll, ist wohl eher der galoppierenden Fantasie des Librettisten oder späterer Titelgeber zuzuschreiben.


    Die klassische und wohl nach wie vor beste Aufnahme ist die aus Lamberto Gardellis Serie früher Verdi-Opern mit Ingvar Wixell, Wladimiro Ganzarolli, Fiorenza Cossotto, Jessye Norman und Jose Carreras zu seiner besten Zeit:



    Wegen ihres mitreißend lebendigen Orchesterspiels liebe ich jedoch auch eine kommerziell leider nicht verfügbare Live-Aufnahme aus dem Teatro Regio in Parma mit Anna Caterina Antonacci, Cecilia Gasdia, Paolo Coni und Alfonso Antoniozzi unter der Stabführung von Maurizio Benini, die Gardelli fast etwas behäbig aussehen lässt, obwohl er das beileibe nicht war. Wer einen guten Riecher oder die richtige Mitgliedschaft hat, findet sie im Internet.


    Jedenfalls sollte man dieses Werk nicht ganz so weit links liegen lassen, wie es in Anbetracht von Verdis vielen besseren Werken all zu oft geschieht. Die meisten Komponisten wären froh und hoch geachtet, hätten sie diese Oper so gut komponieren können.


    :hello: Jacques Riddleamus

  • Lieber Palades!


    Ich habe nie geschrieben, oder gemeint, dass Giuseppe Verdi ungebildet war, dafür schätze ich ihn viel zu sehr.


    Er gehört eindeutig, in meinen älteren Jahren, zu meinem Lieblingskomponisten!!


    Nur sollte er nicht auf der Bühne "verhunzt" werden! Das hat er nicht verdient!


    Im Gegenteil er war einer der besten Shakespeare Kenner Italiens und auch bei Schiller und Scribe war er "daheim".


    Es zeigt doch schon "Macbeth" wie groß sein Wissen von Shakespeare's Werken war.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Zitat

    Original von rita
    Nur kurz zu Verdi:


    Er hatte gestern seinen 195 Geburtstag!


    Rita


    Stimmt liebRuita!


    Vedi wurde am 8.10.1813 in Roncolo bei Buseto als Sohn des Gastwirts Carlos Verdi geboren.


    Liebe Grüße nachdem schönen Berlin sendet Dir Peter.


    Vielleicht ist das eine Gelegenheit den 8 (oder 10) - Teiler


    "Eine Italienische Legende"


    wieder im Fernsehen zu zeigen!!!!!!!!!!!!!!!!


  • Eben erst habe ich diesen Eintrag gesehen, weil ich nicht auf das Verdi-Jahr 2013 warten möchte und mich gerade mit ener Überprüfung meiner Liste der liebsten Verdi-Opern befasse. Ich plane daher, hier in lockerer Folge die frühen Verdi-Opern vorzustellen und zu charakterisieren, die keinen eigenen Thread tragen.


    Dabei fiel mir auf, dass die Information, dass OBERTO-CONTE DI BONIFACIO "früher ROCCESTER hieß", nur teilweise richtig ist. In seinem Buch The Complete Operas of Verdi weist Charles Osborne darauf hin, dass Verdi nach eigenem Bekunden vor dem OBERTO eine nicht aufgeführte Oper mit dem TItel ROCESTER geschrieben haben will. Leider ist nicht nur die verloren, sondern anscheinend auch alles Material, mit dem man das belegen könnte. So entstand die These, dass der OBERTO tatsächlich eine Umarbeitung des früheren ROCESTER sein könnte, die wiederum, so der Verdi-Biograph Abbiati, auf einem Libretto basierte, dass Antonio Piazza, der spätere (?) Librettist der Erstfassung des Textbuches zu OBERTO, dessen Libretto später von Temistocle Solera überarbeitet wurde, unter dem Titel LORD HAMILTON verfasst hatte.


    Tatsächlich aber bereitete Verdi schon für die Karnevalssaison 1837 die Aufführung einer Oper vor, die er 1836 geschrieben hatte, und bei der es sich sehr wohl um den verschollenen ROCESTER bzw. LORD HAMILTON handeln könnte. Die Vorstellung, dass der junge Verdi, der in Merelli einen einflussreichen Förderer hatte, vier Jahre brauchte um eine Oper aufführungsreif zu machen, erscheint mindestens kühn, denn auch wenn Verdi sich in dieser Zeit eine Familie zulegte, deren zwei Kinder bald nach ihrer Geburt starben, musste er sie doch ernähren. Ich neige eher zu der Ansicht, dass Verdi wie fast alle Komponisten seiner Zeit einige Ideen des nie aufgeführten ROCESTER reycelte, die aber womöglich auch wieder verwarf, denn den OBERTO musst er zunächst sehr schnell komponieren um sie für eine Benefizvorstellung im Frühjahr 1939 fertig zu haben.


    Weil die geplante Benefiz-Vorstellung des Werkes im Frühjahr 1839 wegen der Erkrankung des vorgesehenen Tenors ausfiel, hatte er aber unverhofft viel viel Zeit, die Partitur zu überarbeiten, bevor die Oper am 17. November 1839 tatsächlich und mit großem Erfolg an der Scala uraufgeführt wurde. Das war vielleicht das früheste und größte Geschenk der Sängerin Giuseppina Strepponi an ihren viel späteren Ehemann Giuseppe Verdi, denn sie war damals die Geliebte des Imprerios Merelli und überzeugte ihn davon, dem Werk, in dessen Benefizvorstellung sie singen sollte, eine Chance zu geben. Unglücklicherweise war sie dann zur Zeit der Premiere selbst erkrankt und musste die Rolle abgeben.


    Zu der Oper OBERTO selbst, die übrigens, misst man sie an ihren direkten Wettbewerbern von Bellini, Donizetti oder Mercadente und nicht an dem späteren Verdi, weitaus besser ist als ihr Ruf, in Kürze mehr.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Auch eine der vergessenen aber wundervollen Verdi - Opern mit Montserrat Caballé:


    :jubel: :jubel:


    mit herrlichen Chorszenen und auch sonst traumhaften Melodien.


    Ich habe diese aber mit einem anderen Cover.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Giovanna d'Arco
    (Die Jungfrau von Orléans),
    Dramma lirico in 1 Prolog und 3 Akten
    von Giuseppe Verdi.
    Text von Temistocle Solera frei nach Schillers Die Jungfrau von Orléans (1801).
    Uraufführung: 15.2.1845 Mailand, Teatro alla Scala
    mit Erminia Frezzolini • Antonio Poggi • Filippo Collini • Napoleone Marconi • Francesco Lodetti.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Hallo, Harald!


    Ich besitze die von Peter Sattler eingestellte Aufnahme auf LP. Es handelt sich um eine wunderschöne Oper, die ich unbedingt wieder hören muß.



    Gruß Wolfgang

    W.S.


  • Eine sehr schöne Aufnahme von 1961 zum 100-jährigen Bestehen des italienischen Nationalstaates. Corelli und Bastianini in Höchstform, Antonetta Stelle ebenso, nur Marco Stefanoni als Federico II hatte offenbar einen miesen Tag oder war schon zu alt.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Liebe Freunde,


    von Verdi besitze ich alle Opern - außer Oberto, Alzira und Jerusalem - auf CD und - mit Ausnahme der genannten 3 und Stiffelio - in sehr schönen Inszenierungen auch auf DVD. Statt des Stiffelio aber habe ich Aroldo auf DVD. Viele der CD- und DVD-Aufnahmen, die ich besitze, sind auch in diesem Thema bereits vorgestellt worden. Ich verstehe - nach Hören und Sehen aller dieser Aufnahmen - nicht, warum manche davon in Vergessenheit geraten sind bzw.kaum gespielt werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    ich besitze alle Verdi-Opern und ich bedauere auch sehr, dass viele davon so gut wie nie auf dem Spielplan stehen. Du solltest Dir die fehlenden unbedingt noch anschaffen. Es lohnt sich.


    :hello:
    Jolanthe


  • Ich habe auch alle Opern von Verdi - manche nur einmal, manche in über 100 verschiedenen Einspielungen.
    Vor längerer Zeit hatten wir hier mal eine Umfrage zur Beliebtheit der einzelnen Werke - von Oberto bis Falstaff.
    Hier ist der link - vielleicht finden sich ein paar Taminos, die dammals nicht mitgemacht haben und das Spioelchen fortsetzen wollen:


    Eure liebsten Verdi-Opern


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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