PUCCINI, Giacomo: LA RONDINE

  • Giacomo Puccini


    LA RONDINE
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    Oper in 3 Akten


    Libretto von Giuseppe Adami


    Uraufführung 27.März 1917 in Monte Carlo


    Die Handlung spielt im Paris und an der Riviera im Zweiten Kaiserreich



    Die Personen der Handlung:



    Magda de Civry, Rambaldos Geliebte (Sopran)


    Ruggero Lastouc, Sohn eines Freundes von Rambaldo (Tenor)


    Rambaldo Fernandez, reicher Pariser Bankier (Bariton)


    Lisette, Magda’s Magd (Sopran)


    Prunier, ein Poet (Tenor)


    Yvette, Freundin Magda’s (Sopran)


    Bianca, Freundin Magda’s (Sopran)


    Suzy, Freundin Magda’s (Mezzo-Sopran)


    Périchaud, Freund Rambaldo’s (Bariton)


    Gobin, Freund Rambaldo’s (Tenor)


    Georgette, Grisette (Sopran)


    Gabriella, Grisette (Sopran)


    Lolette, Grisette (Mezzo-Sopran)


    Rabonnier, ein Maler (Bass)


    Ein Student (Tenor)


    Majordomo (Bass)


    Ein Pfeifer



    Volk, Studenten, Artisten, Grisetten, Tänzer, Blumenmädchen und Kellner



    1 AKT: Ein eleganter Salon in Magdas Haus in Paris


    Magda und Rambaldo haben Freunde eingeladen. Unter ihnen befindet sich auch der dichter Prunier, der zynisch feststellt, dass die „altmodische“ Liebe jetzt wieder populär wird. Während die Gäste darüber lachen, nimmt Magda dieses Thema sehr ernst. Sie wird von allen verspottet, als sie sich an eine jugendliche Liebesaffäre erinnert. Prunier gibt vor, ihr aus der Hand lesen zu können. Er sagt ihr eine neue Liebe voraus, aber sie werde nur wie eine Schwalbe im Land der Romantik umherfliegen und dann wieder in ihr gewohntes Leben zurückkehren.


    Ruggero, der Sohn eines Freundes von Rambaldo tritt auf und wird Magda vorgestellt. Sie fühlt sich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen. Unterdessen unterhält sich Ruggero mit Rambaldo und fragt ihn, wo er seine erste Nacht in Paris verbringen soll. Lisette schlägt, nachdem schon einige Lokalitäten verworfen wurden, das „Bullier’s“ vor, und alle sind mit der Wahl einverstanden.


    Die Gäste verabschieden sich, und Lisette, deren freier Abend ist, geht auf ihr Zimmer. Derweil denkt Magda über Pruniers enigmatische Prophezeiung nach, als sie einen Zettel entdeckt, wo Ruggero die Namen der Nachtlokale notiert hat. Sie lächelt und verschwindet in ihr Boudoir. Lisette erscheint wieder, umarmt Prunier, der auf sie in der Vorhalle gewartet hat, und die Beiden gehen ab. Da erscheint Magda wieder als Grisette verkleidet. Sie blickt in den Spiegel und nachdem sie festgestellt hat, dass niemand sie erkennen kann, verlässt sie das Haus.



    2. AKT: Der Ballsaal bei Bullier



    Der Saal ist voller Menschen. Künstler, Studenten, Grisetten, Kavaliere und Neugierige. Blumenmädchen bieten ihre Ware feil. Ruggero sitzt alleine dort. Er achtet nicht auf das heitere Treiben. Einige der Grisetten versuchen ihn aufzuheitern, aber er weist sie barsch ab. Magda erscheint und wird sofort von mehreren Herren umgarnt. Sie weist sie mit dem Hinweis ab, dass sie erwartet werde. Ruggero ist überrascht, aber hocherfreut, dass Magda an seinen Tisch kommt und Platz nimmt. Er fordert sie zum Tanz auf, wo sie in der Menge verschwinden.


    Lisette und Prunier erscheinen und stürzen sich ins Getümmel. Als Magda und Ruggero an den Tisch zurückkommen, fällt es Ruggero auf, dass er noch nicht einmal den Namen des Mädchens kennt. Magda stellt sich als „Paulette“ vor und die Beiden küssen sich. Das sieht Lisette, die laut „Meine Herrin“ ausruft. Magda wendet sich um und deutet Prunier zu schweigen. Prunier überredet Lisette, dass sie sich getäuscht habe und gesellt sich mit ihr zu Magda und Ruggero.


    Prunier sieht Rambaldo, der ebenfalls erschienen ist. Rasch bedeutet er Ruggero und Lisette zu verschwinden. Rambaldo fragt Magda, ob sie mit ihm nach Hause gehen wolle, doch sie will lieber bleiben, da sie hier Liebe gefunden hat. „Mögest Du dies nie bereuen“ mahnt Rambaldo, verbeugt sich steif und verschwindet in der Menge. Mittlerweile ist Ruggero zurückgekehrt. Magda und Ruggero umarmen sich und verlassen gemeinsam das Lokal.



    3. AKT: Die Villa von Magda und Ruggero an der Riviera


    Auf der Terrasse nimmt das Liebespaar einen Tee ein. Sie sind sehr glücklich, Magda will nichts sonst, nur Ruggero hat noblere Absichten. Insgeheim hat er seiner Familie einen Brief geschrieben, um die Erlaubnis zu erhalten, Magda heiraten zu dürfen. Er verlässt die Terrasse, während Magda traurig darüber nachsinnt, wie sie ihm von ihrer Vergangenheit beichten soll. Schließlich geht sie auch ins Haus. Lisette und Prunier treten auf. Prunier hat erfolglos versucht, aus Lisette eine Schauspielerin zu machen. Die ehemalige Dienerin hofft nun wieder in den Dienst bei Magda eintreten zu können. Magda kommt aus dem Haus und zeigt sich bereit, Lisette wieder in ihren Dienst zu nehmen.


    Prunier erklärt Magda, dass sie auch glücklich werden könnte, wenn sie die Romanze mit Ruggero beendet und zum fröhlichen Leben nach Paris zurückkehrt. Magda versteht genau, dass Prunier im Auftrag Rambaldos handelt, der sie gerne jederzeit wieder aufnehmen möchte. Prunier geht ab und Lisette geht, um sich ihre Dienstkleidung anzuziehen.


    Ruggero erscheint mit einem Brief seiner Mutter in der Hand. Die Mutter gibt ihre Einwilligung zur Hochzeit, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Braut von makellosem ruf ist. Schweren Herzens beichtet Magda ihre Vergangenheit. Sie liebe ihn, kann aber nicht der Mutter als reine Braut entgegentreten. Ruggero fleht sie verzweifelt an, sie soll ihre Meinung ändern, aber Magda besteht auf der Trennung. Mit Lisettes Hilfe verlässt sie ihn und kehrt in ihr früheres Leben nach Paris zurück. Sie lässt ihre einzige wahre Liebe zurück.


    Copyright: Uwe Mosmüller für Tamino-Klassik.at

  • Der Ballsaal "Bullier" im 2. Akt war zu Zeit des Zweiten Kaiserreichs «un célèbre bal auquel le tout Paris accourait», was ein Beleg ist für Puccinis Hang, seinen Opern sehr präzise lokale und geographische Authentizität zu verleihen.


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bal_Bullier


    Heute ist es, laut einschlägiger Website, eine typische «Brasserie incontournable» im Quartier Montparnasse,

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Puccinis Oper "LA RONDINE" (Die Schwalbe), oft etwas geringschätzig als Operette bezeichnet, ist in Deutschland nie heimisch geworden. Es gab hierzulande, wozu ich auch Österreich rechnen möchte, nur wenige Aufführungen.


    Wer sich trotzdem mit dem Werk vertraut machen möchte, dem sei diese Einspielung aus dem Jahr 1966 empfohlen:

    Puccini: La Rondine (Die Schwalbe) (Gesamtaufnahme italienisch gesungen)  [Vinyl Schallplatte] [Doppel-LP] : Francesco Molinari-Pradelli & Chor und  Orchester der RCA Italiana / Anna Moffo / Daniele Barioni / Mario Sereni /  Graziella

    Francesco Molinari-Pradelli dirigiert Chor und Orchester der RCA Italiana Rom.

    In den Hauptrollen sind zu hören: Anna Moffo (Magda di Civry), Daniele Barioni (Ruggero Lastouc), Mario Sereni (Rambaldo Fernandez), Graziella Sciutti (Lisetta), Piero di Palma (Prunier).

    Insgesamt eine prominente Besetzung, doch der Tenor Daniele Barioni, in Italien ein gefragter Sänger, ist bei uns nur wenig in Erscheinung getreten.

    Der Wiener Kritiker Karl Löbl nannte die Aufnahme "eine interessant und prägnant gestaltete Wiedergabe", bemängelt aber zu Recht, "daß Puccini nicht genug Leichtigkeit für eine 'Operette' besaß."


    Bekannt und populär aus dem Werk wurde lediglich die Arie der Magda "Chi il bel sogno di Doretta" aus dem 1. Akt, die oft fälschlicherweise als "Arie der Doretta" bezeichnet wird. Wer dieses Stück in höchster gesanglicher Vollendung hören möchte, der kommt an dieser Aufnahme nicht vorbei:

    Puccini Arias by Montserrat Caballe (1990) Audio CD

    Montserrat Caballé singt Arien von Puccini, mit dem LSO, Dirigent: Sir Charles Mackerras

    (Aufnahme: 1969, London).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Soeben sehe ich, daß es sogar eine Aufnahme von "La Rondine" in deutscher Sprache gibt:

    Puccini: La Rondine

    und das mit einer Super-Besetzung (siehe oben). Kein Geringerer als Meinhard von Zallinger dirigiert das Orchester des Österreichischen Rundfunks, und die unvergleichliche Ljuba Welitsch singt die Hauptrolle. Auch ansonsten eine prominente Besetzung, von der man heute nur noch träumen kann. Die Aufnahme (ist es ein Mitschnitt?) wurde 1955 gemacht. Das waren noch Zeiten!


    Über die technische Qualität kann ich nichts berichten, ich kenne die Aufnahme nicht.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    die sehr schöne Aufnahme mit Anna Moffo und co besitze ich auch und möchte sie nicht missen, ungeachtet dessen gibt es auch noch eine sehr schöne, neuere Aufnahme aus dem Jahre 2009, die ich sehr empfehlen kann, in diesem Fall eine DVD mit hochkarätiger Besetzung:



    Es singen u.a. Angela Gheorghiu, Roberto Alagna, Lisette Oropresa und Marius
    Brenciu

  • Es ist eine Rundfunkaufnahme, lieber Rheingold.

    Die Qualität ist hervorragend. Wienerischer kann man "La Rondine" nicht hören.

    Hier ein Ausschnitt mit dem Buffopaar, man achte auf den Schluss!!

    Waldemar Kmentt und Dorothea Siebert in "La Rondine" - YouTube


    Und es gibt auch noch das Debüt von Franco Bonisolli in der Opernwelt. Das ist ein Live-Mitschnitt aus Spoleto, aber technisch auch sehr gut.

    Bonisolli's debut: La rondine - YouTube

  • Lieber greghauser2002,


    ich bin zwar nicht "Rheingold", danke Dir aber sehr für Deine hilfreichen Informationen. Vor allem erstaunt es mich, daß die deutsche Aufnahme aus Wien klanglich so gut geraten ist. Ich überlege, sie mir anzuschaffen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber greghauser2002,


    ich bin zwar nicht "Rheingold", danke Dir aber sehr für Deine hilfreichen Informationen. Vor allem erstaunt es mich, daß die deutsche Wiener Aufnahme klanglich so gut geraten ist. Ich überlege, sie mir anzuschaffen.


    LG Nemorino

    Lieber Nemorino!

    Peinlicher Lapsus von mir. Bitte verzeih'.

    Doch das schmälert nicht die Qualität der angesprochenen Aufnahme. Es hat schon etwas Kurioses, dass eine Operette nach Wiener Vorbild auf Italienisch komponiert, hier aber doch wieder auf Deutsch (mit Wiener Einschlag) aufgeführt wurde. Die Besetzung ist generell interessant - der blutjunge Kmentt eine Klasse für sich.

    Ich mag "La Rondine" sehr gern, durfte sie auch schon einmal auf der kleinen Bühne in Passau - sehr charmant dargeboten - live erleben.

  • Das Carltheater in Wien war 1914 der ursprüngliche Auftraggeber für Puccinis Oper und das erste vorgeschlagene Libretto von "La rondine" stammte von Alfred Maria Willner und Heinz Reichert.

    Erst später übernahm Giuseppe Adami die Erstellung des italienischen Librettos.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Ki

    Es gibt mehrere Fassungen von "La rondine", die Puccini zwischen 1914 und 1921 erstellte.


    Um die Rolle des Ruggero zu erweitern, hat man in Zürich zusätzlich zu seiner Arie im 1. Akt (Parigi! È la città dei desideri) im letzten Akt noch ein Solo eingefügt.

    Laut Libretto beginnt der Akt mit einer Szene, in der Magda und Ruggero auf der Terrasse das Meer betrachten. In Loys Inszenierung betrachtet Ruggero die schlafende Magda und singt, bevor sie aufwacht, das Lied "Morire?... E chi lo sa qual è la vita!" welches zwar vom Librettisten Giuseppe Adami für den ersten Akt konzipiert wurde, aber von Puccini wieder gestrichen wurde, da es ihm zu melancholisch schien. (Das Lied wurde 1917 in eine Sammlung für das Rote Kreuz Italiens aufgenommen). Es passt außerordentlich gut in den dritten Akt, spiegelt es doch das naive Philosophieren über das Leben und den Tod den inneren Zustand des verliebten jungen Mannes.


    Der Text von Giuseppe Adami:

    Morire?... E chi lo sa qual è la vita!

    Questa che s'apre luminosa e schietta

    ai fascini, agli amori, alle speranze,

    o quella che in rinuncie s'è assopita?

    È la semplicità timida e queta

    che si tramanda come ammonimento

    come un segreto di virtù segreta

    perché ognuno raggiunga la sua mèta,

    O non piuttosto il vivo balenare

    di sogni nuovi sovra sogni stanchi,

    e la pace travolta e l'inesausta

    fede d'avere per desiderare?

    Ecco... io non lo so, ma voi che siete

    all'altra sponda sulla riva immensa

    ove fiorisce il fiore della vita

    son certo lo saprete.


    Deutscher Text: https://www.puccini.it/index.php?id=358

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Um die Rolle des Ruggero zu erweitern, hat man in Zürich zusätzlich zu seiner Arie im 1. Akt (Parigi! È la città dei desideri) im letzten Akt noch ein Solo eingefügt.

    Laut Libretto beginnt der Akt mit einer Szene, in der Magda und Ruggero auf der Terrasse das Meer betrachten. In Loys Inszenierung betrachtet Ruggero die schlafende Magda und singt, bevor sie aufwacht, das Lied "Morire?... E chi lo sa qual è la vita!" welches zwar vom Librettisten Giuseppe Adami für den ersten Akt konzipiert wurde, aber von Puccini wieder gestrichen wurde, da es ihm zu melancholisch schien.


    Sehr interessant, dass Ruggero (Bernheim) noch ein Lied bekommt.

    Das ist es dann wohl:

    Puccini - Morire? (Placido Domingo) - YouTube