Waren das lauter Juroren, die sich gegen Musik und Libretto entschieden haben?
Konwitschny inszeniert nie gegen die Musik, im Gegenteil, es gibt wohl wenige Kollegen, die die Stücke musikalisch so gut kennen wie er. Er durchleuchtet die Stoffe und konzentriert sich gelegentlich auf Aspekte, die sonst nicht im Zentrum stehen, was im ersten Moment den Anschein ergibt, dass er die Stücke gegen den Strich bürstet. Dabei scheut er auch nicht optisch ausgefallene Lösungen. Generell sind seine Inszenierungen aber wohl durchdacht und fundiert, die unkonventionellen Ansätzen führen aber naturgemäß zu unterschiedlich geglückten Gesamteindrücken und man braucht schon eine gewisse Offenheit, um seinen Gedankengängen folgen zu wollen.
Sein Holländer ist von dem rund ein Dutzend von Inszenierungen, die ich von ihm kenne, wohl im obersten Drittel einzuordnen. Mit einer guten Besetzung kann dieser Abend ein Opernfest ergeben. (Es gibt von mir irgendwo in den tiefen des Forums wohl einen Bericht von einer echten Sternstunde in Graz, in der Christiane Libor eine absolut phänomenale Leistung als Senta erbrachte.)