Beiträge von Gerrit_Stolte

    Lieber Alfred,


    ein heißes Eisen, dieses Thema. Und eines, das man nicht mit einer Antwort abhandeln kann. Von daher kommen vielleicht noch ein paar Ergänzungen von mir.


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    Original von Alfred_Schmidt
    Hallo Thorsten,


    Sicher hat Naxos gut Mittelklasse zu bieten.


    Da ist mittlerweile auch viel Spitzenklasse dabei. Aufnahmen, nach denen sich die Majors die Finger lecken, von Künstlern, die sie gerne unter Vertrag hätten.


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    werden die Künstler teilweise lediglich an den Einnahmen beteiligt, eine angemessene fixe Gage bekommen sie nicht. Somit trägt das unternehmerische Risiko zum Großteil der Künstler


    Ob das noch bei allen so ist? Oder wissen wir, ob die Majors den Künstlern noch eine Gage zahlen, wenn sie nicht exklusiv für das jeweilige Label aufnehmen? Ob ein Wolf Harden (Pianist des Trio Fontenay) seine Aufnahmen für Naxos so günstig für diese Firma gemacht hat weiß ich nicht. Zweifelhaft finde ich es aber, wenn für eine Aufnahme des Royal Scottish National Orchestra von Chandos 20 Euro, von Naxos nur 6 Euro gefordert werden. Der Händleranteil ist prozentual der gleiche, die reinen Aufnahmekosten (exklusive Künstlergagen) auch und ich glaube nicht, dass die Plattenfirma weniger als 10 Euro von der Differenz einsackt. Die Künstler bekommen also auch da noch sehr wenig.


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    Dazu kommt daß Spitzenkünstler, wie beispielsweise J.Levine aus den Katalogen verschwinden, weil sie zu teuer sind.


    Wenn ich es mir leicht mache, verweise ich auf Angebot und Nachfrage. Soll Levine doch billiger werden, dann wird er auch wieder aufnehmen. Vielleicht ist er aber nich das richtige Beispiel. Seine relativ billig zu erwerbenden Aufnahmen auf Oehms Classics sind nicht sonderlich berühmt. Von daher ist eher der Vollpreis zu hinterfragen, der von DG etc. für manch durschnittliche Scheibe gefordert wird.


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    Weniger positiv beurteile ich da schon Brill*nt. Eigentlich werden da hauptsächlich Aufnahmne angeboten, wo der eigentliche Produzent Schiffbruch damit erlitten hat.


    Stimmt nicht. Die paar Lizenzausgaben von Denon oder Nimbus sind nur ein geringer Anteil. Mittleweile gibt es eine ganze Menge Exklusivkünstler bei Brilliant, diverse zeitlich begrenzte Lizenzen (von Ensayo etwa) oder aber nach marktwirtschaftlichen Prinzipien geschlossene Verträge (Brilliant hat für den Schostakowitsch-Zyklus von Barschai einfach mehr geboten als andere Interessenten).


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    Alles in allem ist es eine Abkehr von Elite-Einspielungen, aber gerade die sind es die überleben: Das Elitäre halt ich (ich weiß da gibt es viel Widerspruch) für einen unverzichtbaren Motor


    Elitär für mich nur im Sinne von exzellenter musikalischer Qualität. Das gelbe Eckchen macht eine Mistaufnahme nicht einen Deut besser, warum soll ich also mehr dafür bezahlen? Auch würde Barschais Schostakowitsch nicht besser, wenn er auf EMI veröffentlicht würde. Wenn der in ein oder zwei Jahren auf einmal zum Vollpreis verkauft würde, hätte das nicht mit Elitismus sondern nur noch mit Kundenverarsche zu tun.


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    Am Beispiel der Salzburger Festspiele und der Wiener Staatsoper, Bayreuth etc. ist das gut zu sehen: Während andere, teilweise sogar subventionierte Opernhäuser, Orchester etc. ums überleben kämpfen


    Das ist relativ zu sehen. Da sind viele "ich will gesehen werden", "die muss man einmal gesehen haben"-Zuhörer dabei. Leute, die mit der Musik nichts am Hut haben, aber dazugehören wollen. Obwohl die Klassik ja nur einen kleinen Anteil des Tonträgermarktes ausmacht, sind diese Veranstaltungen gesellschaftlich hoch angesiedelt. Und sie überleben auch wegen ihrer elitären Qualität - da wird halt oft (nicht immer) große Kunst geboten. Übrigens sind die Salzburger Festspiele massiv subventioniert - von internationalen Konzernen, von Einzelnpersonen, deren Büste dann im Foyer aufgestellt wird. So wird in den Staaten seit Jahren verfahren und ich halte das, begrenzt, nicht für die schlechteste Praxis.


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    Eine Nivellierung des Tonträgermarktes, so glaube ich wird auf lange Sicht gesehen, jene Kunden vergraulen, die die eigentliche Stütze des Klassikmarktes sind.


    Also mir ist es egal, was auf der CD draufsteht, solange elitäre Qualität drin ist. Und ich glaube damit gehöre ich zur Mehrheit der Klassik-Stammkunden. Und genau deshalb liegt es an den Majors, ihre Strategie zu überdenken. Sonst einer der beiden letzten freien Majors (Warner oder EMI) irgendwann von Naxos geschluckt - das Geld dazu haben die schon lange.


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    Naxos-gut und schön (ich besitzte über 200 von diesem Label). Aber fragt mal Brendel , ob er für Naxos spielen würde ?


    Brendel ist wie schon von angemerkt einer der wenigen Sonderfälle. Ein Exklusivkünstler, der nur für eine Firma aufnimmt, dessen Aufnahmen weggehen wie warme Semmeln - wie auch die von Argerich oder früher Karajan, Bernstein, Solti etc. Ob Brendel jedoch in fünf Jahren (wenn er noch spielt) auch noch die Möglichkeit hat, für Phillips aufzunehmen, bleibt abzuwarten.

    Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Beitrag ernst gemeint war, reklov29, oder ob ich die Ironie darin nur nicht begreife:


    Pires ist seit weit mehr als einem Jahrzehnt etabliert, ein "neu aufgegangener Stern" ist sie wirklich nicht.


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    Von der Pianistin Pires; im Bereich Veröffentlichungen, ist fast nichts zu finden......!!!!


    Folgend nur die gegenwärtig erhältlichen Einspielungen auf DG:


    http://www.deutschegrammophon.…?ART_ID=PIRMA&AUTOSTART=1


    Dazu gibt es noch diverses auf Erato und natürlich noch einige zur Zeit nicht erhältliche Aufnahmen auf beiden Labeln.


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    Neue Jungpianisten könnten im gleichen Atemzug benannt werden... Christian Zacharias... Aldo Ciccolini.... Cllara Haskil


    Neue Jungpianisten? Warst Du die letzten 30-40 Jahre verreist oder noch nicht geboren? Oder sind für Dich nur Pianisten etabliert, die mehr als 40 Jahre aktiv sind, wobei dann Gouldja auch wegfällt.

    Fall es noch eines Beweises bedurfte, dass Naxos (mit seinen Unterlabeln) mittlerweile ein Majorlabel ist: Mittlerweile werden ältere Naxos-Aufnahmen von Brilliant Classics lizensiert (Kuchars Aufnahmen mit dem Ukrainischen Sinfonie- oder Rundunksinfonieorchester). :D


    Im Ernst: Naxos hat den meisten großen das Fürchten gelehrt. Aus dem urspünglichen Ramsch-Image ist mittlerweile ein strahlender Stern geworden, der, wie alle anderen Label auch, Volltreffer und Mist veröffentlicht. Eigene Künslter sind zu Stars geworden, diverse Gesamtaufnahmen (Bruckner, Sibelius) brauchen den Vergleich mit den Angeboten von DG etc. nicht zu scheuen. Und dann natürlich das vermeintliche Nischenrepertoire, das - wenn man keine bekannten Künstler hat - von den Majors gemieden wird, wie der Teufel das Weihwasser umgeht. Dazu dann nach die liebevoll restaurierten historischen Aufnahmen oder die - anscheindend jetzt auch in Europa erhältliche - Serie mit amerikansicher jüdischer Musik (Milken Archive), bzw. die Serie mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.


    Das große Fusionsfieber und das Labelsterben der letzten Jahre sind in meinen Augen daher auch eher eine Reaktion auf die hervorragende Politik von Naxos, Brilliant und den diversen Speziallabeln (Hyperion, Chandos, Naive) etc. als ein Anzeichen für eine Klassikkrise.

    Dieser "östliche" Stil wurde auch vom Vegh-Quartett geprägt (um den Primarius Sandor Vegh): exzellente Beethoven- und Bartßók-Gesamtaufnahmen. Nicht zu vergessen unter den aktuellen Formationen: das Talich Quartett, das einen Beethoven-Zyklus aufgenommen hat, der in seiner gediegenen, ruhigen Art seinesgleichen sucht (und nur beim Ungarischen Streichquartett, dem Budapest String Quartet und dem Vegh Quartett findet - aber die gibt es ja glaube ich nicht mehr). Ähnlich gut vom Talich Quartett: die späten Dvorak-Quartette und Quintette, sowie, ganz weit vorne, Mozart Streichquintette.

    Hallo Alfred,


    schön, dass mein Beharren auf Resonanz stösst:


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    Sensibel und publicityscheu, das sind Attribute die der Harenberg Klaviermusikführer in Bezug auf die portugiesische Künstlerin Joáo Pires verwendet


    Ihrem Spiel kann man das nicht anmerken. Sensible, im Sinne von detailgetreu ist sie sicherlich. Sensibel, im Sinne von zurückhaltend nicht. Da ist viel Feuer und Fantasie zu hören.


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    Zwei Aufnahmen mit Mozart-Klaviersonaten, die für die Deutsche Grammophon entstanden sind ebenfalls vorhanden


    Welche Volumina? Mich hat - die letzte CD höre ich nachher - besonders die CD mit KV 333, KV 457 und der Fantasie c-Moll KV 475 begeistert.


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    Option auf Ausbau besteht


    Auch der Drang :D?


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    Sagit meinte hier an anderer Stelle im Forum in bezug auf ihr Chopin-Spiel:


    Zitat:
    Wenn man die Pires mit den Impromptues hört, wird man vielleicht nicht mehr so oft zu Brendel greifen


    Na ja, bei Chopion kann ich das ja nicht als Alternative machen, oder? Ihre Impromtus sind übrigens ähnlich gut wie die Mozart-Sonaten.


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    Die Aufnahme der Violinsonaten, die sie zusammen mit Augustin Dumay für Deutsche Grammophon eingespielt hat, wurde mit dem Jahrespreis 2003 der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet.


    Also scheinbar doch nicht unterschätzt.....


    Ja, aber kann man einen Preis und ein oder zwei positive Kommentare unter tausenden von Beiträgen in Tamino als richtige Einschätzung bewerten?

    Hallo zusammen,


    versuche mich so langsam durch alle Foren zu posten. Mir liegen Haydns Streichquartette besonders am Herzen (eigentlich sogar das Genre an sich - Goethes Ausspruch von den vier Herren - sind ja mittlerweile auch viele Damen dabei - stimmt irgendwie schon). Haydn hat 83 Quartette geschrieben, inklusive der sechs aus opus 3, deren Authentizität nicht nachgewiesen ist. Charles Rosen macht die so genannten Russischen Quartette, op. 33 als prägend für den Klassischen Stil an sich (und stellt sie damit auf eine Stufe mit Mozarts Jeunhomme-Klavierkonzert), eigentlich legt Haydn aber schon mit den Sonnenquartetten op. 20 los 8). Welche Favoriten (Kompositionen und Einspielungen) habt ihr? Oder sind die Quartette eher nur Nebensache für Euch? Wenn ja, warum?

    Schaue ich mir die Antworten an, hätte ich es vielleicht ein wenig provokativer formulieren sollen. Nicht "immer-gut" sondern "immer Referenz" hört man manchmal. Gute Aufnahmen werden von vielen Dirigenten oder Instrumentalisten abgeliefert, d. h. wirklich falsch liegt man bei Solti, Szell, Karajan, Böhm etc. eigentlich nie. Aber, großes Aber: Die Wertung ist ja immer relativ in zweifacher Hinsicht: einmal ist sie subjektiv (wie gefällt mir das und das) und dann ist sie vergleichend (wie gefällt mir das und das im Vergleich zu anderen Einspielungen). So sehe ich das zumindest. Von Szell habe ich auch noch nichts wirklich schlechtes gehört, aber viele Aufnahmen anderer Dirigenten gefallen mir in manchem Repertoire einfach besser - deshalb relativiert sich für mich die Qualität von Szells Einspielungen, sie sind für mich nicht (mehr) Referenz und ab einem gewissen Grad überflüssig, weil der Genusswert nur noch vergleichsweise gering ist.

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    Sehr begrüßenswert dieser Thread, er wäre mir beispielsweise nicht in dieser Formulierung eingefallen, so bringt er etwas Abwechslung ins Forum.


    Danke 8)


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    Tatsache ist aber natürlich, daß das Umfeld, die Verpackung und weitere Parameter suggerieren. ob eine Einspielung als Referenz anerkannt wird oder nicht. Karajan und Berliner Philharmoniker klingt nun mal vertrauenserweckender als:" Horst Jäger dirigiert das Werksorchester von Google Germany", obwohl hier noch keine Probe aufs Exempel stattfand.


    Das ist eigentlich auch nicht mein Punkt. Auch wenn ich es fragwürdig finde, wenn sich Leute an großen Namen aufhängen, nachvollziehen kann ich es bis zu einem bestimmten Grad. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass wir uns dann ja auch den Marketingabteilungen der Major-Labels ergeben, nach dem Motto: der dirigiert nur ein kleines Orchester für ein kleines Lable, dann kann er ja nicht gut sein. Ich meinte er folgendes:


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    Beispielsweis Concerto Köln ist ein Orchester, das ich Partout nicht mag


    Ist natürlich eine Geschmackssache und es fiele mir nicht ein, diese zu hinterfragen. Allerdings: könntest Du in zehn oder fünfzehn Jahren unbefangen eine Aufnahme von Concerto Köln hören? Oder als Gegenbeispiel: Es gibt viele Leute, die alles von Solti oder alles von xyz superklasse finden - und das sogar wenn die Künstler ihre Interpretation hinterfragen. Das grenzt für mich dann an Starkult, der eigentlich in der klaissischen Musik nichts zu suchen hat. Nur weil Solti, ein großer Dirigent, viele großartige Aufnahmen gemacht hat, muss ich noch lange nicht alles von ihm gut finden. Solche Geschmacksurteile sollte man regelmäßig überprüfen, einfach nur um festzustellen, ob sich der Berurteilte oder der Urteilende gändert haben. ;)

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    Aber gerne. Besonders im Opernbereich wurde angepasst. Man strich Arien die als "langweilig" verschrien waren, man fügte welche ein die
    einem bestimmten Sänger oder einer Primadonna auf den Leib geschrieben wurden. Man strich bei Konzerten und Sinfonien Wiederholungen.
    Man ersetzte Instrumente, so nicht vorhanden, durch "ähnliche", was einige Komponisten des 17. und 18.- Jahrhundertes, die diese Praxis kannten, dazu veranlasste, dies gleich vorweg in der Partitur zu "legalisieren". Man veränderte, wo man dies für opportun hielt die Tempi, man wechselte Sätze gegeneinander aus. Sir Thomas Beecham änderte für gewisse Aufführung die Reihenfolge der Arien in der "Zauberflöte", weil er seine Anordnung für "logischer" fand.


    Das Entscheidende hast Du schon gesagt, ich habe es nochmals hervorgehoben. Wenn Komponisten das im Vorgriff auf spätere Aufführungen legalisierten, heißt das doch noch lange nicht, dass sie es wirklich wollten. Gerade das Beispiel Bruckner passt da überhaupt nicht als Beleg. Er hat zwar allerhand Änderungen akzeptiert, allerdings nur damit seine Werke überhaupt aufgeführt werden. Gleichzeitig hat er ganz bewusst, seine Originalpartituren an die ÖNB (?) vermacht, weil er hoffte (wusste?), dass man irgendwann seine Werke aufführte "ohne" auf die zu seiner Zeit geforderten Konzertsituationen Rücksicht nehmen zu müssen.


    Legalisieren kann daher nur als zähneknirschende, eigentlich nicht gewollte Zustimmung des Komponisten verstanden werden. Deren heutige Beachtung sollte man eher zweifelnd hinterfragen: Im Vergleich zu Beecham macht Harnoncourt vor allem eines: Er respektiert den Willen des Komponisten und maßt sich nicht an, dessen Werke "besser" zu verstehen als der Komponist selbst.


    Bernstein hat ja Szell auch (zu Recht) vorgeworfen, Schumanns Symphonien bearbeitet zu haben. Das heißt jedoch nicht, dass es "die eine Art" gibt ein Werk zu interpretieren. Und ich glaube genau das hat Harnoncourt von seinen Interpretationen "nie" behauptet, auch wenn ihm das manche Hörer/Kritiker gern vorwerfen.

    Da ich mich über die nächsten vier Jahre verteilt an die geistlichen Kantaten machen will: Was könnt Ihr mir empfehlen? Den Rilling hätte ich ja jetzt billig haben können, hab das Aktionsangebot aber leider (?) verpasst. Von Richter halte ich nicht sonderlich viel, Gardiners Einspielungen sind ja wohl vorläufig auf Eis gelegt. Kennt jemand Koopmans in absehbarer Zeit komplette Serie (fehlen glaube ich noch drei Volumina, also neun CDs). Oder sollte ich doch zu Harnoncourt greifen? Von Bachs Vokalwerken hat mir zum Beispiel Herreweghes 2. Einspielung der Johannespassion gefallen. Sehr schlank mit sehr gutem Chor und guten Solisten.

    Hallo,


    mein erster Thread, deshalb gleich ein bisschen kontrovers, soll sich ja lohnen :D. Wie haltet es Ihr es mit Allgemeinurteilen über manche Dirigenten? Ich lese oft was von totaler Karajan-Ablehnung, gleichzeitig viel von blinder, da es um Musik geht wohl besser "tauber", Solti-Ergebenheit. Alfred hat ja - als weiteres Beispiel - ziemlich pauschal über Harnoncourt gesagt, dieser würde in seinen Interpretationen das Publikum nicht beachten. Da ist mir oft zuviel Pauschalität dabei, vielleicht (siehe Karajan) liegt es auch am Zeitgeist. Ich wüsste keinen Interpreten, von dem ich "alles" oder aber "nichts" mag. Sollte es einmal soweit kommen, muss ich mir, glaube ich, den Vorwurf gefallen lassen, nur mit Voruteilen behaftet Musik zu hören - denn ein Pauschalurteil birgt die Gefahr schon vorab auf zukünftige Veröffentlichungen übertragen zu werden. Wie seht ihr das? Gibt es Musiker, die es - wie auch immer - immer schaffen, ins Schwarze oder daneben zu treffen?

    Andere Meinugen sind ja hoffentlich willkommen:


    Zitat

    Toscanini war auch nicht unbedingt DER Beethoven-Dirigent


    Gerade seine Beethoven-Aufnahmen haben mir diesen Dirigenten erschlossen. Auch wenn er aus einem Bächlein einen reißenden Fluss machen mag, so ist er mit dieser "Fehlinterpretation" ja nicht alleine. Die meisten anderen Dirigenten machen aus dem donnernden Gewitter ein laues Lüftchen.


    und


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    Sehr enttäuscht war ich übrigens von dieser Aufnahme der "Missa", die zum einen tontechnisch nicht sehr gut umgesetzt ist und zum anderen für mich persönlich zu starke Eingriffe in die Partitur seitens Harnoncourt darstellt


    Für mich ist das immer noch die überzeugendste Aufnahme. Nicht nur hat sie mich der geistlichen Musik näher gebracht, sie hat mich erstmals erahnen lassen, warum Menschen trotz Aufklärung, Technologie etc. immer noch den Weg in die Kirche/zur Religion finden.

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    Das ganze aber ein typisches Barenboim-Produkt: auf den ersten Blick Edelmetall, das sich sich beim genaueren Betrachten als Talmi entpuppt !


    Find ich gar nicht. Mir liegen die Schumann-Symphonien sehr am Herzen und Barenboims Zyklus halte ich für einen der besten seit Jahren - als romantisierende Interpretation mit relativ breiten Tempi meine bevorzugte Intrepretation. Das beste, was Barenboim seit Jahrzehnten gemacht hat. Daneben "muss" man eigentlich Sawallisch und Gardiner haben, Bernsteins Wiener Aufnahmen und Szells Zyklus (jetzt wieder billig als Doppel-CD) sind auch allererste Sahne. Und natürlich noch Einzelaufnahmen: DIe 4. von Furtwängler oder Wand, die 2. von Toscanini, die 1. und 3 von Levine (ich hab' nur die RCA-Aufnahmen) und Giulini hab' ich auch irgendwo noch rumfliegen ;)

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    Als letzter Hinweis ein quasi lokalpartriotischer, allerdings nicht auf historischen Instrumeten: Daniel Harding mit der Bremer Kammerphilharmonie


    Neid und Missgunst :stumm: Ich hab' den Brahms-Zyklus im Radio mitgeschnitten, den er vor ein paar Jahren in der Glocke aufgeführt hat - mit Tanja und Christian Tetzlaff beim Doppelkonzert. Sagenhaft.

    Guten Morgen Alfred,


    also geplant habe ich das auch nicht. Wirklich planen machen das glaube ich auch nur Leute, die gar kein Interesse an der Musik haben, sondern nur ihre Bildung vorgaukeln wollen - die haben dann auch die Gesamtausgabe von Shakespeare, Goethe, Schiller, Mann, Marx und Platon im Schrank - ohne sie gelesen zu haben.


    Natürlich hat sich irgendwann eine Sammlung ergeben. Anfangs war ich auch nur auf die Musik an sich aus, später habe ich fest gestellt, dass es die "an sich" eigentlich nicht gibt, da immer Interpreten im Spiel sind. Vergleiche werden also gemacht, die Suche nach der "besten" Einspielung (die es nicht gibt) beginnt. Manche Werke habe ich mittlerweile in mehr als 50 Einspielungen.


    Aber die naive Freude am Unbekannten (dann doch der Musik an sich) habe ich mir erhalten. Gerade gestern habe ich mir in einem 2nd Hand Laden Gounods Messe solennelle Ste Cécile gekauft, ein mir bis dato völlig unbekanntes Werk (in einer Einspielung mit Igor Markevitch/DG Dokumente). Und so wächst die Sammlung, und wächst, und wächst, und wächst.

    Ich mache mir vor allem das Netz zu Nutze: Immer nach Preisvorteilen Ausschau haltend, haben es mir vor allem folgende Quellen angetan:



    http://www.zweitausendeins.de (auch wenn mich die anfallenden Versandkosten ärgern)


    http://www.jpc.de und http://www.amazon.de (oder .co.uk/.com)(eher selten)


    Frankreich: http://www.fnac.com (teuer, aber gut sortiert)


    UK: http://www.mdt.co.uk (exzellenter Service, breites Angbot, viele Spezialtitel, günstiger Versand - vor allem bei neuen Scheiben der majors sehr interessant)


    Aus Italien: http://www.stradivarius.it/classica/index.html (Familienbetrieb, "typisch" italienisch, da werden schon mal die Kreditkartenangaben in einer Replik wiederholt, unverschlüsselt natürlich 8o, aber dafür gibt es Mengelbergs Beethoven sonst nirgendswo - zumindest in der Philips-Ausgabe.)


    für tschechische Musik (ein unerschöpflicher Quell): http://www.musicabona.com/ (Vorteil: Versandkosten sind im Preis inbegriffen, schon nach einer Bestellung bekommt Rabatt auf neue Bestellungen).


    Auch Holland ist vertreten: http://www.kuijperklassiek.nl/


    und schließlich ein großer, deutscher Speziallieferant: das Kulturkaufhaus Dussmann: http://www.kulturkauf.de/


    Wenn ich mal nach München komme, wird das Kaufhaus Beck besucht. Die einzige Klassikabteilung, die mehr CDs hat als ich :beatnik:

    Hallo Alfred,


    bin geneigt zu sagen, der Schatten wird von mir gerne aufgesucht. Die 8. Symphonie gehört - wie das letzte Streichquartett zu meinen Lieblingskompositionen von Ludwig van. Gerade weil er darin zeigt: Hört, so würde ich heute komponieren, wäre ich Mozart oder Haydn (überspitzt ausgedrückt). Die Quintessenz des klassischen Stils kommt hier zum Tragen und dennoch soviel mehr, so viel Fortschrittliches. Ich glaube ich habe mittlerweile mehr als 40 verschiedene Aufnahmen der 8. und meine Favoriten wechseln ständig. Nur mit Klemperers Version habe ich mich nie anfreunden können, obwohl mir die großen Aufnahmen von ihm (3.,5.,7.,9 in mono und/oder stereo) sehr gefallen.

    Das kommt normal auch nur bei Beträgen über 20 Euro dazu. Ich habe vor Jahren mal gute Beziehungen in die Staaten gehabt. Die erste Lieferung - weit über 100 DM, also mehr als das doppelte des damals zulässigen - kam ohne Kontrolle durch. Danach hatte ich eine Lieferung im Bestell- und Versandwert von 350 Mark - und musste beim Empfang gleich nochmal rund 50 Mark abdrücken. Passiert nicht immer, aber immer öfter - unseren Staatsschulden sei Dank. Egal, bei den hier herrschenden CD-Preisen sind Angebote aus den USA natürlich immer zu beachten. Bei günstigen Versandkosten sollte man aber eher mehrere Einzelbestellungen aufgeben.


    Gruß,
    Thorsten

    Von der Komposition und dem Pianisten kann man nicht genug bekommen, oder? Im Zuge der Verwicklungen um die halb-legale/illegale Bach-Edition, sind momentan die Aufnahen Koroliovs aus dieser Box scheinbar bei jpc nicht mehr zu bekommen - also hüte sie wie einen Goldschatz - und versuche mal das Wohltemperierte Klavier von ihm - aaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhh!


    Gruß,
    Thorsten

    Zitat

    aber günstig wegen des Wechelkurses ist ja nun eher das:


    bei http://www.cdconnection.com kostet die Sokolov 36,70 $ also ca. 27,5 €.


    Nee, mein Lieber: Auf die 27,5 Euronen kommen noch die Versandkosten (bei mdt sind das knapp 3 Euronen, bei cdconnection aus den USA sicherlich mehr). Auf den Gesamtbetrag von cdconnection nochmal 16 Prozent Mehrwertsteuer, plus 4 Prozent Zolleinfuhrsteuer. Das fällt bei mdt nicht an, weil EU. Preislich ist mdt nicht zu schlagen, wenn es um Importe geht. Außerdem ist die Lieferzeit nur rund eine Woche. Bei cdconnection dürfte es länger dauern, und wenn Express verlangt wird, kostet es mehr.


    Gruß,
    Thorsten

    Szell, vor allem als Begleiter von Instrumentalkonzerten:


    Ein Muss:



    Sagenhaft besonder der Einstieg in das erste Klavierkonzert. Auch nicht zu verachten, die Klavierkonzerte mit Beethoven (auch mit Fleisher, mit dem er auch Grieg/Schumann eingespielt hat) und die Mozart'schen Beiträge dieser Kategorie (mit Casadesus). Als symphonischer Dirigent nicht ganz "so" überzeugend, immerhin aber einer der ersten gelungenen Schumann-Zyklen, jetzt neu aufgelegt in der "Ramsch"-Serie (nur preislich) von Sony.



    Bei amazon.de 12,99 bei 2001 sogar nur 7,99. :beatnik:


    Gruß,
    Thorsten

    Etwas außergewöhnlich:



    Mit Abstand die überzeugendste Gesamteinspielung der Klaviersonaten von Prokofiev. Interpretatorisch überragend - auch wenn es einzelne "bessere Einspielungen" geben mag (Richter, Gilels, Gavrilov, Pletnev, Pogorelich), klanglich top. Bei http://www.mddt.co.uk jetzt sehr günstig (Euro-Kurs macht's möglich:


    http://www.mdt.co.uk/MDTSite/product/SO_Ondine/ODE9473.htm


    Im gleichen Laden:



    Fünf CD mit einigen der wichtigsten Aufnahmen von Sokolov, einem der letzten großen Giganten des Klaviers. Wieder zum "Vorzugspreis" :jubel:


    http://www.mdt.co.uk/MDTSite/product/SO_Naive/OP30388.htm


    Gruß,
    Thorsten