Beiträge von Gerrit_Stolte

    Zitat

    Original von Cosima
    Für mich ist dieses Klavierquintett das schönste und emotional aufwühlendste Kammermusikwerk, welches ich bislang kennenlernte. Hinweisen möchte ich auf die Einspielung mit Arthur Rubinstein.


    Eine gute Wahl, die Zusammenarbeit von Rubinstein/Guarneri ist legendär, ein Traum, auch in Schumann und Dvorak. Nachhaltige Kaufempfehlung.

    Zitat

    Original von Cosima
    Noch etwas fiel mir zu Sammelleidenschaft eben ein:


    Wenn es wirklich vorrangig darum ginge, verschiedene Interpretationen miteinander zu vergleichen, wieso gibt es dann so viele Sammler, die nur und ausschließlich Original-CDs in ihrem Besitz haben möchten (man könnte ja auch einfach aus dem Radio aufnehmen oder sich CDs ausleihen und anhören)? Wieso geht dieser „Trieb“ bei einigen Sammlern sogar so weit, dass diese Original-CDs in einem hervorragenden Zustand sein müssen? Es geht doch – so die Argumente – nur um die Musik?! Oder macht es nicht auch ein klein wenig stolz, wenn man sagen kann, dass die Sammlung Tausende von CDs umfasst?


    Also, hier gibt es zumindest zwei oder drei Mitglieder, die aus dem Radio mitschneiden. Bis vor ein paar Jahren war mir das auch möglich (zeitlich als Student) und erschien sinnvoll. Mittlerweile ist jedoch das Niveau vieler Klassiksender ein wenig im Sinken begriffen. Ich hab' rund 800 CDs mit Konzertmitschnitten aus dem Radio (reguläre CDs aus dem Radio aufzunehmen, hatte für mich keinen Reiz), oftmals sind da richtige Perlen dabei (was Sokolov in zehn Jahren zur Veröffentlichung frei gibt, habe ich dann schon seit 15 Jahren im Schrank stehen). Ich renne auch hin und wieder in die Bibliothek. Aber, im großen und ganzen hast Du Recht: Wir sind halt Jäger und Sammler von Natur aus - was wir nicht erbeuten müssen, interessiert uns nicht besonders :D

    Nächster Schritt:



    Beethoven: The String Quartets
    Emerson String Quartet
    DG 447 075-2 (die mittleren Quartette waren im Rahmen der Beethoven-Edition der DG auch mal separat erhältlich)


    1. Violine: Eugen Drucker (Stradivari, 1686)
    2. Violine: Philip Setzer (Lupot, 1793)
    Bratsche: Lawrence Dutton (Mantegazza, 1796)
    Cello: David Finckel (Zygmuntowicz, 1993)


    Sehr klassisch in der Interpretation. Erinnert mehr an Haydn, Mozart oder frühen Beethoven, denn an ein Werk, dass die Zeitgenossen Beethovens vor allem verwunderte. Vielleicht ist das auch ein guter Weg um das Spiel zu beschreiben. Ich habe den Eindruck, als wollten die Musiker, dem Werk die Tiefe/Komplexität nehmen.


    Das hat vor allem zwei Folgen: Man wird mitgerissen, wenn die Musik danach verlangt. Man bleibt aber - gemeinsam mit den Musikern - zurück, wenn mehr als Spielfreude und Virtuosität gefordert sind: Weil die Musiker selbst nicht richtig in die Musik eindrigen. Es wirkt nicht wirklich oberflächlich, eher leichtgewichtig, also nicht so wie die Musik, vor allem im Allegretto und Adagio, klingen sollte. Technisch natürlich einwandfrei, aber mehr ist da nicht


    Interpreation: 6
    Klang: 8


    Also ein "Großpapa" :D

    Zitat

    Original von Ulli
    Salut,


    wie ich es bereits zu den Blechbläsern andeutete, kann es sein, dass es heutzutage möglich ist. Es ging aber um die "klassischen" Instrumente - also indirekt. Nicht umsonst stehen die klassischen Klarinettenkonzerte zunächst in A-Dur (Mozart), bei C. M. v. Weber dann in Es-Dur. Hornkonzerte stehen überwiegend in Es-, manchmal in D, selten in E. Es wird schon durchaus damit zu tun haben. Natürlich ist auch der Tonumfang - also das Register - mitverantwortlich, weil man z.B. eine alles umfassende fünf Meter lange Klarinette niemals hätte spielen können....


    Cordialement,
    Ulli


    Genau, Ulli. Deswegen kann man aber nicht sagen, wie es in den ersten Repliken erschien (mir zumindest), dieses oder jenes Instrument sei für diese oder jede Tonart konstruiert worden (inklusive der Nebentonarten). Die Komponisten haben sich nach den vorhandenen instrumentalen Möglichkeiten gerichtet.


    Also, ganz ketzerisch, würde ich sagen: Nein, es hat nichts mit den Tonarten an sich zu tun - die kann man schon auf allen Klarinetten (oder Saxofonen) greifen und spielen. Ich habe selbst mal ein paar Jahre Tenorsaxofon gespielt - mehr oder weniger diletantisch, das aber durch alle Tonarten.


    Entscheidend ist die Stimmlage/Tonhöhe/das Register. Ein Saxofon kann nur Töne über 2 1/2 Oktaven spielen. Wenn ich höher oder tiefer klingen will als ein Tenorsaxofon, nehme ich das Alt- oder das Baritonsaxofon, noch weiter dann das Sopran- oder das Bass-Saxofon.


    Was ich nicht verstehe ist, warum man die Saxofone nicht so gebaut hat, dass sie alle auf C *gestimmt* sind - hätte doch technisch möglich sein müssen, oder ?(

    Zitat

    Original von Richard


    Womit wir bei DEM Musterbeispiel sind was Alfred "gepuscht" nennt!
    Ohne H.v.K. wäre wahrscheinlich aus der Frau Mutter nue etwas geworden.


    "Wäre wahrscheinlich" ist eine nette Formulierung, nach dem Motto: Ich weiß es nicht wirklich, will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, und wenn ich dann doch stürze, kann ich noch den Fallschirm öffnen.


    Zitat


    Seinem Einsatz hat sie es zu verdanken, daß sie überhaupt im Schallplattengeschäft teil nehmen darf.


    So wie Kissin. So wie Sabine Meyer. So wie Barenboim Lang Lang protegiert hat, so wie Ilya Gringolts von Itzhak Perlman gefördert wird, so wie Guido Cantelli von Toscanini gefördert wurde, Bernstein bei Koussevitsky gelernt hat, der nebenbei auch noch viel für das leidliche Überleben Bartoks getan hat. So läuft nun mal das Geschäft. Und so ist schon immer gelaufen. Mit Marketing und Protektion kann aus guten Musikern (und das ist ASM ohne jeden Zweifel) ein Star gemacht werden.


    Zitat


    Okay, sie hat auch viele Werke erstmalig aufgeführt. Aber das verdankt sie wohl eher ihrem Bekanntheitsgrad als ihrem Können.


    Ich habe mir gerade das Brahms-Konzert mit Karajan angehört. Großartig. Nicht meine Lieblingseinspielung, aber definitiv sehr gut und die braucht sich wahrlich nicht verstecken vor einigen anderen Stareinspielungen.


    Bzgl. der Erstaufführungen sollte man das vielleicht auch mal anders sehen: ASM bekommt viele Werke gewidmet, weil manch Komponist seine Musik sonst gar nicht aufgeführt bekommt und damit meine ich wahrlich nicht nur ihren Ehemann. Vielleicht weiß jemand anderes, ob sie gar Kompositionen in Auftrag gibt?


    Also, ich kann leider noch nichts zum Gewandhausquartett sagen, da ich die Aufnahmen noch nicht kenne. Sie werden aber allgemein hochgelobt. Allerdings stehen bei mir zumindest die späten Quartette mit dem Takacs-Quartett ganz oben auf der Liste.


    Meine Sprachlosigkeit hat sich ein wenig gelegt: Der Klang der Aufnahmen ist sehr natürlich, so als würden die Musiker bei mir im Wohnzimmer spielen. Und was sie da spielen, ist einfach sehr, sehr überzeugend. Die Ecksätze sehr zügig, aber nicht oberflächlich musiziert. Ich mag, bis auf wenige Ausnahmen, eher schnellere Tempi. Bei vielen Einspielungen geht das Tempo allerdings zu Lasten der Tiefe in den langsamen Sätzen - und gerade bei 59/1 ist der langsame Satz fast das Wichtigste. Hier stimmt es aber: Die Musiker treffen das richtige, lansamere Tempo und erzählen die Geschichte. Sorry, ist alles subjektiv, aber mich hat das einfach begeistert. Als Kritikerpabst ungeeignet, würde ich Dir dennoch empfehlen, die mittleren Quartette mit dem Takacs zu kaufen - da kannst Du wochen-, monate-, jahrelang Freude dran haben. Und dann vielleicht die anderen Quartette dazukaufen.

    String Quartets, op. 59
    Guarneri Quartet
    Arnold Steinhardt, John Dalley (Violinen), Michael Tree (Bratsche), David Soyer (Cello)
    Philips 432980-2



    Im Handel gibt es auch einen Guarneri-Zyklus auf RCA, aufgenommen in den 60er-Jahren zu Beginn der Karriere dieses Quartetts. Die oben abgebildeten Philips-Aufnahmen, digital in den 1990ern enstanden, sind ggw. nicht erhältlich.


    Beim Hören dieser CD fühlte ich mich an die frühen Kooperationen des GQ mit Rubinstein erinnert (Brahms, Mozart, Dvorak, Schumann):


    Rubinstein/Guarneri-Aufnahmen


    Großartige Kammermusikaufnahmen, die vor Lebens- und Spielfreude nur so bersten. Man glaubt nicht, dass da ein über 80er-jähriger Pianist am Werk ist. Und das Spiel der Guarneris wirkt, als hätten sie sich vom alten Meister diese Spielfreude erhalten - und beim Blick auf das absurde Cover hätte man das wirklich nicht erwarten können (Vorurteil, Vorurteil).


    Diese Spielfreude gleitet aber nicht wie bei anderen Quartetten in rein athletische Übungen (schneller, lauter, weiter) ab. Zur Virtuosität gesellt sich hier auch eine gehörige Portion Charme, so dass vor allem das Allegretto sehr gut gelingt.


    Leider fehlt ein wenig Tiefgang im langsamen Satz. Damit soll nicht offensichtliche Trauerarbeit an der Partitur gemeint sein, vielmehr könnte es ein wenig schlichter sein. Die Guarneris kosten die Noten aus und hier ist das meines Erachtens nicht in dem Maße angebracht. Die beiden Ecksätze gelingen hingegen gut.


    Insgesamt eine überdurchschnittliche Einspielung:


    XREZENSION
    Interpretation: 7
    Klang: 8


    Leider sind auf der Doppel-CD nur die drei Quartette op. 59 enthalten, es wäre noch Platz für op. 74 oder 95 gewesen.