Was gleich auffällt: Die 6 Konzerte werden von sechs unterschiedlichen Solisten gespielt, die allesamt Tschaikowsky-Wettbewerb - Sieger sind. Dass mit diesen unterschiedlichen Solisten das interpretatotische Niveau der Aufnahmen genau so unterschiedlich ausfällt, liegt beinahe auf der Hand.
Deshalb wähle ich auch diesen Thread, da es hier nicht speziell um eine der Gattungen (KK, CC oder VC) gehen soll, sondern um einen Gesamtüberblick dieser Konzerte - GA:

Melodiya, 2016, DDD
Zunächst muss ich einemal die absolut aktuelle und natürliche Klangqualität der Aufnahmen hervorheben, die mir so mache Einblicke in die orchestralen Strunkturen der Konzerte verschafft hat, die mir bei älteren Aufnahmen bisher verborgen blieben. So ist u.a. auch der sonore Klang der Harfe (in den VC und CC) bisher für mich ungehört geblieben, oder sagen wir nicht so aufgefallen. Das geliebte Schlagwerk ist ebenfalls sehr präsent.
Zuerst hatte ich mir mein Lieblings-VC, das Violinkonzert Nr.1 angehört.
Mein erster Eindruck war vom Solisten Sergey Dogadin eher ernüchternd ... viel zu langsam, ohne wirklichen Biss; mehr Buchstabieren als Interpretieren ! Nicht annähernd ein Vergleich mit den Oistrach-Aufnaghmen mit Mrawinsky, Roshdestwensky und Kondraschin, sowie Kogan, Vengerov, Mordkowitsch ... Es fehlte einfach die Virtuosität, die wuchtige Energie, die dieses Konzert ausmacht; so langweilig ohne Pepp habe ich das VC noch nie gehört. Der Dirigent passt sich dem Solisten entsprechend besonders vom Tempo her an, liefert eine lupenreine Orchesterbegleitung, aber auch hier fehlt die Energie. Der 2.Satz Scherzo hat keine Energie. In der Passacaglia ergeben sich ein paar schöne Momente (klar bei der Partitur!!!), aber letztendlich bleibt alles flach und spannungslos.
Das Violinkonzert Nr.2 mit Pavel Milyukov gelingt etwas besser, aber mein Eindruck kann sich auch hier nur orchestral als positiv einstellen. Auch hier ist bereits der 1.Satz 2Min länger ausgedehnt, als beim Widmungsträger. Technisch gut gespielt, aber ohne Einfühlung und Biss.
Ich war jetzt schon betrübt über den Kauf der Box.
Aber bereits das Klavierkonzert Nr.1 überzeugt mich mit Lukas Geniusas vom Gegenteil.
Atemberaubende Virtuosität ! Auch hier zieht Sladkovsky entsprechnend mit, sodass eine mustergültige Aufnahme in jeder Beziehung von Zusammenwirken zwischen Solist und Orchester das Ergebnis ist. Ganz ausgezeichnet erweisst sich auch der Solotrompeter Dimitri Trubakov.
Das dreisätzige Klavierkonzert Nr.2 (für Sohn Maxim komponiert) gehört ebenfalls mit Dimitry Masleyev zu den hochvirtuosen Aufahmen.
Grosse Klasse !
Die Aufnahmen halten das hohe Niveau meiner letzte Neuaufnahmen der beiden KK mit Giltburg/V.Petrenko (NAXOS; 2017); sind sogar beim KK 2 noch straffer/flotter.
Ich bin gerne bereit eine neue Sichtweise der Konzerte entgegenzunehmen, wenn es angemessen umgesetzt wird. Hier bin ich von Rostropowitsch/Ormandy (CBS) geprägt ... aber so geht es dann auch positiv weiter mit dem Cellokonzert Nr.1.
Der Solist Alexander Buzlov liefert eine tief empfundene stimmige Interpretation, die auch orchestral beste Unterstützung erfährt.
Nicht ganz so zufrieden bin ich mit dem Cellokonzert Nr.2 mit Alexander Ramm. Hier fehlt es deutlich an Ausdrucksstärke, die der Widmungsträger Rostropowitsch in seiner gänzenden Aufnahme mit Ozawa (DG) mitbringt. Wichtige Phrasen wirken buchstabiert, statt diesen Ausdruck zu verleihen. Das Tempo wirkt in den Sätzen 1 und 3 zu langgezogen. Schöne Orchesterbegleitung mit allen effektvollen Details.
Meine Eindrücke der 6 Konzerte in Noten:
KK 1 = 1-2
KK2 = 1
VC 1 = 4-
VC2 = 4
CC 1 = 1-2
CC 2 = 3
Orchestral erweist sich das Tatarstan SO als ein würdiger Klangkörper, der an an das Niveau der besten russischen Orchester anknüpft. Die Klangqualität sorgt für ungetrübten Hörspass.te