Max von SCHILLINGS
MONA LISA
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Oper in zwei Akten
Libretto von Beatrice Dovsky
Uraufführung in Stuttgart 1915
Die Oper spielt im Florenz der Gegenwart (Vor- und Nachspiel) und des 15. Jahrhunderts
Aufführungsdauer: 2 (i.W. zwei Stunden plus Pausen)
Personen der Handlung/Stimmlage:
Fremder/Francesco del Giocondo Bariton
Eine Frau/Mona Fiordalisa, Gattin des Francesco Sopran
Ein Laienbruder/Giovanni de Salviati Tenor
Pietro Tumoni Bass
Arrigo Oldofredi Tenor
Alessio Beneventi Tenor
Sandro da Luzzano Bariton
Masolino Pedruzzi Bass
Dianora Sopran
Mona Ginevra ad Alta Rocca Sopran
Piccarda Alt
Sisto Tenor
Volk von Florenz, Nonnen und Mönche
Vorspiel
Ein Paar besichtigt einen Palast in Florenz, in dem Giocondo und seine Frau Lisa, die dem Maler Leonardo da Vinci Modell gesessen hat, gelebt haben. Ein Laienbruder führt die Beiden durch die Räume des Hauses und erzählt ihnen die Geschichte ihrer Bewohner.
Erster Akt
Es ist Karneval. Francesco del Giocondo sitzt mit Gästen an einer reich gedeckten Tafel. Sie warten auf den Karnevalszug und vertreiben sich die Zeit mit Liedern und Geschichten.
Der Karnevalszug ist bald zu sehen und zu hören. Er wird angeführt von der als Venus verkleideten Ginevra, einer stadtbekannten Kurtisane. Eine Marienprozession mit dem berühmten Bußprediger Savonarola stört das fröhliche Fest empfindlich: der Karnevalszug wird aufgelöst. Mona Ginevra wird in das Haus Francescos geholt. Das Fest wird mit dem Singen von Madrigalen fortgesetzt.
Lisa kommt von der Beichte. Sie geht mit Ginevra in ihr Zimmer zurück. Francesco wirkt traurig. Darauf angesprochen, erwidert er, dass ihm Lisa fremd geblieben ist. Sie ist ständig Ernst. Er zeigt Leonardos Bild, das hinter einem Vorhang hängt. Die Ähnlichkeit und das berühmte Lächeln werden bewundert. Francesco weist noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass seine Frau in Wirklichkeit niemals lächelt. Sie bleibt kalt. Er will das Geheimnis des Lächelns auf dem Bildnis wissen.
Giovanni, ein päpstlicher Unterhändler trifft ein. Er will für den Papst von dem für seine Perlensammlung berühmten Francesco eine Perle kaufen. Giovanni erzählt zuerst von dem Blick einer Frau, den er unterwegs erfasst hat. Dann führt Francesco seine Gäste in einen Schrein, der durch besondere Vorrichtungen geschützt ist und von innen nicht geöffnet werden kann. Aus dem geschlossenen Schrein dringt kein Laut nach draußen und niemand überlebt mehr als eine Stunde, wenn er darin eingeschlossenen ist. Ein Schlüssel dieses Raumes befindet sich in einem Kästchen, das auf dem Grund des Arno liegt, der unterhalb des Hauses fließt. Francesco führt wie im Trance seine Perlen vor. Lisa trauert um die Muscheln, die für jede Perle einen qualvollen Tod starben.
Während Francesco, seinen Gästen zu schildern versucht, was ihm die Perlen bedeuten, spricht Lisa mit sich selbst. Um den Perlen den Glanz zu erhalten oder wieder zu geben, muss Lisa sie nachts im Schlaf auf ihrer Haut tragen. Sie glaubt, dass sie die Perlen mit ihrem Herzblut nährt und die Perlen ihr die Seele vergiften.
Francesco zeigt Giovanni die Perle, die der Papst zu kaufen wünscht. Obwohl Francesco bekundet, dass er die Perle sehr liebe, werden die Beiden schnell handelseinig. Francesco entdeckt noch einen kleinen, matten Fleck auf der Perle. Sie soll noch ein letztes Bad in Meerwasser nehmen und ML soll sie über Nacht tragen. Er bemerkt, dass seine Frau und Giovanni sich kennen. Sie legt die Perlenkette um den Hals. Francesco verspricht Giovanni, ihm die Perle mit dem ersten Hahnenschrei zu überreichen. Dann schlägt er noch einen Spaziergang entlang den Lungarno vor. Die Gäste sind einverstanden, nur Giovanni will einen anderen Weg gehen - aber er wartet nur das Verschwinden der Gesellschaft ab und betritt das Zimmer wieder über die Stiege...großes Liebesduett. Giovanni versucht sie zur Flucht zu bewegen. Sie sagt letztlich ja, aber nur, um ihn loszuwerden. Sie weiß, dass ihr letztlich der Mut fehlt.
Sie hören Francesco zurückkehren. Lisa drängt Giovanni, sich in der Loggia zu verstecken.
Francesco betritt seine Wohnung über den Balkon. Er beobachtet Lisa, wie sie lächelnd in der Ecke sitzt – ihr geheimnisvolles Lächeln. Als sie Francesco bemerkt, setzt sie wieder ihre Maske auf. Francesco tut so, als müsse er noch einmal raus. Es scheint, als verlasse er der die Wohnung ebenfalls über die Stiege.
Lisa holt Giovanni und versteckt ihn in einer Nische; die Zofe wird ihn durch ihre Kammer rauslassen. Eine letzte Umarmung, von Francesco beobachtet. Beide Männer verschwinden in ihre jeweiligen Verstecke, bis Lisa ihren Mann ruft. Die Beiden spielen einander eine zärtliche Szene vor. In Wirklichkeit suchen beide Giovanni. Nachdem Francesco den Vorhang untersucht hat, weiß er, dass Giovanni im Schrein versteckt ist und schließt ihn dort ein.
Francesco ignoriert Giovannis Hilferufe. Auch Lisas Bitten überhört er zunächst. Er demütigt Lisa: Sie soll sagen, dass sie ihn liebt, dass sie sein ist, sie soll ihn küssen. Als sie dies alles getan hat, soll sie sagen, was sie will. Sie will nur den Schlüssel. Er wirft den Schlüssel in den Arno. Er hört wie berauscht ein fernes Madrigal und reißt Lisa in seine Arme. Lisa versucht zu lächeln – es hilft ihr nicht.
Zweiter Akt
Am nächsten Morgen erwacht Lisa sehr benommen, glaubt zunächst die Ereignisse der letzten Nacht seien ein Traum. Dem ist leider nicht so. Sie ruft Giovanni, vergeblich – sie begreift. Dianora hat den Schlüssel gefunden und gibt ihn Lisa. Sie kann sich nicht überwinden, in sein Verlies zu gehen. Sie weiß, was sie erwartet.
Francesco betritt blass und verstört seine Wohnung. Lisa steht auf dem Balkon und erscheint ihm zu ruhig zu sein. Sie versuchen beide einen verkrampften Smalltalk. Angeblich hat er ihr die Kette abgenommen und versucht, sie seinem Kunden zu überbringen. Aber der sei wohl auf Liebeshandel gewesen. Lisa vergeht bald vor Schmerz, aber sie lächelt. Sie zeigt Francesco den Schlüssel . Sie erzählt ihm eine Lügengeschichte, wo sie ihn her hat. Sie lässt ihn sogar glauben, dass sie Giovanni aus seinem Verlies befreit hat und er noch lebt. Sie bittet Francesco, ihr doch die Perlen zu geben. Sie will sie tragen, damit sie an Glanz gewinnen. Francesco verliert nach und nach den Überblick. Sie lockt ihn in das Verlies. Francesco ist völlig konfus und springt wie rasend in das Verlies. Lisa schließt die Tür und zieht den Schlüssel ab. Sie ist voller Triumph. Dann bricht sie mit dem Gefühl von Schuld zusammen .
Vision des jüngsten Gerichtes: Orchesterzwischenspiel
Nachspiel
Der Laienbruder hat seine Erzählung beendet. Die Frau fragt erschüttert nach Lisa. Aber der Bruder weiß nichts mehr über sie zu berichten. Die Frau gibt ihm Geld, damit er eine Messe für die Seele von Lisa lesen lässt. Die Frau geht mit dem Fremden ab und lässt einen Strauß weißer Iris fallen, den sie am Gürtel trug. Der Bruder fragt: „Wer bist du? Eva? Magdalena? Bath-Seba?“ und gleichsam antwortend: „Mona-Lisa! Mona-Lisa! Mona-Lisa!“