Beiträge von GiselherHH

    Um mal wieder auf Wagner zurückzukommen: Der Ring selbst verleiht Alberich lediglich "maßlose Macht" über das Volk der Nibelungen, wobei der Tarnhelm noch zusätzlich zur angstgeschwängerten Atmosphäre seiner usurpierten Macht beiträgt. Unsterblich wird Alberich dabei allerdings nicht (auch wenn er wahrscheinlich die "Götterdämmerung" überlebt) und allmächtig schon gar nicht (denn dann wäre der Ring schon im "Rheingold" zuende und würde mit dem Sieg Alberichs enden). Wie Alberich ja selbst gegenüber Wotan und Loge zugibt, will er sich den Weg zur Weltherrschaft erst durch das von den Nibelungen zwangsweise geförderte Gold erkaufen. Der Ring steht also für eine auf Usurpation beruhende Diktatur, während der Vertragsspeer Wotans Symbol einer auf rationale Verträge gegründeten Herrschaft ist, also die Autokratie in Form einer absolutistischen Herrschaft verkörpert. Beides Herrschaftsformen, denen Wagner keine sonderlich großen Sympathien entgegenbringt.


    :hello:


    GiselherHH

    Zitat

    Original von Joseph II.
    Unvergeßlich wird für mich immer sein Auftritt am Ende seiner "Meistersinger"-Inszenierung von 1984 (auf DVD erhältlich) bleiben, wo er Sachs (Bernd Weikl) und Beckmesser (Hermann Prey) am Schluß noch miteinander versöhnt. Ein genialer Einfall.


    Wobei er mit diesem "Einfall" genau das getan hat, was dem "Regietheater" immer wieder vorgeworfen wird, nämlich gegen die Intention des Komponisten zu inszenieren. Auch wenn es sicher menschlicher ist als das, was sich sein Großvater für die Beckmesser dieser Welt gewünscht hat.


    :hello:


    GiselherHH

    Der letzte öffentliche Auftritt Arturo Toscaninis fand am 04. April 1954 in der New Yorker Carnegie Hall statt. Auf dem Programm standen Vorspiele und Ausschnitte aus den Werken Richard Wagners.



    Dieser Auftritt, der live im amerikanischen Radio übertragen wurde, hat eine gewisse makabere Berühmtheit erlangt. Während des vorletzten Stückes, Tannhäuser-Ouvertüre und Bacchanal, hörte Toscanini aufgrund eines "Blackouts" plötzlich auf zu dirigieren, ließ den Stab sinken und schien irgendwie weggetreten zu sein. Das Orchester hatte seine liebe Not, das Stück einigermaßen ordentlich weiterzuspielen. Im Kontrollraum geriet man in Panik und sendete nach einer Unterbrechung den Beginn von Brahms´1. Symphonie bis sich Toscanini nach einer Minute wieder gefangen hatte und weiter dirigierte. Am nächsten Tag erklärte T. schriflich seinen Rückzug vom Dirigentenpodium.


    Die Beschreibung der Ereignisse klingt dramatischer als der Vorfall eigentlich war. Anhand der obigen CD, welche das Konzert in Stereo (!) überliefert, kann man den Vorfall schon deutlich hören. Das Zusammenspiel des NBC Orchestra lässt ohne Toscaninis Einsätze zu wünschen übrig, wird unsauber, ohne aber völlig auseinanderzufallen. Allerdings dauert diese "Durststrecke" kaum eine Minute. Alle anderen Wagner-Ausschnitte werden zumindest gut, einige sogar (Lohengrin-Vorspiel !) exzellent interpretiert. Dazu kommt noch der akustische Vorteil der STEREO-Aufzeichnung, auch wenn diese nicht mit heutigen Standards mithalten kann. Das NBC-Orchester klingt lange nicht so hart und "kalt" wie in den Studio-Aufzeichnungen, die Orchesterfarben werden viel deutlicher hörbar. Für den Toscanini-Fan somit ein Muss!


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    GiselherHH

    Lieber Gustav,


    ich weiß, dass es am Anfang in Hamburg zu Auseinandersetzungen von K. z.B. mit dem Chor kam und dass es da wohl auch mal recht laut zugegangen sein soll. Bo Skovhus und Kurt Moll etwa haben sich, trotz anfänglicher (und in Molls Fall auch noch anhaltender) Skepsis gegenüber Ks. Konzepten aber doch sehr lobend über seine Fähigkeiten und die Mühe geäußert, die er aufbringt, um den Sängern seine Vorstellungen verständlich zu machen. Als Tyrannen und Menschenschinder kann man K. wohl kaum bezeichnen. Regisseure dürfen aber auch keine Weicheier sein, denn sonst könnten sie ihre Vorstellungen kaum umsetzen. Und despotische Regisseure gab es auch schon lange vor 1968, da muss man nur mal Probenberichte über den genialen Fritz Kortner lesen...


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    GiselherHH

    Zitat

    Original von Gustav
    Zurück zur Menschenwürde. Eine Sängerin in Hamburg, die sicherlich dem heutigen Hungerhakenideal nicht entspricht, die aber noch lange nicht fett ist, wurde in einer Inszenierung in ein hautenges, rotes Lederkostüm mit kurzem Rock und hochhackigen Schuhen gezwängt. Kannst du dir vorstellen, wie die sich gefühlt hat? Und dann sollte sie noch singen!


    Lieber Gustav,


    das passiert aber auch in einer konventionellen Aufführung. Ich erinnere mich da mit Schrecken an die nicht nur stimmlich sehr stattliche Elisabeth Connell als Senta in dem Marelli-Holländer. Sie sah in dem enganliegenden Schürzen-Trachtenkostüm aus wie die Wurst in der Pelle und musste dazu noch eine bezopfte Blondperücke tragen. Das war wirklich desillusionierend...


    Ansonsten kann ich zu Konwitschny nur sagen, dass ich mich selten bei diesem wirklichen Könner (in musikalischer wie regiehandwerklicher Sicht) gelangweilt habe und zu Wagner, dass er ein notorischer Weltverbesserer war, der das kulinarische Opernpublikum verachtete und es erziehen wollte.


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    GiselherHH

    Lieber Gustav,


    über Konwitschny werden wird uns sicher nicht einig werden, auch bei Marelli nicht (ich hasse seinen "Holländer"), aber das Faß habe ich auch in diesem Forum schon zu oft aufgemacht... Gute Erinnerungen habe ich auch noch an Kupfers "Chowantschina" (wird wohl in dieser Saison wieder aufgenommen mit Salminen), an Lehnhoffs "Damnation de Faust" oder an Wilsons "Parsifal". Das Rossini-Revival ist in Hamburg in der Tat nicht wirklich angekommen, obwohl es auch da einige schöne Repertoire-Aufführungen gab (etwa 1996 einen "Barbiere" mit Ning Liang, Raul Gimenez, Dmitri Hvorostovsky, Renato Girolami und Paata Burchuladze). Hoffentlich nicht auf ewig tempi passati...


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    GiselherHH

    Hallo Gustav,


    der langsame Niedergang der Hamburgischen Staatsoper dauert sicher schon mindestens 2 Jahrzehnte. Bei Albrecht bekam man anständig-solide bis hervorragende Inszenierungen (z.B. der Kupfersche "Tannhäuser") und dazu noch gute bis sehr gute Besetzungen. Unter Metzmacher ließ das vokale Durchschnittsniveau zwar nach, aber dafür gab es immerhin m.E. noch interessante und aufsehenerregende Inszenierungen (Konwitschny), welche die sängerischen Schwächen zumindest teilweise ausbügelten. Unter Young aber gibt es auf der Bühne meist harmlos-dekorative Kost und dazu noch mittelmäßigen Gesang. Und das ist auf die Dauer zu wenig.


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    GiselherHH


    P.S.: An der Stadt Hamburg an sich kann es nicht liegen, denn viele der von Dir genannten Sänger waren auch in letzter Zeit (z.B. Seiffert, Kauffmann, Netrebko, Terfel) in der Musikhalle mit eigenen Konzert- und Arienprogrammen zu hören. Aber leider nicht in der Oper!

    Mit Simone Young ist die Hamburgische Staatsoper wieder in behäbige Routine der gediegenen Mittelmäßigkeit zurückgefallen. Ihr einziger Verdienst ist die spürbare Erhöhung der Klangkultur des Orchesters. Ansonsten: Sänger aus der 2. und 3. Reihe (ganz selten verirren sich mal Stars wie Calleja an die Dammtortraße), außerdem sind die Inszenierungen, welche zumeist von anglophonen Routiniers oder biederen Handwerkern wie Marelli verantwortet werden, oft zum Gähnen (von 2 oder 3 Ausnahmen (etwa Guths "Simon Boccanegra") abgesehen). Dazu herrscht im Haus offenbar schlechte Stimmung. Operndirektor Hussek ging im Streit, Ensemblemitglider sehen Hamburg nur als "Durchlauferhitzer" (ein kommender Star wie Petean wurde nicht gehalten!) und der interne Führungsstil der Frau Intendantin soll auch so ziemlich unter aller Kanone sein. Dazu ist die Auslastung weit hinter die der Metzmacher-Ära zurückgefallen und liegt jetzt noch bei ca. 80 %. Ich kann für Hamburg nur hoffen, dass Frau Youngs zweite Amtszeit als Intendantin und GMDin auch ihre letzte sein wird.


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    GiselherHH

    Zitat

    Original von Knusperhexe
    Die Ballettpantomime "Der wunderbare Mandarin" von Béla Bartók löste bei ihrer Premiere einen Skandal aus. Die Zuschauer verlangten eine Absetzung, der Adenauer entsprach.


    Einzelheiten hierzu unter : "http://www.emserchronik.at/Einzelansicht.44+M529ad42ce97.0.html"


    Zitat

    Die Diffamierung des Wunderbaren Mandarin nahm kommende Zeiten schon vorweg. In einem Protestschreiben an die Intendanz des Opernhauses heißt es: "Abonnenten des Opernhauses legen gegen den Spielplan schärfsten Einspruch ein. Wenn Herr Szenkar als geborener ungarischer Jude nur ausländische Componisten duldet, so kehre er in seine Heimat zurück. Wir sind hier in einer deutschen Stadt und verlangen deutsche Opernwerke. Entsprechend wurde auch Bartóks Musik abqualifiziert: als das Entsetzlichste, was einem menschlichen Ohr zugemutet werden kann, als reicher kakophoner Segen, Dokument geistiger Pervertierung und Hottentottenkralsmusik, die uns Bartók als die Ausgeburt eines entarteten Musiksinns bescherte.

    Ein Dirigent, der zumindest in seiner "mittleren" Dirigentenphase eine durchaus nicht zu leugnende pädagogische Ader hatte und moderne Werke bei Protest oder Unruhe im Publikum ggf. wiederholte ("Meine Damen und Herren, offensichtlich haben Sie das Stück noch nicht verstanden, deshalb spielen wir es gleich noch einmal."), war Günter Wand.

    Eine ganz bestimmte Vorstellung würde mir schon genügen:


    Metropolitan Opera House New York
    December 26, 1894


    LES HUGUENOTS
    Meyerbeer-Scribe/Deschamps


    Marguerite de Valois....Nellie Melba
    Raoul de Nangis..........Jean de Reszke
    Valentine....................Lillian Nordica
    Count de Nevers.........Victor Maurel
    Urbain.......................Sofia Scalchi
    Count de Saint Bris......Pol Plançon
    Marcel.........................Edouard de Reszke
    Tavannes...................Antonio Rinaldini
    Cossé........................Roberto Vanni
    Retz..........................Lodovico Viviani
    Lady of Honor.............Mathilde Bauermeister
    Bois-Rosé...................Roberto Vanni
    Maurevert..................Antonio De Vaschetti
    Dance........................Miss Kellar [Only performance]


    Conductor...................Enrico Bevignani


    Director.......................William Parry

    Zitat

    von xingwang:


    Doch ein umfassbares Fakt für mich ist, dass Melchior nicht eine Aufnahme von Walter von Stolzing uns ieß, es wurde irgendwie gesagt, dass er wegen mehrmaligen fehlgeschlagenen Versuchs einfach diese Rolle aufgab, da er jedesmal im dritten Akt überhaupt keine Kraft mehr zum Vorankommen hatte...


    Früher halte ich immer Siegfried als die anspruchsvollste Tenorpartie in Wagners Werken, bis ich solche Behauptung sehe...


    Melchior hat den Stolzing nie live auf einer Bühne gesungen. Einige Ausschnitte hat er im Studio eingespielt:


    1923: "Morgenlich leuchtend" (3.Akt), Unbek. Orchester (Berlin?), Leo Blech
    1926: "Morgenlich leuchtend" (3. Akt), Unbek. Orchester und Dirigent (Chicago)
    1931: "Am stillen Herd" (1. Akt), London Symphony Orchestra, Lawrence Collingwood (London)
    1931: "Abendlich glühend" (2. Akt, mit Friedrich Schorr), London Symphony Orchestra, Robert Heger (London)
    1931: "Selig wie die Sonne" (2. Akt, mit Schorr, Schumann, Parr, Williams), London Symphony Orchestra, John Barbirolli (London)
    1931: "Morgenlich leuchtend" (3.Akt), London Symphony Orchestra, John Barbirolli (London).


    Die Gründe, weswegen er die Rolle nie auf der Bühne gesungen hat, hat er gegenüber dem amerikanischer Kritiker Harold C. Schonberg so zusammengefasst:


    I studied the role with Mme. Bahr-Mildenburg in Munich. We both agreed that it was not right for my voice. Too much of the part lies in the high register. The Heldentenor goes from low to high, then downhill, then up again. I can go high but I cannot sit there for a long time without coming down every now and then. In "Meistersinger" there are no real mountains and valleys. so a Heldentenor gets tired. When we walk on the same height all the time we lose strength. Even if I could manage the first part, I must then sing "Das Preislied" in a tired condition. I am a "schwerer Held", not a "jugendlicher Held". I am tired when I finish Stolzing, more tired than after a Siegfried or Tristan. A singer must know his own voice.


    (Shirlee Emmons: Tristanissimo - The Authorized Biography of Heroic Tenor Lauritz Melchior, Schirmer Books 1990, S. 96 f.)


    :hello:


    GiselherHH

    Hier ein Zitat aus einer Kritik zur von der MET verwendeten Version:


    "The Met's current version, in use since 1993, places the Antonia act in the middle and the Giulietta act third. It includes Dapertutto's aria "Scintille, diamant (Sparkle, diamond)" and a septet, both added years after the opening. Musicologist Michael Kaye, who has been researching "Hoffmann" for almost 30 years, is upset the Met ignores his finds."


    Ansonsten finde ich Calleja stimmlich der Rolle gut gewachsen. Die Stimme hat sich durchaus weiterentwickelt, sozusagen "verbreitert", die Höhe ist gut erarbeitet, wenn auch nicht wirklich brilliant (war ja seit jeher eine seiner "Baustellen"). Die Aussprache des Französischen könnte besser sein, auch ein wenig mehr smorzando und melancholischere Farben wären schön. Der leichte "Schlag" in der Stimme (andere nennen es Mecker-Vibrato) gefällt mir hingegen recht gut - das gibt dem Hoffmann einen leicht nervös-hysterischen Unterton.


    Die Akustik der Übertragung finde ich hingegen ziemlich scheußlich: Überbrilliant, unnatürlich (Datenreduktion?), bassarm.


    :hello:


    GiselherHH

    Nun ist zu dem Thielemannschen Beethoven-Zyklus mit den Wienern zu bemerken, dass dieser nicht von der Deutschen Grammophon bzw. von Universal produziert wird, sondern von der aus der Kirch-Insolvenz neu hervorgegangenen "Unitel Classica" (in Zusammenarbeit mit dem ORF). Daher auch keine CD-, sondern eine DVD-Aufnahme. Bei der DGG ist die letzte Thielemann-CD vor 2 1/2 Jahren erschienen und wir hatten ja schonmal festgestellt, dass sich Thielemann zumindest für das Gelbetikett nicht als der erhoffte Verkaufsnachfolger des seligen Heribert Ritter von Karajan erwiesen hat. (Und wir werden wohl - im Gegensatz zu der gezeigten Ramschversion der Thielemann-CD - noch lange auf eine Karajan-Aufnahme bei "Brilliant Classics" warten müssen.) Wenn Thielemann tatasächlich eine so große Anhängerschaft hinter sich scharen kann, wie es in Teilen der Presse kolportiert wird, dann frage ich mich, warum sich seine CDs und DVDs nur relativ mediokrer Verkaufszahlen erfreuen.

    Also "Inszenierung" würde ich dazu nicht sagen. Ein überwältigendes Multimedia-Spektakel mit zugegebenermaßen spektakulären Bildern - aber Personenregie oder Figurenpsychologie gleich Null (was allerdings ein Problem aller Fura-dels-Baus-Inszenierungen ist). Das wirkt in der Totalen grandios und ist in der Nahaufnahme dann teilweise ziemlich peinlich. Ohne all den technischen Budenzauber wäre das wieder das schlechte alte Rampengesinge, wo die Sänger beziehungslos nebeneinander stehen und ihre Töne starr ins Publikum schleudern. Gesungen wurde zumeist anständig, teilweise sogar recht gut. Kapellmann für das Alter bemerkenswert, wenngleich auch an den dynamisch expansiven Stellen hörbar auf Sparflamme gesungen, Rheintöchter gingen so, Daszak als Loge sauber, aber zu wenig gleißend und quecksilbrig, Uusitalo volltönend und ohne vokale Probleme, aber mir im Timbre zu hell und dynamisch zu wenig differenziert, Larsson als Fricka zwar mit hörbarem Akzent, aber sehr schön ausdrucksstark und differenziert gesungen, Siegel gewohnt stark charakterisiert, Donner, Froh und Freia vernachlässigbar, Erda o.k. Milling und Salminen als Riesenbrüder routiniert, manchmal zu dröhnend. Mehta am Pult zu langsam-pomadig, wenig pointiert und rythmisch, Orchester muss noch an seiner Klangkultur arbeiten.

    Lieber Matthias,


    Glückwunsch zum bestandenen Examen und vor allem zu Deinem Durchhaltewillen, allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz. Dass Du ein Künstler bist - jetzt hast Du es sogar schriftlich! :D Und da in unserem Land weniger das zählt, was jemand tatsächlich kann als das, was er an Diplomen, akademischen Graden oder sonstigen Zertifikaten mit Brief und Siegel vorzuweisen hat, mögen Dir als staatlich geprüftem Künstler (hoffentlich) auch in dieser Hinsicht alle Türen offen stehen. Durch welche Tür Du gehst und welchen Weg Du am Ende finden wirst, das liegt (nicht nur, aber vor allem) an Dir selbst. Alles Gute dafür.


    :hello:


    GiselherHH

    Zitat

    Original von Honoria Lucasta
    Ich finde es schade, daß uns damit auch wieder eines der so fürchterlich wenigen optischen Traumpaare genommen wird


    Madame La Draculette hat wohl eben deswegen die Reißleine gezogen, weil sie und ihr Gatte tatsächlich bestenfalls noch ein optisches, aber kein akustisches Traumpaar sind (wegen Alagnas Stimmzustand) und die "Paketlösung" daher von immer weniger Opernhäusern geschluckt wurde (mal abgesehen von den aberwitzigen Starallüren, die selbst der MET zuviel wurden). Das bisherige Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr, Madame hat konsequenterweise den überflüssigen Ballast abgeworfen und sucht sich andere Bühnenpartner.

    Wenn man der "Sächsischen Zeitung" vom 10.10. Glauben schenken darf, räumt Thielemann in seinem neuen Vertrag mit der Staatskapelle Dresden mit leichter Hand die Positionen, die er in München noch mit Zähnen und Klauen verteidigt hat:


    Zitat

    Am Freitag schlossen Thielemann und das Sächsische Kunstministerium eine Vorvereinbarung. Bis Mitte November soll der Vertrag unterschriftsreif sein. Dann will Thielemann seine Pläne präsentieren.


    So viel steht nach SZ-Informationen schon fest: Der derzeit wohl begehrteste deutsche Dirigent wird für Dresden Dinge möglich machen, die er andernorts verweigerte. So will er, obwohl ungern reisend, mit der Kapelle ausgedehnte Tourneen absolvieren.


    Er will ein weitaus größeres Repertoire als bisher dirigieren. Er wird finanzielle Abstriche akzeptieren, weil Staatsoper und -kapelle permanent unterfinanziert sind. Und er will starke Gastdirigenten zulassen und nicht in deren Programmwahl eingreifen. Über Letzteres hatte er sich mit seinem derzeitigen Arbeitgeber bei den Münchner Philharmonikern, der Stadt München, zerstritten.


    Quelle: "http://www.sz-online.de/Nachrichten/Kultur/Fuer_mich_erfuellt_sich_ein_Tra
    um/articleid-2284785"


    Honi soit qui mal y pense... :pfeif:


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    GiselherHH

    Ein mittlerweile recht prominentes Beispiel der "Aufnahmeunterdrückung" ist die Kubelik-Aufnahme der "Meistersinger" aus dem Jahre 1968, die ursprünglich zum 100. Jahrestag der Münchner Uraufführung bei der Deutschen Grammophon erscheinen sollte. Testpressungen waren schon gemacht worden und wurden den an der Aufnahme Beteiligten zum Abhören ausgehändigt. Dann allerdings wurde die Veröffentlichung abgeblasen und die Aufnahme verschwand in den Archiven, wo sie für die nächsten 25 Jahre verstauben sollte. Anlässlich der Wiederveröffentlichung wurden dann zwei Gerüchte kolportiert, weswegen die Aufnahme nicht erscheinen durfte. Zum einen wurde behauptet, dass ein deutschnationaler Produzent bei der DGG sich daran gestört hätte, dass die Hauptrollen nicht durchweg mit deutschen Sängern besetzt worden waren (Sachs Amerikaner, Stolzing Ungar, Beckmesser Engländer usw.). Das andere, m.E. wahrscheinlichere Gerücht, besagt, dass ein weltbekannter Bariton, der selbst Ambitionen auf den Hans Sachs hatte und diesen später bei der DGG aufnehmen wollte, seinen nicht unerheblichen Einfluss geltend gemacht hatte, um die unliebsame Konkurrenzaufnahme, welche sein Projekt hätte gefährden können, unschädlich zu machen.


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    GiselherHH

    Zitat

    Original von Basti
    Was ist mit "Die Stute stößt mir der Hengst!"? Kopulierende Pferde, die diese Stelle offenbar bezeichnet, oder was willst du da zeigen :D?


    Ich hatte zu der Szene auch mal ein paar nette Ideen. Zu Beginn des "Walkürenrittes" sieht man ein Militärlazarett, in dem eine Reihe von Verwundeten liegen. Als der diensthabende Arzt verschwindet, lotst eine als Rotkreuzschwester verkleidete Walküre ihre ebenfalls verkleideten Schwestern in den Saal. Sie reißen den Verwundeten freudig die Kanülen raus, ersticken sie mit Kissen etc., werfen sich dann in Militärkluft (wie bei Kradmeldern: Mäntel, Stahlhelm, Staubbrille) und laden ihre Beute in die Beiwagen ihrer Motorräder. Sie brausen jubelnd davon (im Hintergrund Landschafts- und Himmelsprojektionen). Born to be wild... :D


    :hello:


    GiselherHH

    Ich habe zu Norrington auch ein eher zwiespältiges Verhältnis. Als ich z.B. einmal seine erste Aufnahme von Beethovens Neunter mit seinen London Classical Players im Radio hörte, gefielen mir die ersten drei Sätze noch recht gut, auch wenn mir der dritte Satz doch ein wenig hurtig erschien. Als im vierten Satz dann aber der Chor ansetzte, war ich ziemlich entsetzt vom dem abgehackten non-legato-Durchbuchstabieren des "Freu--de schö--ner Göt--ter--fun--ken". Da war nichts von Freude oder Überschwang zu hören, das klang einfach nur roboterhaft. Auch bei den Wagneraufnahmen fand ich die Tempi durchaus "richtig" (beim "Tristan"-Vorspiel war es mir dann ausnahmsweise doch zu schnell), auch das Fehlen des Vibrato störte mich nicht wirklich. Was aber die Aufnahmen in meinen Augen entwertet, ist das völlige Fehlen der von Wagner in seinen Schriften (z.B. in "Über das Dirigieren") ausdrücklich geforderten (maß- und sinnvollen) Tempomodifikationen, die den Vortrag beleben und dem Stück gleichsam ein dreidimensionales Relief verleihen sollen. Das klang bei Norrington eher nach der klassisch mendelssohnschen, "neutralen" Dirigierweise, die Wagner so sehr verabscheute, ja schlimmer noch. Norrington hangelt sich da nur von Takt zu Takt, dasselbe Tempo immer genau und sturheil durchhaltend. "Bloody timebeater", dachte ich bei mir. Ich frage mich, ob er seinem Anspruch, genaues Quellenstudium zu betreiben, in diesem Falle überhaupt genüge getan hat oder ob er Wagner quasi gewaltsam in sein HIP-Prokrustes-Bett gezwungen hat. Die "Holländer"-Aufnahme unter Weil fand ich als HIP-Ansatz da wesentlich überzeugender.


    Über seinen strikten Non-Vibrato-Ansatz kann man gewiss diskutieren, aber die moralisierenden, rechthaberischen Untertöne, die in seinen Interviews zu dem Thema regelmäßig anklingen, finde ich albern und ärgerlich.


    :hello:


    GiselherHH

    Ich ziehe die Live-Aufnahmen Wands mit dem NDR-Sinfonieorchester insgesamt auch den Berliner Aufnahmen vor, auch wenn die BPhils sicher das bessere Orchester sind. Und das nicht aus falsch verstandenem Lokalpatriotismus oder weil ich bei vielen dieser Konzerte selbst im Publikum saß. Das NDR-Sinfonieorchester war aufgrund der langjährigen (oft sehr anstrengenden) Zusammenarbeit mit Wand so sehr mit seinem interpretatorischen Ansatz vertraut, dass sich so etwas wie eine "Symbiose" zwischen Orchester und Dirigent ergab, die bei einem Gastdirigat durch noch so intensive Proben nicht herzustellen ist.


    :hello:


    GiselherHH