Ich glaube es war im "FonoForum" vom November letzten Jahres, da wurden Managern großer und kleiner Klassiklabels Fragen nach der Zukunft digitaler Datenträger gestellt. Während ein Kleinlabel weiterhin auf CD bzw. SACD nicht verzichten wollte, war die Antwort der "Majors" (Naxos, Deutsche Grammophon) ein eindeutiges Setzen auf Downloads oder Streaming aus dem Internet.
Die CD ist ja schon lange nicht mehr das exklusive, hochpreisige Medium, als das es vor bald 30 Jahren das Licht der Musikwelt erblickte. Längst wird der Markt von Billiganbietern wie Naxos und Brilliant beherrscht und auch die Majors verramschen für wenig Geld ihre Backkataloge in immer neuen Editionen, wo die Einzel-CD 1 oder 2 Euro kostet. In gewissen Nischen wird es sicherlich Platz für haptisch anregende, aufwendige CD-Editionen in kleiner Stückzahl geben, aber das dürfte eher der Weg für Klein- und Kleinstlabel sein. Sammler werden, ebenso wie ihre Kollegen von der LP-Fraktion heute, auch die Möglichkeit haben, sich auf dem riesigen Gebrauchtmarkt für CDs umzusehen, welcher durch die fortschreitende Abrufbarkeit digitaler Musikstücke im Internet entstehen wird.
Dennoch wird man sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen müssen. CD-Geschäfte wird es in der jetzigen Form kaum mehr geben. Das Sterben der Klassikhändler ist ein Phänomen, das es bereits seit mehr als einem Jahrzehnt gibt, nicht zuletzt deshalb, weil sie aufgrund der hohen Lagerkosten mit dem Internet-Angebot betriebswirtschaftlich nicht mithalten können. Selbst große Firmen wie jpc ziehen sich aus der Fläche weitgehend zurück und konzentrieren sich auf den Vertrieb im Netz.
Downloads und Streamings werden immer dominierender werden (die Entwicklung, die im Popbereich bereits stattgefunden hat, wird auch auf den Klassikbereich überschwappen), nicht zuletzt auch deshalb, weil nachwachsende Kundengeneration bereits jetzt an schnelle Verfügbarkeit und die bequeme Omnipräsenz großer Musikmengen auf kleinem Raum (mp3-Player) gewöhnt sind. Der "Digital Lifestyle" der Intergration heute noch getrennter Medienbereiche (Fernsehen, Radio, DVD, CD etc.) in ein sog. "Entertainment Center" wird auf lange Sicht das Schicksal von Datenträgern mit relativ kleinem Fassungsvermögen wie CDs, DVDs etc. besiegeln. Das mag man begrüßen oder bedauern, aber die Entwicklung erscheint mir unaufhaltbar.

GiselherHH