Beiträge von GiselherHH

    Das sind sicher erfreuliche Nachrichten für die MET, wobei dieser Anstieg nicht zuletzt auf das Konto des rührigen Intendanten Peter Gelb geht, der einen behutsamen, aber nachhaltigen Modernisierungskurs fährt und dadurch neue Publikumsschichten anspricht. Man müsste allerdings zum Vergleich sehen, ob mit dem Rekordticketverkauf auch mehr Einnahmen erzielt wurden oder ob sich der Rekord vor allem einem Run auf die preiswerteren Kategorien verdankt. Die MET kann es allerdings gut gebrauchen, denn sie ist von der andauernden Weltwirtschaftskrise ziemlich hart getroffen (die finanziellen Rücklagen sind um 1/3 geschrumpft, die Spenden gingen um 10 Mio. Dollar zurück, 4 Neuproduktionen bzw. Wiederaufnahmen mussten gecancelt werden, den Beschäftigten wurde das Gehalt um 10% gekürzt usw.).


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    GiselherHH

    Natürlich darf Oper kitschig sein, da es keine Instanz gibt, die vorschreibt, wie Oper zu sein hat. Das heißt aber auch im Gegenschluss, dass Oper nicht kitschig sein muss. Davon abgesehen hat jeder wohl so seine eigene Art von Definition für Kitsch und auch in dieser Beziehung gilt für mich: Leben und leben lassen. Für mich persönlich ist Kitsch alles, was beim durchschnittlichen Betrachter/Zuhörer auf einfachstem Weg vor allem darauf abzielt, uneigentliche, minderwertige Gefühle wie Sentimentalität zu erzeugen. In der Musik etwa die im Bereich des sog. "Crossover" nicht zufällig so beliebten Tränendrücker wie das Gounodsche "Ave Maria" oder Francks "Panis angelicus", bei denen die zumeist "kongeniale" Vortragsweise nicht unwesentlich zum ästhetischen Missvergnügen beiträgt. Wobei Kitsch in Form einer bewusst ironisierten Kolportage oder als camp durchaus wieder künstlerischen Wert bekommen kann. Ich stelle mir gerade so vor, dass man etwa Kienzls "Evangelimann" sehr hübsch in dieser Richtung verhackstücken könnte :D ....


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    GiselherHH

    Man sollte bei all den anderen richtigen Beobachtungen nicht vergessen, dass ein wichtiger Faktor die weitgehende Auflösung intakter Ensembles an den deutschen Staats- und Stadttheatern, die bis dahin (fast) alle Rollen aus eigenen Kräften besetzen konnten, darstellt sowie die Etablierung eines globalen Sängermarktes. Beginnend mit Karajans Startheaterachse Mailand-Wien in den 50er/60er Jahren, dominierten und dominieren (noch) rastlos jettende Sänger die Hauptpartien, während den fest engagierten Ensemblemitgliedern meist nur die untergeordneten "Wurzen" bleiben. Allerdings scheint mittlerweile ein gewisses Umdenken stattzufinden, wie etwa Tendenzen in Frankfurt oder Hamburg belegen.


    Leider kann heutzutage kaum ein Sänger mal eine größere Rolle an einem kleinen Theater ausprobieren, ohne dass dies in der international vernetzten Medienlandschaft unbeobachtet bliebe. Wer dann noch das "Pech" hat, einen Sensationserfolg zu landen, dem werden sofort lukrative Agentenverträge angeboten. Diese Angebote kann man wirklich kaum ablehnen, da dies sonst aufgrund der Marktmacht einiger führender Agenturen und den quasi-mafiösen Strukturen, die dort herrschen, schnell zu einem abrupten Karriereende führen könnte. Man sieht das z.B. daran, dass an Häusern, deren GMDs bei einer bestimmten Agentur unter Vertrag sind, oftmals Sänger derselben Agentur engagiert werden. Besonders gefragte Stars werden dann schon mal im Paket mit weniger gefragten Sängern vermittelt. ("Willst Du Startenor X, musst Du auch den alternden Bariton Y und die ausgesungene Sopranistin Z engagieren.")


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    GiselherHH

    Da siehst Du, dass es sich trotz aller Widrigkeiten für Dich gelohnt hat, am Ball zu bleiben und nicht aufzustecken. Ohne den Widerstand und die Ignoranz der lokalen Kulturbürokratie hättest Du all diese Energie nie entwickelt und auch nicht Deinen eigenen Weg gefunden. Per aspera ad astra. Du bist an den Problemen gewachsen und hast Deine Fähigkeiten vermehrt. Gratulation und für die Performance viel Glück!


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    GiselherHH

    Ich habe die Frage deswegen gestellt, weil die DG sein DVD-"Beethoven-Projekt" mit den Wienern nun nicht mehr macht (wird von Unitel Classica übernommen) und die "Meistersinger" wohl auch nicht bei der DG erscheinen. Außerdem ist das bei der DG für den Herbst 2007 angekündigte Wagner-Programm (Liveaufnahme aus München mit Pape) bislang nicht erschienen und die letzte Thielemann-Veröffentlichung beim Hamburger Gelblabel liegt mittlerweile mehr als 2 Jahre zurück. Eine sog. "Cashcow" scheint Thielemann auch nicht gerade zu sein, denn sonst würde man ihn wohl besser pflegen.


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    GiselherHH

    Lieber Paul,


    natürlich bin ich nicht gegen HIP, genauso wie ich auch nicht prinzipiell gegen naturalistische Aufführungen bin. Aber für mich gibt es sowohl musikalisch wie inszenatorisch keinen allein selig machenden Weg. Wenn mich das Ergebnis anspricht/berührt/zum Nachdenken anregt, dann ist mir die "Herstellungsweise" schnurzpiepegal. Beispielsweises sind die berühmt-berüchtigte "Matthäuspassion" von Mengelberg oder die "Messiah"-Aufnahme von Beecham heutzutage in philologischer Hinsicht äußerst unkorrekt. Dennoch haben beide Interpretationen eine emotionale Kraft, die von vielen historisch richtigeren Aufnahmen m.E. nicht erreicht wird. Ich möchte beide Spielarten nicht missen, weil sie für mich oft komplementär sind.


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    GiselherHH

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    Original von Draugur
    Die heutige Regietheaterdiskussion hat nichts mit der damaligen zu tun, es geht um völlig andere Ideen und Praktiken (damals ging es darum, die Inszenierungen zu "entrümpeln", heute eher darum, sie neu vollzustopfen).


    Aber die Argumente der Gegner sind zumeist immer die gleichen geblieben. Die ewig gleiche Litanei von der mangelnden "Werktreue" kann man mittlerweile mehr als 100 Jahre zurückverfolgen. Damals waren Adolph Appia und Gordon Craig aus der Sicht Cosimascher Orthodoxie die bösen Buben...


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    GiselherHH

    Zitat

    Hat Wieland nicht zumindest die Optik weitgehend beibehalten? Ritter im "Tannhäuser", einen doch auf seine Weise monumental anmutenden Gralstempel im "Parsifal" oder, wenn auch "entschlackte", so doch noch immer als frühneuzeitlich erkennbare "Meistersinger"?


    Das haben die "Werktreuen" der 50er und 60er Jahre aber ganz anders gesehen (Du hast in einem anderen Thread ja einen entprechenden "Zeit"-Artikel zitiert, es gab da noch weit extremere Äußerungen). Die "Meistersinger" von 1956 waren ein richtiger Skandal, man sprach von den "Meistersingern ohne Nürnberg" (insbesondere beim 2. Akt mit der "Niere" und dem stilisierten Fliederbusch) und es gab eine heftige Feuilleton-Debatten darüber, was man als Regisseur denn dürfe und was nicht. Manche Dinge ändern sich halt nie...


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    GiselherHH

    Zitat

    Original von Joseph II.
    Diie Besetzung ist hier besser als in der DVD: Sotin ist dem 1992 schon etwas altersschwachen Moll m. E. ebenbürtig


    Moll war zum Zeitpunkt der Aufzeichnung keineswegs "altersschwach" (ich habe ihn von 1990 bis 2002 zig-mal auf der Bühne gesehen und nur ganz zum Schluss konnte ich leichte Einschränkungen in der Höhe und der Atmung feststellen), sondern er war, wie er in einem Interview mit August Everding berichtete, damals gesundheitlich angeschlagen, weswegen er diese Aufnahme auch nicht besonders mag.


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    GiselherHH

    Zitat

    Original von Joseph II.
    Sicher muß die Regie eine wesentliche Rolle einnehmen. Aber bitte nicht, indem sie gegen das Werk arbeitet.


    Es gibt, was das Regietheater angeht, durchaus schlüssige Konzepte, ich verweise abermals auf Wieland Wagner.


    Wieland Wagner hat aber - so würden es "Werktreue"-Anhänger nennen - durchaus "gegen das Werk" inszeniert, indem er mit der Übereinstimmung von Musik und Gestik/Bewegung in der Inzenierung gebrochen hat, weil er - m.E. zu Recht - die "mitkomponierte Inszenierung" Richard Wagners, also Szenik und Gestik, als Fossilien eines bereits abgestorbenen Inszenierungsstils erkannt hat, nämlich als bloß zeitgebundene theaterpraktische Anweisungen, gerichtet an Wagners Zeitgenossen. Diese daher nicht ohne Substanzverlust ins Heute zu tradierenden Regieanweisungen gehören somit nicht zum eigentlichen, überzeitlichen "Werkkern" (Text, Partitur).


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    GiselherHH


    Eine Entsprechung zu Nüblings Aufführung bei Wagner wäre in etwa (ich phantasiere jetzt mal ein wenig) eine Kompilation aus Bruchstücken von "Tannhäuser" und "Meistersinger" unter dem Thema: Rolle des Künstlers und der Kunst in der Gesellschaft mit Texten von Nietzsche, Mann und Brecht, dazu noch neukomponierte Stücke von Wolfgang Rihm. Außerdem weiß ich nicht, was Du dagegen hast, wenn man Stücke und Texte neu zusammenstellt und das dann auch so, wie immer wieder von den "Staubis" gefordert, als Bearbeitung kennzeichnet.


    Der Vergleich mit Konwitschnys "Meistersingern" geht schon allein aus quantitativen Gründen fehl, da der Diskussionseinschub gerade mal anderthalb Minuten in Anspruch nahm bei einer Gesamtdauer von ca. 4 Stunden, also knapp 0,5 % (wie müsste man dann erst die Aufführungstradition von Opern in Barock und Rokoko mit ihren auf die Solisten zugeschnittenen Einlagearien ad libitum aus verschiedenen Stücken bezeichnen - als "Theaterpraxis mit übermächtigen Sängern"?). Außerdem war diese Diskussion nicht "politisch korrekt", da Konwitschny nicht auf eine wohlfeile Pauschalverurteilung der Schlussansprache abzielte, sondern, ganz im Gegenteil, den Darsteller des Hans Sachs die anderen Meister darüber aufklären ließ, dass "Was deutsch und echt..." aus der Zeit der Renaissance heraus verstanden werden könne, als an Fürstenhöfen das Deutsche wenig gelitten war (Karl V. etwa sprach ja kaum Deutsch) und so eine kulturelle Entfremdung zwischen Herrschern und Volk drohte. Es war also schlicht eine Erörterung der in der Rezeptionsgeschichte vielfach als problematisch empfundenen Textstelle. Aber das genaue Hinsehen und Hinhören war ja noch nie eine Stärke der Fundamental-"Staubis"...


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    GiselherHH

    Zudem ist es falsch, Nüblings als solche explizit im Aufführungstitel bezeichnete Text-Musik-Collage ("Antonio Vivaldi / Friedrich Hebbel: 'Judith. Musik/Theater mit Kompositionen von Lars Wittershagen und Texten von Anne Tismer und aus dem Buch Judit'") etwa mit Katharina Wagners aktueller Bayreuther "Meistersinger"-Inszenierung gattungsmäßig in einen Topf zu werfen, denn das eine ist eine Neu-Zusammenstellung aus mehreren Werken mit zusätzlich eingefügtem Text und neukomponierter Musik und das andere eine szenische Interpretation, die nichts an Partitur oder Text ändert.


    :hello:


    GiselherHH

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Das impliziert natürlich, dass die Regisseure des Regietheaters eine Art Anspruch erheben würden, dass es "nur so ginge". Ob sie das tun, weiß ich nicht. Dass viele Freunde des Regietheaters es so sehen, habe ich hier in den letzten Jahren erfahren dürfen.
    :faint:


    Ich habe eher den Eindruck, dass die Fundamental-"Staubis" darauf bestehen, dass Stücke nur so inszeniert werden dürften, wie es Libretto und Regieanweisung vorschrieben und alles andere des Teufels sei... :wacky:


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    GiselherHH

    Lieber Alfred,


    ich habe es schon früher gesagt und ich wiederhole es gern noch einmal: Theaterinszenierungen sind immer ein Ausdruck ihrer jeweiligen Zeit. Auch das sog. "Regietheater" altert mit seinen Protagonisten und wird irgendwann einmal Theatergeschichte sein wie heute etwa die Inszenierungen Wieland Wagners. Die Entwicklung geht allerdings weiter, neue Generationen werden neue, ihnen zeitgemäß erscheinende Formen der Inszenierung finden. Allerdings (und da gehe ich jede Wette ein) wird es keine Rolle rückwärts zu "Opas Theater" sein. Einen solchen "Dammbruch", wie Du ihn so sehnlich seit Jahren herbeiwünschst, wird es nicht geben.


    Sicher wird es wie heute auch in Zukunft einzelne Regisseure geben, die vollkommen naturalistisch erzählen wollen und dies auch tun werden. Und es wird andere Regisseure geben, die Stücke als Steinbrüche begreifen, Textcollagen zusammenstellen und damit etwas völlig Neues schaffen. Diese Entwicklung, welche bereits jetzt schon im Theater gang und gäbe ist, steht der Opernbühne allerdings noch bevor.


    :hello:


    GiselherHH

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    Original von monteverdi13
    Ich habe diese Rede gerade im Internet (Welt Online) gelesen, und ich gebe Daniel Kehlmann sehr gerne recht. Endlich sagt mal ein kompetenter Vertreter was zu diesem Thema (oder habe ich bisher was überlesen?).


    Und was macht Daniel Kehlmann bitteschön zu einem "kompetenten Vertreter"? Meines Wissens ist Herr Kehlmann ausgebildeter Literaturwissenschaftler und hat sich bislang als Schriftsteller und Literaturkritiker betätigt. Von einem theaterwissenschaftlichen Studium, einer praktischen dramaturgischen Tätigkeit oder wenigstens einer Theaterhospitanz konnte ich bislang nichts in Erfahrung bringen. Sein Vater war zwar Regisseur, aber soviel ich weiß, vererbt sich ein erlernter Beruf des Vaters nicht genetisch auf dessen Sohn. Die zugeschriebene "Kompetenz" leitet sich also wohl lediglich aus einer Sympathie für seine Auffassungen her. Dabei ist Herr Kehlmann in dieser Hinsicht nichts weiter als ein (interessierter) Laie (was man z.B. daran merkt, dass er wie so viele Kostüme und Ausstattung mit Regie verwechselt). Mir scheinen da eher unterschwellige psychologische Mechanismen am Werk (Rehabilitierung des geschassten Vaters etc.). Wahrscheinlich macht er das böse "Regietheater" auch noch für die Demenz seines Vaters verantwortlich...


    :hello:


    GiselherHH

    Lieber Paul,


    "sakrosankt" ist auch Kathleen Ferrier nicht. In GB hat sie ja aufgrund ihrer tragischen Lebensgeschichte fast den Rang einer Heiligen, aber z.B. in den USA wird sie doch deutlich kritischer gesehen, etwa von David Hurwitz. Allerdings ist seine Kritik an Ferrier derartig verletzend formuliert, dass ich Beispiele im Interesse Deiner Gesundheit nicht zitieren möchte.


    :hello:


    GiselherHH

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    Original von honigschlecker
    Oder meinst du, dass Thielemann mit seiner angeblichen Juderei-Bemerkung auf Kundschaft-Fang gegangen ist?
    Dieses Zitat ist soweit ich weiß ein Gerücht, das Thielemann bestreitet. Und selbst wenn er eine Äußerung in dieser Richtung von sich gegeben hat, ist immer noch die Frage, wie sie genau gemeint war (von wegen ungezwungene Atmosphäre und so).


    M.E. ist die Bemerkung "Juderei", so sie denn tatsächlich seitens Thielemann gefallen sein sollte, derartig unter aller Sau, dass sich die Frage "wie sie genau gemeint war" völlig erübrigt. Diese Art von augenzwinkerndem Antisemitismus, der sich bei zunehmenden Alkoholpegel immer stärker demaskiert, kenne ich aus eigener Anschauung zur genüge. Und ich fürchte, dass es nicht wenige Anhänger Thielemanns gibt, bei denen diese außermusikalische Selbstinszenierung als Tabubrecher des deutschen Nachkriegskonsenses gerade deswegen so gut ankommt ("Endlich sagt mal einer was gegen die Juden").


    :hello:


    GiselherHH

    Es gab mal vor ein paar Jahren den Plan einer "Meistersinger"-Aufnahme Thielemanns bei der DG (unter anderem mit Quasthoff als Beckmesser), der aber aus Kostengründen wieder fallen gelassen wurde. Als "Trostpreis" fungierte dann die DVD-Aufzeichnung der 2008er Wiederaufnahme der "Meistersinger" an der Wiener Staatsoper, die allerdings noch nicht erschienen ist. Insofern stehen die Chancen auf eine Studioaufnahme schlecht, zumal heute ja von den Majors kaum noch Opern-Studioaufnahmen produziert werden aufgrund der horrenden Kosten, gerade bei so einem Mammutwerk. Allerdings wird wohl Ende des Jahres der 2008er Bayreuther Ring Thielemanns offiziell auf CD herauskommen (laut Info der BF-Medien GmbH, also der neugegründeten Verwertungsgesellschaft der Bayreuther Festspiele).


    :hello:


    GiselherHH

    Ich bin zwar auch nicht Mitglied, aber ich glaube, dass der Mindestbeitrag der Bayreuth-Freunde bei ca. 250 - 300 Euro p.a. liegt. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt... :D


    Allerdings könnte sich die Kartensituation zukünftig vielleicht entspannen. Im Wagner-Forum gab es jedenfalls Berichte über die von der Festspielleitung genehmigte Vermarktung nicht unerheblicher Kartenkontingente für die diesjährigen Aufführungen mittels einer renommierten Agentur im Internet mit nur geringen Aufschlägen zum Originalverkaufspreis. Insofern würde sich ein Beitritt kaum lohnen.


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    GiselherHH

    Nur mal zur Information zwei Zitate Wieland Wagners zum Begriff der sog. "Werktreue":


    Erst das nachwagnersche Bayreuth, vor allem aber Hans Pfitzner und seine eifernden Gefolgsleute haben Wagners szenische Vorschriften zum sakrosankten Bestandteil des Werkes erklärt. Pfitzners gereizter Ruf nach einem "Reichgesetz zum Schutz von Kunstwerken gegen willkürliche Entstellung" - nach dem Maulkorb also für Dirigenten und Regisseure! - ist die fragwürdige Konsequenz des Dogmas von der wahren Werktreue [...]. Obgleich Pfitzners Forderungen nur durch polizeiliche Reglementierung der Kunst realisierbar wären, bilden sie bis heute das geistige Rüstzeug aller strammen Parteigänger der sogenannten Werktreue.


    Die von "Altwagnerianern" so gern gestellte Frage, wie "der Meister" sich selbst zu einer modernen Inszenierung gestellt hätte, "wenn er heute leben würde", ist genauso sinnlos wie die Frage, was etwa Beethoven zu der Interpretation seiner "Neunten Symphonie" durch Toscanini gesagt hätte oder wie Goethe die Hamburger Inszenierung seines "Faust" durch Gustaf Gründgens beurteilt hätte. Nur die geistige Aussage eines Werkes, nicht seine zeitbedingte Aufführungsform, hat für künftige Generationen Bedeutung und sichert ihm Bestand - und Wirkung! - für weitere Jahrhunderte. Es kann deshalb auch kein Sondergesetz für das Wagnersche Werk anerkannt werden, das dieses aus der zwangsläufigen Entwicklung der Kunst- und Geistesgeschichte ausschließt.


    (Aus: Wieland Wagner: "Denkmalschutz für Wagner?")



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    GiselherHH

    Ich würde mir Herrn Thielemann als Chef nicht ans Bein binden. Der Ärger wäre damit vorprogrammiert. Außerdem wäre da noch die Frage, ob Dresden sich Thielemann überhaupt finanziell leisten kann. Als Gastdirigent dagegen ist er sicherlich eine Bereicherung für jedes Orchester.


    Allerdings kann ich seine Argumentation hinsichtlich der Programmplanungskompetenz nicht wirklich verstehen. Ein professionelles Orchester sollte doch in der Lage sein, seinen Klang dem jeweiligen Stil des Komponisten (bzw. auch des Dirigenten) anzupassen. Dahinter steckt m.E. eher Thielemanns unbedingter Wille, alleiniger Hahn auf dem Mist zu sein. In Bayreuth hat er es ja auch geschafft, so eine Art "GMD" zu werden mit der Folge, dass andere Spitzendirigenten dort nicht eingeladen werden, um ihm nicht Konkurrenz zu machen.


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    GiselherHH

    Offenbar steht ein Bruch zwischen den Münchener Philharmonikern und ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann bevor. Die Stadt München hat die Bedingungen Thielemanns für eine Vertragsverlängerung über 2011 hinaus abgelehnt. Insbesondere das von Thielemann für sich geforderte endgültige Entscheidungsrecht über das Engagement von Gastdirigenten und deren Programme soll nach dem Willen der Stadt bei Orchesterintendant Paul Müller bleiben. Auch im Orchester macht sich immer mehr Unmut über Thielemann breit. Die Unlust Thielemanns zu prestigeträchtigen Gastspielen und Auslandstourneen, nicht realisierte Plattenaufnahmen sowie jüngst erst die aus heiterem Himmel kommende Ablehnung eines Solohornisten, der die volle Unterstützung des Orchesters genießt, haben die Stimmung offenbar nachhaltig verschlechtert.


    "www.br-online.de/bayern4klassik/leporell…news-thielemann"


    "www.hornline.at/hl_v005/index.php?m=news&id=125&d"


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    GiselherHH

    Ich hatte mir die DVD vor ca. 3 Jahren bei "House of opera" bestellt, sie scheint dort aber nicht mehr greifbar zu sein. Die Aufnahme ist komplett auch bei youtube zu sehen (einfach "Walküre" und "Osaka" als Stichworte eingeben).


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    GiselherHH

    Hallo Joseph II,


    falls Du Dich für Wieland Wagner interessierst, solltest Du Dir auch noch die Osaka-Aufzeichnung seiner letzten Bayreuther "Walküre" auf DVD zulegen. Es singen Adam, Silja (als Brünnhilde!), Dernesch, Thomas, Nienstedt, Hoffman, es dirigiert Thomas Schippers.


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    GiselherHH

    Den Artikel von Frau Spinola in der FAZ ist fair, da die Autorin Stärken und Schwächen Karajans benennt und den "Jubilar" weder in Bausch und Bogen verdammt, noch in kritikloses Adorantentum verfällt.


    Karajans heutigen Stellenwert zu beurteilen, halte ich für nicht einfach. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorbildern Toscanini und Furtwängler hat es einen eigenständigen Karajan-Stil nie gegeben, sondern "nur" einen spezifischen Karajan-Sound, der sich mit der voranschreitenden technischen Entwicklung immer mehr perfektionierte. Sicher hat er den ganzen Berufsstand "auf ein anderes Niveau" gebracht, vor allem in finanzieller Hinsicht. Mit geschätzten 500 Millionen DM Vermögen zum Zeitpunkt seines Todes dürfte er wohl immer noch der reichste Dirigent der Musikgeschichte sein. Und für die Deutsche Grammophon ist er immer noch eine der größten cash cows im Stall. Allerdings wird er vor allem in (Kontinental-)Europa und Japan geschätzt, in den angloamerikanischen Ländern ist das weit weniger der Fall, was auch, aber nicht nur, mit Ks NS-Vergangenheit und seiner Weigerung, sich dafür zu entschuldigen, zu tun hat (in Nordamerika bleibt Bernstein die Nr. 1).


    Für seinen Nachruhm hat Karajan mit seinen fast 900 Aufnahmen hinreichend gesorgt. Sein letzter Wunsch hat sich allerdings nicht erfüllt. Das von ihm in den 1980ern produzierte digitale "Vermächtnis", an dem er hektisch bis kurz vor seinem Tod im Anifer Kellerstudio herumschnitt und welches sein Bild für kommende Generationen bestimmen sollte, hat sich - im Gegensatz zu seinen reinen Tonaufnahmen - nie sonderlich gut verkauft. Schon als teure Laserdisc-Edition lag Karajans "Spätwerk" vergleichsweise wie Blei in den Regalen, woran sich auch durch neue Abmischungen und verbesserte Klangtechnik nichts geändert hat.


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    GiselherHH

    Zitat

    Original von s.bummer
    Vor allem interessiert mich, nachdem ich ein bisschen in seiner Diskografie gestöbert habe, sein Engagement für die amerikanische Moderne.


    In dieser Hinsicht sehr zu empfehlen (leider momentan nur gebraucht zu erhalten bzw. bei arkivmusic als Nachpressung):



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    GiselherHH

    Ich glaube es war im "FonoForum" vom November letzten Jahres, da wurden Managern großer und kleiner Klassiklabels Fragen nach der Zukunft digitaler Datenträger gestellt. Während ein Kleinlabel weiterhin auf CD bzw. SACD nicht verzichten wollte, war die Antwort der "Majors" (Naxos, Deutsche Grammophon) ein eindeutiges Setzen auf Downloads oder Streaming aus dem Internet.


    Die CD ist ja schon lange nicht mehr das exklusive, hochpreisige Medium, als das es vor bald 30 Jahren das Licht der Musikwelt erblickte. Längst wird der Markt von Billiganbietern wie Naxos und Brilliant beherrscht und auch die Majors verramschen für wenig Geld ihre Backkataloge in immer neuen Editionen, wo die Einzel-CD 1 oder 2 Euro kostet. In gewissen Nischen wird es sicherlich Platz für haptisch anregende, aufwendige CD-Editionen in kleiner Stückzahl geben, aber das dürfte eher der Weg für Klein- und Kleinstlabel sein. Sammler werden, ebenso wie ihre Kollegen von der LP-Fraktion heute, auch die Möglichkeit haben, sich auf dem riesigen Gebrauchtmarkt für CDs umzusehen, welcher durch die fortschreitende Abrufbarkeit digitaler Musikstücke im Internet entstehen wird.


    Dennoch wird man sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen müssen. CD-Geschäfte wird es in der jetzigen Form kaum mehr geben. Das Sterben der Klassikhändler ist ein Phänomen, das es bereits seit mehr als einem Jahrzehnt gibt, nicht zuletzt deshalb, weil sie aufgrund der hohen Lagerkosten mit dem Internet-Angebot betriebswirtschaftlich nicht mithalten können. Selbst große Firmen wie jpc ziehen sich aus der Fläche weitgehend zurück und konzentrieren sich auf den Vertrieb im Netz.


    Downloads und Streamings werden immer dominierender werden (die Entwicklung, die im Popbereich bereits stattgefunden hat, wird auch auf den Klassikbereich überschwappen), nicht zuletzt auch deshalb, weil nachwachsende Kundengeneration bereits jetzt an schnelle Verfügbarkeit und die bequeme Omnipräsenz großer Musikmengen auf kleinem Raum (mp3-Player) gewöhnt sind. Der "Digital Lifestyle" der Intergration heute noch getrennter Medienbereiche (Fernsehen, Radio, DVD, CD etc.) in ein sog. "Entertainment Center" wird auf lange Sicht das Schicksal von Datenträgern mit relativ kleinem Fassungsvermögen wie CDs, DVDs etc. besiegeln. Das mag man begrüßen oder bedauern, aber die Entwicklung erscheint mir unaufhaltbar.


    :hello:


    GiselherHH

    Hallo Norbert,


    da es sich bei der Walhall-Edition um eine Mono-Aufnahme handelt und die RCA-Studioeinspielung in Stereo ist, dürfte es sich bei der Neuveröffentlichung um die der Studioaufnahme vorausgehende MET-Live-Aufführung vom 21.02.1959 mit identisch besetzten Hauptrollen handeln (Rysanek ersetzte dort bekanntlich die Callas, die sich mit Rudolf Bing verkracht hatte).


    :hello:


    GiselherHH