Beiträge von Alexander_Kinsky

    Man durfte gespannt sein auf diesen Mitschnitt vom Lucerne Festival aus dem Konzertsaal des KKL vom 11.9.2008, der eine Woche später, am 18.9.2008, in DRS 2 gesendet wurde. Gustav Mahlers monumentale Symphonie Nr. 2 c-Moll wurde nämlich von dem seit einiger Zeit für internationale Furore sorgenden Orchester Sinfónica de la Juventud Venezolana Simón Bolívar unter der Leitung von Gustavo Dudamel aufgeführt. Außerdem wirkten mit: Janice Watson, Sopran, Jane Henschel, Alt, der Chor der Musikhochschule Mannheim und der Landesjugendchor Rheinland Pfalz.


    Unglaublich impulsiv, total „drin“ in der Musik, mit pulsierender Leidenschaft, dabei mit elementarer Wucht, wird der eröffnende Trauermarsch begonnen. Dudamel verzögert die lyrischeren Passagen danach teilweise ins kitschig Breite, er versteht es, die theatralische Wirkung der Musik genauso wie ihr erbittertes Ringen in den Vordergrund zu stellen. Der totale Einsatz des Orchesters nimmt atemberaubend gefangen. Und Dudamel weiß die jungen Mitwirkenden auch gehörig nach vorn zu peitschen. Der Climax-Höhepunkt im ersten Satz kommt aus totaler Ekstase. Auch im zweiten Satz wird die Spannung durchgehalten. Man spürt, wie das Orchester jede Nuance erfühlt hat und gleichzeitig extrem konzentriert und doch aus dem Augenblick heraus musiziert. Dudamel weiß die Kontraste extrem auszukosten, das schadet dem Werk in seiner konzertanten Wirkung keineswegs. Den Antonius zu Padua lässt er zügiger als andere Dirigenten seinen Fischen allerlei erzählen, farbenreich und spannungsfördernd impulsiv. Und dann wischt eine Sintflut alles weg und schafft kosmischen Raum für das von Jane Henschel sehr empfunden gesungene Urlicht. Ein Atemholen vor dem explosiv einsetzenden monumentalen Finale – großes Welttheater in Musik, selten derart aufwühlend zu hören wie in dieser Interpretation, bis zur gewaltigen Apotheose der Auferstehung.


    Fünf Jahre nach Claudio Abbados auch im KKL aufgenommener bereits legendärer Liveeinspielung von Mahlers Auferstehungssymphonie hat Luzern, so konnte man es auch im Radio mitverfolgen, ganz offenbar erneut einen bemerkenswerten Markstein der Interpretationsgeschichte dieses Werks erlebt (und wohl auch die Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen zwei Tage zuvor). Und der Hörer freut sich auf die nächste Mahler Zweite im Radio, mit Ingo Metzmacher, am Sonntag 21.9. nach 16 Uhr in NDR Kultur (danke Amfortas08 für den Hinweis!)…

    Heute in Bayern 4 Klassik Radio:


    19:05 Uhr
    Kammerkonzert


    Danjulo Ishizaka, Violoncello; Markus Schirmer, Klavier
    Johannes Brahms: Sonate e-moll, op. 38; Ludwig van Beethoven: Sonate g-moll, op. 5, Nr. 2
    Aufnahme vom 22. Oktober 2007 in London

    Radio SWR 2, "Das musikalische Quartett", Interpretationsvergleich Gustav Mahler 4. Symphonie zum Mitraten, derzeit Finale 1. Satz. Bisher waren schon zu hören Norrington, Mengelberg und Chailly. Jetzt läuft gerade eine kammermusikalische Fassung. Die Sendung geht noch bis 22 Uhr und ist auch per Onlinestream empfangbar.

    Im Musical "Helden Helden" von Udo Jürgens (1972/73, Theater an der Wien) wirkte Julia Migenes als Louka mit. Es erschien dazu bei Ariola auch eine Langspielplatte. Da gibt es etwa das Duett "Der Weg nach oben" mit Ossy Kolmann, aber vor allem Julia Migenes´ große Shownummer "Wenn ich die Zarin von Rußland wär".
    (Nebenbei erwähnt: Diese Komposition hat Udo Jürgens eigentlich für Anneliese Rothenberger geschrieben, die das Lied unter dem Titel "So wie die Sonne für alle scheint" auf Schallplatte veröffentlichte, genauso wie "Wie schön ist diese Welt", welches für "Helden Helden" dann zu "Wie nennt man das Gefühl", in der Uraufführung und auf der LP dazu von Gabriele Jacoby gesungen, mutierte.)


    Das Duett "Der Weg nach oben" ist auf dieser Sampler Box enthalten, auf Disc 8, allerdings sind die Tracks bei den Hörbeispielen falsch gesetzt, man muss "Wo sind die Zeiten dahin" anklicken, um Julia Migenes hören zu können. (Auch die folgenden Ausschnitte auf dieser CD bis zum "Tanz der Mädchen" stammen aus "Helden Helden".)


    Marilyn Horne war Leonard Bernsteins Carmen, 1973 in der MET und bei der Schallplattenaufnahme. Diese Aufnahme ist unter Fachleuten sehr umstritten.



    Und bei der im Jahr 1984 entstandenen Gesamtaufnahme der West Side Story sang Marilyn Horne "Somewhere".


    Verweise an dieser Stelle auf ein ausführliches Gespräch mit Daniel Barenboim vor allem zur Arbeit mit seinem West-Eastern Divan Orchestra:


    "http://www.welt.de/kultur/arti2329078/Bei_Barenboim_spielen_die_schoensten_Musiker_.html"

    Unvergeßlich für mich Horst Steins "Parsifal" Dirigate in der Wiener Staatsoper (noch die alte Inszenierung von Everding), Repertoire meist ohne Proben, aber so intensiv dirigiert und musiziert, dass es wie aus einem Guß wirkte.
    Claus Helmut Drese schreibt in seinen Erinnerungen "Im Palast der Gefühle", wie fasziniert die Dirigentenkollegen Barenboim und Mehta in der Direktionsloge einer derartigen vorösterlichen Vorstellung gelauscht haben.
    Mit den Wiener Symphonikern hat er in den 80ern auch einmal "Das Buch mit sieben Siegeln" gemacht - und eine Menge Abo-Konzerte.
    Horst Stein war es auch, der nach Carlos Kleibers drei unvergeßlichen "Rosenkavalier" Aufführungen 1994 diese Oper souverän ins Repertoire der Wiener Staatsoper zurückführte.
    Auch wenn Friedrich Gulda vielleicht zu unentschieden spielt, die Beethoven-Klavierkonzerte mit Horst Stein und den Wiener Philharmonikern, enthalten auch in der Gulda-Box mit allen Klaviersonaten, möchte ich nicht mehr missen.


    Ergänzende Informationen:


    Wiener Erstaufführung (und Rundfunkmitschnitt) der Urfassung (konzertant):
    22. bis 28.4.1963 Funkhaus Wien
    Dirigent: Samuel Krachmalnick
    Chor und Orchester des ORF
    Einführende Worte und Spielleitung: Marcel Prawy
    Candide: Kurt Equiluz
    Dr. Pangloss: Heinrich Schweiger
    Kunigunde: Mimi Coertse
    Unter den weiteren Mitwirkenden: Heinz Holecek, Herbert Prikopa, Peter Nidetzky, Blanche Aubry u. a.


    Deutschsprachige Wiener Erstaufführung:
    31.7.1976 bis 4.9.1976 Stadthalle
    Dirigent: Adrian Manz
    Inszenierung: Larry Fuller (nach der Regie von Harold Prince)
    Dt. Fassung: Marcel Prawy
    Mit Heinz Ehrenfreund, Heinz Marecek, Christina Simon, Melanie Hollyday u.a.

    Die ZDF-Sendereihe hieß "Liedercircus", sie wurde von 1976 bis 1988 produziert.
    Michael Heltaus Musicalkarriere begann 1972 mit dem Udo Jürgens Musical "Helden Helden" nach George Bernard Shaw (für mich musikalisch betrachtet mehr der Operette zuzuordnen als dem Musicalgenre). Heltau spielte den Bluntschli. Eine Querschnittplatte erschien damals bei der Firma Ariola. (Es wirkten neben Heltau auch Gabriele Jacoby, Julia Migenes, Irmgard Seefried und Ossy Kolmann mit.)
    "Heltau singt Brel" war der ambitionierte erste überregional erfolgreiche Versuch, die Chansons von Brel auf Deutsch zu präsentieren. Werner Schneyder besorgte die Übersetzungen. Mittlerweile hat sich auch Klaus Hoffmann der Chansons Brels angenommen und ganze Bühnenprogramme in eigenen Übersetzungen herausgebracht.
    Zusammen mit Loek Huisman schuf Heltau einige weitere Chansonprogramme, mit literarischen Zwischentexten gewürzt.
    Mir persönlich unvergeßlich wird er immer als Burgschauspieler bleiben, erinnere mich etwa an "Heinrich IV." (Pirandello) oder an Schillers "Wallenstein". Habe ihn auch in der Bühnenfassung von Shaffers "Amadeus" als Mozart gesehen, neben Romuald Pekny als Salieri. Unvergeßlich, wie er (nicht einmal besonders bemüht) das Spinettspiel zur Musik vom Band markierte und das Burgtheaterpublikum anno 1983 begeistert applaudierte ob dieser "Vielseitigkeit" ...

    NDR Kultur 23.6.2008


    20:00 NDR Sinfonieorchester


    100 Jahre Laeiszhalle Hamburg


    Solist und Dirigent: Friedrich Gulda
    Friedrich Gulda: Concerto for myself,
    Sonata concertante für Klavier und Orchester


    Ludwig van Beethoven:
    Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58


    Friedrich Gulda:
    Konzert für Violoncello und Blasorchester
    Bruno Weinmeister, Violoncello


    Aufzeichnung vom 2.-4.5.1993

    Es woa amoi a Avatar
    mit Keyboardeck darauf.
    Der Avatar is nimmer wahr,
    i suach an neichn drauf.


    Beim Mahlergustav hieß es: “Na!”
    Der is scho guat besetzt.
    Doch woan ja no vü Büdln da.
    Da hob i weida g´wetzt.


    Ois echta Weana drahts mi ham,
    egal an wöcham Ort.
    Do reicht oft nur a schena Tram,
    a Büdl oder Wort.


    De Söligkeit Musikverein
    schwingt tief im Herzen mit.
    Der Klang foaht ins Ohrwaschl rein,
    erfüllt da jede Bitt´.


    Vom Tod bin i a Leben lang
    nur a Sekund´ entfernt.
    Mia Weana wird dabei net bang,
    denn i hab´s ja so glernt:


    I nehm des Büdl, wann i geh,
    in der Erinn´rung mit.
    Und a den Klang, so wunderschee,
    des wird mei Himmelshit.


    Und bei Tamino nehm ih´s jetzt,
    das Goldene vom Saal.
    Doch Leitln seids net zu entsetzt.
    Der Klang bleibt allemal.

    Aus Zeitgründen etwas verspätet...


    Das Hagen Quartett im Herkulessaal der Residenz (München), 26.5.2008


    Sie spielen die Musik entschlackt, wie blitzblank poliert, rein und klar nuanciert und pointiert, auf den Punkt gebracht, als vollendete Einheit zu viert, ein beseeltes Spiel aus extrem konzentrierter Präzision heraus, voll zupackend-kontrollierter Emotion, sie gehen gleichzeitig an jede Grenze und behalten doch immer den Überblick – es ist faszinierend, dem Hagen Quartett zuzuhören, wenn es durch den eröffnenden Variationssatz, durch das herrliche Largo cantabile e mesto, durch das Menuett und durch das Prestofinale von Joseph Haydns Streichquartett D-Dur Hob.III: 79 op. 76/5 und dann durch das „böhmische Belcanto“ der „Zypressen“ B 152 Nr. 1, 2, 5, 9 und 11 von Antonín DvoYák wandert, bei letzteren geradezu kleine, große Geschichten erzählend, wobei sich vor allem für die Bratschistin Veronika Hagen einige Erzählmöglichkeiten ergeben, welche sie auch gleich zu Beginn des nach der Pause folgenden Streichquartetts Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben“ von Friedrich Smetana weiter auszuschöpfen vermag, bei einem Werk, das nach romantischen Jugenderinnerungen (erster Satz), Reminiszenzen an die Tanzmusikantenzeit (zweiter Satz) und sehr tiefgehender Liebes-Reminiszenz (dritter Satz) im zunächst lebensbejahend konventionell dahin laufenden Finale mit der „Schilderung“ der Ertaubung und der ersterbenden Resignation danach emotional extrem zu berühren vermag, eigentlich nicht nach Applaus heischend, der dann doch einsetzt und die durch das angespannt-dichte Musizieren aufgebaute Spannung in der Gelöstheit ehrlich empfundener Anerkennung zugabenerbittend entlädt. Das Hagen Quartett erfüllt die Bitte mit jener Ernsthaftigkeit, die nach so einem Konzertende folgen muss, also nicht mit einem fröhlichen Kehraus. Wir hören den zweiten Satz, das etwa zehn Minuten lange Adagio ma non troppo aus dem Streichquartett Nr. 13 G-Dur op. 106 B. 192 von Antonín DvoYák – fordernde Musik, die weiter volle Konzentration verlangt, von der Bühne her wie aus dem Publikum. Es baut sich eine noch dichtere Innigkeit auf, eine nahezu extreme Spannung, eine weitere Gegenwart, die alles Vorher und alles Danach vergessen lässt. Nicht beschreibbar ist die Stille danach. Es ist diese grandiose Kippe zwischen „Jetzt müsste man totenstill den Abend beenden“ und „Wie lange dauert es, bis der Erste in die Konvention zurückführt“ – es dauert ein paar Sekunden, aber die kurze Ewigkeit der Stille zwischen dem letzten Ton und dem zögerlich einsetzenden Applaus bleibt allein ein unvergesslicher Moment dieses großen Streichquartettabends. München darf sich auf den 9.10.2008 freuen, wenn das Hagen Quartett mit Beethoven wieder kommen wird.

    Hier ein Hinweis auf eine Radiosendung zum Werk - hr2, Mittwoch 28.5.2008 (auch online zu hören):


    Aus der Programmvorschau auf der Homepage des Senders:


    20:05 Uhr


    Notenschlüssel


    Bartók: Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta


    Aufgeschlüsselt von Paul Bartholomäi


    Bartóks „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ verdankt ihre Entstehung einem Auftrag des Dirigenten und Mäzens Paul Sacher zum zehnjährigen Bestehen des Basler Kammerorchesters. Im September 1936 schließlich beendete Bartók die Arbeit an der Partitur. Die Uraufführung im darauf folgenden Jahr war einer der größten Erfolge, die Bartók erlebt hat, und bis heute zählt die Komposition zu den meist gespielten seiner Werke. In keiner anderen Komposition hat er sich so intensiv mit seinen kompositorischen Vorbildern auseinandergesetzt: Bach, dessen kontrapunktisches Denken ihn faszinierte, Beethoven, der Meister der Form, und Debussy wegen des unmittelbar sinnlichen Klangempfindens. Sie alle haben ihre Spuren in der „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ hinterlassen. Die Verbindung von kontrapunktischem Denken und Sonatenform findet sich nirgendwo sonst in Bartóks Schaffen so deutlich ausgeprägt wie in diesem Werk. Paul Bartholomäi betrachtet Béla Bartóks Meisterwerk intensiv in seinem „Notenschlüssel“.

    Ich stelle das hier ein, nicht bei "Demnächst im Radio", weil vielleicht die Interessenten an dem Werk eher hier nachsehen.


    Deutschlandradio Kultur
    Sonntag 18.5.2008
    15:05 Uhr
    Interpretationen
    "Die Gärten der Seele"
    Gustav Mahlers "Lied von der Erde"
    Von Olaf Wilhelmer


    Folgende Ausschnitte werden zu hören sein:


    Titel: aus: Das Lied von der Erde. Eine Sinfonie für Tenor und eine Alt- (oder Bariton-) Stimme und großes Orchester,
    1. Satz: Das Trinklied vom Jammer der Erde
    Länge: 02:10
    Solist: Fischer-Dieskau (Bariton)) (2.,4.,6. Satz)
    Solist: James King (Tenor) (1.,3.,5. Satz)
    Ensemble:
    Orchester: Wiener Philharmoniker
    Dirigent: Leonard Bernstein
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
    Best.-Nr: 459094-2


    Titel: aus: Das Lied von der Erde. Eine Symphonie für eine Alt- aus: und eine Tenorstimme und Orchester,
    *(001) Das Trinklied vom Jammer der Erde (9'30)(1)
    Länge: 09:30
    Solist: Mildred Miller (Mezzosopran)(2,4,6)
    Solist: Ernst Haefliger (Tenor)(1,3,5)
    Ensemble:
    Orchester: New York Philharmonic
    Dirigent: Bruno Walter
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Sony Classical
    Best.-Nr: SMK64455


    Titel: Der Einsame im Herbst Etwas schleichend.Ermüdet
    Länge: 04:03
    Solist: Christa Ludwig (Mezzosopran)
    Ensemble:
    Orchester: Philharmonia Orchestra London
    Dirigent: Otto Klemperer
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Emi
    Best.-Nr: CDC7472312


    Titel: aus: Das Lied von der Erde aus: Eine Sinfonie für eine Tenor- und eine Altstimme und Orchester,
    2. Satz: Der Einsame im Herbst
    Länge: 02:16
    Solist: Janet Baker (Alt) [2, 4, 6]
    Solist: Waldemar Kmentt (Tenor) [1, 3, 5]
    Ensemble:
    Orchester: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
    Dirigent: Rafael Kubelik
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: audite
    Best.-Nr: 95.491


    Titel: aus: Das Lied von der Erde aus: Eine Sinfonie für eine Tenor- und eine Altstimme und Orchester,
    3. Satz: Von der Jugend
    Länge: 03:19
    Solist: Christa Ludwig (Alt) [2,4,6]
    Solist: René Kollo (Tenor) [1,3,5]
    Ensemble:
    Orchester: Berliner Philharmoniker
    Dirigent: Herbert von Karajan
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Deutsche Grammophon
    Best.-Nr: 419058-2


    Titel: Von der Jugend Behaglich heiter
    Länge: 03:37
    Solist: Fritz Wunderlich (Tenor)
    Ensemble:
    Orchester: Philharmonia Orchestra London
    Dirigent: Otto Klemperer
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Emi
    Best.-Nr: CDC7472312


    Titel: aus: Das Lied von der Erde. Sinfonie für Tenor, Alt und Orchester in 6 Sätzen (Eine Symphonie für eine Tenor- und eine Alt- (oder Bariton-) Stimme und großes Orchester nach Hans Bethges "Die chinesische Flöte" (orig)),
    4.Satz: Von der Schönheit Comodo dolcissimo
    Länge: 06:00
    Solist: Siegfried Jerusalem (Tenor) (1,3,5)
    Solist: Waltraud Meier (Mezzosopran) (2,4,6)
    Ensemble:
    Orchester: Chicago Symphony Orchestra
    Dirigent: Daniel Barenboim
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: ERATO
    Best.-Nr: 245624-2


    Titel: aus: Das Lied von der Erde. Eine Sinfonie für Tenor und eine Alt- (oder Bariton-) Stimme und großes Orchester,
    4. Satz: Von der Schönheit
    Länge: 03:00
    Solist: Fischer-Dieskau (Bariton)) (2.,4.,6. Satz)
    Solist: James King (Tenor) (1.,3.,5. Satz)
    Ensemble:
    Orchester: Wiener Philharmoniker
    Dirigent: Leonard Bernstein
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
    Best.-Nr: 459094-2


    Titel: Der Trunkene im Frühling Allegro
    Länge: 04:35
    Solist: Peter Schreier (Tenor)
    Ensemble:
    Orchester: Berliner Sinfonie-Orchester
    Dirigent: Kurt Sanderling
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Ars Vivendi
    Best.-Nr: 2100207


    Titel: Das Trinklied vom Jammer der Erde
    Länge: 04:00
    Solist: Warren Mok
    Ensemble:
    Orchester: Singapore Symphony Orchestra & Warren Mok
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: BIS
    Best.-Nr: 1547


    Titel: Der Einsame im Herbst & Der Pavillon aus Porzellan
    Länge: 13:00
    Solist: Brigitte Fassbaender & Thomas Moser & Cyproen Katsaris
    Ensemble:
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: TELDEC
    Best.-Nr: 2292-46276-2


    Titel: aus: Das Lied von der Erde. Transkription für aus: Kammerorchester von Arnold Schönberg und Rainer aus: Riehn,
    *(004) Von der Schönheit (7'31)(4)
    Länge: 07:31
    Solist: Birgit Remmert (Alt)(2,4,6)
    Solist: Hans Peter Blochwitz (Tenor)(1,3,5)
    Ensemble: Ensemble Musique Oblique
    Dirigent: Philippe Herreweghe
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: HARMONIA MUNDI FRANC
    Best.-Nr: HMC 901 477


    Titel: aus: 4 Lieder für Sopran und Orchester, op. 13,
    Nr. 2: Die Einsame
    Länge: 01:30
    Solist: Françoise Pollet (Sopran)
    Ensemble:
    Orchester: Ensemble InterContemporain
    Dirigent: Pierre Boulez
    Komponist: Anton Webern
    Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
    Best.-Nr: 457637-2


    Titel: aus: Das Lied von der Erde aus: Eine Sinfonie für eine Tenor- und eine Baritonstimme aus: und Orchester,
    6. Satz: Der Abschied
    Länge: 04:45
    Solist: Peter Seiffert (Tenor)
    Hampson, Thomas (Bariton)
    Ensemble:
    Orchester: City of Birmingham Symphony Orchestra
    Dirigent: Simon Rattle
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: EMI CLASSICS
    Best.-Nr: 5562002


    Titel: aus: Das Lied von der Erde aus: Eine Sinfonie für eine Tenor- und eine Baritonstimme und Orchester,
    6. Satz: Der Abschied
    Länge: 03:00
    Solist: Jon Villars (Tenor)
    Solist: Roman Trekel (Bariton)
    Ensemble:
    Orchester: Staatskapelle Berlin
    Dirigent: Pierre Boulez
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: DeutschlandRadio Berlin


    Titel: Das Lied von der Erde, dar.: Der Abschied
    Länge: 10:00
    Solist: Kathleen Ferrier
    Ensemble:
    Orchester: Wiener Philharmoniker & Bruno Walter
    Komponist: Gustav Mahler
    Label: Decca
    Best.-Nr: 466576-2

    Heute (Samstag, 26.4.2008 ) in Bayern 4 Klassik:


    21:03 Uhr
    KlassikPlus


    Interpretationen im Vergleich
    Anton Bruckner: Symphonie Nr. 3 d-moll
    Aufnahmen mit den Dirigenten Hans Knappertsbusch, Kurt Sanderling, George Szell, Günter Wand, Nikolaus Harnoncourt, Roger Norrington, Kent Nagano und anderen
    Von Dietmar Holland


    Schönen Abend und ebensolchen Sonntag!
    Alexander

    Ausgehend von einer Box mit dem Prager Streichquartett, das in den 70er Jahren eine Gesamtaufnahme vornahm, liegen folgende Werke von Antonín Dvorák für Streichquartett vor (B. bezieht sich auf das Werkverzeichnis von Jarmil Burghauser):


    Streichquartett Nr. 1 A-Dur op. 2 B. 8 (März 1862, 48 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 2 B-Dur B. 17 (um 1869/70, 49 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 3 D-Dur B. 18 (um 1869/70, fast 70 Minuten)


    Streichquartett Nr. 4 e-Moll B. 19 (um Dezember 1870, fast 36 Minuten)


    Streichquartett Nr. 5 f-Moll op. 9 B. 37 (September/Oktober 1873, 33 ½ Minuten)


    Quartettsatz a-Moll (um 1873, 6 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 6 a-Moll op. 12 B. 40 (November/Dezember 1873, fast 32 Minuten)


    Streichquartett Nr. 7 a-Moll op. 16 B. 45 (September 1874, 29 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 8 E-Dur op. 80 B. 57 (Jänner/Februar 1876, knapp über 27 Minuten)


    Streichquartett Nr. 9 d-Moll op. 34 B. 75 (Dezember 1877, 34 ½ Minuten)


    Streichquartett Nr. 10 Es-Dur op. 51 B. 92 (Dezember 1878-März 1879, 31 ½ Minuten)


    Zwei Walzer op. 54 B. 105 (um Februar 1880, 7 Minuten)


    Streichquartett in F-Dur B. 120 (Fragment) (Oktober 1881, 9 Minuten)


    Streichquartett Nr. 11 C-Dur op. 61 B. 121 (Oktober/November 1881, 39 Minuten)


    Zypressen B. 152 (April/Mai 1887, 39 Minuten)


    Streichquartett Nr. 12 F-Dur op. 96 B. 179 “Amerikanisches Quartett” (Juni 1893, 24 ½ Minuten)
    Tamino Klassikforum Link:
    Dvorak, Antonin: Streichquartett Nr 12 op 96 "Amerikanisches"


    Streichquartett Nr. 13 G-Dur op. 106 B. 192 (November/Dezember 1895, knapp über 37 Minuten)


    Streichquartett Nr. 14 As-Dur op. 105 B. 193 (März-Dezember 1895, fast 32 Minuten)
    Tamino Klassikforum Link:
    Dvorak: Die zwei letzten Streichquartette op.105 und op.106



    Ich versteige mich gerne schwärmerisch zur Formulierung, nach dem Durchhören dieser neun CDs (DGG Collectors Edition Box 463 165-2), eingespielt zwischen Dezember 1973 und April 1977 in Prag (Narodní dom Žižkov), sowohl kompositorisch als auch aufnahmegeschichtlich sicher etwas ganz Großes, in der Musikgeschichte Einmaliges gehört zu haben. Es widerstrebt mir, allzu viel ins Detail zu gehen, da sich die Größe der gehörten Musik für mein Empfinden einer verbalen Analyse vielfach ob ihrer Genialität, die für sich selbst spricht, verschließt. Ich lausche ihr staunend und immens bereichert und es gelingt mir dabei öfter als bei anderer Musik, das Denken zu vergessen und mich ganz der Musik an sich hinzugeben.


    Es ist zuallererst das kompositorische Talent, die Erfindungsgabe dieses Antonín Dvorák, die für diese Musik einnimmt. Sicher, er baut auf die klassische Viersätzigkeit auf, meist ein schneller erster Satz, manchmal mit langsamer Einleitung, die Binnensätze einer langsam, einer Scherzo, und dann das rasche Finale. Doch nichts ist Konvention. Schon die Entwicklung fasziniert, wie Dvorák bis zum achten Quartett hin aus einer unerschöpflichen Fülle an Ideen und kompositorischer Kompositionskunst heraus seinen Weg sucht und findet, um ihn mit einfach nur grandiosen Meisterwerken zu krönen.


    Im zweiten Satz des ersten Quartetts (Adagio affetuoso ed appassionato) sowie in dessen Trio des dritten Satzes mag man das Vorbild Schuberts durchhören, im ganzen zweiten Quartett die ungemeine Leidenschaft der Musik bewundern, das fließende Element des dritten Quartetts macht die 70 Minuten Spieldauer keineswegs langatmig, das dreisätzige vierte Quartett, in dem die Sätze direkt ineinander übergehen, wirkt auf mich wie ein großes dramatisches Gedicht, im fünften Quartett kristallisiert sich dann doch dieser eigenständige, kontrastive, inspirierte, vielfach tschechisch-wehmütige Stil heraus, im sechsten hebe ich jetzt einmal den dritten Satz hervor, ein großartig expressives Poco adagio (der Quartettsatz a-Moll gehörte ursprünglich auch zu diesem Werk), und im siebenten Quartett fällt der „flügelschlagende Bauerntanz“ des dritten Satzes auf - Momentaufnahmen zwischen all dem elegischen, dramatischen, innigen, fließenden Geschehen, ein Satz inspirierter als der andere.


    In den sieben Meisterwerken ab dem achten Streichquartett ist der Personalstil vollkommen ausgeprägt – was für Stimmengeflechte, was für Rhythmen, und dann natürlich das slawische Element! Nach dem achten Quartett (was für ein zweiter Satz, ein Andante con moto!) staune ich, dass mit dem neunten, Johannes Brahms gewidmet, noch eine Steigerung möglich ist – mit der sanftem Wehmut im Geschehen und mit dem wunderbar beseelt fließenden dritten Satz (Adagio). Und dann das zehnte Quartett, mit dem Dumka (Elegia)-Satz an zweiter Stelle (mit Vivace-Mittelteil) – eines schöner als das andere! Ich habe beim Anhören zu einzelnen Sätzen Notizen gemacht, aber ich finde es spannender, all diese genialen Sätze jedes Mal neu zu hören, als sich am Geschriebenen wie an einer Gedächtnisstütze festzuhalten. Die Verinnerlichung der beseelten, leidenschaftlichen Musik des elften Quartetts, die so wunderbar weiter gesanglich umgearbeiteten „Zypressen“-Lieder (ein ursprünglich 1865 komponierter Zyklus, jetzt zwölf großteils lyrische „Lieder für Streichquartett“), das so ungemein positiv gestimmte, mit seiner Pentatonik „amerikanisch“ anmutende zwölfte Quartett (Dvoráks kürzestes Werk für diese Gattung), und dann das für mich allergrößte Streichquartett Dvoráks, das dreizehnte – eine Bejahung des Seins schlechthin, in höchster kompositorischer Reife, inspiriert und kunstvoll, allein dieser große Adagiosatz an zweiter Stelle, traumhaft schöne Musik! Dvoráks letztes Streichquartett ist dann reif wie das vorige, das zupackend-musikantische Finale schließt eine Werkreihe ab, die für den Rest meines Lebens sicher zu den schönsten Hörerfahrungen für mich zählen wird.


    Das Prager Streichquartett ist hörbar ganz zu Hause in dieser Musik. Da fließt Herzblut, da wird mit Leidenschaft, mit innerster Anteilnahme musiziert, auf allerhöchstem Niveau. Es schreibt sich ja so leicht und salopp, aber bedenkt man die Verantwortung dem Werk und der Hörerschaft gegenüber, sind für mich Projekte wie so eine Gesamtaufnahme wahre Großtaten der Menschheit.


    Die Aufnahme des Prager Streichquartetts bietet als wertvolle Ergänzungen neben den 14 Streichquartetten und den „Zypressen“ auch den Quartettsatz a-Moll, ein Fragment in F-Dur und zwei herrlich slawische Walzer an.



    Das „Amerikanische Quartett“ (aufgenommen im Februar 1986 im Großen Saal des Mozarteums in Salzburg) und die Nummern 1, 2, 5, 9 und 11 aus den „Zypressen“ (aufgenommen im Zentralsaal von Bamberg im Juni 1986) finden sich auch auf einer CD, die das Hagen Quartett (damals noch mit Annette Bik, 2. Violine) 1987 veröffentlicht hat (DGG 419 601-2). Der Unterschied zum Prager Streichquartett streicht die Qualität des Hagen Quartetts brillant heraus, offenbart aber auch, dass man als Hörer dieses Quartetts einmal mehr bereit sein sollte, eine gewisse „sensationell ausbalancierte Überlegenheit“ der Musik gegenüber zu akzeptieren, die schärfere Akzentuierungen bietet, vielfach strenger, unerbittlicher erscheint, aber auch Dimensionen offenbart, die man beim Prager Streichquartett, das so wunderbar „ganz drin“ ist in der Musik, nicht so hört. Da wird das fünfte „Zypressen“ Lied „Im Buch verwahrt, der alte Brief“ fast zu einer Opernarie, und da schafft die differenzierte Feingliedrigkeit im zweiten Satz des op. 96 eine irisierend spannende Gefährlichkeit. Das ist auch wieder einmalig und beweist einmal mehr, dass es keine einzige Wahrheit der Musik gibt, sondern nur viele Möglichkeiten, die man für sich als durchaus gültig akzeptieren kann, so verschieden sie sich auch anhören.


    Vielleicht gibt es völlig andere, divergierende Hörerfahrungen, ich finde auf jeden Fall, der Kosmos der Streichquartette dieses großen Komponisten sollte in seiner Gesamtheit einen Platz in diesem Forum haben.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Zwischendurch ergoogelt bzw. aus dem Gedächtnis rekapituliert:


    Tosca-Premiere (Inszenierung Margarethe Wallmann) war am 3. April 1958. I


    La Boheme, Inszenierung Franco Zeffirelli: Herbst 1963. Damals wollte Karajan einen Maestro suggeritore statt eines Souffleurs haben, setzte sich aber gegen die Gewerkschaft nicht durch. Die Premiere wurde unmittelbar vor Beginn abgesagt und fand eine Woche später triumphal statt. (Kann man in einigen Büchern zur Geschichte der Wiener Staatsoper nachlesen.) Diese Produktion brachten Karajan und Zeffirelli unter anderem auch in Mailand heraus. 1965 wurde sie verfilmt.


    Sehr alt (1968 ) ist auch Otto Schenks Rosenkavalier-Inszenierung, die Premiere dirigierte damals Leonard Bernstein, und 1994 nahm Carlos Kleiber damit seinen Abschied von der Wiener Staatsoper.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    3sat brachte am 19.4.2008 live aus dem Großen Musikvereinssaal in Wien das alljährliche Frühlingskonzert der Wiener Symphoniker. Zur Taufe der "Wiener Symphoniker Rose" wurde das Programm unter der Leitung von Chefdirigent Fabio Luisi ganz auf diese Blume abgestimmt. Mit Wiener Schmelz ging es durch Richard Strauss´ Erste Walzerfolge aus „Der Rosenkavalier“ op. 59, sowohl kammermusikalisch als auch durchaus herrlich trunken ausgekostet. Charmant kommt die Polka mazur „Waldröslein“ op. 63 von Josef Strauß daher. Edith Lienbacher und Herwig Pecoraro bringen Operettenflair in den Musikverein, mit Carl Zellers "Schenkt man sich Rosen in Tirol" aus der Operette "Der Vogelhändler". Beim Da capo gießt der Herr eine Rose, die die Dame hält. Bunt schillerndes großes Welttheater vermitteln die Auszüge aus "Dornröschen", dem Ballett op. 66 von Peter I. Tschaikowsky: Entrée des fées (Prolog, Nr. 2a) Grand adage à la rose (1. Akt, Nr. 8a) Panorama (2. Akt, Nr. 17) und Grand valse villageoise (1. Akt, Nr. 6). Natürlich darf in so einem Programm der große Walzer "Rosen aus "dem Süden" op. 388 nach Motiven der Operette "Das Spitzentuch der Königin" von Johann Strauß (Sohn) nicht fehlen – ideal wienerisch ausgekostet von Luisis Orchester. Von Eduard Strauß gibt es „Moosröschen“, die Polka mazur op. 169, wieder ein charmantes Intermezzo. Eine Entdeckung wert ist dann der große Walzer op. 34 „Mai-Rosen“ von Josef Strauß. Diese Musik hat Seele, wie so oft gegenüber der des Bruders Johann etwas mehr Wehmut, Melancholie, und gerade das macht sie so besonders. Den Rahmen schließt wieder die herrliche Pseudo-Wien-Seligkeit der Zweiten Walzerfolge aus der Oper „Der Rosenkavalier" op. 59 von Richard Strauss. Nicht im Fernsehen zu sehen und zu hören ist die bei 3sat angekündigte Polka mazur op. 246 "Der Rose Erwachen" von Eduard Strauß, dafür jubelt das Publikum zu Recht ausgiebig über die fulminant hingelegten Zugaben von Johann Strauß, den "Frühlingsstimmen" Walzer op. 410 und die Polka schnell "Unter Donner und Blitz" op. 324. Zu viel Neujahrskonzert im Frühlingskonzert? Vielleicht – aber die Musik kann doch nichts dafür…


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Ein Straßenmusikant am Münchner Marienplatz, umringt von Menschen im Freitagmittagstrubel eines ganz normalen Wochentags (18.4.2008 ). Nichts Besonderes denke ich und fahre die Rolltreppe ins Zwischengeschoss. Doch halt: Das ist ja Klaviermusik! Und die klingt nicht nach billigem Keyboard! Also wieder hinauf – und wirklich: Da steht ein Yamaha Flügel, und der 1980 geborene mazedonische Pianist Daniel Stenway spielt Mozarts „Rondo alla turca“, und danach spielt er sogar Chopins „As-Dur Polonaise“. Es gibt rechts neben dem Klavier die Möglichkeit Eurostücke hinzulegen (was doch einige tun), und schräg hinter dem Pianisten eine Schachtel mit etwa 25 Exemplaren der verfügbaren CD „Piano Collection“. Nach dem Mozart, wirkungsvoll mit erweiterten Schlussakkorden zu Ende gebracht, fragt ihn ein Herr, was das für ein Stück gewesen sei. So einfach funktioniert Volksbildung! Stenway präsentiert sich pianistisch effektvoll. Er betont alle möglichen und unmöglichen Effekte, spielt plötzlich eine Passage, die man strahlend laut erwartet, verhalten im Pianissimo, kultiviert Kontraste zu einer wirkungsvollen Klaviershow, spielt schon mal den sehnsüchtig Verliebten, wenn Chopin eine passende Melodie anbietet. Man hört aber durch, dass er die Show nicht nur um ihrer selbst willen betreibt (und damit vielleicht Schwächen kaschieren könnte), nein, er kann schon wirklich was, wie der virtuose Mittelteil beim Chopin eindrucksvoll beweist. Das komplette „Konzert“ anzuhören fehlt die Zeit, der Schreiber muss weiter. Vielleicht spielt Daniel Stenway ja gelegentlich wieder am Marienplatz, in Blue Jeans und mit Mantel (je nach Wetter)…


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    … in der Philharmonie im Gasteig (München), 9.4.2008


    (Aus Zeitgründen ein etwas verspäteter Konzerteindruck...)


    Margarita Höhenrieder nimmt die virtuosen Passagen in Ludwig van Beethovens kompakt daher kommendem Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 für meinen Geschmack zu verbindlich. Die Poesie entfaltet sich sehr schön, auch Musikantik blitzt auf, aber zum großen Teil wirkt diese Interpretation auf mich zu brav, zu beiläufig. Mit der Zugabe gedenkt Frau Höhenrieder mit einem Klavierstück des im Dezember 2007 verstorbenen Harald Genzmer, mit dem sie gerne zusammengearbeitet hat. Dabei demonstriert sie wieder die für sie wohl selbstverständliche Virtuosität, es geht nur so rauf und runter über die ganze Tastatur.


    Sehr kompakt nimmt Fabio Luisi auch Gustav Mahlers Symphonie Nr. 1 D-Dur „Der Titan“, der Sonnenaufgang kommt „wie aufgezogen“, die Exposition zügig, alles tourneegerecht auf den Effekt hin ausgerichtet. Fabio Luisi akzentuiert dann den Anfang des zweiten Satzes so richtig als Auftaktphrase „mit Anlauf“ und zieht den Satz ansonsten wieder flott musikantisch durch. Das Trio ist auch musikantisch modelliert, hörbar detailgeprobt. Bewusst kontrastiv langsam geht Luisi in den Trauermarsch. Die Mittelteile erscheinen abermals sehr schön ausmodelliert. Das Fazit nach dem Finale: Luisis Mahler ist plastisch, kompakt, durchaus auf den Effekt hin einstudiert, also effektsicher und in den Details hörbar ausführlich geprobt.


    Das Klangbild der Sächsischen Staatskapelle Dresden nimmt für sich ein. Mit warmherziger Klangfülle, tourneegerecht exakt und nuanciert einstudiert, demonstriert es wunderbar hohe Orchesterkultur.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Ein Kennenlernen der drei Streichquartette von Johannes Brahms mit dem Emerson Quartett


    Das Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 51/1 aus dem Jahr 1873 dauert ca. 30 Minuten. Wenn man so wie der Schreiber die Symphonien von Brahms öfter gehört, sich aber mit den Streichquartetten noch nicht befasst hat, tritt man gleichwohl in diese schon vertraute Welt. Dichte, ernste Musik, im zweiten Satz eine verinnerlichte große Romanze, im dritten Satz ein musikantisch auffallender „Trio“-Abschnitt, dann das wieder dichte und ernste Finale – das ist große, erbauliche, im besten Sinn ernsthafte Musik.


    Das ebenfalls aus dem Jahr 1873 stammende Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51/2 dauert etwa 33 Minuten lang. Es ist wieder dichte Musik, aber im Grundton etwas „freundlicher“ angelegt. Bewegend empfinde ich den ausdrucksvollen zweiten Satz, mit kurzer dramatischer Episode darin. Typische musikantische harmonische Brahms-Wendungen prägen den dritten Satz, und das ungarisch-wienerische Finale möchte ich ab nun auch nicht mehr missen.


    Das etwa 34 Minuten lange Streichquartett Nr. 3 B-Dur op. 67 aus dem Jahr 1876 hört sich neoklassisch leichter an. Im Taktwechsel – erster Satz – ist es aber wieder dichter als Mozarts „Jagdquartett“ KV 458 (im Beihefttext von Walter Frisch genauso wie in der Übersetzung von Reinhard Lüthje fälschlicherweise als KV 465 angeführt), dessen Hauptthema Brahms bei der Komposition im Ohr gehabt haben mag. Der zweite Satz ist einfach nur wunderschöne Musik, für mich eindeutig in der Schubert-Nachfolge angesiedelt. In den Sätzen 3 und 4 (der vierte ein Variationssatz, in dem sich gegen Ende durch die Wiederholung des ersten Themas aus dem ersten Satz der Kreis schließt) kommt die Bratsche sehr schön zur Geltung.


    Das Emerson Quartett nahm diese Doppel CD (DGG 2 CD 477 6458, Abbildung siehe oben) in der New Yorker American Academy of Arts and Letters im Dezember 2005 (0p. 51/2 und op. 67), im Jänner 2006 (op. 34) und im Jänner 2007 (op. 51/1) auf. Es macht auf mich einen beherzten, die Musik verinnerlicht habenden, leidenschaftlichen akustischen Eindruck. Leider wird das auf der Doppel CD ebenfalls zu findende Klavierquintett f-Moll op. 34 (mit Leon Fleisher) zumindest in den ersten beiden Sätzen für meinen Geschmack zu beiläufig genommen. Mit den Streichquartettaufnahmen immerhin kann ich gut leben – möglicherweise bis zum Kennenlernen einer anderen Interpretation.


    Herzlicher Gruß
    Alexander


    Ergänzung: Zu den möglichen Komplettkopien bei Wiederholungen vermag ich nach dem ersten Anhören (ohne Noten) nichts zu sagen. Es täte mir schon etwas weh, würde sich ein möglicher Verdacht bestätigen. Das hat ein Quartett dieses Niveaus doch nicht notwendig (wie ich finde).


    Und ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf die CD mit einem Teilmitschnitt des Eröffnungskonzerts von Wien modern (Eröffnungsjahr 1988 ) verweisen. Darauf enthalten sind:


    Ligeti: Lontano; Atmospheres
    Nono: Liebeslied
    Boulez: Notations I-IV
    Rihm: Depart


    Herzlicher Gruß
    Alexander


    PS: Unendlich schade, dass (wie Zwielicht schreibt) das Tischtuch zerschnitten sein dürfte. Die Mahler Symphonien, die Mozart Konzerte mit Friedrich Gulda - ich tröste mich mit lieb gewonnen Aufnahmen...


    PS 2: Dadurch, dass Abbado bei der DGG einige Mozart-Konzerte sowohl mit Gulda als auch mit Serkin als auch mit Pires aufgenommen hat, gibt es von KV 467 drei Aufnahmen bei der DGG mit Abbado (Interpretationsvergleich folgt wahrscheinlich nächste Woche).


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Ich habe in der Ära Drese der Wiener Staatsoper (1986-1991) fast alle Produktionen, die Claudio Abbado dirigiert hat, zumindest einmal besucht (versäumt habe ich damals nur sein Repertoiredirigat von Rossinis "Barbier"), daneben viele Konzerte, bei "Wien modern", mit den Wiener Philharmonikern (mit denen es leider seit 1997 keine Projekte mehr gibt) oder mit dem Gustav Mahler Jugendorchester. Mein letztes Live Erlebnis (nach vielen Jahren Pause) war eine unvergeßliche Mahler Vierte im Münchner Herkulessaal.


    Mir sind die damals live oder im Umfeld von Neuproduktionen entstandenen Opernaufnahmen alle lieb und teuer.





    Und als DVD:



    Dazu die Produktionen, die er in Wien dirigiert hat, aber schon vorher auf Tonträgern vorlagen: "Don Carlos", "Simone Boccanegra", "Il Viaggio a Reims" usw.


    Aufschlüsse über die Ära Drese gibt das von Claus Helmut Drese verfasste, im Second Hand Bereich leicht zu findende Buch "Im Palast der Gefühle", natürlich mit vielen Anmerkungen zur Zusammenarbeit mit Claudio Abbado.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Deutschlandradio Kultur sendete am 28.3.2008 eine Aufzeichnung vom 10.3.2008 aus dem DvoYák-Saal im Rudolfinum Prag. Nach dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 G-Dur op. 44 von Peter I. Tschaikowsky mit dem tschechischen Pianisten Marian Lapsansky konnte man Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 1 D-Dur ("Titan") hören, gespielt vom Rundfunk-Sinfonieorchester Prag unter der Leitung von Ondrej Kukal. Unverblümt, sehr direkt, ohne viel spezielle Geheimniskrämerei, aber großartig erdig und musikantisch zupackend wacht die Natur in dieser Interpretation auf. Ein sehr zu Herzen gehender Ansatz. Wunderbar vielschichtig erblüht der Orchesterklang, so lebendig hört man das Erwachen der Natur gerne. Genauso erdig, angenehm flott und musikantisch geht es mit dem Bauerntanz weiter. Auch der skurrile Trauerzug der Tiere kommt hier viel mehr aus tschechischem Erzmusikantentum als von Sigmund Freuds Couch. Da gibt es zum Finalbeginn dann auch einen heftigen Wolkenbruch. Und dieses ganze Finale ist weiter geprägt von herrlicher Musikantik, durchaus auf den Effekt aus, mit Herzblut geboten. Eine ganz erdige, wunderbare Mahler Erste!


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Es war für mich an der Zeit, mich einen Karfreitag und einen Karsamstag zurückzuziehen und zum ersten Mal in meinem Leben Richard Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ in zwei Aufnahmen auf CD zu hören. Seit den 80ern habe ich einige Vorstellungen in der Wiener Staatsoper besucht, noch die Inszenierung von August Everding, meist dirigiert von Horst Stein, über den Claus Helmut Drese in seinem Buch „Im Palast der Gefühle“ schreibt, er habe das Werk ohne Probe im Repertoire dirigiert und drei Dirigentenkollegen hätten mit Drese zusammen in der Direktionsloge gestaunt über das einmalige Niveau der Vorstellung – aber nun, nach einigen Jahren „Parsifal“-Pause, war ich neugierig auf Herbert von Karajans 1981 erstveröffentlichte Aufnahme (4 CDs DGG 413 347-2) und, weil ich unbedingt auch eine aus der Wiener Staatsoper hören wollte, auf die im Juni 2005 mitgeschnittene Liveaufnahme unter der Leitung von Christian Thielemann (4 CDs DGG 00289 477 6006).


    Zweimal begab ich mich also in diese Gralswelt. Eine Aufnahme, bei der man im Textbuch mitliest, ermöglicht ja die ganz eigene Inszenierung, beflügelt die Phantasie, entwirft im Kopf des Hörers konventionelle bis utopische Bühnenbilder (und vor allem Bühnenbildwechsel!).



    Eine Ewigkeit tut sich auf mit dem Vorspiel, wie es Herbert von Karajan dirigiert, eine irisierend feingliedrig schwebende Ewigkeit, ein transparentes Klangbild, in unendliche Ruhe des Geschehens eingebettet, von ferner Größe – im „Phantasien“ des Michael Ende muss die Musik (auch) so klingen (denke ich), es ist eine andere Welt als unsere, es ist die Welt für ein Weihfestspiel. Karajan nimmt sich Zeit, das Vorspiel dauert fast 15 Minuten, man ist in dieser Gralswelt angekommen, und wir denken mit Gurnemanz und Kundry darüber nach, wie man den Schmerz des Amfortas etwas zu lindern vermag. Zusammen mit Gurnemanz und Parsifal marschieren wir in den Saal der Gralsburg, und dieser Szenenwechsel wirkt nach den Erzählungen davor so eindringlich, so überwältigend, dass sich jede Frage, ob „Parsifal“ denn nicht zu lang sei, erübrigt: Nur aus der Gesamtdimension des ganzen Werks kann so große Instrumentalmusik wirklich erblühen. Ein „Hitmix“ nur mit den Vorspielen und Szenenwechseln würde die wahre Größe des Werks nicht einfangen können. Parsifal ist noch zu reiner Tor, um die erhoffte Lösung zu schaffen. Im zweiten Akt mutiert die Musik zu großer, dramatischer Oper, auch (und wie!) bei Karajan. Das ist packendes Musikdrama, wie Klingsor Kundry nötigt, ihm zu Diensten zu sein, wie die Blumenmädchen Parsifal umschwärmen, wie Parsifal durch Kundrys Kuss hellsichtig wird und seine Bestimmung erkennt, wie Klingsors Speer über Parsifals Kopf stehen bleibt und Klingsors Zaubergarten versinkt. Und dann der totale Stillstand der Welt im dritten Akt, musikalisch eingefangen mit den langen Erzählungen des Gurnemanz (allein von der Gedächtnisleistung zu bewundern ist jeder, der diese Partie auf eine Bühne zu bringen vermag!), bis zum Karfreitagszauber, schließlich das musikalische Wunder dieser zweiten Wanderung in die Gralsburg, das die ganze Psychologie der Hoffnungslosigkeit der Welt um Amfortas mit unglaublicher Eindringlichkeit einfängt, bis endlich Parsifal als Erlöser auftritt und für ein eigentlich recht rasches gutes Ende sorgt – Wagners „Parsifal“ braucht schon mehr als viereinhalb Stunden (mit bewussten Pausen zwischen den Akten), es ist genau die richtige Zeit für dieses Werk. Karajan erreicht eine faszinierende Orchester-Transparenz, auf der sich das Sängerensemble luxuriös gebettet entfalten kann. Ich bin kein Sängervergleicher, rein stimmlich erschienen mir alle Mitwirkenden rollendeckend: José van Dam als Amfortas, Victor von Halem als Titurel, Kurt Moll als Gurnemanz, Peter Hofmann als Parsifal, Siegmund Nimsgern als Klingsor und Dunja Vejzovic als Kundry, dazu der Chor der Deutschen Oper Berlin. Nach dem Anhören dieser Aufnahme ist man erfüllt vom transparenten Klangluxus und von weihevoller Stimmung. Ich habe den Eindruck, eine Art Ideal gehört zu haben, das Ideal einer anderen Welt, der Gralswelt des „Parsifal“.



    Die Überraschung stellte sich am nächsten Tag ein, als es darum ging, noch einmal die Geschichte komplett zu hören. Nein, es wurde keineswegs eine „Wiederholung“, es wurde ein völlig neues, ein ganz anderes Eintauchen in die Gralswelt. Mit Christian Thielemann, mit Falk Struckmann (Amfortas), mit Ain Anger (Titurel), mit Franz-Josef Selig (Gurnemanz), mit Placido Domingo (Parsifal), mit Wolfgang Bankl (Klingsor), mit Waltraud Meier (Kundry) und mit Chor und Orchester der Wiener Staatsoper ist man vom ersten Ton an mittendrin im Geschehen, nicht in einer fernen Welt, sondern ganz hier, ganz im Jetzt. Diese Gralswelt ersteht in der Wiener Staatsoper, in angespannter Live-Atmosphäre, wo alle hörbar aus sich herausgehen, wo der Moment entscheidet, wo es um jeden Augenblick geht. Diese Vorstellung vom Juni 2005 ermöglicht akustisch auch per CD ein immens spannendes zweites Durchleben der Geschichte, etwas schneller als bei Karajan (das Vorspiel etwa nur knapp über 11 Minuten), dichter von der Dramatik her, mehr Musikdrama als Weihespiel. Ich möchte beide Aufnahmen nicht mehr missen. So verschieden sie sind, so sehr gehen beide unter die Haut. Und die großen musikalischen Themen, die als Leitmotive auch immer wieder zwischendurch zu hören sind, schwingen weiter im Hörer, schweben vom Augenblick in die Ewigkeit und wieder zurück in den Augenblick des Empfindens großer Musik, der doch auch ein Moment aller Ewigkeit ist.


    Herzlicher Gruß
    Alexander