Ich bitte nochmals um Nachsicht, dass ich mich ausgerechnet in dieser turbulenten Phase für drei Tage ausgeklinkt habe. In der Zeit hat sich einiges angesammelt, was ich jetzt nicht leicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann.
Zu einigen Stichworten, die mir besonders wichtg erscheinen, ein paar Anmerkungen:
Beim Einstellen dieses Threads ging es mir nicht um die Berechtigung von Strichen etc., die im Theaterbrtrieb gang und gäbe sind, sondern, aus aktuellem Anlass, um das von Brembeck geforderte Umschreiben von Operntexten, die nicht der besseren Verständlichkeit dienen, sondern das Stück der von den Autoren intendierten Absicht berauben. Das halte ich, um mich der guten alten Terminologie zu bedienen, für Frevel am Werk - umso mehr, je wertvoller dieses ist.
Da erhebt sich natürlich die Frage: Wer legt den Wert fest? Gegenfrage: Wozu bemühen wir uns um einen Opernkanon, wenn wir den darin enthaltenen Stücken keinen besonderen Wert unterstellen? Und wozu gibt es Musikwissenschaftler, die uns Opernführer zur Verfügung stellen, wenn der Wert der darin enthaltenen Stücke nicht von Belang ist?
Ein Operntest muss keine literarische Qualität haben (wie bei Hofmannsthal). Aber er sollte den Komponisten zu einem Drama (Tragödie oder Komödie) inspirieren, die über die Entstehungszeit hinaus ein Publikum fasziniert. Wenn es das aber tut, sollte weder am Text noch an der Musik herummanipuliert werden. Und bei Stücken, die diese Kriterien weniger erfüllen, stellt sich eher die Frage, ob das Stück überhaupt (noch) verdient, gespielt zu werden.
Und da, glaube ich, sind die Übergänge fließend - und auch dem persönlichen Geschmack unterworfen. Nicht jedem, dem die Traviata sakrosankt ist, ist es auch die Clemenza di Tito (bei dem auch mir ein paar Arien genügen, der Rest wird auch durch neuen Text nicht logischer).
Damit berühren wir das heikle Thema der Elite. Ich meine, es gibt allein in Sachen Oper verschiedene Eliten, die sich jeweils durch Sachkenntnis und Urteilsvermögen auszeichnen. Wagner braucht als Elite ein anderes Publikum als Mozart oder Verdi. (Leider ist es niemals vollzählig in der Aufführung anwesend, weder auf der Galerie noch im Parkett, Besitzer von Pressekarten eingeschlossen. Heute ist leider Der Elitebegriff zum Promi verkommen. Aber Oper braucht die wissende Elite, weil diese Gattung, als Musikdrama, hochkomplex ist. Mit Demokratie ist dieser Gattung nicht beizukommen.
So viel fürs Erste, später noch andere Gesichtspunkte.
Herzliche Grüße von Sixtus