Beiträge von adriano

    Ich hatte mir ja gestern Popovs Erste angehört, und die gefiel mir ausgesprochen gut. Dank Adriano :hello: und Presto Classical bin ich nun auf weitere Symphonien Popovs aufmerksam geworden und habe sie mir heruntergeladen.

    Beschaffe Dir unbedingt die Symphonische Arie für Cello und Streicher! Als Beispiel dafür, dass Popov echt vielseitig sein und auch "romantischer" komponieren konnte. Man denkt, sie sei von Glière geschrieben worden.

    Davon haben die Russen einige. Zu denen zählt für mich unter anderem Nikolai Peiko, Schüler von Mijaskowski und Assistent von Dimtir Schostakowitsch. Hier sein packendes Klavierquintett aus dem Jahr 1961:

    Das Quintett kenne ich noch nicht, höre es mir gerne an, Thomas, Danke. Mir wurden früher mal in Moskau Melodyia-LPs vorgespielt mit Symphonien, die mir gefielen. Und auch die anderen Werke, die auf Youtube hochgeladen wurden, sind bemerkenswert. Peyko wir nur ganz kurz in einem Buch über russische Musik von Richard Tarushkin erwähnt (darüber habe ich mich sehr geärgert), aber der Wkipedia-Artikel ist recht informativ.

    Gehe der Sache also nach...

    Gavriil Popov, ein zu Unrecht verkanntes Genie, womit sogar die Russen noch nicht fertig geworden sind, dermassen verehren sie ihren Schostakovitsch!


    Auf Olympia gab es 4 Symphonien, plus die Kammersymphonie und die erste Symphonische Suite


    http://www.siue.edu/~aho/musov/discrev/popov.html


    https://www.discogs.com/Gavrii…mber-Symp/release/8217514


    Und aus dem Label "Northern Flowers" gibt es 2 Popov-CDs mit der 2. Symphonie, zwei Filmscores (1. CD), der 3. Symphonie und die über-schwülstige, aber unwiderstehliche "Symphonische Arie" für Cello und Streicher (2. CD). Diese letzte hörte ich mir gerade wieder mal an :-)

    Hallo adriano, mich hat das eher an Schreker erinnert, siehst du das anders!?


    LG Fiesco

    Das sehe ich nicht so, aber jedem seine Meinung. Hör Dir mal die grosse Arie Tarquinios an; da steckt Scarpia dahinter! Und ich bin mir nicht sicher, ob Respighi Schrekers Musik kannte, jedenfalls fand ich nirgendwo eine Erwähnung in seinen Briefen. Die Orchestrierung von Lucrezia ist ziemlich kammermusikartig, übrigens. Respighi kannte aber Joseph Marx gut... Und der hat sich schon von Respighi (und von Schreker) inspirieren lassen.

    Ich habe mal in die Hörschnipsel der 4 Brahms-Sinfonien mit Roger rein gehört - :/ alleine diese offenbarten schon einen sehr gewöhnungsbedürftigen Ansatz.

    Na ja, da interpretiert Norrington Brahms eher weichgewäscht, im Vergleich zu seinen faszinierenden - uind packenden - Brahms-Aufnahmen aus den 1990er Jahren mit den London Classical Players. Aber eben, man liebt Darmsaitenklang und verschmäht Vibrato oder nicht, das ist nicht jedermanns Sache. Ich kehre dann immer wieder zum "altmodischen" Brahms zurück, demjenigen Karajans, Walters, Szells, Giulinis, Barbirollis, Klemperers & Co. Eine gleichsam faszinierende (und überzeugende) "Neulektüre Brahms' " (also vor Chailly und Poschner z.B.) ist die "Meininger Ausgabe", die Charles Mackerras 1997 auf Telarc eingespielt hat. Und Harnoncourt hat auch Brahms überzeugend neu gedeutet!...

    teleton Was die CD mit Respighis Ballette betrifft, hast Du nicht ganz unrecht. Ich schreibe ja auch in meiner Textbeilage, dass Respighi diese aus Gefälligkeit und mit der linken Hand geschrieben hat. Doch "La Pentola magica" ist das wertvollste Stück, finde ich - auch aus dem Grund, dass Respighi eine Hommage an Russland macht, wo er ja früher als Mitglied des Gastpielorchester der Italienischen Oper gespielt hat. Vergleich man den Track "Tanz der tartarischen Schützen" in der Neuorchestrierung Respighis mit derjenigen (originalen) Anton Rubinsteins, dann siehst Du was für ein besserer Handwerker Respighi war!

    Übrigens ist nur "La Pentola magica" - und nicht die ganze CD von Naxos übernommen worden - neu gekoppelt mit "La Primavera".

    Danke, Fiesco :-)

    Respighi wollte etwas im Stile Monteverdis konzipieren (wie ich in meiner Textbeilage erläutere) - was neuartig-Neoklassisches versuchen. Er vergötterte diesen Komponisten, ohnehin war er ein Kenner alter Instrumental- und Vokalmusik und er liebte das sogenannte "recitar cantando" (wie auch sein Arrangemant von Monteverdi's "Lamento d'Arianna", das damals ein Riesenerfolg war - oder aber auch einige seiner Klavierlieder. Natürlich konnte er es in "Lucrezia" zwischendurch nicht immer verkneifen, in Puccinis Wasser abzuweichen... Damals entstand in Italien eine grosse Monteverdi-Renaissance, Malipiero hatte bereits 1922-26 eine 17-bändige Neuedition sämtlicher Werke für Ricordi redigiert - dies war überhaupt das erste Mal in Italien, dass eine solche "kritische" Gesamtedition entstand - und Respighi stellte eine "freie Fassung" von "Orfeo" her, die 1935 erfolgreich an der Scala uraufgeführt wurde (diese wurde 1995 von Claves, anhand einer italienischen konzertanten Aufführung auf CD einegspielt). Gegenüber heutiger musikwissenschaftlichen Erkenntnissen würde diese (Kurz-) Fassung für ein "romantisches" Symphonieorchester nicht mehr standhalten. Doch gerade 2017 wurde sie in den USA (Chautauqua Opera) szenisch wiederaufgeführt (angeblich als USA-Premiere dieses Werks).

    Was die Textvorlage von "Lucrezia" betrifft, ist es vielleicht interessant zu bemerken, dass es hier um die gleiche Vorlage handelt (das Bühnenstück "Le viol de Lucrèce" von André Obey), das Britten später für seine "The Rape of Lucrezia" verwendet hat. Natürlich basiert es auf Titus Livius und Shakespeare. Nach Respighis Angaben hat Claudio Guastalla das Werk bearbeitet und vereinfacht. Daher auch nur einen Mezzosopran für die Partie des "Rezitanten", wobei bei Britten zwei Rezitanten wie im Originalstück vorkommen.

    Und hier gleich nochmals, Joseph II (das Bearbeitungstool von "Tamino" scheint nicht immer zu funktionieren):


    Die Reihe „Marco Polo Film Music Classics“ entstand 1987 durch meine Initiative. Das war noch zu den Zeiten, wo sich Producers von ihren Künstlern inspirieren liessen und wo sie in ihre Künstler investierten. Heute geht nichts mehr ohne Sponsoren – ausser, natürlich, man ist ein Star und produziert auf einem Big Label das übliche Klassik-Repertoire. Bereits gegen Ende meiner Marco Polo/Naxos Tätigkeit kam das Gejammer immer öfter hoch und die Nachfrage, ob ich für dieses oder jenes meiner „obskuren Projekte“ (Originalzitat!) keine Sponsoren auftreiben könnte.

    Um 2000 hiess es dann plötzlich, meine CDs würden sich nicht gut genug verkaufen und somit wurden die noch offen stehenden Projekte gestrichen. Eigentlich hiess es, die ganze Filmmusik-Reihe würde ohnehin auslaufen, was dann alles andere als stimmte. Vielleicht auch nur eine faule Ausrede, um mich loszuwerden :-)

    Denn merkwürdigerweise wurden in den letzten Jahren 10 dieser schlecht verkäuflichen CDs auf Naxos wiederveröffentlicht, und sogar mit schöneren Covers…

    Die „Le Misérables“-Gesamtaufnahme ist meine 2. CD als Dirigent; die erste war eine Honegger-Anthologie mit einer Suite aus „Les Misérables“ – was mit der späteren Aufnahme nichts zu tun hatte - es wurde alles neu aufgenommen. Auf derselben befindet sich auch Honeggers Musik zu den genialen Abel Gance-Stummfilmen „Napoléon“ (die Suite) und „La Roue“ (die Ouvertüre). Die restliche Musik bestand damals aus Arrangements von Stücken anderer Komponisten. Obendrein durfte ich auch noch die wundervolle Suite zu „Mermoz“ einspielen.


    Die von Dir erwähnte DVD-Edition von „Lés Misérables“ ist grossartig. Angeblich ist man auch dabei, eine von „La Roue“ zu vollenden – mit all den damals verwendeten Musikstücken! Von „La Roue“ gibt es bereits eine remasterte Version mit einem exzellenten Score von Robert Israel.

    Ja ja, Joseph II; das waren noch Zeiten, als CD-Produzenten noch auf Ihre Künstler hörten und noch in sie investierten. Heute würde so was ohne Sponsoren nicht mehr möglich sein, ausser, natürlich, ich wäre ein Big Star...

    Diese Filmmusik-Reihe auf Marco Polo entstand 1987 auf meiner Anregung. 2001, nachdem ich 15 CD eingespielt hatte, hiess es plötzlich: "alle weiteren Projekte gestrichen", dieses Repertoire würde sich nicht mehr gut genug verkaufen". Trotzdem wurden in den letzten Jahren 10 dieser "nicht gut verkäuflichen" CDs neu auf Naxos aufgelegt, und zwar mit sehr hübschen Covers...

    Danke, musikwanderer :-)


    Respighi's "La Boutique Fantasque" wurde, seit der 78er Touren Aera, bis zum Gehtnichtmehr auf Tonträgern eingespielt, vor allem von seiner Suite. So was macht für mich als Dirigent keinen Sinn. Ich nehme nur Raritäten oder Neuentdeckungen auf.


    Gesamtaufnahmen dieses Ballets: davon gibt es schöne CD-Einspielungen, angefangen durch Richard Bonynge (Decca), John Neschling (Bis), Gianandrea Noseda (Chandos) und Marzio Conti (jpo), doch, ehrlich gesagt, auf LP sind damals noch bessere Einspielungen realisiert worden, z.B. von Antonio Janigro (Vanguard), Georg Solti und Ernest Ansermet (Decca), Eugene Goossens und Lamberto Gardelli (EMI), Andrew Davis (CBS)...

    Bevor ich sie nach Bologna verschenkte, hatte ich in meinem Archiv fast 90% aller 78er Touren und LPs (und auch bereits viele CDs) mit Musik von Respighi, was auch heisst, dass ich diese Aufnahmen gut kenne. Zuhause habe ich heure nur noch ausgewählte Titel und CDR-Transfers von 78er Touren (falls jemand mal was braucht: gerne!).

    Die dritte Auflage meiner Respighi-Discographie wird nächstes Jahr in Form einer Database-Datei erscheinen, sie wird über 1500 verschiedene Aufnahmen auflisten, die von Respighi-Werken je gemacht worden sind.

    Die zweite Auflage von 1996 (in Buchform), die bereits 834 Aufnahmen listete, kann ich gerne als PDF an Interessenten liefern. Die Erstauflage von 1979 listete 266 Aufnahmen.

    Das war aber noch bevor Respighi copyright-free geworden war (2006), also musste man noch Autorenrechte bezahlen. Ricordi verlangte damals (und auch heute noch) hohe Leihgebühren fürs Orchestermaterial, was viele kleinere Labels abschreckte. Heutzutage gibt es andere Quellen, die solche Materialien zur Verfügung stellen, ohne dass gewisse Rechte verletzt werden.


    Und zum Geburtstag sollen man nie im Voraus gratulieren :-)

    Danke, Joseph II :-)

    Die Reformations-Symphonie ist die einzige Aufnahme, die ich im legendären Grossen Saal des Tschaikowsky-Konservatorium aufnehmen durfte. Diese Partitur habe ich Note für Note ab einer Manuskript-Kopie mit Notations-Software neu ediert und auch das Orchestermaterial extrahiert. Aus unerklärlichen Gründen sind mir diese Dateien alle verloren gegangen, hab nur noch das PDF der Partitur...

    Danke sehr, moderato, dass Du mich "gefunden" hast. Das mit meinem Souffleur-Beruf an der Oper (ich war "maestro suggeritore", also einer der im Kasten mehr dirigiert und Einsätze gibt als Texte flüstert - es gibt nämlich viele Dirigenten die sich nicht so sehr um die Sänger kümmern - oder es gibt "moderne" Komponisten, die ihre eigenen Werke dirigieren dürfen/müssen und es sehr schlecht können!) ist schon lange her. Dann habe ich oft wochenlange szenische Proben mit einem Korrepetitor dirigiert, denn manche Dirigenten hatten auch dafür keine Zeit. Und so konnte ich Vieles dazulernen.

    In einigen Monaten werde ich 75 Jahre alt...

    Für Marco Polo-Naxos habe ich 30 CDs eingespielt, dann noch 19 weitere für Sterling, Inedita und Guild. Aber auch das gehört bald zur Vergangenheit, denn für meine verrückten Projekte gibt es keine Sponsoren mehr.

    Bravo, Johannes, dies ist genau meine Einstellung. Es geht schließlich um die Musik - nicht um die Scheiben, die sie tragen. Und gerade heutzutage werden diese (leider) immer mehr zu Audio-Dateien zum Herunterladen...Hatte schon damals großen Respekt für Vox, Turnabout, Colosseum, Genesis, Adès, Calliope, Valois, Claves usw. so wie für die "Federführenden" (auf diesen Begriff bin ich allergisch). Die sogenannten "Minors" haben damals viel mehr geleistet in Sachen Repertoire-Erweiterung! Und waren preisgünstig (Naxos ist keine Neuerfindung!). Gottlob wurden viele dieser Aufnahmen wieder auf CD gepresst. Man musste in Kauf nehmen, dass jene Scheiben Billigpressungen waren, aber der Vorwurf, dass alle tontechnisch schlecht waren ist ungerecht. Darunter gibt es viele exzellente Rundfunkproduktionen. Das sind auch Meilensteine der Schallplattenindustrie.

    Denkt doch nur an die Pianisten Michael Ponti, Alfred Brendel und György Sándor - oder an die Dirigenten Maurice Abravanel und Louis de Froment!

    Ja, genau. Gielens WERGO-Aufnahme von Zimmermanns "Die Soldaten" hatte ich vergessen zu erwähnen: Ein Meilenstein der Schallplattengeschichte in Sachen modernes Repertoire, damals.

    Seine Philips-Einspielung von Schönbergs "Moses und Aron" ist für mich immer noch die beste.


    Das vielseitige Repertoire, das er auf LPs/CDs aufgenommen hat ist beeindruckend. Hier eine verlässliche Diskographie, gefolgt von einigen interessanten Statements:

    https://link.springer.com/cont…978-3-476-03695-7%2F1.pdf


    "Federführendes" Klassiklabel oder nicht, das ist für mich kein Massstab fürs Renommee oder für die Leistung eines Dirigenten. Und bei den tollen Leistungen mit den verschiedenen Ensembles, die er dirigieren durfte, da braucht man nicht unbedingt noch die Wiener oder Berliner Philharmoniker. Fürs Avantgarde-Repertoire waren die ohnehin nicht die geeignetesten. Rundfunkorchester (die leider immer weniger werden) sind ohnehin experimentierfreudiger in Sachen Repertoire, dies auch was unbekanntere Komponisten betrifft.


    Liest mal diese beiden Artikel: Tolle Ehrungen; da kann man nur sagen "Chapeau!"

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=443144


    oder:

    https://www.nmz.de/online/diri…r-von-91-jahren-gestorben

    War stets ein grosser Bewunderer Gielens - und bleibe es auch. Sein Mahler ist grossartig (gut, dass die CD-Neu-Edition auch die nicht-symphonischen Werke drin hat) und ich liebe auch seinen Brahms und Bruckner - wie seine früheren Aufnahmen: z. B. Busoni mit dem Cincinnati SO auf Vox und Schreker auf Koch-Schwann. Seine Interpretationen von Schrekers "Kammersymphonie" und "Vorspiel zu einem Drama" gehören zu den besten - und intelligentesten. Ihm war es auch zu verdanken, dass Schrekers "Die Gezeichneten" endlich wieder auf die Bühne kamen, dies 1979 in Frankfurt - obwohl er damals noch ein gespaltenes Verhältnis zu diesem Komponisten hatte. Bin froh, dass ich diese historisch Rundfunkübertragung abgezapft habe :-). Das "Nachtstück" aus "Der Ferne Klang" mit dem Berliner SO wurde damals auch am Rundfunk übertragen, hab das Datum nicht mehr vor mir.

    Gielens "Gurrelieder" (aufgenommen 2007) sind grossartig und sehr durchdacht aufgebaut.

    "Mauerblümchen", da stimme zu. Ich kenne das, weil ich auch im Sternzeichen Krebs geboren bin wie Gielen (und Mahler, natürlich). Hatte mir immer gewünscht, ihn mal persönlich kennenzulernen.

    Mahlers Dritte mit Currentzis hat mir übrigens auch gefallen, nur so ganz nebenbei...

    Und auch noch ganz nebenbei, Currrentzis scheint einen Reserve-Dirigentenstock zu haben, den er plötzlich zu zeigen braucht :-)


    Spannend, dass mit Teodor Currentzis inzwischen ein Enfant terrible einem Radioorchester wie dem SWR vorsteht. Sein Multimedia-Projekt Dau, das in Berlin nicht gezeigt wurde, nun aber in Paris aufgeführt wird, verstörte die Kritik. Jürgen König findet das Projekt im Deutschlandfunk einfach nur „peinlich bis hochstaplerisch“, und Igor Torony-Lalic vom Spectator schreibt: „Das einzig halbwegs Spannende für einen Musikkritiker ist, dass es das erigierte Glied von Teodor Currentzis zu sehen gab. Nun, ich habe Haitinks Dödel noch nie gesehen, oder Rattles oder Toscaninis. Wenigstens das war neu. Etwas, das man auf der Liste abhaken kann.

    (Crescendo, Magazin für Klassische Musik)


    Aber brauchen wir so was??

    @ Betrarido

    Meine Kritik an Kosky und an Jurowski zur Sache "Die Gezeichneten" in Zürich lässt sich durch mehrere Rezensionen belegen, die sich leicht im Internet finden lassen - falls man mir nicht glaubt. Es sind keine Unterstellungen. Und schliesslich war ich anwesend, zusammen mit meinen Freunden Peter Pachl und Christopher Hailey. Dann erzählt Kosky während der Premierenfeier noch herum, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! Das einzig Gute an dieser Inszenierung waren die Sänger und das Orchester. Meine persönliche detaillierte Kritik würde noch schlimmer ausfallen als diejenigen der Presse aus der Schweiz und aus Deutschland (u.a. von Peter Pachl), die ich nachträglich konsultiert habe. Aber ich bin kein Profi-Kritiker, bloss Einer der sich seit vielen Jahren intensiv mit Schreker beschäftigt.

    @ Leiermann

    Was ich in meinem gestrigen längeren Posting über Currentzis schreibe finde ich klar und "self-explanatory" genug. Natürlich kenne ich die betreffenden Partituren sehr gut. Beim Lesen anderer Themen hier drin finde ich vielfach Ähnliches, das nicht weiter im Detail bewiesen werden musste! Und, was ich hier behaupte, da bin ich sicher nicht der Einzige (Amateur-Kritiker, übrigens, wie vermutlich Ihr fast alle auch)!

    @ La Roche

    Bertarido, der meinte wohl mich!

    Verbitterung schon, doch nur über die Art, wie heutzutage Musik gemacht wird, aber sicher keinen Neid. Und so erfolglos (wenigstens als CD-Dirigent) bin ich denn auch wieder nicht. Ich fühle mich nicht da um Erfolge zu ernten (die ja in meinem Fall nur aus Komplimente seitens Musikliebhabern und guten Rezensionen bestehen) sondern denen die Musik zu bringen, die bisher andere nicht getan haben :-)

    Zu meiner Verteidigung möchte ich noch hinzufügen, dass, wenn der Betreffende meine anderen Tamino-Beträge kennen würde, würde er merken, dass ich viele Dirigenten auch lobpreise - was sich ja mit Neid nicht vereinbaren lässt :-)

    Und ich habe - im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedern, auch den Mut, mit meinem Namen so wie er ist, und nicht unter einem Pseudo aufzutreten. Ein Pseudo hat es viel leichter, jemanden anonym zu beleidigen oder zu krirtisieren :-)

    Lieber La Roche

    Man soll sich nur trauen, mir zu widersprechen :-)

    Meine Meinung ist nicht diejenige eines Profis und ich bin stets sehr undiplomatisch in Sachen Meinungsäusserungen! Ich hab (gottseidank!) nicht einmal einen Konservatoriums-Abschluss. Musik habe ich auf eine viel persönlichere, eigene, erlebnisreichere Art studiert. Ich äussere mich oft sehr kritisch gegenüber anderer Dirigenten (und auch Sängern, denn ich hatte eine Sänger-Ausbildung) weil ich nichts zu befürchten habe. Dagegen bin ich - wenigstens auf dem Papier - ein Amateur :-) Aber eben, ich studiere meine Partituren mit Respekt und besitze eine grosse Allgemeinkultur, dazu spreche ich fliessend 4 Sprachen. Mit vielen Dirigenten konnte ich nicht einmal über Literatur oder Filme diskutieren. Einer, in Zürich, durfte "Pelléas und Mélisande" dirigieren, er kannte das Original-Theaterstück nicht und sprach kein Wort Französisch. Und das muss man bei "Pelléas" können, denn während des Dirigierens muss man den Text mitsprechen, nur so kriegt man die richtige Organik. Dies ist nur ein Beispiel aus meiner Einstellung.

    Kann nicht verstehen, wie dieser Currentzis dermassen gehypt wird. Alleine seine (hochgepriesene!) CD mit Tschaikowsky's "Pathétique" ist eine plumpe Frechheit. Sein Mozart ist einfach extrem anders, wie als würde er sich bemühen, nur das nicht zu tun, was seine (grösseren) Kollegen vor ihm getan hatten. Es geht nämlich nicht darum, wenn man ein Werk interpretiert, dass man es als Interpret besser wissen soll, sondern, dass man den Komponisten und die Noten seiner Partitur absorbiert und ernst- und respektvoll künstlerisch wiedergibt. Currentzis schmeisst sein Zeug oft wild vor sich hin bevor er es ernsthaft studiert hat. Die heutige oberflächliche konsumrasende Generation fliegt leichter auf einen solchen Schwindel ein, aber diese Art Stars sind allgemein kurzlebig. Derjenige, der es besser weiss, ist halt immer noch der Komponist - sorry and please!

    Mozart-Kenner wie Harnoncourt wird es vermutlich keine weiteren geben. Intellektualität, profunde Musikkenntnisse und allgemeinkulturelles hohes Niveau werden heute nicht mehr verlangt. Viele Dirigenten, die heute herumjetten, finden auch keine Zeit mehr, um ihr Repertoire zu lernen und es zu assimilieren wie man es sollte.

    Auch Vladimir Jurowski, ein weiterer Gehypter, sollte aufpassen: Wir hatten in der Zürcher Oper eine Produktion von Schrekers "Gezeichneten" mit ihm, die laut, gefühllos und plump; gottlob hat er nicht alle Vorstellungen dirigiert, denn Giedré Slekyté, die zweimal dirigierte, war sensibler. Das hat man gleich im Orchester gespürt. Geschweige denn die 30-minütigen vielen lieblosen, unlogischen und unprofessionellen Strichen, die er genehmigte. Und Regisseur Barry Kosky (der keine Ahnung von diesem Stück hat und den Premierenapplaus in einem Stalin-Shirt gekleidet empfang) hatte noch die Frechheit während der Premierefreier herum zu erzählen, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! In Interviews hatte Jurowski bereits im Voraus gesagt, Schreker sei halt kein Zemlinksy, kein Korngold - und somit war auch die Intendanz und die Dramaturgie-Abteilung einverstanden...

    Die Neue Zürcher Zeitung meinte dazu:

    "Es wirft zudem ein bedenkliches Licht auf den Dirigenten Jurowski, der als designierter Nachfolger Kirill Petrenkos im Amt des Generalmusikdirektors der Bayerischen Staatsoper ab 2021 dem für kühne Regiekonzepte bekannten Intendanten Serge Dorny weit mehr Eigengewicht und ein Beharren auf künstlerischer Integrität entgegensetzen müsste, soll die Musik dort nicht, wie hier in Zürich, gründlich unter die Räder kommen."

    Zu den Mozart-Requiem-Exzentrikern gehört übrigens auch Nikolai Golovanov - der ebenfalls eine packende, doch diskutable "Pathétique" aufgenommen hat. 1948, nach deren Aufführung in Moskau, gab es ernsthafte Diskussionen über den Sinn von "persönlich interpretierter" Musik - aber da lebte Stalin noch...