Kann nicht verstehen, wie dieser Currentzis dermassen gehypt wird. Alleine seine (hochgepriesene!) CD mit Tschaikowsky's "Pathétique" ist eine plumpe Frechheit. Sein Mozart ist einfach extrem anders, wie als würde er sich bemühen, nur das nicht zu tun, was seine (grösseren) Kollegen vor ihm getan hatten. Es geht nämlich nicht darum, wenn man ein Werk interpretiert, dass man es als Interpret besser wissen soll, sondern, dass man den Komponisten und die Noten seiner Partitur absorbiert und ernst- und respektvoll künstlerisch wiedergibt. Currentzis schmeisst sein Zeug oft wild vor sich hin bevor er es ernsthaft studiert hat. Die heutige oberflächliche konsumrasende Generation fliegt leichter auf einen solchen Schwindel ein, aber diese Art Stars sind allgemein kurzlebig. Derjenige, der es besser weiss, ist halt immer noch der Komponist - sorry and please!
Mozart-Kenner wie Harnoncourt wird es vermutlich keine weiteren geben. Intellektualität, profunde Musikkenntnisse und allgemeinkulturelles hohes Niveau werden heute nicht mehr verlangt. Viele Dirigenten, die heute herumjetten, finden auch keine Zeit mehr, um ihr Repertoire zu lernen und es zu assimilieren wie man es sollte.
Auch Vladimir Jurowski, ein weiterer Gehypter, sollte aufpassen: Wir hatten in der Zürcher Oper eine Produktion von Schrekers "Gezeichneten" mit ihm, die laut, gefühllos und plump; gottlob hat er nicht alle Vorstellungen dirigiert, denn Giedré Slekyté, die zweimal dirigierte, war sensibler. Das hat man gleich im Orchester gespürt. Geschweige denn die 30-minütigen vielen lieblosen, unlogischen und unprofessionellen Strichen, die er genehmigte. Und Regisseur Barry Kosky (der keine Ahnung von diesem Stück hat und den Premierenapplaus in einem Stalin-Shirt gekleidet empfang) hatte noch die Frechheit während der Premierefreier herum zu erzählen, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! In Interviews hatte Jurowski bereits im Voraus gesagt, Schreker sei halt kein Zemlinksy, kein Korngold - und somit war auch die Intendanz und die Dramaturgie-Abteilung einverstanden...
Die Neue Zürcher Zeitung meinte dazu:
"Es wirft zudem ein bedenkliches Licht auf den Dirigenten Jurowski, der als designierter Nachfolger Kirill Petrenkos im Amt des Generalmusikdirektors der Bayerischen Staatsoper ab 2021 dem für kühne Regiekonzepte bekannten Intendanten Serge Dorny weit mehr Eigengewicht und ein Beharren auf künstlerischer Integrität entgegensetzen müsste, soll die Musik dort nicht, wie hier in Zürich, gründlich unter die Räder kommen."
Zu den Mozart-Requiem-Exzentrikern gehört übrigens auch Nikolai Golovanov - der ebenfalls eine packende, doch diskutable "Pathétique" aufgenommen hat. 1948, nach deren Aufführung in Moskau, gab es ernsthafte Diskussionen über den Sinn von "persönlich interpretierter" Musik - aber da lebte Stalin noch...