Beiträge von adriano

    Danke sehr, moderato, dass Du mich "gefunden" hast. Das mit meinem Souffleur-Beruf an der Oper (ich war "maestro suggeritore", also einer der im Kasten mehr dirigiert und Einsätze gibt als Texte flüstert - es gibt nämlich viele Dirigenten die sich nicht so sehr um die Sänger kümmern - oder es gibt "moderne" Komponisten, die ihre eigenen Werke dirigieren dürfen/müssen und es sehr schlecht können!) ist schon lange her. Dann habe ich oft wochenlange szenische Proben mit einem Korrepetitor dirigiert, denn manche Dirigenten hatten auch dafür keine Zeit. Und so konnte ich Vieles dazulernen.

    In einigen Monaten werde ich 75 Jahre alt...

    Für Marco Polo-Naxos habe ich 30 CDs eingespielt, dann noch 19 weitere für Sterling, Inedita und Guild. Aber auch das gehört bald zur Vergangenheit, denn für meine verrückten Projekte gibt es keine Sponsoren mehr.

    Bravo, Johannes, dies ist genau meine Einstellung. Es geht schließlich um die Musik - nicht um die Scheiben, die sie tragen. Und gerade heutzutage werden diese (leider) immer mehr zu Audio-Dateien zum Herunterladen...Hatte schon damals großen Respekt für Vox, Turnabout, Colosseum, Genesis, Adès, Calliope, Valois, Claves usw. so wie für die "Federführenden" (auf diesen Begriff bin ich allergisch). Die sogenannten "Minors" haben damals viel mehr geleistet in Sachen Repertoire-Erweiterung! Und waren preisgünstig (Naxos ist keine Neuerfindung!). Gottlob wurden viele dieser Aufnahmen wieder auf CD gepresst. Man musste in Kauf nehmen, dass jene Scheiben Billigpressungen waren, aber der Vorwurf, dass alle tontechnisch schlecht waren ist ungerecht. Darunter gibt es viele exzellente Rundfunkproduktionen. Das sind auch Meilensteine der Schallplattenindustrie.

    Denkt doch nur an die Pianisten Michael Ponti, Alfred Brendel und György Sándor - oder an die Dirigenten Maurice Abravanel und Louis de Froment!

    Ja, genau. Gielens WERGO-Aufnahme von Zimmermanns "Die Soldaten" hatte ich vergessen zu erwähnen: Ein Meilenstein der Schallplattengeschichte in Sachen modernes Repertoire, damals.

    Seine Philips-Einspielung von Schönbergs "Moses und Aron" ist für mich immer noch die beste.


    Das vielseitige Repertoire, das er auf LPs/CDs aufgenommen hat ist beeindruckend. Hier eine verlässliche Diskographie, gefolgt von einigen interessanten Statements:

    https://link.springer.com/cont…978-3-476-03695-7%2F1.pdf


    "Federführendes" Klassiklabel oder nicht, das ist für mich kein Massstab fürs Renommee oder für die Leistung eines Dirigenten. Und bei den tollen Leistungen mit den verschiedenen Ensembles, die er dirigieren durfte, da braucht man nicht unbedingt noch die Wiener oder Berliner Philharmoniker. Fürs Avantgarde-Repertoire waren die ohnehin nicht die geeignetesten. Rundfunkorchester (die leider immer weniger werden) sind ohnehin experimentierfreudiger in Sachen Repertoire, dies auch was unbekanntere Komponisten betrifft.


    Liest mal diese beiden Artikel: Tolle Ehrungen; da kann man nur sagen "Chapeau!"

    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=443144


    oder:

    https://www.nmz.de/online/diri…r-von-91-jahren-gestorben

    War stets ein grosser Bewunderer Gielens - und bleibe es auch. Sein Mahler ist grossartig (gut, dass die CD-Neu-Edition auch die nicht-symphonischen Werke drin hat) und ich liebe auch seinen Brahms und Bruckner - wie seine früheren Aufnahmen: z. B. Busoni mit dem Cincinnati SO auf Vox und Schreker auf Koch-Schwann. Seine Interpretationen von Schrekers "Kammersymphonie" und "Vorspiel zu einem Drama" gehören zu den besten - und intelligentesten. Ihm war es auch zu verdanken, dass Schrekers "Die Gezeichneten" endlich wieder auf die Bühne kamen, dies 1979 in Frankfurt - obwohl er damals noch ein gespaltenes Verhältnis zu diesem Komponisten hatte. Bin froh, dass ich diese historisch Rundfunkübertragung abgezapft habe :-). Das "Nachtstück" aus "Der Ferne Klang" mit dem Berliner SO wurde damals auch am Rundfunk übertragen, hab das Datum nicht mehr vor mir.

    Gielens "Gurrelieder" (aufgenommen 2007) sind grossartig und sehr durchdacht aufgebaut.

    "Mauerblümchen", da stimme zu. Ich kenne das, weil ich auch im Sternzeichen Krebs geboren bin wie Gielen (und Mahler, natürlich). Hatte mir immer gewünscht, ihn mal persönlich kennenzulernen.

    Mahlers Dritte mit Currentzis hat mir übrigens auch gefallen, nur so ganz nebenbei...

    Und auch noch ganz nebenbei, Currrentzis scheint einen Reserve-Dirigentenstock zu haben, den er plötzlich zu zeigen braucht :-)


    Spannend, dass mit Teodor Currentzis inzwischen ein Enfant terrible einem Radioorchester wie dem SWR vorsteht. Sein Multimedia-Projekt Dau, das in Berlin nicht gezeigt wurde, nun aber in Paris aufgeführt wird, verstörte die Kritik. Jürgen König findet das Projekt im Deutschlandfunk einfach nur „peinlich bis hochstaplerisch“, und Igor Torony-Lalic vom Spectator schreibt: „Das einzig halbwegs Spannende für einen Musikkritiker ist, dass es das erigierte Glied von Teodor Currentzis zu sehen gab. Nun, ich habe Haitinks Dödel noch nie gesehen, oder Rattles oder Toscaninis. Wenigstens das war neu. Etwas, das man auf der Liste abhaken kann.

    (Crescendo, Magazin für Klassische Musik)


    Aber brauchen wir so was??

    @ Betrarido

    Meine Kritik an Kosky und an Jurowski zur Sache "Die Gezeichneten" in Zürich lässt sich durch mehrere Rezensionen belegen, die sich leicht im Internet finden lassen - falls man mir nicht glaubt. Es sind keine Unterstellungen. Und schliesslich war ich anwesend, zusammen mit meinen Freunden Peter Pachl und Christopher Hailey. Dann erzählt Kosky während der Premierenfeier noch herum, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! Das einzig Gute an dieser Inszenierung waren die Sänger und das Orchester. Meine persönliche detaillierte Kritik würde noch schlimmer ausfallen als diejenigen der Presse aus der Schweiz und aus Deutschland (u.a. von Peter Pachl), die ich nachträglich konsultiert habe. Aber ich bin kein Profi-Kritiker, bloss Einer der sich seit vielen Jahren intensiv mit Schreker beschäftigt.

    @ Leiermann

    Was ich in meinem gestrigen längeren Posting über Currentzis schreibe finde ich klar und "self-explanatory" genug. Natürlich kenne ich die betreffenden Partituren sehr gut. Beim Lesen anderer Themen hier drin finde ich vielfach Ähnliches, das nicht weiter im Detail bewiesen werden musste! Und, was ich hier behaupte, da bin ich sicher nicht der Einzige (Amateur-Kritiker, übrigens, wie vermutlich Ihr fast alle auch)!

    @ La Roche

    Bertarido, der meinte wohl mich!

    Verbitterung schon, doch nur über die Art, wie heutzutage Musik gemacht wird, aber sicher keinen Neid. Und so erfolglos (wenigstens als CD-Dirigent) bin ich denn auch wieder nicht. Ich fühle mich nicht da um Erfolge zu ernten (die ja in meinem Fall nur aus Komplimente seitens Musikliebhabern und guten Rezensionen bestehen) sondern denen die Musik zu bringen, die bisher andere nicht getan haben :-)

    Zu meiner Verteidigung möchte ich noch hinzufügen, dass, wenn der Betreffende meine anderen Tamino-Beträge kennen würde, würde er merken, dass ich viele Dirigenten auch lobpreise - was sich ja mit Neid nicht vereinbaren lässt :-)

    Und ich habe - im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedern, auch den Mut, mit meinem Namen so wie er ist, und nicht unter einem Pseudo aufzutreten. Ein Pseudo hat es viel leichter, jemanden anonym zu beleidigen oder zu krirtisieren :-)

    Lieber La Roche

    Man soll sich nur trauen, mir zu widersprechen :-)

    Meine Meinung ist nicht diejenige eines Profis und ich bin stets sehr undiplomatisch in Sachen Meinungsäusserungen! Ich hab (gottseidank!) nicht einmal einen Konservatoriums-Abschluss. Musik habe ich auf eine viel persönlichere, eigene, erlebnisreichere Art studiert. Ich äussere mich oft sehr kritisch gegenüber anderer Dirigenten (und auch Sängern, denn ich hatte eine Sänger-Ausbildung) weil ich nichts zu befürchten habe. Dagegen bin ich - wenigstens auf dem Papier - ein Amateur :-) Aber eben, ich studiere meine Partituren mit Respekt und besitze eine grosse Allgemeinkultur, dazu spreche ich fliessend 4 Sprachen. Mit vielen Dirigenten konnte ich nicht einmal über Literatur oder Filme diskutieren. Einer, in Zürich, durfte "Pelléas und Mélisande" dirigieren, er kannte das Original-Theaterstück nicht und sprach kein Wort Französisch. Und das muss man bei "Pelléas" können, denn während des Dirigierens muss man den Text mitsprechen, nur so kriegt man die richtige Organik. Dies ist nur ein Beispiel aus meiner Einstellung.

    Kann nicht verstehen, wie dieser Currentzis dermassen gehypt wird. Alleine seine (hochgepriesene!) CD mit Tschaikowsky's "Pathétique" ist eine plumpe Frechheit. Sein Mozart ist einfach extrem anders, wie als würde er sich bemühen, nur das nicht zu tun, was seine (grösseren) Kollegen vor ihm getan hatten. Es geht nämlich nicht darum, wenn man ein Werk interpretiert, dass man es als Interpret besser wissen soll, sondern, dass man den Komponisten und die Noten seiner Partitur absorbiert und ernst- und respektvoll künstlerisch wiedergibt. Currentzis schmeisst sein Zeug oft wild vor sich hin bevor er es ernsthaft studiert hat. Die heutige oberflächliche konsumrasende Generation fliegt leichter auf einen solchen Schwindel ein, aber diese Art Stars sind allgemein kurzlebig. Derjenige, der es besser weiss, ist halt immer noch der Komponist - sorry and please!

    Mozart-Kenner wie Harnoncourt wird es vermutlich keine weiteren geben. Intellektualität, profunde Musikkenntnisse und allgemeinkulturelles hohes Niveau werden heute nicht mehr verlangt. Viele Dirigenten, die heute herumjetten, finden auch keine Zeit mehr, um ihr Repertoire zu lernen und es zu assimilieren wie man es sollte.

    Auch Vladimir Jurowski, ein weiterer Gehypter, sollte aufpassen: Wir hatten in der Zürcher Oper eine Produktion von Schrekers "Gezeichneten" mit ihm, die laut, gefühllos und plump; gottlob hat er nicht alle Vorstellungen dirigiert, denn Giedré Slekyté, die zweimal dirigierte, war sensibler. Das hat man gleich im Orchester gespürt. Geschweige denn die 30-minütigen vielen lieblosen, unlogischen und unprofessionellen Strichen, die er genehmigte. Und Regisseur Barry Kosky (der keine Ahnung von diesem Stück hat und den Premierenapplaus in einem Stalin-Shirt gekleidet empfang) hatte noch die Frechheit während der Premierefreier herum zu erzählen, dass Jurowski Schreker besser verstehen würde als Ingo Metzmacher! In Interviews hatte Jurowski bereits im Voraus gesagt, Schreker sei halt kein Zemlinksy, kein Korngold - und somit war auch die Intendanz und die Dramaturgie-Abteilung einverstanden...

    Die Neue Zürcher Zeitung meinte dazu:

    "Es wirft zudem ein bedenkliches Licht auf den Dirigenten Jurowski, der als designierter Nachfolger Kirill Petrenkos im Amt des Generalmusikdirektors der Bayerischen Staatsoper ab 2021 dem für kühne Regiekonzepte bekannten Intendanten Serge Dorny weit mehr Eigengewicht und ein Beharren auf künstlerischer Integrität entgegensetzen müsste, soll die Musik dort nicht, wie hier in Zürich, gründlich unter die Räder kommen."

    Zu den Mozart-Requiem-Exzentrikern gehört übrigens auch Nikolai Golovanov - der ebenfalls eine packende, doch diskutable "Pathétique" aufgenommen hat. 1948, nach deren Aufführung in Moskau, gab es ernsthafte Diskussionen über den Sinn von "persönlich interpretierter" Musik - aber da lebte Stalin noch...

    Dem Orchester und mir hat es auch grosse Freude bereitet, sich in diese Musik einzutauchen, die wirklich wie ein Block konzipiert ist. Am Ende der Aufnahme hat man mir sogar gesagt, ich würde einen guten Bruckner-Dirigenten abgeben, welche Ehre! Da ich jedoch nie in meinem Leben Bruckner dirigieren darf, war es für mich gleichzeitig auch ein schönes Trost-Pflästerchen, obwohl auch ich betone, dass es in diesem Fall schon wesentliche formelle Unterschiede zu Bruckner gibt. Rechne jedoch mit viel schlimmeren Verurteilungen als denjenigen, die ich bereits hier drin lesen muss :-). Nicht vergessen, die CD enthält aber auch sehr schöne Lieder!

    Danke sehr, Alfred. Die CD ist bereits jetzt erhältlich. Die 2. und 3. Symphonie werde ich sicher nicht einspielen, denn es ist schon mühsam genug gewesen, die bereits existierenden Aufnahmen zu verkaufen (die sind inzwischen vergriffen, doch hier und dort noch als Restposten vorhanden). Ich habe sie versucht durch MusiWeb zum Occasionspreis zu verkaufen, kriegte nur etwa ein Dutzend los - und die Versandspesen waren etwa so hoch wie der Preis einer CD. Eigene Anmerkungen zu meiner Aufnahme werde ich auch keine liefern, denn Christoph Schlürens Einführungstext ist just perfect :-).
    Meine neue Jaques-Dalcoroze-CD mit Elena Mosuc wird offiziell im April erscheinen, doch hier bei uns in der Schweiz kann man sie schon haben.

    Danke sehr, Operus, für Dein Interesse!
    Die Tänzerische Suite von Künneke liebe ich sehr, ich kenne sie gut. Wollte eine Neuaufnahme machen 15 Jahre früher als cpo! Man hat mich abgewiesen und dabei ausgelacht.
    Matthus habe ich mal gehört, es hat mir gefallen. Aber wir könnten auch ein schönes Filmmusik-Konzert auf die Beine stellen, wenn man nichts von mir haben will. Es muss ja nicht immer Frank Strobel dafür engagiert werden...
    Du kannst einige meiner Werke anhören auf:
    https://soundcloud.com/user-505006667/sets


    Wirst sehen, es ist alles "brav modern" - vor allem keine Hirnzellen-Musik - und oft mit Humor gespickt.
    Die UA meines Cembalo-Concertino ist auch immer noch nicht geschehen, da würde ich einen Solisten von Weltformat mitbringen, für den ich es geschrieben habe: Jory Vinikour.
    Es gibt auch ein leichteres, unterhaltsameres Concertino für Klavier, Streicher und Perkussion, das ich mal auf CD eingespielt habe, doch - wie im Falle meines Concertino für Ondes Martenot, langsamere Tempi in den Ecksätzen machen musste, weil zu wenig Zeit für Proben da war.
    Am besten unterhalten wir uns doch per E-Mail weiter, die kannst Du auf meiner Homepage finden http://www.adrianomusic.com.
    Ansonsten kriege ich langsam schlechtes Gewissen, hier in diesem Forum für mich zu werben :-)

    Liebe Freunde


    Nachdem im Schweizer Guild-Office einiges drunter und drüben gegangen ist, hat Guild UK entschieden, diese Niederlassung zu schließen und aber auch deren "Erbschaft" nicht zu übernehmen. Der CH-Manager wurde rausgeschmissen.
    In anderen Worten sind ab sofort meine sämtlichen Brun-Aufnahmen gestrichen. Da das Lager jeweils auf einen Minimalbestand gehalten wurde, wird dies auch bald ausverkauft sein.
    Ich versuche nun, ein Nachfolge-Label à la Brilliant Classic zu finden, das die 10 CDs (9 Guild und 1 Sterling) in einer preisgünstigen Box wieder veröffentlicht. Rechtliche Problem wird es keine geben, denn das gesamte Projekt wurde privat gesponsert und die Masters gehören uns.
    Drückt mir die Daumen!


    Gruß aus Zürich

    Hoffentlich - und gottseidank - haben Reger und Schulz-Beuthen das Böcklin-Gemälde verschieden interpretiert. Darin liegt der Sinn der menschlichen Empfindung - und auch der Kunst! Nehme an, dass es auch noch andere Gemälde gibt, die eine Insel darstellen, die mit Todes-Empfindung zu tun haben.... ;)