Beiträge von ulfk179

    Ich habe Gergiev erst einmal erlebt - und zwar im "Siegfried" in Baden-Baden, wo er ja häufig gastiert. Mein Eindruck war, dass mir der Hype um ihn rätselhaft bleibt. Das Dirigat war grundsolide, gar keine Frage, aber grundsolide Dirigate habe ich an vielen "meiner" Stammhäuser, z.B. Zagrosek in Stuttgart. Bemerkenswert war lediglich das ungeheuer schnelle Tempo, mit dem Gergiev durch die Partitur raste. Ich bilde mir ein mich zu erinnern, dass der dritte Akt nicht mal 75 Minuten dauerte - wobei ich mir nicht sicher bin, ob das daran lag, dass der Titelsänger (nicht nur sprachlich) an seine Grenzen geriet und möglichst zügig an's rettende Ufer geleitet werden sollte. Und da Gergiev sich ja auch für die Gesangsbesetzung verantwortlich zeichnet, sollte er mal Ausschau nach einer besseren Brünnhilde halten - die war an besagtem Tag eigentlich nicht akzeptabel...


    Meine erste Händeloper: "Ottone, re di Germania". Obwohl dieses Werk relativ unbekannt ist, liebe ich es ganz besonders. Die Besetzung auf der CD (Hyperion) ist durch die Bank gut und lohnt die hohen Anschaffungskosten. Eine weitere vorhandene Aufnahme (Harmonia Mundi) überzeugt hingegen weniger.

    Was wäre der zweite"Siegfried"-Akt oder die Rheinfahrt in "Götterdämmerung" ohne ein gelungenes Hornsolo ? In der ENO durfte der Hornist mit den Sängern sogar vor den Vorhang - fand ich eine nettes Geste.
    Oder der Anfang des dritten "Tosca"Aktes, wenn die Hörner tutti spielen - Gänsehaut pur !
    Und nicht zu vergessen das Englischhornsoli im dritten "Tristan"-Akt...!

    Das Unverschämte an diesem Interview ist doch, dass Wottrich anderen, erfolgreicheren (und derer gibt es viele an der Zah :Dl) Kollegen quasi unterstellt, ihren Erfolg nur durch Drogenkonsum oder Claquere erreicht zu haben. Was er über Marketing sagt, stimmt sicherlich. Das erklärt aber nicht, warum er, der ja fast nirgendwo mehr auftritt, stimmlich derart an seine Grenzen stößt und das - und das als Gesangspädagoge ! -nicht wahhaben will oder kann.


    Wottrichs Privatfehde mit Schlingensief war hier für mich dann die moralische Bankrotterklärung des Bayreuther Haustenörchens. Er hätte ja ohne weiteres den Parsifal abgeben können - wie es Smith dieses Jahr ohne größeres Aufhebens mit dem Stolzing getan hat.

    Ich habe ebenfalls am 5.8. Thielemanns "Walküre" live gehört. Ich habe mit Thielemann lange Zeit meine Probleme gehabt - nach dieser Auffürhung habe ich zumindest einen Waffenstillstand geschlossen :D
    Rein sängerisch war die Aufführung durchschnittlich - die Wälsungen waren toll, die Götter eher weniger.
    Eine interessante Alternative (Runicles) ist übrigens unter http://www.bbc.co.uk/proms/2007/promsbroadcast/radio/ anzuhören - es singen u.a. Brewer, Andersen und Tomlinson.

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    Original von gioachino
    Von den aktuellen Wotans beeindrucken mich Hans Peter Scheidegger und Ralf Lukas ( Chemnitz und Wiesbaden ).


    Diesbezüglich muss ich unbedingt Thomas Mayer und Wolfgang Koch erwähnen, beide haben in Karlsruhe den Wotan gesungen - und das war besser als so manches abgesungene Wagnerschlachtross von anno dazumal.
    Die beiden sind ausschnittsweise ("Abendlich strahlt..."; "Leb wohl...")sogar auf einer tollen 2 CD-Aufnahme des Badischen Staatstheaters zu hören, Kostenpunkt schlappe 10 Euro, zu bestellen auf der Homepage des Theaters. (Es singen ferner Lance Ryan als Siegmund/Siegfried; Edith Haller als Sieglinde sowie Caroline Whisnant als Brünnhilde; alle drei treten mittlerweile auch an größeren Häusern auf.)

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    Original von Emotione
    Im ROH hat er ihn ja bereits in der Walküre gesungen, mit zum Teil enthusiastischen Kritiken. Hier gehe ich mit Deiner Meinung konform.


    Ja, und diese Kritiken waren absolut berechtigt. Ich habe noch nie einen derart intensiven Wotan gesehen/gehört. (Dass Terfel attraktiv aussieht, hat natürlich auch eine gewisse Bühnenwirkung) Am Ende war Terfel zwar recht schwach auf der Brust, aber das ermöglichte ihm einen ungemein anmutigen, resignativen Abschied in der Walküre. Insbesondere die Textverständlichkeit ist umwerfend - meine relativ Wagner-unkundige Begleitung war in der zweiten Pause fest davon überzeugt, Terfel sei Deutscher...
    Leider hat Terfel in einem Interview angemerkt, er wolle nicht mehr so lange von seiner Familie getrennt sein und sich als Opernschaffender überwiegend auf GB konzentrieren. Terfel als Sachs und Bayreuth wird für mich also ein Wunschtraum bleiben...

    Mir ist das 2001-Zitat erst beim zweiten Mal aufgefallen, obwohl ich den Film mehrmals gesehehn habe. Trotzdem kann man auch ohne Filmkenntnisse begreifen, dass der bisher in recht asozial gestalteten Bühnenbildern agierende Siegfried nun in eine hochherrschaftliche Welt eintritt, die die seinige nicht ist. Eine absolut treffende Umsetzung, wie ich finde....

    Für mich ist dieser Ring einfach etwas besonderes, schließlich war er meine erste Begegnung mit Siegfried und Götterdämmerung.
    Die Aufteilung an vier Regisseure finde ich insofern logisch als dass die vier Teile nun rein inhaltlich wirklich überaus unterschiedlich sind - was ja auch mit der enorm langen Entstehungszeit und der Pause nach dem zweiten Siegfried-Akt zusammenhängt. Wirklich konsequent wäre es gewesen, hätte man vier Dirigenten gehabt - aber diese Butter lässt sich wohl kein GMD vom Brot nehmen.
    Hervorheben möchte ich einen eher theaterpädagogischen Aspekt der Aufteilung: Indem vier Perspektiven gewählt wurden, habe ich damals wirklich begriffen, wie unterschiedlich und dennoch gleich gültig andere Interpretationsansätze sind. Dass z.B. der Walkürenfelsen in der Walküre und im Siegfried ein anderer ist, hat mich nie gestört/irritiert. Ganz im Gegenteil - denn der Walkürenfelsen bedeutet für Brünnhilde etwas ganz anderes als für Siegfried. Insofern dient das unterschiedliche Bühnenbild zur Hervorhebung einzelner Seelenzustände und Erzählperspektiven.


    Siegfried: Auch ich denke mir beim gelegentlichen Ring-Sichten wehmütig an manche Sänger zurück....

    Orfeo veröffentlicht dieses Jahr einen "Parsifal"-Mitschnitt aus Bayreuth, und zwar aus dem Jahr 1962 (oder war es 1964 ?). Dirigent ist Knapperstbusch, es singen u.a. Hotter und Vickers.
    Ich konnte gestern nur kurz reinhören - umgehauen hat es mich nicht. Da bleib ich lieber bei Kegel und Boulez.

    Summa summarum scheint das ja ein überzeugender Opernabend gewesen zu sein, auch musikalisch, Abstriche inklusive.
    Gibt es denn Pläne für eine kommerzielle Aufnmahme ? Bisher gab es in den letzten Jahren ja regelmäßig Tonträger von den Salzburger Festspielen.

    Naja, er kann den "länglich langen Pianisten" ( :D) ja schlecht wie folgt ankündigen: "Sehr geehrte Zuschauer, und jetzt begrüßen wir den so ziemlich mediokersten Klimperer, den diese Show je aufbieten und die effekthaschende Klassikindustrie je feilbieten musste..."
    :hello:

    Zitat

    Original von Siegfried


    Warum mutest du dir diese Pein nur zu?
    Ich habe Rootering als Holländer und als Hans Sachs in allerbester Erinnerung. Aber wir haben sicher unterschiedliche Vorstellungen besucht. :hello:


    Wie gesagt, es gibt ja noch andere Rollen. Und die sind in München vielversprechend besetzt. Ich habe Rootering in den letzten fünf Jahren oft gehört, datieren deine Erlebnisse mit ihm vielleicht aus vorherigen Jahren...? Ich gebe zu, dass es z.Z. nicht viele gute Sachse gibt, aber seitdem ich Wolfgang Koch in Frankfurt gehört habe, hat Rootering endgültig "versungen und ganz vertan"...

    Das Wilde-Zitat war eher als Bonmot zum Schluss gedacht. Sei's drum...
    Dass Gottschalk seinen Sohn Tristan nennt, hat mit seiner Wagnerverehrung zu tun. Das sagt er zumindest selbst - und warum sollte man so menschenfeindlich sein, es ihm nicht glauben ?
    Wenn jemand länger als das Premierenblitzgewitter belibt, dann ist das sehr wohl ein Zeichen für Wagnerliebe. Oder muss man denn den ganzen Wagner rauf und runter im Badezimmer summen können um von dir das Prädikat "wagnerwürdig" erteilt zu bekommen ?
    Ob Gottschalk und Co. Wagnerexegeten sind, ist natürlich in Gänze irrelevant. Aber sie im gleichen Atemzug als B-Promis abzutun, die einzig und allein wegen der medialen Präsenz dort auftauchen, empfinde ich, ehrlich gesagt, als ziemlich versnobt.
    Ich meine das jetzt nicht so, wie es sich vielleicht liest. Deswegen nichts für ungut.
    Florian
    P.S. Es freut mich, dass du trotzdem ein paar Freunde hast.

    Zitat

    Original von Wulf
    Etwas Böswilligkeit gehört schon dazu, Frau Merkel zu unterstellen, sie höre sowieso keinen Wagner. [...]
    Und entschuldigung - den intelligenzresistenten MöchtegernRocker Gottschalk, der ist bestimmt auch bekennender Wagner-Fan, stimmts??


    Dieses Posting ist für mich der Inbegriff eines wortwörtlichen Vor-Urteils.
    Es hat seinen Grund, warum Gottschalks Sohn Tristan und nicht Mike heißt. Gerade Gottschalk und Merkel kann man immer wieder jenseits medienpräsenter Premieren im In- und Ausland antreffen, und beide bleiben i.d.R. auch zu weiteren Wagnervorstellungen in Bayreuth, wenn die ganzen Fotografen schon längst wieder Eisbären in Berlin ablichten. Zu Roberto Blancos Wagnerverständnis kann ich nichts sagen - und deswegen unterlasse ich es auch, Anmaßungen dieser Art überlasse ich anderen. Oder um mit Lady Bracknell zu sprechen: "One should never speak disrespectfully of society. Only people who can't get into it, do that."

    Zitat

    Original von Siegfried
    soeben erfahre ich, daß Klaus Florian Vogt zwischen seinen Bayreuth-Stolzings diese Rolle auch am 31.07.2007 bei den Münchner Opernfestspielen singen wird.
    Den Hans Sachs singt dort ein ganz anderes Kaliber: Jan Hendrik Rootering. :jubel:


    Hallo Siegfried, Rootering ist schlicht und ergreifend unzumutbar. Nach zahlreichen Sachsen, Landgrafen, Dalanden und Gurnemanzen kann ich diesen Kerl nicht mehr hören. Nasaler Klang, gestemmte Töne, Artikulation unter aller Kanone, darstellerisch phlegmatisch.
    Ich werde mich am 31. wieder davon überzeugen lassen müssen, leider. Und ich würde auch nicht hinfahren, sängen nicht Vogt und Salminen. Und Schulte und Nylund sind ja auch nicht zu verachten....

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    Original von pfuetz
    Die Idee, Tosca nach Chile in die 70er zu verlegen, war einfach klasse. Natürlich hat das "Weihnachtsfeiertagspublikum" massiv gebuuht, aber, ist Tosca nicht der Versuch, die Oper an sich ad Absurdum zu führen? Eine Oper über eine Opernsängerin? Und dann auch noch eine so "brutale"? Wer hier also eitel Sonnenschein erwartet, wenn er am 1. Weihnachtsfeiertag in die Oper geht, hat wohl etwas nicht so ganz verstanden!


    Hallo Matthias,
    die Inszenierung stammt ursprünglich aus Augsburg, wo ich sie auch gesehen habe. Klar, an manchen Stellen muss man schon schlucken, aber da das Stück geschmackstechnisch ja grenzwertig ist, habe ich fast alles als stimmig empfunden.
    Grüße,
    Florian

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    Original von Edwin Baumgartner
    Ich kenne die Johansson nämlich aus Wien als Senta, Ellen Orford ("Peter Grimes") und, wenn ich mich richtig erinnere, Jenufa, und habe sie in einer Erinnerung, in der falsche Töne eigentlich nicht vorkommen.


    Hallo Edwin,


    Drau Johansson, die ich vor acht Jahren noch als grundsolide Eva erleben konnte, hat sich mittlerweile bis zur Elektra (a la Schnaut) hoch"gesungen" - und das ist ihr hörbar nicht bekommen. Ich konnte sie nun mehrfach als Senta erleben, u.a. in Berlin und WSO. Mein persönlicher Eindruck: In der DOB ein einziger Kampf, sie brüllte sich erbarmungslos durch die Partitur, ohne Rücksicht auf Verluste. Falls der Holländer von Grundheber da nicht wenigstens kurzfristig mit de Gedanken gespielt hat, nochmalsieben Jahre Single zu bleiben - ich wäre nicht überrascht gewesen. An der WSO, ein halbes Jahr später und ich schon das Schlimmste befürchtend, folgte eine akzeptale Senta. Ein Kampf war es gleichwohl, ein Sieg nach Punkten sozusagen, aber kein Vergleich mit Nina Stemme oder Anja Kampe, die in Brüssel und an der BSO brillierte. Kurzum: an guten Tagen akzeptable Leistung, an schlechten Tagen jedoch...

    Gambill sang im ersten Akt erstaunlich frei, nicht gaumig-belegt wie sonst. Im zweiten Akt häuften sich dann (leider) die Stemmeinlagen.


    Eva Johannsons Brünnhilde war schrill und besaß ein unangenehmes Vibrato. Wie da im "Siegfried" Liebesextase aufkommen soll...?

    Willard White als Wotan fand ich ziemlich enttäuschend, da ich die Stimme als überaus monochrom empfand. Auch die Diktion (Erzählung im zweiten Akt) war verbesserungswürdig.


    Petrenko als Hunding sehr angenehm - zwar kein pechschwarzer Bass, aber ein Sänger, der sich nicht wie ein Hirsch in der Brunftzeit durch die Partitur röhrt und den Text wirklich interpretiert. Auch optisch eher schleimisch-hinterhältiger Karrierist denn Höhlenmensch.


    Lilli Paasikivi sang eine überzeugende Fricka, auch schauspielerisch.


    Am besten die Westbroek'sche Sieglinde - wortdeutlich, darstellerisch intensiv, lyrischer Grundton bei ausreichender Kraft bei den dramatischeren Ausbrüchen.

    Wäre es denn möglich, dass Thielemann das Rennen macht ? ?((Unabhängig davon, was ich davon halte ?) Die Philharmoniker hätten nichts einzuwenden und er wäre ein Kompromisskandidat - keiner der führenden Beiteiligten sähe wie der Verlierer aus.
    Wer weiss, vielleicht höre ich morgen abend in München ja schon den neuen WSO-Direktor Strauss und Wagner dirigieren....? :D
    Aber was weiß ich Piefke schon von österreichischer Besetzungspolitik...? :D

    Hallo Faun - tolle Arbeit !
    Eine Frage aber noch: Warum hat Brünnhilde eine andere Farbe (Gott->Mensch) als ihre Schwestern (Halbgötter) ? Der Wechsel bei Brünnhilde ist ja klar, aber ich sehe keinen grundsätzlichen (genetischen) Unterschied. Es wäre (vielleicht) auch eine Überlegung wert, Brünnhilde an die Spitze der Walküren zu setzen (da Lieblingstochter), durch die unterschiedliche Färbung (Halbgott->Mensch) und den Pfeil zu Siegfried wäre sie immer noch deutlich herausgehoben und ihre Sonderstellung offenkundiger. Ist aber nur ein Vorschlag...
    Nochmals: fantastisch gemacht !

    Hallo Edwin,
    dus sprichst sicher von der DVD, oder...? Ich kenne nur die CD, die ein paar Jahre später aufgenommen wurde und auf der der Siegmund ebenfalls mit John Keyes besetzt wurde. Auf dieser Aufnahme bin ich ich nicht besonders glücklich mit ihm.
    Ich habe ihn aber mehrmals in München gehört - dort hat er jahrelang den Parsifal gesungen. Und das war manchmal toll, manchmal auch mehr als grenzwertig. John Keyes ist sehr tagesformabhängig...

    Mich würde interessieren, wieviele CDs alljährlich von Opernhäusern im hauseigenen Vertrieb hergestellt und vertrieben werden. Der unbestreitbare Vorteil: sie sind meistens günstig, da die Theater keinen Gewinn erwirtschaften dürfen ("schwarze Null") und somit keine Mehrwertsteuer erheben müssen. Falls ihr irgendwelche akkustischen "Schätze" besitzt - und deren Kauf empfehlen könnt - wäre hier vielleicht der richtige Platz.
    Ich mach mal einen Anfang:


    Das Theater Karlsruhe hat eine Doppel-CD mit "Nibelungen"-Ausschnitten für 10 Euro veröffentlicht. Dort finden sich Ausschnitte mit jungen, frischen Sängern, z.B. Wolfgang Koch und Edith Haller.


    Das Theater Freiberg hat vor ein paar Jahren eine halbzenische Aufführung des dritten "Meistersinger"-Aktes veröffentlicht.


    Das Theater Ulm hat eine tolle Highlights-Aufnahme von Händels "Ottone" veröffentlicht - so bin ich überhaupt erst auf Barockopern gekommen...

    In Stuttgart sieht die Situation sehr entspannt aus: Beim RSO (Norrington) zahlt man zwischen 19 und 36 Euro, beim Orchester der Staatsoper gerade mal 7-22 Euro. Mir ist kein vergleichbarer Klangkörper bekannt, wo man einen tollen Dirigenten wie Zagrosek gemeinsam mit B.Fritz und E.-M.Westbroek die Gurrelieder interpretieren hören kann.


    Als ich mir neulich Karten für die Pfingsttage in Berlin besorgt habe, bin ich daher erstmal vom Hocker gefallen - bis zu 99 Euro darf man hinblättern, wenn Herr Barenboim am gleichen Abend den Taktstock schwingt und klimpert. Einmal ist es mir das wert und immerhin gab's 20% Ermäßigung, da die Karte im Abo war... (An den folgenden Abenden kommen Busonis "Dr. Faustus, "Don Giovanni" und "Tristan" - alle von Barenboim dirigiert.)

    Zitat

    Original von Herbert Henn
    Seiffert ist niemals ein Heldentenor .Seiffert ist ein lyrischer
    Tenor ,der Partien für Heldentenor singt ,weil kein anderer
    da ist.


    Hallo Herbert,
    da möchte ich doch widersprechen. Seiffert besitzt die Gabe, lyrisch singen zu können ohne irgendwelche Konditionsprobleme zu besitzen. Wer seinen Tristan oder Tannhäuser gehört hat, kann dies, denke ich, bestätigen. Die Begründung, er sei eben der einzige, trifft im Kern doch auch auf Windgassen zu. Silja meinte einmal, nicht zu Unrecht, ohne Windgassen hätte man Neu-Bayreuth dicht machen können. Seiffert ist zugegebenermaßen KEIN umgeschulter Bariton, gleichwohl besitzt seine Stimme über das solide Fundament.
    Grüßli,
    ulfk179


    P.S. Es gibt auch andere Sänger, die die Heldenpartien souverän meistern, auch wenn ihr Stil Geschmackssache sein dürfte, z.B. J.F.West. Allerdings ist auch bei den "klassischen" Heldentenören längst nicht alles Gold was glänzt - und viel verklärt wird. Ich gebe offen und ehrlich zu: Thomas Moser ist mir als Tristan lieber als Windgassen.... :untertauch:

    Eine der schönsten Winterstürme (DIE schönsten gibt es wohl nicht) ist die relativ neue Aufnahme von Ben Heppner. Wie er "holde Düfte haucht er aus" nahezu haucht und gleich drauf mit jubelnder Emphase "seinem warmen Blut..." fortführt: grandios. Punktum.


    In diesem Zusammenhang sei auch auf Heppners "Ein Schwert verhieß mir der Vater" hingewisesen, bei der er "welch ein Strahl bricht aus der Esche Stamm" so lyrisch, fast schon zerbrechlich singt, wo die meisten Heldentenöre gnadenlos über diese Stelle hinwegbolzen, weil noch so noch Resttestosteron von den Wälserufen haben.... :D