So, mittlerweile konnte ich die russische Tosca auftreiben, erschienen auf dem Label "Classical Records" - Amazon.co.uk-Marketplace sei Dank.
Insgesamt gebe ich Edwins positiver Bewertung absolut Recht - ein ungewöhnlicher wie lohnender Puccini. All die Vorwürfe, die dem Komponisten vorgeworfen werden - hier treffen sie nicht zu. Selten habe ich ine so rauhe, herbe Aufnahme meines Lieblingswerks Puccinis gehört. Beim Te Deum und Finale dritten Akt bekomme ich einfach Gänsehaut, so rücksichtslos wird da musiziert, auch auf Kosten des reinen Schönklangs. Die Hauptdarsteller singen (leider) relativ ohne Italianata, aber das stört nicht sonderlich. Das slawische Idiom trägt sein übriges dazu bei, dass das Klangbild weder mediterran, sondern vielmehr orthodoxen Charakter erhält. Bemerkenswert insbesondere der Scarpia - ein faszinierender Apparatschik. Bei dieser Aufnahme stellt man die Zeitlosigkeit des Werkes fest und kann sich die Handlung genauso gut im stalinistischen Russland vorstellen.
Als Ergänzung also uneingeschränkt zu empfehlen !
Beiträge von ulfk179
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Der Barenboim-Holländer ist okay. Struckmann in der Titelrolle wirklich gut, Seiffert (wie immer) klangschön obgleich der Rolle eigentlich entwachsen, Holl geht hier für mich in Ordnung, Villazon ist ein netter (aber stimmschöner) Gag. Eine einzige Enttäuschung ist jedoch Eaglens unterirdische Senta....
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Kurze Zwischenfrage am Rande: Wo kann man denn die Rede Holenders bezüglich der braunen Vergangenheit der WSO finden ?
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Ich habe es mittlerweile aufgegeben mit Peter Seiffert zu rechnen. Von vier geplanten Terminen mit ihm wurden zwei. Und das ist statistisch betrachtet noch eine "gute" Ausbeute...
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Der beste Lohengrin auf CD?
Hm, da kommt man auf keinen Fall um Sandor Konya rum - es gibt wohl keine Wagnerpartie, die ein derartiges Maß an Italianata voraussetzt, und Konya hat das im Übermaß. Die Textverständlichkeit ist zugegebenermaßen nicht die beste, aber bei dieser Stimme nimmt man vieles in Kauf. Es gibt eine Aufnahme (mit einer indsikutablen Gorr als Ortrud) unter Erich Kleiber, in der Konya die zweite Strophe der Gralserzählung mitliefert.
Von den aktuelleren Aufnahmen verdient Peter Seiffert (unter Barenboim) Erwähnung. Genau richtig zwischen Tamino und Tristan, Schmelz und metallischer Schärfe holt Seiffert aus der Parte raus was rauszuholen ist.
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Wer in der Nähe von München wohnt, hat jetzt gleich drei gute Gründe Anfang März in die "Weltstadt mit Herz" zu reisen - dort singt Pape an drei Abende jeweils unterschiedliche Stücke aus den "Meistersingern" (Flieder- und Wahnmonolog; Schlussansprache) sowie "Walküre" (Wotans Abschied) und "Parsifal" (3.Akt, Szene Gurnemanz-Parsifal). An allen Abenden ist zudem Robert Dean Smith mit von der Partie. Leider ist das Programm an jedem Abend relativ knapp bemessen - jetzt kann man nur hoffen, dass die DG mitschneiden und veröffentlichen wird.
Dass Thielemann dirigiert, dürfte für manchen (weniger für mich) zusätzlicher Grund zur Anreise sein. -
K.F.Vogt habe ich nur einmal gehört - als Siegmund im Karlsruher "Ring". Beim Baden-Badener "Lohengrin" war er krank.
Ich finde, dass es kaum einen lyrischeren Tenor im Heldenfach gibt als ihn. So samtweich, so zart habe ich den Siegmund jedenfalls noch nie gehört. Und endlich mal kein umgeschulter Bariton. Bei meiner Begleiterin flossen an diesem Abend während der Todesverkündung die Tränen. Und das gibt es ja auch nicht sooo häufig.
ABER: Ich habe ihn nicht als Heldentenor empfunden - eher als kraftvollen Oratoriensänger. Dazu fehlt ihm einfach die Power, das Eruptive. Er klingt ein wenig lieb und brav, keusch, bösere Zungen könnten ihn auch als anämisch oder aspetisch bezeichnen. (Das macht ihn in meinen Augen zum idealen Lohengrin)Stimmliche, gar charakterliche Abstufungen, die ganzen Wagner'schen Abgründe sucht man in der Gestaltung bei ihm (noch) vergebens.
Mein nächsten K.F.Vogt-Eindruck werde ich hoffentlich in zwei Monaten bei der Münchner "Chowansctschina" erhlaten - ich bin gespannt, ob sich da was getan hat. -
Hm,
bei mir wird Wottrich in der Akte "Besetzungscouch" geführt.
Nur weil es auf seiner Website so steht, muss es ja nicht stimmen: Sein BSO-Debüt als Parsifal hat es z.B. nie gegeben und seine Auftritte außerhalbs Bayreuths sind seit ein paar Jahren an einer Kriegsversehrtenhand abzuzählen. Und selbst auf dem grünen Hügel wurde er im letzten Jahr ausgebuht - zu Recht. Dass jemand mit derart offenkundigen Stimmproblemen und mangelnder Fähigkeit zur Selbstkritik Gesangsstudenten unterrichten darf... -
Zitat
Original von Brangäne
Besonders auffallen tut's mir eigentlich bei den Richard Strauss-Opern. Da gibt's z.B. kaum noch eine Marschallin mit deutscher Muttersprache. Das ist eine Rolle, die sehr von der Wortdeutlichkeit lebt.An dieser Stelle MUSS ich einfach Angela Denoke als Gegenbeweis heranziehen....
Neulich in der Semperoper war Tristan/Isolde/Marke ebenfalls von einem rein "deutschen" Trio besetzt - selten habe ich mir so sehr irgendeinen Amerikaner für den Tristan gewünscht. Herr Eberz war nämlich unter aller Kanone. Ganz nebenbei - wer lieber Wottrich anstelle von Ventris, Smith, etc. in Wagnerpartien hören will, der hat mein volles Mitgefühl. -
Seit ein paar Tagen gibt es nun die 7. (dankenswerterweise in Kombination mit der 8.) unter der Leitung Skrowaczewskis, erschienen bei Oehms. Kennt jemand diese oder vorherige Beethoven-Aufnahmen von Skrowaczewski und kann mir sagen, ob der Kauf lohnt ? (Ist der zwar nicht weltbewegend teuer, aber eine 08/15-Aufnhme muss ja nicht sein...)
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Ich habe Domingo zweimal erleben dürfen - als Hermann und Siegmund. Beidesmal hat mich seine darstellerische Präsenz wie Kompetenz positiv überrascht. Auch rein stimmlich betrachtet hat er mich in beide Rollen voll überzeugt - ein realtiv dunkel gefärbter Tenor, den ich am ehesten als "bronzefarben" bezeichnen würde und der genau deshalb auch wagnerkompatibel ist. Ich kann jedoch verstehen, dass sein Wagner aufgrund seiner Diktion für manchen Hörer grenzwertig ist - aber aus einem mir unerklärlichen Grund bin ich bei Domingo bereit, darüber hinweg zu sehen.
Was mich jedoch angesichts der Domingo'schen Omnipräsenz bei Aufnahmen überrascht ist, dass es weder eine GESAMT-Aufnahme (der 1.Akt mit Polaski/Tomlinson/Barenboim liegt ja vor) der "Walküre", geschweige denn eine "Pique Dame" gibt, wo Domingo diese beiden Rollen in den letzten Jahren doch recht häufig gesungen hat. -
Ich erinnere mich an einen "Giovanni" im heimischen Ulm.
Der Titelsänger hatte soeben sein Stänchen unter dem Fenster von Elviras Zofe gehalten und wartetete nach dem Applaus auf das Erscheinen der Meute - doch die ließ auf sich warten. Der irritierte Sänger lief zum Bühnenhintergrund und sang, nun auf Deutsch, "ich höre Stimmen" - und immer war noch niemand zu sehen. Erste Unruhe im Publikum und Orchester (ich saß in der ersten Reihe). Der Giovanni ging daraufhin nach vorne und sang dann eben a la Rezitativ zum Dirigenten, der mittlerweile ja zum Cembalo gewechselt hatte, "Dann sing ich eben nochmal das Liedchen", worauf man Giovannis Ständchen erneut hörte - diesesmal eben vom Cembalo begleitet. Wunderschön - und selten hat mich das sonst nervige Cembalo so begeistert... -
Parsifal
Tristan und Isolde
Siegfried
Walküre
Lohengrin
Götterdämmerung
Tannhäuser
Der fliegende Holländer
Meistersinger von Nürnberg
Rheingold -
Neben der Zagrosek-Walküre und dem Norrington-Wagner befand sich auch der Kegel-Parsifal unter'm Weihnachtsbaum - durch Anregung von Edwin. Erstmal vielen Dank für den Tipp - die Aufnahme ist bisher nie auf meinem Radar aufgetaucht.
Es gibt zahlreiche Gründe, warum diese Aufnahme wirklich gut ist:
- Endlich mal ein Gurnemanz, dessen Erzählung im ersten Akt wie im Flug vergeht - was aber nicht an den flotten Tempi liegt. Ein textlich derart plastisch gestalteten Gurnemanz ist mir noch nicht untergekommen.
- Einen besseren Rene Kollo wird man kaum finden. Ich fand ihn nie sonderlich gut, aber hier gefällt er mir ausgesprochen gut. (Allerdings merkt man hier bereits seine permanente Terndenz zum Tremolieren.)
- Gisela Schröter als Kundry ist wirklich wunderbar - selten hat man eine so tief timbrierte Kundry gehört. Dass sie das H ("und LACHte") nur kurz antippt und oktaviert ("IRre, IRre") - geschenkt. Man beachte allein ihren markerschütternden Schrei zu Beginn des zweiten Aktes...
- Theo Adam - Chapeau !
- Herbert Kegels Dirigat ist wirklich flott a la Boulez - und dennoch so vollkommen anders. Während in meinen Ohren bei Boulez immer Debussy mitanklingt, so hört man bei Kegel den jungen, avantgarditischen Strauss heraus. Einziger Kritikpunkt von meiner Seite: Die Trompeten schmettern mir gelegentlich zu sehr.
Fazit: Das toppt sogar den Kubelik-Parsifal.
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Vivaldis "Gloria"...
Kann man den lieben Gott klangschöner preisen ? -
Was mich jedesmal emotional fertig macht, sind die Schlüsse des zweiten Aktes beim "Tristan" und insbesondere "Parsifal". Diese Auswegslosigkeit, todtraurige Element geht mir in beiden Stücken ziemlich an die Nieren. Gerade beim Parsifal überrascht dann ja der Paukenwirbel wahnsinnig, der Akt hätte musikalisch auch hölzbläserleicht ausklingen können...
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Bisher konnte ich Rene Pape nur einmal live erleben - und dass auch (nur) als König Heinrich. War eine wirklich gute Leistung ! In den nächsten Jahren ist wohl auch der Wotan und der Sachs angeplant. Nur allzugerne würde ich mal seinen Gurnemanz hören...!
Thomas, wie wäre es denn mit dem Barenboim-"Tannhäuser"....? Dort singt er den Landgraf und allein Seiffert lohnt die Anschaffung...
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Ich kenne bisher nur den "Siegfried"....
Der Stereoklang ist wirklich gut - aber meines Erachtens nicht so überwältigend als dass ein derart exorbitanter Preis gerechtfertigt wäre. Daher zum sängerischen Aspekt: Wer Windgassen liebt, sollte diese Aufnahme besitzen, da er bei Böhm nicht mehr so taufrisch ist. Wer allerdings bereits den 56-Ring (Orfeo) hat und mit Mono leben kann, muss nicht unbedingt den 55-Ring erwerben. Einer der zentralen Knackpunkte ist für mich der Hotter'sche Wotan, dem ich nichts, aber auch so gar nichts abgewinnen kann. Vielleicht ist es bei ihm ja wie Tomlinson, der rein akkustisch eher mäßig, auf der Bühne aber umso mehr überzeugt.
Ein Tipp zum Probehören: Auf http://www.wagneroperas.com gibt es unter "Podcasts" die Schlussszene Brünhilde-Siegfried zu erhören - ein singuläres Erlebnis. Die letzte Phrase ("lachender Tod") hat einen solch orgiastischen Charakter, dass man es kaum glauben mag. -
Ich wünsche mir ein Denoke-Recital, Schwerpunkt Wagner.
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Unter http://wagneroperas.libsyn.com/ kann man in zahlreiche aktuelle wie historische Wagneraufnahmen reinhören, u.a. das Bayreuther Schlussduett aus dem "Siegfried" (1955). Varnay singt eine wunderbare Brünhilde. Wer weiß, vielleicht springt der akkustische Funke ja über - das ist auch der erste Windgassen-Siegfried, der mir zusagt...
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Hallo Richard,
ich habe die Barcelona-Walküre und finde sie im Großen und Ganzen in Ordnung. Man merkt der Inszenierung (bzw. Kostümen) eben ihre doch etwas weiter zurückliegende Entstehungszeit an - und dass es kaum mehr als Einweisungsproben gegeben haben muss. Klischeehafte Operngesten gibt es einige an der Zahl. Merkwürdig ist die "Todeverkündung", bei der Siegmunds Gesicht von Brünhilde mithilfe Kalks eingeweisst wird....
Relativ schwach der Siegmund (Berkley-Steele), dessen Wälserufe mich an einen stotternden Dieselmotor im Winter erinnern und dessen Winterstürme nix mit dem Lenz zu tun haben. Die Sieglinde (Watson), optisch-dartstellerisch relativ aspetisch, ist gesanglich gut, gleiches gilt für den sinistren Hundin (Halfvarson). Die Brünhilde von Polaski wird wohl ewig Strietpunkt sein - mir gefällt sie, insbesondere ihre langjährige Rollenerfahrung, die bei der Aufnahme miteinfließt. Unbestritten und wirklich toll der Struckmann'sche Wotan. Seine Gattin (Braun) ist ebenfalls wunderbar.
Musikalisch kein Referenzcharakter, aber de Billy leitet das Orchester durch und durch überzeugend. -
Hat jemand diese Aufnahme bereits gesehen und kann etwas zur sängerischen Leistung sagen?
Ich habe damals "nur" die dritte und letzte der Aufführung der Serie erlebt - und Frau Meier sowie Herr Vogt mussten wegen Erkrankung leider ersetzt werden. Daher wäre es ja gut möglich, dass sie bereits vorher nicht in bester Form gewesen sind - was den DVD-Kauf erübrigen würde... -
Bei "Youtube", einer wahren Fundgrube, findet sich folgender Schatz:
http://www.youtube.com/watch?v=gVFQLDfm-B8
Chapeau vor soviel Humor...!
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Hallo Melot,
manchmal frage ich mich, wie sich ein Sänger überhaupt einem derart großen Orchester a la Gurreliedern beahupten will. Ich habe das Werk im Sommer in Stuttgart unter Zagrosek gehört - zum ersten Mal. Auch Burkhardt Fritz hatte da so seine Probleme, durchzudringen....
Gerhard Siegel hingegen ist ein wirklich beeindruckender Sänger - vor ein paar Jahren habe ich ihn in Augsburg als Tannhäuser gehört. Freilich "passt" sein Charaktertenor weniger zur schwärmerischen Attitüde des Minnesängertums - beeindruckend war die stimmliche Rollengestaltung schon damals. -
Auf der Homepage von Marc Deaton kann man sich, sofern man des akkustischen Masochismus nicht gänzlich abgeneigt ist, Ausschnitte einer in Bulgarien aufgenommenen "Tristan"-Aufnahme zu Gemüte führen:
http://www.marcdeaton.com/a_highlight.html
Ich denke, die Hörbeispiele relativieren einiges was hier über so manchen Tristan bzw. so manche Isolde geschrieben worden ist...
Ein ernsthafter Bewerber für die schlimmste "Tristan"-Einspielung ! -
Hier meine Eindrücke zur gestrigen Aufführung:
"Das Gehege" hat mich musikalisch zwar nicht begeistert, fad war die Musik aber keineswegs. Welchen Zweck das bloße Vertonen einer Schlussszene hat, erschließt sich mir nicht, aber spannend war die Aufführung in toto durchaus. Frau Schnaut hat das zweifelsohne das nötige Organ und kann die Anita auch darstellerisch glaubwürdig präsentieren - ich finde es aber schade, dass ihre Diktion so undeutlich ist. Ohne Übertitel wäre ich jedenfalls aufgeschmissen gewesen.
Die "Salome" hingegen war für mich musikalisch ein voller Genuss - anders kann ich es nicht beschreiben. Die Regie hingegen war bestenfalls zweitklassig. Das hat weniger mit dem orientalischen Schwulst der Kostüme zu tun, der immer wieder auf der Bühne zu sehen ist, sondern viel eher mit der ständigen Unruhe auf der Bühne. Man hat den Eindruck, Friedkin tue alles um den Spannungsbogen nicht einbrechen zu lassen - die Torbögen fahren hin und her, der bizarre Granitfelsflügel, der gleich zweimal aus dem Bühnenboden emporsteigt, etc. Erst zum Schlussmonolog der Salome kehrt "Ruhe" ein. Auch die Personenregie findet nur begrenzt statt: Die Herodias (Vermillon - anfangs ungewöhnlich dunkel timbriert) läuft ständig auf ihren Gatten zu, schimpt und läuft zur Ausgangsposition mit wallenden Gewändern zurück. Das war's. Salome begrabscht Narraboth so direkt, dass man sich fragt, worin der Sinn ihrer verbal zurückhaltenden, wortreichen Verführung liegt ("Ich werde dir vielleicht zulächeln"), warum sich der Hauptmann breitschlagen lässt, wenn er schon so viel mehr von Salome bekommt als sie ihm für den nächsten Tag verspricht. Narraboth (Schukoff vereint Schmelz mit heldischer Attacke) verdreht dabei die Augen wie bei der Teufelsaustreibung des Exorzisten... Positiv hingegen der Schleiertanz, bei welchem Salome alle Anwesende betört.
Seltsam blass bleibt der Jochanaan von Alan Titus - was die Tochter der Herodias an diesem Propheten findet, wird die wohl am besten wissen. Deulicher klarer konturiert und nach Denoke am meisten Applaus einstreichend der Herodes von Wolfgang Schmidt, der sich fernab der rollenüblichen Deklamtion befindet und stellenweise operettenartig ("tauche deine kleinen Lippen") schmachtet.
Einen persönlichen Triumph kann Angela Denoke für sich verbuchen - anders kann man es schwer bezeichnen. Raubtierhaft bewegt sie sich von der ersten Minute an auf der Bühne - fast ein wenig zu viel, wie hier ja schon erwähnt wurde. Ich denke aber mal, dass dies eher mit der Regie zu tun hat. Ein Rezensent bemängelte, Denoke sei keine Nilsson. Gott sei Dank ist sie das nicht - Nilsson in Ehren, aber eine Salome war sie stimmlich nie für mich. Denokes Stimme klingt silbern, zart, schlank, gleichzeitig mit der nötigen Kraft, die Orchesterwogen zu übertönen. Allerdings merkt man ihr an, dass die Partie ihre Grenzen aufzeigt. Trotz hoher Noten gestaltet sie sie aber wundervoll...Naganos Baden-Badner "Lohengrin" war phasenweise eher matt, dann wieder sehr knallig, sein "Billy Budd" wurde dann neben der "Lulu" und dem "Zwerg" zu einer meiner drei Lieblingsopern des 20. Jahrhunderts. Auch in dieser Aufführung hat mich Nagano begeistert - viele Stimmgruppen habe ich zum ersten mal überhaupt wahrgenommen, ohne dass der Blick für's Ganze verloren gegangen wäre. Analytischer Klang - ja, weniger romantisches Schwärmen. Insbesondere die Liebhaber von "Elfenmusik" werden an diesem Dirigat ihre Freude haben.
Fazit: Trotz zweitklassiger Regie ein mehr als gelungener Abend, nicht zuletzt dank bemerkenswerter Uraufführung, Angela Denoke und Kent Nagano.
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Hallo Grimgerdes Schwester,
erstmal vielen Dank für die Analyse - ich werd dann wohl eher Bychkov nehmen. Ich sehe die Dinge ähnlich wie Du - die Rollengestaltung ist für mich elementar.
Ich habe von Frau Polaski akkustisch lange wenig gehalten - bis ich sie live als Isolde in Wien erlebte. Wie du schon sagtest - die Höhe ist Polaskis Stärke nicht. Sei's drum - neben einem anämischen R.D.Smith war die Rollenidentifikation bewundernd. Ihre Brünhilden tangieren mich weniger, aber die Elektra trau ich ihr eben zu.... -
Ich habe Norrington vor kurzem live mit dem RSO in Stuttgart erlebt (Bruckners "original Wagner"-Dritte sowie die Wesendoncklieder) und war überaus angetan. Endlich mal ein Brucknerdirigat, das mich nicht langweilt. (Ich kann mit Bruckner relativ wenig anfangen - muss ich zu meiner Schande gestehen
)
Seine Wagner-CD erscheint übrigens Mitte November füür 10 Euronen im Rahmen der Zeit-Klassikedition.
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Zur Problematik des Tanzes in der Salome. Mittlerweile habe ich mehrere Produktionen geshehen, in denen die Hauptdarstellerin tatsächlich den Tanz selber aufführt, z.B. Evely Herlitzius in Stuttgart oder bei der Augsburger Inszenierung.
Morgen gibt in München Angela Denoke ihr Rollendebüt - und sooviel ich gehört habe, soll sie auch selber tanzen. Ich bin gespannt, da sie stimmlich eben keine Walküre ist und optisch sehr gut zur Rolle passen sollte...
Am Montag bilde ich mir dann live mein eigenes Urteil, der BR überträgt morgen bereits die Premere... -
Frage an die "Elektra"-Kenner:
Ich schwanke momentan zwischen den beiden Aufnahmen mit Deborah Polaski in der Titelrolle - entweder unter Barenboim oder Bychkov. Welcher würdet ihr den Vorzug geben ?