Bülow ist überzeugter Wagnerianer, ein unerschrockener Draufgänger und Kämpfer in Sachen neuer Musik und Musikdarbietung.
Mit dem Ausspruch "Beethoven war kein königlich-preußischer Hofkapellmeister" wehrt er sich gegen gedankenlose Überlieferung und geistige Trägheit, seine Konzerte sorgen für Aufsehen bei den Berlinern.
Auf Bitte von Liszt erteilt er den beiden Töchtern weiterführenden Klavierunterricht und ist gleichzeitig der erste junge Mann, der nun täglich um sie ist.
Dem Vater berichtet er voll Verblüffung und Bewunderung, daß insbesondere die Jüngere nicht etwas nur Talent sondern Genie besitze. Sie verstehe Liszts Meisterwerke besser als irgend jemand, in ihrem Spiel erkenne er Liszt selbst.
Auch die Begeisterung für Wagner wird von ihr geteilt.
Und so kommt es, wie es kommen muss.
Bülow wird in einem Konzert bei der Tannhäuser-Ouvertüre vom Publikum ausgepfiffen, er ist nervlich stark angegriffen, als er früh morgens um zwei nach Hause kommt.
Cosima ist aufgeblieben und spendet ihm Trost, er ist tief ergriffen und gesteht ihr seine Zuneigung.
Sechs Wochen nach dem Einzug in Berlin sind die beiden verlobt.
Im April 1856 schreibt er Liszt einen langen Brief, in dem er Cosima zur Frau begehrt.
Fast prophetisch schwört er dabei, daß er niemals zaudern würde, sich ihrem Glück zu opfern, indem er sie freigebe, falls sie bemerken sollte, sich in ihm getäuscht zu haben.
Cosimas Mutter stimmt der Vermählung (August 1857) zwar zu, allerdings wird Blandine dafür nach einem Besuch bei der Mutter in Paris verbleiben und dort im Oktober 1857 verheiratet.
Die beiden Schwestern sind somit getrennt.
Die Hochzeitsreise der Bülows geht über mehrer Stationen auch zu Wagner nach Zürich.
Dieser sieht in Bülow den Dirigenten und Verkünder seiner Werke.
Wagner zeigt sich in natürlichster Lebhaftigkeit und findet auch Gefallen an Bülows so vortrefflicher wenn auch - für Wagner - etwas eigentümlichen jungen Frau.
Ein Jahr später kommt es zu einem erneuten Besuch, bei dem Cosima mit für Wagner unerklärlichen heftigen Gemütsschwankungen auffällt.
Langsam erkennt sie, das die Verbindung mit Bülow nicht Liebe, sondern Achtung, Teilnahme und allenfalls herzliche Freundschaft ist. Ihre Liebe gilt einem anderen.
Ende des Jahres 1859 kommt der in Wien studierende Bruder Daniel nach Berlin, er ist gerade 20 Jahre alt und leidet an einer Lungenerkrankung. Cosima kümmert sich aufopferungsvoll um ihn, trotzdem verstirbt er im Beisein von Franz Liszt im Dezember diesen Jahres.
10 Monate später wird das erste Kind Cosimas, ein Mädchen names Daniela, geboren.
Im September 1862 stirbt Cosimas Schwester Blandine im Wochenbett.
Cosima ist nun 25 Jahre alt und hat die beiden ihr am nächsten stehenden Menschen verloren.
Im März 1863 wird das zweite Kind Cosimas, ein Mädchen mit Namen Blandine, geboren.
Ihre Ehe mit Bülow ist keine, auch wenn nach außen hin alles in Ordnung erscheint.
Hans von Bülow leidet unter starken Gemütsschwankungen, andererseits ist er gegenüber seiner Frau emotional zugeschnürt, obwohl er sie sehr verehrt.
Im November 1863 besucht Wagner die Bülows in Berlin, während Hans Orchesterproben hat, unternehmen Wagner und Cosima eine Kutschfahrt, bei der sie sich ihre Liebe gestehen.
Der von seiner Frau Minna getrennt lebende Wagner ist zu dieser Zeit hoch verschuldet, sein künstlerischer Durchbruch nicht in Sicht.
Keine guten Vorzeichen für eine gemeinsame Zukunft.
Da wird im Mai 1864 ein junger Mann König in Bayern, ein glühender Verehrer Wagners.
Ludwig holt Wagner nach München, entschuldet ihn und sorgt für das Einkommen.
Im Juni ziehen die Bülows nach München, Hans wird dort Hofkapellmeister.
Seine Frau wird Sekretärin bei Wagner, damit sich dieser ganz der Musik widmen kann.
Die in jungen Jahren erlernten Fähigkeiten im Internat zahlen sich nun aus.
Cosima beherrscht die für höhere Kreise notwendigen Umgangsformen, ist sprachlich wie schriftlich gleichzeitig einfühlsam wie zielstrebig und hat einen hohen künstlerischen Verstand.
Ihr ist es gegeben, so geschickt auf den Ton und die Denkweise des Königs in dessen Briefen einzugehen, daß sie größeren Einfluß auf ihn bekommt als Wagner selbst.
So wird sie für Wagner unentbehrlich, Freunde fangen bald an, seine Abhängigkeit von Cosima und ihren Einfluß auf ihn zu beklagen.
Aus der Sekretärin wird nach und nach ein Stellvertreter.
Im April 1865 kommt Cosimas dritte Tochter Isolde zur Welt.
Im Januar 1866 stirbt Minna Wagner.
Auf Grund ständiger Querelen in München mit der Presse und der Ministerialbürokratie, aber auch wegen dem kaum mehr zu verdeckenden Verhältnis zu Cosima, verläßt Wagner im März 1866 die Stadt und siedelt nach Tribschen in der Schweiz über.
Dort kommen die Kinder Eva Maria im Februar 1867 und Siegfried im Juni 1869 zur Welt.
Bülow gibt nun seine Frau frei, die katholische Scheidung wird im August 1870 in Berlin vollzogen, im gleichen Monat heiraten Wagner und Cosima in Luzern evangelisch.
Im April 1871 besuchen Wagners auf der Durchreise Bayreuth. Das dortige Opernhaus ist zwar für Wagneropern nicht geeignet, es findet sich im dortigen Bankier Friedrich Feustel allerdings ein geeigneter Mann für den Bau eines Festspielhauses.
So kommt es zur Grundsteinlegung im Mai 1872 und dem Umzug nach Bayreuth.
Richard Wagner ist nun 59 Jahre alt, Cosima 35.