Beiträge von Karl

    Meine persönlichen Eindrücke:


    Der Vorhang geht auf und ich sehe eine Waldhütte aus Holz mit einem hohen Turm als zentralen und ausfüllenden Mittelpunkt des Geschehens.


    Ein Bühnenbild wie ich es mag, den es entspricht meinen Vorstellungen von der zugrundeliegenden Erzählung aus der germanischen Götterwelt.


    Zumindest kein US-Tankstellen-Motel der 60er Jahre wie im Rheingold,


    sondern ein verwinkelter Bau aus Holztreppen, Holzverschlägen und Holzgerüsten,


    der allerdings eine Ölförderanlage in Baku am Ende des 19. Jahrhunderts zeigen soll.


    Etwas argwöhnisch betrachte ich die erste Videoeinspielung, die in schwarz-weiß auf einer Stoffleinwand - kurzzeitig eingespannt im Holzgebälk - stumm abläuft.


    Wotan mit einer seiner zahlreichen Gespielinnen beim Lustmahl. Groß sichtbar.


    Das ist überraschenderweise weder störend noch abgehoben, es läuft parallel eine ergänzende Geschichte ab, die der mit dem Geschehen bewanderte Zuschauer einzuordnen weiß. Das paßt, denn diese schön erkennbare Dekadenz der Götter (hier Wollust und Völlerei) führt ja zielstrebig zum abschließenden Weltenbrand in der Götterdämmerung.


    In Wirklichkeit Wagners kritische Auseinandersetzung mit der menschlichen Gesellschaft.


    Zutreffend und sich in der Geschichte bisher immer wiederholend.



    Was den Gesang anbelangt, ist mir die stimmliche Leistung hier hauptsächlich im Ausdruck wichtig.


    Da gewichte ich anders, nicht wie bei einer italienischen oder barocken Oper.


    von Karl

    Hallo Caruso,


    Zitat

    Na, wenn das Schwert kein Phallussymbol ist, dann gibt es keines!


    Na dann versteh ich endlich, warum das kleine Dickerchen (Sieglinde) später das Schwert so herumgeschwungen hat. :rolleyes:



    Eines muß ich zu ihrer Verteidigung aber schon sagen:


    Sing mal bei 30 Grad Außentemperatur in einem geschlossenen Raum, wo die Luft immer dünner wird.


    Da muss man sich wie beim sportlichen Wettkampf seine Kraft schon einteilen.


    von Karl

    Hallo Operus,


    ich muß gestehen, daß ich mich speziell für einen Teilbereich, dem Gesamtkunstwerk/Musikdrama, interessiere.


    Das hängt sehr stark mit der Person Richard Wagners zusammen, dessen Leben, Schaffen und Wirken mir wie ein Abenteuerroman vorkommt.


    Von den umgebenden Personen wie Cosima, Liszt, Nietzsche, Bülow usw. weiter ausgehend, kommt man in viele andere Ecken des Kulturbetriebes und in die uns begleitende deutsche Geschichte und Politik.


    Nebenbei sind die Querelen innerhalb des Wagnerclans eine erfrischende Lektüre und praktisches Beispiel, wie es im wirklichen Leben so zugeht.


    von Karl

    Es bleibt ja nicht aus, sich mit HiFi Technik etwas näher und intensiver zu beschäftigen, wenn man zu Hause Klassik hört.


    Aus leidvoller Erfahrung stimme ich Holger zu: Die Anlage klingt immer nur so gut wie ihr schwächstes Glied.


    Qualitative Unterschiede dürfte wohl jeder einigermaßen erfahrene Klassikhörer wahrnehmen, wenn er sich ein ihm bekanntes Klavierstück mit verschiedenen HiFi Ketten anhört oder z.Bsp. beim Verstärker unterschiedliche Geräte nacheinander in die Hörkette eingebunden werden.


    Oder?

    Hallo Rheingold,


    es ist schon eine Laune der Geschichte, daß Richard Wagner in einer kleinen Beamtenstadt sein Festspielhaus bauen mußte.


    Er ist dort weder geboren worden, sein künstlerisches Hauptschaffen liegt an anderen Orten, gestorben ist er - wegen des schlechten fränkischen Wetters während des Winters - in Italien.


    Zu verdanken haben es die Oberfranken in erster Linie der Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, Wilhelmine, die das Opernhaus in Bayreuth errichten ließ, welches Wagner sich interessiert anschaute und so die Stadt kennenlernte sowie den damaligen Bayreuther Stadtvätern, die die einmalige Chance erkannten und den von der Münchner Ministerialbürokratie politisch Verdächtigten mit offenen Armen aufnahmen.


    Für die Nachwelt: Bayreuth = Wagnerfestspiele.

    Hallo Rodolfo,


    danke für die Wünsche.


    Da ich schon länger hier mitlese und von den Erfahrungen und Wissen der Taminos durchaus profitieren konnte, freue ich mich auf einen fruchtbaren und konstruktiven Gedankenaustausch.


    Für Frau Melton hat es mir irgendwie leid getan, aber wenn die Rolle so gar nicht zur Erscheinungsform paßt, wird es für die Gesangspartner nicht einfach, das emotionale Geschehen stimmlich überzeugend darzustellen.


    von Karl

    Hallo,


    da dies mein erster Beitrag im Forum ist, möchte ich kurz alle hier herzlich begrüßen.


    Hallo Rodolfo,


    Zitat

    Die Einzige Enttäuschung bei den Sängern waren ausgerechnet Siegmund und Sieglinde, gesungen von Christopher Ventris und Heidi Melton. Die Stimmen waren viel zu dünn .

    Was mir auffiel: Die beiden paßten von der Statur überhaupt nicht zusammen und das hat man Siegmund wirklich angemerkt. Nichts von dem war in seiner Stimme, was die inzestuöse Geschichte zwischen den beiden Geschwistern erzählt. Der hat seinen Text einfach runtergesungen.


    Richtig gut ist er erst geworden, als er Notung aus dem Block zog. Da bekam seine Stimme Emotion und Strahlkraft, hat wohl Schwert und Frau verwechselt.



    Zitat

    Überragend war Frau Foster als Brünhilde, die wohl zur Zeit beste Brünhilde überhaupt.


    Hervorragend waren auch die 8 Walküren.

    Fand ich auch, die Walküren waren überzeugend: bittend, schreiend, weinend und laut jauchzend, eben wie das schwache Geschlecht so sein kann.



    Sarah Connolly in ihrer Rolle der Fricka: Streitsüchtig, lodernd, fordernd hat sie ihrem Gatten ordentlich zugesetzt. Der notwendig gereizte Druck in der Stimme war da.



    von Karl