Meine persönlichen Eindrücke:
Der Vorhang geht auf und ich sehe eine Waldhütte aus Holz mit einem hohen Turm als zentralen und ausfüllenden Mittelpunkt des Geschehens.
Ein Bühnenbild wie ich es mag, den es entspricht meinen Vorstellungen von der zugrundeliegenden Erzählung aus der germanischen Götterwelt.
Zumindest kein US-Tankstellen-Motel der 60er Jahre wie im Rheingold,
sondern ein verwinkelter Bau aus Holztreppen, Holzverschlägen und Holzgerüsten,
der allerdings eine Ölförderanlage in Baku am Ende des 19. Jahrhunderts zeigen soll.
Etwas argwöhnisch betrachte ich die erste Videoeinspielung, die in schwarz-weiß auf einer Stoffleinwand - kurzzeitig eingespannt im Holzgebälk - stumm abläuft.
Wotan mit einer seiner zahlreichen Gespielinnen beim Lustmahl. Groß sichtbar.
Das ist überraschenderweise weder störend noch abgehoben, es läuft parallel eine ergänzende Geschichte ab, die der mit dem Geschehen bewanderte Zuschauer einzuordnen weiß. Das paßt, denn diese schön erkennbare Dekadenz der Götter (hier Wollust und Völlerei) führt ja zielstrebig zum abschließenden Weltenbrand in der Götterdämmerung.
In Wirklichkeit Wagners kritische Auseinandersetzung mit der menschlichen Gesellschaft.
Zutreffend und sich in der Geschichte bisher immer wiederholend.
Was den Gesang anbelangt, ist mir die stimmliche Leistung hier hauptsächlich im Ausdruck wichtig.
Da gewichte ich anders, nicht wie bei einer italienischen oder barocken Oper.
von Karl