Beiträge von Casimir

    Ich kenne kenne die genannte Aufnahme nicht.


    Aber ich sehe OperaDepot nicht so kritisch. Ich habe einige Aufnahmen dort erworben. So ist der Ring von den Bayreuther Festspielen 1970 unter Horst Stein einfach großartig. Auch die Strauss-Opern unter Clemens Krauss sind ein Erlebnis. Man sollte nur immer das Entstehungsdatum beachten und die Hörbeispiele zu Rate ziehen, um die Klangqualität zu beurteilen.

    Was ist denn von Rattle noch zu erwarten?


    Ich bin da eher skeptisch. Für mich ist er eher ein großer Kommunikator; als Dirigent halte ich ihn eher für überschätzt.


    Ich hatte damals (um 2000) die Wahl eines neuen Chefdirigenten in Berlin sehr aufmerksam verfolgt. Das erste mal hatte ich ihn in dieser Zeit mit Mahler 10 gehört. Später hatte ich dann den Fidelio gehört . Es herrschte damals eine Rattle-Euphorie in Berlin. Mahler 10 war schon hochinteressant. Das lag aber weniger an der Interpretation; man kannte diese Musik kaum. Fidelio war dann die erste Enttäuschung. Er hat mit den Sängern nicht geatmet; die Sänger und das Orchester liefen so nebenher. Meiner Meinung hatte sich das in Berlin zumindest nicht geändert.


    Die ersten größeren Zweifel traten nach einer Johannes-Passion (noch ohne Sellars) auf. Das war "technisch" sicherlich gut. Aber die Musik ist an einem einfach vorbei geflogen. Man hat mehr die Leistungen der Musiker als die Musik von Bach bewundert. Ein Abend mit Bruckner 4 hat diesen Eindruck nur bestätigt. Ich konnte damals die Diskussionen über den "fehlenden Klang" gut nachvollziehen.


    Danach habe ich Rattle und die Berliner Philharmoniker nur noch über die DCH intensiv verfolgt. Mein Eindruck hat sich in dieser Zeit nicht verändert; er wurde eher bestärkt. Selbst Werke wie die Gurre-Lieder, Mahler 8, Bruckner 8 und Bruckner 9 hatten mich nicht überzeugt bzw. mich nicht emotional berührt. Und das sind Werke, die ich sehr liebe.


    Natürlich ist das alles sehr subjektiv. Man kann auch behaupten, dass es vielleicht einfach so, dass sein "Stil" mir einfach nicht liegt.


    Aber ich behaupte, dass Rattle in München nur eine Übergangslösung sein kann. Das schreibt auch schon Bug. Nach Jansons hat es ein neuer Chefdirigent sicherlich nicht einfach. Aber ich hätte mir für München eine mutigere Lösung gewünscht.

    Die drei Berliner Opernhäuser, das Konzerthaus Berlin und die Berliner Philharmonker haben ihren Spielplan 2020/21 bereits veröffentlicht. Mir fehlen jetzt schon die Konzert- und Opernbesuche. Wer sich ekelt, muss ja nicht hingehen. In der Grippezeit sind die Säle auch voll, obwohl reichlich (und störend) gehustet wird. Wie soll ich den Satz mit den Risikogruppen verstehen? Die meisten Corona-Infizierten in Berlin sind mit Abstand in der Altersgruppe 30- 39 Jahre. Das wird andernorts ähnlich sein. Das ist die Risikogruppe für alle anderen! Die sollten nicht hinein dürfen!? Und selbst wenn mal ein Impfstoff auf dem Markt ist, dann reicht er niemals für 80 Millionen Menschen in Deutschland. Also machen wir doch gleich alles zu. Ich frage mich, wann wir hier wieder mal normal debattieren können?

    :hello:

    Selten so einen Schwachsinn gelesen!


    Es geht ganz klar nicht um die Altersgruppe mit den meisten Infizierten. Die 30 - 39 Jahre alten Menschen überleben es sehr häufig. Problematisch sind aber die älteren Menschen in unserer Gesellschaft. Dort gibt es häufig Vorerkrankungen. Dann kann eine Infizierung schnell, ganz schnell zum Tod führen.


    Natürlich ist es äußerst bedauerlich, dass gerade auf der Kulturebene im Moment nichts stattfinden kann. Mir fehlen auch Theater-, Konzert- und Opernbesuche sehr. Aber es gibt sehr gute Gründe (s.o.), weshalb sie heute ausgeschlossen sind.


    Mich kotzen, um ehrlich zu sein, solche Kommentare wie der von timmiju im Moment an!


    P.S.: Ich arbeite in der Krankenpflege und möchte in Deutschland nicht Situationen wie in den USA, Italien und Frankreich erleben.

    Ich denke, hier muss ich mal ein paar Dinge korrigieren.


    1. Sinopoli ist nicht bei einer Probe zusammengebrochen, Es handelte sich um eine AIDA-Aufführung an der Deutschen Oper Berlin. Es war seine Rückkehr an die Deutsche Oper, die er nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Intendanten Götz Friedrich verlassen hatte. Götz Friedrich, der in der Zwischenzeit verstorben war, waren die AIDA-Vorstellungen auch gewidmet.


    2. Riccardo Chailly ist nicht aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig von seinem Posten als Gewandhauskapellmeister zurückgetreten. Er hat überhaupt keine Gründe angegeben. Man hatte im Vorfeld wohl gemerkt, dass er nur noch mit halbem Herzen in Leupzig tätig war. Dazu passte leider auch, dass er sein geplantes letztes Konzert in Leipzig einen Tag vor der ersten Probe abgesagt hatte. Am Tag vorher hatte er noch in Mailand dirigiert. Das letzte Konzert sollte die 3. Symphonie von Mahler sein, die auch später hätte veröffentlicht werden sollte. In Leipzig hat man mit viel Unverständnis auf die Absage reagiert.


    Schon nach der Ankündigung, seinen Posten abzugeben, hatte er viele geplante Konzerte abgesagt. So war u.a. die Matthäuspassion von Bach in der Fassung von Mendelssohn geplant. Die Absage der 3. Symphonie von Mahler war dann nur noch die Krönung. Andris Nelsons ist dann ganz kurzfristig eingesprungen.


    Ich möchte mit diesen Worten nicht die künstlerische Qualität von Riccardo Chailly in Zweifel ziehen. Ich finde nur sein Verhalten nach dem "Abgang" in Leipzig sehr zweifelhaft. Die Folge ist nun, dass der Mahler-Zyklus nun Fragment bleibt. Auch das Dirigat der 10. Symphonie hatte Chailly abgesagt, mit dem es ursprünglich geplant war.

    Das ist ein schwieriges Thema...


    Ich bin eher im Zweifel, ob man den Auswurf an Aufnahmen mit der künstlerischen Qualität gleichsetzen sollte. Die Zeiten haben sich leider geändert. Deshalb sollte man Petrenkos Quantität der Aufnahmen nicht mit der z.B. von Karajan vergleichen. Ich möchte auch daran erinnern, dass es von Thielemann nicht so viele Aufnahmen gibt.


    Es kommt noch hinzu, dass Petrenko nicht viel gastiert. Somit kann man ihn zur Zeit fast nur in München erleben. Die Konzerte in Berlin und Wien waren da eher Ausnahmen. Ich bin gespannt, wie seine Tournee im Herbst mit dem Bayerischen Staatsorchester in der Presse bewertet wird. Ich hoffe aber auch, dass von diesen Konzerten einige Taminos berichten werden. Ich werde das Konzert im September in Berlin hören.

    Na ja, lieber Caruso,


    ich selbst mit ja nun wirklich auch kein Verächter von Rundfunkaufnahmen, anders als so mancher anderer in diesem Forum, der Dirigenten nur über offiziell auf irgendeinem Label erschienene Einspielungen wahrnimmt. Ich weiß nicht, ob Petrenko schon öfter in Wien gastierte, vermutlich ja, aber selten. Mir ist es nun nicht eben möglich, mal schnell nach München zu fliegen, um ihn dort live zu hören.


    Und Stimmenliebhaber hat ja auch recht, wenn er auf diverse DVDs verweist. Ich meinte vorhin CD-Aufnahmen. Und da sieht es ja, wie ihr beide zugeben werdet, vergleichsweise mickrig aus. Ich denke aber, dass sich die Situation bald verbessern wird. ;)


    Petrenko hat vor ein paar Wochen mit großem Erfolg sein erstes Konzert mit den Wiener Philharmonikern dirigiert. Für mich war es eine große Freude auf Ö1 dieses Konzert zu hören. Man hat die 3. Symphonie von Mendelsohn und Das Lied von der Erde von Mahler gespielt. Die Solisten waren Elisabeth Kulman und Robert Dean Smith (für Johan Botha eingesprungen).


    Ich werde mir das Konzert vom Bayerischen Staatsorchester unter Kirill Petrenko in Berlin anhören. Dort stehen Ligeti, Bartok und Strauss auf dem Programm.


    Ansonsten bin ich schon sehr gespannt, was er in mit den Spielzeit mit den Berliner Philharmonikern musizieren wird. Das Programm wird am 24. April vorgestellt. In Baden Baden wird er mit ihnen Mozart und Tschaikowsky musizieren.


    Ich weiß nicht, ob man das Können und die Bedeutung eines Dirigenten immer an den offiziellen CD-Aufnahmen messen sollte. Für mich ist das leider eine zu einseitige Herangehensweise. Ich denke schon, dass er später mit den Berliner Philharmonikern CDs veröffentlichen wird. Aber auch hier wird er sicherlich vorsichtig sein. Und genau das, finde ich, zeichnet ihn aus.

    Thielemann ist dabei, sein Konzertrepertoire etwas zu verbreitern. Ich erinnere hier nur an das 1. Violinkonzert von Schostakowitsch und an die Fantasie-Overtüre "Romeo und Julia" von Tschaikowsky. Auch aus dem modernen Repertoire hat er in den letzten Jahren einiges dirigiert (z.B. Henze und Reimann). Natürlich wünsche ich mir, dass das von ihm noch weiter forciert wird.


    Es stellt sich nur die Frage, was einem lieber ist: Kommt es auf die Vielseitigkeit des Repertoires an oder auf die Tiefe der Interpretationen?

    Ich kann die Meinung leider so, Rodolfo, nicht ganz nachvollziehen.


    Die Inzenierung fand ich sehr klar, ganz ohne Aufgeregtheiten. Mir hat sie gefallen, auch weil der Bombast fehlte, der oft die doch relativ intime Grundstimmung der Aida nicht zugekleistert hat. Natürlich könnte man behaupten, dass gerade die Bühnenbilder kein richtiges Flair hervorriefen. So aber konnte man sich auf die Personenregie besser konzentrieren, die für mich die Handschrift eines Altmeisters hatte, der niemanden etwas beweisen muss.


    Bei der Beurteilung der Sänger bin ich etwas vorsichtiger. Was kann man heute erwarten? Ich denke, dass genau da das Problem liegt. Natürlich könnte ich eine CD aus der Glanzzeit der Oper anhören und das dann mit der gestrigen Aida vergleichen. Aber vorher muss man sich dann doch eingestehen, dass diese Zeit leider passé ist. Für mich war es ein geschlossenes Ensemble, wie man es heute leider nur sehr selten hört. Natürlich ist es die Frage, ob sich Matti Salminen das alles aufgrund der unüberhörbaren Schäden seiner Stimme antun sollte. Ich finde ihn als Persönlichkeit weiterhin beeindruckend.

    Ich habe mal bei Tremine nachgeschaut. Dort ist das Konzert gelistet. Es fand am 9. September 1948 in Edinburgh statt. Es hat das Orchestra stabile dell`Accademia nazionale di Santa Cecilia gespielt. Auf dem Programm standen: Anacreon-Overtüre von Cherubini, Symphonie Nr. 2 von Brahms und anscheinend als Abschluß(?) das Trippelkonzert von Beethoven. Das Konzert wurde nicht wiederholt.




    In der Diskographie von Tremine ist das Konzert als Aufnahme nicht gelistet. Deshalb bin ich eher skeptisch. Aber es wäre natürlich ein Traum, wenn meine Skepsis sich nicht bewahrheiten würde.

    Lieber Holger!


    Ich danke Dir sehr für den Hinweis auf das Pollini-Portrait. Ich habe den Film mit großem Interesse gesehen.


    Wie durch Claudio Abbado habe ich auch durch Maurizio Pollini das große klassische Repertoire kennengelernt. Leider war ich bisher nie in einem Konzert von ihm, was sich vielleicht noch ändern wird. Aber aufgrund des Filmes habe ich mir heute wieder das Schönberg-Klavierkonzert mit Pollini, den Berliner Philharmonikern und Claudio Abbado angehört.

    Ein großer Dirigent, Philosoph und Mensch ist von uns gegangen. Ich bin ihm zu tiefsten Dank verpflichtet, weil ich einige seiner Konzerte in Berlin hören durfte, die mich sehr bereichert haben.


    R.I.P., Maestro!

    Ich habe nur die ersten zwei Akte gesehen; dann hat mein Bett zu laut nach mir gerufen. ^^


    Es wurde ja von vielen Seiten als moderne Inzenierung angekündigt. Und dann also das! Nein, modern war sie bestimmt nicht; auch wenn ich jetzt nicht den Begriff "modern" erläutern möchte. Ich habe zumindest in den ersten zwei Akten eine einfallslose und oberflächliche Inzenierung gesehen. Ein Zugriff des Regisseurs war in keiner Sekunde zu spüren.


    Ich kann nur immer wieder sagen: Wenn ein Regisseur kein Draht zum einem Stück hat, sollte er einen Inzernierungsauftrag einfach nicht annehmen; auch wenn es sich um die Saisoneröffnung der Scala handelt!



    Leider ist bei mir die musikalische Betrachtung etwas untergegangen, deshalb nur ein paar wenige Worte:


    Diana Damrau: Sicherlich klang es "technisch" ganz gut; aber mir fehlte der Ausdruck, das besondere.


    Piotre Beczala: Auch hier fehlte mir die Leidenschaft und natürlich auch der Mut, mal etwas zu riskieren.


    Zeljko Lucic: Er hat mir als Typ am besten gefallen, seine Stimme "klang".


    Danielle Gatti: Ich kann nicht so recht verstehen, warum man ihn immer wieder einlädt. Seine Salzburger Meistersinger- und seine Salzburger Boheme-Dirigate zeigten ihn als nicht mitatmenden Dirigenten, dessen Tempi mich ratlos machen. Anscheinend vergisst er allzu oft, dass da auch noch Sänger auf der Bühne stehen, die unterstützt und nicht "bekämpft" werden sollten. Bisher haben mich nur seine Parsifal-Dirigate in Bayreuth und an der MET so halbwegs überzeugt.

    Oh mein Gott, was passiert denn, wenn die Bieito-Inzenierung den Besuchern der MET gefällt? ;)


    Ich finde es schon fast belustigend, dass manche hier denken, sie hätten die Weissheit mit Löffeln gegessen. Toleranz und Pluralität sind doch für manche Forumsmitgliedern eher Fremdworte. Ich bedaure das außerordentlich.

    Der Neue Merker irritiert mich etwas. Es gibt ein moralisches Gesetz, dass man niemals vor einer Premiere etwas berichtet. Ich kann das in diesem Fall überhaupt nicht nachvollziehen, wenn dann auch noch über SängerInnen, Orchester und Dirigent berichtet wird.


    Ich bin sehr gespannt auf die heutige Inzenierung, die ich mir via 3sat anschauen werde.


    Ich habe mehrere Inzenierungen von Stefan Herheim gesehen, was ich in diesem Forum schon berichtet habe.


    1. Parsifal (Bayreuth): Ich habe den Parsifal noch nie so kurzweilig gesehen. Man spürte die sehr starke Musikalität des Regisseurs. Sein Konzept mag umstritten gewesen sein; aber meiner Meinung nach ist es (mit kleinen Abstrichen im 3. Aufzug) aufgegangen. Diese Verknüpfung der Geschichte des Parsifals mit der bayreuther und deutschen Geschichte war erhellend und jederzeit gewinnbringend. Für mich war diese Inzenierung ein Gesamtkunstwerk. Das Bühnenbild war beeindruckend; leider ließ die Qualität der Bühnenverwandlungen im letzten Jahr nach. Mangelnde Probenzeit? Auch die Beleuchtung war faszinierend. Ich denke da nur an den Anfang des 1. Aufzuges; Villa Wahnfried am Morgen. Ich habe noch nie ein so gut ausgeleuchtetes Bühnenbild in Bezug auf die Tageszeit gesehen. Auch die vielen Details waren immer im Gesamtzusammenhang eingebunden, was leider eine Seltenheit ist.


    2. Eugen Onegin (Amsterdam): Hier störte mich (wie auch bei der Manon Lescaut), dass er mit dem Zwischenspiel angefangen hat. Ich halte Musikumstellungen im allgemeinen für sehr fragwürdig. Auch bei dieser Inzenierung hatte der Regisseur ein gutes Konzept. Es war ein Ritt durch die russische Geschichte, der aber nicht linear war. Trotzdem ist nicht die Personenregie untergegangen. Es gab interessante Details; wie z.B. das Sichtbarmachen des Einflusses des Onegin beim Schreiben des Briefes durch Tatjana. Ich fand manches zu aufgeblasen, was die Konzentration auf das Stück gestört hat.


    3. La Boheme (Oslo): Herheim hat eine alte Osloer Inzenierung, die sehr traditionell war, als Grundlage für seine Inzenierung genutzt. Das hat dem ganzen einen Rahmen gegeben. Es gab viele beeindruckende Bilder! Auch die Umsetzung war sehr spannend. Es stellte sich nur die Frage, ob das Konzept nicht teilweise von den Emotionen des Stückes, die für mich sehr stark sind, abgelenkt hat. Aber wie beim Parsifal sind viele Bilder in mir geblieben (Brennkraft!), was für mich immer für die Qualität einer Inzenierung spricht.


    4. Manon Lescaut (Dresden): Da bin ich ratlos. Ja, es spielte zur Zeit des Baues der Freiheitsstatue in New York; auch Puccini beim Schreiben der Oper war immer wieder zu sehen. Mir war das alles zu weit hergeholt. Somit gab es da für mich keinen Erkenntnisgewinn. Auch die Personenregie wurde sehr vernachlässigt. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es eine Neueinstudierung einer Grazer Inzenierung war. Aber man muss auch sagen, dass Herheim es in Dresden selbst einstudiert hat.

    Ach, Gerhard, "Müll" und "besseres Theater" also!


    Allein wenn Du so darüber sprichst, scheint doch eine Diskussion nicht mehr möglich.


    Ja, es gibt hier einige wenige, die nicht deiner Meinung sind. Die argumentieren auch nicht in dieser Ausschließlichkeit wie Du und andere es machen.


    Ich denke, ich werde über die Szene hier nicht mehr reden, was mich traurig macht. Punkt!


    Umso mehr schätze ich den musikalischen Sachverstand, den hier manche an den Tag legen. Das bereichert mich ungemein.


    Es wäre schön, wenn jemand die gestrige Interpretation von Catherine Foster im Kontext zu ihren Rollenvorgängerinnen einschätzen könnte. Ich denke, die Todesverkündung kann hier eine gute Interpretationsgrundlage sein.

    Lieber Gerhard!


    Ich muss mich manchmal ziemlich zurückhalten, um ruhig zu bleiben.


    Vielleicht könntest Du aber mal zu Kenntnis nehmen, dass es auch bei dieser Diskussion nicht um Leben und Tod der Oper geht. Ich bitte um Toleranz. Ich kann es nicht mehr ertragen, wie hier manche, zu denen auch Du gehörst, für sich in Anspruch nehmen, was richtig und was falsch ist. Ich toleriere ja auch, was Du z.B. über eine Inzenierung schreibst, die Du nie gesehen hast. Du kennst nur einige Bilder! Mir geht es ja nicht anders; ich habe die Inzenierung auch noch nicht gesehen. Ich hoffe, das ändert sich im nächsten Jahr. Erst dann kann ich hier etwas über die Inzenierung schreiben, erst dann.


    Ich ahne es schon; gleich kommt wieder eine Replik nach dem Motto "Kennst Du eine Inzenierung, kennst Du alle". Aber das sollte nicht das Niveau dieser Diskussion sein. Ich sage doch auch nichts über die Erler Inzenierungen, weil ich nur ein paar Bilder von ihnen kenne.


    Ich habe gestern das Pausengespräch mit Castorf gehört. Wer denn noch? Ich habe zumindest hier noch nichts darüber gelesen. Darüber sollte man doch eher reden, als ein paar Bilder (mehr nicht!) in fast schon militanter Art und Weise abzuurteilen.


    Den Rest erspare ich mir (und wohl auch manch anderen Diskussionsteilnehmer)!


    ...

    Meine kurze Einschätzung zur gestrigen Walküre:


    Botha: Endlich mal wieder eine tolle Leistung! Man hatte das Gefühl, die Stimme kann alle Hürden mühelos überwinden. Ein Siegmund in dieser Vorstellung voller Glanz und Kraft.


    Kampe: Eine sehr emotionale Sieglinde, die von den Gefühlen stimmlich mitgerissen wurde. Es ist schön, wenn eine Sieglinde viel riskiert und (fast) alles gewinnt.


    Selig: Ich fand seine Leistung gut. Klar, er hatte nicht die Schwärze mancher Rollenvorgänger. Trotzdem war er ein Hunding, dem man auch anmerkte, wie sehr er die Rolle vom Wort her gestalten konnte.


    Koch: Ja, ich mag seine Stimme. Ihm fehlte etwas die Autorität. Aber endlich mal ein klug artikulierender Wotan, der nicht nur auf Kraft setzt.


    Mahnke: Sie war eher zurückhaltend, teilweise zu zurückhaltend. Sicherlich war sie nicht schlecht, aber irgend etwas fehlte doch.


    Foster: Ich war begeistert. Ich habe noch nie eine so deutlich artikulierende Brünnhilde gehört. Sie hat die Stimme teilweise sehr klug zurückgenommen, was in Bayreuth sehr gut möglich ist und leider selten passiert. Trotzdem war es für mich spannend, weil ich jedes Wort verstanden habe. Nochmals muss ich ihre kluge Interpretation loben. Für mich war es überhaupt nicht maniriert. ich gebe aber zu, dass sie damit meinen persönlichen Geschmack sehr getroffen hat.


    Petrenko: Es war ein sehr deutliches und emotionales Dirigat. Man bemerkte sehr stark seine Kenntnis der Partitur Man darf auch nicht vergessen, dass es sein Debut in Bayreuth war. Schon der Anfang des ersten Aktes hat mich aufhorchen lassen; da waren viele Emotionen, viel drangvolles. Trotzdem sind die Details niemals untergegangen; sie waren immer im großen Bogen eingebunden.

    Oh Gott, diese Emotionen!


    Mir wird hier leider oft der Eindruck vermittelt, dass es nur Gut und Böse gibt. Außerdem ist es doch mal wieder sehr spannend, wie dann über Castorf und Co geredet, nein, abgeurteil wird, obwohl sicherlich kaum jemand eine Inzenierung von ihm gesehen hat. Ich weiss, ich wiederhole mich. Aber diese Art von Vorverurteilungen irritieren mich jedesmal.


    Und wieder muss ich leider feststellen, dass es hier nur um den Regisseur geht. Interessiert sich noch jemand hier für die Musik?

    Lieber Rheingold1876!


    Für das Bild bin ich dir sehr dankbar. Ich habe manchmal hier das Gefühl, dass es genau so für manchen auf der Bühne aussehen soll.


    Bei dem Beispiel des Dorst-Ringes ging es mir darum, dass man große, teilweise imposante Bühnenbilder sehen konnte, die aber nicht bespielt werden konnten, weil das Ehepaar nicht mit den Sängern umgehen konnte.


    Es war auch keine Finte, als ich schrieb, dass die Begriffe "modern" und "traditionell" für mich schwer mit Leben zu füllen sind. Auch der Begriff "Werktreue" ist für mich nicht klar zu definieren. An diesem Begriff haben sich schon andere die Zähne ausgebissen. Ich erinnere mich an eine Diskussion in Theater heute vor ca. 20 Jahren, als Joachim Kaiser und Frank Castorf darüber diskutierten. Beide verneinten, dass es möglich ist, "werkgetreu" zu inzenieren.


    Vielleicht kann ich aber den kleinsten Nenner finden. Für mich sind Inzenierungen "modern", wenn sie es schaffen, den heutigen Menschen (in dem Fall mich) zu berühren. Für mich ist z.B. Chereaus Mailänder Tristan in diesem Sinne modern. Ich habe am Nachmittag mal wieder mir den 1. Akt angeschaut. Er wurde natürlich von einer fantastischen Isolde dominiert; aber es ist ja auch eher Isoldes Akt. Chereau hat es mit Waltraud Meier geschafft, die Isolde in ihrer Wut zu zeigen. Das hat mich beeindruckt. Auch die Behandlung des Chores war sehr spannend inzeniert; sonst wird der Chor doch gerade im Tristan inzenatorisch stiefmütterlich behandelt.


    Aber ist die Inzenierung nicht auch traditionell?


    Ist sie werkgetreu?


    Heisst vielleicht traditionell und werkgetreu, dass alle Szenenbeschreibungen des Komponisten 1:1 umgesetzt werden müssen?

    Lieber Strano Sognator!


    Ja, ich denke der Ring des Ehepaars Dorst war so ein Fall. Ich gabe zu, dass meine Vorstellungen beim Lesen des Librettos doch eher (m)einer eingeschränkten Vorstellungskraft entspringen. Deshalb kann für mich keine Einspielung, keine konzertante Vorstellung einen szenischen Opernabend ersetzen.


    Lieber Don Gaiferos!


    Ich habe schon Schwierigkeiten bei den Begriffen "tradtionell" und "modern". Worauf soll sich das beziehen? Allein auf die Zeit, in der die Inzenierung spielt?


    Wie es vielleicht schon aufgefallen ist, tue ich mich mit diesen Begrifflichkeiten schwer. Ich möchte hier mal zwei Beispiele erwähnen. Ist der Simone Boccanegra in der Regie von Peter Stein oder der Tristan in der Regie von Patrice Chereau nun modern oder traditionell? Ich kann diese Frage nicht beantworten.

    Werter Don Gaiferos!


    Nein, das hatte nichts mit Würde o.ä. zu tun, dass ich dir nicht geantwortet habe. Ich hole das aber gern nach.


    Mir gefällt der Vergleich mit Duchamp. Und ich denke, ich würde mich mit seiner Mona Lisa ebenso beschäftigen wie mit der von da Vinci. Für mich sind es unterschiedliche "Orignale". Und genau so sehe ich auch Operninzenierungen. Ich lasse erstmal meinen Bauch entscheiden. Später (eher nach einer Vorstellung) versuche ich dann das Gesehene und Gehörte einzuordnen.


    Für mich ist Handwerk wichtig. Kann ein Regisseur mit den Sängern umgehen? Kann er sie führen? Sehe ich eine Handschrift? Gibt es ein Konzept? Wie weit ist das Konzept aufgegangen? Wie steht der Regisseur zu der Oper? Immer ist für mich wichtig, dass er die Oper ernst nimmt.


    Wann und wo eine Operninzenierung spielt ist für mich nicht so wichtig; das gebe ich zu. Da unterscheiden wir uns sicherlich.


    Ich möchte noch einen Schritt weitergehen. Wenn ich eine Operneinspielung konzentriert zu Hause höre, lese ich das Libretto mit. Für mich heisst das, dass ich dann ein Bild von der Szene miterlebe, wie es sich der Komponist erdacht hat.


    Aber möchte ich das dann im Opernhaus so erleben?


    Für mich ist es sehr wichtig, dass mir der Regisseur noch eine andere Perspektive anbietet, die mich zum Nachdenken anregt und mir Dinge so zeigt, die ich bisher so nicht gesehen habe. Ich habe es oft erlebt, dass genau diese Bilder dann bleiben.


    Als Gegenbeispiel möchte ich den Ring vom Ehepaar Dorst erwähnen. Sie hatten die Idee, dass der Ring sich auch bei uns abspielt, aber so nicht wahrgenommen wird. Deshalb traten immer wieder Passanten auf, die das "eigentliche Spiel" nicht beachteten. Dieses Konzept kann sehr interessant sein. Aber es ging nicht auf, weil das Ehepaar Dorst das Handwerk nicht beherrschten. Ich erwähnte ja schon, dass die Sänger sich so bewegten, wie sie es aus anderen Inzenierungen kannten. Klar, man konnte die teilweise imposanten Bühnenbilder betrachten. Aber danach konnte man die Augen schließen, weil sich auf der Bühne nichts tat. Noch nicht mal polarisiert hat die Inzenierung, weil sie selbst dazu zu schwach war. So habe ich auch den Tannhäuser von Baumgarten erlebt.

    Wolfgang, zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass ich eine Äußerung von Dir auf Peter Stein bezogen habe, was natürlich falsch war.


    Es stimmt, es wurde schon häufiger über Opernübertragungen in diesem Forum diskutiert. Nur ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass Emotionen oft die Diskussion überlagerten.


    Natürlich gibt es über Opernregie auch hier verschiedene Meinungen; so soll es auch sein. Ich kann über einzelne Regisseure nicht sagen, dass mir alle ihre Inzenierungen gefallen habe. Nur lasse ich mich immer wieder von neuem auf sie ein.


    Wir sollten aber zurück zum eigentlichen Thema zurückkommen.


    Ich freue mich auf die morgige Übertragung, die ich gepannt im Radio verfolgen werde. Vor allem bin ich auf die Tempi von Petrenko gespannt. In Rom hat er in diesem Jahr das Rheingold mit u.a. Wolfgang Koch dirigiert. Die Aufführung hatte einen Schwung, wie ich ihn vorher im Rheingold noch nicht erlebt habe.

    Hallo Wolfgang!


    Ja, ich akzeptiere es.


    Nur kann ich nicht verstehen, warum man schon jetzt etwas wie den Don Carlos aus Salzburg als Mist bezeichnen kann, der noch nicht mal Premiere hatte. Woran liegt es? Was hast Du speziell gegen Peter Stein? Was könnte denn beim Ansehen passieren? Wäre es vielleicht ein für dich schlimmes Eingeständnis, wenn es dir gefallen würde. Was kennst Du von Peter Stein?


    Ich kann nur mit dem Kopf schütteln!

    Lieber Mschenk!


    Ich bin an beiden Tagen noch in Bayreuth und kann deshalb beide Übertragungen nicht sehen. Bei Stefan Herheim bin ich leider etwas zwiegespalten.


    Seinen Bayreuther Parsifal habe ich vier Mal gesehen. Gerade den 1. Aufzug fand ich hervorragend. Ich weiss nicht, von was ich alles schwärmen soll. Die Lichtregie war atemberaubend; Villa Wahnfreid im morgendlichem Licht. Das Inzenieren der großen Gurnemanz-Erzählung mit Querverweisen. Die subtile Darstellung der Mutter-Sohn-Beziehung. Die technisch sehr gut gelösten Verwandlungen, die leider in den Folgejahren immer schlechter umgesetzt wurden. Mangelnde Probenzeit? Auch der 2. Aufzug war für mich stimmig, aber nicht mehr so atemberaubend wie der 1. Aufzug. Im 3. Aufzug leider ließ die Regie nach. Hier kam das Konzept etwas ins Straucheln. Trotzdem halte ich diesen Parsifal für einen der besten, die ich bisher gesehen habe. Ich denke, ich kenne mindestens 20 Inzenierungen.


    Herheims Manon Lescaut habe ich in Dresden gesehen. Das Konzept fand ich ganz interessant. Aber die Umsetzung hat mich wenig überzeugt. Die Personenregie war recht beliebig.


    Seine Umsetzung des Eugen Onegin in Amsterdam hat mich teilweise fasziniert. Ich fand sie nur teilweise zu überfrachtet. Aber es war eine höchst intelligente Umsetzung, wenn man bereit war, sich auf sie einzulassen. Sie hatte eine hohe Musikalität.


    Ich möchte noch etwas zur Angst sagen. Ja, ich kenne manche Diskussion in diesem Forum über verschiedene Inzenierungen. Mir ist es unverständlich, dass man doch dort nur einen Namen wie z.B. Bieito nennen und schon brüllt die Menge. Es werden Bilder gezeigt. Aber ich hatte leider immer das Gefühl, dass kaum jemand jemals eine Inzenierung von ihm in der Oper gesehen hat. Das stört mich.


    Deshalb finde ich es weiterhin gut, wenn man mal konzentriert über eine Operninzenierung diskutiert, die man auch gesehen hat. In nächster Zeit gibt es mehrmals dazu die Gelegenheit, dank 3Sat und Arte. Ich möchte nochmals darum bitten, diese Chancen wahrzunehmen.

    Viele Beiträge machen mich ratlos...


    Ich versuche es mal zu deuten. Ich habe das Gefühl, manche hier haben Angst davor, auf meine Vorschläge zu einer Diskussion einzugehen. Ich habe einige Beispiele genannt, wie man eine Diskussion führen könnte. Ich möchte das nicht wiederholen. Leider, wirklich leider ist auf diese Vorschläge bisher kaum jemand eingegangen.


    Auch der Vergleich mit den Weinen und den Cocktails greift meiner Meinung nach nicht.


    1. So wird schnell versucht eine Diskussion abzuwürgen.


    2. Es gibt in der Sterne-Küche eine neue Tendenz. Man bietet neben der Weinbegleitung auch Saftkombinationen bzw. Cocktails als Alternative an. Ich weiss, so war der Vergleich eher nicht gemeint.


    Etwas anderes erstaunt mich auch. Ich habe gestern den Versuch gestartet, auch mal über die musikalischen Erwartungen des neuen Bayreuth-Ringes zu diskutieren. Leider hat darauf bisher keiner reagiert. Wenn ich an die hochrespektablen Diskussionen über die einzelnen Ring-Einspielungen denke, kann ich das kaum verstehen. Woran liegt das?


    Nein, das werde ich jetzt nicht auch noch deuten!