Beiträge von Mme. Cortese

    Hallo, Dr. Pingel,

    ich liebe die Hoffnung Festival Konzerte, seit ich sie Ende der 50-er Jahre erstmals im Radio hörte. Hier stelle ich mal noch den 2. Satz aus Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag ein. Der englische Beiname der Sinfonie lautet ja "Surprise", und Überraschungen sind hier auch reichlich eingebaut. Zum "krönenden" Abschluss wird das Hauptthema von einigen Leuten auf Gartenschläuchen geblasen..... (ab 5.20) Viel Spaß!


    Wenn man den Eröffnungs-Beitrag liest, wollte man mit der Änderung des Carmen-Schlusses ein Signal setzen. Zitat. "In einer Zeit, in der die Plage der Frauenmorde akut ist, wie kann man bei der Ermordung einer Frau klatschen?"

    Ich finde dieses Argument an den Haaren herbeigezogen. Das Publikum klatscht doch nicht, weil Don Josè Carmen ermordet, sondern weil es (hoffentlich) eine künstlerisch zufriedenstellende Aufführung gesehen und gehört hat.

    Hier wird immer wieder eine angebliche "Entstellung" beklagt, aber mehr "Entstellung" als Theater, bei dem das Theater weggelassen wird, dürfte schon rein theoretisch schwer vorstellbar sein ;) .

    Dann hätten ja die Opernkomponisten, zumindest diejenigen, die seit Erfindung der Tonträger aktiv waren, lauthals gegen Opernaufnahmen protestieren müssen, weil ihren Werken damit ein wesentliches Element fehlte. Es ist mir aber nicht bekannt, dass beispielsweise Richard Strauss gegen die Ersteinspielung seines "Rosenkavaliers", die oberdrein auch noch gekürzt war, Einwände erhoben hätte.

    Was allerdings die Komponisten jeglicher Epoche zu den heutigen Auswüchsen des RT sagen würden, wage ich mir lieber nicht vorzustellen....

    Hilf' mir bitte auf die Sprünge. Wie kann man bei einer Opernproduktion mangelnde "Werktreue" bemängeln und sich dann zugleich daran erfreuen, wenn bei einem Stück, das von seinem/-n Autor/en (Komponist, Librettist) als "Musiktheater" konzipiert worden ist, das "Theater" einfach weggelassen wird

    Ganz einfach: Viele RT-Inszenierungen erträgt man einfach nur mit geschlossenen Augen... Da ist dann, wenn man auf ein Live-Erlebnis Wert legt, eine konzertante Aufführung die einzige Alternative. Ich halte das schon lange so. Und wenn ich dann doch ein Bild brauche, hilft eine gute DVD/Blue Ray weiter.

    Lieber Holger,

    das ist natürlich alles sehr schlimm, aber

    dann sollte man auch gerechterweise nicht vergessen, wie Wehrmacht und SS während des Krieges im Osten gehaust haben und dass daher viele Russen eine durchaus verständliche Wut auf alles Deutsche hatten. Vieles davon war ja zu der Zeit in Deutschland noch gar nicht bekannt. Und hätte Stalin tatsächlich "Deutschland die Hand gereicht" und zusammen mit den Westmächten eine konstruktive Nachkriegspolitik betrieben, wäre wohl nach einiger Zeit auch das Verhältnis zu der Russen allmählich besser geworden. Nur leider war Stalin eben Stalin, der ja in mancher Hinsicht ebenso ruchlos wie Hitler war, und der nichts Eiligeres zu tun hatte, als verdeckt unter dem Mäntelchen der Sozialismus sein Machtstreben auszuleben und in allen Ländern, die von der Roten Armee "befreit" worden waren, sofort Diktaturen in Form von Satellitenstaaten zu errichten, teilweise mit Gewalt (Prag 1968). Verständlich also, dass die Länder, die die Wahl hatten, sich lieber nach Westen orientierten. Und dafür brauchte es eben keine prowestliche Propaganda. Und gerade wir in Westberlin hatten ja bis zum Mauerbau täglichen Anschauungsunterricht, wie es in der DDR zuging.

    In Westberlin war pro-amerikanische Propaganda völlig unnötig, obwohl natürlich auch auf Berlin reichlich Bomben gefallen waren. Für die dürfen wir uns bei einem gewissen Hitler bedanken.

    Was Westdeutschland angeht: Spätestens nach dem 17 Juni, dem Aufstand in Ungarn und dem Einmarsch in die Tchechoslowakei war auch dort keine prowestliche Propaganda nötig, obwohl natürlich zur Zeit des letzteren die Stimmung wegen des Vietnamkrieges zu kippen begann.

    Lieber La Roche,

    da sieht mein Standpunkt aber ganz anders aus. Vorweg möchte ich sagen, dass ich nichts gegen die russische Bevölkeung habe und die derzeitige Tendenz, alles Russische aus dem Kulturleben zu verbannen, für überzogen halte,

    um es mal milde auszudrücken. Was können Dostojewski oder Tschaikowski für Putin? Dass aber Stalin Deutschland die Hand gereicht haben soll? Er hat sicherlich die Hand ausgestreckt, aber mit der Absicht, ganz Deutschland ebenso in seinen Einflussbereich zu bringen, wie er es schon mit allen osteuropäischen Staaten, in die die Rote Armee einen Fuß gesetzt hatte, gemacht hatte. Alle Verhandlungen der vier Siegermächte zwischen 1945 und 1948 drehten sich um die Frage der Reparationen (noch verständlich) und den sowjetischen Wunsch, eine Viermächtekontrolle über das Ruhrgebiet (mit Vetorecht, versteht sich) durchzusetzen. Bis dahin scheiterte die Frage eines irgendwie gearteten wirtschaftlichen Wiederaufbaus in allen vier Zonen am sowjetischen Veto. Als die Westmächte schließlich genug hatten und beschlossen, dann wenigstens in ihren Zonen "ihr Ding" zu machen, antwortete Stalin mit dem Erpressungsversuch der Blockade Westberlins.(Übrigens - damals haben die Westberliner tatsächlich lieber gehungert und gefroren, als auf ein Angebot der Sowjets einzugehen, sich nach einer Registrierung in Ostberlin sich dort mit Kohle und Lebensmitteln einzudecken!) Diese wiederum scheiterte am Widerstand der Westberliner Bevölkerung und der Luftbrücke. Da man durch alle diese Ereignisse keinen Zweifel am ungebremsten Hegemonialstreben der Sowjetunion hatte, kam es in der Folge zur Gründung der NATO, danach entsprechend des Warschauer Paktes.

    Um jetzt den Bogen zum Heute zu schlagen: Hast du dich mal gefragt, warum die ehemaligen Ostblockstaaten so schnell wie möglich der NATO beitreten wollten - es hat sie sicherlich niemand gelockt oder gar gezwungen. Wieso sich Russland dadurch bedroht fühlen kann, ist mir nicht ersichtlich - schließlich ist die NATO ein Verteidigungsbündnis und bleibt es hoffentlich auch. Bedroht ist allerdings der ungebremste Hegemonialanspruch Russlands bzw. Putins. Und was die Demütigung angeht - demütigend kann eigentlich nur der Wille der ehemaligen Satellitenstaaten sein, vor einer neuerlichen "brüderlichen" Umarmung des russischen Bären geschützt zu sein. Übrigens - stell dir mal vor, die baltischen Staaten wären nicht in der NATO und Putin meinte, die Bevölkerung in Kaliningrad vor irgend etwas schützen zu müssen und brauchte daher unbedingt eine Landverbindung dorthin...


    So, Schluss mit dem historischen Rückblick! Hoffen wir auf Frieden!


    LG Mme. Cortese