Beiträge von der Lullist

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    Aber Musik (ich meine hier Klassik) sollte mehr sein als bloße Unterhaltung:
    Sie sollte Sprache/Kunst sein, die uns etwas lehrt, etwas sagt!!
    Deshalb höre ich Klassik am liebsten. Weil die Musik mir etwas beibringt.
    Etwas das "heutige Musik" nicht mehr vermag...


    puhh, da lehnst Du Dich aber ganz schön aus dem Fenster.



    Vielleicht muss man auch erst mal diese „Sprache“ verstehen lernen ;)




    Kunst entsteht durch den Kontext.


    Wenn Mozart im Konzertsaal zelebriert wird, dann ist es für uns Kunst.
    plärrt es ausm Handy oder säuselt im Supermarkt, dann verliert diese Musik jeden Anspruch darauf Kunst zu sein (in dem Moment)


    Ganz einfaches Prinzip.
    Wenn ich einen Toaster auf einen Sockel in einer Galerie aufstelle ist es Kunst, steht er in der Küche interessiert es kein Schwein.


    Aber indem Moment, wenn ich den Kontext ändere, ändert sich eben auch der "Gegenstand" (der Gegenstand kann auch nur ein Gedanke sein, ein Wort...was weiß ich)


    Aber das verändert eben die Wahrnehmung. Oder sollte zumindest.
    Manch einer sieht sich ja auch eine Oper im "richtigen" Kontext an, und versteht nicht, dass er gerade Kunst erlebt.


    das sieht man ja an den ganzen überflüssigen Regietheater-Diskussions-Threads :pfeif:



    das liegt dann aber niemals an dem Werk, und in diesem Fall gehört alles zudem Werk: Musik, Text, Inszenierung, Regie, sondern das liegt einzig und allein am Horizont des Betrachters.
    Wenn er intellektuell überfordert ist, sollte man das nicht dem Werk anlasten.


    Den im Grunde wird ja hauptsächlich eines gemacht, die eigene Faulheit im Denken einem anderen in die Schuhe zu schieben.
    Bestes Beispiel war die Idomeneo Inszenierung, die mal zeitweilig verboten wurde.

    I. Opern-Aufführung des Jahres
    ich kam dieses Jahr nicht aus Kassel raus...und in Kassel ? *hust*


    II. Theater-Aufführung des Jahres
    da hatte ich leider keinen Sinn für, hatte selbst genug Theater am Hals


    III. Konzert des Jahres
    haaaaallo ich sitz in Kaaaaaassel * ...*


    IV. CD des Jahres
    da gibts doch nen Thread für, wayns interessiert, do gugscht.
    Aber ich glaub, Cecilia Bartoli hat mit ihrem neuen Album das Rennen gemacht.


    V. DVD des Jahres
    für mich "Herr der Ringe I - III Super Bowling, King Size Extendend Version" :jubel: :jubel: :jubel:


    VI. Ausstellung des Jahres
    na meine - was sonst :beatnik:


    VII. Film des Jahres
    also das gehört nicht hier her :D


    VIII. Buch/Text des Jahres
    Marquis de Sade, die Philosophie im Boudoire


    IX. Kuriosum des Jahres
    wie man mit der Finanzkrise umgeht ...


    X. Ärgernis des Jahres
    ich ärger mich über nichts mehr, das ist es nicht wert.


    XI. Meine heimliche Liebe
    nö gibts nicht... na gut ich geb's zu :D Richard Wagners Opern..aber psssst :stumm:


    XII. Nach wie vor überschätzt
    Klassikforen, Kritiker, Zefirelli, J.S. Bach, R. Strauss ... hab ich eine heilige Kuh vergessen ?


    XIII. Nach wie vor unterschätzt
    zeitgenössische Musik, Opern des 17. Jahrhunderts, die Vorteile der trockenen Toilette


    XIV. Muß das sein?
    das frage ich mich auch jeden Tag


    XV. Meine Vision für 2010
    ...mmhh ich könnte ne Weltuntergangsreligion ins Leben rufen


    XVI. Ein Lieblingsspruch
    Vorwärts Männer, wir müssen zurück !


    XVII. Das gehört noch hierher!
    ne Kontaktbörse wär nett :D:stumm::untertauch:

    das ist aber toll das Du Tito von Cesti aufnimmst, oder meinst du Gluck, oder doch eher Galuppi ?


    Electra von Naumann und Conradis Ariadne find ich auch gut :D


    Und bei den Gluck Opern wäre natürlich auch noch die entsprechende Fassung interessant ;)



    :untertauch:

    Ich wünsche allen ein frohes neues Jahr.


    Musikalisch fange ich die beginnende Tretmühle mit Musik aus der Zeit Karls V. an - in der Hoffnung, das auch für mich die Sonne scheint - denn schon im Satyricon heißt es ja "Sol lucet omnibus"



    Tage Alter Musik in Herne Jahrgang 2000
    Das Reich in dem die Sonne nicht untergeht




    Eine tolle Box mit 4 CD's mit Livemitschnitten von den Konzerten.



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:



    Man kann die Boxen beim Kulturamt der Stadt Herne bestellen - ich kann es nur empfehlen, das sind wirkliche Schätze !

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    Allmählich nervt es wirklich: Ist es so schwer nachvollziehbar, daß es zum Entstehungszeitpunkt der betreffenden Oper keine Tiefgaragen gab?



    also in Versailles gab es eine Tiefgarage für Kutschen und Senften.
    Das ganze Areal ist unterhölt von Katakomben, Gängen, Lagerräumen und Stellplätzen.
    Mann kann die Zugänge teilweise sogar auf den Gemälden sehen.


    das nur mal so am Rande :beatnik:

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    Heute versetzt man ja die Geschichten an andere Schauplätze und verfremdet sie derart, daß sie kaum mehr erkennbar sind, belegt sie mit politischen Inhalten (zumeist linker Natur, ich kenne keine "rechtstendenziellen" "Regietheaterinszenierungen (die würde ich natürlich auch ablehnen, weil Gegenwartsbezug zu "Museumsstücken" generell abzulehnen ist - und ich sehe nun mal Opern der vergangenen Jahrhunderte als Museumsstücke. Ein überpinselter Rembrandt wäre mir genauso zuwieder wie eine durch unzulässige Regieeingriffe zerstörte Verdi- oder Mozartoper.


    Das ist eben der große Unterschied, für mich sind Opern, oder Kunst allgemein absolut aktuell, nämlich indem Moment indem ich mich damit beschäftige.
    Da spielt es eigentliche keine Rolle wann sie entstanden sind.


    Aber gerade Musik kann ich am wenigsten als museal empfinden.
    Mit vielleicht einer Ausnahme: Richard Strauss


    Ich habe gestern nochmal einen Versuch gewagt, es gab da eine Übertragung des "Rosenkavaliers" in einer Inszenierung von Herbert Wernicke, den ich sehr schätze.
    Und es war wirklich witzig und gut gemacht. (Zumindest das was ich gesehen habe)


    Aber diese völlig sinnlose Aneinanderreihung von Noten, dieses überbetonen bestimmter geschraubter Textpassagen hatte den üblichen Effekt bei mir, den Strauss stets hervorruft: Brechreiz.


    Den Vogel hat aber meine Freundin abgeschossen, wärend der unglaublichen Ouvertüre (im negativen Sinne) fauchte sie aus dem Nebenzimmer: "Sach ma, guckst Du jetzt Sissi ?!"


    Nachdem ich aufgehört hatte zu lachen, bekam sie dafür erstmal einen extra-Kuss.
    Denn wo ich so lange nach Erklärung suchte, mir die rechten Wörter nicht einfielen, hat sie es auf den Punkt gebracht.
    Strauss ist Kitsch und zwar von der unangehmsten Sorte.
    Es trifft es: Sissi.
    Soetwas kann ich wenigstens halbwegs ertragen wenn es gerade nicht auch noch auf der Bühne in Plüsch und Stuck dargeboten wird.
    Ich kenne ja die historischen Kostümentwürfe und Bühnenbilder die eigentlich für diesen Kram vorgesehen war.....


    Trotzdem hab ich es nicht durchgehalten, wäre ich in der Oper gesessen, ich wäre auch gegangen. Vor Jahren hab ich das zum letzten Mal gehört und gedacht so schlimm kann es doch nicht sein, aber doch...genauso schlimm ist es.
    Das wird jedenfalls ganz klar dazu führen, das auch weiterhin meine CD Sammlung eine Richard Strauss freie Zone bleiben wird.


    Manche Opern bedürfen des Regietheaters um überhaupt noch spielbar zu bzw. im genannten Fall halbwegs erträglich zu sein. Gerade solche Werke, die mit der heutigen Ästhetik kaum noch etwa gemein haben.




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    Ich glaube auch icht, daß es je zu einem "Musikantenstadldiktat" kommen würde - denn Oper wird ja immer von Opernpublimum bestimmt - nicht von der "breiten Masse" Eine Wiederkehr von Lortzing, Flotow, Auber, Cimarosa, Brüll, Adam, Salieri und Paisiello auf die Opernbühen - dagegen hätte ich nur wenig einzuwenden......


    Na Du hast aber ein Vertrauen in das Publikum :P


    Genau jene Opernkomponisten würden für immer von der Bildfläche verschwinden.
    Und wie sicher das Opernpublikum in seiner Kritik ist, sieht man ja ganz deutlich an der Aufführungsgeschichte der Werke von Mozart und einigen anderen - gerade in Wien :pfeif:
    Es ist nunmal so, dass das Publikum zum größten Teil aus "was der Bauer nicht kennt - Leuten" besteht - das ist nunmal so.

    spar Dir Dein Geld, ein wenig besser ist nur noch die DVD von den Salzburger Festspielen unter der Leitung von Marc Minkowski und Richard Croft in der Hauptrolle.
    An CD Aufnahmen hast Du bereits das beste was es derzeit gibt ;)


    Alles andere kann man eigentlich vergessen.


    Die von Dir angesprochene Aufnahme bei Brilliant ist zwar auch HIP, aber die Sänger sind allesamt mit ihren Partien überfordert - ich weiß nicht ob man sowas braucht.

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    Es ist doch immer wieder nett mit der PR-Abteilung von "Regietheater heute" zu...plaudern: Da attackiert mich doch tatsächlich so ein wildgewordenes Regiemarketingmonster auf youtube, es habe meine Beiträge bei tamino gelesen und ich sei ein Nazi, wie Dr. Goebbels. Wirklich reizend.


    nun, wenn man überall seine platten Parolen ausbreiten muss, dann muss mit entsprechendem Echo rechnen.
    Ich hab das bei youtube gesehen, finde diese Reaktion allerdings auch eher niveaulos.
    Auf soetwas sollte man überhaupt nicht reagieren, genau wie auf jene Parolen.


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    Mich stört es allenfalls, wenn ich als Steuerzahler die Bretterbudenaufführung mitfinanziere (die andere aber auch), obwohl ich so gar keine Tendenz dazu habe, sie zu besuchen.


    Das große Glück in unserem Land ist, das trotz Demokratie, dem normalen Steuerzahler GOTTSEIDANK in kulturellen Dingen keinerlei Mitsprache Recht eingeräumt wird.
    Ich fürchte sonst wären wir in Sachen Kunst und Kultur nicht auf einen der ersten Plätze, sondern auf dem Niveau von irgendwelchen Entwicklungsländern.
    Anstatt über irgendwelche Künstler zu schimpfen, solltet ihr lieber mal gegen diese grenzenlose und völlig realitätsfremde Geldverschwendung in der Sportszene angehen. :pfeif:



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    Wenn elementare Elemente des Librettos, beispielsweise Zeit und Ort der Handlung verändert werden, und beispielswiese aus einem Herrscher der Renaissance ein Manager eines Konzerns im 20. Jahrhundert wird. etc etc.


    So hat Joachim Kaiser, zu dessen Video dieser eher primitive Schlagaustausch geführt wurde, gerade soetwas als
    "Konzept-Theater" bezeichnet.... aber ist ja auch egal.


    Sehr diplomatisch der Mann, beantwortet die Frage nicht und bezieht selbt keine eindeutige Position - sehr gekonnt :D:jubel:
    Aber vor allem vermied er es mit Kraftausdrücken umsich zuwerfen und sich absolut daneben zu benehmen, wie des öfteren hier zu sehen war.
    War sehr angenehm, mal ein so beherrschtes Statement zu sehen.

    Zwar musste ich Heilig Abend allein verbringen, aber dafür hab ich per Post ein paar tolle Sachen von meiner Mutter bekommen:




    Henri – Joseph Rigel: Symphonies
    Concerto Köln





    Henry Purcell: Complete Sacred Music (11 CD's) :jubel:
    The King’s Consort – Robert King



    Und Heute wird Weihnachten etwas nachgeholt :yes: - und dann beginnt auch das Schlemmen :D

    Lieber Gerwald,



    Ich hatte gestern schon die Versuchung zu schreiben, hatte es aber dann doch gelassen.
    An Deinen Ausführungen sehe ich nur eins, dass Du nicht verstanden hast, was HIP ist.


    Kein ernstzunehmender Musiker behauptet er könne einen Klang rekonstruieren.
    Hier sind Künstler am Werk, keine archäologischen Handwerker die versuchen eine alte Tradition genau zu reproduzieren.


    Noch mal in aller Knappheit was HIP bedeutet:


    Historisch informierte Aufführungspraxis, das ist etwas völlig anderes als „historisch korrekt“



    Worum geht es da:


    - welche Instrumente wurden verwendet
    - wie spielt man diese Instrumente (Haltung / Fingersatz / Bogen- Blastechnik etc.)
    - welche Verzierungen und Improvisationen wurden damals benutzt
    - wie sahen die Ensembles aus (Größe, Aufstellung, Besetzung)
    - wie kann man verlorene Instrumente und deren Spielweise rekonstruieren
    - welchen Einfluss haben Mode (im Sinn von Kleidung) der Tanz, Gestik und Zeremoniell Auswirkungen auf die musikalische Gestaltung gehabt
    - welche Stimmen wurden verwendet, und wie sah deren Gesangtechnik aus




    Das sind nur die wichtigsten Faktoren, was man daraus macht, ist immer noch ein ganz persönlicher Ansatz.





    Aber zu Deinem letzten Statement muss ich noch einiges sagen:



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    Es gibt keinen guten oder schlechten Zeitgeist, jegliche Wertung ist fehl am Platze.


    Das sehe ich auf bestimmte Epochen bezogen aber ganz anders. Der Zeitgeist der 30er und 40er fällt mir schwer als positiv zu werten.




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    Doch was sich in der Musik seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ebenso wie in der Malerei beobachten lässt, das ist gewissermaßen ein nachholen der industriellen Revolution, das Aussterben des alten Handwerks wie auch der traditionellen Musik, der traditionellen Malerei usw.


    In der Musik unter anderem loslösen von der Tonalität, in der Malerei das völlige loslösen von irgend einem realen Vorbild, in beiden Kunstrichtungen nach der totalen Romantik und Gefühlsduselei des 19. Jahrhunderts das krasse Gegenteil.



    Das ist mit Verlaub Unsinn und hat mit der aktuellen Kunst und Musikszene nichts zu tun.
    Natürlich gibt es das Handwerk, es sieht nur anders aus und wird anders eingesetzt – aber gerade in der bildenden Kunst ist das beherrschen der Materialien nach wie vor ein Muss – gerade in der Malerei. Und die meisten Künstler, wie ich auch, sehen sich sehr wohl in einer gewissen Tradition.
    Heute ist die Kunst und Musikszene so vielfältig und Facettenreich wie nie zuvor in der Geschichte.
    Natürlich gibt es noch "tonale" Musik und "gegenständliche" Malerei.





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    In der Musik tut man sich inzwischen schwer, überhaupt noch etwas Neues zu finden, also kommt die Rückbesinnung auf das ganze alte. Wohl eher aus dieser Fragestellung heraus bekommt HIP immer mehr Gewicht. Wenn man sich schon noch mit dem Tonalen beschäftigt, dann muss es seit etwa zweieinhalb Jahrzehnten wissenschaftlich fundiert originalgetreu sein. Als ob die Entwicklung der Instrumente lediglich für neueste Musik stattgefunden habe, nicht jedoch für die Aufführung älterer Werke.


    Das ist doch nur Polemik.



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    Es ist doch nichts gegen die Neugier auf den alten Klang, den eigentlich für unsere Ohren neuen und ungewohnten Klang zu sagen. Solche Neugier gibt es auch in vielen anderen Bereichen der Kunst wie auch des Kunsthandwerks. Zum Beispiel bewundern Goldschmiede Techniken der Antike und Mittelalters und haben keinen Zugang mehr zu, weil das Wissen darum längst verloren gegangen ist.


    ein Vorurteil, mittlerweile ist gerade da die Reenactement Szene so groß, das diese alten Techniken längst eine Renaissance erfahren und auf höchstem Niveau praktiziert werden.



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    Vielleicht ist es die Perfektion heutiger Instrumente, die neugierig macht auf den nicht perfekten Klang früherer Generationen. Vielleicht ist es angesichts der Perfektion auch die Kapitulation vor der praktisch nicht mehr machbaren Weiterentwicklung. So als wären wir an einem Nullpunkt angelangt und es gäbe nur noch ein zurück, doch kein Voran mehr.


    Dieses Statement kann ich persönlich nicht ganz ernst nehmen. Denn man muss sich eines bewusst machen. Ein Cembalo, oder eine Laute waren bereits völlig ausgereifte Instrumente und keinesfalls ein Vorläufer von irgendwas.
    Das der Klang von barocken Instrumenten fernab aller Perfektion sei, halte ich auch für eine nichtbelegbare Unterstellung.
    Und natürlich lassen sich Instrumente weiterentwickeln – sofern man sie benötigt, und das wird doch auch gemacht.
    Ich habe schon so viele Protoytpen gesehen für die auch ganz fantastische Musik geschrieben wurde.
    Im 19. Jh. wurde der Klangreichtum der Instrumente zugunsten der Lautstärke geopfert.
    Dies ist vor allem den immer größeren Musiksälen und Opernhäusern zuzuschreiben.
    Ich hingegen würde es neutraler Formulieren, Barockinstrumente klingen halt einfach anders, für mich in jedem Fall besser, natürlicher mit mehr Seele.





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    Nicht perfekter Klang bezieht sich natürlich nur auf jene Instrumente, die seit dem Barock, der Frühklassik usw. noch erheblich weiter entwickelt worden. Denn ich wüsste nicht, was man an einer Silbermann oder Schnittger Orgel noch verbessern könnte. Oder an einer Stradivari. Auch bei den Holzblas Instrumenten wie auch beim Blech scheint es keine Weiterentwicklung mehr zu geben, da ist ebenso wie beim Orgelbau der Zenit längst überschritten. Also Rückbesinnung.


    Natürlich hat es gerade beim Blech und den Holzblasinstrumenten ständige Weiterentwicklungen gegeben.
    Aus der Schalmei wurde um 1670 – 1675 die Oboe, aus einem weiteren Prototyp entwickelet sich das Chalumeaux, aus dem wiederrum die Klarinette hervorging usw.


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    Mir haben die Originalinstrumente, so weit es inzwischen bessere Entwicklungen gab, eigentlich nie wirklich gefehlt.


    nun das kommt auch erst, wenn man sich für Musik interessiert die auf modernen Instrumenten einfach nicht spielbar ist.



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    Wobei auch das natürlich relativ ist. Das Hammerklavier und erst recht der moderne Konzertflügel sind mit Sicherheit gegenüber dem Cembalo ganz erhebliche Weiterentwicklungen.


    Die Begründung würde ich gerne sehen.
    Wie ich schon sagte, das Cembalo war ein völlig ausgereiftes Instrument.
    Hammerklavier etc. mag vielleicht in der Gestalt dem Cembalo ähneln, hat aber eine völlig andere Technik.
    Das ist so als vergleiche man einen Zink mit einem Saxophon.


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    Dennoch klingt Musik, die für das Cembalo geschrieben wurde oder genauer gesagt für die Tasteninstrumente der damaligen Zeit, weil ausdrücklich für Cembalo gibt es aus dem Barock nur recht wenig Musik, auf einem Cembalo in meinen Ohren um Klassen besser als dasselbe auf einem modernen Konzertflügel. Doch natürlich kommt es darauf an, wie man das Cembalo behandelt, es kann gerade auf diesem Instrument auch leicht zu einem aufdringlichen Geleier werden.


    Natürlich gibt es Massen an Musik die Ausdrücklich für das Cembalo geschrieben wurden.
    Allein die „Pieces de Clavecin“ con Louis und Francois Couperin, Rameau, Royer etc.


    Entscheidend ist aber auch, ob das Instrument etwas taugt, den ein Cembalo war genauso ein Einzelstück wie eine Theorbe – und jedes Instrument klingt anders.





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    Es ist wohl nicht nur das Originalinstrument, das wirklich guten HIP ausmacht, sondern ein völliges abgehen von unseren Hör- und Spielgewohnheiten, insbesondere auch bezüglich der Tempi. Da ist spielerisches Experimentieren angesagt und nicht wissenschaftlicher beziehungsweise pseudowissenschaftlicher Streit. Experimentieren bis man eine Lösung gefunden hat, die sich nach unserem heutigen Verständnis gut und werkgerecht anhört, denn über das damalige Verständnis wissen wir ohnehin nahezu nichts.


    Der erste Satz den ich fast unterschreiben würde. Das damalige Verständnis hat auch gar nicht zu interessieren.
    Wir benutzen nur die Noten, Instrumente und Spieltechniken, heraus kommt aber völlig neue Musik. Aber gerade das scheint dem barocken Verständnis zu entsprechen, denn damals war es gewünscht, dass sich ein Werk immer wieder neu darstellt.
    Nur deshalb wurden Opern für jede Aufführung neu arrangiert.


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    ...weil wir selbst mit Originalinstrumenten immer noch nichts über die Phrasierung und die Tempi der jeweiligen Zeiten vor der ersten Musik Konserve wissen. Wir können nur vermuten, genau darum geht auch der Streit um die "richtige" Aufführungspraxis. Wir wissen auch nichts über Verzierungen, die damals je nach können des Musikers zusätzlich angebracht wurden oder nicht.


    Das ist längst geklärt, es gibt so viele Abhandlungen der Zeit über Verzierungs und Improvisationskunst.
    Sogar Verzierungsbücher und erhaltene Auszierungen von Arien, da kann man sehr wohl ableiten, was man damals gemacht hat.
    Zudem hat man durch den historischen Tanz, den man recht genau rekonstruieren konnte, mittlerweile herausgefunden, wie die Tempi zu sein haben, den viele Tänze entsprechen bestimmten italienischen Tempobezeichnungen.
    Dank Muffat und anderen ist das alles überliefert - man muss es nur lesen.



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    Die Puristen lehnen jegliche Verzierung generell ab.


    Bitte was ?
    Das ist doch das wichtigste überhaupt in der Oper und beim Ensemblespiel.
    Wer behauptet den so einen Unsinn ?



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    Wir wissen noch nicht einmal, wie strikt man sich an das Notenblatt gehalten hatte. Wenn ich mir vorstelle, dass Bach in seiner Leipziger Zeit mindestens einmal wöchentlich sonntags eine völlig neue Kantate aufführen musste, dazu noch weitere Kantaten für besondere Kirchen Feste, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass er neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer tatsächlich die Zeit hatte, eine Kantate erstens zu komponieren und zweitens innerhalb einer Woche perfekt sowohl mit Orchester als auch Chor und den Solisten einzustudieren. Mit anderen Worten, es blieb wohl ein ziemlicher Freiraum der Interpretation.
    Wir wissen ohnehin nicht viel über die Vorbereitung dieser Aufführungen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Bach beispielsweise am Dienstag die Komposition für den nächsten Sonntag fertig hatte, sie anschließend in die Druckerei gebracht hat oder selbst auch nur auszugsweise für jedes Instrument und zumindest jede Chorstimme ab schrieb, um sie anschließend erst ein studieren zu können. Wir haben lediglich komplette Partituren in der Handschrift Bachs. Wenn seine Musiker jedoch keine Noten auf ihren Pulten gehabt haben sollten, weil einfach die Zeit zwischen Komposition und Aufführung nicht reichte, dann wurde wohl eher nach Gehör und nach dem Taktstock des Dirigenten gespielt. Es sieht zumindest so aus, als sei damals ziemlich viel improvisiert worden. Weil für eine perfekte Organisation gar nicht genug Zeit war.



    Schade dass sich alles immer nur alles auf Bach konzentriert, denn von anderen Stellen weiß man lustiger weise ganz genau Bescheid.....


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    notgedrungen ziemlich viel improvisiert


    Die Improvisation war keine Notlösung, sie war in der Musik fest verankert, weil sie den Musikern die Gelegenheit gab zu zeigen was man kann.
    Gerade bei den Preludes der Komponisten des 17. Jh. sind oft nur wenige, teils sogar erst mal falsche Noten notiert – hier sollte der Musiker mit seiner Kunst diese Noten in seiner Improvisation unterbringen umspielen, verzieren und in einklang bringen.


    Das Problem ist einfach dieses völlig unangebrachte kleben an der Partitur in der Tradition Richard Wagners – diese Sicht hat mit der Musik des 17. und 18. Jh. rein gar nichts zu tun.
    Die Noten sind nichts weiter als eine Orientierung.
    In der Oper war es oft so, dass wenn dem Sänger die Arie nicht gefiel, e einfach eine andere sang – zack.


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    Mal abgesehen davon, dass Druckereien damals ein ziemlich teurer Spaß waren. Und auch eine Partitur zunächst einmal gesetzt werden musste, damals noch per Hand und nicht etwa per Maschinensatz. Also auch nicht gerade eine Sache von ein paar Minuten.


    Ohne die Erlaubnis des Landesherren war an einen Druck ohnehin nicht zu denken.



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    Doch vielleicht ist es einfach nur meine Halbbildung in Sachen Barockmusik und insbesondere Bach, dass mir nichts derartiges bekannt ist. Vielleicht weiß jemand aus der Leserschaft mehr darüber. Denn das würde mich zum Beispiel brennend interessieren.


    Ganz einfach, Bach hat abgeschrieben, Kompositionen andere Meister uminterpretiert.
    Das Kyrie in seiner h-moll Messe stammt z.B. von Johann Hugo von Wilderer, dem Hofkapellmeister in Düsseldorf.
    Wenn er bei den großen Werken schon „geklaut“ hat, dann bei den Kantaten erst recht – aber das war zu damaligen Zeit völlig normal.
    Was man aber auch sagen muss, Bach war zu seiner zeit hoffnungslos aus der Mode.
    Es verwundert kaum, warum er in Dresden nicht berücksichtigt wurde.


    Dann seine Sturrheit im Aufgreifen von Neuerungen, weder die neapolitanische Schule, noch die Harmonielehre von Rameau noch der Mannheimer Schule schenkte er irgendwelche Beachtung.
    Aber für seine Position war das auch völlig ohne Belang.



    Auch Händel war sich nicht zu fein um sich bei anderen zu bedienen, er hat sich auch gerne bei Komponisten aus dem 17. Jh. wie z.B. J.K. Kerll bedient.
    Soweit ich aber weiß, war Bach von den neuen Instrumenten wie Fortepiano oder eben den Silbermann Orgeln alles andere als begeistert ....



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    Wer bitte ist hier dogmatisch? Die meisten, die nicht eindeutig wie auch ich in dieser Diskussion wie auch verwandten Threads in diesem Forum HIP bejubeln und nichts anderes mehr gelten lassen, sind weit von jeglichem Dogma entfernt, sie wollen einfach nur Musik hören, die überzeugend dargebracht und interpretiert wird, unabhängig von jeglichem Streit über die richtige Aufführungspraxis. Diejenigen, die nur noch HIP gelten lassen und alles andere versuchen in die Lächerlichkeit zu ziehen, sind also keine Dogmatiker, stattdessen sind die Dogmatiker deiner Meinung nach eine Erfindung derjenigen, die nun mal nicht davon überzeugt sind, dass es die einzig richtige Aufführungspraxis überhaupt gibt. So kann man Diskussions Gegner versuchen ins abseits zu stellen.



    Nun ich für meinen Teil finde es immer problematisch jemanden als Dogmatiker zu bezeichnen und mich selbst davon frei zu sprechen.


    Für mich hat es in HIP zu sein, weil mich die konventionelle Methode nicht mehr überzeugt.
    Oft genug selbst erlebt, es klingt einfach nicht.


    Was aber viel wichtiger als die Instrumente selbst ist, sind die Musiker die sie spielen, denn sie lieben diese Alte Musik einach mehr und haben dafür ein Gefühl entwickelt – und genau das fehlt den konventionellen Musikern, die meist nur das Repertoire ab Mozart spielen.
    Es ist nun mal so, das sie mit einem Balletto von 1650 überfordert sind.



    Zudem sollte man aufhören in der HIP Diskussion ständig um Bach zu kreisen.


    Vor allem auch schon deshalb, weil ganz vergessen wird, dass die gesamte Musik des 17. Jh. also Früh- und Hochbarock komplett noch in der Versenkung verschwunden wäre.
    Die ganzen Opern und Oratorien, die Kantaten und Motetten, die Kammer und Ensemblemusik, Madrigale und Ballette – das alles wäre unaufführbar.


    Ohne HIP wäre eine ganze Epoche wunderbarster Musik weiterhin vergessen, durch was sollte man Gamben, Lauten und Theorben oder das Cembalo ersetzen, wodurch den Zink ?
    Das sind Klangfarben, die im konventionellen Orchester nicht mehr vorkommen.


    Und es ist einfach so, das man z.B. die Concerts a Deux Violes von Sainte Colombe auf nichts anderem spielen kann, als auf Gamben mit 7 Saiten.
    Dafür sind sie nun mal geschrieben.



    Mittlerweile sind die Erkenntnisse der HIP Bewegung auch in den meisten konventionellen Orchestern angekommen, würde man den Wert dieser Forschung nicht wirklich erkennen, dann wäre diese „Mode“ spätestens in den 70ern Jahren von der Bildfläche verschwunden.



    Den angenehmsten Effekt, den diese Entwicklung hatte ist, dass man endlich aufhört alles mit diesem schrecklichen Dauervibrato zu zuschmalzen.

    oh ja, einen Umzug hatte ich vor 1 1/2 von meiner bröckeligen, völlig überteuerten Studentenbude - Möge dem Vermieter Montezumas Rache ereilen für seine Abzockermethoden ....



    das hat mir aber vorerst gereicht. Ich hab ja auch nicht gerade wenig Bücher ....
    Es war ne Höllenqual, aber ich konnte den Umzug auf etwa einen Monat strecken.
    Das nächste Mal nur noch mit Umzugsunternehmen - ich mach sowas nicht mehr.


    Jetzt hab ich ne schöne Wohnung und bleibe hier auch erstmal, 3 große Zimmer, da ist noch genug Platz ;)


    Übrigens bezahle ich gerade lächerliche 20 Euro mehr Kaltmiete, als in meiner 1 Zimmer Dachwohnung.... und oh Wunder hier hab ich es sogar im Winter warm.
    Wie schon gesagt: Montezumas Rache, kurze Ärmchen, kein Papier und Gewitter !!





    Versichert ist alles, da mach ich mir jetzt keine Sorgen, aber wenn die Bude fackelt, dann hat man ein natürlich Problem.
    Daher wird meine Aufgabe im neuen Jahr sein, alles an Musik auf Festplatten abzuspeichern.
    Die kann ich im Notfall unterm Arm klemmen.


    Aber da mein Vater Brandsachverständiger ist, bin ich relativ geschult darin keine Risikofaktoren zu provozieren.
    Und wenn ein Nachbar Schuld sein sollte, dann werde ich wohl seine Eingeweide gleichmäßig über ganz Kassel verteilen müssen....

    Ich weiß gar nicht was ihr habt.


    Cestis "Il pomo d'oro" dauerte etwa 9 Stunden und wurde an zwei Tagen gegeben.
    Dazu gabs noch ein mehrstündiges Pferdeballett.


    Kraus 7 Stunden kann man da doch getrost auf einer Backe absitzen :D;)


    Zitat

    Exekution in Stuttgart.

    Das trifft es leider.
    Die Sänger wie auch das Orchester waren völlig überfordert. Live mag das vielleicht gerade so hingegangen sein, aber der Mitschnitt ist nur mit viel Phantasie zu ertragen. :pfeif:


    Guuuuute Idee, die CD hab ich schon ne Weile nicht mehr gehört (meine Freundin hasst leider klassische Musik ab 1900 :D ) - ich hingegen finde diese CD absolut großartig - und wenn die Katze nicht da ist ...blabla


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Mein Lieblingssatz ist das Rondo, ich hätte mal große Lust zu diesem Concerto eine Performance zu machen - ich werd mir mal was überlegen. Diese Musik ist einfach gigantisch und animiert gerade dazu sie zu inszenieren.

    Zitat

    Ansonsten: Ich finde diese Serie als eine der klangschönsten, die sich mit "unbekannten" Komponisten des 18. Jahrhunderts befasst und ich habe (fast) alle Folgen.
    Eigentlich sollte wenigstens den "prominenteren" unter ihnen eine Folge II gewidmet werden.


    das hoffe ich auch sehr.
    aber selbst von den weniger bekannten würd ich Vol. II gerne nehmen :D