Beiträge von georgius1988

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    Original von Theophilus


    Da stehst du aber mit dieser Meinung ziemlich alleine da. Aber wie heißt es so schön: Geschmäcker sind verschieden (aber sogar ein gewisser Edwin Baumgartner musste zähneknirschend zugeben, dass Karajans Puccini-Dirigate außerordentlich gut sind - DAS will etwas heißen).


    :hello:


    Stammt von ihm aber nicht auch das Diktum, dass Puccini ein Filmmusikkomponist war, der 20 Jahre zu früh geboren wurde und somit wenigstens den Film verschont hat? :stumm:
    Denn das würde das ganze wieder relativieren...


    ad A) verstehe ich nur zu gut, speziell wenn man bessere Plätze haben will. Die Staatsoper hat Preise, bei denen ich jene bedaure, die bereit sind sie zu bezahlen. Im Musikverein fängt der Sitzplatz-Spaß im Schnitt bei € 20 und darüber an (Highlight: Mahlerzyklus: € 25 ohne Sicht zur Bühne, € 34 mit eingeschränkter Sicht, will heißen, wenn man aufsteht sieht man was).
    Das Konzerthaus ist da eine Spur erträglicher, die Galerie fängt bei € 13 an und steigert sich bis in geringfügig schmerzhafte Regionen. Sicht und klang ist dort oben erstaunlich gut wie ich kürzlich bei der Eröffnung der Wr. Festwochen festellen durfte. Bei ca. € 50-60 (Parkett vorne) ist dann Schluß. Die Festwochen sind da teilweise aber nicht ausnahmslos teurer.
    Als Student bin ich der unschätzbaren Lage im Konzerthaus (sowie in den Bundestheatern) in die meisten Veranstaltungen auf Restplatz gehen zu können. Als Jugendmitglied zahle ich da für einen Platz (meistens in der teuersten Kategorie, weil als einzige noch vorhanden) € 10, wobei ich bei heiß umkämpften Konzerten wie eben bei den Festwochen die Karten vorher kaufe (auch hier als Jugendmitglied 50% Ermäßigung). Die 10%, die man als Normalmitglied bekommt sind mehr als nette Geste zu verstehen, da sich das im Bereich zwischen 1,3 und 5 Euro abspielt.
    Musikverein bleibt nur Stehplatz, was aber nicht so schlimm ist, da ich das Konzerthaus als Gebäude vorziehe.
    Als Geheimtip würde ich die Jeunesse-Konzerte empfehlen. Als U26 zahlt man extrem niedrige Preise (z.B.: Musikverein, Kat. 1 € 21,50), aber auch die normalen Preise sind spürbar unter dem normalen Niveau.



    Und eine einzige (zugegeben seltsame) Operninterpretation hat ihn gleich für dich verdorben? Das Dictum als Harnoncourt dem Schnecken-Dirigent scheint im Forum überhaupt hauptsächlich auf diese in vielen Punkten kritikwürdige Aufführung zurückzugehen.
    Ts, Ts, was wäre denn das wenn man das bei allen Musikern so machen würde? Wenn Beethoven nur nach Wellingtons Sieg beurteilt worden wäre?

    Harnoncourt (mit Wdh.):


    6:22-6:45-4:08-4:03



    Pinnock spielt keine Wiederholungen den Ecksätzen (was ich bei Aufnahmen, die den Anspruch erheben historisch informiert zu sein immer etwas schwach finde). Der Dritte Satz scheint mir beim Reinhören nicht viel langsamer als bei Pinnock, vllt. ist da auch irgendeine Wiederholung drinnen.


    Nebenbei bemerkt ist die vielzitierte Langsamkeit Harnoncourt bei den meisten Komponisten ein Gerücht, das wohl auf Nichtkennen beruht.
    Bei Haydn ist das genaue Gegenteil der Fall. Sicher solche High-Speed-Orgien à la Jacobs sind ihm fremd, nichtsdestotrotz gehört er zu den Schnellen und das hat sich auch bei den neueren Aufnahmen nicht geändert (siehe Pariser).

    Zitat

    Original von Joschi Krakhofer
    Vor allem die Pinnock´sche Sinfonienbox ist HERVORRAGEND!


    Vor allem die Sinfonie Nr. 48 "Maria Theresia" und die Sinfonie Nr. 59 "Feuersinfonie" hab ich nie besser gehört. Die Box sollte man kennen und ich beglückwünsche dich zu deinem weisen Kauf...


    LG joschi



    Volle Zustimmung :yes:.


    Wobei die 59er ja bei Harnoncourt feueriger ist. Dessen Pariser Symphonien gibts im Moment auch um 20 €.

    Mein Einstieg in die Welt der Streichquartette (die ich noch immer nicht wirklich erobert habe) war Schuberts Tod und das Mädchen in dieser preisgünstigen und unglaublich packenden Einspielung (man könnte auch fetzig sagen, da passt der Ausdruck vllt. wirklich :stumm: )


    Kann dir ebenfalls zum Brilliant 3er raten. Tonqualität ist sehr gut und auch Ma Vlast braucht sich nicht zu verstecken. Die anderen Orchesterwerke sind auf jeden Fall kennelernwürdig. Wallensteins Lager ist mir positiv in Erinnerung.
    Die Festliche Symphonie kann mehr als Kuriosum gesehen werden mit der sich Smetana beim Kaiserpaar einschmeicheln wollte, da er 1848 in Prag eher unangenehm aufgefallen war. Sie macht üppig Gebrauch von der Kaiserhymne.


    Als besonderes Kleinod ist die Ouvertüre zu Dr. Faustus, die mit einer interessanten Instrumentierung aufwarten kann.

    @ Hörer: Wer bei Thomas Mann "Abenteuer" erwartet, kann ihn gleich vergessen. Seine Bücher haben nicht den Sinn den Leser mit aufregenden Ereignissen zu fesseln sondern sind in hohem Maße philosophische Meisterwerke und stilistische Meisterwerke.
    Mir ging es so wie Operngernhörer. Habe seinerzeit den Zauberberg in etwas mehr als 2 Wochen gelesen und es nicht bereut. Die Mischung aus feiner Menschenbeobachtung, grotesker Charaktere und hochspannenden philosophische Betrachtungen haben mir wahnsinnig gut gefallen. Sicher das Buch hat mal einen oder zwei Hänger und das berühmte Schneekapitel hab ich schwach gefunden. Mit Sicherheit ist "Der Zauberberg" aber eines DER großen deutschen Bücher.


    Lg
    Georg


    P.S.: Die Buddenbrooks sind ungleich leichtere Kost aber nicht minder lesenswert.


    Endlich spricht mir jemand aus der Seele. Eigentlich wollte ich mich ja nicht äußern, aber nachdem jetzt eh schon jeder seine Ergüsse zu dem Thema bereitgestellt hat, ziehe ich einfach nach:


    1. Die Tatsache, dass Knabe die Oper in die Jetztzeit in den Nahen Osten zu verlegen ist für mich keine Idee. Das ist das einzig Naheliegende will man diese Geschichte (die ich nur aus der Bibel und durch eine Opernzusammenfassung kenne) in die Jetztzeit transferieren.


    2. Von daher entsteht für mich der Eindruck, dass die Überhöhung der Gewalt und (wie auch immer geartete) Vergewaltigungen ein Versuch ist hier dennoch etwas zu schaffen, das sich vom Rest der Masse abhebt.
    Diese Einschätzung wird vor allem durch die Berichte von Michael Schlechtriem gestützt, der ein Bild von Herrn Knabe zeichnet, das ihn ungeachtet irgendwelcher Umgangsformen als Regiseur zeigt, der ein Stück eher als Grundierung für irgendwelche "Sondereinlagen" nutzt.


    3. Die Aussage "Wer ein Trauma hat, der hat in künstlerischen Berufen nichts zu suchen" ist schlicht falsch. Wer ein schweres psychisches Trauma hat, hat in keinem Beruf etwas zu suchen. Wir können weder Ärzte noch Lehrer, Richter oder Feuerwehrleute brauchen, die traumatisiert sind (dass Menschen in sozialen Berufen hohen psychischen Belastungen ausgesetzt sind und sie gerade dadurch Traumata davon tragen können, lasse ich hier mal weg).


    4. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass der Krankheitsgrund "Trauma" übertrieben ist. Das wird wohl eher Arbeitsrechtliche Gründe haben, als reale. Eine gewisse psychische Belastung lässt sich sicher nicht leugnen und wenn man von den Bildern einer Inszenierung noch im Schlaf verfolgt wird, gibt einem doch das Recht dies zu melden und zumindest eine Diskussion zu verlangen. Ich halte es auch für möglich, dass solche Zustände auch durch simulierte Handlungen hervorgerufen werden können. Gerade bei psychisch labilen Personen (wobei ich jetzt einfach mal behaupte, dass es davon in künstlerischen Berufen mehr als genug gibt) ist dies denkbar.



    5. Ich glaube, dass ein Künstler sehr wohl das Recht hat zu sagen: Nein, das mache ich nicht.
    Jeder Künstler muss eine gewisse Verantwortung sich selbst gegenüber haben und sich auch in Selbstreflexion üben. Dazu gehört auch darüber nachzudenken, ob man eine Mitwirkung an einer Arbeit mit sich selbst vereinbaren kann oder nicht. Künstler, die blind alles machen was man ihnen sagt, haben diese ungemein wichtige Eigenschaft nicht. Sie sind weniger eigentständige Künstlerpersönlichkeiten als Hüllen mit denen Regisseure operieren.
    Gerade Sänger sind in der heutigen Zeit vieles gewohnt, daher wird eine Entscheidung aus einem Projekt auszuscheiden nicht leichtfertig getroffen und ist nur das allerletzte Mittel
    Wohlgemerkt, das hat nichts mit Professionalität zu tun. Professionalität ist, in einer Sache 100% zu geben obwohl ich die Inszenierung nicht mag (das ist etwas anderes als wenn ich sage: es ist für mich als Mensch unmöglich hier mitzuwirken) oder das Stück nicht ausstehen kann (Beispiel von einer österreichischen Bühne: 4 Schauspieler, eine Regisseurin: alle hassten das Stück und trotzdem wurde es ungemein erfolgreich 30 Mal gespielt).
    Künstler sind nicht die Leibeigenen der Regisseure oder der Intendanz. Und wenn es Bedenken gibt, gehört es für mich dazu, dass diese ausdiskutiert werden. Wenn es dann trotzdem wie geplant durchgezogen wird, ist es in Ordnung wenn alle 100% geben und das Ergebnis stimmt. Zumindest werden die Darsteller das Gefühl haben, angehört worden zu sein. Wenn ihre Bedenken auch noch ausgeräumt wurde, umso besser (was nicht heißt, dass es alle gut finden müssen).


    Hinsichtlich des Chors in Köln stellt sich die Frage, als was man Choristen primär sieht. Eigenständige Künstler oder Angestellte des Opernhauses. Wenn ersteres zutrifft, ist ihnen ebenfalls das Recht einzuräumen eine Diskussion zu entfachen. Zweifellos spielen in Köln aber noch andere Faktoren ein wichtige Rolle.
    Dass sich Solisten in solchen Situationen durch ihre exponierte Rolle und auch ihre häufige Ungebundenheit leichter tun, ist klar.


    Die hier vielfach vorgebrachte Haltung von Außenstehenden, Künstler haben zu dienen und nur das Ergebnis zählt, dass dann vom Publikum beurteilt zu werden hat, zeigt von einer gewissen Arroganz und "Tanzt ihr Äffchen"-Mentalität.




    Um die Inszenierung geht es schon lange nicht mehr. Es geht vielmehr darum, wie das Verhältnis Regisseur-Darsteller auszusehen hat und ob letztere Mitspracherecht haben (sollten).


    Und an alle, die jetzt das Ende der Kunstfreiheit beschwören: Glaubt ihr wirklich, dass wegen ein paar grantiger Choristen und einer davongezogenen Solistin der Untergang des Abendlandes bevorsteht?
    Glaubt ihr wirklich, dass eine Mafia aus machtgeilen Chorsprechern und Gewerkschaftsmitgliedern die Kunstlandschaft vernichten will?


    Es wird vorüber gehen und 2 Wochen nach der Premiere redet kein Mensch mehr davon.



    LG
    Georg

    Speaking of Haydn, Bernsteins New Yorker Haydn wird am 8.5. wiederveröffentlich:



    Symphonien Nr. 82-88, 93-104; Messen Nr. 9
    "Paukenmesse", Nr. 11 "Nelson-Messe", Nr. 12
    "Theresienmesse", Nr. 14 "Harmoniemesse"; Die Schöpfung
    Künstler: Devlin, Wells, Killebrew, Blegen, Estes, Altmann, Raskin, Stade, Elias, Westminster Choir, London Symphony Chorus, New York PO, Leonard Bernstein
    Label: Sony , ADD



    Zumindest die Symphonien reizen mich.


    Weiters wird sein erster Mahler-Zklyus neu verpackt:



    Mahler: Symphonien Nr. 1-9;Das Lied von der Erde; Adagio aus der 10. Symphonie
    Künstler: Erna Spoorenberg, John Mitchinson, Donald McIntyre, Rene Kollo, Christa Ludwig, New York PO, London SO, Israel PO, Leonard Bernstein
    Label: Sony , ADD, 1960-1975


    Mit dabei sind auch 2 Interviews, JPC ist aber nicht zu entnehmen, worum es sich genau handelt.


    Anscheinend soll die neue Box aber mehr kosten als die alte orange. ?(


    Schön das die Aufnahme im Haydn-Jahr vom Hochpreis ins Mittelpreis-Segment rutscht. Vor allem die Oxford-Symphonie dürfte ob des extremen Ansatzes interessant sein.



    In einigen Tagen erscheint dieser Ziegel:



    Messen Nr. 1, 3-14;Die Schöpfung;Die Jahreszeiten


    Künstler: Emma Kirkby, Edith Mathis, Judith Nelson, Helen Watts, Dietrich Fischer-Dieskau, Siegfried Jerusalem, Robert Tear, Ian Partridge, King's College Choir Cambridge, St. John's College Choir, Academy of Ancient Music, Academy St. Martin, George Guest, Neville Marriner, Simon Preston u. a.
    Label: Decca , ADD/DDD, 61-81



    Wer's braucht. Ich gehe aber davon aus, dass es besseres gibt (bzw. ich besseres habe).

    DRD bringt mit dem Stuttgarter Kammerorchester eine Gesamteinspielung der Haydn-Symphonien heraus:



    Erscheint aber erst Anfang September.



    Haydn und Dennis Russel Davies kann ich mir jetzt gar nicht vorstellen. Hab ihn in Linz nur einmal mit Mozart 36 erlebt und das war jetzt keine Offenbarung. Aber man ist gespannt.

    Heute Abend stand für mich "König Ottokars Glück und Ende" auf dem Programm. Mein Fazit: Ich bin begeistert. Das Ensemble war fantastisch, Moretti zeigt, dass er einer der ganz Großen ist. Maertens untermauert selbiges wieder. Etwas im Hintergrund, aber gewohnt gut Nicholas Ofzarek. Ein Highlight, die Margarete von Elisabeth Orth: wunderbar wie sie die verhärmt, fallen gelassene Ehefrau gibt.
    Die Inszenierung und das Bühnenbild haben mich schwer beeindruckt. Kusej schafft es den mitunter hohlen Pathos und die Habsburger-Anhimmelei ins Satirische zu verkehren (großartig die Exponiertheit der Rede an Österreich). Hier wird ein österreichischer Mythos entzaubert. Rudolf ist kein Sympathiträger, sondern zeigt deutlich, dass er keinen Deut besser ist als Ottokar. Im Gegenteil, gegen ihn den kühlen Machtmenschen wirkt Ottokar fast schon sympathisch, weil menschlicher.


    Etwas aufgesetzt die Musik (wie im Soundtrack eines Blockbusters und nicht zur Inszenierung passend) und langsam öden mich auch die ewigen Anzüge als Kostüme an. Sie bildeten aber einen herrlichen Kontrast in der Szene zwischen Ottokar und Rudolf in der Ottokar im vollen Königsornat erschien.


    Mit anderen Worten: ein unglaublich toller Theaterabend.



    Mittlerweile habe ich auch Gott des Gemetzels gesehen. Meyerhoff war großartig, die anderen Schauspieler gekonnt und witzig, allerdings nichts außergewöhnliches. Ein nettes, zeitgemäßes und auch dankbares Stück.


    Von ganz anderem Kaliber ist da "Virginia Woolf", das ich mittlerweile dreimal gesehen habe und das mich auch beim 3. Mal noch zu fesseln vermochte. Ein Freund, der am Vortag auch in Gott des Gemetzels war, war sprachlos angesichts der Leistung der beiden Hauptfiguren und der Veränderung, die vor allem Christiane von Pölnitz durchlief. Von unserem Platz in der 5. Reihe konnten wir auch die feinen Nuancen im Spiel der beiden voll auskosten.



    Im Akademietheater hat mir "Die Brüder Karamasow" ebenfalls gut gefallen. Eine unglaublich ästhetische moderne Inszenierung mit großartigem Ensemble (wieder Meyerhoff, aber der Diener und Damen).



    Am 19. steht noch "Das Leben ein Traum" an, weiter habe ich bis jetzt noch nicht geplant.
    Schlingensiefs "Mea Culpa" hätte mich interessiert, ich hatte jedoch keine Zeit. Die Wiederaufnahme im Juni kommt auch ungelegen, weil ich da vorraussichtlich verhindert sein werden.