Beiträge von Masetto

    Zitat

    Original von der Lullist
    Das wurde ja auch schon sehr treffend von Johannes Roehl geschildert.
    Händel war zu einer emotionalen Tiefe fähig, die man bei Bach vergebens suchen wird.
    Aber Händel mit dem Habitus "Fröhlich" zu bedenken finde ich auch etwas fragwürdig.


    Das mag sicher sein, dass man bei Händel auf emotionale Tiefe stößt, die man bei Bach vergeblich sucht (wenn man überhaupt danach sucht). Ich finde bei Bach eine (mir fehlt gerade der pathetisch angemessene Begriff) "jenseitige" Tiefe, die ich bislang noch nirgends anders gefunden habe. Manchmal habe ich den Eindruck, dass dies bei Bach mit steigendem Lebensalter immer auffälliger wird. Ich denke nicht, dass man die beiden auf dieser Grundlage messen kann.


    Höre ich die brandenburgischen Konzerte und dann das musikalische Opfer oder die Kunst der Fuge o. ä., stelle ich fest, dass Bach seinen musikalischen Horizont derartig aufgebrochen und erweitert hat, wie ich es bei Händel nicht feststellen kann.


    Zitat

    Original von der Lullist
    Ich würde es eher so formulieren - im Vergleich zu Bach klingt alles fröhlich :stumm:

    Das trifft auf seine früheren Orchester- und kammermusikalischen Werke in meinen Augen nicht unbedingt zu!

    Und wenn ich mir von meinen teuer erstandenen CDs Kopien mache (Kopierschutz haben die nicht) und über Weihnachten meine Familie besuche und nicht mein ganzes Regal mit mir rumtrage und mir Zusammenatellungen von meinen gekauften CDs mache und diese dann blöderweise bei meinen Eltern, die ich über Weihnachten besucht habe, vergesse? Bin ich dann schuldig im Sinne der Anklage? Also irgendwo hört es doch auf!!!!


    Eine großartige Einspielung der Kantaten


    Oh Ewigkeit, du Donnerwort (BWV 20) :jubel:


    Christ unser Herr zum Jordan kam (BWV 7) :jubel:


    Was frag ich nach der Welt (BWV 94) :faint:


    Solistisch durchweg großartig besetzt. Diese CD braucht sich nicht hinter den Gardineraufnahmen verstecken. Ich beginne beide zu Zyklen sehr zu schätzen zu wissen. Diese CD bietet in meinen Augen eine sehr gute Gelegenheit, in diesen Zyklus hineinzuhören.

    Das Bachfest 2008 wirft schon seit gestern seine Schatten voraus.




    Es darf sich auch beim Bachfest 2008 auf großartige Veranstaltungen und viel Flair gefreut werden.


    Hier das Programm (einstweilen in Form des direkten Links):




    Seit heute hängt an diesem Plakat im Übrigen ein Zusatzflyer, der besagt, dass der Vorverkauf bereits gestartet ist. Auch hier gilt, dass zeitiges Kommen gute Plätze sichert.


    Viele Grüße aus Leipzig, welches auch im Jahr 2008 sicher eine Reise wert ist.


    Die Händelfestspiele finden teilweise zeitgleich statt. Leipzig und Halle liegen ja nun auch nicht so weit voneinander entfernt, so dass man sicherlich auch das eine mit dem anderen verbinden kann. Einige Konzerte der Händelfestspiele sind in das Bachfest eingebunden, was anders herum ebenfalls der Fall ist.

    Johann Wolfgang von Goethe


    Brief an Johann Christian Kestner am Weihnachtsmorgen 1772




    Frankfurt, den 25. Dezember 1772


    Christtag früh. Es ist noch Nacht, lieber Kestner, ich bin aufgestanden, um bei Lichte morgens wieder zu schreiben, das mir angenehme Erinnerungen voriger Zeiten zurückruft; ich habe mir Coffee machen lassen, den Festtag zu ehren, und will euch schreiben, bis es Tag ist. Der Türmer hat sein Lied schon geblasen, ich wachte darüber auf. Gelobet seist du, Jesus Christ! Ich hab diese Zeit des Jahrs gar lieb, die Lieder, die man singt, und die Kälte, die eingefallen ist, macht mich vollends vergnügt. ich habe gestern einen herrlichen Tag gehabt, ich fürchtete für den heutigen, aber der ist auch gut begonnen, und da ist mir's fürs Enden nicht angst.


    Der Türmer hat sich wieder zu mir gekehrt; der Nordwind bringt mir seine Melodie, als blies er vor meinem Fenster. Gestern, lieber Kestner, war ich mit einigen guten Jungens auf dem Lande; unsre Lustbarkeit war sehr laut und Geschrei und Gelächter von Anfang zu ende. Das taugt sonst nichts für de kommende Stunde. Doch was können die heiligen Götter nicht wenden, wenn's ihnen beliebt; sie gaben mir einen frohen Abend, ich hatte keinen Wein getrunken, mein Aug war ganz unbefangen über die Natur. Ein schöner Abend, als wir zurückgingen; es ward Nacht. Nun muß ich Dir sagen, das ist immer eine Sympathie für meine Seele, wenn die Sonne lang hinunter ist und die Nacht von Morgen heraus nach Nord und Süd um sich gegriffen hat, und nur noch ein dämmernder Kreis von Abend herausleuchtet. Seht, Kestner, wo das Land flach ist, ist's das herrlichste Schauspiel, ich habe jünger und wärmer stundenlang so ihr zugesehn hinabdämmern auf meinen Wanderungen. Auf der Brücke hielt ich still. Die düstre Stadt zu beiden Seiten, der stilleuchtende Horizont, der Widerschein im Fluß machte einen köstlichen Eindruck in meine Seele, den ich mit beiden Armen umfaßte.


    Ich lief zu den Gerocks, ließ mir Bleistift geben und Papier und zeichnete zu meiner großen Freude das ganze Bild so dämmernd warm, als es in meiner Seele stand. Sie hatten alle Freude mit mir darüber, empfanden alles, was ich gemacht hatte, und da war ich's erst gewiß, ich bot ihnen an, drum zu würfeln, sie schlugen's aus und wollen, ich soll's Mercken schicken. Nun hängt's hier an meiner Wand und freut mich heute wie gestern. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, wie Leute, denen das Glück ein großes Geschenk gemacht hat, und ich schlief ein, den Heiligen im Himmel dankend, daß sie uns Kinderfreude zum Christ bescheren wollen.


    Als ich über den Markt ging und die vielen Lichter und Spielsachen sah, dacht ich an euch und meine Bubens, wie ihr ihnen kommen würdet, diesen Augenblick ein himmlischer Bote mit dem blauen Evangelio, und wie aufgerollt sie das Buch erbauen werde.


    Hätt ich bei euch sein können, ich hätte wollen so ein Fest Wachsstöcke illuminieren, daß es in den kleinen Köpfen ein Widerschein der Herrlichkeit des Himmels geglänzt hätte. Die Torschließer kommen vom Bürgermeister und rasseln mit den Schlüsseln. Das erste Grau des Tags kommt mir über des Nachbarn Haus, und die Glocken läuten eine christliche Gemeinde zusammen. Wohl, ich bin erbaut hier oben auf meiner Stube, die ich lang nicht so lieb hatte als jetzt.

    Jetzt höre ich aus dieser CD



    Die Kantate BWV 190 "Singet dem Herrn ein neues Lied".


    Im Vergleich zu Gardiner ist festzustellen, dass diese Aufnahme nicht minder schön, aber weniger "knackig" ist. Schon allein der erste Satz der Kantate sprudelt bei Gardiner förmlich los, springt vorwärts und ist von großer Energie und trotzdem auch Kraft. Knackig eben. Bei Gardiner ist die Kraft an den Stellen, wo der "Bachsche Barock" an der Stimme ist, eruptiver. Suzuki ist majestätischer, auch langsamer. Die Rezitative empfinde ich bei Gardiner auch gefühlvoller, aber diesbezüglich ist seine Aufnahme auch sicherlich eine Momentaufnahme (siehe oben).


    Beide Aufnahmen sind mit James Gilchrist als Tenor besetzt. Das macht die Wahl auch nicht einfacher, weil dieser wirklich Großartiges darbietet. Ich hatte das große Glück, ihn live zu erleben.


    Hieraus die Kaffeekantate. Bislang die beste Aufnahme dieses Kleinods, die ich kenne. Sehr transparent. Die Solisten agieren teilweise sehr opernhaft. Zudem finde ich es sehr schön, dass man in der Arie des Lieschens auch eine Kaffeetasse hört, die auf die Untertasse abgestellt wird. Da sieht man vom Dialekt ab. Auf sächsisch wurde diese Kantate ja sowieso nie aufgenommen ;)



    Hieraus die Kantate "In das Reich Gottes eingehen", BWV 146. Star dieser Einspielung ist zweifelsohne die Trostorgel in Altenburg. Grundlage bildet eines der Cembalokonzerte


    sowie



    hieraus die Kantate "Singet dem Herrn ein neues Lied", BWV 190. Diese Kantate höre ich seit gestern rauf und runter. Die gesamte Zusammenstellung und Darbietung auf der CD ist sehr gut. Hier passt alles perfekt. Aber die letzte Kantate, die auch gleichzeitig Abschluss der Pilgrimage war, will immer wieder angehört werden.

    Ich hörte diese Kantate heute sehr oft auf den gerade erschienenen "Weihnachtskantaten" der Gardinerreihe. Volume 16. Rekonstruktionen hin oder her. Das was ich heute hörte, war eine der schönsten Bachkantaten. Besonders schön ist in der Tat der Text. Vor allen Dingen, wie bereits erwähnt, das Tenorrezitativ.



    Die beiden Rezitative (eines mit Chor) sind einfach nur wunderschön. Das andere lautet:



    Die gesamte Stimmung dieser Kantate passt zu alldem. Sie ist feierlich und birgt trotzdem die gesamte Anmut dessen, was in den Rezitativen gesagt wird, in sich.


    :jubel:


    Hinsichtlich der Gardineraufnahmen ist hinzuzufügen, dass diese Kantate die allerletzte der Pilgerreise war. Im verschneiten New York. Man hat ein sehr intensives Jahr hinter sich (davon kann man ausgehen, wenn man alle Kantaten aufgenommen und aufgeführt hat) und bietet diese Kantate dar. Und es ist großartig gelungen.

    Zitat

    Original von Ulli


    Bach: Rohrstockkantate :D


    Lieber Ulli, Du bist nicht ganz unschuldig daran, dass diese Aufnahme seit gestern bei mir auch hoch und runter gespielt wird.


    Wirklich eine sehr empfehlenswerte CD, der ich allen anderen Aufnahmen, die ich von der Hohen Messe im Schrank habe, zur Zeit den Vorzug gebe.


    Guten Abend!


    Gibt es diese Aufnahme denn noch käuflich zu erwerben? Ich konnte nichts finden ?( Allerdings nenne ich Aufnahmen von Kantaten des Friedemann Bach von diesem Label mein eigen und die konnten mich durchaus überzeugen ...


    Ich habe gestern mal mit der Aufnahme einer Suite von dieser CD verglichen. Hinsichtlich der Orchestersuiten hatte ich, bis auf die CD mit Savall, eigentlich noch nie so die richtige Einspielung gefunden, die mich vom Hocker gehauen hat, bis ich die Scheibe mit dem Café Zimmermann gehört habe. Dagegen wirkt selbst die Aufnahme unter Savall in meinen Augen etwas schwerfällig.


    Leider gibt es keine vollständige Aufnahme mit dem Cafe Zimmermann. Aber vielleicht ist ja bei kommenden Einspielungen Bachscher Instrumentalmusik noch was dabei. Ich hoffe das sehr. Wenn eine ähnlich transparente, energische, aber doch leichte Interpretation dieser Werke bekannt ist, so habe ich ein sehr offenes Ohr für Empfehlungen.

    Die Reihenfolge, in der ich meine liebsten Opern listen würde, ist nicht immer die gleiche, dies ist jedoch nur ein Ausdruck davon, wie gern ich bald die eine bald die andere der Opern habe, die ich gern auflege. Allerdings gibt es einen Fixstern und das ist die


    1. Zauberflöte


    Ich kann nicht erklären, warum das so ist. Diese Oper ist einfach Magie für mich.


    Im Moment folgt dieser


    2. L'Orfeo (Monteverdi)


    Vom Stoff her bietet diese Oper einfach verdammt viel. Auch wenn es eine der frühesten Opern ist, finde ich sie doch zeitlos umgesetzt. Wunderbare Melodien zum Mitfühlen in meinen Augen. Unglaublich intensiv ist die Stelle, wo Orpheus berichtet wird, dass Euridice, die Liebe seines Lebens, nicht mehr unter den Lebenden weilt. Dies nur ein Beispiel.


    3. Le Nozze die Figaro


    Im Moment ist es diese Oper, die dauernd mit dem Don Giovanni um den Rang streitet. Wunderschöne Melodien und ein beeindruckender Umgang mit den Stimmen - bishin zu Sextetten.


    4. Don Giovanni


    Tiefgründig. Die Oper aller Opern! :jubel:


    5. La Calisto (Cavalli)


    Diese Oper bereitet mir stets viel Freude. Leider kenne ich noch viel zu wenig aus der Welt der venzianischen Oper.


    Soviel zu meinen Top 5