Beiträge von Der-wonnige-Laller

    Also ich mag das Niveau hier recht gern - ganz besonders das Niveau des (sehr respektvollen :jubel: ) Miteinanders, welches in dieser Form im WorldWideWeb in anderen Foren recht selten zu finden ist...
    Im Vergleich zu mind. 90% der User hier bin ich ein absoluter Klassik-Dödel, halt eher ein Papageno als ein Tamino. Ich reise trotzdem gerne mit, denn allein durchs lesen und rumstöbern erweitert sich mein Horizont stetig :yes:, auch wenn ich oft nur Bahnhof verstehe ?( . Ich kann kaum Noten lesen, weiß immer noch nicht ganz genau was eine Synkope ist oder welche Unterwäsche Beethoven getragen hat... Die Verbreitung und Erläuterung von Fachwissen und Musiktheorie überlasse ich also daher gerne denen, die es wirklich drauf haben. Ich kann und mag mich nur zu einem winzigen Teil der Themen hier äußern - und das auch nur in einer ganz subjektiven, eher sinnlichen Wahrnehmung. Trotzdem bin ich gerne hier, denn im wichtigsten Punkt stimme ich (auch als Unwissender) wohl mit allen Usern hier überein: ich liebe klassische Musik! :beatnik: :lips: :jubel: Daher komme ich ganz gut damit klar, daß ich hier eher zur "Unterschicht" gehöre, denn auch wenn mir der Schnabel nicht hold gewachsen ist, so kann ich hier doch frei Schnauze reden, dumme Fragen stellen (und immer kluge Antworten bekommen) - und muss mich deswegen doch nicht minderbemittelt fühlen. Und in meiner (realen Um-) Welt, wo kaum jemand klassische Musik kennt, darf ich mich allein deswegen schon als König fühlen, weil ich weiß, daß es mehr als drei Tenöre gibt, Verdi nicht nur eine Dienstleistungsgewerkschaft und Tosca mehr als ein billiges Parfum ist... So kann ich das mit meinem Ego ganz gut ausgleichen... :pfeif: :baeh01: :wacky:

    Nach einem richtig beschissenen Tag ist es wieder einmal an der Zeit, schreiend im Kreis zu laufen... :motz: Daher zum Aggressionsabbau (bevor der ganze Karfreitags- und Osterzauber losgeht...):


    Strauss: Elektra
    Polaski/Schwanewilms/ Palmer/Grundheber/Clark/ WDRSO and Radio Choir/ Bychkov



    Manchmal haben kreischende Weiber eben doch etwas für sich... :untertauch::pfeif:

    Am Samstag habe ich auf 3sat den Tenor Joseph Kaiser in der Aufzeichnung der Aids-Gala der Deutschen Oper Berlin vom 8. November 2008 gehört und war absolut begeistert. Bislang habe ich im Internet nur den "Zauberflöte"-Film von Kenneth Branagh mit ihm gefunden (und überlege nun ernsthaft, mir diesen zu bestellen) und erinnere mich noch dunkel an die "Onegin"-Übertragung aus Salzburg (weiß Gott, warum er sich mir da nicht schon direkt ins Bewußtsein gebrannt hat... ?( )... Kennt jemand von euch noch andere Aufnahmen mit ihm?

    Um 20:00 läuft auf Radio Stephansdom


    DER FREISCHÜTZ


    Ottokar: Alfred Poell
    Kuno: Heiner Horn
    Agathe: Elisabeth Grümmer
    Ännchen: Rita Streich
    Kaspar: Max Proebstl
    Max: Hans Hopf
    Samiel: Richard Münch
    Eremit: Kurt Böhme
    Kilian: Kurt Marschner
    Sprecher: Thomas Braut


    Kölner Rundfunkchor,
    Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
    Leitung: Erich Kleiber


    (Aufnahme von 1955)

    Leipzig 2009/2010:


    Premieren
    Nono: Al gran sole carico d’amore 08.10.09 (Insz. Konwitschny)
    Rossini: Der Türke in Italien 07.11.09
    Wagner: Lohengrin 18.12.09 (Konwitschny)
    Prokofjew: Die Liebe zu den drei Orangen 12.02.10
    Händel: Admeto 19.03.10


    Repertoire/ Wiederaufnahmen
    Manon Lescaut, La Bohème, Zauberflöte, Barbier von Sevilla,
    Don Giovanni, Hänsel und Gretel, Traviata, Aida

    Wallberg und Referenzaufnahme geht eigentlich eh nicht zusammen :no: (sein "Königskinder"-Dirigat ist kaum der Rede wert): sein Versuch, die Titelpartien mit Kindern zu besetzen ist einfach in die Hose gegangen. Der Junge ist stimmlich schlicht überfordert, das Mädchen singt zwar recht hübsch, bleibt aber absolut eindimensional. Auch der Rest ist eher unspannend (selbst Hermann Prey) - nur Edda Moser gefällt mir als quirlig-agile Hexe, die viel Hinterfotzigkeit durblicken lässt...


    Solti muss man halt mögen: der trägt richtig dick auf! Es gibt Abende, wo ich seinen üppig-fetten Klang gern hab, aber dann brauch ich auch danach einen "Verdauungsschnaps"... ;) Fassbaender bin ich eh verfallen :jubel: und mit Popp zusammen ist das purer Stimmrausch - wenn es auch mehr nach Vollblut-Opernsängerinnen klingt, als nach Kindern. Berry ist ein eher gemütlich-gutmütiger Besenbinder, ein "Teddybär"-Vater, Hamari scheint von Konsonanten noch nie etwas gehört zu haben und Anny Schlemm klingt mir zu sehr nach einer "Walküre in Rente"... Und leider hat man hier auch die typische "Geräusch-Mixerei" der DECCA dieser Jahre - wo`s geht, wird unnötiger technischer Spökes gemacht... Schade, denn diese Aufnahme hat einen sehr runden und tiefen Klang.


    Gute Idee, Harald :beatnik:


    Auch diese Aufnahme gehört zu meinen Favoriten (trotz des wirklich lächerlichen Cover :hahahaha: ): hier ist es so, daß die Titelrollen einmal "wirklich gesungen" werden (ohne jeglichen Versuch, "kindlich" wirken zu wollen), was der ganzen Sache IMO recht gut bekommt. Larmore erinnert mich im Stimmklang ganz stark an Anna Moffo (nur leider mit noch schlechterer Aussprache). Ich finde es durchaus interessant und angenehm, diese Rollen einmal ohne "Firlefanz" hören zu können. Behrens und Weikl als Eltern finde ich schlicht großartig - beide singen zwar nicht "schön", zeichnen aber absolut überzeugende Charaktere: keine Mutter klingt so verzweifelt, so am Rande ihrer Kräfte und Nerven. Dann die beiden kleinen Goldstücke dieser Aufnahme: Rosemary Joshua und Christine Schäfer - besser kann man sich Sand- und Taumännchen kaum wünschen. Hanna Schwarz übertreibt es für meinen Geschmack zu sehr, mir klingt sie zu atemlos und gehetzt - eine Spur mehr "Kontrolle" wäre ihrer Leistung ganz gut bekommen... Runnicles und das Orchester des Bayerischen Rdfks. kommen meiner Idealvorstellung recht nahe - ein wirklich voller, manchmal auch üppiger Klang, dabei mit aller nötigen Zurückhaltung - ohne Übertreibung, ohne Schwere, ohne unnötige Zuckerglasur...

    Zitat

    Original von GiselherHH
    Frau Lipovseks Hexe weiß alle stimmlichen Register zu ziehen ohne ins Knallchargenhafte abzugleiten


    Ursprünglich war wohl Hildegard Behrens für diese Aufnahme als Hexe vorgesehen, Tate wollte dann aber, daß diese Partie einmal "wirklich gesungen" wird, was der Lipovsek IMO phantastisch gelingt - neben der jungen Christa Ludwig ist sie daher für mich die beste Hexe im Plattenvergleich!

    Hallo Joseph II. :hello:


    Eine der "rundesten" und in sich stimmigsten Stereo-Aufnahmen ist für mich die der EMI von 1989 unter Jeffrey Tate:



    Hänsel: Anne Sofie von Otter
    Gretel: Barbara Bonney
    Knusperhexe: Marjana Lipovsek
    Mutter: Hanna Schwarz
    Vater: Andreas Schmidt
    Sandmännchen: Barbara Hendricks
    Taumännchen: Eva Lind
    Jeffrey Tate; Tölzer Knabenchor, Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks


    Die ist nicht so artifiziell-süßlich wie Karajan, hat nicht so viel "Buttercreme" ;) wie Solti, ist aber musik-dramaturgisch immer sehr plausibel...
    (Mit Karajan und Schwarzkopf hab ich persönlich es eh nicht so, auch nicht mit der langweiligen Hexe von Else Schürhoff...)

    Hallo Harald,


    eine Übertragung auf dem Burgplatz kann ich mir als Sommer-Event am Rheinufer wirklich gut vorstellen (und es würde mich nicht wundern, wenn die Düsseldorfer die Gelegenheit nutzen und im Anschluß mal wieder ein Feuerwerk starten ;) - ich habe noch nie in einer Stadt gelebt, in der quais alle 3 Wochen ein Feuerwerk abgeschossen wird... :yes: :beatnik: )


    Weißt Du evtl. auch schon etwas über den neuen Spielplan und über Veränderungen im Ensemble?

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Der wollige Laller schrieb:



    Genau das hätte ich in dem Thread wo es ursprünglich gestnden ist auch sagen wollen - habe aber davon Abstand genommen


    Hä?? ?( ?(
    Alfred, jetzt mal bitte Butter bei die Fische: dieses Zitat von mir stammt doch ursprünglich aus DIESEM Thread... ich WILL Dich ja verstehen - aber Du machst es einem nicht gerade leicht... :no:

    Nun ist mir ist Dein Anliegen - ehrlich gesagt - noch weniger klar... Darum frage ich - und zwar mit wirklichem Interesse und um zu verstehen: geht es Dir um


    - eine Aufzählung historisch "böser" Menschen mit "gutem" Musikgeschmack ?


    - eine provokante Fragestellung die hauptsächlich große Aufmerksamkeit, viele Hits und eine breite Leserschaft anziehen soll ?


    - die Erörterung der (Wechsel-)Wirkung von Erschaffen und Zerstören bzw. menschliche Kreativität und Destruktivität (in der Kunst/Musik- vs. Gesellschaft/Politik) ?


    oder


    - etwas ganz anderes, welches der Clemens mal wieder nicht zu begreifen scheint ?( (obwohl er sich bemüht :wacky: ) ...


    Oder soll mir das auch Edwin erläutern? :untertauch:

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    sondern:


    Hätten sie Mozart gehört oder gefördert - so würde das MEINE Einstellung zu Mozarts Musik in keiner Weise verändern...


    Da habe ich Dein Anliegen wohl gänzlich missverstanden (und verstehe es auch nicht), kann aber dann nicht mehr dazu sagen als: mir ist vollkommen Wurst, mit welchem Menschen (ob gut oder böse, Massenmörder oder Priester, Hure oder Heilige) zwischen 1200 und 1880 oder sonstwann ich meinen Musikgeschmack teile... :untertauch: :baeh01:

    Lieber Alfred,


    auch mir ist nicht ganz klar, worauf dieser Thread letzlich hinauslaufen soll? Ich empfinde auf der einen Seite eine große Diskrepanz zwischen dem Titel und der eigentlichen Fragestellung, auf der anderen Seite scheint es mir, Du möchtest absichtlich etwas provozierend wirken. Denn ein wenig scheint mir (und das ist wirklich nicht als Polemik zu verstehen) impliziert das Ganze doch unterschwellig: Klassik-/Musik-/Kunst-Liebhaber sind eigentlich von Natur aus "Gutmenschen", sind charakterlich und moralisch grundsätzlich besser als andere Menschen - und wir suchen hier nach den Ausnahmen, die diese Theorie bestätigen. Daher würde ich mir schon einen etwas differenzierteren Titel wünschen, da ich es im Zusammenhang mit Deiner Ausführung doch irreführend finde.
    Eine andere Frage: wozu die zeitliche Einschränkung? Warum sollen Menschen vor bzw. nach dem von Dir festgelegten Zeitrahmen von der Frage ausgeklammert werden? Auch ist IMO zu bedenken, daß man die moralischen Werte der Welt und der Menschen von 1200 nicht mit denen von 1880 (oder später) gleichsetzen sollte. Grundsätzlich finde ich die Frage nach dem Neben- bzw. Miteinander von Konstruktivität und Destruktivität, Liebe und Hass etc. im menschlichen Verhalten äußerst spannend - wüßte aber nicht, wie dies zu erörtern ist, ohne an vorhanden Moralvorstellungen zu kratzen bzw. ohne die gesellschaftliche Normativität von "Gut" und "Böse" zu verletzen...