Engelbert HUMPERDINCK
DIE HEIRAT WIDER WILLEN
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Komische Oper in drei Akten
Libretto: Hedwig Humperdinck (nach Alexandre Dumas: Les demoiselles de Saint Cyr)
Uraufführung am 14. April 1905 an der Hofoper Berlin unter der Leitung von Richard Strauss
König Philipp V. von Spanien - Bariton
Robert von Montfort - Tenor
Hedwig von Mérian - Sopran
Luise Mauclair - Sopran
Emil Duval - Bariton
Herzog von Anjou, französischer Gesandter - Bariton
Lascoux, Gouverneur der Bastille - Bass
Haushofmeister des Grafen Montfort - Tenor
Die Oberin des Stiftes Saint-Cyr - Mezzosopran
Marquis d'Estrée - Sprechrolle
Montforts Wirtschafterin - Mezzosopran
Zwei Zofen - Sopran
Ort und Zeit: Paris und Madrid im 18. Jahrhundert
HANDLUNG:
1. Akt:
Im Maison Royale de Saint-Louis, einem (von Madame de Maintenon, einer einflußreichen "Gefährtin" Ludwig XIV. gegründeten) Internat für Töchter verarmter Edelleute, leben die beiden Freundinnen Luise Mauclair und Hedwig von Mérian.
Bei einem Schulfest in Anwesenheit des Königs, der Maintenon und des Hofes hat die schüchterne Hedwig am Abend in einem Schäferspiel die Phyllis gesungen. So ist sie Robert von Montfort, einem als Don Juan bekannten Grafen, aufgefallen. Es gelingt ihm, Hedwig einen Liebesbrief im Park zu hinterlassen, den diese zwar findet, aber nicht zu öffnen wagt. Nicht so die forsche Luise, die ihrer Freundin nun eröffnet, daß sich der Graf bald zu einem Stelldichein einfinden wird.
Der Herzog von Anjou, der zum neuen Gesandten im Dienste Frankreichs gewählt worden ist, warnt Montfort eindringlich vor Liebeleien im Damenstift. Montfort schlägt die Warnung jedoch in den Wind; er hat inzwischen seinen Freund Emil Duval, der kurz vor seiner eigenen Hochzeit mit einer "Ungeliebten" steht, die ihm den Titel eines Barons zuführen soll, überedet, sich während seiner Zusammenkunft mit Hedwig um Luise "zu kümmern", um nicht gestört zu werden.
Luise jedoch, den unehrenhaften Absichten des Grafen nicht trauend und eine Möglichkeit zum gesellschaftlichen Aufstieg durch Eheschließung witternd, hat mittlerweile die Maintenon von den Vorgängen im nächtlichen Park unterrichtet. Ihr Plan geht auf: die beiden Paare werden überrascht und die Herren von der Wache abgeführt.
2. Akt:
Auf Befehl des Königs sind Monfort und Duval in der Bastille bei Wasser und Brot solange zu arrestieren, bis diese sich zur Wiederherstellung der Ehre der beiden Konventualinnen durch Heirat bereit erklären. Duval ist rasch überzeugt, würde er doch so seiner ungeliebten Verlobten entgehen. Monfort aber, der nichts von Luises Intrige ahnt, fühlt sich von seiner ehrlich geliebten Hedwig hintergangen.
Die Aussicht auf ein anständiges Frühstück lässt in den beiden Freunden jedoch einen neuen Plan reifen: sie erklären sich zur Zwangsheirat bereit, um sich - unmittelbar nach der wiedererlangten Freiheit - nach Spanien, an den Hof König Philipps V. abzusetzen.
Verwandlung: Im Palais des Grafen - dessen Güter durch Veranlassung der Maintenon inzwischen beschlagnahmt wurden - werden die Trauungen vollzogen. Hedwig ist von der ablehnenden Haltung Montforts verletzt - die beiden Frauen ahnen, daß ihre Ehemänner sich bald aus dem Staub machen wollen. Doch Luise weiß: "Wir sehen uns wieder!"
3. Akt:
So ist es geschehen: Die beiden Herren weilen nun in Madrid am Königlichen Hof. Monfort hat hier, als "Maitre des Plaisirs" ein großes Ballfest arrangiert, zu welchem auch der französische Gesandte aus Paris, mit einer "Überraschung" Ludwigs XIV. erscheint, die unter dem Titel "Der Heimat holde Grüße" angekündigt wird.
Aus einem Nebenzimmer ertönt jenes Schäferlied, durch welches einst Hedwig beim Schulfest das Herz Montforts berührte. Schmerzlich wird diesem bewußt, wie sehr er Hedwig trotz des Verrats immer noch liebt. Er ahnt nicht, daß es tatsächlich Hedwig ist, die dieses Lied singt. Durch den Einfluß von Madame de Maintenon ist es den beiden Freundinnen gelungen, gemeinsam mit dem Gesandten, nach Spanien zu reisen. Auf dem Ball erscheinen sie als Schäferin und Spanierin verkleidet. Als sie ihre Masken fallen lassen, sehen sich die verdutzten Ehemänner vor eine Situation gestellt, der sie nicht gewachsen sind.
Als Hedwig zum König gerufen wird, glaubt Montfort (wieder durch eine List von Luise), diese solle ihm als Maitresse zugeführt werden. Rasend vor Eifersucht zieht er seinen Degen gegen den König und wird auf der Stelle verhaftet. Nun werden alle Ränkelspiele durch Luise aufgeklärt, die sich als Urheberin der Intrigen bekennt. Da die beiden Frauen ihren Gatten die Flucht verzeihen und auch alle Festgäste um Gnade für die Getäuschten bitten, lenkt der wohlwollende König ein: er verzeiht und vereint die - vormals widerwillig - verheirateten Paare. Luise stimmt zu einem heiteren Schlußgesang an:
Üben holde Frauen Tücke,
glaubt, so ist´s zu eurem Glücke,
selbst dann, wenn´s der weise Mann
nicht sofort begreifen kann.
Ränkespiel in meinen Händen
saht ihr so zum Heil sich wenden,
aller Wünsche zu erfüllen
durch die "Heirat wider Willen" !