Beiträge von Karsten

    Brilliant Classics hat eine preisgünstige Gesamtaufnahme der Schubert-Messen mit verschiedenen Interpreten herausgegeben:



    Franz Schubert (1797-1828)
    Sämtliche Messen
    5 CDs
    - Messen D. 105, 167, 324, 452, 678, 872, 950
    - Salve Regina D. 676;
    - Magnificat D. 486;
    - Tantum ergo D. 962
    Rubens, Weir, Genz, Goerne, Mehnert, Groop, Vernerova, Filova, Smidova, M. Benackova,
    Gächinger Kantorei, Oregon Bach Festival Choir,Tölzer Knabenchor
    Kammerorchester Prag, Virtuosi di Praga, Bach-Collegium Stuttgart,
    Rilling, Schmidt-Gaden, Gandolfi, Backofen
    Brilliant Classics, ADD/DDD, 75-96


    CD 3 enthält besagte Messe in der Zweitversion, als "Anhang" finden sich auf zwei Tracks am Ende der CD die Erstversion des "Cum sancto" und eine Varainte des "Osanna". Die BEsetzng dieser Aufnahme:


    Donna Brown, sop; Monica Groop, alt; James Taylor, ten; Michael Volle, bass
    Oregon Bach Festival Choir & Orchestra
    Helmuth Rilling
    Aufnahme: 6-9 Juli 1996, Silva Concert Hall, Eugene, Oregon,USA


    Zu Qualität von Aufnahme und Interpretation kann ich leider nichts sagen. Aber es wurde ja auch nur danach gefragt, weclhe Aufnahme die Erstfassung enthält ;)


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Ich habe überlegt, wo ich diese Frage am besten unterbringen könnte und die Sucheergebnisse lassen mir diesen Thread wohl am "passendsten" erscheinen.


    Die verhältnismäßig günstige 40-CD-Box mit sämtlichen Liedern Schuberts von Hyperion war im Forum wohl immer nur mal hier und da am Rande erwähnt worden. Meist waren es Einzelfolgen der ursprünglichen Reihe, die lobend erwähnt wurden.
    Wie sieht es denn nun mit der Gesamtbox aus? Die Aufnahmen wurden für diese Box neu zusammengestellt (in chronologischer Reihenfolge) und ein dickes Buch beigelegt. Insbesondere zu dem Buch habe ich eine Frage: Es wird gesagt, dass ein Vorwort von Johnson (dem Projektleiter und Begleiter) und die Liedertexte mit Übersetzung enthalte. Ist da noch mehr drin? Z.B. sind die kundigen Boolet-Texte und Werkeinführungen der Einzel-CDs auch dabei?
    Danke für Infos.


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Münti
    Jetzt aber eine Frage eines Nicht-Orgelspielers: Warum ist die schnelle Stimme nicht in die Manuale gelegt? Ist es begründbar, warum die Musette so geschrieben ist, außer daß das Ganze dadurch virtuoser ist?


    Mit ausschließlich "rationalen" Gründen ist das wohl nicht begründbar. Und: wäre das Stück noch "Dupré", wenn er es anders, bzw. "einfacher" gemacht hätte?
    Dupre´schrieb das "Triptyque" zur Einweihung einer großen amerikansiche Konzertsaal-Orgel, er selbst (damals 71 Jahre) sollte das Werk in dem ersten Orgel-solo-Konzertabend uraufführen, was er auch tat (kurz darauf spilete er das Werk auf LP ein).
    Es wäre durchaus denkbar, dass Dupré seine schon beeinträchtigten Finger etwas "schonen" wollte ;)


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Tresor
    - Carillon, op. 27, Nr. 4
    und
    - Musette, op. 51


    Die beiden Stücke zeigen, dass Dupré wirklich sehr unterschiedliche Kompositionen kreiert hat. Das Carillon kommt virtuos daher und steigert sich toccata-ähnlich zum Ende hin. Wer anderswo Dynamik vermißt, der höre sich hier an wie die 32-Füßer voll zutreten. 8o Das Musette ist ein kurzes, ruhiges und melodisches Stück. :angel:


    OhDie STücke sind ind er Tat sehr unterschiedlich, aber den "Engel" hat die Musette nicht verdient, wer sich die Noten anschaut bzw. das Stück spielen möchte, wird es sehr schnell zum Teufel wünschen:
    Denn dur "ruhige" Melodie wird mit den Händen gespielt, während die schnelle leise Begleitstimme mit ihren Tonrepetitionen die beiden Füsse übernehmen dürfen... Wie gesagt: Dupré protzt nicht immer mit der von ihm verlangten Virtuosität... ;)


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Duprés "Souvenirs" sind sehr lesenswert und eine der wichtigsten Quellen bzgl Duprés Biografie. Michael Murray zitiert sie häufig. Aber auch hier gilt, dass man hier logischerweise "nur" Duprés Sicht der Dinge erfährt. Viele interessante und bemerkenswerte Dinge werden einfach nicht erwähnt, sei es, weil sie Dupré nicht so wichtig erschienen oder einfach ein wenige rühmliches Kapitel in seinem Leben sind (man denke nur an die "schwierige" Verhältnis, das zwischen Dupré und Vierne herrschte).


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Münti
    Aber zurück zu Dupré:
    Ich hatte nicht gewußt, daß er Probleme mit den Fingern hatte. Wie schlimm war es denn bzw. welche Krankheit? Gibt es eigentlich ein empfehlenswertes Buch, in dem man solche Details erfahren kann?


    Dupré litt zum Zeitpunkt der Aufnahme in Rouen schon etwa seit zehn Jahren an Ankylose, einer unheilbaren Gelenkversteifung. Die Krankheit beeinflusste vor allem die Beweglichkeit der Fingergelenke (mit der Zeit wurden beispielsweise die vorderen Gelenke des 4. und 5. Finger komplett steif). Schaut man sich Detailaufnahmen der verkrüppelten Hände an (beispielsweise an Rouen) so läuft es einem schon kalt den Rücken herunter, umso beeindruckender die Leistung Duprés, dennoch seine Werke auf diese Weise (und in diesem Alter) zu spielen.


    Auf Bildern im Internet ist das aufgrund der Größe leider nur sehr schwer zu erkennen bzw. wenn man entsprechende Altersbilder genau anschaut, sieht man vielleicht, dass die extrem betroffenen Finger quasi S-förmig "verbogen" sind.


    Zitat

    Original von Münti
    Gibt es eigentlich ein empfehlenswertes Buch, in dem man solche Details erfahren kann?


    Von dem US-Amerikaner Michael Murray, einem der letzten Schüler Duprés, gibt es eine sehr umfangreiche Biografie über Dupre. Sie ist auf Deutsch in der "Edition Lade" erschienen, ein österreichischer Verlag der sich auf Orgel-CDs und -Bücher insbesonderer spezialisiert hat. Der Band ist sehr umfangreich, mit viel Bildmaterial und sehr edel ausgestattet. Dementsprechend nicht billig, aber jeden Cent wert. Die Edition Lade hat eine Internetpräsenz die leicht zu finden ist. Einziger Wermutstropfen ist, dass diese Biografie von einem ergebenen Schüler geschrieben und relativ unkritisch ist. Es gibt bzgl. Duprés Leben und Wirken durchaus (berechtigte) kritische Punkte und Meinungen, auch von ehemaligen Schülern und Studenten. Es lohnt sich also, auch Erinnerungen anderer Schüler und Kritiker zu berücksichtigen. Die Wahrheit liegt wohl - wie immer - irgendwo in der Mitte.


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von salisburgensis
    Danke für die Info!


    Na hoffentlich gibt's die Einzelveröffentlichungen der letzten rund 130 Sonaten doch noch irgendwann. Ich hab keinen Bock drauf, den Würfel kaufen zu müssen und die ersten neun Dreierboxen wegschmeißen zu können. :motz:


    :hello:
    Thomas


    Dass die restlichen AUfnahmennoch als Einzel-Boxen veröffentlicht werden, glaube ich persönlich nicht. Das rechnet sich wohl einfach nicht, sowohl für das Label auch für den Käufer (die verbliebenen Boxen einzeln gekauft wären nicht aso viel Billiger als die ganze Box).
    Aber ich bin mir absolut sicher, dass es sich rechnen würde, die günstige große Box zu kaufen und die alten 3-CD-Boxen nach und nach auf dem Gebraucht-CD-Markt zu verkaufen. Da ließe sich sicher bei entsprechender Taktik auch noch Gewinn machen und Platz im CD-Regal spart man noch dazu :)


    Gruß
    Karsten


    Offensichtlich hat Brilliant Classics auf eine Einzelveröffentlichung der letzten Aufnahmen in CD-Boxen verzichtet:


    Scarlatti Collection, Complete Piano Music
    Cat.No.: 93546
    EAN Code: 5028421935461
    Format: 36 CD
    Label: Brilliant Classics
    Composer: Pieter-Jan Belder


    Die Reihe wurde nun komplett als CD-Box auf den Markt geworfen. Unter anderen schon bei einem Online-Versand-Haus mit veralteter Jahreszahl zum bekannt günstigen Preis habbar. :jubel:


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Ein Nachtrag:



    Collections Grandes Orgues, Vol.V
    Dupré joue Dupré
    - Symponie-Passion
    - Choral et Fugue
    - Iste confessor
    - In dulci jubilo
    - Ave Maris stella - Amen
    Marcel Dupre
    Cavaillé-Coll Orgel der Abteikirche St.Ouen, Rouen
    Philips France, ADD, 1965


    Ein sehr bewegendes Klangdokument. Im hohen Alter kehrt Marcel Dupré an die Orgel zurück, die ihn in seiner Jugend am meisten prägte und wie er selbst sagte "machte".
    Auf dieser Aufnahme spielt er einige seiner bekanntesten Werke, eine weitere CD umfasst Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach.
    Wie schon erwähnt, war Dupré zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht mehr der jüngste (um genau zu sein zarte 79 Jahre) und aufgrund einer Verkrüppelung seiner Finger hat er im Alter seine Spieltechnik völlig umstellen müssen. Mit welcher Souveränität er auf dieser Aufnahme spielt, lässt Erahnen, welche unglaubliche Technik er in seinen jungen Virtuosenjahren gehabt hat (ältere AUfnahmen sind ebenfalls noch vorhanden). Einige Patzer können da getrost ignoriert werden.


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Tresor
    Hallo Karsten und Münti,.


    Zitat

    Aber Scott war in der Tat lange Jahre Organist in St.Paul's.


    Stimmt, von 1990 - 2004.[/QUOTE]
    Kleine Ergänzung: einen offiziellen Organistenposten (Sub-Organist)hatte er schon seit 1985. An St.Paul's aktiv war er allerdings auch schon zuvor.

    Zitat

    Original von Tresor


    Stimmt nicht ganz.
    Die Orgel ist in mehrere Sektionen aufgeteilt, sozusagen im ganzen Raum verteilt. Man benötigt für die Aufnahme viele Mikrofone. Da diese nicht alle an der gleichen Stelle stehen, ergibt sich ein Höreindruck, der mit zwei Ohren so nie möglich wäre. Sind die Mikrofone auch noch weit von den Pfeifen entfernt, schleicht sich mehr Raumhall ein und es kann zu Überlagerungseffekten kommen. D.h., mehrere Mikrofone decken den gleichen Raum ab und es kommt beim Zusammenmischen zu phasenverschobenen Überlagerungen, die zu (teilweise) Auslöschungen oder Verstärkungen führen können und somit den Klang- und Raumeindruck und evtl. das Dynamikverhalten verfälschen.


    Eine Aufteilung der Orgel auf zwei gegenüberliegenden Seiten im Chor (Nord- und Südchor), wie sie in St.Paul's zu finden ist, trifft man in sehr vielen großen amerikanischen und britischen Kirchen an. Eine derartige Verteilung ist dort üblicher. Ergänzende "Divisions" sind auch nocht so sehr selten, natürlich vor allem in sehr großen Kirchen anzutreffen.
    Die Verwendung mehrerer Mikrofone ist bei Orgelaufnahmen auch nicht so unüblich. Der Raumklang und der Klang der Orgel werden getrennt abgenommen und abgemischt. Die aktuellen 5.1.-Möglichkeiten eröffnen da noch viele mehr Möglichkeiten (mit entsprechenden Mikrofonbedarf).
    Wie auch immer: jeder raum und jede orgel verlangen individuelle Lösungen, die sich im Laufe der Zeit mit dem zunehmen der Erfahrungen ändern und optimieren können.


    BTW: da ja hier nur über die Aufnahmequalität "gemeckert" wird, was sagt ihr zur Interpretation Scotts? Oder ist die nicht so wichtig? 8)


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Münti
    Hallo Karsten!



    Genau die CD meine ich! Da wartet man 70 Minuten lang auf ein wenig Dynamik, und dann kommt zum Schluß so etwas!


    Kannes sein, dass du "Dynamik" mit "extremer Lautstärke" verwechselst? :rolleyes:
    Dynamik haben sowohl die Orgel als auch die Aufnahme. Wenn Du Dir mit extremer lautstärke das Hirn wegpusten willst, kannst Du ja den Lautstärkeregler auch bei dieser Aufnahme nach oben drehen. :baeh01:


    Zitat

    Original von Münti
    Es mag sein, daß es schwierig ist, in St.Paul Orgelmusik aufzunehmen - dann soll man es lassen! Warum hat John Scott nicht eine andere Orgel gewählt (unwissenderweise: Ist er dort Titularorganist? :O)?


    Titularorganisten gibt's in der Regel nur in Frankreich (wenige Ausnahmen abgesehen). Aber Scott war in der Tat lange Jahre Organist in St.Paul's. Es ist in St.paul's nicht viel mehr oder weniger schwierig, Orgelaufnahmen zu machen als in anderen vergleichbaren Kirche mit entsprechendem Hall. Ich kann nur vermuten, warum er ausgerechnet diese Orgel für mehrer Aufnahmen ausgesucht hat, aber von dem bisherigen Klangeindruck denich von verschiedenen Aufnahmen habe, würde ich mal tippen, dass einige der Gründe
    - das klanglich wunderschöne und zudem extrem dynamische :D Instrument ist
    - die fanatstische Raumakustik
    - die Tatsache, dass es eben "sein" Instrument ist, dass er sehr gut kennt...


    Zitat

    Original von Münti
    Die Cochereau-Aufnahme kann man vielleicht wirklich ans andere Ende der Aufnahme-(Entfernungs-)Skala setzen, eben sehr nah aufgenommen. So müßte es aber der Organist auch hören, oder?


    Das ist kein Argument. Ist eine Orgel für den Organisten am Spieltisch intoniert oder für die Leute unten im Raum? Man klemmt einen Geiger für Aufnahmen ja auch nicht ein Mikro in den Nacken, nur weil er die Geige eben so hört...


    Zitat

    Original von Münti
    Trotz des ordentlichen Rauschteppichs kommt bei der Aufnahme meiner Meinung nach deutlich mehr rüber.


    Was verstehst du unter "deutlich mehr"? Mehr Nebengeräusche, mehr klappern, mehr übersteuerte Aufnahmesignale, mehr rauschen? :D


    Zitat

    Original von Münti
    Das op.18 ist nach jedem Satz durch einen gregorianischen Choral unterbrochen, was gut zu der Musik paßt (hat man an anderer Stelle schon anders erlebt). Leider ist jeweils der Orgel- und der Choralsatz auf einem Track vereint, so daß sich nicht die Option ergibt, die Choräle wegzulassen. Das ist aber der einzige Negativpunkt. Ich habe einige CDs mit Suzanne Chaisemartin und ich mag ihre Spielart sehr. Zur Orgel muß ich ja wohl nichts sagen. Wie eigentlich immer sehr schön im Raum aufgenommen ;)!


    Die Versetten sind ja gerade im Hinblick auf diesen Wechsel Chor - Orgel geschrieben worden und wenn ich gehe daher mal davon aus, dass es "passt" (sonst hätten entweder der Chor oder die Orgel was extrem falsch gemacht :D ).
    Ob man sich über gemeinsame Tracks ärgern soll, kommt immer auch auf die Ensembles an :hahahaha: Streng genommen gehört es nun mal "zusammen".


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Orgeln sind in der Tat sehr schwer aufzunehmen und jeder Toningenieur bzw- Interpret hat dazu noch verschiedene Vorstellungen, wie die Orgel auf der Aufnahme klingen soll (ganz zu schweigen von den Erwartungen der vielen Hörer).


    Ich würde nun nicht behaupten, dass die Duruflé-CD zu den aufnahmetechnischen non-plus-ultra-CDs gehört. Jedoch für die damaligen Verhältnisse wurde die Orgel (an verschiedenen Plätzen verteilt) in der extrem schwierigen Akustik wirklich sehr gut eingefangen. Ich habe die Duruflé-CD länger nicht mehr gehört, aber wenn ich mich recht erinnere wird die CD von "kreischenden Hochdruckzungen" (ich vermute sind die Royal Trumpet über dem Westeingang gemeint) erst in der letzten Minute "unterbrochen" - oder besser: beschlossen.


    Die Cochereau-Aufnahmen aus Notre-Dame sind aufnahmetechnisch streng genommen eine Katastrophe (viel zu nahe Mikrophonaufstellung udn schlechtes Equipment), aber die Interpretationen machen dieses Manko wett. Die Cochereau-CD müsste demnach noch vor der Duruflé-CD beideinen "schlechtesten" Aufnahmen landen.


    Wobei wir beim entscheidenden Punkt wären: John Scott verfügt über eine phänomenale Technik und eine ordentliche Portion Musikalität. Für mich Grund genug, die Aufnahme zu empfehlen. Mittlerweile mag es mehrere oder "aktuellere" Gesamteinspielungen geben, aber die Aufnahme kann neben diesen immer noch bestehen.


    Bei den Dupré-Aufnahmen setzt Scott die "kreischende" State Trumpet etwas öfter ein, aber er erreicht dadurch wirkungsvolle Effekte, die durchaus durchdacht sind und keineswegs um des Effektes willen allein eingebaut werden. Und mit welcher Brillianz Scott die "Esquisses" spielt, das muss man einfach mal gehört haben. Umgekehrt spielt Scott die Cortège ("Festzug") mit einer Gemessenheit und Würde, die viele andere Interpreten vermissen lassen.


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Ja, Dupré hat eigentlich einen Thread verdient, wurde auch Zeit.


    Münti hat ja das eine oder ander angesprochen. In der Tat ist Duprés Orgelwerk sehr "durchwachsen", was aber auch schlicht daran liegt, dass sich sein Stil in seinem Leben etwas gewandelt hat und er seine Orgelwerke zu ganz unterschiedlichen Zwecken schrieb. Ganz grob kann man drei grundsätzliche Zwecke unterscheiden:


    1) Literatur zum den Konzertgebrauch, hochvirtuos richtet es sich an den Konzertorganisten.


    2) Literatur zum Liturgischen Gebrach, im Gottesdienst. Hier sind alle Schwierigkeitsstufen vertreten, das virtuose tritt meist etwas zurück, was nicht heisst, dass manche Stücke verflixt schwer sind.


    3) Pädagogische Werke. Orgelwerke die für den Unterricht bzw. das Studium geschrieben wurden, z.B. Sammlungen mit steigenden Schwierigkeitsgrad.


    Selbstverständlich gibt es hier auch Überschneidungen und Kombinationen. So ist beispielsweise "Tombeau de Titelouze" eine Sammlung von Choralbearbeitungen die im Gottesdienst Verwendung finden können, zum anderen aber auch pädagogische Absichten haben (vgl. den progressiver Schwierigkeitsgrad).


    Am bekanntesten sind die von Münti schon erwähnten virtuosen "Jugendwerke". Mit diesen Werken begründete Dupré seinen weltweiten Ruf als Orgelvirtuose und Orgelkomponist. Hier "protzt" er auch ein wenig mit seiner Virtuosität, wohingegen er in dem Spätwerk zu einem eher verinnerlichten, "kopflastigen" und spröderen Stil findet, bei der Virtuosität durchaus vorhanden ist, aber eben nicht immer so vordergründig.


    Die Cochereau-CD hat Münti schon sehr treffend charakkterisiert. Sie lebt sehr viel, also vor allem von Cochereaus Interpretation, die in einigen Punkten massiv von Duprés Spielangaben abweicht. Allerdings hat sich Cochereau von Dupré für diesen Interpretationsansatz ein "Placet" geholt.


    Die Naxos-Reihe ist sicher ein schöner Start zum kennenlernen einzelner Werke. Leider ist die Reihe keine "Gesamtaufnahme", da einige wenige Einzelwerke fehlen. Offensichtlich war man da etwas schlampig bei der Organisation und Aufnahme der Werke.
    Die Gesamtaufnahmen von Jeremy Filsell (Guild) ist komplett (eben auch "an einem Stück" entstanden und Ben van Oosten, der schon mit fantastischen Gesamtaufnahmen bei Guilmant, Widor und Vierne geglänzt hat, ist mitten in seiner Gesamtaufnahme (MDG). Beide Aufnahmereihen sind allerdings nur zum Vollpreis zu bekommen.


    Einen sehr gut gespielten "großen" Querschnitt mit den "Best off" bietet John Scott, ehemaliger Organist an St.Paul's Cathedral in London mit zwei Dupré-CDs (eingespielt eben dort). Beide CDs sind als Doppel-CD sehr günstig wieder aufgelegt worden:



    Marcel Dupre (1886-1971)
    Orgelwerke
    2 CDs
    - Präludien & Fugen op. 7 Nr. 1-3
    - Esquisses Nr. 1 & 2
    - Placare Christe servulis
    - Choral & Fuge op. 57
    - Te lucis ante terminum
    - Varations sur un vieux Noel op. 20
    - Symphonie-Passion op. 23
    - Cortege et Litanie op. 19 Nr. 2
    - Allegro deciso aus Evocation op. 37
    John Scott
    Orgel Paul´s Cathedral London
    Hyperion , DDD, 1986/1998


    Die Aufnahme ist sowohl interpretatorisch aals auch aufnahmetechnisch eine Wucht.


    Einen etwas bunteren Schnitt durch Dupres Orfgelwerke bietet Daniel Roth, Nach-Nachfolger von Marcel Dupre an der legendären Orgel von St.Sulpice, Paris. Allein schon wegen der Kombination Interpret-Literatur-Instrument ein absolutes "must have".



    Marcel Dupre (1886-1971)
    Orgelwerke
    - Preludes & Fugues op. 7 Nr. 1-3; op. 36, 2;
    - In dulci jubilo
    - Variationen op. 20;
    - Berceuse aus Suite Bretonne op. 21, 1;
    - Inventionen op. 50, 2
    - Virgo Mater aus Offrande a la Vierge op. 40, 1
    - Le Monde dans l'attente du Sauveur
    Daniel Roth / Cavaille-Coll-Orgel St. Sulpice Paris
    Motette , DDD, 99


    Wem die Kombination St.Sulpice - Dupre gefällt, kann hier gleich weiter machen: Klangtechnisch wie interpretatorisch überzeugt diese CD ebenso:



    Marcel Dupre (1886-1971)
    OrgelwerkeCD
    - Resurrection aus "Symphonie Passion";
    - 6 Versets pour le Magnificat op. 08;
    - Lamento op. 24
    - Pastorale aus op. 27
    - Toccata aus Orgelsymphonie Nr. 2
    - 3 Choräle aus "Tombeau de Titelouze"
    - Cortege et Litanie
    - Präludium & Fuge op. 7, 2
    - Final aus "l'Evocation"
    - Te Deum-Paraphrase
    Suzanne Chaisemartin / Cavaille-Coll-Orgel Saint-Sulpice Paris
    Aeolus , DDD, 00


    Ein weiteres bekanntes Orgelwerk Duprés ist der "Kreuzweg" (Chemin de la Croix". Dupré improvisierte hier bei einer Lesung des gleichnamigen Gedichtzyklus von Paul Claudel zu den Kreuzwegstationen Orgelmusik, die er später ausarbeitet und veröffentlichte.


    Yves Castagnet, Organist an der Chorogel der Cathedrale Noztre-Dame-de-Paris spielte an der Hauptorgel der Kathedrale eine spannende Aufnahme des Zyklus ein, die einem teilweise einen Schauer über den Rücken jagt:



    Yves Castagnet joue Marcel Dupré aux Grandes Orgues de Notre Dame de Paris
    - Le Chemin de la Croix , op.29
    - 2ème Symphonie
    Intrada , DDD


    Das soll erst mal reichen. Es gibt noch einige andere sehr schöne Dupré-Platten und natürlich auch Aufnahmen mit Dupré höchstselbst :)


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Bereits in einem anderen Thread erwähnt:



    Dorothy Over the Rainbow
    Dorothy Papadakos improvisiert an der Aeolian-Skinner-Orgel der Cathedral St-John-the-Divine, NYC
    Pro Organo CD 7080
    DDD 1996


    - Trisagion, improvisation for organ
    - Conditor Alme Siderum, improvisation for organ
    - Hodie Christus Natus Est, improvisation for organ
    - O Pavlós Stin Thálassa (Paul at the Sea), for organ & 4 instruments
    - Picardy, improvisation, for organ
    - Auld Lang Syne, improvisation for organ
    - The Lake, duet for soprano saxophone & organ
    - Deep Blue, improvisation for organ with humpback whale songs
    - Somewhere Over the Rainbow (for the film The Wizard of Oz)
    - Salzburg


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Weiters gibt es eine (seinerzeit etwas heftig diskutierte) Studie von Almut Rößler über Messiaen, wobei naturgemäß das Orgelwerk im Zentrum steht. (Der Vorwurf lautete, Rößler glaube, im Besitz der alleinigen Wahrheit über Messiaen zu sein.)


    Almut Rössler hat überaus intensiv mit Messiaen seine Orgelwerke erarbeitet und sie hat mehrere Erst- bzw. Uraufführung seiner Orgelwerke gespielt. Aufgrund dieser Zusammenarbeit sind Rösslers Schriften und Aufnahmen durchaus eine wichtige und ernstzunehmende Quelle, wenn man sich ernsthaft mit Messiaen beschäftigen will. Dass es aber viele Wege gibt, die nach Rom führen, verstreht sich ja von selbst...


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Benjamin_Müller


    Wo stößt man denn auf diese Werkeinführungen außer in den Notenbänden? Oder gibt es sogar noch ein Buch von Messiaen über seine Werke?


    Die Vorworte / Einführungen der Notenausgaben aus Messiaens eigener Hand findet man in vielen Booklets von Gesamtaufnahmen (Innig, Bate..). Sie sind außerdem vor einigen Jahren in einem Begleitbuch zu einem Messiaen-Festival an Ste-Trinité komplett erschienen, ergänzt durch einige Erinnerungen und Fachbeiträge. Das Büchlein kann man an dem dortigen Souvenirstand sicherlich noch bekommen, war auch recht günstig für das, was man darin alles lesen kann. Vielleicht einfach mal an die Gemeinde eine e-mail-Schreiben, vielleicht verwschickt man das auch per Post: http://www.latriniteparis.com/


    Ansonsten gibt es über Messiaen und auch seine Orgelwerke recht viel Beiträge in der einschlägigen Fachliteratur, ich denke da z.B: an Almut Rösslers sehr kompetenten Beitrag in dem "Handbuch Orgelmusik".


    Zitat

    Original von Benjamin_Müller
    Um auch gleich eine Meinung aus diesem Thread aufzugreifen: Sicherlich ist es relativ unbefriedigend ein Werk erst 'erklären' zu müssen, damit man es anschließend beim Hören auch erst richtig genießen kann. Allerdings sind Messiaens Werke meinem Eindruck nach wirklich oft sehr komplex und setzen gute Kenntnisse in der Theologie voraus, die man von einem Durchschnittshörer nicht unbedingt erwarten kann - die auch bei mir selbst oft über mein Wissen hinausreichen.
    Aber das ist ja kein Grund Messiaen nicht zu hören, oder? Ich möchte mich gerne mit dem Hintergrund dieser Werke beschäftigen. Vor einiger Zeit hörte ich die Corps glorieux im Fuldaer Dom, deren Klänge mich schon an sich sehr begeistert hatten. Der erklärende Text war passend zum Konzert auf das Nötigste beschränkt und trotzdem konnte man erahnen, dass sich hinter diesem Werk eigentlich noch viel mehr verbirgt.


    Ja, zu Messiaens Musik kann man Bände schreiben (wird ja gemacht) und es gibt immer wieder was zu entdecken (wird auch gemacht).


    Rudolf Innig hat einmal in einem Interview Messiaen darauf angesprochen, ob er nicht von dem Publikum "zuviel" erwarte. Seine Antwort ist sehr aufschlussreich und interessant. Das Interview kann man auszugsweise nachlesen auf Rudolf Innigs Website http://www.rudolf-innig.de/. (Veröffentlichungen -> Messiaen-CD 5, pdf-Bookletauszug).


    Man kann an jede Art von Musik (vor allem moderner/avantgardistischer) ja auch ganz unvoreingenommen begegnen (man sollte es zumindest). Man kann von Messiaens Musik auch gefesselt werden, ohne die Bibel auswendig zu kenne oder hinduistische Rhythmen nachklatschen oder deren Namen fehlerfrei aussprechen zu können oder Vogelgezwitscher nachpfeifen zu können :)


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Hildebrandt


    Naja, whale watching (gibts whale hearing?) im Kölner Dom halt. :D


    Außerdem muss man da gerade im Orgelbau auf einiges gefasst sein.


    "Whale hearing" gibt es natürlich auch. Schon vor Jahrzehnten waren Tonträger mit Buckelwalgesängen in den Charts (und die gibt es immer noch zu kaufen).


    Aber um beim Thema Wal+Orgel zu bleiben: Dorothy Papadakos, Organistin an der Cathedral St-John-the-Divine in New York City, hat für eine ihrer CDs eine Improvisation über eben solche originalen Walgesänge eingespielt. Die Gesänge wurden vom Band eingespielt, und darüber improvisierte sie dann an den Orgeln...


    Die CD ist in Europa leider schwer bis gar nicht zu bekommen, dennoch hier mal die CD:



    "Dorothy Over the Rainbow"
    Dorothy Papadakos improvisiert an der Aeolian-Skinner-Orgel der Cathedral St-John-the-Divine, NYC
    Pro Organo CD 7080


    Die CD ist wirklich sehr empfehlenswert !!


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    1) Besuche den Notenhändler deines Vertrauens bzw. sonst einen gutes Notenfachgeschäft in der Nähe.
    2) Frage den Händler nach "Sammelbänden von Orgelmusik zu Trauerfeiern"
    3) Je nachdem wie gut der Laden ausgestattet ist, wird der Händler dir mehrer Sammelbände zeigen können bzw. mehrere dutzend Sammelbände in allen Preis- und Schwierigkeitsklassen nennen können.
    4) Kauf dir das was dir preislich und schwierigkeitsmäßig zusagt.
    5) üben


    Falls kein Notenhändler vor Ort ist: die einschlägigen Online-Shops Listen solche Bände dutzendweise auf. Angand der Datenkannst du dich auf den Internetseiten der entsprechendne Verlage über weitere Details informieren. Weiter oben bei 4).


    Die Sammelbände vom Butz-Verlag sind recht günstig und bieten reichlich Auswahl.


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Wie schon erwähnt wurde, gibt es momentan nur eine vollständige CD-Gesamtaufnahme der Reger'schen Orgelwerke, nämlich die von Rosalinde Haas. Über diese Aufnahme, wie auch viele andere Aufnahmen auch, wurde im Reger-Orgel-Thread schon einiges dazu gesagt.


    Vol.2 der Naxos-Einspielung ist komischerweise leider vergriffen (weiß der Teufel, warum die CD nicht wiederaufgelegt wird) und damit eine der besten Naxos-Orgel-Aufnahmen. Die Naxos-Aufnahme ist im ürbigen noch nciht abgeschlossen.


    Jörg Strodthoff (Auenkirche Berlin) nimmt bald ebenfalls eine Reger-Gesamtaufnahme in Angriff.


    Wie auch immer, alle angefenagenne Gesamtaufnahmen werden noch einige Jahre brauchen, bis sie abgeschlossen sein werden.


    Ich bleibe bei meiner Empfehlung, zu Beginn lieber einige wirklich sehr gute Reger-Einspielungen an historischen Instrumenten von den Hauptwerken anzuschaffen (empfehlungen siehe Thread). Das halte ich für eine sinnvollere Investition. Wenn einem dann die Rosalinde Haas-Gesamtaufnahme immer noch gefällt, kann man sie ja immer noch kaufen...


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Mir geht es bei MEssiaen (wie auch bei vielen anderen Komponisten) ähnlich wie dir: während ich ein Stück rund um die Uhr hören könnte, kann ich mit anderen Werken gar nichts oder nicht so viel anfangen. Aber deswegen gebe ich ach nicht auf, ich versuche es immer mal wieder :)


    Die Alain-Aufnahme habe ich leider nicht. Aber so wie ich Alain kenne, wird diese Aufnahme mindestens grundsolide und somit keine Fehlinvestition sein.


    Was all die Messiaen-(Gesamt-)Einspielungen angeht: es schwierig, sie "auf einen Nenner" zu bringen, wie bei fast jeder Gesamteinspielung. Während der eine Satz/Zyklus wunderbar passt, kann es im nächsten Satz/Zyklus schon ganz anders aussehen. Mal ist der Interpret gut drauf, mal wieder nicht. Dem einen Stück kommt seine Auffassung oder die Orgel sehr zu gute, wo hingegen beim nächsten vielleicht gar nichts passen will.
    Dazu kommt natürlich die persönliche Auffassung des Hörenden. Dem einen geht nichts über Messiaens eigene Einspielung, der andere bevorzugt Latry...


    Ericssons Auifnahmen gehören sicher zu den besseren Gesamteinspielungen. Wie immer bei Messiaen-Aufnahmen, die nicht an (größeren) französischen Orgeln gemacht wurden, lohnt es sich, beim Mitlesen der Noten vor allem auf alternative Registrierungen zu achten, die der Interpret abweichend von den Originalvorschriften gewählt hat.
    Ein sehr "witziges" und hochinteressantes Bonbon bei der Ericsson-Aufnahme sind die Traclks mit den Original-Vogelstimmen und dazu noch die sehr guten Booklet-Texte.


    Gruß
    Karsten


    Dupre, Marcel (1886-1971)
    Orgelwerke
    - Präludien & Fugen op. 7 Nr. 1-3
    - Esquisses Nr. 1 & 2
    - Placare Christe servulis
    - Choral & Fuge op. 57
    - Te lucis ante terminum
    - Varations sur un vieux Noel op. 20;
    - Symphonie-Passion op. 23
    - Cortege et Litanie op. 19 Nr. 2
    - Allegro deciso aus Evocation op. 37
    John Scott an der Orgel der St.Paul's Cathedral, London
    DDD
    2 CDs
    Hyperion Records


    Eine fantastische Doppel-CD, eindrucksvoller Sound, wunderschöne Orgel und ein Interpret, der den Stückien in technischer wie in musikalischer Hinsicht voll gewachsen ist (nur ganz selten geht ihm mal der Virtuosen-Gaul durch ;) ).


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von AH.
    woran es liegt, daß das Instrument St. Ouen doch immer recht sanft klingt, kann ich nicht sicher sagen. Seine Disposition wirkt nicht besonders ungewöhnlich, aber v.a. der ganze Zungenchor hat nach meinem Eindruck recht wenig Durchschlagskraft und hebt sich zuwenig von den Labialregistern ab, verglichen mit anderen Cavaillé-Coll-Instrumenten.


    Auch hier würde mich interessieren, welche Cavaillé-Coll-Orgeln (im Originalzustand!) Du zum Vergleich gehört hast.


    Zitat

    Original von AH.
    Das Instrument läßt zwar äußerst farbenreiche Registrierungen zu (z.B. Susan Landale, "livre du saint-sacrement"), starke Kontrastwirkungen dagegen eher weniger.


    Auch hier wären einige konkrete Beispiele, was du genau meisnt, sehr hilfreich. Was meinst du mit "Kontrast"? In der Lautstärke? In der Klangfarbe? ...


    Zitat

    Original von AH.
    Bei der Orgel von Notre-Dame liegt mir die Veränderung der Disposition in den 60er Jahren vor. Was von Cavaillé-Coll erhalten ist, scheint mir (soweit zu beurteilen) mehr "Biß" zu haben, als St Ouen.


    Zja, das ist ja das Problem: Das, was von Cavaillé-Coll erhalten blieb, wurde klanglich fast komplett umgearbeitet. Neben den ergänzten obertonreichen HD-Chamaden wurden vor allem die Mixturen komplett verändert und allein diese Maßnahmen warfen das originale Klangbild der Orgel komplett über den Haufen. Die Winderversorgung und der Winddruck wurden ebenfalls geändert. Kurz: das, was den "Biss" der Notre-Dame-Orgel in den damaligen Aufnahmen ausmachte, hat mit Cavaillé-Coll NICHTS zu tun und diesen Sound hatte Vierne für seine Orgelwerke defintiv nicht im Sinn/Ohr.


    Also nochmals meien Frage:

    Zitat

    Original von AH.
    Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß die Orgel in Notre-Dame vor dem Umbau in den 60er Jahren (?) nicht so harmlos-schön geklungen hat, wie das Instrument in St. Ouen.


    Auf Basis welche Hörerfahrungen, Aussagen oder Quellen bist du Dir da "so "ziemlich sicher"?


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von AH.
    Über die Aufnahmen von MD&G aus Rouen ist meine persönliche Meinung: Zuviel Hall und daher zuwenig Musik.


    Diese Meinung sei Dir unbenommen. Mir reicht die Musik, die auf der CD "rüberkommt", aus.


    Zitat

    Original von AH.
    Diese Auffassung kenne ich, schließe mich ihr aber nicht an. Leider ist mir das Instrument nur von Tonaufnahmen her bekannt (es gibt ja geradezu eine Schwemme), aber seine "Klangschönheit" ist m.E. genau sein Problem, welches zu einer gewissen Uniformität führt. Eine große Bandbreite zwischen "schönen" und "häßlichen" Registrierungen scheint bei diesem Instrument schwer möglich, so daß die nach meiner Ansicht durchaus vorhandenen häßlichen Seiten von Viernes Musik nicht vollständig zur Geltung kommen können.


    Diese Argumentation verstehe ich nicht. Beide Instrumente stammen von Cavaillé-Coll und stehen ion seiner mehr oder weniger typischen Klangtradition. Klanglich gibt es bei den Instrumenten natürlich Unterschiede, aber "unter'm Strich" sind sie vom Klangkonzept so ähnlich, dass es mir abwegig erscheint zu vermuten, eine bestimmte Registrierung klinge an der einen Orgel "häßlich", an der anderen wiederum "schön".


    Zitat

    Original von AH.
    Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß die Orgel in Notre-Dame vor dem Umbau in den 60er Jahren (?) nicht so harmlos-schön geklungen hat, wie das Instrument in St. Ouen.


    Auf Grundlage welcher Erfahrungen oder Aussagen bist du zu dieser Meinung/Vermutung über die Notre-Dame-Orgel vor 1960 gekommen?!
    Desweiteren: Klangschön muss noch lange nicht "harmlos" bedeuten. Ich kann beispielsweise in den Aufnahmen der Symphonie-Passion oder Evocation von Dupré beim besten Willen nichts "harmloses" finden.


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Ja, Cochereaus Aufnahmen, immer wieder interessant anzuhören, besonders seine Impros. Allerdings so richtig "Spass" machen bzw. interessant sind seine Literatureinspielungen erst, wann man das jeweilige Stück entweder selber oder durch etwas weniger "extravagante" Aufnahmen kennengelernt hat.


    Was die Klangbalance von Orgelaufnahmen angeht, da gibt es so viele Ansichten und Meinungen - im Endeffekt kann man es als Toningenieur niemanden Recht machen. Interessanterweise sind ja gerade die neuen Möglichkeiten mit SACD , 5.1 etc. gerade für Orgelaufnahmen ideal. Leider werden sie nicht immer ausgenutzt...


    Was aber die Aufnahmen in Notre-Dame angeht, so ist man sich da so ziemlich einig, dass diese Aufnahmen rein klang- und aufnahmetechnisch zu den schlechtesten Orgelaufnahmen auf dem Markt gehören. Das liegt einmal an der "Hardware", also den Mikrophonen und deren Positionierung und zum anderen an der umgebauten Orgel an sich.
    Für die Aufnahmen wurden die Mikrophone verwendet, die auch sonst ständig vor der Orgel positioniert waren um all die Gottesdienst-Improvisationen, Konzerte oder ähnliches (auch ad hoc) aufzunehmen. Diese Mikros waren sehr direkt vor der Orgel positioniert, die legendären Cochereau-Chamaden "plärrten" direkt in sie hinein. Dementsprechend ist auch insbesondere das Tutti der Orgel alles andere als ausgewogen. Man hört die donnernden 32-Fuss-Zungen und die obertonreichen Chamaden. Sonst nix. Dass es dann gelegentlich zu Übersteuerungen kommt, ist eine andere Sache.


    Zu Rouen:
    Dass diese Orgel für Vierne "weniger geeignet" sein soll als die Orgel in Notre-Dame-de-Paris höre ioch zumersten mal. Einhellige Meinung bei Organisten ist, dass die Orgel in Rouen aufgrund ihrer Klangschönheit und zudem unverändertem Zustand für Orgelmusik der französischen Romantik bis Moderne (Franck, Guilmant, Widor, Vierne, Torunemire, Messiaen...) allererste Wahl ist und es als besondere Ehre und Auszeichnung gilt, dort mal CDs aufzunehmen. Die Diskografie der Orgel allein spricht für sich.


    Im übrigen sei angemerkt, dass Cavaillé-Coll so oft es irgend ging, bei Neubauprojekten qualitativ gutes altes Pfeifenmaterial wiederverwendete. Dies tat er nicht nur aus Kostengründen (er war so oder so nicht der billigste Orgelbauer), sondern auch aus Respekt vor der Tradition, auf die er ja aufbaute. Nicht nur in Rouen, sondern vor allem in St. Sulpice und auch Notre-Dame de Paris verwendete er alte Register wieder. In Notre Dame zB vonThierry (1733) und Clicquot (1788). So ist es zB in St.Sulpcie möglich, eine französische Barocksuite (z.B. von Couperin, d'Aaquin etc.) ausschließlich mit originalen Registern diese Zeit zu spielen.


    Desweiteren ist anzumerken, dass die Orgelmusik gerade der französischen Kathedralorganisten mit entsprechend halliger Akustik rechnen und die Musik für solche Räume geschrieben wurde. Wie schon erwähnt: das ist dann auf einer Aufnahme schwer zu realisieren und man kann es niemanden recht machen.


    Bisher hatte ich die Erfahrung gemacht, dass MD&G jedenfalls nicht die schlechtesten Aufnahmen in Rouene auf den Markt gebracht hat...


    Gruß
    Karsten

    Hallo!


    Wunderbare Neuigkeiten: Brilliant Classics Wiederveröffentlicht eine von der Kritik gelobte Gesamteinspielung der Messiaen'schen Orgelwerke:



    Olivier Messiaen
    Sämtliche Orgelwerke
    - Le Banquet celeste
    - Diptyque
    - Apparition de l'Eglise eternelle
    - L'Ascension
    - La Nativite du Seigneur
    - Les Corps glorieux
    - Livre d'orgue
    - Verset pour la fete de la Dedicare
    - Messe de la Pentecote
    - Meditations sur le mystere de la Sainte Trinite
    - Livre du Saint Sacrament
    Willem Tanke an der Adema/Schreurs-Orgel der St. Bavo’s Basilika in Haarlem.
    DDD, 8 CDs


    Wie bei brilliant üblich ist der Preis überaus günstig. Die 8 CD-Box dürfte zum Preise einer (!) Vollpreis-CD zu haben sein....


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Lord Piergeiron
    Das Problem an der Sache ist allerdings: Wie soll man jemanden richtig ein-"schätzen" lernen, von dem man keine oder nur nur unter SCHWIERIGKEITEN Blattmusik bekommen kann - bzw. von dem man lediglich weiß, dass er ein Amerikanischer Komponist und Pianist war ?


    Die Internet-Welt schafft da wohl so lamgsam eine Abhilfe. Hier kann man so manche Gottschalk-Noten finden:
    http://imslp.org/wiki/Category:Gottschalk%2C_Louis_Moreau


    Gruß
    Karsten

    Zitat

    Original von Tresor
    Scheint mir auch so, dass ganz bestimmte Komponisten sehr beliebt sind.


    Vielleicht sollte man die Nennungen einmal statistisch auswerten!?!


    Es stimmt schon, an gewissen Namen und Komponisten kommt man "einfach nicht vorbei", wenn es um Orgelmusik geht. Und es giung bei der Frage eben um die "Top-"Komponisten, nicht nach den "Lieblings"-Komponisten.
    Im letzteren Fall würde(n) die Liste(n) sicherlich (zumindest bei mir) bestimmt etwas anders aussehen.


    Gruß
    Karsten


    Ich weiß nicht, ob die Kombination da war, aber sie ist mir SEHR sympathisch ;)


    Gruß
    Karsten

    Heftige Diskussionen gibt's hier allemal. Und für deine Meinung musst Du dich nicht Entschuldigen. Entscheidend ist aber, dass Kritik und Beurteilungen möglichst mit Argumenten sachlich und begründet dargelegt werden.


    In der Tat, Oberlinger musste leider in die Insolvenz gehen. Dies allerdings ausschließlich auf eventuelle mangelnde Qualitäten der Orgeln zurückzuführen, halte ich für verfehlt. Da kann es bei der heutigen wirtschaftlichen Lage sehr viele Gründe geben und es sind Top-Firmen schon aus ganz anderen Gründen untergegangen.


    Im übrigen: die Firma Oberlinger hat einen neuen Eigentümer und baut weiter.


    Es bleibt Dir unbenommen, aufgrund Deiner Erfahrungen mit zwei Oberlinger Orgeln all die in den über hundert Jahren Firmengeschichte gebauten Orgeln als "Schrott" zu bezeichnen, ich persönlich sehe das etwas differenzierter...


    Gruß
    Karsten