*huuust* *räusper*
Nun ja, ähem, was soll man dazua positives sagen?!
Also fangen wir mal so an:
Ich selbst habe die CDs nicht gehört, aber ich habe Stender einmal live in einem Konzert erlebt, indem er Schuberts Unvollendeter vortrug und dem Beinamen alle Ehre machte. Desweiteren haben die dortigen Hörerfahrungen alle negativen Kommentare zu Stender als Interpreten bestätigt.
Fangen wir mal mit dem Hauptkritikpunkt an: dem Instrument.
Es handelt sich dabei um das größte Orgelwerk, das die Orgelbaufirma Kemper in den Nachkriegsjahrzehnten baute. Die Firma Kemper hat(te) aber einen miserablen Ruf als "Billiganbieter": schlechte Qualität, Verarbeitung und Intonation bei Neubauten, unverantwortlicher Umgang und Beseitigung historischer Substanz bei "Restaurierungen". Mittlerweile sind so ziemlich alle großen Kemper-Orgeln abgebaut worden, aktuellstes Beispiel die Orgel in St. Katharinen, Hamburg.
Kemper-Orgeln sind extreme Vertreter der neobarocken Orgelbewegung. Dementsprechend ist ihr Klangbild: Laut, schrill, ohne solide Bassgrundlage und Mittellage.
Allein schon vom Klangbild her ist damit die Lübecker Kemper-Orgel trotz ihrer Größe für solche Transkriptionen denkbar ungeeignet. Für Transkriptionen braucht man eine große, romantisch-sinfonische Orgel, mit viel Wärme im Klang, viel Grundstimmen, Klangfarben in allen möglichen Schattierunegn, Expressivit durch Schwellwerke und alle möglichen Spielhilfen etc. - das alles hat die Kemper-Orgel gar nicht oder nur sehr sehr bedingt zu bieten.
Die Realisierung der Schubert-Sinfonie in dem Live-Konzert war reine Folter.
Zu dem Interpreten:
Man schaue sich auf der Seite die Konzerte mit Stender an. Dort gibt er in regelmäßigen Wechsel "Sämtliche Orgelwerke von Messiaen/Liszt/Bach/Buxtehude..." und eben auch die Transkriptionen. Aufgrund dieses Repertoireumfanges hat Stender schon seit langer Zeit den Spitznamen "Noten-Stender" in Insiderkreisen.
Seine Interpretationen und sein Spiel sind eher als "al fresco" zu bezeichnen ist. Fein ausgearbeitete Details? Fehlanzeige. Da es sich bei den Aufnahmen in vielen Fällen um Live-Mitschnitte handelt, werden (trotz Stenders guter Spieltechnik) Fehler zu hören sein.
Transkriptionen auf der Orgel sind ein heißes Eisen und nicht jedermanns Sache. Ihre Blüte erlebten solche Transkriptionen in ENgland und in den USA, als sich nicht jede Stadt ein Orchester leisten konnte und in den "Town Halls" stattdessen große romantische Konzertsaalorgeln erbauen lies, auf denen dann die Bearbeitungen von Ochetserwerken u.a. von dem Stadtorganisten in Konzerten dargeboten wurde.
Wenn man also einen einigermaßen positivern Eindruck von solchen Transkriptionen haben möchte, der versuche es mal mit der einen oder anderen dieser CDs, die entweder aufgrund des verwendeten Instruments, Klangqualität und/oder der Transkription fantastisch sind:

Die Wanamaker Grand Court Organ Philadelphia
- Mussorgsky / Conte: Nacht auf dem kahlen Berge
- Wagner / Conte:Wotans Abschied & Feuerzauber aus Walküre
- Dukas / Conte:Der Zauberlehrling
- Nicolai / Conte:Die lustigen Weiber-Ouvertüre
- Elgar / Conte:Cockaigne-Ouvertüre
- Elgar / Harris:Nimrod aus "Enigma-Variations"
Peter Richard Conte an der Orgel
Dorian
DDD
2001

Holst, Gustav (1874-1934)
The Planets op. 32 für Orgel
Peter Sykes / Orgel Girard College Philadelphia
Raven
DDD

Transcriptions for Organ
Liszt, Franz: h-Moll-Sonate
Stravinsky, Igor: Sacre du Printemps
Haas, Bernhard (Orgel)
Audite
(muss über USA bestellt werden)

Transcriptions pour Orgue
- Mussorgsky/Guillou: Bilder einer Ausstellung
- Rachmaninoff / Guillou: Sinfonische Tänze
Jean Guillou an der Orgel von St. Eustache, Paris
Philips France
DDD

Winfried Bönig - Transkriptionen für Orgel
- Bruckner / Horn:
-- Scherzo aus Symphonie Nr. 0;
-- Adagio aus dem Streichquintett;
-- Scherzo aus Symphonie Nr. 2
- Liszt / Deutsch: Les Preludes
- Liszt / Saint-Saens: Die Vogelpredigt des Hl. Franz von Assisi
- Liszt / Meyer: Der Hel. Franziskus von Paula auf den Wogen schreitend
- Strauss / Reger:Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniterordens
An den Orgeln im Hohen Dom zu Köln
Motette
Motette
DDD, 2004