Beiträge von Ulli

    Um das - mit Verlaub - nochmals kurz und abschließend aufzugreifen:


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    DAs würde ich - auf Grund meines Eindrucks, den ich im persönlichen Umgang gewonnen habe bejahen - in den Beiträgen wird jedoch ein anderer Eindruck vermittelt.


    Ich persönlich bin ein Mensch, der eher vom Zweifel lebt als von der Überzeugung - dies allerdings aus Überzeugung. Als selbstauferlegten Zwang fühle ich mich aber dazu gedrängt, in Postings eine klare Meinung zu vertreten (im vorliegenden Fall: contra Harnoncourt). Mir geht es aber, anders als Glockenton, nicht darum, den Leser allgemein von meinen Meinungen (positiv) zu überzeugen. Wenn dies gelegentlich doch gelingt, so ist dies ein Nebeneffekt, der aus meiner eigenen Begeisterung für eine Sache herausgewachsen ist.


    :hello:

    Lieber Basti,


    Zitat


    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)


    Wir sollten einfach die Noten interviewen - die müßten es ja wissen. Nur leider reden die Biester nicht mit jedem :motz: - außer natürlich mit dem Notenflüsterer...


    :hahahaha:


    Ich schätze den Finalsatz der IX. durchaus - aber bisher hat er mich nur 'auf dem Papier' überzeugen können. Im Sinne einer Neuerung bei der klassischen Sinfonie wäre aber die Chorfantasie allein durch das Vorhandensein eines Soloklaviers dem Finalsatz weit überlegen ;)


    Im Übrigen hat z.B. Pierre-Auguste-Louis Blondeau die Klaviersonaten Beethovens op. 2 Nrn. 1 bis 3 als Streichquartett bearbeitet. Bei der f-moll-Sonate fügt er aber das Andantino aus der a-moll-Violinsonate op. 12 Nr. 2 ein.


    :hello:

    Zitat

    Original von Glockenton
    Ich bin ob der erstaunlichen Courage beeindruckt.
    Immerhin hast Du unabsichtlich zugegeben, dass er berühmt ist.


    Ich wähle meine Worte schon sehr behutsam aus - da ist nichts unabsichtlich geschehen. Daß Harnoncourt berühmt ist, zeichnet ihn ja nicht zwingend aus. 'Berühmt' hat ja heute nicht mehr die Bedeutung von 'mit Ruhm überhäuft', sondern heißt nichts anderes als 'sehr bekannt'...



    Zitat


    Und erspare mir solche giftig-ironischen Untergriffe wie "Dein Meister", ja?


    Wenn Du Dich jetzt schon selbst schämst, daß jemand Harnoncourt als Deinen Meister bezeichnet - das sagt allerdings viel aus.



    Zitat

    Es gibt sogar noch Pre-Figaro-Zeiten, da hat ein gewisser Ulli noch positive erwähnend Plattencover von NH gepostet. Ob ihm das jetzt peinlich ist?


    Ich streite nicht ab, daß es die ein oder andere ganz gut gelungene Aufnahme (in meinen Ohren) gibt. Und: Ja! Es ist mir mittlerweile OBERpeinlich, das je geschrieben zu haben. Andererseits: Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.


    Zitat

    Das Hauptproblem bei diesen Aufnahmen ist m.E. eine fehlende Perfektion, die auf zu wenige Proben und das eilige Mitschneiden von Live-Aufführungen zurückzuführen ist. Kostendruck? Zeitdruck?Hat man sich zu sehr auf die Routine verlassen? Keine Lust mehr zu Studioaufnahmen seitens des Interpreten?


    Ausreden. Jeder Interpret, der seine Arbeit selbst nicht für gelungen hielte, würde keine Freigabe für solch einen Schund geben - denn es schadet ihm ja. Entweder war er also taub oder geldgeil - oder beides.


    Zitat

    Original von der Lullist
    Das Problem ist, das Du Harnoncourt als Gott verehrst, warum auch immer.
    Etwas gegen ihn zu sagen, so begründet es auch sein mag, und wenn es nur der eigene Geschmack ist, hat hier kein Gewicht - es ist einfach Blasphemie und wird nicht gelten gelassen.
    Ich verstehe persönlich nicht, wie man so zum fanatischen Anhänger werden kann und alles goutiert.
    Ich denke das ist auch der Grund warum Du hier so Gegenwind bekommst, Dein Fanatismus ist kontrapoduktiv.


    So ähnlich sehe ich das auch. Die Beiträge von Glockenton wirken beinahe schon wie eine Karrikatur seiner selbst, man kann es auch übertreiben (das tue ich natürlich auch, aber ich verhalte mich dabei nicht so von mir selbst überzeugt). Bei beinahe jeder Einspielung lautet Glockentons Antwort sinngemäß so: 'Ja, das ist die beste Aufnahme hier, aber NH hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen kann es noch tausendmal besser...' - das ist lächerlich und ein Märchen zudem. Man kann ja seine Interpretationen mögen, dagegen spricht nichts, außer vielleicht einem schlechten Geschmack - aber auch gegen den spricht wiederum eigentlich nichts. Ich bewundere für meinen Teil Arthur Schoonderwoerd und Arnold Östman, aber erkenne auch, daß bei diesen Künstlern nicht alles Gold ist, was glänzt. Genauso mag ich Curtis' Händeleinspielungen, die manchen zu langweilig erscheinen. Aber da wird wenigstens ernsthaft und mit Liebe zur Musik gehandelt und nicht auf Biegen und Brechen alles anders gemacht (wobei ich durchaus für Veränderung bin, aber im positiven Sinne).


    Im Übrigen schließe ich mich Matthias sehr detaillierten und stichfesten Äußerungen an. Ich bin heilfroh, daß NH nicht allzusehr in 'meinem' Repertoire herumpfuscht und daß es mehr als ausreichend Alternativen zu NH gibt.


    Zitat

    Original von Alfred
    Geburtstagsthreads - meist gut gemeint - sind selten gut frequentiert.
    Man stichelt lieber als man gratuliert.


    Daher ist DIESER Thread in dem wir uns grade befinden ungleich erfolgreicher, er zeigt, daß Harnoncourt immer eine Diskussion wert ist, und an Publikumsinteresse Karajan kaum nachsteht.


    Naja, ich definiere 'wert' anders - ich schreibe hier nicht, weil es mit wert erscheint, über NH zu diskutieren, sorry, aber für mich ist diese Person samt ihren 'musikalischen Ergebnissen' absolut wertlos. Im Übrigen verzeichnet der Thread zu Heribert von Karajans 100. Geburtstag knappe 250 Einträge und über 30.000 Aufrufe (Hits). Das würde ich nicht als 'selten gut frequentiert' bezeichnen (allein der Thread zum 20. Todestag bzw. -jahr Karajan hat 10 Einträge und mehr als 1.000 Hits - das steht ja bei NH noch an).


    Daß man natürlich bei einer weniger berühmten (oder bekannten) Person - z.B. Henry Dimpfelmoser - weniger gute Ergebnisse erzielt, dürfte klar sein. Sie verfolgen ja auch einen ganz anderen Zweck: Nämlich die wenig(er) bekannten, aber vielleicht gar nicht so schlechten, Künstler mal anlassbedingt ans Tageslicht zu befördern. Der Geburtstagsthread des Grafen Lafontaine zeigt aber doch deutlich, wo der Hase langläuft (3 Postings, 500 Hits) - erbärmlich für eine so berühmte Person. Wenn man Alfreds Verschleierungstaktik und Statistikfälschung z.B. mal ausblendet ist es ganz offensichtlich: entweder irrte ich mich mit meiner Behauptung, Harnoncourt sei berühmt oder Alfred irrt sich, wenn er meint, daß Harnoncourt [...] an Publikumsinteresse Karajan kaum nachsteht.


    Man sollte also nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Bei Karajan selbst sind die Threads zu sehr in einzelene solche zerpflückt, als daß man einen direkten Vergleich mit diesem hier angehen könnte.


    Irgendwas stimmt da nicht im Staate Dänemark... was das ist, kann jeder für sich selbst entscheiden.


    :hello:

    Zitat

    Original von Glockenton
    Ich weiss nicht, ob ich das jetzt zum :hahahaha: oder zum ;( oder gar zum :kotz: finden soll.
    Letztendlich verbleibt nur ein :no: und ein ?(


    Ernstnehmen kann ich das jedenfalls nicht mehr - und das beansprucht Ulli ja auch nicht.


    Es werden schon einige, die meine Ansichten teilen und meine Sprache verstehen, ernst nehmen, sei versichert ;) Es traut sich eben (offenbar) nur kaum jemand, etwas gegen einen so berühmten Mann zu sagen - ich schon.


    Und wie toll und beliebt dein 'Meister' ist, zeigt sich ja an dem rühmlichen Thread zum 80. Geburtstag (nö, kein Link :D ), der vor sich hin verwest und den Alfred jetzt - der Peinlichkeit wegen - zu retten versucht (oder jedenfalls daran dachte, dies zu tun). Löschen wäre vermutlich besser, das hatte JR schon impliziert...


    Naja - und unter den genannten Umständen: hätte ich hier Bach, den ich sehr selten und nur sehr selektiv höre, zur Auswahl in Interpretationen von Harnoncourt, Karajan oder Richter... ich würde Richter nehmen. Bezüglich Werktreue ist Richter einige große Schritte näher am Werk als Harnoncourt, der nichteinmal Originalinstrumente verwendet (was Richter auch nicht unbedingt tut, aber sei's drum - lieber ein angefress'ner Appel als ein fauler).


    :pfeif:


    Sehr herzlich,


    Ulli

    Zitat

    Original von Johannes Roehl



    Wiederum war seinerzeit Haydn als Ensemble-Leiter sehr wahrscheinlich einer der verbleibenden Geiger.


    Widerspricht (leider) der Anekdote:


    Es ist fast finster im Orchester. Nur an einem Pult brennen noch zwei Kerzen: hier sitzen Luigi Tomasini und ein zweiter Violinist, denen das letzte Wort zufiel. Leise, durch Sordinen gedämpft, erklingt der Wechselgesang ihrer Geigen, in Terzen und Sexten sich verschlingend und dann wie im leisesten Hauch ersterbend. Jetzt sind die letzten Lichter erloschen, die letzten Geiger aufgestanden und wie Schatten an der Wand verschwunden: ein Atem herbstlicher Einsamkeit weht in den Zuhörerraum hinüber. Wie Haydn auf Zehenspitzen abgehen will, tritt der Fürst heran und legt ihm leise die Hand auf die Schulter: „Mein lieber Haydn! Ich habe verstanden. Die Musiker sehnen sich nach Hause… Gut denn! Morgen packen wir ein…“


    :hello:

    Zitat

    Original von Titan
    Wenn ich Deinen detaillierten und vorallem sachlichen Auseinandersetzungen folge, fällte es mir schwer Ullis Einwand


    >>Es gibt jede Menge Ensembles, die ohne Hampelmann spielen....<<


    ernst zu nehmen.
    Ob man ALLES so ernst nehmen muß ist natürlich ne andere Frage....


    ;(


    Das solle man aber durchaus. Die Ensembles können sich ja das alles auch selbst erarbeiten (und tun dies auch), vor allem klingt es ohne Dirigenten alles nicht so mechanisch und eingeübt, sondern viel freier und natürlicher, sehr viel spontaner und jedesmal anders. Natürlich funktioniert dies bei großangelegten Chorwerken nicht, da braucht's schon einen, der die Fäden in der Hand hält.


    Der 'Hampelmann' war natürlich scherzhaft gemeint. Natürlich kommt es neben der Größe des Ensemles auch auf die Komplexität eines Werkes an: Ich denke, daß man Sinfonien Mozarts und Haydns sehr wohl ohne Dirigenten bewältigt bekommt, zumal die meisten Werke ja durch die Spielhäufigkeit eh 'sitzen' - da kommt schon auch ohne Dirigenten ein vernünftiges Ergebnis dabei heraus. Streichquartette, -quintette, -sextette usw. spielen ja auch ohne Dirigenten (das würde auch ziemlich bescheuert aussehen, wie bei Blaskapellen...)


    Daß ein Dirigent einem Werk XY natürlich seine persönliche Sicht überbügeln kann - und dies auch tut - steht auf einem andern Blatt. Interessanter empfinde ich aber der Eindruck, der durch das Mischen der verschiedenen Sichten der Musiker (oder deren gegenseitige Akzeptanz und Anpassung) während eines dirigentenlosen Spiels entsteht. Für mich haucht gerade dies der Sache erst Leben ein - aber es hängt, wie gesagt und bestätigt, vom Werk ab (bei Opern und Sinfonien etwa ab Beetovens 9ter) wird dies kaum mehr funktionieren.


    :hello:


    Ja, volle Zustimmung - mach ihn platt!!! Harnoncourt ist das schlechteste Beispiel für HIP überhaupt - der sollte besser in dem Zusammenhang nicht mehr erwähnt werden (auch wenn ihn manche als Pionier des HIP sehen wollen - es wäre und ist auch ohne ihn gegangen).


    I <3 u :D


    :hello:

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Daß die Erde keine Scheibe ist, ist eine beweisbare Wahrheit, daß die Wiedergabe mit Originalinstrumenten der Entstehuingszeit, die einzig mögliche Wiedergabemöglichkeit ist, ist eine These oder besser gesagt eine unbewiesen Behauptung, besser noch : eine bereit widerlegte Behauptung - widerlegt durch die Aufführungspraxis der letztn 100 (und mehr) Jahre.


    Das hat ja auch so niemand behauptet... die Wahrheit hingegen ist, daß z. Zt. der Komposition der jeweiligen Werke Istrumente verwendet wurden, die wir heute als 'Originalinstrumente' oder 'historische Instrumente' bezeichnen ;)


    Ich kann da wirklich nur empfehlen, den von Matthias angeregten Hörvergleich zu Cavalli einmal zu machen... ich kenne die beiden Aufnahmen selbst einigermaßen. Man wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.


    Zitat


    Die Nachfolger von Bach und Kollegen haben ja die "modernen" Instrumente nicht etwa benutzt um die Werke zu entstellen - man erwartete sich eine Verbesserung dadurch.


    ...die aber nur ganz selten auch wirklich eingetreten resp. nur insofern nachvollziehbar und glaubhaft ist, daß entsprechend neuere Kompositionen auf diese Weiterentwicklungen (nicht Verbesserungen!) der Instrumente abgestimmt waren.


    Zitat


    Wie stolz war man als vor ca 40 Jahren Bach auf einem Moog Synthesizer gespielt wurde. "Switched on Bach" hiess die Platte damals - und man verkündete stolz, Bach sei unzerstörbar, durch die Wiedergabe via Elektroniksynthesizer ginge nichts von der Substanz des Werks verloren.....


    Das sieht man heute aber auch wieder anders. Man kann sich solche Sounds auch 'umdenken', wenn man das Original kennt. Wer beispielsweise von Berufs wegen (oder hobbymäßig) sich mit midi-Dateien abgeben muß, 'lernt' diesen Sound schnell zu interpretieren und hört es dann wie echte Instrumente. Erst der Direktvergleich rüttelt einen dann wieder wach...


    Zitat


    Man sollte sich aber nicht der Illusion hingeben die Wahrheit gepachtet zu haben oder - schlimmer noch - im Besitz derselben zu sein;


    Das tut ja auch niemand, außer... naja, lassen wir das :D

    Man muß natürlich eines berücksichtigen: Wenn (!) man sich bereit erklärt, ein Cembalo zu benutzen (das ist bei vielen Werken nicht zwingend, bei anderen hingegen durchaus), dann wird natürlich die Besetzungsgröße erheblich gegenüber dem modernen Sinfonieorchester schrumpfen müssen, damit man das Ding überhaupt noch hört oder damit es nicht - beispielsweise bei Rezitativen - überraschend und völlig bescheuert klingt. Dann sollte man bei derlei Sachen vielleicht doch besser einen Flügel verwenden - das wäre auch hinsichtlich der Instrumentenentwicklung eine logische Konsequenz ;)


    :hello:

    Zitat

    Original von John Doe
    Und ganz speziell letzteres ist nun ein Punkt, mit dem sich die HIP schlicht und einfach schwer tut: Die Größe eines Werkes, seinen ideellen, seinen metaphysischen Aspekt kann sie einfach nicht so gut einfangen, zum einen, weil die Besetzung dafür einfach zu klein ist (obwohl das jetzt nicht unbedingt der Hauptgrund ist), zum anderen weil man sich viel zu sehr auf die technische Wiedergabe, auf die Abgrenzung zur Nicht-HIP, konzentriert, als auf das Werk in seiner Gesamtheit.


    Sorry, aber das ist völliger Quatsch :wacky:


    Zunächst hat m. E. die Besetzungsgröße rein gar nichts damit zu tun, ob und wie ein Werk unter ideellen und metaphysischen Gesichtspunkten (also die sogenannte 'Größe' oder 'Tiefe') wirkt. Das könnte sogar dann doch bei HIP noch mehr in die Tiefe gehen - mich jedenfalls bewegt HIP weitaus mehr als alles andere. Man kann HIP sehr wohl auch in größeren resp. großen Besetzungen darbieten, Herreweghes Apparat ist IMO nicht so winzig ;)


    Außerdem kommt es sicher keinem HIP-Interpreten rein auf die Abgrenzung zu nonHIP an: sie tun es entweder als Experiment oder aus Überzeugung. Natürlich gibt es bei jeder Interpretation einen gewissen Abgrenzungsaspekt, dafür werden ja Werke 100fach eingespielt, aber das jetzt gerade den HIPpisten vorzuwerfen, wäre mit Steinen im Glashaus werfen...


    :hello:

    Zitat

    Original von Titan
    Ganz ernst nehmen kann ich (neben der Überschrift des THREAD) die Frage WIE WICHTIG IST EIN DIRIGENT WIRKLICH wirklich nicht. Oder soll ich fragen WIE WICHTIG IST EIN SCHRIFTSTELLER WIRKLICH.
    Da der Schriftsteller als Erfinder eher dem Komponisten gleicht.....könnte ich auch fragen WIE WICHTIG IST EIN GUTER ÜBERSETZER WIRKLICH?


    Es gibt jede Menge Ensembles, die ohne Hampelmann spielen... :pfeif:

    Ich finde den Vergleich mit dem Erdenfoto garnicht so übel - wer nicht forscht, ist doch kein Mensch, oder? Andererseits verstehe ich auch, daß man ablehnt, HIP als 'Stil' aufzufassen - sondern eher als Forschungsergebnis. Das sehe ich allerdings anders und betrachte die Forschung hier nur als Mittel zum Zweck, welches dann von den Interpreten umgesetzt wird - und das keinesfalls als leb- und liebloses 'Forschungsergebnis'. Wer das glaubt, ist auf dem Holzweg und hat noch nie wirklich gute HIP-Interpretationen gehört.


    Wer sich mal wirklich damit beschäftigt, der wird schnell feststellen, daß die Monsterbesetzungen zwar durchaus richtig sein können, es aber selten sind - zumindest im Sinne des Komponisten (ich mag hier nicht auf 'richtig' oder 'falsch' herumreiten). Gerade die Klangästhetik macht ja den eigentlichen Unterschied aus und da ist HIP m. E. derzeit weit vorne...


    Die jungen Hörer von heute (<30), die ich kenne, lehnen HIP meistens ab, weil sie quasi an den 'falschen' - d.h. üblichen - Klang gewohnt wurden (das ging mir übrigens anfangs ganz genau so). Im Prinzip könnte HIP da sogar manchem Newcomer den Zugang zu Klassik noch erschweren oder gar verleiden: einfacher ist der Zugang natürlich, wenn man gewohnte Klänge z.B. aus der Filmmusik angeboten bekommt. Man müßte wirklich mal experimentieren und herausfinden, wie ein diesbezüglich unbefleckter Klassikliebhaber ein ihm unbekanntes Stück als 'besser' empfindet: HIP oder HOP?


    Für mich ganz klar (ohne Wertung): nonHIP ist McDonalds-Fraß (was ich gelegentlich auch zu mir nehme und mich dabei überaus glücklich schätze), HIP ist *****-Restaurant zum Kredenzen.


    :untertauch:

    Zitat

    Original von Florian Voß
    Der Dreistimmige Kanon WoO
    160 hört sich fast an, wie ein Stück aus der Renaissance. Ich frage mich, ob
    das beabsichtigt war - ich kann es mir kaum vorstellen - aber vielleicht hat
    Beethoven hier ja eine sehr alte Volksmelodie verarbeitet.


    Ich nehme eher an, daß es sich dabei um eine kontrapunktische Übung zum stile antico handelt - davon gibt's zum Beispiel bei Mozart auch jede Menge. Ich kenne das Stück allerdings nicht.


    :hello:

    Zitat

    Original von John Doe
    Aber wenn man bedenkt, dass Kraus in schwedischen Diensten auch in Süddeutschland war, kann es durchaus sein, dass da ein kleiner Austausch stattgefunden hat. Vom Zeitlichen her würde es sogar passen.


    Aber der kannte MADITA doch noch gar nicht :D


    Mein Lindgren-Ranking:


    • MADITA (original: Madicken)
    • MICHEL (das Original 'EMIL' mußte zugunsten des Titels von Kästner weichen)
    • BULLERBÜ (Bullerbyn)
    • PIPI


    Mio, mein Mio sowie Ronja Räubertochter und Karlsson fand ich weniger beeindruckend. An Kalle Blomquist erinnere ich mich nicht wirklich...


    :hello:

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    So gesehen war Herbert der Erfolgreichere . und nur das zählt auf Dauer.


    Da wäre ich mir nicht so sicher: Martín y Solers und Salieris Opern waren zu Ihrer Zeit auch die erfolgreicheren Opern neben denen von Mozart, der oft schnell wieder abgesetzt wurde. Daß dies heute umgekehrt ist, darauf muß nicht erneut hingewiesen werden...


    :hello:

    Na, wer hat diese Box schon für 94,99 € gekauft?


    :D :hahahaha:



    Daß man nicht noch 'nen Rolls Royce dazu gechenkt bekommt, wundert mich jetzt aber wirklich:


    14,99 €


    :faint:


    Wem das zu preiswert ist, der kann sie hier auch noch für satte 61,99 € erhalten (die wird natürlich beim Stichwort 'Callas' zuerst angezeigt...).


    :lips:

    Zitat

    Original von Andrew


    Ja, das ist genau das zutreffende Wort: lieblos. :motz:


    Ich habe diese Box vor einiger Zeit für enorm wenig Geld erstanden, ich glaube hier war sie für 39,- Euro.


    Na also. Was willst Du mehr? Das 467te Photo von Heribertus Rex?


    :pfeif:

    Zitat

    Original von der Lullist
    unterscheidet sich in dem Fall aber in seiner Form von "Pirame e Tisbe" kaum, da es sich hierbei um ein tragisches Intermezzo handelt, das auf drei Stimmen reduziert wurde - Pirame ist daher auch eigentlich keine Opera Seria. :lips:


    Dann fallen beide zum Beweis herangezogenen Werke aus dem Rahmen und können nicht herangezogen werden.


    :D :lips:

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Wikipedia sagt:
    "Hasses Zeitgenossen bewunderten an seiner Musik ihre vornehme Schlichtheit"
    So geht es mir auch eher, als dass ich mich an Stimmakrobatik berauschen würde.


    Hasse sagte mal über Mozart: Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen.


    Du solltest den Thread schleunigst schließen - wäre doch blöd, wenn so ein großer Meister nicht Recht behalten sollte :D

    Zitat

    Original von der Lullist
    ja doch vergleiche mal "Marc Antonio" (wohl alles andere als ein erster Gehversuch) mit "Pirame e Tisbe" (beide Werke hast Du ja zur Verfügung :D:pfeif: ) - das sind für mein Empfinden Welten die dazwischen liegen - stimmt ja auch, wohl um die 43 Jahre...


    Das ist alles relativ. Mozarts 'Lucio Silla' oder 'Mithridate' sind ja auch keine echten 'ersten Gehversuche', sondern an sich reife Werke (d.h. ohne kompositorische Schwächen und für sich betrachtet). Auf das Gesamt(opern)werk des jeweiligen Komponisten bezog ich mich (also in Relation).


    Marc Antonio (e Cleopatra) entstand 1725, also noch vor der Celofide - für mich fällt das in die (nicht wertende) Kategorie 'erste Gehversuche'. Zudem ist das Werk keine Oper in dem Sinne, sondern 'nur' seine Serenata.


    :hello:

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Genau, es ging ja um das Ende seiner Karriere.


    Ja, aber wen interessiert das letzlich? Ich betrachte zwar Werke auch grundsätzlich im Kontext der Zeit, aber letztlich entscheidet das Werk selbst (und nicht dessen Entstehungszeit) darüber, ob und wie es mir gefällt.


    :hello:

    Zitat

    Original von der Lullist
    Ich kenne halt auch mehr Opern von Hasse, und erstaunlich ist wie er mit fast jedem Werk moderner wurde.


    eines seiner ersten Werke (ich glaube noch in Italien entstanden) Marc Antonio e Cleopatra ist noch ganz im Stile des alten Scarlatti geschrieben. Er war ja dessen letzter Schüler..einen Monat lang oder so, bevor dieser ins Gras biss :hahahaha:


    Allein da glaubt man schon nicht, das Cleofide, Olimpiade, Artemisia etc. vom gleichen Komponisten stammen - dann mit Pirame e Tisbe ( 1768 ) folgt er dem neuen Ansatz vo Gluck unt entfernt sich nochmal komplett von seinem eigenem Resort.


    Wenn man von den ersten Gehversuchen auf dem Opernpflaster mal absieht (das ist ja, bis auf Beethoven :D bei jedem Komponisten so), finde ich durchaus, daß Hasse seinem rein musikalischen Stil treu blieb, um nicht zu sagen, daß ich ihn als unverkennbar empfinde (ohne das detailreicher präzisieren zu können), egal aus welchem Jahr sein jeweiliges Werk stammt (Mozart zu 'erkennen', wenn man z.B. seine La finta semplice hört, erscheint mir da durchaus schwieriger, weil man mit 'reifen' Werken wie z.B. den da-Ponte-Opern vergleicht).


    Aber derart krasse Stilerneuerungen hat es bei Hasse für mein Empfinden nicht gegeben, wenn ich auch eine gewisse Modernisierung herauszuhören vermag.


    :hello: