Beiträge von Ulli

    Sonaten für Violoncello von Ludwig van Beethoven und Gabriel Fauré

    sowie Werke von Franz Schubert und Franz Liszt

    Bernhard Lörcher, Violoncello
    Anna Zassimova, Klavier


    Sonntag, 22.06.2025 um 19:30 Uhr im Studio Rabus, Durlach


    Einweihung ihres neuen Flügels ...


    Ich könnte theoretisch also auch meinetwegen den sehr bodenständig und musikimmanent denkenden Toscanini mit Beethoven V hören, und dennoch könnte sich das "Heroische", "Schicksalhafte" usw. in meinem rezipierenden Bewusstsein bilden. Weil es - bei aller Unbestimmtheit - mit der ästhetischen Beschaffenheit der Komposition einhergeht und sich nicht über das Bewusstsein des Dirigenten oder der Musiker vermitteln muss.

    Ich kann das Werk auch von irgendwem dirigiert und gespielt hören - mit der gleichen Konsequenz, nämlich daß ich höre, was in den Noten steht. Ich hatte die „Knocking-on-fates-door“-Anekdote stets als unernst-komische und flapsige Bemerkung Beethovens verstanden. Und auf die Idee, das auf Brahms' Erste zu projizieren, wäre ich auch nie gekommen; wenngleich mir der Spruch „Brahms' Erste ist Beethovens Zehnte“ (oder ähnlich) durchaus geläufig ist, kann ich Brahms auch losgelöst von dieser Assoziation verlustfrei hören.


    Trotzdem alles sehr interessant!

    Wenn du den sehr langen Thread mit den gemalten, gestochenen und gezeichneten Noten studierst, wirst du bemerken, dass in den seltensten Fällen, der Notentext leserlich wiedergegeben ist.

    Hab ich - und auch einige Male gelobt oder kritisiert; in ganz groben Fällen zumindest. Manchmal ist die Darstellung bewusst unleserlich, weil die Noten nur symbolische Platzhalter sind, das ist ja okay und als solches erkennbar. Hier aber sind sie quasi lesbar ... und sorglos verstümmelt.


    Mozart war doch der Typ mit den Noten? Da nehmen wir halt irgendwelche, passt schon:


    8652?crop=16_9&width=660&relax=1&format=webp&signature=SnqLoT3e-KescHNdwuLyr3eH5RU=

    Wiiiiilllmaaaaaa!! *beiss*


    Diese Vorgehensweise hat gewisse Ähnlichkeiten mit chinesischen Schriftzeichen als Tattoos ... „Nr. 63 Katze süß-sauer“.

    *cat**yorick*

    Der Grafiker dürfte von Musik wenig verstanden haben. Seien wir gnädig. Wer von uns könnte Mozart, Don Giovanni und Zerlina malen?

    Was ist einfacher, als Noten notengetreu abzumalen? Oder mal Korrekturlesen lassen, bevor man so etwas herausgibt? Das gleiche Problem kommt auch heute noch nicht selten vor: Noten werden als unverständliches Gekritzel interpretiert und auch so respektlos abgebildet. Bei Text ist das eher weniger der Fall (das könnte ja jemand lesen können und ggfs. korrigieren wollen). Auf Kreuzen steht zumeist I.N.R.I. und nicht ADAC oder SPQR. Ich finde schon, daß man sich die Mühe durchaus machen darf ... so ein Bild mit Notengekritzel ist für alle Musikausübenden eher peinlich. Wenn die beauftragende Firma mit dem Inhalt ihres Produktes ebenso sorglos umgeht (davon muss man ja dann mal ausgehen), dann Mahlzeit ...

    "Partita Berdlersgarn"

    Aye, die hatte ich hier mal erwähnt:


    Gefiederte Freunde, Vögel in der Musik


    Diese Partita gehört zu einer Reihe von Werken, die „um typische Kinderinstrumente aus dem Sortiment der Berchtesgadener War erweitert ist“ (Wikipedia), wie beispielsweise die berühmte „Kinder-Sinfonie“ (eigentlich besser: „Spielzeug-Sinfonie“).


    Es ist ein Beispiel für meine oben gemachten Angaben über Druschetzkys Faible für exotisches Instrumentarium in Beitrag #7.


    :hello:


    Quartett für Bassetthorn, Violine, Viola und Violoncello F-Dur


    Simon Pibal, Bassetthorn (R. Tutz/Innsbruck, Nachbau: T. Lotz, Wien ca. 1790)

    Juan Pablo Parra Bedoya, Violine

    Patrizia Batik, Viola

    Lorenz Haller, Violoncello


    Druschetzky erreicht mit seinem Bassetthornquartett längst nicht die Größe und Tiefe des mozartschen Clarinettenquintettes: dieses Werkchen ist luftig und harmlos, liebenswürdig. Mir reicht bereits der verführerische Klang des Blasinstrumentes, um mich daran erfreuen zu können.


    Erstmals übrigens höre ich hier so etwas wie eine „kleine Trompete“; dieser Klang war wohl verantwortlich für die Namensgebung der „Clarinette“; das Bassetthorn gehört als Tenorinstrument zur Familie der Clarinetten.


    Howard Crook, Jean-Philippe Lafont,
    Anna Caleb, Eberhard von Lorenz,
    Hannu Niemelä, Nicolas Rivenq,
    Jean-Francois Gardeil, Zehva Gal


    Deutsche Händel-Solisten

    Jean-Claude Malgoire


    Schwetzinger Festspiele, 1988


    Um den c-moll-Akkord vollständig zu machen, folgt nun das (offenbar weit später entstandene?) Quintett Nr. 23 G-Dur.



    Die drei Sätze sind in etwa gleich lang. Den Anfang macht wieder ein Allegro mæstoso, das ohne viel Aufhebens beginnt, im weiteren Verlauf aber durchaus orchestrale Züge gewinnt. Auch hier ist die Musik für mich schwer fassbar, sie zwingt aber zum konzentrierten Hinhören: am Ende vernehme ich den Schluß des Violinkonzerts A-Dur KV 219 mit den vorschlagversehenen aufsteigenden gebrochenen Dur-Akkorden.


    Andante assai geht es weiter im Mittelsatz in e-moll: auch wieder rhapsodisch, beinahe tragisch verloren, diesmal im Cello - mit einer herrlich tröstenden und auflösenden, beinahe hymnischen, Durmelodie.


    Den Abschluss macht ein per se heiteres Allegretto, das sich einer leichten Trübung jedoch nicht zu entziehen vermag. Wie auch beim Es-Dur-Quintett lässt mich der plötzliche Schlußakkord aufschrecken.


    Fazit: diese Quintette sind allesamt recht persönlich, wenig auf Effekthascherei gemünzt, eher zurückhaltend, schüchtern und doch sehr eigensinnig: mehr harmonisch als melodisch orientiert, soll heißen: über dem teils verrückten harmonischen Konstrukt schweben die Melodien eher flüchtig dahin. Zum Nebenbeihören eignen sie sich ganz sicher nicht; da könnten sie schnell ungerechtfertigter Weise langweilig wirken. Wer sich ihnen aber konzentriert hörend anvertraut, wird dafür reich entlohnt.


    Cambini soll - der englischen Wikipedia folgend - 110 (vielleicht 114) Quintette, von denen 84 immerhin überliefert sind und 149 Streichquartette, daneben über 100 Streichtrios und einiges andere komponiert haben.

    8|

    Als „Hörprogramm“ habe ich mir den c-moll-Dreiklang erwählt; deswegen folgt als nächstes das Quintett Nr. 1 in meiner Lieblingstonart Es-Dur.


    Wie auch bereits beim 4. Quintett ist hier der Kopfsatz so lang wie die beiden folgenden:



    Allegro non tanto e con grazia. Tatsächlich klingt das zu Beginn wie eine Art Dankesgesang, wenngleich „grazia“ sicher Anmut bedeutet. Hier scheint die Viola als Prinzessin von den übrigen Instrumenten umworben zu werden, manchmal suhlt sie sich regelrecht elegisch darin. Die Musik dieses Satzes ist schwer zu fassen und zu beschreiben: ein wenig erinnert mich es an heimlich verliebtes Treiben auf der Opernbühne: man hört deutlich, daß etwas hochzukochen im Gange ist, der Vulkan dann aber nicht wirklich ausbricht.


    Nicht weniger leidenschaftlich beginnt das Larghetto affetuoso; wiederum mit zunächst stimmführendem Violoncello. Der Satz hat rhapsodische Momente (Violinsolo) und wirkt stellenweise wie die langsame Einleitung von Mozarts Dissonanzenquartett - auf die Dissonanzen wartet man allerdings vergeblich. Großartige Musik, großartig musiziert!


    Mit einem finalen Vivace assai kommt endlich Bewegung in die Sache: denkste! Der Satz startet recht leise und unauffällig und nimmt ebenfalls opernhafte Züge an, bleibt dabei aber weitestgehend diskret und unaufgeregt, lediglich das Ende macht sich bemerkbar.


    Liebhaber der tiefen Streicherstimmen kommen auf ihre Kosten.


    Quintett Nr. 1 Es-Dur

    Quintett Nr. 4 c-moll

    Quintett Nr. 23 G-Dur


    ENSEMBLE ENTR'ACTE

    Planema Nikitassova, Vl. I

    Fanny Pestalozzi, Vl. II

    Emmanuel Carron, Viola

    Denis Severin, Vc. I

    Felix Knecht, Vl. II



    Geht es nur mir so? Ich empfinde das „fünfte Rad am Wagen“ beim Quintett oftmals als Bremse ... wobei dies nun keine spezifizierte Schuldzuweisung auf das 2. Cello oder die 2. Bratsche sein soll, aber Quintette wirken auf mich generell „schwerer“ als Quartette. Durch die Verdoppelung der „tiefen“ Celli anstelle der (mittleren) Bratschen (wie bei Schuberts berühmten Quintett und im Gegensatz zu den Werken Mozarts) wirkt die Musik hier noch schwerer.


    Ich beginne interessehalber mit dem c-moll-Quintett (Nr. 4), das larmoyant und mit Chromatik durchwoben im Allegro mæstoso beginnt, um dann in den für c-moll typischen „Grollduktus“ mit aufsteigendem Dreiklangmotiv (Mozart: c-moll-Sonate) überzugehen. So leichtgewichtig wie die „Viola“-Quartette op. 21 ist das Werk jedenfalls nicht, es ist dicht gearbeitet. Zweites Thema und Schlußgruppe sind aufgelockert, lassen aber immer das Düstere durchschimmern. Die Schlußgruppe besteht in einem bestimmenden Unisono. Soweit ich das verorten kann, kommt jede Stimmgruppe zu ihrer „Selbstdarstellung“.


    Als Mittelsatz folgt ein cantables Andante, dessen Melodie von den Celli eingeführt wird. Später übernehmen die Violinen und es entsteht ein Zwiegespräch zwischen den Stimmgruppen. Ein narrativer Unisonoeinschub erinnert mich irgendwie an Beethoven. Ohrenfällig ist eine enharmonische Verwechslung bei 2:30 in der trillernden Bratsche während der Durchführung, die mit beethovenähnlich transzendenten Sphären aufwartet. Der Satz erinnert auch stellenweise an Bachs berühmtes „Air“ mit der absteigenden Bassfigur. Ein wirklich faszinierender Satz!


    Kein Menuett. Der Schlußsatz, ein Allegretto non tanto, bietet mit hüpfenden Motiven im Kontrast zu sanglichen Melodien ebenfalls wieder eine hübsche Unterhaltung zwischen den Stimmen - fast wie Vogelgezwitscher: dabei werden Begleitfiguren oftmals von den Violinen und die Melodien von Bratsche oder den Celli getragen. Die Durchführung beginnt in frischem Dur, lebt sich dann aber in Seufzermotiven aus. Die triolische Schlußgruppe weicht nicht auf C-Dur aus, sondern bleibt konsequent in c-moll.



    Messe B-Dur (1810)

    Stimmt. Diese CD besitze ich auch. Das Besondere an der Messe ist die Besetzung: wie auch das enthaltene Werk Michael Haydns (und das bereits oben erwähnte Clavierkonzert) besteht das Orchester, abgesehen vom basso continuo, rein aus blasenden Instrumenten. Man könnte sie daher auch „Harmoniemesse“ nennen, ein Werkbeiname, der bereits Joseph Haydns Messe Hob. XXII:14 wegen ihrer Bläserlastigkeit zuteil wurde.


    Das war für mich damals der Anlass zum Erwerb dieser CD (mit dem Bonus: Johannette Zomer).


    Zur „Ehrenrettung“ der „Eine kleine NachtMusick“, wie Mozart sie in sein eigenes Verzeichnis eingetragen hat:


    Nota bene: das „eine kleine“ verwendet er durchaus nicht selten in unmittelbar zeitlicher Nähe: „Eine kleine klavier Sonate für anfänger“ (gemeint ist die sogenannte Sonata facile C-Dur KV 545), „eine kleine klavier Sonate - für Anfänger mit einer Violin“ (Violinsonate F-Dur KV 547), „eine kleine Kantate. Die Maurerfreude“ (KV 471), „ein kleines Rondo für das Klavier allein“ (KV 494; später zur Claviersonate erweitert), „ein kleiner Marsch“ (KV 544), „eine kleine Canzonette. à 2 soprani e basso“ (Piú non sì trovano; KV 549), „eine kleine Gigue für das Klavier“ (KV 574), „eine kleine Teutsche Kantate für eine Stimme am Klavier“ (Die ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer; KV 619), „Eine kleine Freymaurer-Kantate“ (KV 623) und last but not least: die kürzlich entdeckte „ganz kleine Nachtmusik“ KV 648 (Titelgebung von „Nannerl“).


    Schaut man sich all diese „kleinen“ Werke (mit Ausnahme des neuentdeckten Werks, dessen Titel nicht von Mozart selbst stammt) an, so findet man als gemeinsamen Nenner, daß die Bezeichnung eher tiefgestapelt ist; vielleicht war sich Mozart selbst ihrer inneren Bedeutung nicht so sehr bewusst - aber alle diese Werkchen kommen sicher mehr „von Herzen“ (sind also persönlicher) als die großen bekannten; hier mit der Ausnahme eben der kl. Nachtmusik und der Sonata facile, die beide sehr bekannt wurden und trotzdem sehr persönliche Werke sind (wie auch die beiden moll-Stücke für Clavier allein KV 511 und 540); und das zu Recht. Die Erstausgabe in Stimmen erfolgte 1837 bei André; erst ab hier konnte sie ihren eigentlichen Siegeszug beginnen.


    KV 525 ist sicher simpel im Konzept (wie auch die beiden Sonaten, von denen das Schwesterwerk KV 547 seltsamer Weise ein Schattendasein fristet; „bekannt“ ist allenfalls der Finalsatz), man lässt sich aber leicht von den Ecksätzen blenden: die kecke und nicht humorlose „Romanze“, die ich bewusst in An- und Abführungszeichen setze, ist als solche nicht so bierernst zu nehmen, schon gar nicht der moll-Teil. Sie ist übrigens vom Charakter her dem 2. Satz der Sonata facile sehr ähnlich. Dazu ist das (dämliche) Motiv des 2. Satzes der Claviersonate jenem aus Don Giovanni („„Nella bionda egli ha l'usanza“) nicht unähnlich: daran sieht man schön, daß Mozart häufig gleiche „Bausteine“ verwendet, die aber im (anderen) Kontext völlig neu wirken - optisch fällt das mehr ins Auge als man es vielleicht zu hören vermag:


    278-vergleich


    Man kann davon ausgehen, daß „eine kleine NachtMusick“ eine Anlasskomposition war; evtl. für den Namenstag einer nahestehenden Person wie beispielsweise das „Nannerl-Septett“. Welche, ist leider nicht bekannt. Ehefrau Constanze und die beiden Gottfrieds (van Swieten und von Jacquin) scheiden leider aus. Der Namenstag für Schwester „Nannerl“ ist am 26. Juli ... Mozart könnte das Werk natürlich nachträglich in sein Verzeichnis eingetragen haben (der Eintrag datiert vom 10. August 87); dagegen spricht aber, daß er das Werk offenbar nicht seiner Schwester geschickt hat, denn es befand sich ja - vermindert um das 2. Menuett - in seinem Nachlass und in Korrespondenzen wäre es sicherlich erwähnt worden. Die Korrespondenz in diesem Zeitraum ist dürr ... der Vater war gerade gestorben und in Briefen mit der Schwester geht es genau darum bzw. um die Erbschaft. Charakterlich steht die „kleine NachtMusick“ - wie auch der „musikalische Spaß“ (KV 522) - den Lebensumständen diametral entgegen. Ich glaube eher, daß die Nachtmusik am Tage des Anlasses - und dann nie wieder - vorort in Wien erklungen ist. Da kann man nun schön rätseln ...


    An Puchberg, 17. Juni 1788: „P: S: wenn werden wir denn wieder bey ihnen eine kleine Musique machen? - - Ich habe ein Neues Trio geschrieben!“ (das was das E-Dur-Trio KV 542).


    Schade ist eben, daß das Stück inzwischen totgenudelt ist. Aber das gilt auch für andere Werke anderer Komponisten und das kann ihnen nicht zur Last gelegt werden.

    Er dürfte als eher unbedeutend gesehen werden, was indes min Bezug auf "Harmoniemusik" nicht gilt, die wurde aber eher als Gebrauchsmusik gesehen und in eine eigenes Winkerl der Musikgeschichte verbannt (Aber immer wieder gern gespielt und gehört)

    Druschetzky war Oboist und Pauker, wie ich eingangs erwähnte. Bezüglich seiner Tätigkeit als Timpanist schreibt die Wikipedia, daß er ab 1777 „bestallter Landschaftspauker“ in öffentlichen Diensten in Oberösterreich war. Durch seine spätere Festanstellung beim Erzherzog Joseph Anton Johann Baptist von Österreich (1776-1847) ab 1807 zeichnete er als Komponist für dessen achtköpfige Blaskapelle verantwortlich, was die zahlreichen Kompositionen für die Harmoniebesetzung „erklärt“.


    Man mag ob der z.T. seltsam anmutenden Besetzungen seiner Werke (Konzert für Oboe und Pauke, Verwendung von Dudelsack, Drehleier, Hackbrett und dergleichen mehr) seine Schöpfungen nicht ganz ernst nehmen. Sein Ernst und Können zeigt sich aber durchaus in der oben von mir empfohlenen Kammermusik sowie in den Bearbeitungen zur Harmonie von Werken anderer Komponisten (Haydns Schöpfung und Jahreszeiten). Er soll zudem lt. Wikipedia 28 Sinfonien, 2 Opern, 12 Streichquartette sowie 11 Messen im Bereich der E-Musik hinterlassen haben.


    Da wäre einiges zu tun ...

    In gewisser Hinsicht war Mozart, wie andere Kollegen seiner Zeit, auch (aber eben nicht nur: siehe Video) eine Kompositionsmaschine, anders als Beethoven, Schubert & Kollegen ... man erkennt dies an vielen Parallelstellen in seinen Clavierkonzerten (der jüngst verstorbene A. Brendel (?) hatte m. W. dazu mal ein Interview gegeben, das ich leider nicht mehr finden kann; des Inhaltes: wenn man die Clavierkonzerte auswendig spielt, ist die Gefahr groß, plötzlich - aus Versehen - in einem anderen Konzert zu landen; das kann ich bestätigen). Ähnliches findet man bei allen anderen Werken natürlich auch. Allerdings fallen diese Parallelstellen den wenigsten Hörern auf, womit sie eigentlich dann für die „Bewertung“ uninteressant sind.


    Ohne Worte:



    Da könnte man natürlich durchaus noch andere „magische“ Momente nennen: aber das wäre ggfs. ein Thema für einen anderen Faden.


    Six Quartuors concertants op. 21


    Ensemble Alraune


    Das Besondere an diesen Quartetten ist zunächst die kuriose Besetzung mit der Gewichtung auf die Mittelstimmen: anstelle zweier Violinen (2-1-1) verlangt Cambini zwei Bratschen (1-2-1):



    Bei Franz Anton Hoffmeister findet man diese Konstellation ebenfalls:


    Zitat von alle-noten.de

    Hoffmeister schrieb eine Vielzahl von Kammermusikwerken. Neben Streichquartetten in der Besetzung mit zwei Violinen, Viola und Violoncello hinterliess er mit seinem Opus 20 'Six Quatuors Concertants pour Violon, deux Violes, et Violoncelle', welche um 1786 entstanden sind. Wie Wolfgang Sawodny in seinem Aufsatz 'Quartette mit zwei Bratschen' (in: Die Viola, Jahrbuch der Internationalen Viola-Forschungsgesellschaft 1980, Kassel 1981, S. 6-19) nachwies, ist diese Besetzung in der Zeit der musikalischen Klassik gar nicht so selten. Neben Komponisten, deren Namen heute völlig vergessen sind, finden sich auch solche, die selbst musikhistorische Bedeutung haben (etwa Karl Stamitz, Cambini oder Albrechtsberger) und andere, die dem unmittelbaren Umfeld der großen Meister zuzurechnen sind (wie Pleyel oder Hoffmeister). Nach Sawodny sind über 60 Quartette mit zwei Violen aus dem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert bekannt; rund zwei Drittel dieser Quartette weisen die Besetzung Violine, zwei Violen und Cello auf, die anderen haben ein Blasinstrument als Oberstimme.

    Einen Fachbegriff scheint es für diese Formation nicht zu geben; „Bratschen-Quartett“ wäre vielleicht irreführend.

    Bei Streichquintetten findet man auch verschiedene Besetzungen: mal zwei Bratschen (üblich), mal zwei Celli (häufig bei Boccherini; am bekanntesten: Schubert); hier stellt sich das Problem nicht so besonders, da Quartettensembles so oder so einen Instrumentalisten oder eine Instrumentalistin hinzunehmen müssen.


    Für herkömmliche Quartettensembles ist diese Formation allerdings denkbar ungeeignet, es sei denn, es befindet sich unter den Violinen eine Hobbybratsche ... umso dankbarer muß man für diese Einspielung sein!


    Die Quartette op. 21 erinnern mich stark an Boccherinis op. 33: wie sie sind sie jeweils bloß zweisätzig und beide Sätze sind - wie bei Boccherinis Vergleichsopus - im schnellen Tempo gehalten.


    Zu Boccherini schrieb ich dereinst:


    Zitat von Ulli

    Neben Boccherinis Clavierquintetten schätze ich besonders seine Streichquartettarbeiten, die sehr einem divertimentoartigen Stil verhaftet sind und denen man nicht Verkopftes wie bei Haydn oder Mozart andichten kann. Sie eignen sich beim Hören besonders zum Loslassen vom Alltag und seinen Problemen [...] kurze, spritzige Stückchen.

    Und doch möchte ich hier Boccherinis Werkchen etwas mehr Tiefgang zusprechen als Cambinis Quartetten. Vielleicht tue ich ihm Unrecht? Jedenfalls entschädigt der besondere Klang der verstärkten Mittellage durch die Bratschen.


    Etwas mehr „Rückmeldung“ empfange ich von op. 21 Nr. IV und vielleicht auch V.

    Bei Erwähnung des Namens Cambini zuckt allenfalls der Mozartkenner: soll er doch in Paris die Aufführung von Mozarts (heute verschollener) Sinfonia Concertante verhindert haben. Ob an der Anekdote etwas dran ist? Dagegen spricht, daß Cambini allein 82 (!) Sinfonie concertante komponierte ... wo sollte da ein Konkurrenzgedanke Nahrung gefunden haben?


    Auch im Zusammenhang mit Joseph Martin Kraus spielt Cambini unfreiwillig eine Rolle:


    Bertil van Boer, Ersteller des Kraus-Werkverzeichnisses, besteht darauf, daß diese wundervolle Sinfonie aus Kraus' Feder entstammt:





    Academia Montis Regalis

    Luigi Mangiocavallo




    Swedish Chamber Orchestra
    Petter Sundkvist


    Bei der IMSLP wird sie als eine der „Trois Symphonies á grande Orchêstre composées par J. Cambini“ geführt (Livre II, N° 2). In Bertil van Boers „The musical Life of Joseph Martin Kraus“ wird auf S. 141 aus dem Reisetagebuch Kraus' vom 7. Oktober 1782 bis 23. April 1783 zitiert (hier in englischer Sprache wiedergegeben): „Regarding the musical pieces I heard, several symphonies by Ditters, Haydn, and Cambini.“


    Wenn ich diese Sinfonie (wenn ich nicht irre: mit dem Beinamen „Thurn und Taxis“?) möglichst objektiv höre, kann ich da auch nicht zwingend Kraus als eigentlichen Absender verorten: die typischerweise für Kraus üblichen Floskeln fehlen (mir); ggfs. könnten die jeweiligen Schlußtakte von Exposition und Reprise im Kopfsatz seinem Stil zugeordnet werden; aber: reicht das? Wie Köchel gesagt hätte: „aus inneren Gründen“ nicht von Kraus. Stilistisch gehört das Werk auch eher in die 1770er Jahre (was bekanntlich auch in Anbetracht manch sturer - deswegen nicht weniger genialer! - Komponisten nichts aussagt). Nichtsdestotrotz ein gelungenes Werk!


    Ich empfand ohnehin schon immer, daß diese Sinfonie in Bezug auf Kraus „irgendwie aus dem Rahmen fällt“ (auch das ist natürlich kein Beweis: bei anderen Komponisten fällt auch vieles aus dem Rahmen, vor allem deren Musik).


    Immerhin heißen beide Komponisten Joseph (Giuseppe) und witziger Weise bedeutet „il cambio“ (italiensch) zu Deutsch „der Tausch“.

    Wenn in Böhmen Neugeborene ihren Familiennamen im 18. Jahrhundert nach ihrem Geburtstsort bekommen hätten, hättest du Recht. Aber in der Regel bekamen sie den Namen ihres Vaters. Irgendein Vorfahre stammte wahrscheinlich mal aus Družec.

    So ist das wohl. Daher auch mein Lächlie, der die Ernsthaftigkeit in Abrede stellen sollte. Wer meinen Stil kennt, weiß: das durfte sich jeder Leser selbst denken - was Du ja vorbildlich gemacht hast. :)

    eine Information beruht vielleicht auf einer von KI generierten Angabe.

    Bist Du jetzt auch zu den Paranoiden übergetreten? Und nein, den Rückschluß habe ich ganz selbständig hinbekommen. Es ändert ja nichts an der Bedeutung des Familiennamens und zu jener Zeit waren derartige Namensgebungen natürlich bereits abgeschlossen.

    Bei Wikipedia steht nämlich nur in der deutschen Version dieser Hinweis

    So ist es; das habe ich ja auch zitiert.


    Streichquintette D-Dur, E-Dur, F-Dur, g-moll


    Quatuor festetics

    Kriszta Véghelyi, Viola II


    Von besonderer Güte sind seine Streichquintette, hier ganz famos dargeboten vom ungarischen Quatuor festetics mit Kriszta Véghelyi an der 2. Bratsche.


    Was für ein Ohrenschmaus:



    Mit der Besetzung 2-2-1 ist er näher an Mozart als an Boccherini (2-1-2), der durch die Verdoppelung der Celli anstelle der Bratschen m. E. etwas dunkler klingt. Es dürfte die seinerzeit bei mir am meisten gedrehte CD sein ... Besonders ist das F-Dur- und das (obige) g-moll-Quintett.

    Kurios und von Seltenheitswert (es unterstreicht sein Faible für Harmonieinstrumente) ist sein Clavierkonzert Es-Dur mit reiner Bläserbegleitung: am ehesten noch vergleichbar mit Mozarts Bestem, „was ich noch in meinem Leben geschrieben habe“ - dem Clavierquintett KV 452:




    Die CD enthält u.a. auch ein Clavierhändig-Konzert des Kollegen Mašek.


    Anikó Horváth & Borbála Dobozy (the two Miss Marples)

    Budapest Wind Ensemble


    Neben dieses Kuriosum gesellt sich auch ein Konzert für sechs Pauken:



    Wie ich gerade sehe, ist da wohl auch eine Sinfonie enthalten. :) Es dürfte sich dabei um die bei Wikipedia erwähnte Schlachtensinfonie handeln.

    *7. April 1745 in Družec bei Kladno, nach anderen Quellen in Jemníky

    Wäre dem so, würde er Jemnícký heißen. :P


    Bei polnischen aber auch (verallgemeinert im heutigen Sinne) Namen tschechischer Herkunft zeigt das Suffix (-tzki, -tzky, -cki, -cky und andere formen) die Herkunft an: „aus Družec“ = Družecký.


    „Georg von (i.S.v. aus) Druschetz“ also ist allenfalls als Arrangeur diverser Harmoniemusiken bekannt; als solcher erweist er ein sehr feines Gespür für die Instrumentierung und man kann mit Sicherheit behaupten, daß er als Komponist von diesen Arbeiten profitierte. Er bittet höflich durch mich als seinen Vertreter auf Erden um Aufnahme in den Kreis von „Mozart und seine Zeitgenossen“ im Tread-Directory.


    In der Tat muß man bei jpc, um alle verfügbaren CDs mit seinen Werken zu finden, verschiedene Namensschreibweisen versuchen. Um zunächst auf seine Fähigkeiten als Arrangeur zu kommen, empfehle ich seine Nachschöpfung von Haydns „Schöpfung“:




    Das Collegium Viennese macht aus dieser Bearbeitung ein völlig neues Werk.


    Druschetzky war, wie viele seiner böhmischen Komponistenkollegen, spezialisiert auf Blasinstrumente und daher bekannt als Arrangeur für Harmoniemusiken und zahlreiche Partiten (Eigenkompositionen); darauf komme ich später zu sprechen. Er war zudem Oboist und Pauker (Timpanist; nicht Lehrer); reine Orchesterwerke findet man daher eher selten.


    Eines davon ist eine Sinfonie C-Dur, die gleich am Beginn (Sekunde 9) Mozarts „Kleine Nachtmusick“ zitiert (ob bewusst oder zufällig, sei dahingestellt), haben die


    Virtuosi di Praga

    Oldřich Vlček


    eingespielt:



    Bei jpc liess sich die CD leider nicht finden.

    Danke für die Ausführungen. Soll keine Kritik sein, ich habe nur rein aus Interesse gefragt, da es einige „Anbieter“ klassischer Musikaufnahmen auf YT gibt, die m. E. nicht Rechteinhaber sind - da passiert offenbar nichts (?), denn die Labels bieten zum Teil ja selbst komplette Aufnahmen kostenfrei an. Mich wundert es nur, daß man nicht gleich zur Kasse gebeten wird - nicht mal die Gesellschaft für monetäre Auspresstechniken für individuelle Auftraggeber (GEMAFIA) rückt an? Muß man nicht beim Upload versichern, daß das Video frei von Rechten Dritter ist oder eine Genehmigung vorliegt? Ich kann mich dunkelst erinnern, daß es schon Stress bei Videos gab, bei denen die Musik nicht die Hauptrolle spielte, sondern nur im Hintergrund lief ... und auch wegen Bildern und Gegenständen das Copyright ausgerufen wurde. Einer der Anbieter (mir fällt gerade nicht ein, welcher) stellt seinen Videos regelmäßig ein „Disclaimer“ bei - das ist natürlich kein Freifahrtschein, sondern ein Wink mit dem Zaunpfahl: „Hallo, was ich hier mache, ist zwar verboten, aber es interessiert euch ja nicht. Wenn ihr wollt, lösche ich es. Aber haut mich bitte nicht!“. Manche unterlegen das Video nicht mit dem Originalcover, sondern irgendeinem Gemälde ... oder der Partitur. Ziemlich dünnes Eis ...


    Andererseits ist dieser Service natürlich toll und ich will gar nicht daran herummäkeln. Ich hoffe natürlich, daß das alles schön brav so bleibt, damit nicht irgendwann etliche Beiträge als zuschossen gelten müssen, weil die Videos als essentieller Bestandteil plötzlich inaktiv sind. Ich bin außerdem für ein Gesetzt, daß einmal gesetzte Link in alle Ewigkeit funktionieren müssen - notfalls durch Umleitung in ein entsprechendes Internetarchiv, weil sonst - im Falle einer Löschung (sei sie freiwillig erfolgt oder aufgezwungen) - der Sinn des Internets vollkommen unterlaufen wird. In meinem ULLIversum würde es selbstverständlich ein Permalinkgesetz geben. :)


    (Gerne verschieben, da ot).

    Signore Druschetzky (Jiří Družecký) kannte die „Kleine Nachtmusick“ wohl auch; allerdings weiß ich nicht, wann das Werk entstand - ab Sekunde 9 erklingt sie jedenfalls:



    Druschetzky ist allgemein ein unbeschriebenes Blatt: bekannt allenfalls als Arrangeur diverser Harmoniemusiken zu damals poppigen Opern ... schade eigentlich; vielleicht werde ich ihm demnächst einen kleinen Thread widmen (finden konnte ich jedenfalls keinen).