Ich war damals im Tristan in Hamburg, allerdings in einer Vorstellung unter Peter Schneider, da ich mir Simone Young auch nur antue, wenn es triftige Gründe gibt, es trotzdem zu tun. Connell war dick und schrill, die Inszenierung schon deutlich angestaubt, die einst überwältigende Personenführung war lediglich noch in Rudimenten zu erkennen (einzig Harald Stamm zählte noch zur ursprünglichen Besetzung).
1988 war ich in der letzten Aufführung der ersten Spielreihe dieser damals heiß umstrittenen Inszenierung, die nach wie vor zum eindrucksvollsten zählt, was ich im Musiktheater bis dato gsehen habe.
Den Wiesbadener Tristan schaue ich mir am Sonntag an, bin schon gespannt. Vor kurzem war ich in Mannheim, ein mühvoll krächzender Wolfgang Neumann als adipöser Tristan in eine m.E. sehr gelungnen Inszenierung, wo ich auch den 2. Akt gut gelöst fand. Im 3. fiel es dann aber deutlich bis katastrophal ab und am Ende ging der Inszenierung fast die Luft aus, als mehrere Personen unmotiviert auf die Bühne gingen und offensichtlich weil sie tot sein sollten hinfielen. Da bietet die Musik wesentlich mehr.
Dass es heute keine Tristane mer gibt, stimmt m.E. nicht. Es gibt so viele oder wenige wie zu allen Zeiten, die Rolle ist nun einmal nicht für einen menschlichen Sänger angelegt und entweder jemand brüllt sich mit vollem Risiko hindurch und macht das vielleicht fünf oder sechs Jahre, oder (was meistens der Fall ist) der Sänger muss irgendwie haushalten, so dass man in Akt 1 und 2 wenig von ihm hört. Man muss auch bedenken, dass in früheren Jahren Akt 2 und 3 fast immer mit erheblichen Strichen gespielt wurden, die überwiegend die Rolle des Tristan betrafen.
Ein Lauritz Melchior oder Jon Vickers waren Ausnahmeerscheinungen auch in ihrer Zeit.
Gruß
Dieter