Beiträge von vitelozzo-tamare

    Was mir nicht ganz verständlichbei dieser Mammut-Edition ist: dass sie trotz des Umfanges von 66 CDs nicht vollständig zu sein scheint. Ich habe auf einer Loewe-CD mit Hans Hotter und Raucheisen einige Lieder gefunden, die in der gen. Edition nicht auftauchen (kann jetzt, da im Nachtdienst und nicht zuhause, leider nicht sagen, um welche es sich genau handelt). Ist das nun Schlamperei der Herausgeber oder hat es andere Gründe? Auf 3 oder 4 CDs mehr wärs ja sicher nicht angekommen. Vielleicht weiß jemand dazu etwas ...


    Gruß aus Lübeck,
    Dieter

    ... wobei ich doch zur Aufnahme unter Böhm tendieren würde. Inge Borkh mag live noch aufregender sein, nur die Auseinandersetzung zwischen ihr und Dietrich Fischer-Dieskau gibts nur im Studio. Außerdem ist und bleibt Böhm für mich DER Elektradirigent.


    Gruß aus Lübeck
    Dieter

    Einige gute Adressen für Klassik-LPs:


    Berlin:


    Musikantiquariat Hartwig in der Pestalozzistraße (wenns denn mal geöffnet hat ...)
    Horenstein in Wilmersdorf
    Antiquariat in der Ebertystraße in Frierdrichshain


    München:
    PhonX oder so ähnlich in der Fraunhoferstraße


    Hannover:
    Deisterstraße 20, der Laden hat auch eine homepage und verkauft über ebay (http://www.klassiker-online.de oder .com)


    Hamburg:
    Musikantiquariat am Schulterblatt im schanzenviertel
    LPCD in der Fruchtallee (auch online-Shop)


    Für weitere Adressen bin ich dankbar!


    Gruß, Dieter

    Hallo,
    Ich habe Musik von LP vor einigen Monaten wiederentdeckt und seitdem ubnerhöht viele LPs zum Spottpreis erwerben können. Auch mein Eindruck ist - als ehemals vehementer Verfechter der CD - dass es von LP besser klingt. Nun ist der Begriff besser zweifellos problematisch. Wie es sich mit requenzen, Obertönen etc verhält, interessiert mich nicht, denn das einzige, was in unserem Gehörsinn physikalisch funktioniert, ist das Trommelfell mit den dahinterliegenden Gehörknöchelchen. Vereinfacht ausgedrückt wirds von da an psychisch, denn da setzt die Sinneswahrnehung neuronal ein. Die Bewertung des Eindrucks ist von zahlreichen äußeren Faktoren abhängig, die sich mit physikalischen Größen nicht benennen lassen, da zählt die Erwartungshaltung (oh toll, 24 bit, DDD, gutes altes Vinyl, meine Lieblingsplatte), auch haptische Elemente (ein LP-Cover versus CD-Box), auch mit Messwerten schwer nachzuvollziehende Eindrücke wie "Wärme" des Klangs, "Farbigkeit" etc. Was das Rauschen oder Knistern betrifft, das bei Vinyl zweifellos und z.T. auch zwangsläufig auftritt, so verlasse ich mich da (sofern es nicht überhand nimmt) auf den einzigen wirklich effektiven und nicht verfälschenden Rauschfilter: unser Gehirn.


    Ich behaupte also, dass in der Diskussion digital vs analog, CD vs LP letztlich der persönliche, subjektive Eindruck zählt. Da spricht für mich vieles für die LP, für die CD v.a. die Bequemlichkeit und Robustheit dieses Tonträgers.


    Gruß aus Lübeck, Dieter

    Die vier ernsten Gesänge habe ich in der wunderbaren Aufnashme von Hans Hotter und Gerald Moore kennen gelernt. Sie zählt nach wie vor zu meinen liebsten Liedaufnahmen überhaupt. Hotter singt mit der Stimme des Propheten (etwa in der Passage "O Tod, o Tod, wie bitter, wie bitter bist du"). Etwas später lernte ich die Aufnahme mit Kathleen Ferrier kennen, die ganz anders ist (nicht nur, weil sie ein Alt war und Hotter ein Bass-Bariton), introvertierer, sanfter mit der ihr eigene "Träne" in der Stimme.


    Als dritte Aufnahme möchte ich noch auf Alexander Kipnis hinweisen, in den 30er Jahren ebenfalls mit Gerald Moore. Er soll geradezu einen obsessiven Zugang zu den Liedern gehabt haben und schafft es irgendwie, mit gewaltiger Stimme, die Hotter in nichts nachsteht einen teilweise sehr introvertierten Ausdruck zu finden.


    Nun aber bleiben Hotter, Kipnis, Ferrier, diese drei, aber wer ist der größte unter ihnen?


    Gruß, Dieter

    Endlich eröffnet jemand diesen Thread!


    Meine erste Operngesamtaufnahme war die Zauberflöte unter Böhm. Ich bin für jeden anderen Sarastro verdorben, Crass verbindet Noblesse, Edelmut mit Schlichtheit, vermeidet das Salbungsvolle, was v.a. viele ältrere Einspielungen unerträglich macht.


    Leider war seine Karriere zu kurz, viele Rollen, de man sich von ihm wünscht, fehlen. Als Gurnemanz ist er neben Hotter mein Favorit, allerdings leidet seine Interpretation unter Boulez m.E. doch sehr unter den zu raschen Tempi, die den Sängern zu wenig Raum geben. Ein Jahr später unter Jochum konnte er richtig zeigen, wie "sein" Gurnemanz klingen konnte. Vielleicht erscheint diese Aufnahme ja irgendwann mal offiziell.


    Kürzlich habe ich eine Rezital-LP gefunden, auf der Franz Crass mit den Sachs-Monologen zu hören ist - was ist uns da entgangen! Dieser Sachs hätte alles gehabt, was man sich nur wünschen kann! Überhaupt scheint es in den Archiven von Philips noch einiges geben, was den Weg auf CD noch nicht gefunden hat: Querschnitte aus Aida (als Amonasro), Hoffmanns Erzählungen oder Faust (sicher ein sehr nobler Teufel).


    Neben den Opernrollen möchte ich aber auch noch anmerken, dass Franz Crass auch an vielen sehr schönen Oratorieneinpielungen beteiligt war.


    Gruß, Dieter

    Habe ich es überlesen?
    Zwei verblüffende Ähnlichkeiten fallen mir spontan ein:


    1.) die langsamen Sätze der großen g-moll Sinfonie von Mozart und der ersten Sinfonie von Beethoven


    2.) der Anfang der Schottischen Sinfonie von Mendelssohn und die Todverkündung in der Walküre von Wagner


    Gruß,
    Dieter

    Leinsdorf ist wirklich eine gute Alternative zu de Sabata!


    Die Aufnahme ist insgesamt extrem dramatisch, manchmal vielleicht sogar etwas zu dramatisch. Björling singt schlichtweg göttlich, Warren ist ein überlebensgroßer Bösewicht (Te Deum!), Milanov allerdings eine eher alternde Diva, die verständlicherrweise eifersüchtig auf die Attavanti ist.


    Gruß. Dieteer

    Hallo!


    Die dritte Symphonie war seinerzeit mein Bruckner-Einstieg, der einige Jahre Bruckner-Begeisterung folgten. Iich persönlich bevorzuge die revidierte dritte Version. Die Urfassung kenne ich nur in der Inbal-Aufnahme Das "mehr" an Musik erscheint nicht unbedingt als Vorteil. Sich sind in der dritten Fassung die Proportion schon etwas zugunsten des Kopfsatzes verschoben sind, doch muss das kein Mangel sein.


    Mein absoluter Favorit: Cleveland Orchestra unter George Szell; wer die Möglichkeit hat, eher als LP, da der CD-Transfer hier absolut missglückt ist.


    Gruß aus Lübeck, Dieter

    Ich besitze diese Aufnahme in einer älteren, klanglich aber sehr guten Version von Golden Melodram. Es ist m.E. sicher eine sehr schöne Lohengrin-Aufnahme, die perfekte Erfüllung aller Wünsche jedoch nicht. Bei Konya stört mich die z.T. recht ungenaue Intonation, bei Blanc der französische Akzent und die dabei nicht allzu sichere Textbehandlung in dieser zweifellos undankbaren Partie, auch Rita Gorr ist im Vergleich mit Christa Ludwig oder auch Astrid Varnay in ihren besten Aufnahmen nicht erste Wahl. Grümmer und Crass sind es sicherlich. Trotzdem: Dank an Orfeo, dass diese schöne Aufnahme endlich offiziell zugänglich gemacht wurde!


    Ich warte sehnsüchtig auf gute Überspielungen vom Ring unter Kempe (1960), Carlos Kleibers Bayreuther Tristan (1975) und Knappertsbuschs letzten Parsifal (mit Jon Vickers).


    Gruß aus Lübeck,
    Dieter

    Bei den bekannten Wagner-Werken habe ich nur in zwei Fällen regelmäßig das Bedürfnis auf die Uhr zu schauen:


    - die Schlussszene des 1. Aktes der Götterdämmerung und
    - die Schlusszene von Siegfried


    Ich halte das für eine sehr subjektive Meinung und kann jeden verstehen, der gerade diese beiden Szenen zu seinen Favoriten zählt.


    Ein gewisses Kopfschütteln verursacht bei mir Die Feen, da gibts wirklich viel banale Musik und einige geradezu lächerliche Textstellen (Wagner war ja Dichter-Komponist).


    Gruß aus Lübeck
    Dieter

    Hallo Wulf,


    die Eintönigkeit vieler Spielpläne wurde in der Tat oft beklagt. Wenn man unsere Theaterlandschaft in Deutschland und Umgebung aber in der gesamten Breite betrachtet, kann man sich allerdings m.E. nicht wirklich beklagen. Ich zähle mal spontan und aus dem Gedächtnis rare Opern, die ich in den letzten Jahren gesehen auf:


    Christophorus (Schreker) in Kiel
    Das Spielwerk und die Prinzessin (Schreker) in Kiel
    Donna Diana (Reznicek) in Kiel
    Le petit chaperon rouge (Boieldieu) in Lübeck
    Die Nase (Schostakowitsch) in Lübeck
    Mathis der Maler (Hindemith) in Hamburg
    Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Weill) in Berlin
    Das Herz (Pfitzner) in Würzburg
    Fernand Cortez (Spontini) in Erfurt
    Bernarda Albas Haus (Reimann) in München
    Die Kluge und Orpheus (Orff) in München
    Die englische Katze (Henze) in München
    Les Troyens (Berlioz) in München
    Die Bürgschaft (Weill) in Dessau


    Das alles in den letzten 6 Jahren!


    Auch die aktuellen Spielpläne bieten einige Entdeckungen.


    Gruß aus Lübeck,
    Dieter

    Meine erste Oper war Rusalka von Dvorak, Ende der 70er Jahre in der Badischen Staatsoper in Karlsruhe. Vielleicht hat das damals meine Begeisterung für die tschechische Oper ausgelöst ... ?


    Gruß, Dieter

    Lemeshev (gehört eigentlich eher ins Schellack-Forum) genoss in der UdSSR eine riesige Popularität: prachtvolle Tenorstimme, sah blendend aus, ausgezeichneter Sänger, also alles was ein Star-Tenor braucht. Nur sollte man ihn möglichst in früheren Aufnahmen genießen, denn die Stimme ließ (im Gegensatz zum unverwüstlichen Kozlovsky) rasch nach. Wer ihn etwa nur als Lensky in der Onegin-Aufnahme neben Vishnevskaya (Mitte 50er) kennt, wird seinen Ruhm kaum nachempfinden können.


    Aber das ist ein Kozlovsky-Thread. Als Darsteller kann man ihn auf einer DVD des Boris Godunov (Opernfilm aus den 50ern, Musik ist die bekannte Gesamtaufnahme mit Pirogov, Nelepp etc) in seiner Paraderolle als Gottesnarr erleben, erhältlich bei VAI.


    Gruß, Dieter

    Benno Kusche steht durchaus in der Tradition vieler Beckmesser-Interpreten, die die Partie als Karikatur anlegen (Eugen Fuchs, auch Erich Kunz, fast alle Sänger der Vorkriegs- und Kriegsaufnahmen). Cosima Wagner hat die Rolle sogar mit einem singenden Schauspieler besetzt - heute undenkbar (den Namen habe ich aktuell nicht parat, werde ihn aber nachschlagen). In gewisser Weise gibt das Stück, auch die Musik, das sicher her. Mir gefällt ein singender Beckmesser (wie Bernd Weikl, der von mir sehr geschätzte Roland Hermann, Karl Schmitt-Walter oder v.a. Hermann Prey) auch viel besser. FiDi hätte - fürchte ich, evtl. doch zu sehr zur Karikatur tendiert, gerade Anfang der 90er mit nachlassender Stimme, als er (stimmt das?) in der Sawallisch-Aufnahme als Beckmesser vorgesehen war. Siegfried Lorenz ist übrigens m.E. ein sehr guter "Ersatz"!

    Jacques Urlus halte ich neben Lauritz Melchior für den besten dokumentieren Wagnertenor. Er war ein wirklicher Tenor, kein hochgeschraubter Bariton, der anders als viele Zeitgenossen Wagner wirklich sang und nicht auf Tönen deklamierte (vergleiche z.B. Ernst Kraus mit ihm). In Bayreuth hat er (vielleicht deshalb?) auch nie gesungen. Seine früheren Aufnahmen zeigen ihn natürlich in deutlicher besserer stimmlicher Verfassung.


    Gruß, Dieter

    Mir fällt spontan eine andere Stelle an:


    der Schluss von Humperdincks "Die Königskinder", nach dem herrlichen Spielmannlied singt ein Kinderchor fürchterlich süßlich "Königskinder! Königskinder!" Grässlich!!


    Ein gnädiger Dirigent mit Geschmack müsste diese Stelle aus Rücksicht mit den Zuhörern streichen!


    Grüße aus Lübeck, Dieter

    Zitat

    Was uns direkt zumeinem Lieblingsthema führt: Wo liegen die Ursachen für den Niedergang des Wagnergesangs?


    Ich kann mich da nur wiederholen: ich sehe keinen grundsätzlichen Niedergang des Wagnergesanges! Lauritz Melchior, Kirsten Flagstad oder Birgit Nilsson waren zu ihrer Zeit auch einzigartige Erscheinungen und das Niveau etwa der Heldentenöre in den 20er oder 30er Jahren war insgeasamt keinesfalls höher als heute! Sigismund Pilinszky, Gotthelf Pistor, Rudolf Laubenthal, Richard Schubert, das waren einige der sonstigen Spitzen der Heldentenöre dieser goldenen Jahre des Wagnergesangs, mit denen wir vergleichen müssen, und vor denen müssen sich die heutigen Fachvertreter nicht verstecken!


    Gruß, Dieter

    Die Figaro-Aufnahme unter Giulini enthält Secco-Rezitative, ist allerdings recht stark gekürzt, wobei alle "wichtigen" Arien enthalten sind. Unvergleichlich ist m.E. die Briefszene, wo die Stimmen der gerade verstorbenen Elisabeth Schwarzkopf und der kürzlich verstorbenen Anna Moffo förmlich verschmelzen.


    Gruß, Dieter

    Günter Wand hat mein Bruckner-Hörverständnis maßgeblich geprägt und wird für mich vorerst Maß aller Dinge bleiben.


    Weitere Dirigenten, die m.E. echte Brucknerspezialisten waren:


    Otto Klemperer
    Carl Schuricht (9. Symphonie!)
    George Szell (3. Symphonie!
    Bernard Haitink
    Wolfgang Sawallisch


    Mit Jochums Brucknereinspielungen konnte ich mich bislang nicht anfreunden, kürzlich habe ich mir die Aufnahmen der DGG auf LP gekauft, hab sie aber noch nicht gehört. Wenig anfreubden konnte ich mich mit Bruckner von


    Giuseppe Sinopoli
    Simon Rattle
    Ricardo Chailly
    Herbert von Karajan
    Kurt Masur


    Gruß, Dieter

    Ich kann jeden verstehen, der Adams Stimme nicht mag, auch ich musste ihn erst li9ve erleben, um mich mit dem Timbre anfreunden zu können. Nur: langweilig kann man seinen Vortrag wirklich nicht nennen. Stimmen, die eher "in die Breite" gehen als "auf den Punkt fokussiert zu sein", können eben nicht so rasch flexibel gestalten, neigen dafür seltener zu allzu affektierter Gestaltung. In seinen besten Aufnahmen gelingt Theo Adam dennoch ein ausgesprochen nuancierter Vortrag, was auch seiner zweifellos weit überdurchschnittlichen Musikalität zu danken ist. Zu den besten Aufnahmen würde ich bsw. "Der Nöck" von Loewe rechnen oder die Meistersinger unter Karajan. Er ist ein Sänger, der nicht jedem gefällt, in den man sich "einhören" muss.


    Gruß, Dieter

    Hallo,


    für die, die's interessiert:


    bei Line ist jetzt der Wiener Wozzeck-Mitschnit (Berg natürlich!) unter Karl Böhm von 1955 für wenige Euros erschienen!




    Der junge Walter Berry singt den Wozzeck, Christel Goltz die Marie und Max Lorenz den Tambourmajor. Wenn jemand die Aufnahme gehört hat, würde mich interessieren, wie der Transfer ist, bei Line gibt es da ja große Unterschiede!


    Viel Spaß wünscht Dieter

    Hallo,


    Theo Adam ist ein Sänger, den ich zunächst unerträglich fand, ich teilte unreflektiert alles negative, was über ihn geschrieben steht: undefinerte, helle, aber doch irgendwie tiefe Stimme, schlimmes Tremolo ("wobble"), zu leicht für das, was er sang etc. Nur sein Sachs unter Karajan, damit konnte ich mich irgendwie anfreunden.


    Dann habe ich ihn 1987, also wahrlich nicht mehr auf dem Zenith seiner Stimme, in Hamburg als Holländer erlebt. Das ist eines meiner größten Opernerlebnisse geblieben. Zum einen kann ich bstätigen, dass er ein unglaublich eindrucksvoller Darsteller ist, zum anderen wirkt seine Stimme im Raum völlig anders. Ich höre Adam seitdem anders, muss aber zugeben, dass er kein besonders "phonogener" Sänger ist.


    Als Wagner-Bassbariton ist er für mich nach Hans Hotter der größte der Nachkriegszeit: Seit ich ihn live gehört habe, erscheint mir seine Stimme absolut nicht mehr zu leicht, als musikalischer Gestalter war ihm wirklich nur Hotter ebenbürtig (m.E. natürlich überlegen - Hotter-Fan halt), die Textdeutlichkeit wurde bereits mehrfach erwähnt, er rezitierte allerdings nicht bloß, sondern gestaltete den Text musikalisch, was ja genau das ist, was Wagnergesang ausmacht.


    Ich halte ihn auch für einen großartigen Liedinterpreten. Seine Loewe-Aufnahmen zählen für mich zu den besten, er hat eine sehr gute Winterreise aufgenommen und eine hervorragende Aufnahme der vier ernsten Gesänge.


    Im italienischen und französischen Fach hätte er vermutlich auch international groß herauskommen können. Zum einen war er aber doch arg auf Wagner, Strauss und Bach festgelegt, zum anderen wurde er musikalisch sehr deutsch geprägt, da hätten es vielleicht anderer politischer Rahmenbedingungen bedurft.


    Meine Geburtstagsrüße an einen der ganz großen Sänger des 20. Jahrhunderts!


    Gruß, Dieter

    Hallo,
    die Diskussion um Qualitäten des Wagnergesangs einst und jetzt wird ja in verschiedenen Threads geführt.


    Kollo war zweifellos einer der führenden Wagnertenöre der 70er und 80er Jahre, dann gings mit ihm doch hörbar abwärts, wie ich in diesem Threads bereits beschrieben habe. Dennoch verdanken wir ihm einige hervorragende Wagnerraufnahmen, die für mich, ich möchte es noch einmal wiederholen - zu den zeitlos besten Wagneraufnahmen zählen.


    Jürgen Kesting wurde hier mehrfach erwähnt, der Kollo ziemlich vernichtend berurteilt hat. Zu Kesting gibts auch einen schlagfende Threads, den man evtl. mal reaktivieren sollte. Ich möchte kurz anführen, dass sein "großes" Werk aus den 80er oder frühen 90er Jahren stammt, als Kollo als Wagnersänger noch aktiv war. Kesting, dem ich seine Kompentenz nicht absprechen möchte, ließ an praktisch keinem gegenwärtigen Sänger erin gutes Haar, er vergleicht halt sehr stark mit dem gewesenen und bedient sich der Sänger vergangener Zeit als Maßstab. Lediglich für Sänger des Belcantofaches macht er gewisse Ausnahmen, das boomt zur Zeit allerdings, so dass man da an heutigen Interpreten einfach nicht vorbei kommt.


    Wieder zu Kollo: ich habe ihn zweimal erlebt: 1988 in Hamburg als Stolzing, wo ich ihn sehr eindrucksvoll fand. (Er war nämlich auch ein sehr guter Darsteller, was für einen Wagnersänger durchaus nicht unwichtig ist). Dann Mitte der 90er Jahre in Berlin als Fürst Schuisky, als er kluger Weise sein Repertoire dem vorangeschrittenen Alter angepasst hatte.


    Ich persönlich finde, dass über keinen zweiten Sänger (außer vielleicht über Theo Adam) so viel ungerechtes geschrieben wurde wie über Kollo.


    Gruß, Dieter

    Hallo,


    ich bin überzeugt, dass Kollo als Sänger zu allen Zeiten zu den führenden Wagnertenören gehört hätte.


    Er war fraglos kein Sänger mit besonders großer Farbpaklette, eher eine "weiße" Stimme, aber das ist lediglich eine Feststellung, keine Beurteilung oder Kritik. Wenn ich ihn als Sänger beurteile, muss ich betrachten, was er aus seinen Möglichkeiten macht und wie weit er damit kommt. Und das ist enorm viel: er verstand es, ungemein differenziert zu singen und zu gestalten, war musikalisch meist sehr genau (vielfach genauer als Melchior, geschweige denn als der meist im "freestyle" singende Lorenz), die Stimme an sich empfinde ich als sehr angenehm, sein Durchhaltevermögen, gerade, wenn man bedenkt, dass er keine Riesenstimme hatte, war oft beeindruckend.


    Natürlich hatte er Schwächen: Legato war nicht sein Ding, in spätere Jahren (etwa ab Mitte der 80er Jahre; da war er bereits um die 50), wurde die Höhe immer kürzer und Töne oberhalb des Systems konnte er nur noc kehlig verzerrt produzieren. (Anmerkung: die Karriere des so hochgerühmten Franz Völker war in diesem Alter bereits vollständig zuende!)


    Wenn man große Stimmen für den Wagnergesang liebt oder gar als alleiníge Gestaltungsmöglichkeit dieser Musik einschätzt (ich bin diesbezüglich eher d'accord mit Edwin), so sollte man weniger Melchior nennen, er war ein einmaliges Stimmphänomen, auch zu seiner Zeit, sondern sich eher an Sänger wie Hans Beirer halten. Und da ist mir Kollo wirklich tausendmal lieber ...


    Wenn ich meine (zahlreichen) historischen Sängeraufnahmen betrachte, so finde ich in der "goldenen Zeit" des Wagnergesangs, ich nenne hier mal die 20er bis 50er Jahre, nur wenige Sänger, deren legendärer Ruf einer kritischen Betrachtung, gerade auch im Vergleich zu den so gern geschmähten Sängern späterer Jahre einschließlich heute, wirklich standhält. Wir dürfen dabei auch nicht übersehen, dass Wagneropern in diesen "goldenen Jahren" fast immer nur mit drastischen Strichen aufgeführt wurden, wir z.B. weder von Melchior, noch von Lorenz einen vollständigen Tristan haben (und die Striche im zweiten und dritten Akt betreffen ja überwiegend die Partie des Tristan).


    Kollo, er ist ja Thema dieses Threads, ist eigentlich in keiner seiner (Wagner-)Aufnahme wirklich schwach (beim Kleiberschen Tristan wurde er eher von der Klangtechnik im Stich gelassen). Er hatte aber wirklich großartige Momente, von denen die meisten schon erwähnt wurden.


    Mein persönlicher Favorit:


    Siegfried unter Janowski


    Hier singt Kollo wunderschön, die Phrase "vieles lehrtest du, Mime..." gestaltet er mit einer Empfindsamkeit, die ich bei keinem andere Sänger auch nur annähernd erlebt habe, etwas später "so starb meine Mutter an mir" halte ich pesönlich für einen der größten Momente des Wagnergesangs.


    Gruß, Dieter