Pfitzners Violinkonzert fehlt bislang.
Viele Grüße
Bernd
Pfitzners Violinkonzert fehlt bislang.
Viele Grüße
Bernd
ZitatVielleicht muss mehr zusammenkommen als reines dirigieren, um als einer der Großen wahrgenommen und in Erinnerung zu bleiben.
Mag sein. Mir ist jedenfalls wichtig, daß Dirigenten mit den Verhaltensweisen eines Karl Böhm nicht nur als Größen wahrgenommen werden, sondern auch als Menschen, die anderen hochqualifizierten Musikern das Leben zur Hölle gemacht und in einigen Fällen dadurch deren Existenz vernichtet haben.
Diejenigen, die das am liebsten unter den Teppich kehren oder mit dem Hinweis auf ein paar gemaßregelte Suffköppe unter den Orchestermusikern verniedlichen möchten, sind bezeichnenderweise meistens selber keine Instrumentalisten und haben noch nie am eigenen Leibe erfahren, wie es tut, wenn man einem zynischen Pulttyrannen mehr oder minder wehrlos ausgeliefert ist. Und generell sind sich viele Klassikkonsumenten nicht wirklich darüber im Klaren, welche brutale Form von Mobbing da ablaufen kann und häufig genug auch abläuft.
Ich als Ausführender habe jedenfalls ein großes Interesse daran, daß Dirigenten mit den entsprechenden Verhaltensformen ("Wenn Sie die Stelle morgen nicht können, sind Sie übermorgen an der Ostfront!") nicht nach oben und möglichst überhaupt nicht mehr vor ein Orchester gelangen, ganz unabhängig von ihren sonstigen *künstlerischen* Qualitäten.
Viele Grüße
Bernd
Bei aller Mühe, die ich mir gebe, kann ich an den zahlreichen Böhm-Aufnahmen, die ich besitze, nichts Außergewöhnliches finden. Wenn ich mir eine davon zu Gemüte führe, höre ich ein solides, durchaus *gutes* Dirigat, eine Leistung, welche - immer an der Maßstäben ihrer Zeit gemessen - neben Böhm auch viele andere bekannte und weniger bekannte Kapellmeister zuwege gebracht haben oder hätten. Mir ist nicht klar, wodurch Böhm sich im Hinblick auf die interpretatorische Qualität z.b. von einem Otto Gerdes (um mal einfach einen weniger geläufigen Namen herauszugreifen) stark abhebt.
Es muß wohl an meinen Ohren liegen. Deren Unmusikalität ist, wenn ich den Aussagen im Nachbarthread glauben kann, wegen mangelnder sängerischer Fähigkeiten klar erwiesen.
Viele Grüße
Bernd
Ich will die ollen Diskussionen eigentlich nicht wieder aufwärmen, aber ich habe ja nicht mit dem Thema angefangen.....
ZitatGanz einfach: Weil sie nicht nur GUT waren, sondern HERVORRAGEND.
Ich besitze zahlreiche Aufnahmen mit Böhm (z.b. diverse Strauss-Opern, die ich mir in meiner Jugend der Werke halber gekauft habe, den kompletten Ring und Verschiedenes von Mozart), und das ist alles solide und gediegen dirigiert, aber "hervorragend"? Jeder unbekannte Provinzkapellmeister mit einer guten Ausbildung und entsprechender Technik bekommt das heute nicht schlechter hin.
Gerade Dirigenten wie Böhm haben ihren Status meiner Überzeugung nach durch ein völlig übersteigertes Selbstbewußtsein und eine damit korrespondierende Außenwirkung erreicht. Man muß dem Publikum nur überzeugend genug vorspielen, daß man einer der Größten ist - dann nehmen einem viele das auch sehr schnell ab.
Hier in der Provinz beobachte ich ähnliche Phänomene: Leute, die sich als Lokalmaestro gerieren und nicht die Hälfte von dem können, was sie selber glauben. Aber alleine dadurch, daß sie den Max markieren und ihre Choristen und Musiker beständig herunterputzen, haben sie den Großteil des Publikums auf ihrer Seite.
Es ist ganz einfach: Wer andere erniedrigt, wirkt neben ihnen erst mal größer.
Zum Glück gibt es auch die andere Seite, finden sich genug große Musiker, die zeigen, daß auch mit einem grundsätzlich freundlichen und humanen Umgangston Höchstleistungen erreicht werden können.
Wenn den anderen zumindestens posthum scharfe Kritik entgegengebracht wird, finde ich das nicht nur verständlich, sondern geradezu wichtig.
Viele Grüße
Bernd
Mir stellt sich ja angesichts einzelner *Künstler* weniger die Frage, warum sie heutzutage "gebasht" werden, sondern eher die, warum es menschenverachtende Muffköppe wie Karl Böhm zu Lebzeiten überhaupt so weit gebracht haben?
Derartigen Leuten sollte frühzeitig das Handwerk gelegt werden. Aber leider kommen Charaktere, die sich ihren Mitmusikern gegenüber wie die Axt im Wald benehmen, trotz ihrer Egomanie (oder gerade wegen selbiger?) immer wieder nach oben....wie im Wolfsrudel....
Viele Grüße
Bernd
ZitatOboenkonzerte dieser Zeit stehen üblicher Weise in F-Dur
Und was ist mit Haydn C-dur, Dittersdorf G-Dur und C-dur, Fiala D-Dur, Lebrun C-Dur etc. usf.?
Es gibt sicherlich einige gute Argumente dafür, daß es die Flötenversion vor der Oboenversion gab - aber "Oboenkonzerte dieser Zeit stehen üblicher Weise in F-Dur" ist schon eine sehr ulkige Behauptung.....
Viele Grüße
Bernd
Theophilus, schon während meiner Ausbildung an der Musikhochschule war von der Freude, die aktives Musizieren machen soll und kann, wenig zu spüren. Die Stimmung war weitgehend muffig und niederdrückend. Diese Phase meines Lebens, die dank eines guten Hauptfachlehrers dann doch mit einem durchaus vorzeigbaren Examen zu Ende ging, möchte ich nicht noch einmal erleben.
Was hinter den Kulissen der drei Profiorchester, in denen ich als Aushilfe gespielt habe, so alles abging, kann sich hier vermutlich kaum einer vorstellen.
Hinzu kommen die unglaublichen nervlichen Belastungen, die einem die Unwägbarkeiten des Materials gerade bei der Oboe Abend für Abend bereiten. Nicht wenige Profioboisten, die ich kenne, sind alkohol- oder tablettenabhängig oder rauchen zumindestens Kette. Mein letzter (wirklich hervorragender) Lehrer kam, als ich ihn kennenlernte, gerade aus einem orchesterfreien Therapiejahr, weil er psychisch völlig zusammengebrochen war.
Heute habe ich nicht immer, aber auch nicht selten wieder Spaß am Spielen, denn ich MUSS meine Muggen nicht machen, muss mir nicht allmorgendlich von irgendeinem Kollegen sagen lassen, mein g1 wäre aber mal wieder ein bisschen tief, muss mich nicht vom *Chef* anschreien lassen, weil ich auf meinem Röhrchen das ppp nicht ganz so hinhauchen kann, wie er sich das vorstellt....
Aber ich gleite sehr ins Offtopische - bei Gelegenheit erzähle ich in einem entsprechenden Thread gerne etwas mehr zu dieser Problematik.
Viele Grüße
Bernd
ZitatSchade, dass du "dirigentengeschädigt" bist! - Die Musik lönnte doppelt so schön für die Musiker bei einem ausgeglichenen Dirigenten sein! - Du spielst in einem Profiorchester? - Ist obendrein noch dein Beruf - Berufung?
Für eine feste Stelle in einem Profiorchester haben meine Künste Gott sei Dank nicht gereicht (sonst würde ich wahrscheinlich nicht mehr hier schreiben, da ich mich schon längst aufgehängt hätte). Aber in der Saison, die jetzt richtig angefangen hat, kann ich über einen Mangel an Engagements bei diversen Kirchen- und Jammermusikkonzerten nicht klagen(mein nächstes freies Wochenende ist Mitte Dezember in Sicht). Darunter sind auch immer wieder mal einzelne Muggen, bei denen ich mich angesichts des Hahnepampels, der vorne sein Stöckerl schwingt und sich ansonsten wie ein verhinderter Wehrmachtsfeldwebel geriert, frage, ob ich da wirklich mitmachen möchte. Aber daran hängen dann auch wieder andere Konzerte, und so beiße ich in den sauren Apfel..... -
"Vom Blatt spielen" heißt für mich ebenso wie für Kurzstückmeister prima vista spielen.
Viele Grüße
Bernd
ZitatDas Konzert mit Richter liegt noch keine 20 Jahre zurück. Da war dann ein Musikstudent dabei, der umgeblättert hat (bei Ciccolini auch). Ich fand das zwar auffallend, aber nicht ungewöhnlich.
Selbst auf der hiesigen Provinzmusikhochschulebene besagt die Konvention, daß der Pianist bei Solovorträgen grundsätzlich auswendig zu spielen hat.
Ob diese Kovention ohne Einschränkungen sinnvoll ist, wäre die nächste Frage. Meiner bescheidenen Meinung nach ist sie es nicht.
Und für noch weniger sinnvoll halte ich die Forderung nach Auswendigdirigaten. Viel sinnvoller (wenn auch zugegebenermaßen völlig utopisch) wäre meiner Meinung nach eine Art Menschlichkeitsführerschein für Dirigenten...
Dirigentengeschädigte Grüße sendet
Bernd
ZitatOder um es noch anders zu formulieren: Könnte er vielleicht viel besser sein, wenn er auf die Partitur vor sich NICHT verzichten würde?
Ich bin mir ziemlich sicher, daß es solche Fälle gibt. Aber meines Wissens wird kein Dirigent (im Gegensatz zu den armen Pianisten) dazu gezwungen, auswendig zu arbeiten. Die, die das tun, sind selber schuld, wenn das im Zweifelsfall zu Lasten ihrer Nerven bzw. der Qualität geht.
ZitatClementi und Beethoven hat er auswenig gespielt, Czerny vom Blatt
Sehr ungewöhnlich! In den letzten 20 Jahren habe ich auf halbwegs professioneller Ebene keinen einzigen Pianisten erlebt, der Solostücke mit aufgelegten Noten gespielt hat (allerdings zahlreiche Interpreten mit Gedächtnislücken ).
Viele Grüße
Bernd
Nochmals: Wenn ich im Orchester hockend einen Dirigenten beurteile, geht es mir zunächst einmal um seine Vorstellung von der Musik, die er dirigiert. Hat er überhaupt eine? Wirkt sie auf mich überzeugend? Überträgt er sie technisch souverän und mit einiger Ausstrahlung aufs Orchester? Vermittelt er grundsätzlich Freude (leider tun dies allzuviele Dirigenten mitnichten!)? Geht er zivilisiert mit seinen Musikern um?
Ob er auswendig oder unauswendig, in der Jogginghose oder im Frack, kopfstehend oder auf Stelzen dirigiert, ist mir vergleichsweise völlig wumpe.
Viele Grüße
Bernd
ZitatSehr kritisch, Bernd! - Du bist Klarinettist?
Nein, ich traktiere die Obö. Aber da ich mal damit gehandelt habe, kenne ich mich mit dem anderen Holzgebläse auch ein wenig aus.
ZitatWarum also dieses Ammenmärchen?
Tja, offenbar hat auch der postmoderne Mensch das Bedürfnis nach derartigen Legenden, die die geradezu übermenschlichen Fähigkeiten seines jeweiligen Helden illustrieren sollen....
Beste Grüße
Bernd
ZitatAber eine wahrscheinlichere Variante dieser Geschichte ist tatsächlich von Toscanini überliefert. Während einer Probe brach einem Klarinettisten eine Ventilklappe. Er wollte sich daher für ein paar Minuten entschuldigen, um eine neue Klappe zu montieren. Nachdem aber Toscanini erfragt hatte, um welches Ventil es sich handelte, dachte er angeblich einige Augenblicke lang nach und meinte dann, der Spieler könne ruhig bleiben, denn bis zum Ende des Stücks (und damit der Probe) benötige er die Klappe nicht mehr...
Nebenbei bemerkt ist diese Story wohl genauso aus der Luft gegriffen wie die von der gerissenen Seite. Erstens haben Klarinetten keine "Ventilklappen", zweitens brechen die Klappen (ohne Ventil ) nicht während einer Probe, wenn man sie nicht gerade mit einer Kneifzange traktiert, drittens hat man, wenn wirklich etwas mit der Mechanik passieren sollte, keinen Klappensatz zwecks Neumontage in "ein paar Minuten" im Gepäck, viertens geht im Falle der meisten Klappen, wenn sie nicht mehr decken, nicht nur ein Ton, sondern sehr vieles nicht...
Ansonsten ist es mir wurscht, ob der Dirigent auswendig oder mit Partitur dirigiert - das Ergebnis zählt!
Beste Grüße
Bernd
Ja, vom Lachner Franz habe ich mal ein Bläserquintett gespielt. Naja.... kein Stück, womit sich irgendeiner von meinen Quintettfreunden ausgiebig hätte beschäftigen wollen - die Zeitgenossen Danzi und Reicha machen da schon deutlich mehr Spaß.
Ein Bläseroktett von Lachner (mit einer Flöte und einer Oboe) ist mir auch schon mal untergekommen. Nicht ganz schlimm, das Stück, aber wenn man die entsprechende Besetzung zusammen hat, spielt man lieber Reinecke.....
In meinen Augen ist das eher ein kleiner (im Vergleich zu Schubert richtig kleiner) Meister. Viel vermissen würde ich nicht, wenn ich seine mir bekannten Werke nicht kennen würde.
Viele Grüße
Bernd
ZitatDies Tyrannen am Dirigentenpult bedienten sich hiebei durchaus unterschiedlicher Techniken: Vom schlagartigen verlassen des Orchesters, nachdem man den Dirigentenstab demonstrativ hingeschmissen hat, bis zur siebensüssen bohrenden Kritik, oder einfach auch nur Losbrünllen oder eiskaltem Zynismaus war da alles drin.
Hallo Alfred,
den von dir umrissenen Dirigententypus erlebt man nicht nur auf höchster Ebene, sonder er existiert auch in der tiefen Provinz als Leiter einens Laienchors oder Laienorchesters. Und auch da hat er in aller Regel einen enormen (allerdings mehr seinem selbstzweifelsfreien Auftritt als seiner interpretatorischen Sensibilität geschuldeten) Erfolg, der ihm oberflächlich betrachtet Recht zu geben scheint.
Ich wünsche mir aber gerade, du wärest nicht nur Hörer, sondern auch aktiver Musiker und müßtest immer wieder versuchen, unter solchen *Tyrannen am Dirigentenpult* deine persönliche Höchstleistung zu bringen. Vermutlich würde dein Fazit dann ein wenig anders ausfallen.
Hier in der Aachener Region gibt es eine solche Lokalgröße (genannt der "Klüttekarajan"), die sich regelmäßig so gebärdet, wie ich es aus schlimmsten Bundeswehrzeiten nicht gewohnt bin. Unter einer solchen Fuchtel spiele ich *mit dem Blick streng aufs Honorar gerichtet* - irgendeine Form von Freude kommt da schwerlich auf. Wenn ich die entsprechende Mugge im Kalender eintrage, sind damit sofort extrem NEGATIVE Gefühle verknüpft...
Und ich denke, die *Angst essen Seele auf*-Stimmung, die mit dem entsprechenden *Führungsstil *des Dirigenten verbunden ist, macht sich mehr oder minder auch auf hohem und höchsten Orchesterniveau bemerkbar. Nicht von ungefähr wirken viele der Aufnahmen z.b. unter Böhm für meinen Geschmack letztendlich leblos, steril, matt.
Zitat"Demokraten" hingegen" werden zwar von ihrem Orchester geliebt, das Publikum nimmt sie jedoch als weniger interessant wahr, ich erinnere nur an Abbados Abgang in Berlin, wo man meinen konnte, er persönlich sei schuld daran, daß "sein" Orchester nicht mehr so im Focus stand, wie unter Karajan und natürlich Furtwängler.
In Bezug auf das Verhältnis Dirigent - Orchester sind "Demokratie" und allgemein menschenfreudliche Umgangsformen noch einmal zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Von einem kompetenten, aber höflichen Dirigenten lasse ich mir gerne sagen, wie ich die Stelle XY interpretieren soll. Aber wenn mir ein Komisskopp zu verstehen gibt, ich sei im Vergleich zu ihm eine Art Untermensch, mit dem man nur über Brüllbefehle kommunizieren könne, ist die Musik, um die es im jeweiligen Fall geht, für mich mehr oder minder tot.
All denjenigen, die nicht selber gegen Honorar Musik machen, sei noch einmal gesagt, daß die persönliche Belastung durch ein Ekelpaket am Pult gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Große Meisterwerke können einem Instrumentalisten tief zuwider werden, wenn vorne jemand steht, der schon lange vergessen hat, daß Musik auch etwas mit FREUDE zu tun haben sollte.
Ich persönlich spiele jedenfalls dann mit Abstand am besten, wenn mir der Maestro mit dem Stäbchen erst einmal eiin positives Gefühl vermittelt. Auf diesen Freude an der Sache suggerierenden Typus stoße ich zum Glück auch immer wieder - ansonsten hätte ich es längst aufgegeben, meine Tröte überhaupt noch vor Publikum zu bedienen!
Viele Grüße
Bernd
Hallo Harald,
soeben habe ich in meinem Profil gesehen, daß die PN-Funktion deaktiviert war. Warum sich das so verhielt, weiß ich nicht - ich selber habe nichts geändert und früher problemlos PNs empfangen (über 30 an der Zahl). Jetzt sollte es aber wieder mit den PNs klappen!
Inzwischen sind auch die Gala-CDs mit der "Rose" bei mir eingetroffen. Die Tonqualität ist leider enttäuschend, da kaum besser als auf dem kopierten Mitschnitt, der mir schon vorlag. Vermutlich gibt die ursprüngliche Aufnahme einfach nicht deutlich mehr her; jedenfalls hätte ich mir die knapp 20 Euro im Grunde genommen sparen können. Auch das Booklet ist leider sehr, sehr dürftig gestaltet. Nach einem Abdruck des Librettos sucht man vergebens.
Einen Vorteil hat die Aufnahme allerdings gegenüber der Beromünster-Version: Der Waldmonolog ist nicht so brutal gekürzt wie bei den Schweizern, die eine der musikalisch schönsten Passagen der ganzen Oper herausgestrichen haben .
Gerüchten zufolge soll bald ein neuer Mitschnitt der "Rose" (aus Chemnitz?) auf den Markt kommen. Da bleibt mir jetzt noch die Hoffnung auf die nahe Zukunft...
Viele Grüße
Bernd
ZitatDas muss man so natürlich noch immer nicht mögen, aber ich glaube, dass man die "angestammte" Umgebung ins Kalkül ziehen muss, um die Berechtigung des Einsatzes der Wiener Oboe richtig einschätzen zu können.
Bei meinem bisher einzigen und leider viel zu kurzen Wien-Besuch habe ich es leider nur bis in die Volksoper (dort gab es Puccinis "Trittico", und im Gegensatz zu Edwin liebe ich Puccini - der Klang der Wiener Oboen paßte allerdings für meinen Geschmack wie Hund und Hupe in diese Musik ) geschafft. Insofern kann ich deiner Aussage nichts durch eigene Erfahrungen Fundiertes entgegensetzen.
Die französischen Oboen, so sie denn entsprechend geblasen werden (vorher muß sich der Oboist sehr, sehr lange mit dem Basteln seiner Röhrchen abplacken) klingen aber in der Berliner sowie der Kölner Philharmonie ausgesprochen warm und weich. Auch im Gasteig, im Gewandhaus, im Concertgebouw, in der Canergie Hall...und zudem in allen möglichen Kirchen weltweit....
Insofern würde ich da erst einmal einen leichten Vorteil für das System Conservatoire konstatieren wollen :D. Oder anders gesagt: Bei einem Instrument, das so sehr an eine "angestammte Umgebung" gebunden ist wie (eventuell) die Wiener Oboe, sind besonders in Zeiten der Globalisierung klangliche Mißverständnisse extrem naheliegend
:D.
Die Wiener Oboe hat dafür andere Vorzüge. So ist sie zum Beispiel mechanisch weit weniger anfällig als das übertechnisierte französische Modell :D.Und in der Tiefe spricht sie deutlich besser an. So dürfte der in Deutschland unter Oboisten verbreitete Witz: "2. Oboe zu laut!!" -"Maestro, der 2. Oboist hat vermutlich verschlafen, der ist noch gar nicht da!" - "Dann sagen Sie es ihm, wenn er kommt!!" in Wien weniger bekannt sein...
Viele Grüße
Bernd
Hallo Harald,
die Arbeit (hauptsächlich Oboenröhrchenschnitzerei, aber im letzten Dreivierteljahr auch zahlreiche Muggen) frißt mich leider immer mehr auf - ansonsten würde ich hier öfter mitschreiben.
Die Doppel-CD, an die du dich erinnerst, habe ich leider nie zu Gesicht bekommen. Mir liegt lediglich eine Cassettenaufnahme (gezogen von einem Tonband, daß mir damals der Schatzmeister der Pfitzner-Gesellschaft zur Verfügung stellte) und eine Kopie auf CD (die ich kurz nach Eintritt ins Tamino-Forum von einem hilfsbereiten Menschen erhalten habe) vor. Letztere bedeutete schon einen erheblichen Fortschritt im Hinblick auf meine Kenntnis der "Rose vom Liebesgarten", denn beim Abspielen meiner Cassetten habe ich wirklich in der Hauptsache Rauschen gehört. Aber trotzdem muß man auch bei den CDs von einer nicht gerade befriedigenden Wiedergabequalität sprechen.
Obwohl die sehnlich erwartete Abhilfe (es kann sich nur um eine bessere Aufnahme handeln!) in den nächsten Tagen bei mir eintreffen wird, würde mich deine Produktion von Radio Beromünster natürlich auch interessieren.....
Zur "Rose vom Liebesgarten" hieß es in meinem Reclam-Opernführer von 1956:
"Die Musik birgt vieles vom Inspiriertesten und Schönsten, was Pfitzner geschrieben hat. Während im *Armen Heinrich* die Tonsprache hauptsächlich Künderin seelischer Vorgänge ist, so wird in der *Rose vom Liebesgarten* die Natur zur eigentlichen Heldin der Oper. Auch in diesem Werk überwiegt der symphonische und absolute Charakter den dramatischen, der sich hier überdies nur der schwachen Stütze rein allegorischer, meist schemenhaft bleibender Figuren bedienen kann. So wird in der *Rose* vor allem der auf das rein Musikalische eingestellte Hörer auf seine Rechnung kommen....die vielstimmige, bald vertraute, bald geheimnisvoll fremdartige Sprache des Waldes erfährt im 1. Akt eine musikalische Schilderung von einzigartiger Stimmungsmacht, so daß man bereits mehrfach zu einer Konzertaufführung dieses besonders kostbaren Teils der Partitur geschritten ist..."
Ja, von wegen Konzertaufführung in den letzten Jahrzehnten! Bislang gab es noch nicht einmal eine gescheite Konserve zu kaufen!
Viele Grüße
Bernd
Endlich!
Harald, danke für den Hinweis! Der bislang (mehr oder minder "schwarz" kursierende) Mitschnitt dieser Oper konnte einem zwar zumindestens eine Ahnung von ihrem musikalischen Reichtum vermitteln, aber rein aufnahmetechnisch war er auch für einen in dieser Hinsicht nicht so empfindlichen Menschen wie mich jenseits von gut und böse.
Vor etwa 10 Jahren gab es wohl mal den Versuch, eine Aufführung an der Züricher Oper zur Grundlage einer CD-Veröffentlichung zu machen, aber daraus wurde dann leider in letzter Minute doch nichts.
Jedenfalls warte ich schon seit fast 30 Jahren darauf, daß diese großartige Musik (ein sprachlich fragwürdiges Libretto muß man auch bei diversen anderen Meisteropern in Kauf nehmen) offiziell auf einem Tonträger erscheint! Die Hoffnung stirbt zuletzt - meine Bestellung ist gerade in Richtung JPC gegangen!
Viele Grüße
Bernd
ZitatAn den Holzbläsern scheiden sich wohl die Geister; ein hier manchmal postender professioneller Oboist, Bernd, hat außerordentlich harsch über diese Sektion geurteilt (wobei ich nicht weiß, ob er sich auf ältere Aufnahmen oder die aktuelle Besetzung bezog, bei älteren und histor. Aufnahmen ist hier nicht nur bei den Wienern Toleranz notwendig )
In älteren Aufnahmen klingt das Wiener Holz für meine Ohren teilweise geradezu bizarr. So weiß man bei der 1949er Aufnahme von Pfitzners C-Dur-Sinfonie unter Furtwängler im langsamen Satz erst mal nicht so recht, ob man wirklich ein Englischhorn hört oder ob jemand versehentlich im Hintergrund eine Kreissäge eingeschaltet hat.... 8o(trotzdem ist die besagte Aufnahme für mich summa summarum die beste mir bekannte Interpretation des Stücks - die unter Ferdinand Leitner mit den Berlinern klingt zwar deutlich "goldener", wirkt aber vergleichsweise grausam verschleppt und damit tot).
Mein Gemoppere bezog sich schon auf die relativ aktuelle Formation, genauer gesagt auf ein live erlebtes Konzert in der Kölner Philharmonie vor etwa drei Jahren.
Es ist jedoch klar, daß wir uns hier auf einem völlig subjektiven Terrain bewegen. Mir gefallen die Wiener Holzbläser nicht, weil sie mit ihrem starren, vibratolosen und zumindestens in den Oboen quäkig-flachem Spiel einen diametralen Gegensatz zu der Ästhetik bilden, die über lange Jahre hinweg die Grundlage meiner musikalischen Erziehung war. Alfred hingegen scheint dieser in meinen Ohren alles andere als goldener Klang überhaupt nicht zu stören, er nimmt ihn vielleicht, da er mit mit dieser Klang- und Spielkultur aufgewachsen ist, gar nicht als ungewöhnlich war (und erst recht nicht als steif oder plärrig).
Und den Musikern selber scheinen ihre Art des Spielens ja auch besonders schön zu finden - andernfalls würden sie sie ja nicht praktizieren!
Anderswo habe ich auch schon mal geschrieben, daß ich durchaus kein Freund der internationalen Gleichschaltung des Orchesterklangs bin. Grundsätzlich sehe ich es als positiv an, daß die Wiener ihre speziellen Oboen beibehalten - meiner Meinung nach sprechen stärkere Gründe dafür als dagegen. Zumindestens, solange ich das damit verbundene Klangbild ausgesprochen häßlich finden und dies auch öffentlich artikulieren darf....
Sehr interessant für mich waren die vorausgegangenen Anmerkungen, die den Streichersound betrafen. Sie haben mir mal wieder gezeigt, wie bläserlastig ich höre, wenn ich Orchester miteinander vergleiche. Es ist ganz schön schwierig, den Klang gleichzeitig durch verschiedene Fenster zu betrachten!
Viele Grüße
Bernd
Hallo,
ich habe schon mal etwas von Jadassohn gespielt, und zwar dessen Serenade op. 104. Das Stück ist für Holzbläseroktett plus 2 Flöten komponiert und besitzt bei Musikfreizeiten den Vorteil, daß die Flöten auch beschäftigt werden können.
Diese Serenade zählt sicherlich nicht zu den ganz großen Meisterwerken, aber sie ist geschmackvoll und handwerklich sehr sicher geschrieben. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man sie hört, aber sie zu spielen hat durchaus großen Spaß gemacht (danach habe ich mir dann auch die Noten besorgt). Insofern scheint es mir schon schade, daß Jadassohn nahezu komplett vergessen wurde.
Beste Grüße
Bernd
Na, der Klang von Holliger und Bourgue ist mir wirklich "schlank" genug (für einen in der deutschen Orchestertradition erzogenen Oboisten ist das tonlich nix), und vergleichsweise finde ich das barocke Gequake eher fetter, wobei Bernardini und Co. ihre Stuhlbeine wirklich sehr virtuos und musikalisch mitreißend bedienen. Unter den Aspekten der musikalischen Gestaltung kann ich aber auch über Holliger und Bourgue überhaupt nicht moppern.
Eine Aufnahme der Zelenka-Sonaten, die mich klanglich und musikalisch gleichermaßen begeistert, gibt es leider nicht. Ganz große barocke Kammermusik ist das zweifelsohne, leider aber auch verflixt schwer zu spielende. Die erste Sonate habe ich zweimal im Konzert aufgeführt und vorher sowie während nicht schlecht geschwitzt.
Die Vokalwerke Zelenkas werden bedauerlicherweise in der kirchenmusikalischen Praxis stark vernachlässigt. Die Missa Dei Patris habe ich einmal unter die Finger bekommen, und das war es mit Zelenka im sakralen Rahmen. Unserereiner hat halt hundertmal mit der Krönungsmesse zu tun, und dann kommen fünfzigmal der Messias und vierzigmal das WO. Als ob es nix anderes gäbe....
Beste Grüße
Bernd
ZitatVon Stähr habe ich vorher noch nie gehört; ich weiß nicht ob er der 1. Klarinettist der Berliner vor Leister war oder eben "nur" der 2. oder 3.
Verspätete Anmerkung: Stähr war der 1. Klarinettist der Berliner neben Leister. Die größeren deutschen Orchester haben alle doppelte Solobläser. Meistens ist einer von beiden der bekanntere, aber einen unterschiedlichen Rang besitzen sie offiziell nicht.
Mir gefällt übigens schon aus tonlichen Gründen die Aufnahme mit Leister und Vermeer am besten. Leisters warner, dunkler Klarinettenklang ist für mich absolut unerreicht, und musikalisch kann man bei ihm auch nur selten meckern.
Manno ist ein großartiger Musiker, aber klanglich finde ich ihn nicht besonders gut.
Viele Grüße
Bernd
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Das stärkste Werk Hummels ist für mich dieses hier:
Äh, naja, allzuviel kann man ohne Lupe auf dem Cover nicht erkennen, wie ich gerade sehe. Ich rede von dem Septett d-moll op.74.
Die Kombination von Bläsern, Streichern und Klavier finde ich ausgesprochen reizvoll, und außerdem besitzt dieses Stück eine enorme melodische Kraft und Substanz. Leider ist es nach wie vor wenig bekannt und wird nur selten aufgeführt.
Viele Grüße
Bernd
Heute morgen war ich mit der 1. Kantate Weihnachtsoratorium und einigem Kleinkram im Rahmen eines Festgottesdienstes beschäftigt. Na, an und für sich nicht sooo stressig, da ich das WO inzwischen schon mindestens dreißigmal gepielt habe. Aber leider hatte ich es diesmal (erstmalig seit fast 25 Jahren!) geschafft, meine Noten zu verschlampen (für den Bach nicht wirklich tragisch, da ich davon einen eigenen Stimmensatz besitze, aber den Kleinkram hatte ich natürlich nicht selber), so daß ich den Heiligabend hauptsächlich damit verbracht habe, das Haus auf den Kopf zu stellen...und dann ist mir heute früh auf dem Weg zur Kirche auch noch der Fahrradreifen geplatzt. Zum Glück war ich überzeitig losgefahren und habe es dann doch noch schweißgebadet, aber rechtzeitig geschafft...trotzdem stelle ich mir das nächste Weihnachtsfest etwas weniger nervenaufreiben vor....
Beste Grüße
Bernd
Hallo Herbert,
außerdem gibt es noch "L'Enfant et les Sortilèges". Beide Opern habe ich schon mehrfach auf der Bühne gesehen, "L'Enfant et les
Sortilèges" ist für mich das musikalisch reizvollere Stück.
Zitat(Man sollte den "Bolero"nicht unbedingt von der
Hast ja prinzipiell Recht - aber Tierquälerei bleibt Tierquälerei! :kotz:
Viele Grüße
Bernd
Paul und Achim, das mit dem Index war natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber es ist schon interessant, wie sich die Perspektiven verschieben, wenn man die Sachen selber spielt. Viele Werke höre UND spiele ich sehr gerne (Telemann, Bach, Dvorak, Wagner, Puccini....), andere machen beim Spielen eine Menge Spaß (Danzi, Reicha, Spohr), aber sind beim Hören grottenöde, und gegen wieder andere entwickelt man regelrechte Aggressionen, sobald man an ihrer Aufführung beteiligt ist. Zu dieser Kategorie zählt bei mir ganz unbedingt der Bolero (und nebenbei bemerkt so einiges von Verdi).
Beste Grüße
Bernd
Für mich sind "Bolero" und "Bilder einer Ausstellung" regelrechte Hass-Objekte.
Ich habe den Bolero dreimal an der zweiten Oboe gespielt, und schon beim ersten Mal habe ich das Stück auch richtig hassen gelernt. Eintöniger gehts nimmer, man pustet sich die Lunge aus dem Hals, und spätestens beim tausendsten Faulenzer gegen Schluß fliegt man irgendwann raus (was aber auch weiter niemandem auffällt!).
Einges von Ravel liebe ich sehr (die KLavierkonzerte oder die Opern), aber der zudem noch völlig totgedudelte Bolero gehört dringend auf den Index! :motz: Das Stück mag ja seinerzeit eine raffinierte Überraschung gewesen sein, aber heute....
Viele Grüße
Bernd
Hallo Michael,
Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, daß jede Tonart ihren speziellen Charakter hat und ich persönlich kann mir auch gut entsprechende Farben für jede Tonart vorstellen
Ja, das geht mir ganz genauso , und es spricht damit aus "irrationaler", aber empirisch begründeter Sichtweise gegen die Theorie, die unterschiedlichen Tonartcharakteristiken wären (heutzutage) eine reine Chimäre.
Anderswo habe ich schon darauf hingewiesen, daß dieses ja mit der historischen Stimmung ad absurdum geführt werden kann
Nur aus streichinstrumentaler Perspektive :D. Bei Bläsern sieht das anders aus.:D :D.
Die absoute Tonhöhe spielt da eine viel geringere Rolle als die griffbedingte. Wenn ich auf dem Englischhorn ein klingendes f1 spiele, greife ich ein c2, und der Ton klingt für mich auch von der Farbe her wie ein c2 und nicht wie ein f1.
Gleiches gilt, denke ich, für die Unterschiede zwischen 396er, 425er oder 444 Stimmung - c bleibt farblich c.
C-Dur ist irgendwie einfacher, kälter
Ganz genau, einfacher und kälter. Merkwürdigerweise empfindet/empfand meines Wissens niemand C-Dur als besonders komplex oder warm.
ZitatFis-Dur ist eine Tonart, die auf dem Klavier nicht schlecht liegt, aber Korngold war solch ein ausgefuchster Orchestrator und Klangfarbenfetischist, daß ich ihm niemals vorwerfen würde, er hätte Fis-Dur genommen, weil es ihm am Klavier so gut lag. Da ich diese Sinfonie noch niemals in F-Dur gespielt hörte muß ich davon ausgehen, daß Kongold eine bestimmte Klangcharakteristik vorschwebte.
Daß dies jetzt für das Orchester eine Zumutung ist, war ihm ganz sicher klar.
.
Eben! Und deshalb hege ich den unbestimmten Verdacht, daß unterschiedliche Tonarten auch in den Kompositionen der letzten 120 Jahre noch etwas mit einem unterschiedlichen Charakter der Musik zu tun haben können.
Viele Grüße
Bernd
ZitatAber sie klingt gut in Fis-Dur....
Wirklich besser als in F-Dur?
Herzliche Grüße
Bernd