Über das hier diskutierte Thema "Musikalische und außermusikalische Bedeutung des Schlegelschen Mottos über Schumanns Klavierfantasie Op.17" findet sich im im Internet eine Dissertation, die 2012 Wien vorgelegt wurde:
https://services.phaidra.univi…/api/object/o:1283677/get
Es gibt Kapitel über "Wiederkehrende Auffälligkeiten als „leiser Ton“" und "Biographiebezogene Deutung des „leisen Tons“"
Hier das Fazit (S. 84), in dem das "heimliche Lauschen" eine ganz natürliche und einfache Erklärung findet:
"Wenn also Schumann mit der Verwendung der Passage aus Nimm sie hin denn, diese Lieder auf eine
seiner tatsächlichen Geliebten anspielen möchte, ist es am naheliegendsten, dass damit seine Gattin
Clara gemeint ist. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass die Stelle aus An die ferne Geliebte ein
Relikt aus jener Zeit ist, als die Fantasie Op.17 noch als Klaviersonate für Beethovens Denkmal
konzipiert war und somit der reinen Huldigung des großen Meisters dient.
Die Liebe zu Clara als „leiser Ton“, scheint durch Einträge in Schumanns Tagebüchern, in welchen
er davon spricht, dass er und Clara sich in jener Zeit, in der sie aufgrund des väterlichen Verbots
keinen Kontakt haben durften, nur durch das heimliche, gegenseitige Zuhören ihres Klavierspiels
nahe sein konnten, bestätigt zu werden. Es lässt sich also auch die letzte Zeile des Mottos − „für
den der heimlich lauschet“ − in Bezug auf Schumanns Biographie deuten, wie aus seinen
Aufzeichnungen deutlich wird:
„Abends Concert, an der Thüre Clara mit einem Auge, wie nur eine selige Braut ein Blick, der
dich Schwachen auf Jahre hin stärken könnte – Sonderbar sah's in mir aus, als sie spielte.“
Gestern Abend Concert von Clara. Oft dünkt mir Alles Traum. Sie sah schön [aus]. Der Ring blitzte
hell v. Weitem. Ich war in einer Loge von Niemandem gesehen, Schwere Betrachtungen u. Gedanken
nach dem Concerte. Sie spielte herrlich, im Ganzen die Alte.“ (Hvm)
Das der Fantasie vorangestellt Motto beschreibt in diesem von Schumann gewählten Kontext also viel konkreter als vermutet eine Situation, in der jemand heimlich jemandem zuhört (jedoch nicht, dass er etwas Verborgenes heraushört. Das gibt der Schlegel-Text auch grammatikalisch nicht her.) Darüberhinaus hat der vollständige Schlegel-Text gewiss noch andere Deutungsebenen, aber das Motto der C-Dur Fantasie spielt auf die konkrete Situation an, in der der Zuhörer der Fernen Geliebten nur heimlich lauschen durfte. Deswegen hat Schumann diese Zeilen vermutlich ausgewählt, denke ich.
Meine Frage ist nun endlich beantwortet, die Lösung ist wie so oft viel einfacher als zunächst gedacht.