Beiträge von ThomasNorderstedt

    Die Aufnahme der Deutschen Kantaten werde ich mir wohl auch noch holen. Hört sich interessant an. Über einen Höreindruck würde ich mich freuen.


    Ich habe gerade diese Aufnahme bestellt (wegen des Klaviertrios). Die wollte ich schon lange haben, so langsam scheint sie aber aus den Katalogen zu verschwinden.



    :hello:
    Thomas


    Gerade nach gestern heute erneut gehört habe ich Mullova mit den Violinsonsaten von Brahms. Hervorragend!


    Absolut begeisternd ist auch die Live-Aufnahme des Violinkonzerts mit Abbado. Die war früher in dieser Ausgabe erschienen:



    Gegenüber diesen Spitzenleistungen etwas ab fällt die Aufnahme des Klaviertrios op. 8. Das trübt den Gesamteindruck aber überhaupt nicht.


    Fazit: Eine super 2CD-Box (beim marketplace für einen annehmbaren Preis zu haben)


    :hello:
    Thomas

    Wer hat Angst vorm Avantgardisten B. A. Zimmermann?


    Der kann hier einen ganz anderen Zimmermann kennenlernen, einen frühen, farbprächtigen:



    Die Märchensuite hat´s mir angetan. Wahrscheinlich ist sie nach mehrfachem Hören nicht mehr so interessant. Aber jetzt nach dem ersten Hördurchgang finde ich: Toll!


    :hello:
    Thomas

    So, hier ist die Liste, aus der ihr wählen dürft:


    Bartok - Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 (1921)
    Berg - 3 Orchesterstücke op. 6
    Berlioz - Les nuits d'été, op. 7
    Debussy - Sonate für Violine und Klavier, g-moll
    Grieg - Suite "Aus Holbergs Zeit", op. 40
    Hartmann - Sinfonie Nr. 6
    Hindemith - Konzert für Orchester op. 38 (1925)
    Ives - Unanswered Question u.a.
    Josquin Desprez - Missa L'homme armé sexti toni
    Martinu - Doppelkonzert für Klavier, Pauken & Orchester
    Mendelssohn Bartholdy - Ein Sommernachtstraum op. 61 (komplette Bühnenmusik)
    Poulenc - Concert champetre für Cembalo und Orchester
    Poulenc - Konzert für Orgel, Streicher & Pauken
    Prokofjew - Alexander Newsky
    Prokofjew - Symphonie Nr.2 in d-Moll, Op.40
    Reger - Klavierkonzert op.114
    Rossini - Stabat Mater
    Saint-Saens - 3. Violinkonzert
    Schönberg - Pierrot Lunaire
    Schostakowitsch - Bratschensonate
    Schostakowitsch - Sinfonie Nr. 14
    Schumann - Kreisleriana
    Strauss, R. - Ein Heldenleben
    Tschaikowsky - Klaviertrio a-moll, op. 50
    Varese - Amériques
    Vaughan Williams - The Lark Ascending


    Jetzt seid ihr an der Reihe. Teilt mir bitte bis zum 14.12.08 per PN eure Wünsche mit. Etwaige Fragen zu den Regeln dürften nach Lektüre des Regel-Threas beantwortet sein - s. den obigen Link. Für Nachfragen stehe ich aber selbstverständlich gern zur Verfügung.


    Die Stimmabgabe erfolgt am einfachsten so, dass ihr die obige Liste kopiert, in die PN an mich einfügt und streicht, was euch nicht interessiert.


    Zur Liste:


    Wir haben 26 Vorschläge. Aus der letzten Liste herausgefallen ist das letztmalige Gewinnerwerk, sind die Vorschläge, die nicht mindestens zwei Stimmen erhalten haben, und sind Bachs Partiten BWV 25 ff.


    Neu hinzugekommen sind mehrere Vorschläge. Erwähnenswert ist der Vorschlag Kreisleriana, weil es zu diesem Werk schon einen Thread gibt. Dieser ist zwar schon recht lang, besteht aber im Wesentlichen nur aus CD-Hinweisen. Zum Werk selbst findet sich dort nur sehr wenig. Daher habe ich den Vorschlag nach kurzem Überlegen angenommen.


    Viele Grüße
    Thomas

    Mein Tag begann mit dem Ende des Deutschen Requiems. Gestern habe ich es zu hören begonnen, nachdem die Bayern völlig unverdient noch kurz vor Schluss das Siegtor im Spiel gegen Hoffenheim geschossen haben.



    Wer schaltet eigentlich endlich diesen unsäglichen M. Reif ab? Für uns Nordlichter ist dieser Kommentator mittlerweile eine echte Qual. Wenn Bayern angreift, lobt er die Bayern, allein die Aussprache des Namens Ribery lässt ahnen, dass Reif dabei jedes Mal auf die Knie geht. Wenn Hoffenheim angreift, lobt Reif die Bayern-Verteidigung. Nicht gestern, aber ansonsten fällt bei Reif überdies immer wieder die Borniertheit und Dekadenz negativ auf. Nur noch das beste ist gut genug. Geht es um Bundeliga-Alltag, fällt es Reif regelmäßig schwer, seine Unlust zu verbergen. Freude am Spiel? Fehlanzeige!


    Aber zum Thema: Abbados Requiem gefällt mir ausgezeichnet. Hier stimmt nahezu alles. Der Chor singt, das Orchester spielt, der Dirigent dirigiert, Studer sing superb. Bei A. Schmidt mache ich kleine Abstriche. Seine Stimme, die vergleichsweise hell timbriert ist, was ich in dem ersten großen Solo nicht recht passend finde, kling zuweilen etwas eng und wirkt dadurch gerade in der Höhe auf mich leicht meckerig. Das mag aber eine Geschmacksfrage sein.


    Soeben gehört habe ich Ameriques von Varese:



    Das würde ich gern mal live hören!


    :hello:
    Thomas

    Hallo Norbert,


    ich war in der Aufführung, kenne aber nicht die CD. Musikalisch empfand ich die Aufführung als sehr gut, gerade auch das Dirigat von S. Young gefiel mir. Von dem Live-Eindruck auf die CD zu schließen, geht allerdings in den seltensten Fällen gut, so dass ich mich zu meinen mehrere Monate alten Erinnerungen nicht näher äußern möchte. Struckmanns Stimme gefällt nicht jedem. Wenn du ihn nicht kennst, solltest du erst mal probeweise reinhören.


    Ein wenig Informationen findest du z. B. hier:


    "http://www.welt.de/welt_print/article2593484/Glanzvolle-Rheintoechter-schlappe-Riesen.html"


    "http://oper.suite101.de/article.cfm/cd_das_rheingold_in_der_staatsoper_hamburg"


    :hello:
    Thomas

    Heute habe ich mir mal Oper im Fernsehen angeschaut:



    Diese Aufführung verdankt ihre Berühmtheit Frau Ewing, die sich für wenige Sekunden ganz nackt präsentiert. Sieht gut aus. Ansonsten finde ich die Inszenierung äußerst langweilig.


    Ich hab´ dann auch nach dem Schleiertanz auf Fußball umgeschaltet. :untertauch:


    Thomas


    Das sehe ich genauso. Früher war ich in der Mittagpause oder nach der Arbeit oft noch kurz bei Saturn. Jetzt schon länger nicht mehr. Und das mit den kaputten Kopfhörern habe ich auch schon oft erlebt. So viele Hörplätze sind es dann auch wieder nicht. Oft ist nur noch einer frei - der ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit defekt.


    Ich habe übrigens in dieser Woche noch keine einzige CD gekauft. Sachen gibt´s.


    :hello:


    Thomas

    Wenn wir uns ernsthaft mit dem Thema beschäftigten wollten, müssten wir uns erst einmal die derzeitige arbeitsrechtliche Situation der Orchestermusiker sowie ihre Forderungen näher anschauen und dann in Relation zu ähnlichen Berufsgruppen setzen. Auf dieser Basis könnten wir dann darüber diskutieren, ob die Forderungen der Orchestermusiker gerechtfertigt sind. Das allerdings würde eine höchst politische Diskussion, die an dieser Stelle bekanntlich nicht gewünscht wird.


    Bei meinem Kenntnisstand, dabei bleibe ich, erscheinen mir die Forderungen der Orchestermusiker nachvollziehbar und berechtigt. Dass andere das anders sehen, bleibt ihnen unbenommen.



    Versöhnliche Grüße
    Thomas

    Am Sonnabend wurden zur Information des Publikums der Staatsoper Hamburg Handzettel mit folgendem Inhalt verteilt:





    Viele Grüße
    Thomas

    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Mal eine Grundsatzfrage: dürfen das nur reine Instrumentalwerke sein?


    Ich würde gerne mal einen etwas abgelegneren oder auch meinetwegen bekannten Liederzyklus vorschlagen..... :yes:.


    F.Q.


    Liebe Fairy,


    ja, selbstverständlich dürfen auch Liederzyklen vorgeschlagen werden. Werke aller Art sind erlaubt, auch Opern. Nuits d´ete beispielsweise ist bereits im Pool.


    Früher habe ich immer darauf hingewiesen, dass die vorgeschlagenen Werke nicht zu abseitig sein sollten. Darauf kann ich unter den neuen Regeln verzichten. Ob das Werk geeignet ist, zeigt die Abstimmung.


    Zur Länge der Werke hatte Uwe Schoof bei "Alle sprechen über... I" meiner Erinnerung nach vorgegeben, dass das Werk nicht länger als 60 Minuten sein sollte. Das scheint mir ein guter Anhalt zu sein. Wenn aber beispielsweise ein Oratorium mal etwas länger ist, habe ich nichts dagegen.


    Viele Grüße
    Thomas


    Nachtrag:


    Wie ich gerade sehe, hat Spradow dir bereits geantwortet. Ja, die grundsätzliche Beschränkung auf eine CD macht Sinn. Ich bin da aber nicht so genau.

    Lieber Wolfgang,


    Zitat

    Kann es sein, das ihr die Angelegenheit durch die zahlreichen Extravordiskussionskompliziertermachthteads kompliziertzer macht, als es nötig wäre?


    Diese Frage habe ich mir auch gestellt, als Maik den Vorschlag machte, den Thread aufzusplitten. Ich hatte Bedenken, Maik hat mich überzeugt. Eine hinreichende Übersichtlichkeit für Neueinsteiger war tatsächlich wohl nicht mehr gegeben. Und gerade für Taminos und Paminas, die noch nicht so lange im Forum sind, ist "Alle sprechen über..." eine hervorragende Gelegenheit, mitzumachen. Also sollte gerade für sie der Einstieg einfach sein.


    Zitat

    Da mein Vorschlag noch aus 2007 stammt, kann ich mich erstmal "ruhig zurücklehnen" und warten bis mein Werk irgendwann mal dran kommt; sofern ich keinen neuen Vorschlag einreichen möchte.


    Ja, kannst du. Leider kann ich zurzeit nicht nachgucken, da die betreffende Excel-Datei auf meinem Heim-PC ist, ich aber zurzeit im Büro bin. Heute Abend werde ich mal nachschauen und dir eine PN senden. Ich meine, du hast sogar mehrere Vorschläge im Rennen (zwei?).


    Zitat

    Die monatliche Auswahlliste, die gemäß den Regeln habe ich in den vergangenen Monaten nie gesehen/immer verpasst.


    Die Auswalhlliste gab es erst einmal, beim letzten Durchgang nach der Regeländerung. Die letzte Liste findest du hier. Es wird aber demnächst eine neue Liste geben.


    Zitat

    Werden diese Auswahllisten nach Ablauf des 14.des Monats dann wieder gelöscht?


    Maik möchte gern Ordnung halten und alles löschen, was nicht mehr benötigt wird. Also: Ja, sie werden gelöscht. Allerdings wird das Wahlergebnis im Ergebnis-Thread veröffentlicht. Zur Information: Das letzte Wahlergebnis findest du hier


    Zitat


    Ich finde solche Dinge gehören dann auch in den Werk-Thread hinein, wenn er einmal läuft.
    *** Besonders die Welche-Aufnahme-Frage ist doch erst einmal von imenser Bedeutung --- und nirgendwo besser unterzubringen als im Werk-Thread.


    Das wird man sehen. Was in den Werk-Thread gehört, wird bestimmt dahin transportiert werden. Es dürfte sich um eine Frage des Einzelfalles handeln. Beim letzten Mal hat beispielsweise Flotan Youtube-Links zum Violinkonzert Nr. 1 von Prokofjew gegeben. Diese sollten m. E. in den Prokofjew-Thread kopiert werden. Das braucht kein Mod zu tun, sondern kann jeder.


    Viele Grüße
    Thomas

    Zitat

    Original von Prometeo
    aber man sollte als opernbesucher natürlich rabatt verlangen können :motz:


    Ich sage stattdessen: Hoffentlich werden die Forderungen der Orchestermusiker erfüllt. Eine Abkoppelung vom Öffentlichen Dienst halte ich nicht für gerechtfertigt. Gute Löhne für gute Arbeit!


    In Hamburg blieb es Sonnabend noch beim Zettelverteilen. Mit einem Streik wurde hier bislang nur gedroht.


    Viele Grüße
    Thomas


    Nachtrag: Wer sich nicht nur über den eingeschränkten Musikbetrieb ärgern, sondern sich über das Anliegen der Musiker informiern will, finden beispielsweise hier einen Anlaufpunkt:


    "http://www.deutsche-orchestervereinigung.online.de/Presse_und_Medien/presse/pressemitteilungen.php"

    Liebe Taminos und Paminas,


    kaum äußere ich, dass es sich wohl nicht lohne, über Opernbesuche in Hamburg zu berichten, weil außer mir ja doch keiner da hin gehe, schon werde ich eines Besseren belehrt. Über die Turandot-Inszenierung, bei der ich mir nicht sicher war, ob sich über sie zu schreiben lohnt, hat JL bereits berichtet:



    Umso mehr Freude macht es mir, auch meinen Senf dazuzugeben.


    Die Inszenierung kenne ich – mit dieser Einstellung habe ich die Oper betreten. Meine Erinnerung hat mich allerdings getäuscht. Es handelt sich um eine alte Inszenierung aus dem Jahre 1983. Von daher ist es unfair, an den Feinheiten der Personenführung zu mäkeln. Allerdings, Feinheiten hat es überhaupt keine gegeben… In Erinnerung hatte ich eine sehr gute, eindrucksvolle Inszenierung, die kaum Wünsche offen lässt. Gesehen habe ich eine Inszenierung, die ihre Herkunft aus den Achtzigern aufs Schlimmste offenbart.


    Das Bühnenbild und die Ausstattung hat JL oben bereits treffend beschrieben. Hinweisen möchte ich auf die Bilder der Inszenierung, die es auf der Staatsoper-Homepage zu sehen gibt (leider in sehr schlechter Qualität – klein und nicht anklickbar): „http://www.hamburgische-staatsoper.de/_auffuehrungen/inhalt.php?event=75195&t=&culturall_SESSION=9terkj2nh364nfnea5ctnfifm6&culturall_SESSION=9terkj2nh364nfnea5ctnfifm6“


    Kostüme und Maske stellen auf die Schreckensherrschaft Turandots ab, schreibt JL richtig. Der Mandarin Turandot, die Minister, das Volk sind in schwarz-weiß gehalten. Alles ist statisch. Keine Farbe, keine Lebendigkeit ist zu sehen. Das Volk, die Chorsänger, ist verbunden mit Ketten. Allerdings sind die Chorsänger nicht aneinandergekettet, sondern sie halten die Ketten selbst. Die Gesichter des Volkes sind nicht zu sehen. Zu den schwarz-weißen Kostümen der Chorsänger gehören ebensolche Masken. Entmenschlicht und leidend wirkt das Volk. Die Idee der Regie, das Volk seine Ketten selbst halten zu lassen, hat mir gefallen. Die Unterdrückung ist zumindest auch selbstverschuldet, wird mir klar. Daran erinnerte ich mich, wenn später in der Nacht das Volk ebenfalls mittut bei der Suche nach Personen, die Calafs Namen kennen, wenn es somit zum Mittäter bei der Folter von Liu wird. Zur entmenschlichten Atmosphäre bei trägt überdies die Lichtregie. Sehr karg wird beleuchtet, ohne warme Farben.


    Calafs Kostüm besteht aus schwarzer Lederhose und roter bodenlanger robenartiger Jacke, mit großen Schulterpolstern. Ja, rot, nur Calaf trägt die Farbe der Liebe. Im dritten Akt trägt dann auch Turandot rot.


    Das Problem bei den Kostümen – wie auch bei den Frisuren – ist, dass sie offensichtlich den Achtzigern entstammen. Man konnte sie nicht ansehen, ohne sich an schlechte Science-Fiction-Filme aus der damaligen Zeit zu erinnern. Star Trek- Zorn des Khan kam mir in den Sinn. Meine neben mir sitzende Schwägerin machte Witzchen über Darth Vader-Verschnitte. Als Timur dann die Bühne betrat, kam noch ein Hauch Eastern dazu. Denn Timur wirkte genau so wie die alten Kung Fu-Meister aus jenen schlechten Filmen aus den Siebzigern, in denen die blinden Opas plötzlich zu fliegen beginnen und die Feinde niedermachen.


    Timur und Liu, beide übrigens ebenfalls nicht schwarz-weiß, aber auch nicht rot gekleidet, gingen über die Bühne. Von der anderen Seite kam ihnen Calaf entgegen ohne sie zu sehen. Plötzlich standen sie einander gegenüber. Man könnte meinen, dass jetzt irgendeine Reaktion erfolgt wäre, dass sich schauspielerisch etwas ereignet hätte. Aber dem war nicht so. Schauspielerisch geschah exakt nichts. Meine anfängliche Vermutung, das könnte zum Konzept gehören, entpuppte sich schon bald als Irrtum. Die Abwesenheit von Personenführung und schauspielerischem Vermögen blieb die ganze Aufführung lang erhalten, leider.


    Eine Ausnahme gilt für den zweiten Satz. Vor den bisherigen Bühnenaufbau auf die leere Vorderbühne herab senkt sich ein weißer Vorbau. In diesem agieren Ping, Pang und Pong. Sie unterhalten tatsächlich das Publikum. Ihre Späßchen kommen an. Ihre Träume von dem Häuschen im Grünen werden verdeutlicht durch ein kleines Modell, dass einer von ihnen beim Singen in Händen hält. Ihr Leben allerdings ist abgeschottet – verbildlicht anhand der Tür zum Ort der anderen Sätze - dem Platz vor dem Kaiserpalast -, die nicht eine normale Tür ist, sondern ein Schiffsschott mit Drehrad statt Klinke. Die Gleichschaltung der Minister wird durch das Tragen von gleichartigen Kostümen verdeutlicht. Biedere Büroarbeiteroutfits tragen sie, mit angedeuteten Ärmelschonern. Bürohaft wirkte dann auch die Aufzählung der Opfer Turandots. Das alles wirkte geschäftsmäßig, nicht entsetzt.


    Enttäuschend fand ich, dass die Sätze drei und vier wiederum vor derselben Kulisse wie der Akt eins gespielt wurden.


    Bis zum Auftritt Turandots hätte ich trotz der genannten Kritikpunkte noch von einem sehr guten Opernabend gesprochen. Turandot aber machte alles kaputt. Nein, Turandot muss keine Schönheit sein. Als Operngänger habe ich genug Phantasie, um mir vorzustellen, dass Calaf sich in das Aussehen einer Frau der Gattung Hochdramatische verliebt. Das Aussehen Turandots in dieser Inszenierung war aber derart grotesk, so furchtbar anzusehen – die Hässlichkeit der Perücke ist unbeschreiblich -, dass ich ehrlich entsetzt war. Jegliche Glaubwürdigkeit der Inszenierung war ab diesem Moment dahin. JL hat das rote Nicki-Kleid erwähnt – furchtbar.


    Die Folterszene verpuffte ebenfalls mangels sinnvollen Tuns der Sänger. Liu sang in der Mitte. Die anderen standen herum. Auffällig war, dass auch Turandot daneben stand. Sie befand sich schon nicht mehr abgehoben auf dem Podest, sondern hatte sich zu Liu und Calaf begeben.


    Sehr unschön war die Sterbeszene Timurs. Kaum war er tot, beugte sich Calaf über ihn und klopfte ihm kumpelhaft gegen die Schulter. Auch das wirkte einfach nur trashig. Trauer oder gar Schrecken kam dabei nicht auf, nur Kopfschütteln und Heiterkeit im Publikum ob des Schulterklopfens. Liu und Timur blieben dann den Rest der Zeit auf der Bühne liegen. „Warum räumt die denn keiner weg?“, frage meine Schwägerin. Ja, das fragte ich mich auch. Der Kuss, den Calaf Turandot gab und der Rest der freudigen Ereignisse („Sein Name ist Liebe“) fand dann kontrastiert von den Toten statt. Vielleicht wollte die Regie verdeutlichen, dass Calaf und Turandot zukünftig weiterhin über Leichen gehen werden. Calaf war bereits der Tod von Liu nicht zu Herzen gegangen. War dies der Sinn des Tuns, wurde das jedenfalls nicht hinreichend deutlich.

    Musikalisch war der Abend mit einer Ausnahme ein voller Erfolg:


    Das Dirigat von Will Humburg war klasse. So energisch und kraftvoll habe ich die Philharmoniker schon lange nicht mehr gehört. Einen Riesenapplaus gab es am Ende dafür.


    Carl Tanner sang einen guten Calaf. Seine Stimme hatte das Volumen und die Kraft, die die Rolle braucht. Kernig metallisch sang er seinen Part, bestimmt und fest. Viel Luft nach oben blieb dennoch, weil Tanner jegliche Zartheit, jegliches Rüberbringen von Gefühl in der Rolle völlig abging. Bei Für Interessierte: Bei youtube gibt es ein Video von ihm als Calaf: "http://www.youtube.com/watch?v=hYXcb5T8MUI".


    Elizabeth Connell war eine Riesenenttäuschung. Ihre – eingeräumtermaßen sehr schwierige – Auftrittsarie hat sie total vermasselt. So viele falsche Töne hintereinander habe ich schon lange nicht mehr an der Staatsoper gehört. Später wurde es kaum besser. Die Lautstärke für die Spitzentöne hatte sie noch. Das war´s aber auch schon. Folgerichtig musste sie an diesem Abend auch einige Buhs einstecken – als einzige.


    Sehr gut gefallen hat mir die für Helen Kwon eingesprungene Tatiana Lisnic. Ihr dunkel timbrierter Sopran war ausdrucksvoll, das Vibrato sehr gut eingebunden. Im Gedächtnis geblieben ist mir ein hervorragend gelungenes Abschwellen. Wunderbar! Von der Stimmfarbe her fühlte ich mich ein wenig an Maria Callas erinnert. Merkwürdig, solch einen Eindruck zu haben.


    Wieder einmal ganz hervorragend sang Alexander Tsymbalyuk als Timur. Es ist eine Freude, diesem Ensemblemitglied bei seiner Entwicklung zuzusehen. Sehr kraftvoll und ausdrucksstark hat er gesungen. Wenn Tsymbalyuk sich weiterhin so prächtig entwickelt, kann aus ihm ein wirklich großartiger Sänger werden. Ich drücke die Daumen.


    Ein Riesenlob hat sich überdies wieder einmal der Chor verdient.


    Alles in allem habe ich wegen der mit der genannten Ausnahme sehr erfreulichen musikalischen Leistungen einen wirklich guten Opernabend erlebt. Für einen sehr guten waren die Kritikpunkte zu gewichtig, war vor allem die Leistung Connells zu schlecht.


    Beim anschließenden gemütlichen Restaurantbesuch haben wir lange darüber diskutiert, ob die Inszenierung noch zu retten ist, ob der schlechte Eindruck, den die Inszenierung hinterlassen hat, an den Sängern als Schauspielern oder an der Inszenierung selbst lag. Die überwiegende Mehrheit fand, es lag an der Inszenierung selbst. Sie hat sich einfach überlebt. Ob es aber bald mal eine Neuinszenierung gibt, ist fraglich. Die von mir gesehene Vorstellung war die neunundsiebzigste. Sie war ausverkauft und es gab großen Applaus. Intendant, was willst du mehr?


    Zufälligerweise gibt es auf Klassik.com einen Bericht über die Aufführung, die zwei Tage vor der von mir besuchten stattgefunden hat. Dem dort Schreibenden, Dr. Clarke, hat die Inszenierung überhaupt nicht gefallen: "http://magazin.klassik.com/konzerte/reviews.cfm?task=review&PID=2051"


    Viele Grüße
    Thomas

    Liebe Taminos und Paminas,


    schon beginnt eine neue Runde bei "Alle sprechen über...". Ab heute könnt ihr per PN neue Vorschläge an mich reichen. Die Regeln ergeben sich aus dem oben verlinkten Thread.


    Kurz noch zu der neuen Struktur: Maik stellte bei seiner Rückkehr nach rund zwei Monaten Pause im Forum fest, dass "Alle sprechen über..." sehr unübersichtlich ist. Die Regeln, Regeländerungen, Ergebnisse der vorherigen Runden etc. waren so sehr im "Alle sprechen über... II"-Monsterthread verstreut, dass ein Nichteingeweihter nicht zum Mitmachen animiert, sondern im Gegenteil abgeschreckt werden dürfte.


    Maiks Verbesserungsvorschläge habe ich daher gern angenommen. Das Ergebnis ist die Aufteilung, die Maik bereits vor einiger Zeit vorgenommen und vorgestellt hat.


    Der Regel/Ergebnis-Thread ist im Forum "Allgemeine Klassikthemen" festgespinnt und dient nur den von Maik beschriebenen Zwecken.


    Alles andere passiert im Vordiskussionsthread. "Vordiskussion" soll dabei nicht missverstanden werden. Weiterhin soll nur im sodann eröffneten Thread diskutiert werden. Wie bisher können aber schon in diesem Thread etwaige anfallende Fragen - z. B. von Taminos, die das Stück nicht kennen, nach guten und günstigen Aufnahmen - gern vorab geklärt werden. Der Vordiskussions-Thread ist mithin kein Diskussions-, sondern ein Arbeitsthread.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Habt ihr gute Vorschläge? Dann her damit!


    :hello:
    Thomas

    Liebe Taminos und Paminas,


    BBBs Beharren darauf, Brahms Requiem sei vor allem Chorgesang, wundert mich dann doch ein wenig. Meines Erachtens hat ihm da nie jemand widersprochen. Nicht entgegen steht, dass die Gesangsleistungen der Solisten oder die Pauken hervorgehoben wurden. Wahrscheinlich hört jeder das Werk etwas anders. Aber wahrscheinlich nicht nur nach meinem Empfinden sind die Solisten nicht nur unwesentliche Anhängsel, nicht nur I-Tüpfelchen - so scheint es BBB zu sehen - sondern wesentlicher Teil der Aufführung.


    Wenn ich mir schnell einen Eindruck über eine Aufnahme dieses Requiems machen möchte, höre ich vier Stellen:


    - einen Gutteil des zweiten Satzes, um zu überprüfen, ob genug machtvoller Schub, genug Power drin ist - da sind mir auch die von BBB oben als nicht so wichtig dargestellten Pauken sehr wichtig. Ohne die Wichtigkeit des Chores unter den Tisch kehren zu wollen: Nur wenn die Pauken richtig kommen, packt mich dieser Satz. Exemplarisch für die von mir geliebte Wucht an dieser Stelle ist Klemperer.


    - dann höre ich die beiden Soli. Mir fällt der Vergleich zum Fußball ein. Ja, Fußball ist ein Mannschaftssport. Aber das ganz Besondere, das, worüber man noch lange spricht, ist nicht die Leistung des Kollektivs, sondern sind die unfassbaren Einzelleistungen der Spitzenfußballer der Marke Maradona. Sie erst machen den Gänsehautfaktor aus. Ähnlich ist es meines Erachtens beim Deutschen Requiem. Natürlich muss die Leistung des Chores hervorragend sein, um von einer hervorragenden AUfnahme zu sprechen. Aber erst wenn die Solisten auftreten und mich durch ihren Gesang berühren, entsteht dieser ganz besondere magische Moment des Ergriffenseins, der Gänsehautfaktor. So kommt es vor, dass ich mir Aufnahmen des Requiems nur deshalb kaufe, weil ich irgenwo gehört habe, dass z. B. Auger den Sopranpart so toll gesungen habe. Das gilt z. B. für die unten kurz vorgestellte Shaw-Aufnahme. Schwarzkopf, das will ich an dieser Stelle kurz anmerken, gefällt mir in der Klemperer-Aufnahme ebenfalls überhaupt nicht, Fischer-Dieskau aber sehr.


    - schließlich höre ich noch den sechsten Satz ab "Herr, du bist würdig". Die Unterschiede, die bei den Chören an dieser Stelle zutage treten, sind in der Tat gravierend.


    Klarstellend: Natürlich besteht das Requiem nicht nur aus diesen Stellen. Aufgeschrieben habe ich das alles nur, um zu verdeutlichen, dass das Requiem eben doch nicht nur ein Chorwerk ist, sondern ein Gesamtpaket vonnöten ist, um von einer hervorragenden Aufführung bzw. Aufnahme sprechen zu können.


    @BBB: Bitte missverstehe das hier nicht als persönlichen Angriff gegen dich. Da du dich oben klar positioniert hast, bot es sich schlicht an, deine Position als Anknüpfungspunkt zu wählen. Mir ist bewusst, dass du das Werk differenzierter sehen dürftest, als ich es soeben dargestellt habe.


    Die oben erwähnte Shaw-Aufnahme ist folgende:



    Irgendwo - vielleicht im Gramophone-Guide? Ich weiß es nicht mehr - wurde sie und insbesondere der Gesang von Auger sehr empfohlen. Da die Aufnahme nicht sehr teuer ist, habe ich sie mir gekauft. Gestern ist sie angekommmen, gestern habe ich sie gehört. Mein Eindruck:


    Ja, Auger singt berückend schön. Ansonsten kommt die Aufnahme über ein solides gut nicht hinaus. Der Chor gehört zu den besseren, erreicht allerdings nicht die Spitzenqualität der besten Aufnahmen - z. B. Kegel. Der männliche Solist, Stilwell - nie von ihm gehört - macht seine Sache nicht mehr als ordentlich. Das Orchester fällt im Vergleich z. B. zu Klemperer deutlich ab. Ja, das Orchester steht nicht im Vordergrund, aber wennn Instrumente mal zu hören sind - nicht nur die Pauken -, dann sollte ihr Spiel auch stimmen. Das, was hier zu hören ist, klingt unmotiviert, ja, seelenlos. Villeicht liegt es daran, dass Shaw vor allem ein Chordirigent ist?


    Zudem ist der Klang der CD nur eingeschränkt zu genießen. Er ist stumpf, wirkt beschnitten. Im Booklet ist man stolz darauf, dass es sich um eine reine Digitalaufnahme handelt Nun, die Aufnahme stammt von 1983. Die Digitalen Anfangszeiten waren eben nicht so doll.


    Viele Grüße
    Thomas

    Gestern habe ich mir die von Wolfgang abgebildete DGG-Bernstein-Box gekauft und die Sinfonie Nr. 4 gehört. Hat mir großen Spaß gebracht! Die Box kann ich jetzt schon weiterempfehlen (sie ist ja mittlerweile sehr günstig zu haben; eine sehr eigene Pathetique ist auch dabei).


    So kam es, dass ich diesen Thread las. Dabei stellte ich fest, dass Maik das selbe erlebt hat wie ich. Die vierte Sinfonie unter Böhm war eine meiner allerersten Klassik-Aufnahmen. Das Tschingderassabumm des vierten Satzes hat mich blendend unterhalten. Erst viel später habe ich mitbekommen, dass es dort um ganz anderes geht.


    Damit andere gleich auf den richtigen Weg gebracht werden: Eine gut gemachte, kleine Einführung zur Sinfonie findet man im Podcast-Angebot von Bayern4: "http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern4klassik/mp3-download-podcast-starke-stuecke.shtml" (etwas nach unten scrollen, Datum: 14.06.08 ).


    @Edwin
    Du hast mich neugierig gemacht auf die Aufnahme von Svetlanov. Wenn ich aber bei jpc Svetlanov und Tschaikowsky eingebe, finde ich verschiedene Cover. Vermutlich hat Svetlanov die Sinfonie mehrfach aufgenommen. Darf ich dich bitten, genauer zu beschreiben, welche Aufnahme du empfiehlst? Am schönsten wäre es natürlich, du würdest das betreffende Cover verlinken.


    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo JL!


    Zitat

    Mein Fazit: Die Hamburger Walküre ist ganz ordentlich geworden, aber sie ist nicht der ganz große Wurf.


    Vielleicht lautet so tatsächlich das Fazit, auf das sich am Ende die Mehrheit einigen kann. Eine Frage der Erwartungshaltung ist es dann, ob man dieses "Ganz ordentlich" wie ich als enttäuschend versteht oder wie vielleicht andere als annehmbares Ergebnis.


    Ja, grundsätzlich kann man die Augen schließen und die Musik ohne störende Regie genießen. Im konkreten Fall aber hatte die Regie leider gerade auch auf die Musik massiven störenden Einfluss, s. o.


    Nebenbei bemerkt bin ich ein Freund des Regietheaters. Wahrscheinlich stört mich diese Regiearbeit deshalb so sehr. Gerade von gutem Regietheater, gerade von Guth hatte ich Besseres erwartet.


    Zitat

    Das Dirigat von Young ist flott und ohne Pathetik. Das gefällt mir. Für mich ist am Ring nichts Sakrales. Es ist voller Leben, Glut und Feuer. Die Story und die musikalische Struktur ist schon dicht genug, sie braucht keinen bedeutungsschwangeren Grundton durch verhaltene Tempi oder überdehnte Töne.


    Flott und ohne Pathetik, damit beschreibts du Youngs Dirigat sehr gut. Ihr Dirigat entspricht Guths Regie. Auch dieser macht gar nicht erst den Versuch, sich dem Ring als Weltendrama zu stellen. Guth entzieht sich dieser Aufgabe, indem er die Figuren vereinfacht. Wotan hat nichts göttliches mehr, sondern ist ein müder, grauer Büromensch mit Aktentasche, seine Frau ist ebenfalls nur ein 60-er Jahre Stereotyp: "Gattin mit Pelzmantel". Siegmund und Sieglinde sind nur Puppen, die Walküren verstörte, ängstliche Mädchen, die mit ihren Etagen-Betten herumfahren. Im Rheingold war es nicht anders, denke nur an die Rheintöchter: herumtollende Mädchen im Pyjama. Loge: ein zweitklassiger Variete-Zauberer. Fasolt und Fafner: schmierige Zuhälter in schlechten Anzügen usw.


    Du freust dich auf Siegfried, schreibst du. Ja, das tue ich auch. Allerdings habe ich mittlerweile meine Zweifel. Wahrscheinlich wird Siegfried auf einer Mofa zur Wurmjagd fahren ...


    Das Problem ist: Wenn man den Ring so zeigt und musiziert, macht man den Ring zwar handhabbarer, aber es ist nicht mehr der Ring. Die Bedeutungsschwere wird der Musik ja nicht erst durch einen entsprechenden Grundton, verhaltene Tempi oder überdehnte Töne hinzugefügt, sondern ist dieser Oper immament. Wagner hat den Ring bewusst und gewollt als bedeutungsschwangeres Weltendrama angelegt. An diesem Aspekt - flott und ohne Pathetik - vorbeizudirigieren heißt am Ring vorbeizudirigieren. Genau das aber geschieht in dieser Walküre, in diesem Ring. Young und Guth gehen dabei einträchtig Hand in Hand.


    Zitat

    Wie hat denn Petrenkos Hunding gefallen? In den Besprechungen kommt er doch eher schlecht weg, was ich nicht gut finde. Ich fand ihn überzeugend.


    Petrenko hat mich weder begeistert noch enttäuscht. Ich fand ihn schlicht gut. Auch seine Rolle litt nach meinem Dafürhalten unter der Regie. Seine Stimme könnte mehr Schwärze vertragen, finde ich, das ist aber nur eine Geschmacksfrage.


    Viele Grüße
    Thomas