Beiträge von Armin Diedrich


    Du weißt schon, wie man bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den vorhandenen Opern umging? Da wurden Änderungen vorgenommen, Passagen aus anderen Werken eingefügt und nachkomponiert, haufenweise Striche gemacht und so weiter und so fort. Wie oft wird denn zum Beispiel heutzutage die Turmszene in "Lucia di Lammermoor" oder der komplette dritte Akt von "Lohengrin" gespielt, um nur zwei Fälle zu nennen. Die Idee von der Komposition als "Werk", das als solches kanonisch sei und nicht verändert werden dürfe, entstand erst in der Tradition Wagners, schon Verdi lag mehr daran aufgeführt zu werden als die Oper um jeden Preis unverändert zu belassen.


    kann im Grunde nur "Wotans Abschied" sein: "Leb wohl, du kühnes, herrliches Kind!"


    Nun, das ist einer der Gründe, für die es Bibliotheken und die segensreiche Einrichtung der Fernleihe gibt...

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    Original von Zwielicht



    Du kannst es natürlich versuchen, aber in der Regel sind CDs von der Fernleihe ausgeschlossen, weil sie im weitesten Sinn als Unterhaltungsmedien gelten (ebenso wie Kochbücher oder Konsalik-Romane) und die Fernleihe primär wissenschaftlichen Zwecken dienen soll - wobei das natürlich Definitionssache ist.


    zum einen das, zum anderen hat das auch urheberrechtliche Gründe. Auch Bibliothekare wissen, daß CDs kopiert werden können, so daß wissenschaftliche Bibliotheken diese Sachen zumeist präsent vor Ort halten.

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    Original von Zwielicht
    . Das hier nahegelegene Nürnberg bietet noch mehr (u.a. ziemlich viel Nono).


    n dieser Hinsicht kann man sich schon auf das nächste Jahr freuen: dann ist der Umbau der Stadtbibliothek abgeschlossen, das jahrzehntelange Provisorium der Musikbibliothek hat ein Ende und das Ganze bekommt auch noch ein neues EDV-System und anständige Öffnungszeiten!


    Wir könnten doch beantragen, daß Taminos Expertenrabatt bekommen :angel:

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    Original von Diabolus in Opera
    Danke für die Info, Rideamus!


    Ich würde gerne auf eine Fragestellung zurückkommen, die ich schon weiter oben einmal anklingen ließ: Was ist Eurer Meinung nach der Grund dafür, dass es in der Oper so wenig Fortsetzungen gegeben hat? Mir kam da erst mal der Gedanke, dass der Opernbetrieb wohl nie den durchkommerzialisierten Charakter der Filmbranche (besonders Hollywood) hatte.
    Best, F. :beatnik:


    Vielleicht liegt es schlicht daran, daß bei den meisten Opern am Ende zu wenige Protagonisten für eine Fortsetzung überlebt haben... ;-)

    Das angesprochene Werk von Peter von Winter heißt "Das Labyrinth" und wurde Ende der siebziger Jahre mal im Münchner Cuvilliestheater inszeniert (von Everding). Ein Falkl von Fortsetzung, der noch nicht erwähnt wurde: Gustave Charpentier setzte seine Paris-Oper "Louise" mit einem zweiten Teil "Julien" fort. Und zu den von vornherein als Mehrteiler angelegten Werken gehört noch Bungerts Tetralogie "Homerische Welt". Einer meiner Kollegen befaßte sich in seiner Dissertation mit Ahasver als Opernfigur und stieß dabei auf einen Komponisten, der aus diesem Stoff einen siebenteiligen Opernzyklus machen wollte, welcher auf einem Schiff auf dem Rhein aufgeführt werden sollte. Leider komme ich gerade nicht auf den Namen, werde ihn aber mal fragen.

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    Original von Alviano
    Jetzt hatte mich doch die Neugier gepackt und ich hab im Keller nach dem Programmheft geschaut: am 27.05.1983 habe ich in Wien die 149. Vorstellung des "Barbiere" gesehen, dirigiert hat Erich Binder, gesungen haben Araiza, H. Helm, Karin Ott (die ausgebuht wurde), Sramek, Mazzola und Czeslava Slania.


    Dass diese Produktion noch läuft...


    Wenn man an die Premierenbesetzung denkt: Böhm am Pult, Waechter als Figaro (ogottogott...), Wunderlich und Grist! Als einzige lebt meines Wissens die Grist noch...

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    Original von Milletre
    Hallo, Peter,


    da muss ich ein kleines Missverständnis aufklären: Ich meinte nämlich auch den jetzt 70jährigen Heinz Holecek (immer noch eine ungemein faszinierende Künstlerpersönlichkeit und ein Wiener Original, deren Spezies leider im Aussterben begriffen ist), der in den Sechzigern als junger, sensationeller Sing-Schauspieler Furore machte.
    !


    Ihr kennt doch sicher seine Gesangsmethode nach Madame "Allegra Tacet" mit den Paraffineinspritzungen ins Gaumensegel? Genial... (wobei in der Szene ja auch eine glänzende Frick-Parodie dabei ist)


    Bei dem Stück würde ich ja einiges dafür geben, wenn es eine Aufzeichnung der Inszenierung von Gründgens gäbe. Er spielte selber den Herzog, in frühen Jahren den Falsacappa...

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    Original von operus
    Kurt Böhme war ein sogenanntes Bühnentier. Seine Tonaufnahmen sind nur ein mattes Abbild seiner enormen Bühnenpräsenz. Er war ein überragender Darsteller vor allem der diffiizielen Charaktere in Opern von Richard Strauß. Natürlich stimmt der Einwand, dass er darstellerisch und sängerisch gewaltig zur beifallheischenden Übertreibung neigte. Er hatte auch das Pech, dass er nahezu zeitgleich mit dem ihm sängerisch überlegenen und darstllerisch seröseren Gottlob Frick sang. Trotz dieser Einschränkungen bleibt Kurt Böhme einer der unvergesslichen, grossen deutschen Bassisten des letzten Jahrhunderts, vor allem für diejenigen, die ihn auf dr Bühne erlben konnten.


    der Diktion nach darf ich einen Bekannten willkommen heißen :) ;)

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    Original von Walter Krause


    Der Tiroler Sebastian Feiersinger (Kirchbichl 1913-1984 Nürnberg) war ziemlich universaler Tenor, keine einseitige Heldenstimme, das Metall mit genügend Weichheit versetzt und intelligent im Ausdruck. Ein guter Max und Florestan, wenn auch überwiegend als Wagnersänger (Stolzing) eingesetzt, reüssierte er auch im italienischen Fach (bis zum Othello)


    hierzu als spezielle Empfehlung ein ausgezeichneter "Maskenball", den er für den Bayerischen Rundfunk aufnahm. Seine Partnerin als Amelia ist keine Geringere als Birgit Nilsson.


    Ich denke, es handelt sich immer um eine Frage der Definition und des Vergleichs. Windgassen war ein Sänger vom Typ Sparefroh ; Kaiser schrieb einmal so nett, daß er sich beim Tristan immer die ersten beiden Akte für den dritten zu schonen pflegte - und manchmal auch für den vierten, der dann aber leider nicht stattfand... Im Vergleich zu vielen Nachfolgern schneidet Windgassen natürlich immer noch gut ab. Aber es macht halt einen Unterschied, ob man eine Partie mit kluger Ökonomie bewältigt oder ob man sie ohne Schwierigkeiten beherrscht, wie es meinetwegen Melchior oder (trotz diverser Vorbehalte) Lorenz schafften.

    Unbedingt erwähnt werden müssen auch die Ausschnitte aus einer Liveaufführung mit Fjodor Schaljapin von 1928 aus Covent Garden. Er war einer der zentralen Interpreten in der Interpretationsgeschichte des Werks. Rubinstein erwähnt in seinen Memoiren den unvergeßlichen Eindruck, als er bei einer Open-Air-Aufführung, lediglich ein Trikot tragend, von einer Felswand ins Licht trat, überlebensgroß wirkend... Die Aufnahme vermag durchaus einiges von dieser Faszination mitzuteilen.

    Nicht verschwiegen sei Schrekers eigenes "Charakterbild":
    "


    Ich bin Impressionist, Expressionist, Internationalist, Futurist, musikalischer Verist; Jude und durch die Macht des Judentums emporgekommen, Christ und von einer katholischen Clique unter Patronanz einer erzkatholischen Wiener Fürstin »gemacht« worden.


    Ich bin Klangkünstler, Klangphantast, Klangzauberer, Klangästhet und habe keine Spur von Melodie (abgesehen von so genannten kurzatmigen Floskeln, neuestens »Melodielein« genannt). Ich bin Melodiker von reinstem Geblüt, als Harmoniker aber anämisch, pervers, trotzdem ein Vollblutmusiker! Ich bin (leider) Erotomane und wirke verderblich auf das deutsche Publikum (die Erotik ist augenscheinlich meine ureigenste Erfindung trotz Figaro, Don Juan, Carmen, Tannhäuser, Tristan, Walküre, Salome, Elektra, Rosenkavalier u.s.f.).


    Ich bin aber auch Idealist (Gott sei Dank!), Symboliker, stehe auf dem linkesten Flügel der Moderne (Schönberg, Debussy), stehe nicht ganz links, bin in meiner Musik harmlos, verwende Dreiklänge, ja sogar noch den ganz »trivialen« verminderten Septakkord, lehne mich an Verdi, Puccini, Halévy und Meyerbeer an; bin absolut eigenartig, ein Spekulant auf die Instinkte der Masse; Kinodramatiker; ein Mensch, »der aus Sehnsucht und Morbidezza seine Kräfte zieht«; schreibe ausschließlich homophon, meine Partituren sind gleichzeitig kontrapunktische Meisterwerke, auch »Künsteleien«, meine Musik ist rein und echt, erklügelt, ergrübelt, gesucht, ein Meer voll Wohllaut, eine gräuliche Häufung von Kakophonien, ich bin im Gegensatz zu anderen ein Reklameheld ärgster Sorte, bin »des süßen Weines voll«, »ein grandioses Dokument des Unterganges unserer Kultur«, verrückt, ein klarer berechnender Kopf, ein miserabler Dirigent, auch als Dirigent eine Persönlichkeit, ein glänzender Techniker, vermag nicht einmal meine Werke zu dirigieren (und dirigiere sie immerzu); ich bin auf jeden Fall ein »Fall« (einige werden behaupten ein böser, andere, ein »Reinfall«), ferner bin ich ein schlechter Dichter, aber ein guter Musiker, meine dichterische Begabung ist allerdings weitaus bedeutender als meine musikalische, meine Musik erwächst aus der Dichtung, meine Dichtung aus der Musik, ich bin ein Antipode Pfitzners, der einzige Nachfolger Wagners, ein Konkurrent von Strauss und Puccini, schmeichle dem Publikum, schreibe nur, um alle Leute zu ärgern und trug mich kürzlich tatsächlich mit dem Gedanken, nach - Peru auszuwandern.


    Was aber - um Himmels Willen - bin ich nicht? Ich bin (noch) nicht übergeschnappt, nicht größenwahnsinnig, nicht verbittert, ich bin kein Asket, kein Stümper oder Dilettant, und ich habe noch nie eine Kritik geschrieben."


    Bei beiden Adressen bin ich schon diverse Säcke an Goldstücken losgeworden... Die CD-Börse hat für Klassik ein eigenes Hinterzimmer (ist nicht weit vom Isartor) ; Phonix lohnt sich ebenfalls immens, vor allem auch wegen der reichen LP-Auswahl.

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    Original von Musikkristin
    Hallo Elisabeth, Peter und Guido,


    nachdem ich gerade stundenlang beim Zahnarzt gelitten hatte, wollte ich mir was Gutes tun, bin in den einschlägigen Münchner Geschäften rum und wollte mir die Oper kaufen. War aber sehr teuer. Und nun muß ich halt ein bißchen warten und lasse sie mir preisgünstiger schicken, bin schon neugierig.


    Armes Hascherl 8o Kennst Du eigentlich schon die CD-Börse in der Aventinstraße? Da findet man derlei Sachen oft deutlich billiger als bei den "üblichen Verdächtigen" und auch regelmäßig Vergriffenes. Auch Phonix in der Fraunhoferstraße lohnt sich immer.

    Mittlerweile ist es offiziell:
    16:24 Uhr - die Pressekonferenz: Ministerialdirigent Toni Schmid spricht: "Gester Abend habe ich per Fax einen Brief des Festspielleiters Wolfgang Wagner bekommen." Er zitiert aus dem Schreiben: "Hiermit erkläre ich zum 31. August, dass ich mein Amt als Festspielleiter niederlegen werde." OB Hohl erklärt: "Dieses Schreiben ist der Endpunkt vieler Gespräche und Netzwerk- und Abstimmungsarbeit gewesen. Ich bin sehr froh, dass wir ihnen heute dieses Zwischenergebnis präsentieren können. Der Weg zu einer neuen Festspielleitung sei jetzt offen. Auch als Gesellschafter solle Wolfgang Wagner in der nächsten Zeit abgelöst werden, so Hohl.

    Zitat

    Original von Loge
    Dazu gibt es seine nette kleine Geschichte. J. Kaiser erzählte vorgestern auf SWR2, dass ihm der spitzbübische Karajan einmal unter vier Augen (und eigentlich mit der Auflage, es nicht weiter zu erzählen) gesagt habe, dass er sich vor der Aufführung einer Bruckner Sinfonie immer nochmal den Jochum anhöre, um sich zu vergewissern, wie es nicht zu machen sei.


    Loge


    Knappertsbusch war noch bissiger: er nannte ihn den "Rosenkranzkavalier" und meinte zu einem Orchester einmal "Wissen Sie, was ein Ochum ist? - Ein von Jott verlassener Dirigent!"

    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Jetzt kommt meine Subjektivität: Trotz all dieser vorhandenen Tugenden ist das nicht "mein" Bruckner. Er ist mir zu pathetisch, zu weich konturiert, die Choräle zu affirmativ, für mich klingt dieser Bruckner zu gesund, zu vordergründig mystisch, zu gemacht religiös.
    :hello:


    dann möchte ich Deinen Kommentar über Eugen Jochum mal hören... :pfeif:

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    Original von vitelozzo-tamare
    Gibt es eigentlich die Ponelle-Inszenierung aus München mit René Kollo, Catarina Ligendza und Karl Ridderbusch unter Sawallisch schon auf DVD? Da gab's zumindest einen stilisierten Schwan!


    Die Inszenierung ist nicht von Ponnelle, sondern von Everding mit Bühnenbild von Ernst Fuchs ; gibt es leider noch nicht auf DVD. Der Schwan dort erinnerte mich immer so etwas an das Münchner Kindl...