Hallo,
Anton Bruckner hat die schönsten Motteten geschrieben, die ich kenne. Sie haben das Zeug zum Welthit und sind unbekannt. Eine sehr gute Aufnahme ist die mit Philip Herreweghe und der Chapelle Royal, die auch die e-moll-Messe enthält. Das Kyrie ("Herr erbarme Dich") ist aufgrund seines dissonanten Schreis hoch beeindruckend. Ich war einmal in einem Konzert in der Marktkirche und eine junge Frau sagte über Bruckners Werk "ein richtig geiles Stück Musik". Nicht meine Wortwahl, aber die Messe ist sehr gut und emotional komponiert, vor allem das Kyrie. Leider kann man bei jpc nicht hineinhören, aber bei amazon kann man die CD noch bestellen. Sehr empfehlenswert!
Einen ähnlichen "Kyrie-Schrei" (Herr, erbarme Dich) gibt es bei Ludwig Böhme, allerdings nicht so dissonant, wie bei Bruckner:
Eine andere CD mit Motteten ist die unter Leitung von Uwe Gronostay. Der niederländische Kammerchor gefällt mir nicht so gut, wie die Chapelle Royal, aber beide artikulieren und phrasieren musikalisch sinnvoll. Hier kann man sich bei jpc ein eigenes Urteil erlauben. "Ave Maria" dürfte sehr populär werden können, ich selbst schätze das "os justi" ganz besonders. Brahms nannte Bruckners Messen "ekelhafte Messvailletäten" - offenbar ein böser Mann gegen Bruckner. Das Kyrie der e-moll Messe von Bruckner ist hoch beeindruckend, Brahms Mottete "Warum ist ein Licht gegeben" (für mich seine beste) kann für mich nicht im geringsten mit Bruckners Motteten mithalten (von Brahms gibt es auch eine sehr gute Aufnahme mit Philip Herreweghe)
Ästhetik ist relativ - oder: Über Geschmack kann man nicht streiten
Zum Umgang mit der Musik-Kritik
Liebe Grüße
Andreas