Beiträge von Khampan

    Peter Tschaikowsky gehört nicht zu meinen absoluten Lieblingen, trotzdem höre ich fast alles von ihm sehr gerne, auch abseits des Standardrepertoires (die frühen Sinfonien, das Klaviertrio :jubel:).
    ABER
    bei einem Stück muß ich jedesmal das Weite suchen, sobald es irgendwo anhebt:


    Die Rokoko-Variationen


    Das billig dahinplätschernde Thema paßt so überhaupt nicht zu Tschaikowsky, da hilft alle Variationskunst und Solistenbravour nicht weiter.
    Die Cellisten mögen mir verzeihen, für mich ist das einfach nur
    :kotz:
    Khampan

    gerade habe ich bemerkt, daß es die Sorrel-Box als UK Import regulär zu einem ziemlich günstigen Preis gibt. Hier draufklicken:



    Einen Unterschied zwischen der normalen Version und dem UK-Import gibt es wahrscheinlich nicht, da man im Booklet laut Auskunft von Chandos "aus Platzgründen" (sprich: Kostengründen) auf einen deutschen Text verzichtet hat.


    :hello: Khampan

    Hallo Tharon,
    es freut mich, daß das Sorrel Quartet noch mehr Anhänger hat.



    Diese Box besitze ich längst und bin begeistert.
    Ich habe mich nur noch nicht dazu geäußert, weil ich zu wenig Vergleich mit anderen Einspielungen habe.
    Nur eins kann ich schon mal festhalten: Was Intonationssicherheit und intelligenten (sparsamen und gezielten) Vibratoeinsatz angeht, ist das Sorrel Quartet zusammen mit dem Artemis-Quartett das beste was es zur Zeit überhaupt gibt.
    (Dank an Michael Sch., der mich in dieser Meinung bestätigt hat, sonst hätte ich mich nicht getraut, das so plakativ zu schreiben).


    Die Intonationssicherheit eröffnet den Sorrel-Damen unglaubliche klangliche Möglichkeiten, die zumindest auf mich eine ungeheure suggestive Wirkung haben.
    Zum Beispiel 5. Quartett: vom 1. zum 2. Satz erstreckt sich ein minutenlanges Unisono über mehrere Oktaven, das ohne das geringste Korrekturzucken und ohne Vibrato, wie eine Registerkombination auf der Orgel durchgezogen wird - Gänsehautstelle für mich.
    Solcherart "stehende" Klänge gibt es bei Schostakowitsch allenthalben, sie werden immer (zunächst) vibratolos gespielt, bis sich daraus Themen lösen, die Vibrato erfordern.
    Ein solches Beispiel ist der Beginn des 9. Quartetts, das seitdem mein Lieblingsquartett von Sch. ist.
    Nur den letzten beiden Quartetten konnte ich bisher nicht soviel abgewinnen, muß wohl an mir liegen, wenn Nr. 15 in der Sorrel-Einspielung auf Tharon solchen Eindruck macht.


    Ich hoffe, daß sich auch noch die anderen beiden Herren äußern, denen ich die Box "aufs Auge gedrückt" habe.


    :hello:Khampan

    Zitat

    Original von Ulli
    Ein nicht näher spezifizierter Vogel pfiff soeben das Hauptmotiv aus dem Finalsatz von Beethovens 6. Klavierkonzert D-Dur op. 61a (auch bekannt als Violinkonzert).


    Zufall oder Absicht?


    Das gehört aber eher in einen Thread "Vögel imitieren klassische Musik" oder so...
    Wahrscheinlich hat bei dir eine Amsel regelmäßig Beethoven studiert :pfeif:
    Ich konnte auch mal lange Zeit täglich einer Amsel lauschen, die immer wieder einen perfekten Dur-Dreiklang in ihren Gesang eingewoben hat (war allerdings C-Dur - ob Amseln wohl absolut hören ?( ).
    :hello: Khampan

    Zitat

    Original von ChKöhn
    Für mich gehört die Sonate zu den Werken, an denen ich nichts zu kritisieren habe, die mir aber dennoch etwas auf die Nerven gehen. Vielleicht habe ich mich einfach etwas leid gehört


    interessant, mir geht es genauso, obwohl ich vieles von Franck sehr schätze. Ein wichtiges Werk zweifellos, aber man begegnet der Sonate so regelmäßig, daß mir das vollauf genügt und ich mich nie veranlaßt sah, mir eine Einspielung zuzulegen.
    Ganz anders dagegen das Klavierquintett: an dem kann ich mich gar nicht satthören, und das sollte meiner Meinung nach viel öfter gespielt werden (Wink mit dem Zaunpfahl an Christian).
    :hello:Khampan

    Zitat

    Original von miguel54
    Authentic Quartet ... Werke von Georg Lickl, N. Zmeskáll, Fr. Ernst Fesca, J. G. Albrechtsberger, J. Wölfl, C. Stamitz (mit Lajos Rozman, Klarinette) und J. B. Vanhal (mit Miklós Spányi, Fortepiano) - da gibt es noch einiges zu entdecken!


    sosehr man den Einsatz für vernachlässigtes Repertoire auch loben muß...
    kürzlich habe ich im Radio einen Ausschnitt daraus gehört:



    und war ob der Belanglosigkeit der Darbietung schier entsetzt.
    Man mag ja Albrechtsberger für einen biederen Komponisten halten, aber das dann durch eine absolut lieblos runtergespielte "Interpretation" noch zu unterstreichen, halte ich für genau den falschen Ansatz.


    :no: Khampan

    Jetzt habe ich auch mal in den Schubert reingehört (bei amazon US ist die Klangqualität etwas besser):
    die tiefere Stimmung ist ein Beleg (falls noch einer nötig war), daß auch hier tatsächlich auf Originalinstrumenten gespielt wird.
    Vibratogebrauch rangiert von ganz ohne bis sehr sparsam, mithin IDEAL.


    Ein Vergleich mit der etwas älteren Schumann-Aufnahme zeigt, daß meine Nachfrage nicht ganz unberechtig war: Dort wird auf modernen Instrumenten und mit reichlich Vibrato gespielt. Es wird also immer die Frage bleiben, wo sie die Grenze ziehen werden. Ich würde mir jedenfalls dringend mal Brahms, gespielt von Terpsycordes auf Originalinstrumenten, wünschen.


    [meine ursprünglich geäußerte Kritik an der Klangqualität nehme ich mit Bedauern zurück. Ich bin wohl zu sehr davon ausgegangen, daß der relativ saubere Klang der am.com-Hörschnipsel auch dem tatsächlichen Klang der CD entspricht. Nichts liegt mir ferner, als jemand vom Kauf einer Terpsycordes-CD abzuhalten]


    Khampan

    Zitat

    Original von Ulli
    Relativ neu auf dem Podium scheint das


    { Quatuor Terpsycordes }


    zu sein.


    naja, gegründet 1997...
    Aber sehr richtig, es wundert mich auch, daß sie auf dem Markt nicht sehr viel präsenter sind. Ihr Haydn ist umwerfend (live gehört)!


    Allerdings schienen sie mir bisher nur (nicht abwertend gemeint) quasi-HIP zu sein. Wenn sie im Konzert ein Programm von Haydn bis Prokofiev spielen, ist der Haydn eben ohne Vibrato und in bester HIP-Manier, aber die Instrumente werden nicht gewechselt.


    Sind die CDs wirklich auf Originalinstrumenten gespielt?
    Mir persönlich wäre das gar nicht so wichtig (Hauptsache wenig Vibrato und gut gespielt), nur der Vollständigkeit halber nachgefragt.


    :hello: Khampan

    einschränkend muß ich sagen, daß mich das erste Sextett nicht interessiert, wohingegen das zweite zu meinen absoluten Lieblingen gehört.
    Bisher war ich eigentlich mit L'Archibudelli diesbezüglich wunschlos glücklich. Allmählich wird aber meine Neugier nach Hausmusik und Nash geweckt, wenn ich mir die Postings so ansehe.


    Weniger juckt mich dagegen das Alban Berg Quartet, wegen ihrer notorischen Weigerung, die Expositionswiederholungen zu spielen (oder sollten sie hier mal eine Ausnahme gemacht haben?!). Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob im ersten Satz nach einer als Kreislauf gehörten, sozusagen in sich selbst ruhenden Exposition diese mit dem Durchführungseintritt gewaltsam unterbrochen wird, oder ob die Durchführung nur einfach so, an einer scheinbar beliebigen Stelle hereinbricht.


    Naja, ihr wißt schon, ich vergesse nie, auf meinem Lieblingsthema herumzureiten...


    Khampan

    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Der Artikel, auf den sich dieser Thread eigentlich bezieht ist- wie ich feststelle nicht mehr aufrufbar - und ich habe bei - zugegeben oberfläcklicher Recherche keine sonstigen Meldungen gefunden die eine Auflösung des Labels DECCA wahrscheinlich erscheinen lassen.


    Der Artikel hat natürlich weltweit für Aufruhr gesorgt und ist z.B. hier noch einsehbar:
    "http://groups.google.com/group/rec.music.classical.recordings/browse_thread/thread/e842967ab5d37233/"


    .. und die Glaubwürdigkeit des Schreibers wird dort auch gleich kontrovers diskutiert.


    In einem Toningenieur-Board ist man derweil schon etwas weiter. Ich übersetze:


    "Das Label, für das ich gerade arbeite, hat den kompletten DECCA-Katalog lizensiert. Wir werden ca. 3-4 Titel pro Monat veröffentlichen."
    Darauf prompt folgende Antwort:
    "...Bitte treibt es nicht zu weit mit Denoise. Laßt den originalen Sound intakt, das ist es, was die Leute hören wollen."


    ...was ich voll unterschreiben würde.
    Khampan

    Zitat

    Original von miguel54
    Terakdo war/ist Mitglied von La Petite Bande und hat dort Violine wie Violoncello da spalla gespielt - da das Instrument eine Rekonstruktion ist hat der Erbauer experimentiert, es sind offenbar verschiedene Größen im Gebrauch gewesen.


    Terakado war/ist seit langer Zeit Konzertmeister von La Petite Bande.
    Das Instrument scheint tatsächlich seine da spalla zu sein, wie man auf den Bildern auf der Columbia (Denon) Homepage sehen kann. Leider alles nur japanisch, aber wegen der Bilder trotzdem interessant: "http://columbia.jp/artist-info/terakado/special.html"


    Gruß,
    Khampan

    ... so pfeifen's die Spatzen jedenfalls von den Dächern:
    "www.scena.org/columns/lebrecht/090204-NL-decca.html"


    zwei konkurrierende Klassik-Labels unter dem Dach von Universal sind (mindestens 8o) eines zuviel, da konnte man sich nach der Erfahrung mit Philips eigentlich schon länger ausrechnen, wie das ausgehen würde.


    ;( Khampan

    Zitat

    Original von a.b.
    Was mir bei diesem Salzburger Konzert der Nikolayeva so die Ohren geöffnet hat, ist gerade dieses "episodenhafte", oder anders gesagt: Das Verdeutlichen, dass es sich hier nicht um eine durchgehende Entwicklung (wie es in der Regel interpretiert wird), sondern um einen Variationssatz handelt.


    ich finde sehr wohl, daß die durchgehende Entwicklung hier absoluten Vorrang hat, vergleichbar mit den langsamen Sätzen der Hammerklaviersonate und der 9. Sinfonie, wo man auch gut ohne die Erkenntnis leben kann, daß es sich um (Doppel)Variationen handelt.
    Der Satz heißt nicht "Arietta con Variazioni" sondern nur "Arietta", es steht auch nichts von "Thema, Var. 1 etc." in den Noten, außerdem wird in der zweiten Hälfte nicht nur das Thema, sondern auch das Variationsprinzip immer weiter aufgelöst.
    Also so ganz falsch ist die durchgehende Spielweise sicher nicht.


    Gruß,
    Khampan

    Zitat

    Original von Dr. Holger Kaletha
    Von Beroff gibt die ältere bei EMI (z. Zt. sehr günstig zu bekommen) und die späte Aufnahme aus den 90igern beim Label Denon, das inzwischen ja das Zeitliche gesegnet hat. Im Falle der Denon-Aufnahme weiß ich allerdings nicht, ob er die Gesamteinspielung hat vollenden können. Ich selbst besitze nur Preludes Heft II.


    ...hat er!
    allerdings hat Denon irgendwann im Verlauf dieser Edition den internationalen Vertrieb eingestellt (nicht "das Zeitliche gesegnet"!)


    Khampan

    Zitat

    Original von a.b.


    Ich meine mich gerade zu entsinnen, dass es neben DECCA (die nicht komplett sein soll) auch eine bei DENON gegeben hat (aber womöglich verwechsele ich das jetzt mit Planès - dessen Préludes (hmf)


    das verwechselst du tatsächlich mit Alain Planès, allerdings gibt es von ihm bei Denon nichts komplettes, auch nicht die Préludes, sondern nur "Debussy - Ravel, Piano Piece Selection" mit den üblichen leichter verdaulichen Highlights.


    Denon hat dagegen zwei weitere Komplett-Einspielungen zu bieten:
    Jacques Rouvier
    Michel Béroff


    Gruß,
    Khampan

    Zitat

    Original von zatopek


    Nein, Aufnahme und Mischung bei accent stammen von Bert Van der Wolf.


    autsch!
    Bert van der Wolf schert sich erst gar nicht um die Musik, zumindest drängt sich mir dieser Verdacht nach meiner Untersuchung der 9. Sinfonie von Schubert mit Jos van Immerseel auf. Da ist kaum ein Takt einer Wiederholung wirklich gespielt.


    Khampan

    vielleicht eine kleine Hilfestellung:
    Die Frage ist auch "Accent oder Denon"


    Ich kenne beide Aufnahmen nicht, habe aber eine ärgerliche Accent-Aufnahme mit Kuijken, und zwar die Violinsonaten von Mozart.
    Das Aufnahmeteam Andreas und Adelheid Glatt (bis vor kurzem auch die Label-Chefs) erleichtert sich seine Arbeit gerne dadurch, daß die Wiederholungen zum großen Teil kopiert sind. Und das nervt bzw. langweilt beim zuhören. Jedenfalls mich, und zwar kolossal.


    Ich kann natürlich nichts zu den Bach-Aufnahmen sagen. War hier wieder das Ehepaar Glatt aktiv? Wenn ja, wäre ich mißtrauisch.


    Khampan

    ich habe aus dem Mahler-Zyklus von Bertini auch nur die 6. gehört, das hat mir vollauf gereicht. Nichtssagender geht es kaum noch.
    Spieltechnisch zählt das WDR-Orchester erst seit dem unter Bychkow abgeschlossenen Generationenwechsel zu den Spitzenorchestern, und - tut mir leid das so deutlich sagen zu müssen - auch klangtechnisch kannte man seinerzeit gute Aufnahmen beim WDR nur vom Hörensagen :untertauch:


    Wie gesagt, hat sich inzwischen massiv gebessert :angel:
    aber von Gary Bertini (den Vornamen nie in englischer Manier, sondern immer mit deutlichem "a" aussprechen, sonst wird er böse) kann man getrost die Finger lassen.


    Wer ist eigentlich David Hurwitz? :baeh01:


    :pfeif: Khampan

    der Südwestrundfunk (SWR) bietet jede Woche ein Musikstück zum Download an, diesmal ist es ein ausgesprochenes Sahnestück, das noch bis 10.1. kostenlos zur Verfügung steht:


    die Eroica mit Michael Gielen und dem Sinfonieorchester des SWR Baden-Baden und Freiburg.


    "www.swr.de/swr2/musik/musikstueck/-/id=2937886/1e3uk7m/index.html"


    Wer bisher gezögert hat, sich eine der inzwischen zahlreichen "flotten" Einspielungen zuzulegen, kann jetzt unverbindlich prüfen, was er verpaßt hat.
    Der erste Satz beispielsweise dauert mit Wiederholung 15:26, das ist noch etwas schneller als Gardiner. Für mich ist dieses Tempo genau richtig, hier kann ich entspannt ganztaktig vorwärts denken (Beethovens Metronomangabe entspricht genau einem ganzen Takt pro Sekunde), anstatt wie bei langsameren Einspielungen von einem Viertel zum nächsten gehetzt zu werden, oder gar mich mit aufgeregt pulsierenden Achteln abmühen zu müssen :baeh01:


    Gielen verdanke ich überhaupt die erste Eroica, die mir gefallen hat, noch in seiner Frankfurter Zeit.


    Gruß,
    Khampan

    Zitat

    Original von Pius
    Die Streichquartette klingen so ähnlich wie die von Zemlinsky? Dann ist das vielleicht doch nichts für mich... :untertauch:


    schon möglich.
    Wenn du die von Schostakowitsch noch nicht kennst, würde ich dir eher dazu raten (deinen Geschmack in etwa kennend), sind irgendwie "klassischer". Schon sein erstes Quartett ist eine Wucht. Allein schon wegen eines darin enthaltenen Ohrwurms, der ebensogut von Dvorak stammen könnte, dringend zu empfehlen.



    :hello:Khampan

    Zitat

    Original von Pius
    2.) Da mir das Stabat Mater und die 3. Symphonie von Szymanowski deutlich zusagen, möchte ich mehr von ihm kennenlernen, am liebsten natürlich Kammermusik. Auf Seite 248 im Merkheft sind diverse Dux-CDs mit Szymanowski-Werken für 12,99 Euro angeboten.
    Wie sind denn seine Streichquartette? Angeblich sollen sie ja zu den besten ihrer Epoche zählen.


    die CDs kenne ich leider nicht, aber generell ad Szymanowski -
    erst einmal würde ich die 4. Sinfonie und die beiden Violinkonzerte empfehlen.
    Aber dann... Kammermusikliebhaber bitte ran an die beiden Streichquartette:
    Nr. 1 C-Dur op. 37 (1917),
    Nr. 2 op. 56 (1927)
    Beide Werke sind dreisätzig (für Nr. 1 war ursprünglich eine Schlußfuge geplant, die S. infolge der Revolutionswirren nicht mehr geschrieben hat) und dauern je 17-18 Minuten.


    Zusammen mit der Dritten Klaviersonate und dem Ersten Violinkonzert bildet das Streichquartett op. 37 die Rückkehr zur "absoluten" Instrumentalmusik und zugleich eine Visitenkarte seines Personalstils, der trotz gelegentlicher Anklänge an Debussy, Schönberg und Bartók verblüffend eigenständig wirkt.
    Der Zwang zur stimmigen Konstruktion, wie er noch die von deutscher Musik beeinflußte Frühphase Szymanowskis bestimmt, ist einem freien, rhapsodischen Umgang mit Motiven und Architekturen gewichen, bei der die alten Formprinzipien nurmehr wie verstaubte Erinnerungen durchscheinen. Szymanowski beherrscht vollendet die Kunst des fließenden, schillernden Klangs, wozu ihm eine Fülle von Spieltechniken wie Flageolett, Spiel am Steg ("sul ponticello"), Tremolo oder anschleifende Glissandi dienen.

    (Michael Struck-Schloen im Booklettext zur Aufnahme des Carmina-Quartetts)


    Während also Szymanowskis formale und instrumentale Behandlung ebenso souverän und experimentierfreudig wie bei Schostakowitsch erscheint, ist das klangliche Ergebnis vielleicht am ehesten mit Zemlinsky vergleichbar, mit dessen Quartetten ich sie für mich persönlich auf eine Stufe stellen würde (darüber stehen Schostakowitsch, Bartok und Janacek).


    Ein typisches Beispiel für besagte Experimentierfreudigkeit ist der 3. Satz des 1. Quartetts, ein "Scherzando alla Burlesca", in dem jedes Instrument in einer anderen Tonart spielt, was man als Zuhörer aber gar nicht unbedingt wahrnimmt.


    Gruß,
    Khampan

    Zitat

    Original von Gurnemanz
    Man müßte also bei Janácek-Quartett-Aufnahmen darauf achten, ob sie vor oder nach 1975 entstanden sind. So gibt es gerade vom Smetana-Quartett, zur Zeit relativ einfach zu bekommen, ältere Aufnahmen:




    man kann die philologische Genauigkeit auch mal außen vor lassen, oder gerade um die Unterschiede selbst festzustellen, eine ältere (wenn dann diese) hinzunehmen. Klangtechnisch zählen die Supraphon-Aufnahmen immer zum besten der jeweiligen Zeit. Auch Dvoraks op. 81 ist in dieser Aufnahme so wunderbar idiomatisch gespielt, wie ich mir tschechische Musik idealerweise vorstelle (allerdings sind die fehlenden Expositionswiederholungen bei Dvorak für mich nicht hinnehmbar).


    Gruß,
    Khampan

    Zitat

    Original von Gurnemanz
    Hat sich die Skampa-Fassung heute durchgesetzt, etwa bei neueren Aufnahmen? Hat er Ähnliches gemacht wie beispielsweise Charles Mackerras im Fall der Opern?


    Diese Fassung war 1975 im Rahmen der kritischen Gesamtausgabe bei Edition Supraphon / Bärenreiter erschienen, herausgegeben von Milan Skampa. Da die Änderungen im Vergleich zum vorher bekannten Notentext relativ gravierend sind, würde ich mal davon ausgehen, daß sie seither von allen Quartetten benutzt wird.
    Sicherlich nicht zufällig hat das Smetana Quartett als erstes diese Fassung eingespielt.


    Bei den alten Denon-Booklettexten sollte man übrigens nicht jedes Wort auf die Waagschale legen ("Neubearbeitung" statt "Urtext" oder wie auch immer man das nennen mag), sie wurden in stiller-Post-Manier von Nicht-Fachleuten aus dem Japanischen übers Englische ins Deutsche übersetzt.
    Das tut der Qualität der Aufnahme freilich keinen Abbruch.


    Diskographie und weitere Informationen findet man im Janacek-Online-Lexikon "www.leos-janacek.org/lex/1s3.htm"


    :hello: Khampan


    Janacek, Die Ausflüge des Herrn Broucek
    Teil 1 - Auf den Mond


    Der Prager Spießbürger Herr Broucek ("Käferchen") träumt im Biersuff, er wäre auf dem Mond, wo er von einer äußerst feinen Künstler- und Intellektuellenwelt willkommen geheißen wird.
    Auf dem Mond spricht man möglichst in wohlklingenden Versen - das geht ja noch, aber als Herr Broucek darüber aufgeklärt wird, daß man sich statt zu essen vom Riechen zu ernähren hat, fühlt sich der bierdurstige und wursthungrige Held zunehmend unbehaglich und ergreift schließlich die Flucht.


    Janacek nimmt in diesem ersten Teil seiner Opernbilogie nicht nur den Spießbürger aufs Korn, sondern auch die Intellektuellenszene, die dem folkloristischen Exoten Janacek die Anerkennung verweigerte. (Im zweiten Teil gerät Herr Broucek ins Mittelalter, wo er bei einem Prager Befreiungskrieg eine äußerst jämmerliche Figur abgibt. Beides zusammen ist nicht gerade einfach auf der Bühne darzustellen, und außerhalb Tschechiens sehr schwer zu vermitteln. Schade um so viel herrliche Musik, besonders das Ende des ersten Teils).