Zitat
Original von Pius
2.) Da mir das Stabat Mater und die 3. Symphonie von Szymanowski deutlich zusagen, möchte ich mehr von ihm kennenlernen, am liebsten natürlich Kammermusik. Auf Seite 248 im Merkheft sind diverse Dux-CDs mit Szymanowski-Werken für 12,99 Euro angeboten.
Wie sind denn seine Streichquartette? Angeblich sollen sie ja zu den besten ihrer Epoche zählen.
die CDs kenne ich leider nicht, aber generell ad Szymanowski -
erst einmal würde ich die 4. Sinfonie und die beiden Violinkonzerte empfehlen.
Aber dann... Kammermusikliebhaber bitte ran an die beiden Streichquartette:
Nr. 1 C-Dur op. 37 (1917),
Nr. 2 op. 56 (1927)
Beide Werke sind dreisätzig (für Nr. 1 war ursprünglich eine Schlußfuge geplant, die S. infolge der Revolutionswirren nicht mehr geschrieben hat) und dauern je 17-18 Minuten.
Zusammen mit der Dritten Klaviersonate und dem Ersten Violinkonzert bildet das Streichquartett op. 37 die Rückkehr zur "absoluten" Instrumentalmusik und zugleich eine Visitenkarte seines Personalstils, der trotz gelegentlicher Anklänge an Debussy, Schönberg und Bartók verblüffend eigenständig wirkt.
Der Zwang zur stimmigen Konstruktion, wie er noch die von deutscher Musik beeinflußte Frühphase Szymanowskis bestimmt, ist einem freien, rhapsodischen Umgang mit Motiven und Architekturen gewichen, bei der die alten Formprinzipien nurmehr wie verstaubte Erinnerungen durchscheinen. Szymanowski beherrscht vollendet die Kunst des fließenden, schillernden Klangs, wozu ihm eine Fülle von Spieltechniken wie Flageolett, Spiel am Steg ("sul ponticello"), Tremolo oder anschleifende Glissandi dienen.
(Michael Struck-Schloen im Booklettext zur Aufnahme des Carmina-Quartetts)
Während also Szymanowskis formale und instrumentale Behandlung ebenso souverän und experimentierfreudig wie bei Schostakowitsch erscheint, ist das klangliche Ergebnis vielleicht am ehesten mit Zemlinsky vergleichbar, mit dessen Quartetten ich sie für mich persönlich auf eine Stufe stellen würde (darüber stehen Schostakowitsch, Bartok und Janacek).
Ein typisches Beispiel für besagte Experimentierfreudigkeit ist der 3. Satz des 1. Quartetts, ein "Scherzando alla Burlesca", in dem jedes Instrument in einer anderen Tonart spielt, was man als Zuhörer aber gar nicht unbedingt wahrnimmt.
Gruß,
Khampan