Ich bin bekennender Fan synchronisierter Fassungen!
Ich habe nichts gegen Synchronisationen (sofern sie nicht zu sinnentstellend sind, und davon gibt´s leider MASSIG Beispiele), ein „Fan“ bin ich davon aber wahrlich nicht. Sie sind für mich höchstens eine Alternative, wenn man einen Film „bequemer“ anschauen will, oder wenn ich einen nicht-englischsprachigen Film das erste Mal ansehe, damit ich ungefähr mal die Handlung mitbekomme. Wenn mich der Film dann noch interessiert, "forsche" ich weiter und sehe mir an, was wirklich gesagt wird, und nicht das, was ein Dialogschreiber im Synchronstudio den Figuren in den Mund legt.
Ich bezog mich ja auf die Synchronisation des Films It. Den habe ich im Kino im O-Ton gesehen. Auf YouTube gibt es kurze Ausschnitte auf Deutsch – das klingt echt grässlich! Zum einen wegen der Akustik, die jedesmal nach Sprecherkabine, und nicht nach Badezimmer, Kanalisation, Straße, etc. klingt, zum anderen weil die Sprecher da so emotionslos rüberkommen. Aus einem panischen Tonfall wird plötzlich ein gelassener Tonfall.
Von solchen Dingen wie Wortwitzen oder Reimen ganz zu schweigen.
Pennywise etwa sagt im Film einen Reim auf: „You´ll laugh, you´ll cry, you´ll cheer, you´ll die”. Und das in einem ziemlich bedrohlichen Tonfall.
Im Deutschen haben sie aus diesem Reim eine holprige Übersetzung gemacht: “Du wirst lachen, du wirst weinen, du wirst jubeln, du wirst sterben”. WTF?!
Meine Fremdsprachenkenntnisse befinden sich auf eher mäßigem Niveau, da ich weder privat noch beruflich Fremdsprachen benötige und meine Schulzeit, in der ich immerhin durch den Unterricht noch regelmäßigen Fremdsprachenkontakt hatte, liegt nun auch schon ein Vierteljahrhundert zurück.
Meine sind auch alles andere als perfekt, aber deswegen versuche ich ja dazu zu lernen, indem ich mich mit dieser Sprache beschäftige.
ür mich bedeuten schon englischsprachige Filme eine Qual, weil ich mich so auf die Sprache konzentrieren muss, dass mir einfach die Stimmung abhanden kommt. Ich kann nicht im Film versinken, in der Handlung aufgehen.
Versinken kann ich in einem Swimming Pool auch, da brauche ich keinen Film dazu
Aber im Ernst: gerade im Originalton ist für mich die Stimmung da, die in einer Synchronisation verloren geht. Sei es, weil die Umgebungsgeräusche viel natürlicher klingen, sei es, weil die Schauspieler ganz anders betonen, einen anderen Tonfall haben als die Synchronsprecher.
Ich verstehe einen englischssprachigen Film auch nicht zu 100%, aber dafür gibt es ja einerseits Untertitel, andererseits das Internet, das es einem ermöglicht, Transkripte nachzulesen oder zu schauen, was diese und jene Redewendung oder Slangausdrücke bedeuten.
Und Englisch beherrsche ich noch vergleichsweise am Besten. Mit Französisch wird's schon dünner
Ich spreche kein Französisch, aber auch da schaue ich im Originalton, mit Untertiteln, einfach weil ich die Darsteller hören möchte, wobei ich da meist zuerst die Synchro anschaue, um mir, wie gesagt, einen Eindruck zu verschaffen, worum es geht, und was ungefähr gesagt wird.
Teil des Schauspiels ist ja auch die Stimme, der Tonfall, sind die Betonungen, sind die Emotionen, es geht ja nicht nur um den reinen Text. Und die möchte ich von dem Darsteller am Set hören, nicht von einem Sprecher in einer Kabine.
Und ganz schlimm wird es, wenn in einem englischssprachigen Film Deutsch geredet wird – wie übersetzt man das? Filme wie Tarantinos Inglorious Basterds kann man einfach nicht auf Deutsch schauen, weil es lächerlich ist, wenn Brad Pitt deutsch redet, und einen Deutschen fragt, seinen deutschen Text auf Deutsch zu übersetzen.
In Bram Stokers Dracula, einem meiner Lieblingsfilme, hat Van Helsing einen holländischen, Quincy einen amerikanischen und Holmwood einen britischen Akzent. In der dt. Synchro klingen alle gleich – man hört nicht mehr, wo die Figuren herkommen.
Übrigens, Michael Caine hat in einem Buch etwas über das Thema Nachsynchronisation gesprochen. Er bezieht sich in diesem Fall darauf, dass ein Schauspieler manchmal sich selbst nachsynchronisieren muss, weil der Ton am Set nicht brauchbar war. Er schreibt:
Mir persönlich geht Nachsynchronisation auf die Nerven: Es ist jede Menge harte Arbeit, bei der nichts anderes herauskommt, als dass meine Darstellung an diesen Stellen um vielleicht 25 Prozent verliert.
Und hier geht es aber um Schauspieler, die sich SELBST synchronisieren! Wieviel verliert ein Film erst, wenn ein anderer Sprecher da ins Mikro redet?
Wie gesagt, ich habe nichts gegen Synchros, für mich sind sie aber nicht mehr als ein Mittel, einen Film beim ersten Mal besser zu verstehen.