Wie bereits betont, es fällt mir nicht leicht (!!), aber es kommen wichtige Anregungen von dir rüber. Im Falle von Nozze bisher bloß Honulka-Klavierauszug, aber bereits länger her.
Ich würde dir unbedingt die Partitur der NMA empfehlen, die es gratis und sehr übersichtlich online gibt: http://dme.mozarteum.at/DME/nm…05&gen=edition&l=1&p1=-99
Oben kannst du die Seitenzahl eingeben, musst also nicht herumblättern. Wenn du Seite 3 eingibst, landest du im Index, da kannst du gezielt nach Arien oder Rezitativen suchen. Das Schöne ist auch, dass hier auf jede Seite die Instrumente am Anfang jedes Systems stehen. Bei älteren Partituren ist es ja meist so, dass nur am Anfang die Instrumente angegeben werden, danach nicht mehr. Außerdem werden die Akkorde der Rezitative als Lesehilfe voll ausgeschrieben, und die Singstimmen in den Violinschlüssel transponiert, so dass man die Modulationen besser nachverfolgen kann. Gerade bei den Tonarten ist es wichtig, dass man ungefähr weiß, welche Charakteristik eine Tonart hatte, welche schön, welche eher unschön oder sogar hässlich klangen.
Die Partitur empfehle ich auch, weil man da alle Stimmen hat, die beim Klavierauszug unter den Tisch fallen, gerade wenn es darum geht, bestimmte Motive unter die Lupe zu nehmen!
Was die Motive bei "Voi che sapete" betrifft, werde ich mich mal ans Werk machen!
Würde mich sehr interessieren. Muss gestehen, mir bisher das bloß im/als Zusammenhang reingezogen zu haben, ohne Trennung in Motive/Elemente.
Natürlich ist der Zusammenhang auch wichtig, den sollte man immer berücksichtigen. Mozart schrieb seine Musik damals in erster Linie für die Kenner, die diese Sprache auch mehr oder weniger gut verstanden. Die anderen waren für ihn das "ohnmusikalische" Publikum. Leider ist uns dieses Wissen, diese Kennerschaft verloren gegangen, die Modernisierung der Aufführungen mit modernen Instrumenten und Dirigenten, die diese Sprache ebenfalls nicht verstanden haben, haben ihr übriges dazu beigetragen, dass man heute praktisch nur mehr "die Musik" hört. Es ist ein wenig vergleichbar mit einer fremden Sprache: man kann sich eine Rede anhören und sagen "Ohh, das klingt aber schön", aber man versteht nicht WAS gesagt wird, man versteht nicht, dass da gerade ziemlich heftig geschimpft wird. Leider gibt es für diejenigen, die sich für diese Sprache interessieren kaum wirklich gute Informationsquellen. Sicher, es gibt Bücher wie das "Handbuch der musikalischen Figurenlehre", da geht es aber mehr um die rhetorischen Figuren des Barock. Also selbst wenn man es nicht beim oberflächlichen Hören belassen will, ist man mehr oder weniger aufgeschmissen.
Es könnte durchaus eingewendet werde, dass in beiden Umsetzungen eine Menge unterm Tisch fällt. Inzwischen drängt sich Verdacht auf, wenn versucht wird, auf der Bühne (also was Nozze betrifft) zu viele Details, Beziehungen, Kontexte zu realisieren, dann die Gefahr wächst, dass es bloß chaotisch gerät..
Meine Lieblingsfigur ist ja bekanntermaßen der Cherubino, und bei allen anderen Figuren wundert mich nichts mehr. Eine Inszenierung könnte vielleicht solche Bemerkungen wie die von Susanna so ausdeuten, dass gezeigt wird, wie verrückt die Figuren alle sind in diesem Haus. Zuerst noch sich über den Herrn aufregen, dann wieder Mitleid haben, dann wieder aufregen ... alle durcheinander und verrückt.
Denkbar wäre vielleicht, dass man die Zensur nicht zu sehr ärgern wollte damit, dass Susanna den Grafen eiskalt anlügt, und ihr da solche Versprecher und Aussagen in den Mund gelegt hat, damit sie nicht zu "böse" wirkt.
LG,
Hosenrolle1