2 wunderschöne doppelcds hätte ich diesmal anzubieten, und obwohl es im prinzip um die gleiche musik des selben komponisten geht, ist die ganze geschichte schön variiert:

jean-henry d'anglebert
sämtliche werke für cembalo
christophe rousset 1996
decca
und

jean-henry d'anglebert
pièces de clavecin & airs d'après m. de lully
céline frisch 2004
café zimmermann
alpha
der engelbert, der engelbert hieß ursprünglich nur jean henry, aber da es so viele henrys in der gegend gab, gab sich die familie diesen namenszusatz um sich abzusetzen, quasi selbstnobilitierung.
geboren ist er 1628. auffällig, dass in der roussetcd das geburtsdatum mit 1635 angegeben wird. *). 1691 starb er in paris.
anglebert hat 1689 eine sammlung seiner cembalostücke drucken lassen, die 4 gruppen in g und d, jeweils dur und moll, sowie 6 orgelstücke umfasste.
rousset verzichtet in seiner einspielung auf die orgelstücke, fügt aber 2 "suiten" in c-dur und a-moll aus hinterlassenen handschriften hinzu.
insgesamt 55 pièces.
in der d-moll folge präsentiert er die "folies d'espagne" als ersten variationenzyklus der französischen cembalomusik, und in der d-dur haben wir ein tombeau zur erinnerung an champion de chambonnières, den vor einigen beiträgen hier erwähnten urvater der clavecinisten, dessen amtsnachfolger als odlmdlcdrplc anglebert ja auch war.
eine eigenart angleberts sind seine transkriptionen von stücken giovanni battista lullis, also airs, menuets, ouvertüren,..., die er in seine cembalosuiten einfügt.
das instrument des überaus ansehnlichen christophe rousset ist ein museumsstück von (wahrscheinlich) joannes ruckers aus 1624 und war einst im besitze einer renommierten sadistenfamilie.
das verdienstvolle label alpha benutzt in einer seiner typischen prachtausgaben (inkl. exkurs in die bildende kunst) diese eigenart angleberts, um den transkriptionen die lully'sche originalmusik gegenüberzustellen. dieses übernimmt auf der 2. cd das ensemble café zimmermann, welches 11 stücke spielt. warum céline frisch anschließend nur die 5 orgelfugen und nicht auch die kyrievariationen aus der erwähnten druckausgabe 1689 spielt, erschließt sich mir nicht, platz wäre gewesen (oder sind die länger als 30 minuten?).
cembalomäßig bedient sie sich eines schmucklosen nachbaus nach vincent tibaut (ein originaltibautinstrument hatten wir oben bei chambonnières).
man hat also mit diesen beiden doppelcds sämtliche cembalowerke, die gesamte druckausgabe (+orgel -1), einen interpretations(inkl. instrumenten-)vergleich über 2 suiten (g-dur/moll), und referenzwerke lullys mit transkriptionen.
[und es ist jetzt einmal an der zeit anzumerken, dass der lullist auch diesen komponisten und diese cds verdienstvollerweise schon vor jahrzehnten vorgestellt hat.]
*) ja, die beihefte mit ihren übersetzungslöchern und -abgründen! (michl, hilde, was meint ihr zu meinem verdacht?)
im roussetbeiheft wird sowohl im englischen als auch im deutschen jacquet de la guerre zum mann ("his" und "seine sammlung"). das liegt an der tücke des französischen, wo das possesivpronomen vom genus des objektes abhängt. wer weiß, wie viel falsches wir aufnehmen ohne es zu merken...