Hallo, lieber Wolfram
Und die Dummen, die diese angebliche Ironie nicht erkannt haben, hast Du wieder prächtig hinter´s Licht geführt. Wie auch immer, zumindest hast Du schlitzohrig wieder mal die Kurve gekriegt.
Lieber Chrissy,
sieh mal, es ist doch so: Ein Forianer hat sofort verstanden, was ich sagen wollte. Andere nicht.
Es ist doch gut, dass wir in einem Land leben, in dem man seine Meinung offen sagen darf. Jedenfalls, solange dies die Rechte anderer nicht einschränkt. Dazu gehören insbesondere die Persönlichkeitsrechte. Das heißt, man darf niemanden durch das Verkünden seiner Meinung beleidigen. Wenn jemand sagen würde, „alle Regietheater-Regisseure sind geistig zurückgeblieben“, so wäre dies eine Beleidigung für alle Regisseure, die sich selbst öffentlich zum Regietheater bekennen.
Da entsprechende Äußerungen hier gefallen sind: Hätte dieses Forum irgendeine Relevanz oberhalb der Messbarkeitsgrenze, so hätte es längst die entsprechenden juristischen Schritte gegeben. Man gehe im Gedanken die Möglichkeit durch, der obige Satz stünde im Feuilleton der FAZ, um dieses Forum in seiner Bedeutung richtig einordnen zu können. Eine Spielwiese, weiter nichts, mit ein paar Erträgen aus jpc- und amazon-Tantiemen. Dennoch: Schön, dass es so etwas gibt!
(Ich sage nicht, dass irgendein anderes Forum bedeutender wäre – wobei ich allerdings nicht zählen, sondern wiegen würde und dann doch ins Nachdenken käme. Andere Foren erheben aber vielleicht nicht denselben monopolistischen Anspruch.)
Natürlich wäre der Satz „alle Gegner des Regietheaters sind geistig zurückgeblieben“ genauso juristisch relevant.
Viel wichtiger als die Frage, welchen Inszenierungsstil man mag, welche Zeitung man liest und ob Karl Böhm ein guter Mozart-Dirigent war oder nicht, ist doch, dass man in unserem Lande seine Meinung dazu sagen kann. Unzensiert. Das ist für mich nicht verhandelbar. Wenn das nicht gegeben ist, ist die Diskussion der drei anderen Fragen völlig sekundär.
Wenn hier nun in diesem Forum beleidigende Meinungsäußerungen gebilligt werden, bei denen Maßnahmen bis zur Zensur statthaft wären (wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten, siehe oben), aber andere objektiv richtig dargestellte Sachverhalte zensiert werden, dann überlege ich mir, ob ich das unterstützen will.
Jeder soll seine Spielwiese haben. Bekanntlich ist Wien in vielen Dingen der Zeit hinterher. (Gibt es schon Frauen bei den Philharmonikern?)
Vielleicht wird es so sein, dass gerade in Wien das Regietheater fröhliche Urständ feiern wird, wenn diese Welle andernorts längst wieder zurückgegangen ist. Die Wiener Variante wird vielleicht so sein, dass Siegmund und Sieglinde von einem echten Zwillingspaar gesungen werden, das den Inzest auf der Bühne unter Austausch von Körperflüssigkeiten vollzieht. „Siegfried“ wird naheliegenderweise erst ca. zwanzig Jahre später gegeben werden können. Wenn alles gut geht. Regie wird Thielemanns Enkel führen, dirigieren wird Bieitos Tochter. Im Orchester der Wiener Staatsoper werden überwiegend lesbische Frauen sitzen, da die österreichische Variante der Gleichberechtigung die seltsame Blüte treiben wird, dass gleichgeschlechtlich lebende Frauen bei der Einstellung bevorzugt werden.
Das wird der Tag sein, an dem vielleicht jemand mit seinem Rollstuhl die Staatsoper stürmen wird, die Maschinenpistole auf den Knien, und das Feuer eröffnen will, aber nichts passiert – denn die Anleitung war auf Englisch, und der Download der deutschen Version hat irgendwie nicht geklappt, und die Leute werden einander zuraunen.