Ich habe die ersten fünf Bände letztes Jahr mit großem Eifer verschlungen. Fantasyliteratur hatte ich zuvor gemieden, aber "A song of ice and fire" hat mich ganz schön in seinen Bann gezogen. Mich beeindruckt vor allem, wie Martin mit den unzähligen Handlungssträngen derart jongliert, dass es fast nie unlogisch wird (das Erscheinen dieses "Cold Rangers", der Sam vor Wildlingen rettet, ist eigentlich der einzige wichtigere unlogische Moment in den fünf Büchern), und wie er durch geschicktes Spiel mit Information und Desinformation alle Handlungsstränge spannend hält.
Beispielsweise hört man über den "Onion Knight" Davos Seaworth im vierten und fünften Band lange nur Gerüchte, denen man andererseits auch wieder geneigt ist, keinen Glauben zu schenken, weil man Grund hat anzunehmen, dass das damit verknüpfte Adelshaus weiterhin den Starks treu ist.
Ich fand Band 4 und 5 ebenso stark wie die vorhergehenden und vermeine stilistisch eher eine sukzessive Verbesserung zu erkennen, gerade von Band eins auf die Folgenden (allerdings ist mein Englisch nicht so gut, dass ich da eine wirklich fundierte Einschätzung liefern könnte). Eventuell ist das aber die langsam wechselnde Perspektive, denn die Kinder, aus deren Sicht Martin zu einem guten Teil schreibt, werden langsam erwachsen, und mit ihnen eben auch der Inhalt und evtl. auch Stil ihrer Kapitel (ich bin da sehr gespannt, ob Martin es schafft, dieses erwachsen Werden überzeugend darzustellen).
Band 4 und 5 retardieren gewaltig, im Prinzip liegt ja schon am Ende von Band 3 fast alles in Scherben. Ich denke, das ist einfach die Funktion, die Martin dem Herbst zugedacht hat. Ich bin sicher, dass, mit Eintritt des Winters, Band 6 die Handlungsstränge sukzessive wieder zusammenführen wird. Das ist ja durchaus schon angelegt (Vorsicht: Ab jetzt wird Handlung verraten!
Der Onion Knight ist auf der Suche nach Rickon Stark, Jaime trifft auf Brienne und Catelyn, Jon Snow wird sich vermutlich endlich von den Pflichten eines "Black Cloaks" befreien können (weil es bald keine Black Cloaks mehr geben wird
) und hat Zugriff auf eine Armee von einigen tausend Wilden, mit denen er sich z.B. auf die Suche nach Onkel Benjen machen kann, Bran nimmt über Theon Kontakt mit der Welt auf, Daenerys tut endlich das, was ihr geweissagt wurde, dass sie es tun müsse, etc.
Das, was ich von der TV-Serie gesehen habe, fand ich äußerst enttäuschend. So vieles, was im Buch nur angedeutet wird, wird in der Serie ganz direkt und platt gesagt, und das nimmt für mich einfach einen Hauptreiz der Bücher.